DersKunstreiter Erzählung von Friedrich Gerstäcker ! 14444444541 (7. Fortsetzung-) - , »Meine Güte!« die Comtefse reißt die Klingelschaur ab!« rief in diesem Augenblick Annette, erschreckt zusam « Fortfahrend Unten liingelte es in der That heftig, und sie wollte sich von rang frei machen. Ohne den ber ptochenen Lohn kam sie aber nicht da von, Herr Franz nahm sie im Nu beim Kopf, und: »Sie böser Menfch!« sagte die Schöne» als sie sich endlich glücklich von ihm befreit und, ihre Fri ur wieder in Ordnung dringend, die Treppe, so rasch sie konnte. hinabeiltr. Herr Franz aber blieb noch eine Weile dort, wo sie ihn verlassen, sieben und schaute ihr, sich vergnügt dabei die» Hände reißend, nach, bis sie im Gange» unten verschwunden war. Dann stiegs er selber, langsam nnd behaglich, die Stufen hinaus, den ihm gegebenen Auftng nach seiner Bequemlichkeit cuixufiibrem sreitete, herumzureichen. Comtesse Me l gen Manne so herzlich entgegentrat - te. Graf Generstein selber spielte nicht Ei schlug Acht; einzelne Equipagen fuhren dor: die Familie des Kriege rninisters war unten im Salon der sammelt, die nach und nach eintreffen den Gäste zu empfangen, und die Dienerschaft lam herbei, um den Thre« den die alte Excellenz eigenhändig be lanie stand neben ihrer Mutter und unterhielt sich mit dem eben eingetre tenen Grasen Selitoff: aber sie sah bleich und angegriffen aus« und nur einmal färbte ein leichtes Noth ihre Wangen, als ihr Blick, neben dem jun gen Mann hinstreisend, aus den ein tretenden Grafen Geherstein traf. Aber es schwand, so rasch wie es gekommen, und kalt und förmlich dankte sie der Verbeugung des sonst so willkomme nen, ja ost heimlich ersehnten Gaste-. Dem jungen Grafen tonnte diese Veränderung in dem Betragen» dem ganzen Wesen Melanie’s nicht ent gehen, aber die Gesellschaft selber ge stattete ihm auch nicht, sie darum zu befragen. Der alte freundliche Herr d. Ralphen, der dem gern gesehenen jun tvie früher, nahm ihn dor allen Din gen in Beschlag um ihn mit einigen anderen fremden Ossicieren bekannt zu machen, und er kam nicht eher wie der von ihm los. als-bis der alte Herr seine Aufmertsamkeit auf die zu ar rangirenden Spieltische wenden muß und hatte dadurch die beste Entschul digung, sich von ihm zurückzuziehen Ehe er aber seinen Vorsch, Melanie unter jeder Bedingng anzureden, zur iausführng bringen tonnte. lief er Ihrer Errellenz, der Frau d. Ralphen, in den Weg, die freundlich ihre ring bedeckte Hand aus seinen Arm legte. »Aber· lieber Gehersiein. wo in al ler Welt haben Sie nur die ganze Woche gesteckt? Man sieht Sie ja gar nicht mehr und muß Sie ordentlich mit Gewalt herbeiriehern wenn man Sie wirklich einmal haben will.« »Ernan sind zu gnädig, mich glauben zu machen daß Sie mich ver mißt haben«, sagte der junge Mann leicht erröthend »Sie mögen aber sel ber beurtheilen wie streng in dieser Woche unser Dienst gewesen sein muß. da ich genöthigt war die liebsten Men schen zu meiden.« » lqAber Abends hätten Sie doch geJ wrfz einmal Zeit gehabt. Sogar aus; der gewöhnlichen Vorlesung sind SieI uns neulich weggeblieben, und Gras J Selikoff hat an Jhrer Stelle lesen; müssen, den-n unsern Rarine durftenj . wir doch nicht im Stiche lassen.« . »Es würde mir unendlich leid thun, «tvenn ich die Ursache einer Störung d gewesen wäre·« s »Das ist das Wenigste darübers beruhigt-r Sie sich. Rasalie hat Siei aber am meisten vermißt, denn sie brennt var Begierde, Jhnen ihre neuen s I- nnan vorzulegen.« ( « rs rchsie holen, Mama?« slii-j — rie ihr die junge Comtesse. die neben i getreten war, rasch in’O Ohr. s »Jeht nicht, mein Kind«, lächelte die Excellenz; »der Herr Graf hat jetzt « tnehr zu thun, als sich mit Deinen Kunstprodulten abzugeben aber, Fräulein«, unterbrach sie sich plötzlich, · mit einem strengen Blick nich einer jungen Dame hinübersehend, die un- l fern von ihnen, den Blick fest auf die Gruppe geheftet, stand - »Sie verges fen Jhr Amt dürfte ich Sie bitten J darauf zu achten, daß die herrschaften ; Thee bekommen?« Und Init einer» heimlichen ,nicht ganz leidenschaftslo-? än Bewegung deutete sie dabei aus den its-missen der sich indeß zu Rdsalien Ywandt hatte und mit freundlichem rnß zu dem jungen Mädchen sagte: Lassen Sie sich nicht ahfchrecken, « comteffe, bringen Sie mir getrost Ihre Studien. Die Gesellschaft soll ch nicht abhalten mich recht herzlich Idee Jhre Fortschritte zu freuen.« »Das ist fehr freundlich von Ihnen, lieber Staf« sagte das junge Mäd che- deten Antlih hohes Noth liber und ihte lebendigen Augen noch die lieblicher erhellt-, »M- werde Sie nicht lange plagen --— ich habe abetf fo darauf fgefreut« —«- und » JÆI Schritten huschte sie dur sen Cs n, dem nächsten achstenAusgangcki L tm die Blätter selber schnell her « « K Its-sey hörte diese kleine Un N terredung nicht, denn ihr Blick haftete» noch, und zwar lange nicht mit der( Freundlichteit, mit der sie vorher den« Rittmeister angeredet, aus der jungen Dame. die schon bei ihren ersten mah nenden Worten tief erröthensd zusam mengesahren war und sich rasch abge wandt hatte, ihre siir den Augenblick versäumte Pflicht zu erfüllen. Louise o. Mechan, aus einem alt adeligen Geschlecht stammend, war durch die Empfehlung des VII-schen Gesandten nach «- und in das Ralphen’sche haus gekommen, wo sie die Stelle einer Gouvernante bei Ro salien und ihrer jüngsten erst sieben jöhrigen Schwester ausfüllte und zu gleich mit musterhafter Ordnung die Wirthschast der nichts weniger als wirthschastlichen Excellenz führte. Louise d. Mechern war ein liebes, be scheidenes und dabei höchst geistreiches, gebildetez Wesen, das jede Stellung im Leben vollkommen ausgefüllt ha ben würde. Aber ihr Körper hatte mit ihrem Geiste nicht Schritt gehalten, und einer Unvorsichtigteit der Wörtc rin in sriihester Jugendjahren ver dantte sie ein Uebel, das sie seht durch das ganze Leben tragen mußte. Jhr Gesicht war bildschön. ein wahrhaft griechisches Prosil mit großen. spre chenden braunen Augen, dunklem vol . len haar und feinen, edler Zügen, aber ihre rechte Schulter war verwachsen und dadurch dem übrigen Körper nicht die nöthige freie Entwickelung gewor den« Wie bald vergaß man aber, so bald man näher mit ihr bekannt wur de, diesen körperlichen Fehler in all’ den geistigen Vorzügen, die ihr eigen waren, und welchen wohlthätigen Ein fluß iibte sie dabei auf die Erziehung der ihr andertrauten Kinder, ja durch ihren Umgang selbst auf Melanie aus! Die Töchter des Kriegiministers hin gen auch mit treuer Liebe an dem fun gen Mädchen, und Melanie besonders fühlte« welch ein wohlthätiger Geist der Ordnung in ihr ganzes haui gekom men sei, seit Louise d. Mechern mit ihrem stillen, einfachen Wesen die Lei tung desselben übernommen hatte, Nur Frau d. Ralphen schien das nicht zu bemerten, oder -- wenn sie es demut te -- es allein der Ordnung gemäß zu halten. Daß die angenommene Gou vernante und Wirthschafterin ihre Pflicht that, verstand sich don selbst; eine weitere Anertennung blieb des halb iiberfliissig. Frau d. Ralphen war nicht etwa eine böse oder über mäßig strenge Frau --— ihren Kindern gegenüber hätte sie sogar noch bedeu tend strenger sein diirfen. Aber sie fühlte, daß sie in der Residenz eine sehr bedeutende Rolle spiele; sie wußte und war überzeugt, daß sie zu den »ersten Damen« des Landes gehöre, und da durch stolz s- rücksichtslos ftolz gegen Alle geworden. die unter ihr standen. Das gerade gab denn auch oft ihrens Betragen und aan n Wesen eine hätte und Schroffheit, die unter an deren Umständen ihrem sonst wirklich weichen und guten herzen fern geblie ben wären. Louise ertrug das aber mit einer wahren Engelggeduld Still und freundlich, mit der ihr eigenthümlichen sanften und immer guten Laune. ver mied sie jede Klippe, die zwischen ihr und der Ereellenz hätte zu einem Wortwechsel führen können, fügte sich ihren tleinen Eigenheiten, ohne sich selber ie das Geringste dabei zu ver heben« und erwiderte zugleich von gan zer Seele die Liebe, die ihr die Kinder entgegenbrachten. Nur in Gesellschaft, selbst bei einem einzelnen Besuche, fühlte sie sich gedrückt. Sie mußte. wie sehr sie mit ihrem Körper, dem raschen, oberslächlichen Urtheil der Welt gegen über, im Nachtheil war, und suchte es soviel als möglich zu vermeiden, dem zu begegnen. Darin unterstützte indes sen die Excellenz sie nicht: denn ob sie nun Louisen wirklich nicht entbehren konnte, oder gar heimlich fühlte, daß durch die Gegenwart der unscheinbaren Gouvernante die Erscheinung ihrer eigenen Töchter gehoben würde, wer vermag im Jnnern eines mensch lichen herzens zu lesen?- aber Louise mußte stets unc in jeder Gesellschaft erscheinen, und nur die dringendste Abhaltung oder wirkliches Unwohlsein konnte sie entschuldigen. Von den ge wöhnlichen Gästen wurde sie aber sel ten oder nie beachtet. Die Damen be sonders nahmen nie Notiz von ihr — - es war ja nur die Gouvernante, wenn auch aus einer edlen, vielleicht edleren Familie. als sie selber, spros ;send. Nur Gras Geherstein hatte sich Pers und viel mit ihr unterhalten, in ; isheoen Zeiten sogar manche Partie stehachxdas sie musterhaft spielte, mit ihr gezogen, und an Mekanies Seite Stunden lang ihrem seelenvollen Vor trage aus dern Piano gelauscht. Das Islles nahm sie still und dankbar hin, szog sich nach solchen Abenden aber im Ikmk um so vier scheu-: in sich seiest ist-sue Desgleiche- Aoeuve was-u sahe- quch m de; wen Zeit vier seite kner geworden. Ia hatten sogar in der zlesten Woche gan Lusgtthh und viel ileicht dachte Lou e, als ihr Auge var ’hin so ernst nnd sast traurig auf dem Grasen «ruhte, jener Zeit — war er ihr doch indessen saß fremd geworden. « Und Gras Wiss-—- er kam « sich selber hier fast wie ein Fremder vor· War es Melanie's verändertes Betragen, iiber das er sich nicht täu schen konnte? - war es des Bruders Schicksal. das in der letzten Zeit feine Seele so erfüllt, ihn fast die gan e übrige Welt darüber vergessen zu las sen? -s war es der junge fremde Ausse, der, taum hier eingeführt. tich mit einer Zuversicht und Sicherheit in diesen Räumen bewegte, als ob er sel ber schon seit Jahren des hauses in timfter Freund gewesen? - Er wußte es nicht s-» nur wie ein dunkler, un heimlicher Schatten laa es auf seinem Herzen, und die hell erleuchteten, men schenbelebten Gemächer kamen ihm todt» öde und einsam vor, als ob er hier allein gestanden hätte. Da tönte plönlich ein helles, reines Lachen an sein Ohr. » Das war Melanie’s Stimme; Unter Tausenden hätte er sie ja herausgetanni. Er wandte rasch den Kopf dorthin — der fremde Graf mußte ihr getade etwas unendlich Komisches erzählt haben, denn ihr Antlih strahlte var Laune und Ueber muth. »Herr Graf«, flüsterie in diesem Augenblick eine leise Stimme an seiner Seite. und Louise v. Mechern suchte ihn durch die Anrede aus den Lataien aufmerksam zu machen, der mit dem Ihn-Service auf dem silbernen Teller bis jetzt vergebens bemüht war, dem Rittmeisier die Erfrischung zu präsen tiren. Der Graf sah aber nichts wei ter, als Melanie’s halb vvn ihm abge drehtes glückliches Gesicht. Nur einen flüchtigen Blick warf er herum, der Anrede zu. und wandte sich, ohne das junge Mädchen ,das schüchtern neben ihm stand, auch nur zu bemerken, mit einem einfachen »Ich danke« wieder ab W Der Latai halancirte feinen Prä sentirteller nicht ohne Gefchictlichteit weiter. zwischen den verschiedenen be weglichen Gruppen durch, und Louise selber schrat schüchtern zurück. Rosalie aber tam seht mit ihrer Mappe herbei gehiipst, und den Grafen am Arm nehmend ,der sich ihr nicht entziehen durfte, führte sie ihn in ein tleinej, et was abgesondertes Seiten - Cabinet. dort ungestört seinen Beifall über die wirtlich mit vielem Talent und fast nur unter der Leitung Louifenst aus geführten Stizzen einzuernten. hier sollten sie aber nicht lange ungestört bleiben, denn Fräulein v. Zahbern hatte den Grasen schon vorher nicht aus den Augen verloren und folgte ih nen bald, sich anscheinend den ausge breiteten Feichnungen Rosaliens mit größtem «-nteresse widmend. In der That aber suchte sie nur die Durchsicht derselben zu beschleunigen, und als die Eorntesfe, von der Anwesenheit der jungen Dame eben nicht erfreut, ihre Arbeiten wieder zusammenlegte und sorttrug, ergriff Fräulein v. Zahl-ern des Grafen Arm und flüsterteI »Aber sagen Sie mir nur um Gottes willen. Herr Gras, wollen Sie denn den Kampf ohne Schwertftreich aufgehen?« »Den Kampf« mein gnädiges Fräu lein?" «Ah, stellen Sie sich nicht, als ob Sie nicht verstanden, was ich meine«, ries die Dame rasch, umir haben hier auch teine Zeit durch Auftlärungen i versäumen. Sie müssen doch sehen, daß jener Rasse Sturm aus Melanie·s herz läuft.« »Und lauben Sie nicht, daß,die Festung art genua sein wird, sich zu halten?" sagte der Rittrneister lächelnd, während aber doch ein ganz eigenes Weh sein Herz durchzuckte. »Nein!« rief das Fräulein rasch und entschieden, wenn auch noch immer mit unterdrückter Stimme. »Sie sind entweder erschrecklich leichtsinnig oder erschrecklich »s— gut-ersichtlich wenn Sie die Gefahr nicht sehen wollen, die Ih nen droht.« ,,Aber woher auf einmal diefe Theil nahme fiir mich, mein gnädiges Fräu lein?« sagte der junge Mann mit viel größerer Ruhe· als Fräulein v. Zah bern wohl erwartet haben mochte· »Aus Patriotismug. Ich hasse die Nufsen. und diesen Russen...« »Vor allen anderen?" »Nein ärgern Sie mich nicht — diesem Rassen gönne ich eben Melanie nicht. Die ganze Stadt weiß ja doch, daß Sie siir sie schwärmen« «Die ganze Stadt weiß oft mehr von uns, als wir selber wissen«, sagte der Graf trocken. »Mehr wenigstens ,als uns oft lieb ist«, eran te das gnädige Fräulein mit einem zeichnenden Blick aus den Rittmeister selber, der jedoch an die sern machtlos ab litt s— »Sie aber, rr Gras«, setzte se dann, als sie es merkte, hinzu, »sind mir ein voll lommenei Rothsel und entweder der —- durchtriebenste oder der unschuldig sie Mann, dem ich in meinem ganzen Leben begegnet bin.« «Lassen Sie uns das Letztere hof fen, mein gnädigej Fräulein«, sagte der Rittrnetfter, dem das Gespräch un anæenebrn zu werden anfing. »Wir so en von unseren Mitmenschen immer nur das Beste denken« .Also muß ich denken, daß Sie ier Bewerbung utn Melanie aufgegeben haben-T« sagte räulein v. Zahbeen rnit kaum derbeitn ichteni Angek l »Mein gnädigeo Iräulein«, erwider te der Rittmeister, durch die unzarte Frage verletzt, »meine Ansichten und Wünsche können hier nicht gut in sol cher Weise von uns Beiden verhandelt werden. Comtesse Melanie ist jeden sallö ihre eigene Gebieterin, und voll ständig sähig und berechtigt, solche Bewerbungen, die ihr nicht anstehen, zurückzuweisen Bewirbt sich Gras Selitoss wirklich um sie, so wird sie auch entscheiden, ob sie das giinstig oder ungünstig aufzunehmen hat. Ein Drittes dabei wäre, meiner Meinung nach - überflüssig.« »Und wenn der Gras ältere Ber pslichtungen hättet« sagte die Dante gereizt, .Gras Selitoss ist. so weit ich bis seht iiber ihn urtheilen tann«, erwi derte talt der Nittmeister. »ein Ehren mann und deshalb einer unedlen That unfähig. Wie dem aber auch sei, meine Gnädige, die älteren Ansprüche wär den in dem Falle weiter nichts zu thun haben, als - - sich eltend zu machen.'· Fast unwillkürlich tte er sich bei die sen Wotten dem Eingange des Cahi nets zugewandt, an dem gerade zwei alte Geheimräthe eine sast leidenschaft liche Debatte über Schnupstabal führ ten. Andere Gruppen aus- und ab wandelnder Gäste waren ebenfalls in die Nähe gelommen, und Gras Gener stein glaubte zu hören. dasz sein eige ner Name genannt würde. Er drehte sich danach um und sah unsern von sich den alten General v. Schaden mit seiner Tochter Eupbrosnne und Mela nie, die mit dem Grasen Seliloss in ein eifriges Gespräch verwickelt schie nen. »Ich lann Jhnen nicht helfen, Corn tesse«, lachte der alte General, »aber die Sache ist so, wie ich sage: Mon sieur Bertrand giebt seine Truppe aus« oder vertaust wenigstens seine Pferde, denn ich weiß aus ganz sicherer Quelle. daß er den Fall-en mit dem weissen Hintersuß und den Fuchs mit der schwarzen Mähne, die beiden Pracht pserde. dem General Beuter zum Ver taus angeboten hat-" »Und ich berufe mich nochmals aus Gras Geyerstein«, erwiderte Meianie, jeht kaum zwei Schritt von dem Ritt nieister entfernt. »Der Gras ist sehr genau mit der Truppe bekannt und hätte uns doch, wenn sich die Sache wirklich so verhielte, gewiß schon ein Wort davon gesagt, da er weiß, wie großen Antheit wir daran nehmen« »Es thut mir leid, Comtesse, in die sen-i Streite nicht aus Ihrer Seite kiinwsen zu tönnen«, siel hier Gras Selitoss mit etwas gebrochenern Deutsch ein, »aber der General hat Recht, den Falbem wie den einen wei ßen arabischen hengst habe ich sogar selber getauft, urn beide nach Peters burg zu schicken« Melanie schien im Ansang die Worte gar nicht zu hören, denn ihr Blick hing sest und sorschend an «den siigen des Rittrneistersz aber diesen Moment des Selbstvergessens bezwang sie rasch, und zu dem Aussen gewandt, sagte sie: «Jn der That? das hätte ich nicht geglaubt. Was rnag den Mann dazu bewogen haben? here Niitrneister. wissen Sie vielleicht etwas Näheres über diesen überraschenden Vertaus? Will sich vielleicht Monsieur sVertraun ganz dem Seiltanz wid men?« »Ich bedauere unendlich, Comtesse«, erwiderte ruhig Graf Gemkslklm »Ih nen nichts Näher-es darüber mittheilen zu können. Es ist sogar dies das erste Wort, das ich von dem Verlauf höre, ich muß also doch nicht so genau da von unterrichtet sein." Comtesse Melanie schwieg, und eine fliegende Röthe färbte ihr für einen Augenblick Wangen und Nacken, um gleich darauf wieder, so rasch wie sie gekommen, zu verschwinden. Fräulein d« Zahbern aber, mit dem Interesse, das sie an jeder Stadtneuigteit nahm« rief erstaunt: »Ist es denn möglich, Monsieur Bertrand will sein Geschäft aufgeben? Aber das tann ja gar nicht sein, oder er hat sich genug verdient, um den Kunftreiter an den Nagel zu hängen und en Rentier zu spielen. Da freue ich mich nur, daf- wir ihn noch hier zu guterletzt gehabt und gesehen haben. Und seine Frau reitet nun also auch nicht mehrt« »Mir Bermuthungen von unserer Seite, meine Gnädige«, sagte der alte General v. Schaden. »Wir wissen sel ber darüber nicht mehr, als Sie." »Sitz finde ej auch so erstaunlich unwei lich, zu reiten«, bemerkte Fräu lein Euphrosyne v. Schoden, »ich muß gestehe-« ich hätte die Vorstellungen um einen Preis wieder besucht« «Larifarit« lachte der alte General, »wegen der kurzen Röcke? mit lan en Reifröekn können sie aus keine-n Pferde herdmtanzen.« »Aber. Papa, ich bitte Dich um Gottes willen . . .« »Ich fragte Monsieur Bertrand«· fiel hier Gras Selitosf ein, «ob er die Absicht habe, seine Reitlunst aufzuge ben. erhielt von ihm saber nur aus weichende Antworten. Die Sache kann übrigens tein Geheimnis bleiben, denn seine Fruove wird uns bald darüber austlaren wenn er ei selber nicht fiir nöthig finden sollte.' »Ja der Stadt erzählt man«, nahm hier der hinzutretende Jntendant das ort, »daß sich Monsieur Bertrand schon wegen des unterlassenen Seiltan zes zwischen den beiden Thiirmen fehr heftig mit feiner Frau gezantt habe. und die Beiden sich wollten scheiden lassen-« »Ja der ThaM rief Melanie schnell, und ihr Blick streifte fast unwilltiirlich den Rittmeifter. »Ja, meine Gnädigste". versicherte Herr v. Zithbig mit wichtiger Miene indem sich seine Stirn in dichte Falten zog, «Madame Berirand scheint etwas heftiger, felbstständiger Natur zu sein, wie alle diese Art Damen. und ei sollte mich gar nicht wundern. wenn sie das Geschäft ohne Deren Bertrnnd allein fortsetzen wiitde.« « »Ohne Pferde?« sagte der General. »Ohne Pferde? ---- Pardon! nein.« «Aber ihr Mann derlanft sie. alle.'« »Da, dann dressirt sie vielleicht an derei« »Es kann ja auch sein«, nahm hier Melanie das Wort, »daß sie sich selber nach Ruhe sehnt, und vielleicht in stil der Zurückgezogenheit ihr Leben nach so vielen Gefahren und Aufregun gen zu genießen acdentt.« »Seht leicht möglickx meine Gna digste, sehr leicht möglich!« rief herr v. Ziihbig. »Man muntelt sogar in der Stadt von einer Liaison, die ver lockend genug sein sollte, selbst den Lchönen Monsieur Berirand aufzuge en." »Sie sind boshaft, Baron", sagte Melanie, indem sie fühlte, daß ihr das herzhlut selbst zu Eis gerann. Aber sie wagte nicht in diesem Augenblicke zu dem Nittmeifter aufzuschauem »Die Stadt wird nie müde«. sagte da Graf Geherftein’s ruhige. ilangvolle Stimme· »den-gleichen Erzählungen zu erfinderi, und es giebt auch ftets gefäl lige und gefchäftige Menschen, die sie weiter tragen-« »..Jch sage nur nach, was mir er zahlt worden ist!« rief o. Zühbig rasch· »Natürlich, herr Jntendant«. lachte Fräulein v. 3ahbern, »mehr thun wir tllle nicht. Wenn wir aber Alle so finster und schweigsam wären. wie der here Rittrneister, so hörte jede Unter haltung auf, und man säße in stiller Selbstbeschaiung neben einander. eine Tasse Thee mit Würde zu trinken Hahahaha — eine solche Damengesell schast möchte ich einmal sehen!' Gortseyung folgt.) q Wunderkinder. Nicht von solchen ist hier die Rede, die so häufig am musikalischen Hin:— met auftauchen, von Eltern oder Ver wandten des Getderwerbs halber von Stadt zu Stadt durch die Konzert iäte geichleppt werden, um nach kurzer Zeit für die Deifentlichkeit spurlos zu verschwinden, sondern don überaus sruhreisen Individuen, die schon ins Kindesalter durch allgemein hohe gei: stige Veranlagung als eigenartig her vortreten. Aus dem Alterthurn haben sich hierüber keine sichern Nachrichten erhalten, auch aus dem Mittelalter wird darüber Glaubwiirdiaes kaum berichtet, dagegen liegen Fälle dieser Art aus den beiden lehten Jahrhun derten vor. Die mertioiirdigste Er scheinung ist die des Kindes Christian heinrich Heineken aus Milde-, über dae sein Lehrer Christian v.Schöneich ein jetzt selten gewordene-T- Bueht »Le ben, Thaten, Ruhm u. Tod eines sehr klugen Kindes aus Lübeck« schrieb. Dem Buch ist ein Bildnis des Kindes oorgeseht mit den Versen ».slind, dessen Gleichen sue vorher ein Tag qebarl Die Ratt-welk wird-dich ztvar mit etogeni cannuck unilanben Toch anett mir ttementeils dein großes Wissen glauben, Tav dem, der dich gekannt, selbst unbe greislich Ioar." Dieses Kind wurde 1721 geboren und starb bereit-z im fünften Lebens jahre. Erst wenige Monate alt, machte es sich durch sriihreifen Vers— stand bemerkbar, und infolge dessen erhielt es. taucn ein Jahr alt, bereits einen Lehrer. Dieser scheint es dar aus abgesehen zu haben, die intellek tuellen Fähigkeiten des Söuglings möglichst rasch zu entwickeln, denn wir vernehmen, daß das kleine Wesen schon in seinem 14. Monat vie Erzäh lungen des Alten und des neuen Te stamentei auswendig wußte, im näch sten Jahre die Geschichte des Alter«-s tunis kannte und im vierten Lebens jahre Deutsch und Lateinisch las, Französisch verstand und über die erltoiirdigleiten zahlreiche-r Orte sich zu verbreiten vermochte. Sein Körper war aber so schwächlich,vasi er nicht zu schreiben imstande war. Bis zu sei nem Tode im Alter von vier Jahren vier Monaten blieb ei Sänglina an der Brust einer Amme. Ein ebensalls im Jahre 1721 geboreneo Kind na mens Baratui sprach mit siins Joh ren drei Sprachen, las mit 8 Jahren die hebriiische Bibel und zeichnete sich auch in der Mathematil aus. Es ek reichte aber nur einAlter von 20 ah reu und war in der lehten seit seines Lebens völlig areisenhast Eine an dere hierhin zu zählende Persönlich steil, der spätere Pros. Witte in Bres lan. hatte ein glücklicherel Las gezo gen. Geboten zu Anfang des vorigen Jahrhuriderts,hestand der Knabe schon mit 10 Jahren das-Abiturientenexa men und verfaßte turz darauf eine wichtige mathematische Arbeit zu Er langung der philosophische-r Doktor tviirde. Dann wandte er sich der Ju risprudenz zu. Er starb 1888 in ho hem Alter. Jn den letzten Jahren sind wiederholt ausAmeriln Nachrichs ten über sogenannte Wundertinder ge lommen, das merkwürdigste darunter ein systematiich herangeziichtetes Kind dieser Art Namens Wm. James Si disSohn eines Arztes. Aus welche Weise der Vater die durchaus nicht übernormalen Fähigkeiten des Kindes still-zeitig entwickelte, soll hier nicht im einzelnen dargelegt werden. Das Kind war schon im zweiten Lebend ialire imstande zu sprechen nnd zu buchstabieren, im vierten Jahre konnte es auf der Schreibmaschine schreiben und begann Französisch und Latein zu lernen. Etwa sechs Jahre alt, kam der Knabe aus eine amerikanische hö here Schule und studierte dann Ma thematik, bei welcher Gelegenheit er ein Logarithmensvstem siir die Basis 12 ansarbeitetr. In einer Untersu chung »Zu: Ziichtung des Wunderkin des«, die in den ,,Annalen der Natur philosophie« erschienen ist, hebt Ewald Wasmuth hervor, dafz bei den sog Wunderlindern die Energien, die am Anfang im Ueber-naß vorhanden wa ren, früh verbraucht wurden, ohne wirtlichen Nutzen zu haben. »Wenn der Mensch.« sagt er, ,,eine gewisse Summe edler Energie besitzt, so ift dieie Summe tonstant, d. h. es tann während des Lebens eine-«- Geschöpr sich niemals gewöhnliche chemische Energie in edle umwandeln, sie tann diese nur ernähren oder bei Verfall der Gehirntheilchen ersetzen, wie jeder andere Theil des Körpers infolge des Stoffwechsels erseht wird, dabei bleibt aber der Zustand derselbe, in dem das Theilchen sich befand.« Wasmuth weist daran hin, dafk ein gewisser Zusam menhang zwischen der geistigen Ener: gie und der Lebenslänge besteht, fa, das Leben des Baratus lehre direkt, daf; selbst das Aeuszere sich nach dem Vorrath an geistiger Energie zu rich ten scheine, denn dieser sei schon mit 20 Jahre ein Greis gewesen. hier bade man den deutlichen Beweis. daß die Verschwendung der Lebendenergie das Leben vertiirze. Er spricht sich entschieden dahin auc,dass durchWuni dertnaben einWerth fiir diesMenschheit nicht geschaffen werde. Die tiinstlei rische Heranbildung solcher Wunder tinder in der Weise von Sidis let nennt sie Wundertinder 1. Klasse) sei unbtonomisch Eine andere Art von Wundertindern, die wie Mozart, Beei thoven u. a. die bedeutendsten Genie getvorden sind und die Wasmuth als Wundertinder 2. Klasse bezeichnet, lei sten aus einem bestimmten Gebiet Außerordentliches. Das Genie, he haubtet er. besitzt die vor allem aus zeichnenda Eigenschaft einer größern Vertniipsung der Gedanken unterein ander, es verfügt iiber einen stärlern assoziativen Zusammenhang So ist rz ihm möglich, durch kleine, aanz un bedeutende Zufälle einen großeu Zu sammenhang aufzudeaeir Man tann bier beispielsweise viele grcsze Natur forscher nennen. Jan-drin sbtobert Mauer, auch Liebig und Lord Klevim Wasmuth tommt schließlich zu denr Ergebnis-, daß eine stärkere Ausnut zung der geistigen Energie dann statt findel, wenn sie aus ein gesondertrs Gebiet tonzentriert werde. »Dieses. sagt er, Jana erreicht werden durch Eingehen auf die sich im friihen Nin-« dedalter zeigenden Interessen , oder aber. falls sich teine speziellen irgend wie zeigen solltn, durch ein langsamec Hinstreben aus ein Gebiet.« Als Fol erung hieraus zieht er den Schluß, se das Verfahren, wie es heute in den Schulen geübt werde, siir jede Ta lent- und Genieentroialung grund schädlich sei und hierbei die geniale-e Elemente gerade ihrer speziellen Begu gabung wegen vernichtet würden. Zu einer kräftigen Entwickelung ge hören Schwierigkeiten und Schmerzen. «- - i Wann ein verheiratetee Mann zn Extraoaganzen zu neigen beginne, möchte eine Lesetin wissen. — Wenn er vor dem Schlafengehen eine Zehn dollaknote so in die Westentnsche steckt, daß das Auge der Liebe sie mit Leich tigleit entdecken kann. « i i Das Genie zieht Schleusen ans, Talente kegnlieken die Flüsse. . I . Fünfzehn Ameettanee nne wohnten der Krönungzseiet in London bei. Das sind also fest die naschechten M« i- i o Zucker ist llebeig. Darum blieb so viel Geld an den Händen der Zucker ttnst-Mognaten hängen. i s- i Weklein Streben hat, ist immer tatenlos. « «