JahrgangZ Nebraska Staats- Anzetger lund II cerold. rl913w V(Theii.) Einmal am Tag-— Von Hans Herbeki Ulrich lsxnmal sollst du am Tag die Hände fallen lind sorgen. daß dein Schüssen stille steht Und über deines Lebens Allgemelien Der kühle Hauch des frohen Nastrns weht. Tnnn sieh auf deines Wettiags stolzen Siegen lan glaube fest dem jungen Sonnen schein Laß deine Träume hoch zum himmel fliegen! « Dann wirft du frei und stolz und Sie ger fein. llnd deine Zulunft in den Atmen halten Wie man fein Liebfies stark zur Ruhe trägt! Einmal sollst du am Tag die Hände falten Daß sich die Andacht auf dein Leben legi. .-.--.-— Ver Kammetherr. Huinoriitisehe Stizzr von A. G r e e n. Diesinal waren alle drei sehr ver gnügt aus der Sommerfrische zurück gelehrt. »Es ioar wirllich nett«, sagte Großmutter Koppel; »et; war reizend, ,,meinte ihre oerioittioete Tochter, die iininer noch schöne Frau Nietlich, nnd »es war einfach himmlisch!« ries mit begeisterternAngenanfsehlag ihre »Ein zige'«, Theresehen Nietlich, aug. Der siebzehnjiihrige Backfisch hatte in dein kleinen Badeorte ans der Neunioii zum ersten Male einen Blick in die Welt der Erwachsenen thun dürfen. Wie hatte ihr hergehen ge pacht, als Mutter ihr die goldenen Zöpfe aufgesteckt und ihr das neue, mattblaiie Crepe de Chine-Kleid zit gehatt, nnd wie hatte sie gezittert vor Aufregung, als sie endlich, von Miit ter nnd Großmutter begleitet, den Festsaal betreten! Aber bald, sehr bald-, hatte ihre Angst sieh gelegt: denn Thereschen war iein Mauerbliiniehen geblieben. Sehr bald waren einige Herren erschienen, uin sich den drei Generationen vorzustellen; der Groß mutter eine ehrsurchtövolle Verbeu gung zu machen. ein paar verbindliche Worte mit der Mutter zu wechseln und dann das selig lächelnde The resehen viele viele Male ini Kreise her nniziischiventen! Ein leichter Schwin del besiel sie immer noch, wenn sie an diesen wonnigen Abend zurückdaehtr. Ach ja. es war »einsach himmlisch« ge wesen! E 0 Und es lonnte diesen Winter wieder »einfach himmlisch« werden! Denn der junge Mediziner, der sie im Gasthofe ausgesucht, wollte seine Studien hier in der Hauptstadt zu Ende bringen, der Afsefsor, der ihr zum Ahfchied ei« nen Strauß Rosen überreicht, würde so wie so nach Berlin versetzt werden, und der dritte . . . . Ja, der dritte! Das war die tadelloseste Erschei nung in dem kleinen Seebade gewesen, f der Mann, nach dem sich alle Frauen umgedreht. der sämmtlichen Mütternj heirathsfiihiaer Töchter stille Seufzer entlockt s der wunderschöne stolze Kammerherr. Freiherr von und zu Bombstl Und gerade der hatte The reschen aani augenfällig auf jener Re union den Hof aemacht; denn er hatte nur ein einziaes Mal - nur mit ihr aetanzt febr zum Mißvergniiaen aller anderen Damen. Der kleine Rackfifch war Geaenstand des bitter ften Neides aewesen! -- Und ihre Mutter hatte ihn. als er iich verab schiedete aufaefordert, die Familie in Berlin zu besuchen. Mit tiefer Ver beugunq und einem Handtuss hatte er gedankt· Oh er wohl kommen würde? Wie der und wieder flogen Thereöchenö Ge danken zu feiner ritterlichen Erschei nung .. . . Sie ahnte ei nicht, daß ihre «immer noch schöne« Mama seht jeden Moran vor dein Spiegel stand und sich die vereinzelten grauen Oaare aus den Locken rupfte, während auch ihre Gedanken zur ritterlichen Erscheinung des Kammerherrn flogen k» Freilich, der selige Nietlich hatte den Besitz des Geldes an ihren Witwen stand geknüpft . · . wenn sie sich wiede rum in hymens Fesseln schlagen liess, dann aing ihr Reichthum aus Thieres chen über. auf There-check dieses halbe Kind, das aber bei der Reunion im Seehade aezeiat. daß ei die Män ner zu fesseln wußte-» Wenn nur der Kammerherr ither haupt die Schwelle des alten Bürger hauses überschritte! Ein neues Ele ment in der Familie Man ver kehrte bisher nur mit Kaufleuten; jetzt galt es aber Künstler, Gelehrte, Offi ziere in-’s Haus« zu ziehen, ihre Toch ter, ihr Thereschen, sollte in andere Kreise kommen, eine feine Partie ma chen. Großmutter brauchte von solchen Zukunftsplänen nichts zu wissen; sie war noch vom alten Schlage, zufrie den, wenn das Soll und Haben stimmte und sie alle Jahre ein erkleck liches Sitmmchen zurücklegen stonntr. So lebten die drei Frauen in dem wintligen Kaufmannshause, das schon viele Generationen vor ihnen behel bergt die beiden jüngeren mehr mit Vergangenheit und Zukunft, als mit der Gegenwart beschäftigt, die aller dings nicht gerade harmonisch war. Das neue Dienstmädchen das nach der Rücklehr von der Sommerreise an getreten war, erwies sich als ein dum mer und tölpelhaster Schmutzfintx im Oliqher, wenn die Geselligteit begann, mußte unbedingt eine andere gemiethet werden. Bis dahin hiesz es, die Wirth schaft in Stand zu sehen: Frau Niet lich nahm die Generalreinigung vor. Aber auch während der ärgsten Tage an denen sie die ganze Wohnung un ter Wasser zu seteen liebte sorgte sie doch dasiir, dasz Thereschen zur Be suchgstunde nett angezogen war. · Man konnte nicht wissen . .. »Zieh Dein rosa Musselinlleid an, mein Kind, und brenn« Dir Deine Löckchen!« »Aber Martia ich verderbe ja das gute Kleid!« »Wenn Du es hoch steckst und meine große Schürze vorbindest, machst Du Dir keinen Fleck. Thu’s nur« There-p chen; wer weiß, wer tommt2'« »Wer weiß, wer tommt!« Das war das Zauberwort, dem zu Liebe Mut ter und Tochter sich um die Wette schön machten. Endlich war auch das große Reine-— machen vorüber; der dienstbnre Geist und die Scheuersrau tobten nur noch ans dem Korridor unsd in der Küche herum. Jm Salon war der Teppich schon wieder gelegt und die Möbel eingeräumt -— blos die Nippsachen fehlten noch. Die wusch und bürstete Frau Nietlich eben in warmem Sei senwasser, während Thereschen sie sorgfältig abtroctnte. Solch seine Porzellansigiirchen tonnte man den derben Fäusten der Magd nicht an vertrauen. »So«, sttate Frau Nietlich befrie digt, indem sie die letzte Nippsache, ei nen zierlichen, bogenspannenden Amor aus dem Wasser zoa, »so; in einer Viertelstunde steht alles wieder an sei nem Platze » dann mag Besuch kom men." Da tlingelte eg. Mutter und Toch ter blickten sich entsth an Es war ein schriller Klang getoeien aanz sonderbar so llingelten teine von ihren Bekannten dag lonnte nur ein Fremder sein . . .. Kurs vorher hatte die Uhr vom na ben siirchthurm zwölf Schläge ge than . » Besuchsiieit also . .. Draußen auf dem Flur hörte man die Scheuerfrau vollern und die En treethiir aufreisien . « Dann sprach eine männliche Stimme leise . . Frau Nietlich und Thereschen die in athemloser Erreguna lauschten, wurden beide blaß bis aus die Kivven »Er isi’·3. staminelte die Mutter »das ist sein Organ . .. der vornehme Hoston.« »Wenn die einfältige Person ihn nur hereinliißt«, iliisterte die Tochter. »und nicht etwa saat. daß wir großes Reinemachen haben!« » Einen Augenblick horchten sie angst svoll Da stieß die Scheuersrau die iThiir auf. gegenFrau Nietliehs Stirn. fDiese suhr mit einem unterdrückten sAusschrei zurück. Dann wintte sie der Frau stumm, vollends einzutreten. Mit hochgeschiitztem Noa, gänzlich durchnliszter blauer Schürze und weit auslremvelten Aermeln stand sie da. Das Haar hing ihr in unordentlichen Strähnen in’S Gesicht ,,Wer ists denn-P sragten die bei-: den Damen tvie aus einem Munde. «Der herr Kammeeherr«, meldete die Frau mit wichtiger Miene. »O Du meine Gitte!« stöhnte Frau Nietlieh, von Freude und Scham zu gleich libermältigt, »und in diesem ab scheulich unsauheren Auszuge haben Sie ihm ausgemacht?« Frau Emma glotzte dumm. — »Wo ist denn seine Karte?« erkun digte sieh Thereschen »Die liegt draußen tn’s Entree. Der here fragte, ob er die jniidige Frau seine Aufwartung machen diirftef ....:s - -,-«-«"M -..--—-.· . »Natürlich! Sie haben ihn doch in den Salon gelassen?« »Me, er steht noch draußen auf die Treppe. --- Jch habe die Thüre feste zujemacht, wie ich immer soll bei isreinbe Mannöleute!« i »Aber doch nicht bei Kammerhet ren!'« zischte Frau Nietlich außer sich. »Gehen Sie sofort und bitten Sie ihn einzutreten!« Und als die Frau Kehrt machte, packte sie sie schnell, strich ihr «die Aermel herunter, riß ihr die sSchiirze ab und löste die Nadeln, die lden Rock hochhielten . .. Sie stach sich dabei empfindlich in den Finger iWenn der Kammerherr nur nicht warten mußte! Dieser vornehme Mann Mit offenen Armen hatte sie ihn empfangen wollen, nun war ihm die Thiir vor ber Nase zugemacht worden! Mitten Sie ihn, abzulegen«, rief sie der Scheuerfrau nach, »und lassen Sie ihn in den Salon er möchte ieinen Augenblick warten!« « s »Zu fatal!« Thereschen hatte be teils die Schürze abgestreift und war Jnun dabei, ihre Löckchen vor dem Spiegel zu ordnen Frau Nietlich be Tmerltr. daß sie vor Erwartung glü hend roth war. Sie selbst zitterte am ganzen Leibe diese verunglückte Antrittsvisite der Kammerherr mußte sie ja fiir Spiefzbiirger halten. Nervös zapfte sie ihr Kleid zurecht: sie hatte zwar ihr Sonntagsgewand an aber von dem warmen Wasser wa ren ihre Hände ganz aufgeweicht — - und er würde sie küssen! Verzweifrlt rieb siesie - - - sie rochen schrecklich nach Seife . . . . »Ich muß meine Hände erst par-iu miren, Thereschen ich komme gleich wieder. Damit stürzte sie in’s Schlus jzimmer hinüber, um auch ihre Frisur Tschnell noch zu glatten ; Aergerlich starrte ihre Tochter un terdessen aus die tausend Nippsachen iringsuw der kleine Amor, den sie so Iliebtr. und den sie ,,thn« hatte zeigen wollen, stand nun auch im Besuche zimmer -- — Da erschien ihre Mutter wieder, und die beiden Damen traten klopfen den Herzens in den Solon . . . . Die Jalousien waren herabgelassen, er lua Hin shall-dunkel Aus einem Lehnstuhl ierhob sich eine hohe Gestalt, machte seine eleqante Verbeugung und sagte itnit leiser Stimme: »Gnädiae Frau ihatten mir wegen des Mödchenzims mers geschrieben ich bin der Kammerjäger . . .« s-—-—-« Kostbare Saus-nimm von Spiel satt-m Die Königin-Mutter Christine von Spanien besitzt eine der kostbarsten und seltensten Spiellartensammluu gen, die überhaupt eristiren. Seinem historischen Werthe entsprechend steht an der Spitze dieser Sammlung das Spiel, das einst dem Prinzen Euaen von Savohen gehörte und das er aus alle seine Feldzüge mit sich genommen haben soll. Die einzelnen Blätter, ds ren Zeichen und Bilder in liinstleriich vollendeter Weise mit der Hand ne malt sind, bestehen aus Elsenbein. doch sind sie trohdem so geschmeidig wie die aus Papier hergestellten Kxir tenbliitter. Noch mehr fällt diese ttte schmidigleit bei einem aus holland stammenden Kartenspiel aus, das ans Delster Porzellan hergestellt ist nnd sich laum von den iiblichen, aus dün nen Kartons verfertigten Kartenspie len unterscheidet« Außer diesen st -i tenspielen aus Elsenbein und Poriel lan besitzt die Königin auch solche ans Silber und Gold. sowie aus Leim-n, Zuckerrohrsasern und Palmblättein, und während die letzteren mehr ihrer Kuriosität wegen von der Königin Je sammelt wurden, sind die silbernen unsd goldenen weniger ihres Metall werthes als ihrer liinstlerischen Anc siihrung wegen der löniglichenSamm lung einverleibt worden. So gern sich auch die Königin an ihren zwanglosen Abenden der Kartenspiele ihrerSanmi lung zur Unterhaltung und zum Zeit vertreib bedient, so betrachtet sie doch das Spiel des Prinzen Eugen als historische Reliquie, die wohl bewun dert, niemals aber benutzt werden dars. —-—.s—---· Vorschlag zur Glitt-. Vater: »Du warst wieder unartig, sagt Mama. Sieh her, da ist mein Spazierstock; weißt Du, was ich jetzt machen werde?« »Jch denke, einen Spaziergang, lie ber Papa!« . Im Theater-. Herr: »Pfetsen Sie doch nicht so furchtbar, das macht ja nervös!« ..Sind Sie vielleicht der Autor des StückeiW ; Jn Clpites Satpeterwitste l Nichts vermag die riesenhaften Ent sentungein die uns trotz Eisenbahn-en kund Dampfschifsen auch heutzutage noch thatsiichlich von vielen Gegenden der Erde trennen, deutlicher zu veran j schaulichen als das eigenthiiinlichesMisz iverhältniß zwischen der Größe elemen tarer Ereignisse in sernabliegenden Ländern undverschtvindendenKleinheit ihrerErwiihnung in unserenZeitungen.« Dort eine ländererschütternde Kata strophe hier nur ein paar engge druckte Zeilen, die zwischen den Nach richten aus uni- niihergelegenen Regio nen zur unscheinbaren Notiz toerdenl So wird es auch den meisten Zei tungglesern entgangen fein, daß nach einer lurzen telegraphischen Meldung aus Jquique ein verheerender Wirbel sturm die Salpeterzone Cbiles mit Isainmt den zahlreichen Hasenplätzen heimgesucht hat. Dabei ist doch Jquique trotz seines Fischnurrigem so wenigen bekannten JNx meng mit 44 ,00() Einwohnern jCliileH zweitgrößte Hafenstadt, die Ldurch den Export von Salpeter, Sil ber, Kupfer und Jod ein. bedeutende Stelle im Welthandel einnimmt » .und dem Landestundigen verräthe außerdem noch die Hiobsbotschaft, Idaß init dem Wirbelsturm für den Haupttheil einesGebiets von nicht we niaer als 1400 Meilen Längenausi dehnung ein Ereigniß eingetreten ist, sdag mit bestimmender Gewalt in die Entwicklungsgeschichte jener Land lschaft eingreist und umso tiefer wirkt, »als es nur in durchschnittlich zehnjäh xrigen Perioden wiedereulebren pflegt. Hei lll Ucls gkllslc Accllc Dcl zllllscy cycll idem Riesenwall der Kordilleren und dem Spiegel deg Stillen Ozeans get-se genen Sandtviiste Nord- Chiles ist sjahrzehntelang fast vollkommen regen los-! Kein Busch, lein Kraut schmückte sihre sonnverbrannte Fläche, nur in wenigen tiefen Schluchten vermag sich seine tiinstlich genährte Vegetation zu . halten. Aber trotzdem birgt gerade Eise trostlose Einisde in vielen reichen upfer- und Silberminen und beson ders in den toeitausgedehnten Salve tetlagern einen fast uner öpflichen Reichthutn Für diese lei tlöslichen Kalt-» und Natronsalze bedeutet die Regenlosigleit des Klimag geradezu die Existenzbedingung. Dadurch schafft aber auch die Angbeutung diev fer Bodenschiitze durch den Menschen in einer Zone, wo weder Thier noch Pflanze bestehen kann, seltsame natur widrige Lebens-senken die sogenann ten -foizina9, wo der Salpetcr gebro chen, gesotten nnd zum iiberseeischen Transport verpackt wird. Feldbahnen führen die Produkte in langer Fahrt über die Berge nnd an der steilen Küstentvand hinab zum TiJieeresufer, aber viele der Offizinas liegen weit entfernt oon jeder raschen Verbindung mit den Handelshäfen und sind, rings von der starren, toten Wüste umlagert, zu einein sonderbaren weltabgetoandten Dasein verdammt Rein Palmtvipfel, tein sorgsam geheg: ter Garten läßt diese Ansiedlungen, die einigen hundert anspruchslosen Menschen zum Aufenthalt dienen, als tränmerische Oasen erscheinen. Häs; lich, nur dein Arbeitsztvecl untergeord net, stehen sie im Staube, ein Corral fiir die Schlacht und Reitthiere, ein Haufe schmuckloser Wellblechhijtten darum herum, nnd alles überfchauend die Fabrikanlage mit den offenen iibels riechenden Salpetertaan Nun·die schwere schwarze Rauch wolle, die iiber ihnen den Himmel verdüstert und das regellose Triiins merfeld, wo nach Salveter gegraben worden ist, verräth von Ferne ihre Stätte. Oft sind ess- tnehr als zehn Reitstunden, die die Ofsizinag von der Rüste trennen, und es gehört fiir den Landesfremden zu den eindrijcklichsten lsrlebnissern einmal tagelang auf dem Rücken eines guten Pserdeg die eigen artige Welt der Sandwiiste zu dnrch streifen. Schweigend liegt die Pamva im nnerbittlichen Brand der Sonne. Nichts stört die sanfte Monotonie der Bodentvellen. Nur selten blinkt das weißgebleichte Geripp eines Ochsen oder eines Maulthieres über der röth lichen Sanddecte auf. Hier zieht bis weilen einmal der Bolivianer seines Weaerh um als mystifcher Doktor mit rothleuchtendenGliickHdohnem Marien glassplitterchen und anderen Sym pathiemitielchen den Arbeitern auf den Osfizinas Heil zu bringen. Ein Biindel Heu für sein Pferd, im Fla schentürbig ein paar Schluck Wasser und ein Mund voll Cocablätter, die zur Betäubung des Hungergefiihls unaufhörlich getaut werden, genügen ihm für die beschwerliche Reise vom eisigen Hochland in die glühend heiße Wüste hinab. Schweigsam zieht er vorlthey sein Poncho leuchtet bunt in der Sonne, ein Staubwöltchen wirbelt hinter ihm auf, — und wiederum ist es still und einsam rinsum Gegen Abend, roenn sich die Schat ten der Küstengrate köstlich blau über die sandiqen Senlen legen und die Farben des Gesteins in lebhafter Glie derung bunt aufstrahlem wehen vom Ozean her iiihlere Lüfte in die tags iiber unbewegt bssxiitende Atmosphäre der Parnpa. Jn diesen Stunden wer den die Ochsenherden aus den Hafen orten die Berge hinaufgetrieben, um in geisterhaftem stumm-n Zuge nächt licherweile zu den fernen Offizinas zu wandern. Manchmal begegnen sie den Maultierlarawanen, die in eiliaern Schritt die Salpetersäcke thalrvärts tragen, damit vor Anbruch des Mor gens und der unerträglichen Hitze das Ziel erreicht werde. Denn trotzdem sich oft leichte Gewölte am Himmel zeigen, fällt doch fast nie Regen auf das durstende Land. Nur im Herbst schleichen die Camanchacas, die ge fürchteten wegverhiillenden Nebel, vom Meere herauf und decken die Wüste sachte mit einem schweren zwielichtigen Wollentuch zu. Manchmal rieselt dann aus ihnen die Feuchtigleit stun denlang zur Erde nieder, aber rasch zerfließen die Nebel wieder vor der Sonne, und die Nässe hat kaum hin aereicht, um die obersten salzhaltiaen Bodenschichten zu einer harten Kruste zu veriitten. Keine Quelle bat sich aufgethan, kein Bächlein nagt sich ins starre Antlitz der Wüste eine neue be llebende Furche! Wut-den nicht die Seewmde an ver einzelten Stellen unablässia losen Sand über die Bergtiirnme blasen und flimmernde Dünen als die einzigen Wahrzeichen einer bewegieren Natur vor sich her durch die Mulden schieben, -- würden dazu nicht die häufigen Erdstöße die Schollen sprengen und an den steilsten Halden unbedeutende Ruischungen erzeugen, so trüge die Wüste das Bild einer ewig unwandel baren Ruhe. Aber in diesem sanfigewellten, ein sörrnig hinaebreiteten Plane zerreißen unverniuthet jäheSchluchten das unge ftörte Ebenmafk. Tief in ihren Grün den liegen srenrdeGesteine ausgethiirmt, und mächtige Felsbrocken, die deutlich die Spuren von Wassergewalt an sich tragen, sind wie Findlinge weit umher zerstreut. Das sind die Zeugen der Orlane, die in so langen Intervallen die Stille der Parnpa mit Donner und Regen gebraug unterbrechen. Durchschnittlich« mögen zehn Jahre von einem zum andern Sturm vergehen, aber man weiß auch Spanne-: von fünfzehn und mehr Jahren, in denen kein einziger wirklicher Regengusz niederging, wenn sich auch die Häufigtei der Nieder schlage in der allerletzten Zeit etwas zu steigern scheint. Je seltener dtete hrrane eintreffen, desto schwerer find die Verheerunaen, die sie anrichten. Mit ungeheu:er Heftigteit brechen sie los und ftiirzen in liirzefter Frist zahllose Wildbäche aus den Kordilleren in die Panipa hinunter. Jm Nu sind die alten Thal wege aufgestellt, neue werden in den broctigen Schuttboden gerissen-und un ermeßliche Schlammassen überschütten die weiten Sandbeclen. Oft finden die Salpetexwerle in den Hochwassern ihren Untergang und, wo der Sturm die Küftengrate überstiegen hat, fahren verderbliche Wirbel auf die Hafen städte und die vor ihnen veranlerten Schiffe hernieder. Allerdings folgt der wilden Zerstö rung auch eine wunderbare freund lichere Erscheinung, denn wenige Stunden nach dein ersten Regenfall sprießt überall an den decn Meere lzu: gelehrten Berghängen wie durch Zau ber Gras und Kraut auf. Jn erstaun lich kurzer Zeit ist der scheinbar uns fruchtbare lahle Sand von einein grü nen Schimmer iiberflort, aug dein rothe, gelbe und blaue Blumen hervor-— leuchten. Aber nach wenigen Tagen versiegt wieder die Feuchtigleit, und über den Zauber dieses kurzen Lenzes bricht wieder der schauerliche Bann der Wüste. Die Blumen und Gräser ver dorren und werden zu fahlem Stroh, das der Wind in Staub zermürbt und langsam in die Ferne verweht. Wie der verharrt die Parnpa in ihren ge wohnten gelben und rötlich grauen Sandtönen, an den Abhängen blühen wieder die weißen Salzlristalle in lreiten Flächen aus«-, daß es wie Firn-s— selder in der Sonne glitzert, und wenn nicht die wildzerworsenen Schluchten, die unausgeglichenen Geröllhausen der Landschafi einen unruhig bewegten Ausdruck verliehen. so würde wohl bald nichts mehr daran erinnern, wie gewaltsam die Elemente vor kurzem den erhabenen Gleichmuth gestört hat ten. Rasch werden die Salpeterwerle wieder aufgebaut, die Eisenbahnen, der Telegraph werden von neuem iiber Land gezogen, und langsam spinnen auch die Reitpsade ihre seidenalänzem den Spuren wieder von Offizina zu Offizina und fern iiber die Berge nach dem Meere hinunter, nach Jquique, Antosagasta, Taltal oder anderen Ha fenstädten, wo sich die mächtigen La gerschuppen allmählich wieder mit vie len Tausenden von Salpetersäclen füllen. Schauren von Dampfern und Segelschiffen, darunter die größten der Erde, laufen wieder an den öden Ankerplätzen an und kehren mit neuen Frachten eiligst in die Heimath zurück, um die Stockung auszugleichen, die in den Kontors der Reedereien, in vielen chemischen Industriezweigen und vor allem im landwirthschaftlichenGroßsbe trieb nach solchen Wetterlatastrophen einzutreten pflegt. Die tiefsten Bergen-erte. Die Zeiten, in denen der Mensch gedacht haben mag, daß es in der Erde, je tiefer man dringt, desto küh ler wird, sind längst vorüber. Die Erfahrungen im Bergbau mußten schon bald zu der Belehrung führen, daß »dieTemperatur im Gegentheil mit der Tiefe zunimmt. Ein tiefer Keller erscheint im Sommer auch nur des halb verhältnismäßig k·iihler, weil er jahraus jahrein annähernd dieselbe Temperatur beibehalt, also weder die Erhitzung im Sommer noch die Ab tühlung im Winter theilt. Jn den Bergwerten herrscht, wie jetzt jedes Kind weiß, bei erheblicher Tiefe sehr starke Hitze, so daß die Leute dort nackt arbeiten und sich zuweilen inner halb ganz kurzer Zeit ablösen müssen. Die Temperatur richtet sich freilich noch nach der Zusammensetzung des Erdboden-T und besonders hoch pflegt sie in der Nähe vonErzgängen zu sein. Daher ist dem Menschen eine Grenze gesetzt, die er in der Ausbeutung sol cher Bodenschätze nicht überschreiten kann. Dennoch gibt es Bergwerte von sehr ansehnlicher Tiefe auch im Metallbergbau. Jn dem berühmten Goldbezirt von Bendigo in Australien ist die Goldmine von Viktoria Quarz gegenwärtig die tiefste der Erde. Sie besitzt einen sentrechten Schacht, der bis auf 4280 Fuß Tiefe auggehoben ist, und dann noch ein Schöpsloch von 229 Fuß. Dies Bergwerk ist bei sei nen außerordentlichen Verhältnissen, denen selbstverständlich auch unge wöhnliche Anlagetosten entsprochen haben, nicht einmal sehr ertragreich, da die Goldauarzaber in jener Tiefe nicht den erhosften Reichthum gezeigt hat. Die Gesellschaft, der die Mine gehört, bat daher die Regierung des Staate-J Victoria uni die Bewilligung einer Anleihe von einer Viertelmillion ersucht, um den Schacht noch 305 Meter tiefer hinabzusenken, und diese Forderung ist bereit-J bewilligt wor-v den. Dies Bergwerk ist an sich durchaus nicht das tiefste. Die Ehre des lsie-rittiefstenGoldbergwertdz kommt der Mine Sanjon del Ret) in Brasis lieu zu, deren Schacht bis aus 4500 Fus-, hinabsteigt. Im Goldgebiet deg »Rand« in Transvaal befindet sich die Jupiter-Mille von Liouu nah uuu uic Mine Cinderella von 4270 Fuß. Das tveltbekannte BergbaugeLiet im We sten der Bereinigten Staaten hat keine so große Tiefen aufzuweisen. Jn Ca lifornia. wo die ersten großen Gold sunde auf diesen gewaltigen Erzb gern gemacht wurden, gibt es in dem sogenannten »Muttergang« einen Schacht von Its-IV Fuß. Dieser hat eine besondere Geschichte. Die ersten großen Coldlager wurden hier bis 300 Fuß tief gefunden. Dann zeigte sich eine Erschöpfung Man gab aber den Plan trotzdem nicht auf, sondern grub den Schacht immer tiefer. Diese Beharrlichteit wurde dadurch belohnt, dasz in dreihundert Meter Tiefe eine neue reicheErzzone angetroffen wurde. Vor einigen Jahren erlag dann auch diese, und man stieg aufs neue Inuthig tiefer hinab. Auch diesmal wurden die Hoffnungen nicht getäuscht; denn bei 25(")0 Fuss fand sich eine dritte mächtige Erzlage. Die tiefsten Berg werle für Erz finden sich aber ·ikn—Obe ren See in einer Gegend, die sich durch ihre Kupferlager einen Weltruf erworben hat. Der tiefste Schacht geht dort 5310 Fuß hinab. stindtichko Mißverständniss. Der kleine Hans hat eine Armbrust geschenkt bekommen und schießt eines »Tage- damit in die Fensterscheibe hin "ein, so daß diese tlirrend zerspringt. Vater: »Warte, Junge, fiir diese Ungezogenheit sollst Du jetzt eine tüch tige Tracht Prügel betotnmen." Der kleine Hans: »Aber Papa, Du hast doch selbst gesagt, ich soll mich tm Scheibenschteßen übe-M