Text-u-tm " isktxkkwkbkikfdou kizztk Immmgti. Ro. 583. Wenn mer so die Kids von die pressente Zeit mit die wo’s gewwe hat, wie mir jung ware — o well, das is ja noch gar nit so lang her —- ich will also sage, toenn mer die Kids mit dene von dreißig Jahr zurück tompehre duht, dann kann mer en Differenz nohtisse, wo mer ganze Bücher voll von schreitoe kann Zu selle Zeit da ware die Kids noch keh geller Kinner un heitzudag. da sie se hardlie Kinner bis se sechs Jahr alt fin. Jn die sriihste Kindheit da ge wöhne se sich schon Männers an, wo mer als Mutter un Ma botchaus nit gieiche dnht. Wenn mer früher en kleine Izu-b e Bäck mit Marbels geivwe gelter Kinner un heitzudag, da sin se glictlich und sättisseit gewese un se hen von Morgens bis in die Nacht mit spieie könne niitaus daß se teiert von geworoe sin Wenn se später noch e Pehr Schiehis kriegt ken, tvei das hat se gedahn bis se sich verheiraih hen. heutzudag is das different. Do hen se Wischeö, wei das deht en Milljio nebr nenime sie zu bezahle. Was hen unsere for Jnstenz gebaitert bis se WiehiH gehabt hen! Jch hen oss KohrsJ runden-en ressiuhst, awrver da geht der Philipp, was mein Hosband is, in seine Dummheit her Un geht hin un lauft jedes von die Butve e Wiehi; seit hat e schmale-z Fortschen gekost. Awtoer er hat gesagt. das wär auch das letzte, was er sie in die Lein taufe acht un er könnt iiviverhanpt nit sehn« was se sonst noch verlange behie. Ich hen awtver besser gewißt. Ich ben mich an meine siins Fingersch ab llasiere könne, daß se doch nit sättig seit wäre, blos ben ich nit aus-mache könne, was se neckst verlange bebte. So ebant vier Woche zurück, da bat ver Bennie gestart von Motorseilels zu tal)ke. Er bat gesagt, Wiehls sin ja gut genug, awwer der einzige Weg sor oiesent zu trätvwele is e Motor seitel. Jch hen ihn gefragt, was denn so e Motorseitel tverth wär un da hat er gesagt, mer deht schon e ganz gutes sor zwei Ounnett un suszig Dahler kriege-. Well. da ben ich ihn osf Koer gleich Bescheid gesagt. Ich hen gesagt: »Wenn du emal selbst Geld oerdiene duhst, un du bist dein eigener Buhl-, dann kannst du mit dein Geld mache was du willst. Solang ou awtoer un ner meine Kontrohl bist un so lang als ich zu Dich zu tende un for dich zu sorge den« da werd aus so e Mäschien nie-IX Wisse Se, was der nicksnuyige Bub gesagt bat? Er hat gesagt, wenn ich ihn keins tause deht, dann deht er sich selbst an den Jnstahltnent Plän eins lause un wenn er leine Pebments nit mache könnt, dann müßt ich doch ansponie, bitahs ich wär rispannsibbel sor seine Dem-, solang er noch nit von Ehtsch wär! Well, was sage Se iba herzu? Well, meine Ennser war, daß ich ihn iwwer mei Nies gelegt un so verhaznmatscht ben, baß er nit mehr gewist hat« ob ·er e Motorseilel odder e Einschipp batvtve bat wolle. Jch hen dann gedenkt, daß ich alle Gedanke an so en Nonsens bei ihn beseitigt gehabt hätt, awwer da sin ich schief gewickelt gewese« «le nächste Abend, der Philipp war mit den Wem-Zweiter an e wenig Biß neß -- driniende Geschäfte, deni ich— s auggangr. da macht es auf einmal pufspufspuff an die Sieiit. Jch gucke un da is doch der Bennie mii so e Moiokzeitel angefahre komme! Well, ich hen puiiienier die Fitz triegt wie ich das gesehn hen. Seelevetgniegi is der Bennie zu mich komme un hat gesagt: »Ma, du mußt nii denke, daß ich die Mäschien getauft hen, ich wer’n doch so ebdes nii duhn, wenn du es nit hawwe willst, ich hen die Möschien blos getenni un kann se e ganze Stand for zwei Biiis juhse.« Welt wie er den Weg gespeoche hat, do hen ich doch nit mehr mäd an ihn sein tiinnez ich sin hingange un hen mich die Mäschien beitachi· «Luctehier Ma, hai er ge sagi, die Miischien is so etrehnschi, daß auch noch e Lehdie dean teiie kanns komm an, ich geb dich emai en Reii.'« Jch heii oss Hohes eeffjuhsi wie alles. awwee det Bennie hai nii nach gelasse, bis ich dann feinellie gesagt ben, ahirechi, awwet nur foe e Min nii oddee zwei. Jch hen mich dann hinne drauf geleist, denn aivivee zu echt gegucki, ob mich auch niemand n dehi. Der Bennie hat sich vorne fhin gesetzt. hat en Krönl gedreht un »dann hats widder pusfpussvuss ge macht un mer sin drauf los gefahre. Jch muß sage, ich henses ganz gut ge gliche, wenn ich auch zuerscht e wenig zdissie geworde sin. Jch hen mich aw itver fest gehalte un da hat ja nicks ’höppene könne. Mit einem mal hat san-wer der Bennie den Spied ge ischehnschn For Guttneß Sehts, mer sin blos so gefloge. Ich hen gesagt, Bennie stapp, ich lann es nit stende. Ach. hat er gesagt, sei emal en Sport un is noch schneller gefahre. Well, da is es mich atower so fonnie geworde daß ich es Jhne gar nit sage kann. Alles is mit mich erurn gange, ich hen e Milljen Stahrs in Front von meine Auge gesehn un e Minnit später is das Unansbleibliche gehäppend. Jch hen meine Händs losgelasse un mit drei odder vier Sommersetz sin ich von die Maschien erunner gesloge un sin in e Ditsch netvig die Rohd gefalle, too wenigstens siwwezehn Jnsches Wasser drin gar. Der Bennie hat nit emal genohtißt, daß er» mich verlore gehabt hat un is«ruhia weiter gefahre. Wie ich selle Nacht heim sin komme, das muß ich Jhne das nächste mal verziihle, hilahs zu die pressente Zeit sin ich mich selbst noch nit ganz klar drin-wer. Mit beste Riegards Lizzie Hansstengel. Eingesansem Jch holte heute meinen Freund Spottin den BUchhändler, zum Es sen ab. Wie wir aus die Straße tre ten, packt er mich am Arm und fragt lebhaft: »Sehen Sie den Mann da? Der hat eine äußerst interessante Ge schichte!« Jch schaue mich neugierig um und sage ungemein gespannt: »Ach was-? Lisåirden Sie mir nicht sagen, was es it.-" »Sybeis Geschichte des Deutschen Reiches-", erwiderte er ernsthaft. »Die bat er nämlich soeben bei rnir ge faust!« Die Ursache. »Wie tann man nur so viel trin ten?« »Aus Langeweile, —- die Menschen sind hier so nüchtern.« Technik-. »Dieser Autor wurde erst auf seine alten Taae betiihmt.« »Wohrscheinlich waren inzwischen seine guten Freunde gestorben.« Die rette-· de Hand «Nur dem Zugreifen meiner Frau habe ich’s zu danken, daß ich gestern nicht das Opfer einer Räubers gewor den bin! Der Kerl hätte mich total ausgepliindert; er hatte schon meine Börse in der Hand, da . . .« »Da sprang Jshre Frau dazwi schen?« »Ach nein: sie war aar nicht dabei.« »Aber Sie sagten doch, dasz durch das Eingreifen Ihrer Frau . ..« »Ja; sie hatte mir dir Börse schon· vorher ausgeleert « Zur Trunknbemsunp Reniier Lehmann liest in seiner Zei tung und bemerkt zu seiner Frau, daß »die Bildungsanspriiche sich doch von Tag zu Tag steigern, Raum sind ein paar Mädchengymnasien eröffnet«, meinte er, »du wird schon in unserer Zeitung eine Köchin mit Prima-Zeug nissen gesucht.« —-— »Wat lrahte dir man bloß immer. Oliv-? De ioäfchst dir Ivoll nich ordent lich, weil de so ville Flöhe hast?« -—— »Na halt man bloß die Luft anl Du merkst ct ja üwahqum nich mehr, wem et juckt, weil et durch denen Dreck nich mehr durchschri« Jung eiablierter Arzt (leiie): »Seid wie viele Patienten sind da?« . Dirne-: «Wieder gar trinkt« Arzt: «caft du auch genau qezäblt2" i Römische Kneipen. Rom ist die an Brunnen und Was set reichste Stadt der Welt. Trotzdem hält sich der Rhmer lieber zum Wein und auch dem Fremden rann dies durchaus gerathen sein. Die herrlichen Weine ,,dei castelli romant« —- von der-. rdmischen Burgen »- sind dem besten Trintwasser vorzuziehen, selbst wenn man nicht einmal berufsmäßigerZecher ist. Die Frascati, Genzano, Albano können mit den kostbarsten Rheinwei nen wetteifern. Süß oder herb, je nach Geschmack — man trinkt sie frisch vom Faß und zählt nicht nachGliisern, sondern nach thiarts. Der einsachste Römer trinkt in Rom besseren Wein als der die teuersten Preise zahlende Fremde; denn der vortrefflichste Wein — das Quart zu 70 Centesnni letw.: 15 Cents) wird gerade in den beschei densten Osterie verschäntt, zu deren Besuch der Fremde selten denMut sin det. An die nichtssagendem sauberen Hotelsäle gewöhnt, schreckt er ängstlich zurück vor den verräucherten Räumen, wo zwischen großen Fässern glatte Holzbiinte vor ungedecltrn Marmorti schen stehen. Es scheint ihm unmög - lich, daß die Künstler aller Länder hier fröhlich zu Hause sein sollen, daß in einer solchen Kneipe Goethe allabend lich seine Faustan erwartete und dass König Ludwig l. von Bayern, damals der Herr der Rosenvilla Malta -—— des jetzigenBesitzthums des Fürsten Bitlow -— als Freund und Mäzen der deut schen Künstler in Rom von Osteria zu . Osteria zog. i l s l » Und doch war es so und ist es bis s heute nicht anders geworden. Das rö »inische Kunstleben ist mit den römi i schen Osterien fest verknüpft Hier las Goethe den Entwan zum Tafso vor hier deklamierte Scheffel seinen Trom peter von Säckingen zum ersten Male »vor seinen Freunden, hier vergaßen -Viicklin, Marees und Feuerbach über ’Wein und Kunstgefvrächen Sorge und scinttiiuschnng fanden Hartleben Und Bierbaum manch guten Reim. Und DehmeL Halbe, Suderrnann, Titan lon« Volkrnann, Hildebrandt und noch ; viele andere, deren Namen einen hellen Klang haben, fühlten sich, so oft ihr ; Weg sie nachRom führt, hier am wohl « sten. Am meisten beliebt und am schönsten gelegen ist von diesen Kneipen anstrei tig die zum Fedelinaro benannte, dicht »in der rauschenden Fontana Trevi. I Hier gibt es die berühmten Butteran i dein zum fiiffigsten Wein. Das ganze j Lokal ist nur ein langer Gang, an def i sen Wänden sich schmale Bänke vor « kleinen Tischen hinziehen, fo daß die üppigeWirthin hinter dem marmornen Schenitifch taum Platz hat. Doch mag ec- noch so voll sein, es findet doch jeder l ein Plähchen Man rückt eben immer wieder ein kleines Stückchen enger zu sammen. Man glaubt gar nicht, wie eng man nach einigen Quartg Wein zusammenriicten tann! Aber Mitter nacht ist vorüber uno ans den Straßen ist es still geworden, und nun nimmt alles Glas und Flasche in die Dank-, I wandert hinaus und auf den Stufen Idee rauschenden Riesenbruiinen5, zci sFiiszen der verwitterten Neptun-J nnd l seiner ewig jungen Nymphen, wird Zweiter gekneipt. Manche Frühling-J i nacht hat hier Hartlcben mit seinem I Freunde Krügen dem Modell des klto: T mischen Malere, durchzechi nnd ver fungen. Manch anderer Romfalirer kostete den Zauber weinfroher, römi scher Nächte hier —- an der Quelle der Wiederkehr. Römifcher Aberglanbe sagt nämlich, daß man vor dem Ver lassen Roms einen Trunk aus aer » Fortuna Trevi nehmen und schauer riirks einen Saldo dem Wasser opiern muß, will man sich die Rückkehr in die ewige Stadt sichern. Jst der Fedelinaro ganz mit Gram ivart und Zukunft verbunden, so Linn » man sich in der Basilita lllpia - auch ohne den ausgezeichneten Wein, der dort kredenzt wird —-- einen wahrhaft aniiken Rausch holen. Die lllpia ist » tser Rest einer herrlichen Basiliia Jus der Zeit des Kaisers Trajan. Den Schwung - ihrer hohen, prachtvnlen Wölbung betrachtet man immer toirder mit Staunen undBewuuverung. Lilin zig nehmen sich darunter die tlrmen Biinte und Tische, sogar die großen Weinsässer aus. An einer der Nie senmände hängt als einziger Sdnnuct (rnit buntem Band befestigt) eine Gi tarre, die schon mehr als ein bekannter Meister, so Humperdinck undSieairied Wagner, im Arme hielt. Man denkt an Mephistos Worte: »Gewiß, Gesang muß trefslich hier von dieser Wölbung widerklingen« Hier könnte man sich schon eher Goethe, auf Faustinen wartend, dich-— tend und dentend vorstellen. Aber die Goethe - Ofteria liegt weit ab, neben dem Marcellus - Theater, an der Via Monte Savelli. Jbre Auf « findung verdanken wir König Ludwia ; l. von Bayern, der auch eine marmor ; ne Erinnerungstafel in dem kleinen fchrnutzigen Raum einbringen ließ, der Plättftube, Polizeiwache und iSchmiedeweristatt war, bis er vor iwenigen Jahren feiner alten Bestim— ; nnmg zurückgegeben wurde. Doch ! kommt nur selten ein Fremder in diese i entlegene Trinkstubr. Jetzt trifft man J sich abends oder noch besser nachts in »der Via Condottm dicht neben der « panischen Treppe, in der Gott-weine l mischen Riefenfässerm neben denen sich das Heidelberger Faß verstecken tann, sitzt die lustigste Gesellschaft aus allen Ländern der Welt trinkend, streitend und singend beisammen. Je der spricht eine andere Sprache, und doch versteht man sich —- am vorzüg lichsien, wenn der Wein mitzureden beginnt. Wies die Goldkneipe die internatio nale Osterta, so ist die zum ltiemlu l·»m», zum Kleinen Mann die deut scheste Kneipe Roms-. Ihrem Schilde nach nennt sie sich Kuma- spnriiu — Verschwundenes Rom, und ihren ganz Rom bekannten Spißnamen verdankt sie der Gestalt des Wirthes, die im Laufe der Jahre zur kleinen Kugel wurde. Freundlich ist der kleine Mann, der Böcklin und Feuerbach un ter seinem Dache sah, geblieben. Von dem berühmten Stammtisehe von da zumal ist nur noch der neunzigjährige Bildhauer Gebhardt da, der jeden Abend pünktlich erscheint, unermüdlich dem neugierig fragenden jungen Künstlexnachwuchs von Böctlin und den anderen längst Dahingegangenen zu erzählen weiß und zu einein guten Tropfen die ,,Spezialität des Hauses-« verzehrt, den berühmten Eiertuchen mit Apfelschnitten, den ein süddeut scher Maler einst den kleinen Mann zu braten lehrte. Und noch eine andere Spezialität gibt es hier: man macht die Rechnung ohne den Wirth. Ehe man geht, legt der alte schristenuntun dige Ercole seinen Rechenblocl vor den Gast, der dann sekbst ausschreibt und ;1ifaniiiienzählt, was er gegessen und getrunken hat. Uebermiithiger geht es beim Arti schocken - Abraham zu, —- in einer Osteria des alten Ghettoviertels, dicht Neben dem Renaifsancebalafte der schö nen Beatrice Cenci. Dort kehrt man aern nach Mitternacht ein, um außer dem vortrefflichen Weine die berühm ten ,,jiidischen« Artifchocken — tnufp rig hart am Rost gebraten —— zu ver suchen. Besonders in den Artischockens Monaten April und Mai ist diefe ttneipe ein Wallfahrtsort der Römer, Hund die ganzen Frühlingsniichte hin iriurch·, hört man von dort über den Tiber hinüber unaeiibte und neiibte Stimmen im Chorus sin gen. So wenig man die Kunst ischätze Roms erschöpfen kann, fo we- i Pippu tOnkel Pippo), der andere den Zi (’·-«·lino CiOniel Karlchen), ein dritter rühmt Maria-nun (Mariann chen) draußen an der Via Appia, wie denn überhaupt vor den vielen Toren der Stadt, am Rande der Campagna, ;ahllofe Ofterien liegen, die im Som mer bis zum hellen Morgen voll von Gästen sind. Was niemand wundern wird, der da weiß, dafr in der heißen Jahreszeit das tägliche Durchschnitts maß des arbeitenden römischen Man nes —- zehn Liter sind. . Da begreift man, weshalb in so idieien römischen Kneipen Tafeln zu sehen find mit der Auffchrift: »Heute lwird leider nicht geborgt, erst mor gen.« qu den Nenn-Inseln Ein erdriicteno heißer Tag hat linit tropischer Hitze auf die Dächer Peterburgg geschienen. Nirgend ist an diesen zum Glück nicht allzu häu figen Gluthtagen auch nur die ge ringste Kühlung zu finden. Die von einer athembetlemmenden Feuchtigteit und von Staub geschwängerte Luft macht mir fast das Vlthinen unmöglich. Jch glaube in einem ungeheuern,iiber heizten Treibhause zn sein« nnd be neide im stillen die Jnsassen des neuen Militärluftschiffeg ParsevaL dessen Bratwurst ratternd iiber dem Newsti prospett fährt. Da oben ist doch sicher wenigstens etwas Lust. Das einzige Entrinnen, das es aus diesem großen Wursttessel in der Nähe gibt, ist eine Fahrt nach den Inseln. Die kleinen, flinken Damvfboote der finnländifchen Dampfergesellschaft haschen mit verbliiffender Sicherheit durch da Getriebe aus dem stahlblau schimmernden Strom. Die Newa ist jetzt mit unzähligen Holztähnen von 100 bis 150 Schritt Länge und mäch tig ausbauchendeni Vor-der- und Hin tertheil bedeckt. Stellenweise liegen bis zu 20 solcher Dreadnoughtg zusam men. Bis zur Hohe des ersten Stock werts der am Ufer stehenden Häuser sind sie mitBirtenscheiten, die im Win ter als Brennholz dienen sollen, oder mit Rundhölzern, die für Bauten be stimmt find, bestapelt. Auf Karten schieben »Schfvarzar beiter«, wie man hier die Hafentulis nennt, in endloser Reihe den Hei-wor rath fiir den kommenden Winter in die Keller. Jst der Dreadnought leer, so ist auch sein Dasein am Ende· Ham mer unb Beil läuten ihm die Sterbe glocken, er wird zerschlagen, ausein andergenommen und, wie seine La dung, als Brennholz verwandt. Zur Konstruktion des ganzen Schifer ist kein Nagel nnd leine Schraube, nicht ein einziger Eisentheil, verwandt, so daß es ganz und gar seiner Bestim mung, dem Feuertode, zugeführt wer den kann. Jn langen Zügen, zu meh reren hintereinand:r gebunden, ziehen diese Holzriesen majestätisch die Newa zu Thal, ihnen entgegen gehen stabiler gebaute Transportschiffe für Ziegel steine und Sand stromauf. Die Mann schaft des Schiffes-, das seine Ladung erft in Schlüsselburg empfangen soll, sitzt am Steuerruder, schwarz heben sich die bärtigen Silhouetten von noch immer heiß schimmernden Abendhim mel ab. Zwei von ihnen haben Balai 1 lailen auf den Knien, zu deren zittern dem Klang sie ein lustiges Schiffer lied improvisieren. Mein lleinerDarnpfer ist pfeilschnell und schautelnd um die lustige Gesell schaft herumgeschossen, da taucht ein ganz sonderbares Fahrzeug vor uns auf. ein langer Eisenlahn, dessen Bord nur wenig aus dem Wasser her ausragt. Erist mit Raphtha gefiillt und kann deshalb so tief im Wasser liegen, weil die Ladung das Schiff trägt. Immer-grünet und reicher an Büschen und Bäumen sind die Ufer des Flußarmes, in den mein Schiff chen eingebogen ift, geworden. Noch mals taucht es unter einer Brücke, die auf dicken Bündeln von Holzpfeilern ruht, hindurch. Dann sind wir an der letzten Haltestelle der von dem Pe tersbnrger so geiiebten und mit Recht gelchiitzten Inseln. Denn ohne sie wäre Petersburg im Sommer ein HexenlesfeL dessen Eingangsthor die Worte zieren müßten: »Ihr, die ihr eingeht, laßt nun alles Hoffen« Die Perle der Jnseln ist die dem Kaiser gehörende Jnsel Jeljagin. Katharina hatte die Jnsel ihrem Günsiling, Grafen Orlow geschenkt, der hier ein Landbaus errichten ließ. Wie alle anderen Inseln, die dem Fiirsien Bjelosersli gehörige Jnsel Kreotowsli. die Kammenii und die Apotheterinsel, erhebt sich auch Jelja ain nur wenige Fuß über den Wasser spiegel. Langfarn gleiten die Wellen dein nahen heirnifchen Meerbussrn zu, nur wenn der Wind landeinwiirts steht, stürzen sie geschäftig schnatternd das Flußbett hinauf. Schwillt im Herbst oder Frühling aber der Wind zum Sturm an und verliinden die Wcirnungssrtriisfe der Kanonen des Hafens dasNahen einer Fluthwelle, so branden sie nicht selten iiber die Ufer dörnme hinüber und verwandeln das werte Newadelta in ein großes bro delndes Meer. Jcljaain hat glänzende Tage ge sehen. So lesen wir in alten Chroni ten, daß es Katharina nicht selten zum Zielpunkt ihrer Schlittenfahrten machte. Das Volk fuhrte den Kava lieren in Puderperiicte und Kuiehofen heimische Belustigungen und Tänze vor, wofiir es von der Kaiserin und dem allmiichiiaen Potemkin mit Back rvert und Kupfermünzen belohnt wur- » de. Dann kommen stille Zeiten für das Jtiselparadie5, bis Alexander l. es nach den Freiheitskriegen zu neuern Leben erweckte. Er kaufte die Insel dem Grafen Orlolv fiir eine «j Viertel Million Dollarg ab und schuf ( der Witwe Paulg l. hier ihren Ruhe: sit-» Das kleine Schlößchen Jeljagin, dessen blendend weiße Mauern von ei ner hellgriinen Kuppel überdsacht wer den« wurde im Jahre 1817 nach den Plänen eines italienischen Meisters er baut, die verwahrloste nnd verwilderte Jnsel in einen der schönsten Paris un aewandelt Mächtige Eichen senken ihr Gezweig tief aus den Wasserspiegel herab mit lorinthischen Säulen ver iierte Lauheit und Tempelchen luaen hier und da die-tret wie das verführeri: sche Lächeln einer Rolokodanie aus dem Buschwerl hervor, und tiefer Friede scheint in dieser von Fluß und Wald umrauschien Einsamkeit zu herr schen. Durch den Wald, der bis zur nur wenige hundert Fuß entfernten Spitze der Insel diese bedeckt, ist eine Aus-ficht geschaffen, durch die hindurch man von der Terrasse des Schlosses auf den finnischen Meerbusen nach Westen hinausblicken kann Seit Jahren dient Jeljaain dem Ajlinisterpräfidenten Stolnpin alsJ Sommertvohnung Der Sicherheits-v dienst kann hier auf den Armen des Flusses besonders bequem ausgeübt werden. Freilich, eine schrillr Disso nanz trägt dies Gemahnen an die un schönsten Zeiten des russischen Lebens in dies dell natürlichen Friedens. Ring-z um den Pakt zieht sich am Ufer entlang ein Siacheldraht, der über eine Reihe von Pfählen gefuhrt ist. Aus der Svitze jedes Pfahleg thront eine elettrische Lampe, und naht sich ein harmloser Ruderer dem Jnselge-s lände mehr, als erlaubt ist, so taucht ein bisher nngeschenesz Boot unter ei nein Gebüsch hervor, und die barsche Stimme eines wachthabenden Maiw sen klärt den leichtsinnigen Gondler auf, daß man sich vom Ministerpalais in respektvoller Entfernung zu halten hat. Jst man weniger verschwende risch veranlagt nnd geht zu Fuß auf dem Ufer, dag dem Jnselschloß gegen über liegt, spazieren, so wird man eine anffallende Menge Schutzleute zu Fuss und zu Pferde, zuweilen wohl auch Gendarmen, bemerken, die freundlich von schiibig getleideten Zivilisten ge grüßt werden. Wer hieran noch nicht den Geheimpolizisten erkannt hat, wird es spätestens merken, was der Herr im verschossenen Paletot ist, wenn dieser ihm eine halbe Stunde lang das Geleit gegeben hat. Wenn diese Herren auch nicht gerade zur Er höhung des Naturgenusses beitragen, so gewöhnt man sich doch anderseits hier so schnell an das Unvermeidliche, daß man sie ebenso zum Landschafts bilde rechnet, wie die alten Eichen, die fchirmend ihr Laubdach über verstoh lene Winkel breiten. Kühl weht Erfrischung von der See herein. Segklboote wiegen sich auf dein Wellenspiel in die blaue Ferne hinaus, langsam folgen ihnen Ruder boote, die sich ängstlich vor dem spart-« lich blinden Eifer der nach Schnellig leitsrelorden lüsternen Motorsaehten , hüten Auch hier umhüllt uns lieb licher Benzingeruch, der diesen Rasern des Wassers entstriimt, während chre Herren Kollegen zu Lande in der dunklen Allee dicht an der Spitze der Insel aufgebaut stehen und ihr auto mobiles Gefchnatter in das leise Rau schen des Wellensehlages mischen. Jch gehe eine herrliche Allee uralter Lin denbiiume entlang. Tief im Grün versteckt und von Blumen in allen Farben nmrantt schimmert ein bräun liches Landbaus zur Seite des Weges. Es ist die« Datsche Des Finanzmini sters, dem diese laiserlichen Landhäu ser zur Verfügung stehen. Ob es Herrn Kokowzew wohl aus seinem zwar weniger pruntvollen, dafür aber auch nicht mit endlos viel Wachen, die an die Gefährlichkeit des Amtes ge maljnem umgebenen Landfttz hinüber aeliiftet nach dem schimmernden Jelja ginschloßI Die Stimmen wollen nicht verftmnmen, die behaupten, daß Herr Stolvpin den letzten Sommer drer drüben residiert. Und wer anders smlte sein Nachfolger sein als der glitctliche Finanzminister, der Nuß lands Staatshaushalt so erfolgreieh zu ordnen verstand? Noch wenige Schritte von dem Landbause Komo zemg nnd eine wohlgepflegte Rundung öffnet sieb- Elegante Verlaufsbuden liegen unter den letzten Bäumen, wo man Süßigkeiten und aus Nizza bezo gene Blumen erstehen kann. Wagen und Autos hat die meist elegante Welt, die hier den Abend genießt, zurückge lassen nur ab und zu sauft wie eine ra sende Sternschnnppe ein Motorfahrer mit Etaubbrille auf der Nase vorbei. Gegen 10 Uhr Abends ist die Sonne unter der Wassersläche Ver schwunden, doch sie beherrscht weiter das Firmament, und auch in der zwölften Nachtstunde schlingt sich das Purpurband der Abendröthe um den Horizont Die Natur ist leise ent schlunnnert, tein Vogel schmettert mehr sein Abendlied, und auch die rastlosen Frösche im nahen Schloß teich von Jeljagin haben ihr Konzert eingestellt Nur wenn der Athern des Meeres leicht hereimveht, geht ein sanfte-Z Flüstern durch die alten Lin den, die mit dem kalten Gruß der Wo gen ihre Balsamdiiste mischen. Nacht wird es nicht, ein hellgelber Streif Ledenisfackel des Tages die ganze Nacht hindurch. Der Himmel ist von zartem Silberhauch durchsluthet, und nur schwach und matt schimmert hier und da ein Sternlein. Ein eigenarti ges Fluidum füllt die Lust, das die Gegenstände wie bei Tages-helle erken nen läßt, ihnen aber doch die Plastik nimmt und etwas gespenstisch Sche nkenhastes gibt. Nur Flächen und Umrisse glaubt man zu sehen, auch bei den leise lustwandelndenMenschen, « die uns umgeben. Doch nur eine halbe Stunde dauert dieser schauerlich schöne Dämmer der vielbesunaenen weißen Nächte, dann steigt die Königin des Tag-CH, die Schwinger-arme aus dem TSpiel der Wellen empor und gießt lihre noch sanften Strahlen über die qunkelnden Ruppeln Petergbltrgg, das jnioraen wieder unter ihrer Allgewalt s stöhnen und seufzen wird. l - . W-·. »h» .. , Agadiy Agadi’r und Egedeietn iA i Ein Mitarbeiter berichtet der ,,zyrantf. Ztek.« folgendes charakteristi sches Ei senbahnerl ebniszt Sie wundern sicts Herr Redattenr, daß der Marokko baien Agadir ein Zantapfel zwischen Deutschland, Frankreich und England geworden ist ? Ich wundere mich nicht. Wenigstens seit gestern nicht mehr. Gestern saß ich in einem Schweizer Zug-. Sie wissen, die Schweiz hat im Sommer ein internationales Gepräge. Was Wunder also, daß in meinem Finpee ein Deutscher, ein Franzose und ein Engländer zusanimenfaßen. Mit ten im Gotjhardtnnnel sing es an. Der politische Diskurs nämlich zwi schen den Dreien. Ueber Agadier na türlich Es liegt ja in der Luft in diesen Tagen. Und die Aussprache der drei war sehr frei. Auf dein neu tralen Schweizer Boden kann man sich ja gehen lassen, wissen Sie. Scharf platzten die Meinungen auseinander. Der Deutsche sprach von A’gadir und legte den Akzent nach vorne. Der Franzose sprach von Aaadi’r nnd leate den Atzent nach hinten. Der Engländer sprach von Eaedeier und leate den Alzent iiberallhin Da sah ich freilich ein, daß die Drei nicht zu smnmentommen tonntent Der Deut sche nicht mit dem Atzent nach vorn, also nach Norden, wo doch gerade die Franzosen sich sestsetzen wollen, der Franzose nicht mit dem Atzent nach hinten, also nach Süden, wo doch ge rade die Deutschen sich festsetzen wol len, und der Engländer nicht mit dem Atzent iiberall da, wo ein anderer was will -—-.—.—.--— Hobsons Schweigen wird nachge rade Unheiinlich Der Mann inusz ja bis zum Platzen geladen sein. -l: si- si Jn vielen Eben ist heutzutage die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann so streng durchgeführt — daß dieser überhaupt nichts mehr zu sagen hat. sit t- A Ein Richter in San Franciciro hat in einem Prozeß, bei dem es sich um die Obhnk eines Kindes handelte, eine Jury von Frauen berufen Jede hatte aber ihre eigene Meinun,1, nnd an eine Einigung war gar nicht zu denken.