Der Kunstretter Ww WWW Erzählung von Friedrich Gerstäcker W WM Iffffftsffkfvvsvvs s - - - - ils. FortsesnngJ .Ptth. Tobi. seinerI von nicht«-, W Dir nichts versteher sagte siiihiey der keineswegs trunken, ader durch den Wein gesprächig geworden spar. »Was ich unter Gesellschaft ver stehe, ist etwas ganz Anderes — nicht das, wa- Du meinst« wo zehn ooer wanzig oder oreißig"Personen« zu - fanirnenkornmen und sich um die Tische Irr-umsetzen und ihr Bier trinten. sannst Du aber « Donnerwetter, die Flasche ist schon wieder leer heh, Wirthschasti kannst Du auf dem Kopfe stehen?« «Jch?«· sagte Tobias, ihn mit einem entseylich verblüfften Gesicht anstar rend, »ich weiß nicht « ich habe es noch nicht versuch:·« — »Ist auch gar nicht nöthig. Kame rad, denn Du Wian doch nicht«, sagte Minnen »und das ist noch das Leichteste dabei. hast Du neulich gesehen, was für Kunststücke die drei Burschen machten, die hier irn Dorfe warens« »Von denen der Eine die Leiter hin auflief. ohne daß sie Jemand hielt Z« .Ganz recht. und das sind noch Spielereien. denn sie risliren nichts dabei, als vielleicht einmal, wenn es mißglüeit, zu sallen.'« - »Aber was hat das mit Dir und rnit dein Baron da oben zu schaffen?« sagte Tobias. der aus den Worten sei nes Nachbars nicht recht klug wurde. »Da-tust Du das Maul halten?" fragte Mühler leise. »Das kann ich", versicherte Tobia3, wirklich froh, endlich einmal etwas zu finden, was er wirklich zu lönnen glaubte. «Gut'«, sagte der Mühler. »das ist manchmal schon viel werth -- da lonicnt aber der Wirth wieder — der draocht nichts zu wissen.« »Na, Herr Mühler". sagte diesen der mit einer frischen Flasche zuni» Tische trat. «sind ja heute recht sidel.» Heil-? mir gleich gedacht, daß .Sie» mehr wollten, und die alte Sorte mit gebracht. Nicht wahr, der schmeckt?« »Es geht da nehmt die leeren Flaschen mit. Tobias hier ist heute etwas niedergeschlagen, und den müs- . sen wir wieder sidel machen trinkt« Jlsr ein Glas mit, Sternenwirth?« » »Gleich,steh’ ich zu Befehl, Herr Mühler « rnusz nur einmal hinunter in die Schmiede, dort etwas zu besor gen-— ich bin bald wieder da. Sollten Sie in der Zeit etwas wollen, so steht ed hdrüben in der Stube, und meine « site da kann es Ihnen geben« »Der kann abtomrnen," sagte brum mend Tobiasz als der Wirth das Zimmer verlassen hatte —- .,Lump, nichtsnußjger. — Wer Geld hat« dem macht er den Buckel krumm, und so wie er merkt, daß es dünn wird, kennt er Einen nicht mehr und fängt an schwer zu hören. Dir lnövie ich die Ohren noch einmal aus, Halunle — nber — über was- sollt’ ich’s Maul halten« Mühler? —- Was tann der Baron. und wag kannst Du?« - «Baron,« sagte Miit-let die Achsel guckend und sich und Tobias aufs Neue einschenkend, »der da drüben ist so wenig Baron wie Du und ich.« »Den Teufel auch!" murmelte To bias leise und erstaunt vor sich hin. »Das schadet auch nichts, Kame rad.« lachte der Alte in übermüthiger Laune weiter, —- »bah, so viel süe ei nen lumpigen Baron, wenn er nichts weiter kann, als Samstags dem Ver walter sein Geld auszahlen, und sür das Uebrige den lieben Gott sorgen liißt —- unser Monsieur Berti-and kann mehrf· »Mosje Verstand-« fragte Tobias erstaunt »Sagte ich Bertrand?« fragte Müh ler, dem das Wort nur so entfahren - wur. »Ich dachte . . . »Na, bleibt sich gleich —- den solltest Du einmal auf drei Pferden zugleich reiten sehen.« »Aus dreien, na, so liig’ Du und der Teufel! wie will er denn auf dreien zugleich sisen?« «»Siyen? —- er sitzt auch nicht, er sieht, mit jedem Fuß auf einem und das dritte zwischen den Füßen, und vier dabei vorn im Zügel, daß die haare lausen.« »Aber das machen ja die Kunstrek ter!« sagte Tobias, fest völlig ver .. blüssst über Alles, was et hörte .Thun sie auch, Kamerad,« lachte PMB-Ich »und seine Frau, meine Tochter, solltest Du erst sehen —- der Insel m des Leuten, wenn die auf ihrem Schimmel geflogen kam und peits- Ueffen sprang und über Tücher Weste und sich so und so drehte — - need die Meine —- die Jofephine, das G ein wahrer Teufel von einem Kinde ans des Sattel — sie könnte nicht W auf dem festen Boden tanzen.« zum Donnerwettee, Kometen-I PM, erstaunt Front gegen Tät-W M Baron da drüben c W seither-, der ja ein " deckst-et hat « ergänzt-e Mer, M m is- ten-Ies- m et auch noch ein schlechter Oelonom sein mag.« .l.lnd die ganze Familie — und Drei« .Lauter Kunstreiter,«« lachte der Alte teiucnphikend, ohne sich jedoch sel ber als Bajazbo zu denuncieen. »Das ist ein lustiges Leben, Kamerad, und Du solltest einmal dabei fein, wenn es so recht mitten im Glanz und Gang ist. Hier — der Teufel soll's holen, ein Hund hat’s besser, als den ganzen Tag da drinnen hinter den steinernen Mauern zu sitzen und Maulasfen feil zu halten, und-ich half es auch satt bekommen und gehe meiner Wege.« »Was ?« rief Tohias, jetzt noch mehr erstaunt als vorher. »Du willst fort. Kamerad. willst mich hier allein las sen?«' setzte er mit einer eigenen Akt von Rührung hinzu. »Kann’s nicht ändern,« bestätigte Mühler, »das Leben hier iiihr’ ein Andetee — mein Junge ist schon vor ,aus.« »Und Die da drüben auf dein ; Gute?" ? «Mögen’s halten. wie sie wollen« Ifagte Miit-lex gleichgültig »ich tm »wir mein Brod verdienen, ohne Die da. und lustiger-es Brod, toie sie mir bieten können. Wenn mit Dir nur etwas anzufangen wäre. nähm’ ich Dich mit, Tohi. aber —- es geht nicht. Du hist zu steif in den Knochen — tneine müssen freilich auch erst wieder gelenl werden« denn das lange Still hoelen ist ihnen schwerlich dienlich ge wesen« Tobias antwortete ihm nicht« an-« dere Gedanken gingen ihm im Kopf herum, und Mühler that einen langen Zug aus seinem Glase. eDabei aber fiel sein Blick aus die Wanduhr« und sich aniraisend, sagte er: XVI-einer wetter, es wird spät! ich muß sort.« uHeute noch?" «Gleich.« - . »So warte wenigstens-, bis der Wirth wiederkommt.« ..,Wsozu7-M lachte Mühler, »die paar Flaschen kann er mir zum Andenken aufschreiben, bis ich zurückkehre. Wirthe vergessen Einen so so leicht, wenn man ihnen nicht ein kleines An denken daliißt.a »Das geschieht dem Lump techt,« lachte Tobias, »sonsi aber," setzte er, von einem plötzlichen Gedanken ergrif sen, hinzu, »bött’st Du mir es viel leicht da lassen können. nnd ich hätt? ihm gegeben, wenn er wiederkam.« .Wolltest Du wirklich?« fragte Miit-lex und ein eigener, drolliger Zug guckte ihm um die MundwinkeL Wie sein Blick aber ans die Jammergestalt des vor ihm stehenden, zusammenge i brachenen alten Sausers stel, regte sich ;auch etwas wie Mitleiden in seinem »Herzen. Leichtsinnige Menschen sind gewöhnlich gutmüthig, und in einem eigenen Aniall von Großmuth sagte er: «Na, meinetwegen· Tobias —- ich will Dir das Geld da lassen. gieb es dem Wirth, wenn er kommt. Drei, vier Flaschen hatten wie ja wohl, die Flasche kostete 18 Schillinae, macht zu« samtnen 1 Thlr. 24 Schillinae, da — da hast Dir- und —- vergiß es nicht etwa . . .« »Ich bewahre!" sagte Tobias, das Geld, ohne es zu überzählen, in die Wesimtasche schiebend, »und Du kommst wirklich nicht wieder?« »Wenigstens so bald nicht. Denk Abend denk’ ich noch bis Kerkhosen zu marschiren.« »Dann darin Du Dich auch nimt länger aufhalten,« sagte Zodiak-, der seine eigenen Gründe hatte. den Ka-« meraden Untern-eng zu wünschen ehe der Wirth wiederkam. »Dort ich nicht?« lachte Mühler, »aber ich glaube, Du haft Recht: es wird spät. So hehiit’ Dich Gott. Al ter« und trinl mir nicht Zu viel: es wär’ schade. wenn wir Dich verlieren sollten, denn eine solche natürlich rothe Nase kommt nicht gleich wieder vor.« »Ist mir auch sauer genug gewor den,« meinte Tobias, »sie dahin zu bringen.« I »Kann ich mir deuten —- also noch- . mais adieul komm, hanswurft!« Undi mit den Worten schüttelte er ihm die; Hand, griff dann seinen Hut und sein; Bündel auf, and verließ, von seinem Sin gefolgt, das Haus und» das» Dorf. Tohiai begleitete i n nicht. Es war noch ein Rest in der lasche, den er erst vertilgen mußte. und dann gin gen ihm auch eine Menge Dinge im Kopie herum, die er vorher in aller Ruhe ordnen und lichten mußte; das Denken fing ihm doch an schwer zu werden. Wie er noch so da saß, kam der Wirth zurück. »Nun,« sagte der, »vor-hin geht denn der Schwiegervater? Jeh sah ihn von .Weitem, mit einem Bündel in der ;hand, aus dem Dort marschiren — Hveißt Dir-S, Tobiad?« z »Was geht mich der Mhler ani« kmårtrte dieser, »ich bin sein Aufpasser n . , Der Wirth ging zu feiner Frau san-i Ifgercfgerje Este sie ö; der Fehl-! , er n t in? : « "t der LM ts« L- Dr- M schmierte ans dem Kapse, und der Wirth wars einen Blick nach Tobias und der jetzt leeren Flasche hinüber. Der aber regte ßch nicht oder that, als ob er nnr ein Wort von dein Gesprochenen gehört. Was ging ihn Miit-set an? —- End lich stand er aus. nahm seinen alten Filzhut und sagte: »Was bin ich schuldig?« «Schuldig?« sragte der Wirth, »wenn Du Alles zahlen wolltest, was» Du hier schuldig bist, so hättest Du; eine lange Rechnung und ich einem guten Tag. heute habe ich Dir von« vornherein gesagt, daß ich Dir diei paar Glas Schnaps schenke, damit bötth aber setzt auf, und von nun an wird Dir biet irn Stern nicht eher ein Glas Branntwein hingestellt, als bis Du das Geld aus den Tisch legsi.« »Ich will von Euch nichts ge schenkt,« grollte finster der Alte, »und brauche nichts —- vier Glas Brannt wein babe ich gehabt, etwa so viel wenigstens. Da sind Eure paar lum pigen Schillinge" —- und damit wars er die Münze aus den Tisch. nHalm, hast Du doch noch etwas in einer Taschenecte ausgeboben?« lachte dtz Wirth, «na, mir kanns recht sein; bei dem aber, was ich gesagt habe, bei dem bleibt’s.« «Will schon wieder Geld lriegen.« lachte der Alte tückisch vor sich bin .Jch weiß, was ich weist, und der Baron rnuit iablen.« »Der wird Dich vorn Hofe jagen, wenn Du da ’naus betteln gehst.« »Deinan habe noch in meinem Le ben nicht gebettelt, und werd’s auf meine alten Tage nicht anfangen. Was ich weiß» lauft er mir gern ab.« »Was Du weifztim lachte der Wirth, »nu, höre, Tobiaö, Du machst Deinem Schulmeister zu viel Complimentr. Ja, wenn der verantwortlich wäre sit-, Alles, was Du nicht wüßtest2« »Mein Schulmeister hat nichts da mit zu thun,« murrte der alte Mann verdrießlich »Und wer fonst?« .So fragt man die Narren aus.« erwiderte Tobias trocken. fchlug sich feinen Hut noch einmal fett und ver ließ das Haus. die Straße nach dem Gute zu einschlagend. 19. Tobias hatte sich einen tollen Plan ausgedacht, der ihm aber ganz in feine verzweifelte Lage paßte, und mit einer Quantität Spirituosen im Kopfe war er auch gerade in der Stimmung ihn auszuführen Ob er sonst den Muth gehabt haben würde, dem seines ernsten Wesens wegen eher ögesürchteten Gutsherrn auf die eigene Stube zu rücken, muß dahingestellt bleiben. Noch nicht mit sich im Kla ren. wie er das Wirthshaus verließ, verbiß er sich aber mehr und mehr in den einmal gefaßten Gedanken, und ohne dasz er es selber mertte. ver ringerte er die Entfernung zwischen fich und dem Gute mit jedem Schritte. Wäre er dem Verwalter oben be gegnet, so würde ihn dieser, in dem Zustande, in dem er sich befand und der deutlich genug die in reichem Maße arnofsenen Getränke verrieth, wohl kaum vorgelassen, sondern rundweg abgefertigt haben: denn To bias war ein Mensch, mit dem man sowohl im Dorfe wie auf dem Gute wenig Umstände machte. So aber traf er nur einen der Knechte im Dose, der .ihn, da er nach dem Guts herrn fragte"und vorgab, er habe et was Wichtigeö mit ihm zu besprechen« zu der Treppe brachte.«die zu Georg’s; Zimmer fithrtr. Dort ließ er ihn. allein, und Tobias balaneirte sich dies breite tteinete Stiege --— jetzt over gar nicht mehr to behaglich und zuver sichtlich wie unten in frischer Luft — hinauf. Er war jedoch einmal da, wie er sich wieder und wieder vorer ziihlte —- umlehten half nichts mehr, und deshalb die Zähne seit out ein ander beißend, kletterte et die weni gen Stufen vollends hinan, hielt ei nen Augenblick an dee Thür, uns Athem zu schöpfen, nnd klopfte dann an. »hekein!« tönte Gent-As tiefe und ruhige Stimme, und Tobiaö wäre vielleicht in diesem Augenblick doch noch wieder umgekehrt, aber es wat »Hu spät; seine hand lag auf dem Drücker, und im nächsten Augenblick stah er sich dein hetrn selber gegen Hüber. » »Was wollt Jht?« fragte ihn mit ) eben-nicht freut-drinne Stimme kakg. Idenn ek fah mit einem Blicke. in wel chem Zustande sich det alte Trunken bold befand. »Guten Abend,« erwiderte Tobiaz bot allen Dingen auf die Antede, nahm feinen Hut ab und drehte ihn zwilchen den hsndekn »Es-ten Abend — was sollst-« »Ich wollte nur . . .« »Amt« »Ich wollte Sie nur bitten, here Baton,« stotteete bet Alte. s «T"obiai.« fertigte ihn da Georg ab, der ihn vom Dorfe her kannte, »Ihr seid heute wieder in einem Zu Hondr. bei dem Ihr Euch viel lieber i ) hättet zu Bette legen sollen, all zu mir heraus zu kommen. Ueberdies hasse ich jede Bettelei. noch dazu von einem Burschen wie Ihr-, an den je der Schiliing rettungslos weggewor sen wäre. —- Morschl packt Euch, und macht, daß Jhr nach hause kommt. —"— Jhr riecht bis hierher nach Spiritutp sen. —- Wird’3 bald, oder soll ich Euch sortschassen lassen?« Wäre Georg freundlich oder auch nur ernsthöslich mit ihm gewesen, To- » hias hätte nie den Muth gehabt, ein. Wort iiher die Lippen zu bringen« IDie doppelten Vorwürfe des Trinkenss und Bettelns aber stachelten ihm die verworrenen Geistesträste zum Wider stande aus, und seinen alten Hut ini den Händen zusammenrollend, sagte( er mit einem höhnischen Blick auf den Gutsherrn: »Halten zu Gnaden, Herr o. Geyseln —- oder wie Sie sonst heißen mögen, was —- ich trinke, be zahle ich, und das geht Niemanden etwas an. —- und zum Betteln —— bin ich ebenfalls —- nicht hieher gekom men, daß Sie es nur wissen! —-— Jm Gegentheil wollte ich Jhnen einen Ge sallen thun s-— daß Sie wüßten. wo ran Sie — woran Sie wären. und nicht etwa dachten, wie wären Alle so dumm und glaubten die Geschichte mit dem —- Bakon . . « l George horchte hoch aut, denn diel Worte des Trunlenen, mit wie schwe rer Zunge er- sie auch herausbrachte, verriethen mehr, als sie setzt noch ein gestehen mochten. »Was ist das. was aus Dir spricht. mein Bursche-Z« sagte er deshalb ruhig. aber mit wirklich mühsamer Fassuna. indem er aus ihn zuging, »was willst Du von mirs« »Aha!« lachte der Alte still vor sich hin, »wer-den wir zahme —— Ja, ich hab’ es mir wohl gedacht, mein Taub chen. Der alte Tobias ist auch nicht so aus den Kot-s gesallen. wie manche Leute ihn wohl gern wollten glauben machen —- der Sternenwirth zum Beispiel —- und dieses Mal an die richtige Schmiede gegangen.« »Was willst Du von mie, und wes halb bist Du heute hierher gekom men?« wiederholte Georg noch einmal seine Frage: denn ein dunkler Ver dacht stieg über die Absicht des Trun kenen in ihm aus. «Na?« sagte Tobias, der noch im mer nicht trunken genug war, die ver änderte Anrede unbemerkt zu lassen — «geduzt haben wir einander freilich noch nicht, so viel ich weiß. aber das schadet nichts —- was nicht ist« to«nn noch werden. und der Mühler, der Schwiegerdaier, war auch ein sauberer Mensch, und wir nannten uns doch Du mit einander. Also, lieber Bru der, hahaha —- lieber Bruder. ich» wollte Dir nur sagen« dasz wir — ne, s nicht wir —- die im Dorse druntenl sind zu dumm — die wissen noch? nichts —- aber daß ich, der alte To-? bias, herausgelriegt habe, wer Du; eigentlich bist —- tveißt Du wohl?«——" Er versuchte dabei eine Art von Pan tornime zu machen, wie er sie vielleicht einmal don Kunstreitern gesehen ha-« den mochte. indem er sich aus das eine Bein baiancirte und das andere aus hob, den Kopf etwas aut die Seite neigte und seine beiden Arme, mit dem zertnitterten Hut in der einen, ausstrecktr. Dieser gewaaten Position war er aber doch in solchem Augen blicke nicht gewachsen. --— Er verlor die Balance und wäre auf den Boden aeschlagen wenn er nicht noch glück lich die Tischecke erwischt hätte, um sich daran zu halten. Jn Georg’g Armen zuckte eg. den stechen, wiederlichen Burschen aus der Thiir zu werfen, aber er bezwang sich trohdenu Er wollte jetzt erst wis sen, was er eigentlich im Schilde führe, und die Arme sest in einander schlagend, wie. um sie zu sichern, daß ;fie ihm nicht unwillkürlich vorgrissen, ; haftete nur sein düsterer Blick sest und verächtlich aus der vor ihm schwanke-( den schmutzigen Gestalt -— dem Spott «hitd eines Menschen. »Da —- hallo,« sagte Todias dabei, indem er sich gewaltsam irn Gleich gewicht zu halten suchte —- ,,hoppa — beinahe wären wir gesallen —- Boden ist hier verdammt uneben. —- Ja « tvas ich gleich sagen wollte — Sehen Sie, here —- herr Baron oder Herr Berthdld, oder wie Sie sonst heißen — ja so —- daö wollte ich Dir nur sagen — ich weiss die Geschichte: ich hin dahintergeiommen, hinter den blauen Dunst —- Mir macht Kein-r ein X siir ein U — aber ich kann auch’s Maul halten — wie Bruder Mühler. der Schwiegervater ganz richtig gesagt hat —- ich kann, wenn ich eben will und —- wenn'z gut be zahlt wird. Verstehst Du, Bruder herzi« Georg brauchte nicht mehr zu wis sen. Der alte Trunkenhold hatte ihm in wenigen Worten tlar und deutlich gezeigt, daß Miihler ihm sein Ge heimnis derrathen und er seht in des: Binden dieses liederlichen Menschen sei, der aus seiner Entdeckung den größten Musen zu ziehen suchte. Daß ek Ich aber mit einer solchen Creatur nicht weiter einlassen konnte« mochten sich nun die Folgen stellen wie sie wollten, fühlte et in dem Augenblick« mehr, als er zu einem tlaren Besj wußtsein desselben gekommen weites Ohne deshalb ein weiteres Wort an; ; ihn zu richten, össnete er das Fensteri »und rief im Hofe zwei gerade dortj beschäftigte Knechte an: «He. Gans — Gottiiedi kommt ein mal herauf —- rasch!«· »Mus? - Gottlieb?« wiederholte Tobias etwas erstaunt. Hans — Gottlieh? —- Wozu brauchen wir Hans und Gotttieb — heh-? —- Wie ist es, Herr Baron. oder Herr Bruder, oder Herr Bett-hold, —- hahaha, über die Namen alle wird man ordentlich con fusL —- Jch kann das Maul halten« und will das Maul halten, aber« — und hier machte er mit freundlichem Grinfen eine Geberde des Gelt-zähan — «hier müssen wir zufammenlow men. wenn ich nicht . . .« Georg hörte die Leute auf der Treppe, riß die Thiir auf und sagte: »Den Burschen da werft wir einmal aus dem Hofe hinaus. und das jedes Mal, so oft er sich hier foute blicken lassen. Schickt mir dann den Ver walter und den Voigt beraui.« .Na tomm, Tobias,« sagte der eine der Knechte, den Alten ohne weitere Umstände heim Kragen nehmend, »es hilft Dir nichts, weder Strampeln noch Weinen. Der Herr Baron hats ein mal gesagt.« lifvttletung tong — Thiere mit der Uhr im Kopfe. Natur-wissenschaftliche Baudert-i von Felix Geier-. Eine ungeheure Menge von höchst rätselhaften Erscheinungen erfüllt un see ganzes Dasein! Wir stehen mitten in ihnen; sie beherrschen uns und wir vermögen sie —- tron alten Nachwu rens —- doeh nicht zu ergründen Hierher gehört auch der Zeitsinn!—— Der Beruf verlangt von irgend-einem Menschen. daß er jeden Morgen um sechs Uhr aufsteht. Einige Tage wird sich dieser Mann werten lassen nsiifsen: aber dann wird das nicht mehr nötig sein. denn ein innerer »Weder« stellt sich ein. Der Schläfer wird in der Folge ganz von selbst zur bestimmten Stunde erwachen. Aendert der Mann aus irgendeinem Grunde nun die Stunde des bisher gewohnten Auf stehens. dann wird er anfangs wieder geweckt werden müssen, bis der «innere Weder« sich abermals an diese Aendei rang gewöhnt hat. Ein weiterer Spaziergang führt uns iiber Land. Wir balsen keine Taschen ubr bei uns, möchten aber gern missen, wie spät es sei. Da verrät uns der Stand der Sonne am himmel die seit. Wir schätzen sie nach ihm ab. . vergleichen das Resultat mit der llhr eines uns zufällig Begegnenden und stehe da, es stimmt annähernd. J Wie nun aber, wenn der Himmel mit Wollen bedeckt ist und die Sonne sich-nicht zeigt, um Schatten zu wer en. - Dann nehmen mir das Gefühl zu « Hilfe. und ich tannte einen alten Schä fer. der nicht blose aus Blumen, Tie ren und dem Sonnenstandr. sondern aus dem Gefühl heraus-, die Stunde am Tage ungefähr anzugeben ver mochte. Man sagt von solchen Leuten Sie haben die «Uhr im Kopfe«!——Wir finden eine ganze Reihe seelischer Er scheinungen des Menschen auch bei Tieren. und hier sogar oft in viel schärfer ausgeprägter Form als beim IMenschein Das liegt in der Regel daran, daß zder Mensch sich immer mehr von der ) Natur entsernt, sich ihr entfremdet nnd P dadurch viele natürliche Anlaan ver-« jwischt, die dem Tiere geblieben sind, Inansentlich dem Tiere. das nicht in smenschliche Kultur karn. sondern in i mitten der Natur verblieb. I Wir werden also auch bei Tieren ’ den Zeitsinn sindrngsjenes rätselhaste Etwas-—- das noch der näheren Er klärung bedarf! Eine rnir besteundete Dame hat einen Seiden pi3, ein tluges und sehr gntmiitiges ier, das den täglichen Spaziergang rnit mir über alles liebt I Da die Dame wenig oder gar nicht i aus dem Zimmer lornrnt. ist der Spiß s auf mich angewiesen und ich hole ihn Iieden Tag um punit stins Uhr arn Nachmittag zu einem längeren Bunt mel ah. Das Tier weiß das ganz genau nnd liegt daher täglich von IS Uhr ab aus der Lanee. G achtet dabei ans das geringste Geräusch nnd tennt mich l schon am Schritt. iindere meine Tattit nnd hole It si »—- so heißt der hnnd —- einmal nicht ab. Das Tier legt sich trotzdem turz vor 5 Uhr an die Tiir und wartet. Da ei aber diesmal außer-gewöhnlich lange dauert —- toeil ich ia gar nicht tornrne——, so verläßt Fissi nach einer halben Stunde ungeduldig-en Wartens entiiiuscht nnd winsean seinen Plas Er hat das Warten ausgegeben achteie aber dennoch weiter ans jedes Geräusch. in der Annahme. ich könnte mich orrspiitet haben und vielleicht doch noch tommeni Ich hole Fifsi nun tagelang am Vormittag um punlt 10 Uhr zum Spazierengehen ah. Anfangs iti das dem Tier neu; aber bald gewöhnt es sich an diese Neuernng nnd liegt nun wieder kurz vor 10 Uhr an der Tur, sehnsüchtig auf mich wartend. » Das intelligente Tier entwickelt hier alio nichts andres als -—« Zeitsinnl Fiffi hat leine Uhr! Wenn man ihm auch sagen würde, es fei bald Zeit zum Spazierengehenx er tviirde das ia gar nicht verstehen. Es muß sieh alio auch bei ihm eine »innere Uhr« einstel len und zwar aui zwei Pxiiem nämlich das eine Mai auf die fünfte Stunde am Nachmittag und das andere Mai auf die zehnte Stunde am Vormittag Die Erinnerung an den Spazier aanq, den trir tiialich miteinander ma chen und die Zeit. um met-ne Taa fiir Tag unser Ausgang erfolgt, müssen sich in der Seele des Hundes miteinan der verknüpfen und so im Tiere die »in-neu Uhr« einstellen. Das iit das Rötfelhafte an dem ganzen Erperimentl Eine Art von Zeitsmn können wir auch bei den Zugvögeln konstatieren nnd bei Raubtieren, die nächtlich und zwar oft zu aanz bestimmten Stunden der Nacht auf Raub ausgehen —- Wer am schönen Sommertag das Fenster zur Wohnung iiber offen läßt« oder feinen Nachmittagskaffee irn Freien einnimmt. der wird lehr bald gewah ren, daß Wespen in das Zimmer oder an den Koffeetiich kommen, wenn iie Süßigkeiten beherbergen Die Wespen lieben diese ebenso — wie der Mensch —- und werden duer den Dust derselben angelockt. Sie sol gen also ihrem Geruchssinn zu seder Zeit und gehen an den Honigtovs. wenn sie diesen nur erreichen können. Etwas anderes ist es aber mit den Bienen! Diese haben einen sehr schwachen Geruchssmn und verlassen sich bei ih ren Streisziigen mehr aus das Gesicht. Da die Biene nun nicht immer den Tisch mit der henigschiissel oder der Zueierdose siebt, wird sie naturgemäß an ihm ost vorüber gehen: bat sie ibn aber ein-ital entdeckt, dann lommt sie sicher wieder. Um dies zu priiseu, sind von einigen Forschern interessante Erperimente angestellt worden. Gleichzeitig hat man hierbei auch seststellen können, daß auch diese Tiere Zeitänn besitzen. Aus einen Tisch aus einer Veranda wurden vormittags in der seit von zehn bis els Uhr Früchte. Honig, Mar melade und Zucker gestellt. Es lieh, sich teine Biene aus dem aanz nahe be findlichen Stock sehen. Die Tiere hat ten das leetere Mehl noch nicht ausge lundschastet. Am folgenden Tage wurden die Bienen angelockt. indem niau in ihrer Niibe Siiszigteiten aus stellte und sie immer niiber an die Ve randa beransiihrte. Endlich hatte eine Biene den Iiseb aus letzterer entdeckt. Aue folgenden Tage erschienen zwei. am nächsten Tage eine grobe Zahl. Daraus wurde der Tisch sama-nom men. Die Bienen erschienen trohdem zur bestimmten Zeit am Vormittag Hund« da sie nichts sanden, umtreisteu iie den ganzen Tag die Veranda. Am pniichiten Tage, als der Tisch wiederum « sortgenommen worden war, entsandten sie einen Spähen Der sand nun. dasz J man den Tisch mit dem Naschwert am Nachmittag von drei bis vier Uhr aus »gestellt habe. - Was vorher am Vormittag sich am jgedeetten Tisch ereignet hatte. vollzog · lsich am Nachmittag in genau derselben Weise. Nun wurde mit dem Aussiellen dei Tischeö gewechselt. Einmal stand et am Vormittag von zehn bis els Uhr und dann am Nachmittag von drei bis vier Uhr. Die Bienen hatten das durch ihre Kundschaster bald heraus und ge wöhnten sich auch an diese Verände runa. J i Als man den Tisch dann dauernd fortnahm, verschwanden nach and nach die Bienen. So einfach die ganze Geschichte Est. so viel des Jnterefsanten für den Na turforscher bietet frei Auch indiesem Falle haben sich die Bienen auf das Gefühl verlassen nnd —— wie schon bemerkt wurde »s— Zeit sinn bewiesen. Es war auch hier nicht bloß die einfache Erinnerung an den Ort und den Tisch, auf dem der Honig und das Zuckerwert standen, sondern diese Erinnerung verband sich -«- wie beim Spihhund — mit einer bestimm ten Zeiteinteilung des Tages. Bei den Bienen stellte sich eine »in nere Uhr« ein, die sie zu der genannten Hfeit täglich ein- und zweimal —- so iange es etwas Süßes zum Lesen gab —- an die gewohnte Stätte führte. Die Bienen sowohl, als auch der hund« hatten die »Uhr im Koper . . . Zum Schluß sei noch einmal an un sern Magen — als einer solchen »in neren Uhr« — erinnert. Sind wir ge wohnt, täglich um Punkt zwölf Uer mittags zu efsen, dann stellt sich ganz zweifellos ein Hungergefiihl ein, wenn wir einmal eine halbe Stunde später zu Tische gehen. Der Magen ist an die it ewithnt, um die er täglich bis e ge «llt wurde. Er mahnt also, wie eine Turmuhr mit dunnsfem Geräusch. an die Zeit! — U.