Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 25, 1911, Zweiter Theil, Image 11

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    Æukr schreibst-rief m
Iizztk Innkstkngkh
No.581. Der Philipp, was mein
fast-and is der hat schon mehr sah
sHte Stoff gemacht, wie in e Kau
heit gehn duht ,un ich hen ihn immer
for geblehmt ich. hen awwer fest ei
ganz annere Eidir. Jch sin schuhH
daß mer en Mensch dorchin un dorch
aus nit sok alles blehme soll, was er
duhn duht, ditahs mehtschtendeils isi
es nur e Mätter von hartem Glick un
der Mensch selbst kann gar nit helfe.
Jch sage immer, wenn sich ebbes mache
soll, dann helfe die Stein an die
Stritt dazu. Wenn Se mein Schrei
tvebries gelese hen, dann sage Se
schuhr, die Lizzie is recht.
For e lange Stokie lorz zu mache
—- die Wedesweilern un mich mir fm
also nach die Hahl gange, wo se die
große Mietung von die neue Lahdsch
adgehalte hen. Die Wedesweilern hat
mich um das Bilding etum dorch e
Elleh genomme un da war e kleine
Seitdohr, wo mer in das Bildina
gange sin. Ich kann Jhne sage, meij
Herzche hat mich doch gebobbelt wiei
mer in das dunkle Haus gange sin un
ich sin schuhr ich hätt mei ganzes
Lewe den Weg nit gesunne Die We
desweilern hat sich awwer wie e Katz
im Dunkle zurecht gesunnr. Mer sm4
obstehrs un da is widder e lleine
Dicht gewese, too mer inseit sin uni
da ware mer aus die schmale Gällerie»
wo als e Ruhl die Muhsischens sitze.3
Met hen die ganze Hahl iwwerhticte
könne« awwek Mistek Edithor, e Hiszs
is do owwe gewese, daß ich puttiniehr
sossokehtet sin. Die Wedeöweiletn hat
gesagt, das bis’che Hin müßte metl
stende, mer könnte nit eclspecktr. daßl
uns die Piebels auch noch en elektris!
Fehn im o halwes- Dokend Eistriern
Sohdes hinstelle dehte.
Well, ich hen gesaffekt wie alles un
dazu is noch die Eckseitement komme,
bitahs ich sin doch immer nach esfkeht
gewese, daß mer distowwert wek’n
behie. Es hat so ebaut e halbe Stand
genomme, da sin alliwwek in die Hahl
die Leits angetötnt worde un die Pie
bels sin komme. ifg hat auch nit lang
genomme, da hen met unsere alte
Schofsiöpp gesehn. Jedes hat handg
mit se geschehit un war atig neis zu
se· Ich hen gesehn. daß se alliwwek
in die Hahl Tenis hen stehn gehabt
un die Wedesweilern hat mich eas
plehnt, daß da die Kendidehts enei
geführt dehte tvek’n un daß se da drin
allerhand Hohiespohies mit se mache
drehte. Jch sin atig entschins ge
wese, auszufinnr. wie das Ding
schaffe deht. Nach e ileine Weil sin
all die Membetsch da gewese un se hen
die Dohke gelackt un hen an jede Dohr
insit un autsit Gahkds gestellt, so daß
Niemand inseit ionnt komme. We
deiweilerm hen ich gesagt, wenn die
Piebels aussinne, daß mit hier ab
steheö sitze un watsche, dann gehtg
uns schlecht. Schuhu hat die Wehes
weiletn gesagt, awwee wenn se uns
ausfinne, dann sm mit nur selbst soc
zu blehme, un mir derse dorchin und
dotchaus iei Neus mache nn for den
Riesen is es das Beste, wenn mer fett
kein Wort mehr schwätzt Jn die
Mienteim is die Dis so schrecklich ge
worde, daß ich es puttinier nit mehr
hen stende könne. Jch hen mein Kal
lee ausgezoge un e paar Bottens aff
geinöppt un das hat mich e klein we
nig Relief gewwe. Jetzt is es in die
hohl lolgange. Se hen sich all auf
gestellt un einer von die Schentel
männee hat en Spietsch zu die zwei
neue Kendibehts gemacht un hat se
gesagt, daß sie standhaft sei sollte-un
daß se ihren Rots ntt verneke some.
Jch sann Jhne sage, ich hen mein
Nöts verlore! Det Philipp un der
Wedestvetler hen dann en Henketschiss
vor die Auge geteit kriegt un dann sin
se tn die ganze Habt ekum geführt
worde. Dann sin se tn eins von die
Tents gesühtt wotde un da hen ich
gehört, wie der Philipp en Atisch von
sich gewtve hat« O mei o mei, was
stn ich so geschlehtt gewese! Wie se
wtdder etous sin komme, hat sich der
Phiiipp die Prespirehschen von set
Fehs gewet t; atvtver es war noch nit
Zu End. e sind in das nächste Tent
komme un da hat es so e schreckliches
Getkisch gewtve tm so e Kommohschem
tm ich allttvtoer gettembelt un ge
sch now-et den« Ich den«-nich so weit
in Front gesetzt un so hat die Wehes
toeilem dasz tnst einem mat ebbeg qei
häppend ts. Die Rehltng von die
fGiilleeie hat nachgewwe un ts in die
hahl gefalle un so sin ichi Se
lönn sich denke, was das sor e Sena
sehschen gen-we hat, wie ich da mit
einem mal wie en Balluhn aus die
Lust in die Kraut gefalle sm! Un
»denle «Se emal an, ich sin grad an
Tapp von e Tent geländed un das
war der Kahs, daß ich mich nit alle
Lohns in mein Baddie gestäckschert
Hen. Es war e gutes Ding, daß ich
sin die Minnit mein Nörf widdee
striegt heu. Jch stn ausgetschumpt, un
sin nach die nächste Dohr gelaufe, als
»Die en Windhund. Der Gahrd hat
mich nit autseit lasse wolle, ich hen
sihn answer en Pusch in die Speise
’ ripps gewwe, daß ee umgesalle is, als
ob ihn e Jnschein gesirocke hätt. Ja
die nächste Seelend hen ich die Diehr
ausgehabt un in leß denn no Teim
war'n ich autseit un sin gelaufe, was
gibste, was hoschte, bis ich in mei
haus war. Dort sin ich umgefalle.
un hen jede Minnit eclspecktet, daß ich
an Herzschlscher stertve del-L Es is
Zawtver widdek iwwer gange un das
Ischönste war, daß Niemand ausge-»
Isunnehah daß ich es gewese sin. Wie
»mich der Philipp am nächste Morgen
verzehlt hat, hat e krehsige Wummen
die ganze Mieiung gespeult. Se
Tanne Jht süßes Lebe bette, daß ich
lihn nit gesagt ben, daß ich die irehsige
iWummen war.
s LizthLxsssiengel.
Die Böcheten
j Man wünscht oft Nachricht zu ersah
’ ten
YAuf Postanweisungsformularem
I So manche Briefe dahingegen
! Sind einem mächtig ungelegen.
IUnd wenn Papa gar die gelehrten
) So theuer eingekauften Schwarten
? Wiu sehn bei dem hem- Fing-,
So giebt’s, sind sie nicht da, Verdruß
Seht selten geh'n Studenten flöten
Denn meistens hilft ein Freund is
Mühen, «
Der sich ttos allem Studium
JMwahrt hat das Jngenium.
Mit Pinsel, Phantasie und List
Schafft et den niith’gen Bücheemift
Ob Schein der ift, ob er real,
Fürs Studium ift das ganz egaL
Weltllugheit ist« wenn man gewiss
Die Schwächen Andern benützt
Zm ·ine folche Schickfaislentung
rfpatt oft gegenseit’ge Kränkung. l
Ills Beispiel zeigt die Szenerie «
Die Ausnü ung von Myopir.
apa, bengt durch Illusion,
st selig über seinen Sohn!
Ein guter Vater pflegt den Segn
n blauen Scheinen su erlegen.
im Studio ist dieser Sah
Von 100 Mut durchaus am Plas
Denn et versteht in solchen Dingen
otfch und energisch umzuspringetk
edwedem wünsch’ ich "infofetn
o einen guten, alten Dems.
Spanische Hitze. .
Madrid, im Sommer.
Es ist eine alte Geschichte und bleibt
doch ewig neu. . . .vom Wetter zu spre
chen, wenn kein anderer Antniipsungs
puntt zum Gespräch sich darbieten
will. Jch greife keck zum altbewährten
Mittel und,da mir sonst nichts einfällt,
will ich das aktueklste Thema anschnei
den, das es gegenwärtig in Spanien
gibt, das Thema der herrschenden
Hine. Jn den letzten Tagen konnte
man in den itungen von den zahl
reichen Todes ällen lesen, die die Hitz
welle in Nordamerika verursacht hatte.
Das Thermometer war im Schatten
aus 104 Grad gestiegen! Es schwindelt
einem förmlich bei einer solchen Höhe
des Wärmemessers. ·
Zugegeben, aber eine solche Hitze bit -
det in Spanien in den sogenannten
Hundstagen die Regel, ohne daß man
weiter Aufhebens davon macht. Die
Hauptstadt läßt sich darin von keinem
anderen Orte des Landes schlagen.
Und trotz einer Hitze von 113 Grad
Fahrenheit hört man hier von Hitz
schlögen und Erstickungen nichts.
Woran mag das liegen? Die Antwort
ist nicht leicht. Man will gelten lassen,
daß das gebirgige Spanien Hähenlust
hat, die bei gleicher Temperatur nicht
so drückend wirkt wie die Lust der
niedriggelegenen nordamerikanischen
Städte New York, Chicago, Boston
usw« aber man muß bedenken, daß
auch viele spanische Städte wie Sevil
la, Malaga, Cartagena», Alicante, Va
len(ia, San Sebastian nur wenige
Meter über dem Meeressptegel liegen
und trotzdem die hohen Temperaturen
sehr wohl vertragen. Auch die An
nahme, dasz die Verunreinigung der
Lust durch Rauch in Nordamerika un
günstige Bedingungen zum Ertragen
der Sommerhitze schafft, ist nicht stich«
baltig, denn in Spanien haben z. B.
Barzelona und Bilbao verhältnismä
ßig ebensobiete Fabritschlote wie ir
gendwelche nordamertkaniche Stadt,
ohne daß die Hitze dort so katastrophale
Wirkungen hervorbringe wie im Lande »
der Yantees.
Es bleibt also nichts anderes übrig.
als anzunehmen, daß die spanische
Rasse eben die Hitze besser verträgt als
die angelsiichsische. Jn der That wird
biet die Sonunerhitze, so groß sie auch
ist, laum als Qual empfangen. Zu
jeder Tagesstunde sind die Straßen
von Madrid äußerst belebt, und durch
den Sonnenbrand der Straßen
schwimmt der Spanier vergnügt und
tapfer wie in seinem Lebenselement
Er trintt wenig Allohol und vorsichtig
und bedächtig andere Ersrischungen.
Er delennt sich zu dem Ausspruch des
aligriechischen Lyrilers: »Wasser ist
das beste,'« und das Wasser wird ge
tiihlt in poriisen irdenen Töpseu, die
dem Lustng ausgesetzt werden. Vor
den blendenden Strahlen des Tages
gestirns schützt den Mann der breit
trempige Sombrero; die Senora ver
schmäht ost lachend den beschtoerlichen
Sonnenschirm und deckt sichAugen und
Kopf hinter dem bunten Fächer, der sie
überallhin begleitet· Man muß»eben
mit der Hitze umzugehen wissen.
DieSpanier gehen gewöhnlich lang
sam, was wiederum eine gute Vorsicht
gegen den Hitzschlag ist. Während der
heißen Mittagsstunden werden die
Wohnungen hermetisch geschlossen, da
mit die Hitze nicht eindringe, dagegen
abends Tür und Fenster weit geöffnet,
um die Kühle hereinzulasseu
Wo man die Widerstandstraft des
Spaniers gegen die Hitze beobachten
lanu, das ist z. B. auf den Märschen
de: Soldaten. Die Leute, deren Fuß
belleidung in Hanssandalen besteht,
legen ost erstaunliche Strecken in ver
hältnismäßig kurzer Zeit unter glü
hender Sonne zurück, wie man vor
zwei Jahren während des Melillas
Feldzuges festzustellen häufig Gelegen
heit hatte, und noch vor kurzem wurde
die 25 Meilen lange Strecke von Lar
rasch nach Allassar von den spanischen
Soldaten in einein Tag bei UJ Grad
zurückgelegt, ohne daß ein einziger
Hitzschlag beobachtet wurde. Die galt
ztschen und tastilianischen Zchnitter
arbeiten in Andalusien unter glühen
der Sonne 12—1’4 Stunden täglich, L
ohne zu ertranten. Jn Madrin herrscht
die Gewohnheit, binauszuziehen in die
Sommerfrifche, entweder zum Meer
oder zum Gebirg. Bei der großen
Ausdehnung feiner Miste hat Spanien
zahlreiche StranVortr. Wer eg sich ge
ftatten kann, geht nach dem theuren
San Sebastian, wo der Hof residiert,
aber es gibt fowobl im Süden toie im
Norden noch eine ganze Menge von
viel billigeren Seebiidern, wo man fiir
1.25 bis 81.75 gut aufgehoben ift,
wenn man nicht zu nnfpruchsvoll ist.
Ein löstlicher Aufenthalt ift das- nahe
Guodarramagebirge, das feit kurzem
immer mehr von den Madribern auf
gefucht wird. Ei bietet eine unge
heure Fülle von landschaftlicherSchöm
beit dar, und es ift ein wahres Para
dies für Luft- und Sonne-ihm Der
Duft, den die Fichtenwalder und die
Haidekriiuter hier ausströmen, ift ge- .
radezu beten-sehend Eingebettet im
Gebirge, liegen viele interessante Ort
schaften, LaGranja, das fpanifcheBer
failles, mit feinen Fontänen unDWild
parlen, Segovia mit feinem gewalti
gen römischen Aquädult, Escorial mit
feinem Kloster und der Gruft der spa
nischen Könige.
Jm Süden, in Cpedoba, Sevilla,
Malaga, ja schon tn Toledo wird die
Hin-. bekämpft auf architektonischem
-—.
»—«—-.— —..f.—..-—.—-. . -—-.-»— -.. -»—- -
Wege. Die Bauart der Wohnungeni
hier ist praktisch und ästhetisch zugleich s
Ein Jnnenhos, der mit einem Zeltdach
bedeckt ist bildet den Zentralrmrm, wo 1
sich das gemeinsame und gesellschaft
liche Leben der Familie abspielt. Die
einzelnen Schlaszimmer zu ebenerErde
oder aus einem Stock, münden alle in
den Patio. Dieser ist mit Blumen
töpsen geschmückt. Der Fußboden ist
aus Marmor. Jn der Mitte ist ein
kleiner Springbrunnen. Diese Patios
sind gewöhnlich angenehm kühl, selbst
wenn draußen in den Straßen eine
Sonnenglut von 125 Grad dritter Jn
einem niedrigen andalusischen Haus
trotzt man der Hitze zehnmal besser als
in einem nordamerilanischen Wollen
kratzen Daher erklärt es sich, daß im
glücklichen Spanien gerade der Som
mer die Saison des Genusses, der all
gemeinen Friihlicheit und der Daseins
sreude, der Feste ist, die von den laub
gelrönten Pyrenäen bis hinunter zu
dem einsamen Sonnenbrandselsen Gi
braltars mit eitel Jauchzen und Jubel
die ganze Halbinsel erfüllen, während
im Land der unbegrenzten Möglich
keiten die Menschen in der Sonnen
glut ver-schmachten, demWahnsinn ver
fallen, demHitzschlag erliegen und, aus
allenGrenzen des Erträglichen hinaus
gedrängt, nach der kühleren Jahreszeit
lechzen und jammern. Jn dieser Hin
ficht darf der Yantee den Hidalgo wohl
beneiden.
Ver Pulsschlag der Erde.
Eine der erhabensten und groß-·
artigsten Erscheinungen des Ozeans
sind die Gezeiten, oder, wie sie der Be
loohner der deutschen Nordseetiiite
nennt, die Tiden. Vielleicht üblicher
ist der Name Ebbe und Fluth. Worixis
bestehen nun Ebbe und Fluth, die diei
Alten so trefflich als den ,,Pnlgschlag »
der Erde« kennzeichneten?- Suchen !
wir ehe wir den anscheinend so ae
heimnißvollen Vorgang erklären ihn!
zunächst einmal zu schildern. -
Sowohl der Küstenbewohner, oenI
der Beruf als Fischer auf das schwaii
iende Element hinaus-fährt, al- auch!
der Binnenbewohnen der zur lerästi-;:
gung seiner Gesundheit einige Zeit ani «
Ufer des Meeres verweilt, verfolgt
diese Erscheinung mit großer Aufs
inerisatnkeit; und unter den Annehm
lichkeiten, die das Seebad bietet,
nimmt das regelmäßige Schtvanlen
des Wassersviegels eine der ersten
Stellen ein« Jn jedem Hanssliir
hängt eine Fliithtabelle,«aus der die
Zeit dek- höchsten Fluth und der nie
drsgsten Ebbe fiir jeden Tag zu ent
nehmen ist, und mit aufmerksamer Be
rechnung wird die Stunde bestimmt,
zu der man am besten den Gang zum
Badestrand unternimmt; denn die
wirksamsten Väder sind die vei wach
sender Fluth, wo die Wellen schäumend
und brausend auf den entblößten
Rucken herunterstiirzen Und oann in
der Zwischenzeit, ivelch unterhaltendes
Spiel, dieses Steigen und Fallen!
Wie interessant, wenn die Wellen von
unsichtbarer Gewalt im Zaunie gehal
ten. sich mäßigen, wenn das Wasser
sich allmählich voni Ufer entfernt nnd
bei flacheni Meeres-hoben eine Sand
banl nach der anderen zum Vorschein
tommtx wenn die zum Schutz desss
Users erbauten steinernen Buhncn sich !
tief hinab entblößen nnd großen und «
kleinen Naturforschern in ihr-en zahl
losen Löclxern und Spalten reichliche
Beute an Ujliischeln und Schnecken,
Krebsen und anderem seltsamen Ge—
thiere gewähren! Doch bald drängt das
Wasser leise rückwärts nnd die ans
fließenden Getoässer deg Festlandeg
gerathen mit ihm iii Streit. Jnimek
mächtiger schwillt die Flut an, drängt
den schwachen Gegner ohne Mithe zu
rück nnd iieht endlich triunivhierend
zu allen Thoren des Landes ein« Die
kahlen Saiidbänke sind nun wieder
verschwunden; die Austern- und
Krabbensiicher, sowie die Strandspa
ziergäiiger haben längst die Flucht er
griffen iind sich hinter den Dämme-n
nnd Deichen geborgen; die Inseln sind
wieder aus die Hälfte ihres Umfanges
ztisamniengeschinolzeM Landftiicke, die
eben noch mit dein Festlande verbun
den waren lösen sich und werden zn
Inseln, die Hasendäintne vorher rie
sengroß, erscheinen tvieder klein und
unbedeutend Die Schiffe steigen auf
den schwellenden Wassern wieder hoch
empor; Gräben, die einige Stunden
vorher tanni ein Boot zu tragen ver
niochten»sind jetzt selbst für große
Fahrzeuge sctnssbar.
Unl- tver ist denn der Urheber die-—
set so regelmäßigen, iiberall an der
Meeresliiste beobachtete-u Erscheinung,
dieses Vorganges des Zurückweichens
und Wiederlommeng der Wasser-nas
sen, dieses Sintens und Steigeng,
las sich einmal innerhalb 24 Stunden
wiederholt, sodaß sich in dieser Zeit
zweimal die Fluth oder das Hochwasser
und zweimal die Ebbe oder das Nie
driglvasser einstellt? Es ist der
Mond, der »gute Mond«; er geht so·
stille, wandelt friedlich seine Bahn
»und wälzt doch zweimal mit gewalti
aer Kraft und riesiaer Schnelle mehr
denn 100 Kubilmeilen Wasser rings
um den Erdball herum. Schon die
Alten erkannten, daß an jedem Tage
die Fluth etwa 50 Minuten später ein
tritt, als am vorhergehenden, und
ebenso der Mond 50 Minuten sriiter
den höchsten Punkt seines Bogens iiber
den Horizont erreicht. Ferner sah
man, daß, wie der Mond im Laufe
eines Monats seine Gestalt wechselt,«
innerhalb derselben Zeit sich regelmä
ßig auch die Höhe der Fluth ändert.
Ebenso schien die letztere beeinflußt
durch die Bewegung der Sonne, da die
Tag- und Nachtgleichen im Frühling
und Herbst stets von einer sehr hefti
gen Fluth begleitet sind. Dieses Zu
sammen-treffen der Erscheinungen des
Meeres mit den Bewegungen von :
Mond und Sonne ist so aufsalkend,»
daß man einen Zusammenhang zwi- «
schen beiden ableiten mußte. Und in
der That, was schon im Alteethum ver
muthet wurde, ist durch dieForschungen
von Newton Und Laplace wissenschaft
lich begründet worden, nämlich, daß
die Gezeiten eine Folge hauptsächlich
der Anziehuugslrast des Mondes,
teilweise auch der unsere Sonne sind.
Zum Zeichen, daß sie diese Ansic
hungslraft des Mondes fühlt, erhebt
sich die Erde in ihren beweglichsten
Theilen, dem Wasser, täglich zweimal
zu den befreundeten Himmelstörpern. ;
Zur Zeit des Neumondes und Voll- i
mondes, wenn infolge der Stellungi
des Mondes und der Erde die Anzie- l
hungen der beiden Himmelstörper s
vereinigt wirken, entstehen besonders
hohe Fluthwellen die man Springflu
then nennt, während bei den sogenann- »
ten Nippfluthen zur Zeit des ersten und E
letzten Mondviertels die Fluthwelle
wieder hoch steigt. Stiirme ändern
das gewöhnlich Verhältniss zwischen
Ebbe undFluth wesentlich; die Ebbe ist
dann weniger bemerklich, während die
Fluth ihre gewöhnliche Höhe bedeutend
iiberschreitet. Stürme aus Nordwest
erzeugen oft mit verheerender Gewalt
austretende Sturmfluthen und sind
deshalb sehr gefürchtet
So einfach sich nun auch die Er
scheinung der Fluth und Ebbe der
Hauptsache nach erklären läßt, so er
leidet sie doch infolge verschiedener
Nebenumstände die mannigfaltigsten
Veränderungen und Gestalten; und
wir-r dadurch eine der loinpliziertesten
Erscheinungen unseres Erdballeg· Jn
manchen Meeren steigt das Wasser ge
nsa tig, so in der Fundybai. Nord
amerika, um mehr als 60 Fuß, bei
St Malo im Kanal um 50 Fuß, bei
Breit um 20 Fuß.
Die iuseluiurahmten Mittelmeere
sind durch schwache Tiden gekennzeich
net, so das amerikanische, das bei Ja
maita nur 10, bei Colon 16, Vera
;C.ruz 20 Zoll erlangt. Das austral
asiatische erreicht nur selten über 6
Fuß: diese beiden Mittelmeere zeigen
abxr eine merkwürdige Verwandtschaft
darin, daß stellenweise die Wirkungen
der täglichen Ungleichheit so mächtig
!rerden, daß dadurch die halbtägiaen
.Tiden sich beinahe ganz in eintägige
Tideu verwandeln. Das sind ie alt-—
berühmten Eintagsflthen des mexila
nischeti Golf-H un des Golfs von Tong
king, die ihres-gleichen an den euren-Zi
schen oder westamerikanischen Kiisten
nicht finden ein geographischer Unter-·
schied, der schwer aufzuklären sein
rurste.
Abgeschlossene Meeregbeäeu zeigen
geringe Gezeiten Jm Mittel-nett be
tragen sie 12 bis 20 Zoll im Michi
gansce nur höchstens 8 Zoll. Die Ost
see, das Schwarzc und Weiße Meer u.
a. mehr sind gänzlich frei davon. Bis
weilen dringt die Fluth in die Mün
dung größerer Flüsse oder schmaler
Tllteeregbuchten zu großer Höhe herein·
Am Amazonenstrom isi der Einfluß
der Gezeiten 450 Meilen landeinmärts
zu kemerlen Dieses Riesengenxiisser
schiittet durch seine weite tromoeten
sörniige Mündung unermeßliche Waf
sermassen in dag- atlantische Becken
Mit gewaltiger Strömung drängen
die süßen Fluthen des Königs der
Störme die falzigen Wellen des Mee
res zur Seite, bis auf der weiten T
Fläche des Ozeans die Fluth heran:
rollt und dem Strom sich entgegen
wirft. Anfangs scheint der letztere zu
siegen. Doch der unsichtbaren Gewalt,
der die Fluthwelle folgt, vermag auch
er nicht zu trotzen. Mehr und mehr
vereinen sich die Wogen des Meeres
zur feindlichen Macht und dringen
schließlich mit einem Gebrülle, das U
Meilen weit hörbar ist, in die Mün
dung hinein. Wenn bei günstiger
Stellung von Sonne nnd Mord die
slutherzeugende Kraft ihre größte Wir
luug entfaltet, erhebt sich am Ausfluß
eine 30 Fuß hohe Wasserwand Don
uerud, wie ein riesiger Wasserfall,
schreitet sie mit der Geschwindigkeit
des von der Sehne geschnellten Pseiles
den Strom hinan, iiberrotlt, zer
schmettert, was sich ihr in den Weg
stellt. Nur da, wo der Fluß sich ver
tieft, senkt sich die Stelle, verschwindet
wohl dem Auge auch gänzlich, taucht
jedoch plötzlich jenseits der Stelle aufs
neue hervor, um tosend und schäumend
weiter zu ziehen. Aengstlich flüchtet
sich der Schiffer an diese Sicherheits
punlte, nnd setzt seinen Weg erst nach
Vorüberng des gefährlichen Geistes
wieder fort. Jn der Elbe dringt die
Flut 60 Meilen weit ein.
.
Kouverqiermde List-ein
Jn sdetThat, wir leben in sonderba
ten Zeiten. Wer hätte vor einigen
Jahrzehnten, als die industrielle und
lommerzielle Welt noch icn Zeichen des
Manchesterthnms stand, daran gedacht,
daß heute schon der politische Gedanke
sich mit der Möalichtcit der obrigteit
lieben Preisreguliernna beschäftigen
würde. Was die Znnstzeit des Mit
telaltew als natur-gemäße Entwicklung
gezeitigt hatte« brinat uns die Vlera der
Trusts, der kapitalistischen Konsolida
tionen als scheinbar unabweislicheFolge
zurück. Garn, der Präsident des
Stahltrusts, hat vor einem Kongreßs s
ausschusz der Jdee das Wort geredet
Hund nun hat der Vorsteher des Bun
’des-Justiz-Departements, Generalun
toalt Wickersham, in einer, in Duluth
gehaltenen, Rede erklärt, die Regulie
rnng der großen Korporationen durch
eine Regierungs-Kommission sei eben
so wünschenswerth, sogar nothwendig,
wie die der Eisenbahnen durch dieswi
schenstaattiche Vertehrslommissiom Er
erklärte, seit Jahren würden die Preise
der großen Waarentlassen nicht durch
Konkurrenz, sondern durch Abmachun
Iaen sestaesetzt Gestehe man das als
Thatsache zu, was man müsse, so erfol
ge daraus unter der Voraussetzung,
daß die Konkurrenz nicht wieder herzu
stellen sei --— die Nothwendigteit des
Schutzes der Konsumenten durch die
Feststellung der Preise.
Zu dieser Entwicklung hat die So
zialdeniotratie ihren eigenen Kommen
tar. So sagt zum Beispiel das »Mu
lndeivbia Taaeblatt«:
-««. « -
»Das System des wirthschaftlichen
Mitbewerbs muß sich selbst ruinieren.
Jedes Ding trägt den Kern seiner eige
nen Vernichtung in sich. Thatsächlich
hat es schon lange abgewirthschastei,
aber man fand gerathen, es zu verheim
lichen. Jetzt geht es nicht mehr. End
lich hat man ja zu der Anwendung des
AntisTrnst-Gesetzes schon schreiten
müssen, nachdem man es zwanzig
Jahre als Schaustück behandelt hatte.
Dann gerieth der Bau des amerikani
schen Großtapitalismus ins Wanken
Es wurde klar, dasz die ganze Welt der
Korporation »Restraint of Trade« ist.
»Das Ober-Bundesgericht sprang zwar
hilsreich bei, aber das ist nur ,,tempo
learn relief«. Die Mittelllasse be
Jhertscht das Unterhaus des Kongresses.
Sie wird nicht zugeben, daß das Gesetz
so modifiziert wird, wie das Ober
Bundesgericht es umgewandelt hat.
Es ist im Gegentheil anzunehmen, daß
sie die ,,Herrschast der Vernunft« aus
liischt durch einen Zusatz zu dem
Shernnm-Gesetz, welches ausdrücklich
besagt daß keine »Beschriintung« als
vernünftig angesehen werden soll. Ein
Präsident könnte sich dem taum in den
»Weg stellen, ein demokratischer Kon
Jgreß würde es sicher nicht thun.
Dieser Gefahr ist vorzubeugen.
Wenn man in Gefahr steht, zu ertrin
ten, so ist jeder Hasen in Sicht an
nehmbar —- so sagte der Generalun
walt in Duluth Das heißt, vor die
"l5tesahr gestellt, daß er unaufhörlich
Prozessen nnd Auslösungen ausgesetzt
ist, zieht der amerikanische Großkapita
»lismus vor, sich legalisieren zu lassen
" lassen durch die Feststellung der Preise.
Die Kommission wird ,,reasonable«
Profite auch aus das verwässerte Kapi
tal zulassen Die Eisenbahn-Kom
mission tut es auch. Auf das ist es
abgesehen. Ob man deshalb ein
sStiick So,3ialisnms in den Kauf zu
sachmen hat, ist eaal. Es handelt sich
» um Dollars und Cents und da gibt’5
kein theoretisches Bedenleu.«
Aus solchen Auseinandersetzungen
ist ersichtlich, wie nahe sich die Wege des
;Sazialistan und des Kapitalismus
« berühren.
ff
Deutschland an der Spitze der Up
beitremutzqefetzgehung.
Das Jnternationale Arbeit-samt zu
Basel hat einen vergleichenden Bericht
iiber die zur Durchführung der Arbei
terschutzgesetze in den verschiedenen
Staaten getroffenen Maßnahmen zu
sammengestellt, aus dem hervorgeht,
welche hervorragende Stelle Deutsch
land in Bezug auf die Arbeiterschutz
gesetzgebung und die Gewerbesreiheit
einnimmt. So zeigt der Bericht, daß
in Deutschland die Zahl der Gewerbe
aufsichtsbeamten sowohl an sich-wie im
Berhältniß zu der Zahl der revisionss
pflichtigen Betriebe und der darin be
schäftigten Personen am größten ist.
an letzten Berichtsjahre waren in den
deutschen Bundesstaaten im Ganzen
543 Beamte im Gewerbeaufsichtsdiensi
tätig, gegenüber 200 in England, 13
in Frantreich 107 in Oesterreich und
42 in Ungarn. Deutschland hat also
mehr Gewerbeaufsichtsbeamte wie diese
vier Jndustriestaaten zusammen, ob
wohl die Zahl der revisiongpslichtigen
Betriebe keineswegs viel größer ist.
Aus dem Bericht geht auch hervor, daß
dieBehauptung, Deutschland sei in Be
zug auf die Heranzithng von Frauen
zur Getvcrbeaufsicht anderen Ländern
gegenüber in Rückstand, unzutreffend
ist. Vielmehr steht Deutschland auch
in dieser Beziehung an erster Stelle.
Denn die Zahl der im Gewerbeauf
sichtgdienst thätigen Frauen belies sich
dort aus 29 gegeniiber je 18 in Eng
land und Frankreich und 5 in Oester
reich. Auch in Bezug aus die Vorbil
dung der Gewerbeaufsichtsbeamten ist
Deutschland den anderen Staaten
überlegen. Denn den Beamten ist in
viel größerem Umfang als in den an
deren Ländern auch die Durchführung
des Schuhes der Arbeiter gegen Unfall
und gewerbliche Krankheit übertragen,
eine Ausgabe, die nur aus Grund tech
nischer Vorbildung zu lösen tst.
Ein jeder ist seines Glückes
Schmied. Wie weniger aber verstehen
dieses Handwerk.
II- tk If
Ex-Präfiden!Diaz nach derSchweiz.
Da sollte gt nicht versäumen, die Ein
richtungen einer wirklichen Republit
kennen zu lernen.