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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 14, 1911)
Nebraska Staats— Anzetger und J set-old Jahrgaugs ZW k(Thei l) Nummer 43. Zuversicht Von FrievafJunH Ich harre fromm iagaus, iagein « Einmal im Leben muß es sein« Daß uns das Glück begegnet. Einmal im Leben sicherlich Komm'-Z über mich, lommi’s iiber dich. Als ob es Rosen regnet. Mir iil in meiner Seele tief. Als häit’ ich drüixer Schein und Brief Aus fernen, blauen Tagen Einmal im Leben segensfchwer Wird brausend über uns ein Meer Von Glück zusammenschlagem Weißt Du cs noch? Novelleile von W. P o p p e r. Obgleich die Thurmuhr der nahen Augustinerkirche Mitternacht verlän det hatte, und die zwölf Schläge in der dunstschweren Frühlingsnacht leise nachllingend, verhallt waren, - traf Frau Charlotte teine Anstalten, zu Bette zu gehen. Sie hatte ihr enges Festlleid, das sie als Brautmutter und zugleich als Silberbraut getragen, abgelegt und mit einem bequemen Morgenkleide vertauscht, sich auf die Fensterbant vor ihren Nähtisch gesetzt und die miiden Hände in den Schooß sinken lassen. Das war wohl ein schöner, aber auch ein schwerer Tag gewesen, der eine Reihe vielbewegter Wochen voll aufreibender Gemüthsbewegungen ab geschlossen hatte. Der letzte einer Reihe von schönen Tagen die wirtlich schwer zu ertragen gewesen. Der Tag, an dem ihre Aet teste, ihr Liebling. ihr Mädchenleben abgeschlossen. Bald graute der Tera, an dem sie ihr Frauenleben beginnen sollte« Und diese Schicksalswende sollte sie als Mutter in ihrem Bette ruhig schlafend verbringen? Rein. ssiescswollte ihrer Tochter, die zum ersten Male im Leben meilen weit von ihr entfernt war, wenigstens im Geiste folgen, wollte sich in das iu gendlich eraltirte Seelenleben einer glücklichen Braut versehen. Sie erhob sich, ging zu dem Maha gonischrönlchen, das jene kostbaren Schiihe barg, die sie in dem Viertel jahrhundert ihres Ehelebeng aufgespei chert hatte und holte die Briefe hervor. die ihr Mann einst als Bräutigam und junger Gatte an sie geschrieben. Zuerst las sie nur zerstreut mit den Augen. Plöhlich begann ihr ganzes Gesicht, ihre ganze Seele mitznlesen. Jhre Lippen bewegten sich, ihre ab gespannten Züge belebten sich, die Au gen fiillten sich mit Thriinen. Da wurde die Thiir des Neben zimmets geöffnet und schwere Män nerschritte näherten sich. Charlotte schrak, wie auf einer lichtscheuen That ertappt, zusammen und warf die Briefe in ihren Nähtorb »Ei, was thust Du denn da, Alte? Sitzest bei nachtschlasendee Zeit beim Nähtisch2 Jch dachte doch, Lottchen’s Lluöstattung wör’ endlich fertig - - aber nein --- mir scheint, Du hast ein Piickehen Briese vor mir versteckt. Wa ren das etwa Liebesbriefe?« »Wenn Du es denn durchaus wissen mußt, Heinrich ja, es waren Lie besbrieseL Jch wollte mich heute Nacht in Lottchen"5 Seele versetzen und auch in meine eigene. vor sünsundzwnns zig Jahren. Wenn ich aber Dein Bild dazu berausbeschwören wollte, da sah ich Dich nur mit dem Rechenstist in der Hand, hörte ich nur Deinen Briicnmbasz: »Schon wieder Geld, Alte, nehmen denn diese Schneiderw nen- und Modistinnen-Rechnungen nie ein Ende?« Und diese Prosa der Ge aenwart erstickte immer wieder die Poesie der Vergangenheit.« »Die wolltest Du also durch diese Brieie wieder wachrusen?« j »Ja, heinrich die Vergangenheit war doch so schön!« »Ach sie scheint Dir nur so poetisch, weil sie eben vergangen ist.ll .,Geb’ Du mit Deinen Mast-pes mien! Lasse mich weiter lesen und geb’ schlasenll »Diese Nacht soll ich Dich allein lassen? Die Nacht nach unserer Sil berlsochzeiti Nein, ich bleibe bei Dir und helfe Dir, die Geister der Ber gnnaenbeit Herausbeschwsren!« Charlotte nahm das Päckchen ber vor und zog den obersten Brief ber aus. .,Siebst Du, Heinrich, dies ist der erste Brief« den Du mir nach un serer Verlobung schriebst. Durch die sen ewiils Seiten langen Bries lernte ich Dich eiaentlich erst kennen, denn es war ja alles so schnell gekommen — toeiiit Du es nochp «Freilich, sehr übereilt!« »Damals hast Du anders gespro chen, damals hast Du den Zufall ge segnet, der uns an jenem Abend zu sammen führte. Weißt Du es noch? Wie waren damals zum Sommeraus enthalt in Baden und gingen sast täg lich in die Arena. An einem Sonntag hattest Du zufällig den Sitz neben mit warum lachst Du denn, Hein richt« »Weil mir etwas eingefallen is.« »Ja ,also ----- Du saßest neben mir und habest mir meinen Fächer aus« den ich fallen ließ.« »Absichtlich!« »Nein, wahrlich nicht. Du gesielst mir damals gar nicht« »Du mir desto besser. Du trugst ein rosa Kleid mit seidenen Schleifen und weißen Rosen am Gürtel.« »Ja, weißt Du es noch? Zwei Tage später trafen wir ian zufällig im Walde bei Siegenseld. Die Eltern tranken Lassee im Alexanderhof und ich ging im Wald spazieren, um Blu men zu pflücken. Da sagte jemand dicht neben mir: ,Welch glücklicher Zu fall, mein Fräulein - - na warum lachst Du denn schon wieder?" »Ich Heuchlek!« »Dann begleitetest Du mich in den Alexanderhos, wo ich Dich meinen El tern vorstellte und Papa war sehr überrascht, als ich ihm Deinen Na men nannte, denn Dein Vater wars ein alter Freund von ihm.'« s »Welch ein dummes Kind ich noch» war!" s »Ja ein liebes herziges Kind; wer hätte damals gedacht, daß Du so viel! mit den Kindern und Dienstleuten’ zanlen würdest; aber bleiben wir bei der Sache: Wir spielten Ball -- « 4 »Und der meine fiel in ein Ge büsch; wir liefen ihm Beide nach undi statt des Balles « ! »haschte ich Dich. Unsere Lippen fanden sich - ( »Da rief die Stimme des Vaters, wie mir schien - — aus den Wollen1 oben: Lotte, wo bist Du?« »Und so wurden wir denn ein Ehe- - paar, wurden Eltern und werden, ’ wills Gott, bald Großelternk s- « »Und weil wir da in stiller Nacht beisammen sisen und die Vergangen-? heit wachrufen, will ich Dir ein Ge ständniß ablegen, Heinrich. Du hast damals meinem Jdeale gar nicht ent sprechen« »Nicht möglich!« :Jch fchwärmte damals fiir einen» Dichter; einen schlanlen jungen Men- : fchen mit feurigen Augen und langem haarr. Er war der Erste, der mich Lotte nannte bis dahin ward ich nur immer Lotty gerufen.« »Na und er blieb der Einzige?« »Nein, der Zweite war ein Arzt mit einem langen Prophetenbart « »Warum also hatte nicht einer von diesen Beiden die Ehre, Deine Schnei derinnen-Rechnungen auszuzahlen?« »Dein Dichter hätten die Eltern mich nicht gegeben und dem Dottor ist es nicht eingefallen, mir einen Hei rathsantrag zu machen Aber ich nahm mir fest vor, nur die Frau eines Künstlers oder eines Gelehrten zu werden. Da kam nun ein prosaischcr Kaufmann dem man es auf zehn Schritte weit ansah, daß er lein Kost verachtet war s »Und der nicht wußte, ob Goethe oder Schiller »Das Mädchen aus der Fremde« geschrieben hat« »Ja nnd der mich ganz spießbiirger lich ,,Friiulein Lotty« nannte « »Na und warum bist Du doch mei ne Frau geworden, Alte ?« »Weil die Ehen im Himmel ge schlossen werden. Weil die Vorsehung selbst es so gewollt hat. Weil Du an jenem Abend gerade den sechsten Sperrsin in «der ersten Reihe erhiel test. Weißt Du, Heinrich, wenn ich mir manchmal mein Lottchen ansah oder bans oder Gretel und dabei dachte Wer weiß, wie alles anders glommen wäre, wenn Du an jenem onntag Abend einen anderen Platz bekommen hättest, da kamen mir im mer ganz andiichtige Gedanken und ich dankte von ganzem Herzen dem blinden Zusalle.« ,,Blind sind sie sreilich alle, der Zu fall, die Liebe, die Gerechtigkeit und lnicht am wenigsten Du, liebe Alte! tEin »abnungsvollet Engel« warst du nicht, denn wie blind und ahnungslos gingst Du in die Falle!« »Ja die Falle - was soll das heissenW »Na, weil wir in stiller Nacht so vertraulich beisammen sitzen, will ich Dir auch ein Geständnisz ablegen --—«« »Damst Du etwa auch andere Jdeale7« »Bei-steht sich Lottchen, natürlich! Aber das meinte ich nicht Jch war in die Geistinger verliebt und in die »sesche Peppi«, die Gallmeyer, und in einige andere Schauspielerinnen auch noch —« »So, Du Schwerenöther, Du, wenn ich das doch damals gewußt hätte!« »Was wäre dann gewesen?« . »Dann hättest Du mir noch ein mal so gut gefallen!« » »Meinem Vater hatte es aber durch aus nicht gefallen. Jch sollte sein Ge schäft übernehmen und vergrößern und dazu denöthigte ich ein Heitathsgut von vierzig-— bis fünfzigtausend Gul den. Unsere Väter, die täglich mitein ander Karten spielten und politisir ten, verständigten sich bald, da der eine die heirathsfiihige Tochter, der andere den heirathölustigen Sohn hatte, und da die Mitgift »stimmte«, wurden sie bald »hnndelseins«. »Ich sollte also nach Baden fahren, um mich mit Dir zu verloben. Weil Du aber ein überspanntes Mädel warst, das viele Romane gelesen, so ;sollte alles möglichst poetisch inscenirt ;wetden, wir sollten uns »zufäl1ig« tennen lernen und erst verlieben· ehe wir uns verlobten· Den Spetrsitz hat mir nicht der blinde Zufall in die Hände gespielt, sondern Deine guten Eltern, die so erstaunt und liber rascht waren, als Du mich ihnen einige Tage später im Alexanderhof vorstelltest!« » ’O, ich Närrin, ich verblendete När rin.« »Na, nicht wahr Alte. die Vergan genheit ist doch nur deshalb so doe tisch, weil sie eben vergangen ist's Die wahre Poesie kam erst später die kam erst mit Lottchen, mit Hans und mit Grete in s Haus Und wenn wir einst unsere goldene Hochzeit feiern, wenn wir nicht nur Großeltern, sondern auch Urgroßeltern sind und uns an die heutiae Feier erinnern, an diese Nacht, da wir bis zum grauenden Morgen beisammen saßen und uns abwech selnd fragten: »Weißt Du es noch?« da werden wir kopfschüttelnd sagen: »Ach waren wir damals jung und poetisch! Wie wir einander die Hände driiekten und wie sich unsere Lippen fanden -- weißt Du es noch?« »Eine Frage möchte ich noch an Dich stellen Heinrich aber Du darfst mir nicht als Pharisäer antworten-« »Na was denn betrifft sie meine einstigen Jdeale2« »Nein, sie betrifft unseren Schwie gersohn. Hat Friedrich Dich auch nach Lottchen’s Heirathsgut aefraat?« Die Lampe war längst verlöscht, die Beiden saßen im Dunkeln und so» konnte Frau Lotte das Schelmenlii-» cheln nicht sehen, mit dem der »Phn risiier« antwortete: »Nein Lottchen. er hat mich nicht gefragt. Wozu denn auch?« murmelte er in den Bart,« «nachdem ich selbst ihm es sagte« »Nun, Gott sei Dank! Denn wag ich dem Gatten verzeihe ,dem Schwie gersohn hätt’ ich s nie verziehen!« Die Beiden saßen noch lana blau dernd beisammen, bis sie endlich der thummten . .. Der Himmel begann sich zu kömm eg dämmerte. Die aufgehende Sonne "versilberte die gesenkten Scheitel. die iießt tief auf die Brust hinabhingm tJn den Platanen draußen begannen jdie Spatzen zu zwitschem l Frau Lotte hob das schlaftrunkene Ha upt und fragte lächelnd: »Ja, weißt Du es noch?« ,- — « 30 Jahre elektrlfche cfifendamk Aus lZ. Mai 1881 tnurde die erste elettrische tfisenblihnlinie Deutsch lands,ja der ganzen Welt eröffnet· »Es-: lxsar die Linie, die von der Liihierfelder Oauptladettenanltali nach dem dnrti gen Ausrlter Bahnhof fiihrt. lisJ sub reu damals je zwölf Züge hin, und ebensoviele jeden Taa zuriich und war Von » llhr morgens bis 11 Uhr ;·"i Min. abends, im Anschluß an die an lsnnnenden und»abaehenden Ziiae der Anhalter Bahn. Es lvar ein den Pferdemaan der damaligen Zeit ent fnrechender Wagen mit 12 Sitz- und etlichen Stehplätzen Die aanze Fahrt dauerte 6 Minuten und kostete l') Gurts die halbe Strecke 23 Cents. Jiiteref fant lind die vorsichtiaen Aeußerunaen, die Dr. Siemens bei der Probefahrt that. Er sagte: »Das Kind, das hier geboren wurde, ist ja ein ganz kräftiger Junge mit genügender Lehenstraftx ich denke, er wird sich durchs Leben bringen. Aber er steht noch vor allen Kinderlranlheitem er hat noch nicht einmal das Zahnen durchgemacht. Wir dürfen uns des Jungen freuen, weil er überhaupt auf der Welt ist; was aus ihm noch wird, ob er’s wirklich zu et was bringt, wir milssen’s abwarten.« ie Länge der Bahn betrug 125 Meilen, tue Spurweite 40 Zoll;, der Oberbau war auf Holzschwellen im Charakter der Selundärbahnen angelegt. Die Stromzufiihrung war , unterirdisch durch Leitunasdrähte und wurde durch die Schienen der unter dem Fußboden geitell de Wagens angebrachten elektri schen M fchine zugeleltet· Ver Gassenhuuer. Der Gassenhauer ift ein gar merk würdiger Burfche! Stutzerhaft leck, nach der neuesten Mode geklei det, geht er über die Straße mit feinen sinnlichen frechen Augen jung und alt bethörend. Wie ein Zauber be herrfcht er die, die ihn einmal gesehen. So pfeift ihm zu Ehren schon am frü hen Morgen der Bäckerjunge, das fröh fliche Dienstmädchen denkt mit feiner beginnend-en Arbeit on ihn, der schlaf ’trc:ntene, zur Fabrik eilende Arbeiter fun .nt zur Belebung feine Weisen und nimmt ihn zur Aufmunternng mit in die Werkstätte. Wie ein Lauffeuer sveibreiten sich seine leicht geschützten sGedanten und Tonfolgen von Munds lzu Mund. Bald gehört es zum guten !Ton, die Bekanntschaft des Herrn Gessenhauers gemacht zu haben. Do ininierend zeigt er sich nicht- allein aus der Straße, sondern auch in yeselligen Kreisen -—— bis zu einer gewissen Grenze. Nur ein einfaches ernstes sympathisches Mädchen ist gegen seine Virtoctungen gefeit. Mit Ernst und Würde weist es ihn zurück für sich und seine Freunde. Dieses ewigjunge be so.eidene Kind ist: Das Volkslied. Mit Haß und Eifer rächt er sich siir diese Abweisung. Jm trauten Da hcii:i, in der Arbeitsstube, im Garten, in der Fabrik, turz überall sucht er es zn verdrängen, was ihm leider nur zu gut gelingt. Er braucht dazu mächtige Hilfsmittel: den Verkehr, die den Markt überschwemmenden, mit farbi gen Bildern gezierten Anpreisungen der Musikalienhandlungen und die ssjiinfälligen prickelnden Melodien und Texte. Mit sabelhafter Schnelligkeit bringt der ivirthschaftlicheVerlehr den Gassen hauer unter die Leute. Da wurde einst der alte urtomische Berliner Ben "di«i« gefragt, ob er teine neue Jdee hät ’t.-. Nach turzern Zögern lwegen der Siisnlosigteiy fängt er an zu singen: Jst denn kein Stuhl da, Stuhl da, , - Stuhl da, Für meine Hulda, Hulda, Huldat Blitzschnell verbreitet sich die Weise, und nach acht Tagen wurde sie bereits am Rhein gesungen. Heute dentt fast tein Mensch mehr an das Lied von der Hi.lda mit ihrem Stuhl da. Gestern entstanden, heute gesungen, morgen vergessen. Besonders nach historischer Seite hin dürfte es nicht nnwilllonimen sein« dem Gassenhauer nachzuspüren Zu nächst das Wort selbst. Gassenhauer —- tvoher stammt der Ausdruck? Wir finden ihn schon im sechzehnten Jahr hundert, und zwar als Bezeichnung für Personen, die sich auf der Gasse unihertreiben. Johann Matthesius predigt 1586 gegen die Gassenhauer, die abends aus der Gasse umherlaufen, «schrehend und plöctend«. Vielleicht hat sich die heutige Bedeutung des Wortes ergeben aus den Ständcken und Spottliedern, die diese Leute aus der Straße anstimniten. Aber der Be griff stand in jener Zeit nicht niedrig Hans Sachs nennt 1567 den Vorrath seiner Poesien in der Ueberschrift: Psalmen nnd andere ttii«itusiigesiiiig’, mich verändert geisttielie Lieder, auch Gassenhauer liin nnd wieder. Doch ehe der Ausdruck selbst ent «stund, hat es schon das gegeben. was wir heute unter Gassenhauer verstehen, nämlich das Spott-« Scherz- und Schelmenlied im l4. Jahrhundert Später tauchte dann »Ach, du lieber Augustin« in Wien auf, eine Weise, die sich bis auf den heutigen Tag populär erhalten hat. Von weiteren Gassen haisern, besonders norddeutschen und speziell Berlinern, sei hier erwähnt: Lott« ist todt, Lock ist todt, Leutchen liegt iiu Leibern Nenniann tonnnt, Nennniun tunnut Und will altes erden. Statt ,,Neumnnn" tetzte man na türlich jeden anderen passenden Namen em. Außerotdenilich populär war so dann auch der Gassenhauer: I Herr Zitnnidh Herr StinnidL ! Was kriegt denn Zulmcn unt? i ’nen Schleier nnd "nen cherhnh Das steht dem Mäan gar zn ant. Diese Zeilen stammen aus dem so genannten Hallischen Stiefelknecht-Ga lopp-Walzer. Es ist eine Art von Dialog, dessen Anfang lautet: Herr Schinidt, Herr Schwim Wir haben eine Bitt': Auf Freier-süßen kommen mit-, Man sagt, es sind viel Töchter biet· Darauf antwortete Herr Schmidt: Ein Dutzend Mädchen hab ich nur, i i Von jedem Jahrgang eine Spur. Woher stammt der Gassenhauer: Es gibt kein schöner Leben Als das Nituberleben Jn dem duftern, knistern, dnftern Wald-R Es ist das österreichische »Das Her- - zeleid«: Wie i bin dem-schen Zu mein Dirndl g«fchlichcn, das sich diese Verbnllhornung gefallen lasien mußte. Hoffmann von Follersleben nutzte die Popularität dieser Melodie sehr geschickt und politisch aus, indem er 1844 sang: « Ach tvir armen Narren Hoffen stets nnd harren, — Daß der Freiheit Morgenroth beginnt. » Eine ungewöhnlich lang andauernde Populnrität genoß der Refrain aus ,,Hirsch in der Tanzstunde«, dem Hauptgassenhnuer der siebziger Jahre. Der Schlager stammte aus dem alten Berliner Amerirnintheater in derDres dener Straße und war ebenso geistlos wie unmelodiös: Eins, zwei, drei« An der Bank vorbei. Lin der Itali, an der thd an der Bank vorbei, Auf ’n Platz, zwei, drei. Es kam die Glanzzeit der Operette. Aug Fatiniszns Lied »Vorwärts; mit srischen Muth« wurde »Du bist verrückt mein Kind«; aus dem Gasparonewal zer »Er soll dein Herr sein, wie stolz das klingt« machte der Berliner »Mut ter, der Mann mit dem Kols ist da«; s- beides ebenso lange vollsthiimlich wir Ludols Waldmnnns Schunkelwal zer und später die Kreuzpollm »Sieh- « ste wohl, da limnit er, große Schritte« nimmt er’«. s Jn früheren Zeiten war die feucht-; fröhliche Sangeslust der Berliner aus: ein beschränktes Repertoir begrenzt. s Unbarmherzig in ungezählten Versen ; wurde losgelassen: i Jtti weis-» nicht, wac- soll ec- l1cdrnten, « Tus; itti so traurig bin, oder: Verlassen, verlassen, verlassen luu i s Wie der Ztciu auf der Eli-aszeti, j Mein Meuiat mag mi. ; Jn unserer jetzigen modernen Zeit? lpält man sich mit solchen harmlosen Gesängen nicht mehr auf, da müssen die neuesten Schlager zum Vortrag gebracht -werden. Verhältnismäßig lange haben sich die Melodien aus der Lustigen Witwe gehalten, besonders ,,Vilia, ach Bilja, Du Waldmägdlein«, « war ein Lieblingsstiick des weiblichen Geschlechts Mit welche großem Ge-" sühlsausdrucl wurde die Stelle mit dein Texte: ,,Laß mich, ach laß michs dein Herzliebster sein« den Lüsten an- s vertraut. Bald galt dieses Lied alst veraltet und wurde ad acta gelegt.T Man sang den Walzertraucn l »Leifr, ganz leise töiit’»J durch den Raum, ; Lielslicue Weist-, Walzertmiuu.« ; Man braucht durchaus nicht zu den- s ten, daß der Text Veranlassung gäbe, » leise zu singen, der Berliner singt der ; Situation angemessen meistens Fortis- : sinio, und nicht zu vergessen ist die zweite Nummer aus der gleichen Ope- ’ rette; ’ Pircclo Pier-also tsiu tsiu tiiu Ta liegt alte Weisheit drin, Juuuer slott und unverzagt, Cli· die Melodie versagt » Chauvinistisch denkt der Berliner bezüglich der Abstammung der Lieder, - die er singt, nicht. Ob das Lied aus dem Ausland oder Jnland stammt, ist « ihm gleich. Bringen die Theater leine Schlagen dann wird irgend eineTanz nuiumer zum Singen angestimmt, hat sie leineu Text, nun so wird ein eige ner Text dazu gedichtet. Wilmersdorf, Halensee, die Tanle lale an der Oberspree, dort sind die richtigen Plätze, wo man Berliner Les ben und Berliner Volksgesänge kennen lernen kann. Dort werden die neue sten Bottsgesönge gesungen und ge tanzt. Wenn an den Sonn- und Fest tagen die jungen Herren mit den schön georannten und srisierten Haaren, de renThätigleit an den Wochentagen da rin besteht, sich mit dem Soll und Ha ben zu beschäftigen oder ihren Kunden zu versichern, daß die soeben eingetrof senen Matjes-Heringe ganz delilat sind, ihre Mieze, Else, Lotte oder Röte nach einem der obengenannten Orte führen, welches Etablissement wäre ohne Musik existenzfähig? Opern oder ein serieuses Programm wird nicht verlangt. Nur recht bekannte Melo dien und vor allen Dingen zum Mit singen. Aus dem Tanzsanle locken die Töne des Orchesterk, bestehend aus Geige und Klavier. Der neueste Rheinlän der, gleichzeitig zum Singen eingerich tet, wird gespielt: Und dann schleiclf ich still nnd leise Immer an der Wand lang. deimwärtct von der Vnnnnclreisc, Immer-»ein der Wand lang, « schimpft zu Haus aucli meine Elle-, Immer an der Wand lang, Äm ich bin ’nc dolle Volk-, Zimmer an der Wand lang. Diese Piece muß wenigstens alle Stunden einmal gespielt werden. Wenn die Herren Musiker mit einer Extra-Lage belohnt werden« folgen noch einige Verse zur Wiederholung. Inzwischen hat das Gartenkonzert seinen Fortgnng genommen Dieöcnal ist es ein Wiener Lied, das vom Publi kum im Chorus gesungen wird: Weibi, sei doits nicht so hart, : Bist so spröde-, wartv unt-, Schlimme wart, Trnk mein siiszes chterkandh Jede-«- Weiberl braucht ’nen Mandl Man kann es den jungen Mädchen nicht verdenken, wenn sie nun auch ei nen Wunsch äußern, zur Zeit der gro ßen Automobil - Rennen ist es natiirs lich folgender Wunsch, der von Groß und Klein mitgesungen wird: -,(iteli", Zitiorsiljeb acb’, kanf mir ein . Automobib Es- toit’ doch wirklich nicht viel.« Auch eine Variante gibt es: Ja, ich falls dir ein Antoniobil, . Tann falls-I wir von Hamburg nach Flieh Am Abend, wenn dann die bunten Lampions im Garten brennen und den Gedanken an eine venezianische Nacht »als-flommen lassen, dann kommt noch ein-e besondere Nummer: »Ali du lieber Millime Zei nicht In deiner Lilli kalt, » — Zailies3’ mich in deine Arme eili, Las; mich dein ein und alles sein« » » Dann geht es Arm in Arm durch denWald nach Hause, bis zur nächsten Elektrischen oder Bahnstation. Auf dem Heimwege werden die schönen Lie der noch einmal in Form eines Pot pourris gesungen. Der Berliner ist nun einmal trotz aller gegentheiliger Ansicht ein Musiksreund und huldigt dem alten Sprichwort: ,,Gesang er freut des Menschen Herz«. Wie ich von meiner Nervosität befreit wurde. Jnfolgc beruflicher Ueberanstren gung und schwerer Schicksalsschläge litt ich an hochgrudiger Nervosität, verbunden mit Blutarmuth u. allerlei Herzbeschwerden Der Arzt, den ich lonsultierte. turierte mir die Blutge muth und Herzbeschwerden so ziemlich weg. aber dieNervosität, die sich haupt sächlich in Schlaflosigleit und unbe schreiblichen Angstgesiihlen Jäußerta blieb trotz aller angewandten Mittel bestehen. Jch versuchte daher eine Kur zu Hause zu machen. Sie ist glänzend gelungen und hat mich von aller Nervosität befreit. Die beste Jahreszeit für die Kur ist der Som mer, doch kann man auch den Frühling und Herbst benutzen. Jch selbst machte die Kur von Mitte August bis Ende Oktober v. J» Und zwar folgen dermaßen: Zweimal in der Woche, Montag und Donnerstag, bor- und nachmittags (nicht unmittelbar nach einer Mahlzeit) tübles Sitzbad 75 Grad, dabei den Oberlörper flüchtig abwaschen. Dauer fünf Minuten. Danach Bewegung oder Bettruhe zur Erwärmung. Dienstag und Freitag mit den Füssen im Wasser von 65 Grad stehen und gehen in hohem Ge säis« dasz das Wasser bis an die Waden reicht. Dauer der Anwendung fünf Stliinuten Durch Bewegung die Füße wieder zu erwärmen. Bald darauf die entbliisiten Arme in dasselbe Was ser stecken drei bis fiinf Minuten lang. Mittwoch und Sonnabend Ganztva fchung 75 Grad früh morgens vom Bett aug, zur Erwärmung wieder ins Bett zurück. Einmal wöchentlich ein warmes Vollbad 85 Grad mit lühler Nachwaschung, an diesem Tage fällt die andere Wasseranwendung weg. Jeden Abend Luftbad bei offenemFen ster oder in gut gelüftctem Zimmer mit gymnastifchen Uebungen oder Trockn frottieren des Körpers. Dauer 5——1s.s Minuten. Bei offenem Fenster schla fen. Täglich l—2stündiger Spazier gang, dabei Tiefathmen und außerdem ,bei gutem Wetter fo viel tvie möglich tim Freien aushalten (Sit3en, Liegen). auch leichte Gartenarbeit verrichten Was die Ernährung betrifft, kein ’Ftaffee, Thee u. Altohol, dagegen viel Milch, siifie und saure, weißen Käse, viel Obst und Geemüse Diese Kur hat mich vollständig von aller Nervosität befreit. Jch rathe da her allen Nervösen, einige Wochen oben beschriebene Kur zu machen, dieselbe ift siir jedermann ausfiihrbar und hat den Vorzug, recht billig zu seine Nur immer correct. Mutter: »Aber Elly, Du hast ja schon wieder ein Loch im Knie!« Elly: »Es ist ja nur im Sirumps, Mama!« Die Ursache. Junger Ehemanm »Das Essen schmeckt mir aber ganz und gar nicht!« »Das-e ich Dir nicht gleich gesagt, Du Ssolltest das bessere Kochbuch neh men « Für eine Frau ist der Mann geist reich, der sie versteht.