Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 14, 1911, Zweiter Theil, Image 11

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    c
Mun- Hkhtkilabmk ums
cis-it knukstkngki.
Ro. ö75. Wenn mein Schreiwebrief
heut nit so zu den Peunt is, wie das
als e Ruhl der Käs ic, dann derse Se
mich nit so arig sor hlehmr. Sehn Se
e Frau hat jest annere Sache zu
du n, als sich hinzuseye un Briese zu
schreiwe, Ilm leite Mondog, wo ich e
orig grosse Wasch priepehrt gehabt hen,
sin ich schon um süns Uhr Morgens
aus den Bett un hen gestart zu schaffe.
So ehaut e Stund später schickt mich
mein Großer Wort, dasz er Scherries
kriegt hätt un es wäre Pietsches un
wenn ich welche for einzutoche wollt,
dann müßt ich es gleich sage, bitahs
er deht nit eckspectte, daß er noch emal
welche lriege deht. Bei Galle, oa is
mich eingefalle, daß ich zwei Woche
zuriicl en Former die Order gewwe
hen, mich drei Buschels zu bringe. Die
Kids gleiche die Scherries besser wie
alle annere Frucht und ich muß sage,
ich gleiche se auch; sor den Riesen toch
ich immer e ganze Latt ein. Well, der
Farmer hat nickg mehr von sich höre
lasse un da hen ich gedenkt, mehbie er
duht gar nit lomme un ich besser
kriege mich den Großer seine Scher
ries. Well, hen ich gesagt, er soll mich
o ebaut zwei Buschel un e halb
chickr.
Jch hen mich dann widder an mein
Wasching gemacht un was wer’n Se
denke, so ebaut e haiioe Stund später
is der Großer lomme un hat mich die
Scherries gebracht, er hat esagt, wenn
ich se nit heut nemme eht, dann
könnt ich leine hen, biiahs er hätt so
viele Ordersch, das; sein Supplei bald
all wär un er deht das nur aus Ep
prieschjeheschen sor mein Trehd, daß
er mich die Schehns gewwe deht. Das
is mich e schöne Bescheerung gewese!
Die große Wasch und zwei Buschel un
e halb Scherrieö. Weil ich hen zu den
Philipp gesagt, was mein hozband is,
daß er mich den ganze Dag helfe mißt,
dilahä ich wollt doch nit, das; die
Scherries an mich rattene dnhn un
meine Wasching mißt ich doch auch
finnische. Der alte Mann hat oss
Kohts gelrumpelt awwer das hat nicks
ausgemacht. Ich hen ihn gefragt, ob
er liewer Scherries dicke deht odder
ob er den Ringer apperehte wollt. Er
hat gesagt« er deht liewer den Ringer
täckelr. Jch hen dann gestatt, Scher
ries zu picke Jch kann Jhne sage,
Mister Ediihor, das war en ganz
schrecklicher Schapp: ich hen gepictt un
hen gepiclt un die Scherries in den
Bästet sin gar nit weniger geworde.
Sie wisse gut genug, daß e Unglück
niemals nit alleinst komme duht. Es
war so ebaut zehn Uhr, da ringt die
Dohtbell un ich hen den Philipp hin
geschictt sor zu sehn wer da war. Jch
den ruhig Scherries weiter gepictt un
nach e kleine Weil is der Philipp wid
dek redubr komme nn hat ebbes schwe
res aeschleppt« Well, hen ich gedenkt,
wag bringt denn der? ifg hat nii
lang genomme. da hen ich es ausge
fnnne, was es war. Der Former war
da un hat drei Buschels Scherries ge
hracht! Jch wunner noch heut, daß
ich nii den lange Weg in inei Scherrieg
gefalle sin! Wei, ich sin ganz außer
mich gewefe! Denie Se doch nur ernal
fünf Buschels un e halb Scherries, wo
all den nämliche Dag gefinnischi hen
werde müsse un dabei die großeWaschk
Jch he schnell ein von die Buwe zu
die We esweilern geschickt, for aus zu
sinne, ob sie Scherrieii hen wollt. Die
hat awwer auch zu die nämliche Zeit
ihre Scherries von den Farcner lriegi.
Well, da hen ich meine säminiliche
Buwe herbeigeholi un hen jeden zwei
Schilling geprammißi» wenn se mich
helfe dehir. die Scherries picke. Se
sin auch dran gange, awwer es hai nii
lang genomme. da hen se e Feii ge
habt un wie se sich ganz gehörig das
Fell veriloppi hatte, da hen se widder
Scherries gepickL Ofi Kahrs hen ie
auch e anze Laii dabei gegesse. awiver
dafor gen ich nicks gewide ich hen ja
ennihau pleniie ge hi. Dei Truhel
war nur. daß se ihre Magelcher
gespeuli hen un einer nach den annere
is abgefalle un hai es for Siomnieck
Glis nii mehr fiende könne. Dann hat
inii einein mal der Philipp en Krisch
von sich gewwe: er war mii fein
Daume in den Ringer komme un hat
en sich so verliveiichi, daß er geblui
hat. als wenn mer e Pick fchlachie dahi.
Oss Kohrs is meine ganze Wasching
blutig geworde. Jch kann Jhne sage,
ich war ganz dicht vor en Kundpr
Ich hen e schreckliche Kampf in mich
geiämpfi; ich hen Diewohrsgedanie
un Suhfeii Gedanke gehabt un ich hen
reine müsse, als wenn mich mein be
ster Freund gestortve wär. Die Bunde
sin so nach un nach widder komme«
bikahs se hen doch ihren Kwarter nits
misse wolle un so gege Abend sin mer.
mit die Schekries fertig gewese. Jch
hen se dann noch einkanne wolle,i
awwer da hen ich erscht ausgesunnr.s
daß ich gar iein Zucker gehabt hen!»
Der Großer-Stiche is schon zu gewese»
un ich hen also auch kein Zucker mehr »
kriege könne. So hen ich dann mit ge
brochenem herze die Scherries bis zum
nächste Dag stehn losse un hen noch
emat meine ganze Wasch itvtver ge
wasche, um den Dag zu einem schöne
Abschluß zu bringe. Bis um zwölf
Uhr Nachts hat es mich genomme,
meine Wasch zu sinnische un am näch
ste Morgen hen ich all die Scherries
noch emal auspicke müsse bikahs die
hälst davon war ratten geworde. Jch
hen im Ganze dreißig Kanne voll
kriegt un wenn Se tohnfiddere daß ich
sen-we Dahler for die Scherries be
zahlt hen un die Buwe en Dahler tin
e halb gewwe hen, dann könne Se
leicht sehn, daß mich die Kann dreißig
Cents koste duht, mitaus mein Trubel
un mei Artoeit mit einzusiggerr. Wenn
ich in Zukunft ividder emal Scherries
hen will, dann kaus ich mich e Kann
in den Stehn
Mit allerhand Achtung
Yours
Lizzie Hansstengel
O—
Unschuld oder HsssnnnstD
Edith hat ein sehr frommes Fräu«
lein. Von dem hat sie gehört:-Weis
bedeutet die Unschuld, roth die Liebe.
grün die hoffnung. Wenn sie iht
weißen Kleidchen an hat, sagt sie
,.Seht, heute bin ich ganz in Un
schu«ld!« Sonntags ist Besuch bei
Tisch, unter andern Gästen ein ölteres
Fräulein in weißer Bluse und ges-neu
Rock· Edith schaut sie bei Tisch .n
nend an und sagt dann zu i rer
Mama: »Soll ich nun eigentlich sa
gen, Tante Minna tst in Unschuld
oder Tante Minna ist in Hossnung?«
Schon möglich.
»Herr Wirth, Jhre Katze belästigt
mich aber sortdauernd.'«
»Die merkt, daß Sie einen K a t e»r
haben.«
Die Aelteste sen Iiinsem
»Weißt du schon? Editb bat sich
verlobt!«
»So? Wer ist denn dePGliickliche?«
»Ihr Vaterl«
Chef: »Herr Mahn, bevor ich Sie
also zum ersten Male aus die Reise
schicke, -merlen Sie sich eins: Sie müs
sen von dem Artikel, den Sie vertre
ten, immer so reden, als ob Sie das,
was Sie sagen, auch wirklich glaub
ten.'«
Ba ue r fin der Ausftellnug ein mit
der Bemerkung .«"Ziudienkovf« versehene
Bild bettaclktettd): ,,Wanu döe a Stu.
dienton is, nach-I hab« i a oanl«
Lx
L- I e : Min, diese herrliche Aussichtl
»Ich tmm mich gar yicht satt sehen!
Erz Nu, meinste vielleicht ich werd
satt von der Mumquckereif
Sonn taaöiäger ( u der leistu
den Bauen-U : Ylvcr liepe « kau, der Kuh
bat ja per Schug gar nicht qeqolmk
Sardisches Banditenthmn.
Jm Jahre 1793 suchten sich die
Franzosen Sardiniens zu bemächtigen
und bombardierten die hauptftadt
Cagliari. Da eilte das Gebirgsvolk
von feinenBergen herunter, unt die Jn
sel zu vertheidigen. Die Vendetta ruh
te, man schloß siir die Zeit des Krieges
eine Art Frieden. Als auf dem Sam
inclpiasz der Truppen in Cagliari
trotzdem ein Mann von seinem Gegner
gestellt wurde, zeichnete er ein Kreuz
vor sich in den Sand und sagte-:
»Um der Sache willen, der wir die
nen, verzeih ich Dir fiir jetzt. Wenn
das Vaterland vorn Feinde befreit ist,
» trerdc ich Dir Antwort geben!«
Kann man hier iurzweg von Bar
barenthum eines unzivilisirten Landes
reden? Spricht nicht ans der Blut
rache das verleßte Rechtsgefiihl? Jm
tatren Gegensatz zur verachteten Zivi- .
- lisntion schreitet es über alles Irdische,
» iiker Gut und Leben rückskchtslos hin- !
» weg.
Oft ist Eifersucht die Veranlassung
Das Blut schwillt und kocht in ven;
Adern dieses Bergvoltes. Jn urtviich- -
frger Barbarei folgt es jedem Impuls ’
Ziih im Haß wie in der Liebe. Manch
mal fiingts mit einem geringen Streit
an. Der Thiiter findet am Morgen
seine Kühe mit durchgefchnittenenKnie
tenlen — das sogenannte »fgaretta
inento« — oder eine Kugel liegt auf.
der Schwelle des Hauses. Nun ist der
Krieg da! der nicht eher endet, als bis
die Männer der einen Partei ermordet
sind. Oder bis ein öffentliches Frie
densfest die Gegner vereint —- eine
Heirath vielleicht den Bund besiegelt.
-- si- q
» Am nächsten Tage sollten wir die
s alte Brigantenstraße hinausreiten.
Kam das Gespräch auf die Sicherheit,
! so erfolgten augweichende Redensarten
HEin ehemaliger Karabinier, der vor
s mehreren Jahren dort stationiert gewe
) sei-. war, zuckte die Achseln. Er er
zählte, damals hatten Räuber die Ge
gend unsicher gemacht, aber ohne den
ritterlichen Sinn, der dem hartherzi
gen Reichen nimmt um den Armen zu
geben. Ein Dorf wurde plöhlich von
einer Bande überfallen, die Karabi
aiertaserne umstellt, ein Haus geplün
dert jeder, der sich in den Weg stellte,
niedergeinacht. Die Räuber waren
magtiert oder hatten ihre Gesichter ge
schwärzt. Der Karabinier rühmte aber
die Organisation seiner geschwotenen
Feinde und die Schnelligkeit, mit der
sie verstanden hätten. sich vor dem
Uelerfall zu vereinigen und nachher in
ihre meist sehr entfernt gelegenen Hei-—
mathsorte zuriickzugalappirem um je
den Verdacht von sich abzulenlen Ja,
einer habe sich, zu Hause angekommen.
srtort zu Bett gelegt und den Arzt
rufen lasten. Jent sei es sicherer ge
worden. Vor allem hätten Fremde
wenig zu befürchten. Immerhin - —
chi le sa! Verwegene Burschen — — was
, ist denen ein Büchsenschuß! Uebrigen-H
betäme man auf Verlangen zwei La
I ralJinierH zur Begleitung, gegen zehn
Lire von Station zu Statiou.
Unser alter Kutscher brummte ver
drießlich vor sich bin: ,,Vergaugene
Zeiteu!« Fiigte aber hinzu: »Wenn
man die Aufmerksamkeit nicht auf sich
lenltl Besonders aber ---— loenu man
all’ improviso toutmt! Und dann s«
ist’s ein Bandit, ein »bravo huomine«,
da braucht’s keine Angst zu haben!«
Kurz und gut, nach mancherlei Un:
terbaltungen hierüber blieb man zum
Schluß ebenso klug wie zuvor-.
Als wir auf unserem Saltasosfa
man könnte diese Wagenart mit Gra
benhiipfer übersetzen ini Dorfe au
getoinmen waren, wo wir den anderen
Morgen zu Pferde steigen wollteu,lern-:
ten wir einen liebenswürdigen Kara
binier s Leutnant kennen. Ungefragt
ertlärte er alleGeschichten iiber die Un
sicherheit der Gegend für Märchen. »Es
war einmal!« Jetzt käme es nur darauf
an, daß das Kapital sich des Landes
anniih e, um die moderne Zioilisation
zu ver reiten: Piazza, Kaffee, Musik,
schöne Damen. . .. Jndem er dies
Phantasiebild entrollte, spuclte er in
so elegantem Bogen durchs Zimmer-,
daß ich ihn um seine Kunstfertigkeit
fast beneidete.
.- «
—- - q
Wir ritten in den Morgen hinein.
Vorbei an einem Doppelt-often der
Karubiniers.
Jn großen Serpentinen wand sich
dieStraße vomGranitplate.11- zu Thal.
Zurück blieb die Zwingburg der Ge
gend, der Kerker, in Form eine-«- ge
waltigen Thurmeö gebaut. Rechts und
linls wellige Weideslächen, mit Rie
senblöcken übersäet. Vor uns die zer
rissene Schlucht eines stark gekrümm
ten Flusses. Aus der anderen Seite
wildes Gebirge. Jn der k rne die
großen Formen der Land chast —
toaldbedeette Wölbungen, von « spitzen
Granitklippen durchbrochen, sich thür
niend zum schneededeetten Scheitel der
Insel
Kleines, langborstigeo hornvieh be
gegnete uns, Karten ziehend mit spei
chenlosen, unbeweglichen Rädern, die
mich an die Wagen Bosniens erinner
ten. Auch dort drehen sich lreischend
Rad und Achse zusammen, in einer
Art donGabel, nie mitTheer geschmiert
—-— das antike Plaustrunt. Schon die
Zimbern mögen so durchs Land gezo
gen sein. Aus einigen starren lag
hochausragendes Siena-braut Andere
kamen milder, vom Süden der Jnselx
unter einem Plan aus Schilsgeslecht
leuchteten die goldenen Früchte ver
Hespetidengätten von MiligL
Vereinzelte Reiter taucher auf, die!
Flinte quer überm Sattelknopf«
Schatfgefchnittene Gesichter unter ra-(
benschtvarzem hour-. Vermegen undx
doch scheu blickten sie uns un.
Dann wieder eine Patrouille der
I
Karobinieks. F
Wir überschritten den träge sließenj
den Fluß· Der Weg theilte sich. Der’
unsrige wand sich steiler bergan. Die
Ztoingburg entschwand den Blicken.
Aug baumartiger Erika starrten Gra
niiselsen entgegen.
Die Sonne brannte. Selten gab
das dunkle Laub einer Steineiche
Schatten.
Uni einen kürzeren Saumpsad zu
reiten, bogen wir von der Straße ab.
Emsig kletterten unsere kleinenPser
de, die Ohren gespitzt. Wie geschicktl
und sicher setzten sie die Füße zwischen s
den rollenden Steinen· s
Jetzt senkte sich der Pfad. s
Wir bogen um eine Felseckr. Plötz- »
lich stand, wie aus der Erde gewach
sen, ein sarnoser Kerl vor uns. Die
Doppelslinte aus der Schulter-, die
schwarze Sackmiihe keck nach vorn ge
rollt, ein Schassell umgehiingt, darun
ter die slammrote Jacke. Ein düsterer
Blick. Ein kurzer Gruß. Wir ritten ;
weiter. Er stand oben und sah unzs
nach· Die Flinte blitzte im Sonnen- «
schein. ’
III O
Machen Karabiniers im Gebirge
Jagd aus einen Banditen und haben
ihn gestellt, so rusen sie ihm zu:
— Abarra, su Rei! Halt! im Na-«
wen des Königs!
Beim Namen des König-By den er
hoch achtet, bleibt der Bandit stehen,
nimmt zum Zeichen der Ehrerbietung
die Sackmiitze vomKops und wirst sein
langes-, geflochtenes Haar iiber die
Schultern. Dann rust er zurück:
» -—- Den respecto sn Nei! Sa conca
Ätna a su Rei! Jch ehre den König!
Dein Haupt dem König!
i Tritt hinter einen Baum, schlägt an
Hund ---- ein Karabinier liegt aus der
lzStrecke. — « —
; LeopoldvonSchiilzer.
—
Damit, daß das preußifche Abgeord
inetenhaus eine ein Groß-Berlin schaf
sfknde Gesehvorlage angenommen hat,
jhat die Hauptstadt des Deutschen Rei
sches die Stellung als die drittgriiszte
Stadt in aller Welt erworben. Bot
Entschließung seiner Vororte in die
IStadtgrenzen konnte Berlin nur den
Rang als fechsgrößte Stadt beanspru
chen. London und New York haben
einen weiten Vorsprung, aber Paris
sowohl« als auch Totio und Chicago
sind jetzt von Berlin überfliigelt wor
den. Das neuere Berlin wird iiber
eine Einwohnerschaft von 3,500,000
Personen verfügen, eine Zunahme um
nahezu 50 Prozent iiber die der frühe
:ren Stadt. .Paris hat jetzt etwa
Jt,()()0,()0u Einwohner, während To
tia, Chicago und Wien sich nahe der
Zweimillioneugrenze halten. Das
.Ergebniß der diesjährigen Voltszäh
.lung in Großbritannien ist siir London
Inoch nicht bekannt, doch nach zuverläs
: sigen Berichten soll das Gebiet der bri
jtischen Hauptstadt eine Einwohner
schaft von 7,5()l),00() Personen umfas:
j sen. New York zählte vor einem Jahre
4,766,88:"; Personen. Das Areal er
streckt sich jedoch auf 15 Meilen nach
jeder Richtung hin von einem Mittel
punkte im Borough Manhattan aus,
u. der gesammte Distritt diirfte that
sächlich geaen i;,(n«),m)s) Bewohner
zählen. Doch ein Theil dieser Einwoh
nerschaft iit in einem anderen Staate
ansäfsig und kann daher nickt zu New
York gezählt werden.
Jedenfalls haben London und New
York einen so großen Vorsprung vor
anderen Grvsjstädten der Welt, daß sie
in diesem Jahrhundert wohl nicht von
einer derselben überholt werden dürf
ten. Eher darf man annehmen, daß
sich ihr Vorsprung vor den iibrigen Ri
vaten, vielleicht mit Ausnahme von
Berlin, ferner stetig erweitern werde.
Denn das Wachsthum von Paris,
Wien, St. Petersburg und Moskau ist
ein mäßiges, und auch hierzulande sind
Chirago und Philadelvhia iiber das
Stadium eines zu schnellen Empor
blühens hinaus. Jnsgesanimtgibt es
nur zehnStädte in aller Welt mit Ein
wohnerschaft von mehr als einer Mil
lion Personen. Drei davon sind in
den Ber. Staaten gelegen, zwei in
Rußland, und je eine in England,
Teutschland, Frankreich, Oesterreich
und Japan· Bis 1930 dürften den
amerikanischen Millionen - Stä ten
sich Boston, St. Louis, Cleveland nd
vielleicht auch Pittsburg eingereiht ha
ben. Die Per. Staaten sind gegen
wärtig das Land, in welchem das
Wachsthum der Städte am kräftigsten
gedeiht, und die Aktivität in dieser
Richtung diirfte mit jedem Jahre der
Zenfusaufnahme in aller Welt stärker
hervortreten.
, Die grössten städte der selt.
Ein New Yortet Richter hat eine
gewaltige Paule gegen die hohen Ab
sätze losgelassen und eine Agitation ge
gen diese Mißhandlung der Füße bes
fürwortet. Er hat recht. Aber leider
herrscht auch in einer Republit die Rö
nigin Mode unbeschränkt, nnd ihre
Unhöngerinnen folgen ihr blindling5.
It- sf si
Nur die Grundsätze hat man wirk
lich, die man im Handeln auch be
folgt.
Pariser Straßenhandel.
Paris ohne das Kunterbunt sei
nes Straßenhandels wäre nicht Pa
ris! Zu seinem Leben gehört es, daß
man alles aus der Straße taufen
kann. Und wenn man die bunte Ar
mee der Straßenhändler nicht sieht,
so hört man sie doch bis in den
verborgensten Winkel seiner Woh
nung- An ihre Gesänge und Signale
isc man so gewöhnt, daß man sie bald
ganz genau unterscheidet. Die Pünkt
lichleit, mit der die Arien in den Stra
ßen immer um dieselbe Stunde ertö
nen, macht es möglich, daß man sie
geradezu als Anzeige für die Tages
stunde benußen kann.
Meine Weckuhr ieden Morgen ist die
Schalmei eines Ziegenhirten. Ziegen
hirten in Paris, der Weltstadt? —
Ja, so ist es. —- Dann wohnen Sie
wohl am äußersten Ende, wo dieFiichse
sich gute Nacht sagen? —— Durchaus
nicht, lieber Leser, sondern zwei Minu
ten von den großen Boulevards ent
fernt, zwischen diesen und den Höhen
von Montmartre. Da treibt also der
Ziegenhirte jeden Morgen seine Herde
vorbei. Die Leute werfen das alt
bactene Brot zu den Fenstern heraus-,
und Fräulein Meer-Meist steckt neugie
rig ihre Nase in die Läden hinein.
Eine Kundin mit einem Kruge kommt
herbei, der-bitt hält eines seiner Thier
chen und entzieht ihm Corarn Publico
ldie Milch. Und da der Herdenhund
nicht genügend auspaßt, treiben die
ais-beschäftigten Ziegenfräuleins der
ive-il allerhand Unfug. Ahnungslos
biegt eine Handelssrau mit einem
Hisclepack Grünzeug um die Ecke. Das
frische Griin in der großstädtischen
Steinwiiste ruft unseren drolligen
Spitzbärten süße ländliche Erinnerun
gen an ihre Zialeinzeit wach, und sie
stiirzen sich vereint auf die vermeint
Tliche Weide. Hilferufend dreht sich
»das arme, überfallene Geschöpf im
Kreise. Doch da eilt der Hirt schon
zur Hilfe nnd treibt seine Schützlinge
-tociter quer durch die hastende Groß
stadt. Dies befreite Gemiisehändlerin
sbeginnt nun ihr Liedchen zu singen:
t,,A la tendresse, a la verdnresse!«
IES folgt die Fischfrau mit ihrer spei
!iigen, etwas belegten Stimme. Jhr
tHandtvagen ist kaum den Blicken ent
schwunden, da durchdringt die Luft ein
im tiefsten Baß vibrierend langgezoge
neit: »O! Tonno-o-o!« Der Sänger ist
ein breitschnltriger Geselle, der mit ge
spitztem Munde die Fenster der ver-:
schiedenen Stockwerte mustert, derFiiss
sertaufmann. Das laute Lauten ei
ner Handglocle versetzt mich in Gedan
ken in meine Heimath, in ein tleines
Städtchen im Riesengebirge, lvo der
Gemeindebote das tvelterregendeEreig
niH der Versteigerung einer Kuh so
verkündete Doch hier folgt der ble- I
chernen Stimme der Glocke eine andere
Antiindignng: ,,Hallo, wir schleifen
Messer, Scheeren!« nnd ein zweiter
Mann schiebt einen starren vorwärts-,
wars dem ein Schleifstein befestigt ist;
darüber hängt ein angebohrier Holz,
fchuh,aug dem das Wasser herabtropft.
Fertig ist die komplizierte Maschinerie.
tDer nächstehandelgmann arbeitet ohne
’At-parat: Der »Marrrrr—-chand d’ha
bits« der Altetleider Kaufmann. Jhn
;tiindigt das schnurrende R an. Ein
schwarzer, bärtiger Anvergnate, auf
dem Buckel einen Satt mit bereits ein
gehandelten Sachen, in jeder Hand ei
neu Zvlinder, auf dem Kopfe zwei
Hüte, so wandelt er als lebender Gar
dcrobenständer einher. Diese Gestalt
gibt eH in unzähligen Exetnplarern Sie
haben alle fiir ihre Firma einen musi
talischen Musterschutz. Bald singen fie
das a oder den Nasenlant »and« von
,,Inarchand« lang gedehnt, bald das a
vrn Havit, bald wird das i ganz lurz
ntrd hoch gesungen. Jeder bat sein be
sonderes Leitmotiv. Bezahlen thun sie
alter alle nicht viel. Der Glaser111eisier
tragt feine Scheiben auf dein Rücken
spazieren: »Vitrieeeeer!« Dass langge
dehnte e ist sein Geschäfte-vakat Er
klingt so scharf, daß man meint, die
Scheiben klirren zu hören.
Auf der anderen Seite der Straße
sind inzwischen eine Frau und ein
Mann mit einem Wagen angekommen.
Der Mann verschwindet im Hause nnd
kehrt init einem Pudel zurück Mit
kühnem Griff hat ihn die Hundemut
ter gepackt, nnd der Hundepapa ge
:braucht eifrig seine-Scheere. Arn unans
sgenehmften ist dem Hnndchen die Ope
ration an den Beinen, tveil das ab
und zu einmal zwickt. Die Kollegen
aus den Nachbarhausern sehen- ver
ioundert zit. Bald ist die Toilette be
endet, und erstaunt iiber seine Leichtigs »
leit springt der Delinquent voinSchoß. T
Herr Pudel erhält jetzt noch ein Bad»
mit Rumpelbiirste — und weiter zieht
der Hundescherer. Jm Frühjahr ha
ben die Pudelscherer ihren sestenStanh
unter den Brückenbogen an den Tuis
lerien. Einer betreibt sein Geschäft so-·
gar mit Maschine. Die Schere ist an
ein altes Motorsahrrad angeschlossen
und die Nähe der Seine macht das Ba
den bequem. So wird Handel und
Gewerbe den ganzen Tag in den Stra
ßen getrieben. Den Haupttern der»
Straßenhändler bilden jedoch die »
,,Marchands des quatre Saisons«. Jn
unendlichen Zügen ergießen sie sich von
den Zentralmartthallen aus nach allen
Seiten der Stadt und bilden so einen
ständigen fliegenden Markt mitten in
diesem unübersehbaren Wagengervirr
Alle Arten von Gemitse und Obst wer
den feilgeboten. Aber nur in Bewe
gung, ohne Stillstand —- ist dieseri
Handel gestattet, der Wagens-erseht
darf nicht gehindert werden. Und die
,,Sergots«, die Schutzleute, wachen·
daß dem Gesetz Folge geleistet wird.
Aber mit milder Nachsicht! »Aber
vorwärts-, Madame." —- ,,Ja, ja.
Monsieue," nntwottet das Mütterchen
und wiegt schnell noch irgend etwas ab,
schiebt ihren Wagen dann einenSchkitt
weiter und verkauft von neuem .
Rächst den Rahrungsmitteln bildet
die Musik eine Haupteinnahmequelle
für den Straßenhandel. Ueberall an
den Ecken kann man den Montmartre
sitnger mit der schwarzen wallenden
Künstlerkrawatte sehen. Ein Geiger
oder Mandolinenspieler begleitet ihn,
und er singt die ersten Strophen des
neuesten Liedes vor. Der dichte Kreis
der Zuschauer taust den Text für einen
Sou, und alles singt die Lieder von der
Liebe, von dem schönen, brannlvckigen
Mädchen mit. Vor gar nicht langer
Zeit machte ein kleiner, höchstens zehn
chahre alter Junge mit einem sechs
Jahre alten Schwesterchen die Runde
durch mein Viertel. Sie stellten auf der
Straße ein primitives Xhlophon aus
und spielten darauf äußerst gewandt
vierhändig die verschiedenstenSchlager.
Die kleinen Dreitösehoch hatten sehr
schöne Einnahmen, und das Täschchen
des niedlichen Musikantenbabhs war
stets gefüllt. Fast jedes Viertel hat
seinen Straßensänger, der um die Es
senszeit zwischen 7 und 8 Uhr feine
Weisen ertönen läßt, wenn die »rei
chen« Leute ihr Diner einnehmen. Un
ser Straßenfiinger singt nur Opern.
Er trägt eine lange, lockige Künstler
ntähne und einen großen Schlapphut.
Bevor er seine Arien beginnt, lratzter
mit den Füßen die Steine ab, auf de
nen er steht, wie um sie würdiger zu
machen, dann verbeugt er sich, wie vor
einem großen Anditorium, streicht sei
nen Bart zurück, drückt die rechte Hand
auf das Herz nnd gestituliert mit der
Linien kühn in der Luft. Alles Ge
schäftsgeheimnisset Oefters erscheint
auch der Leiermann mit dem Pudel
der die Geldstücke aus demPapier aus
packt und dem Herrn bringt und win
selnd nach den Fenstern sieht, wenn die
Ernte nicht reich genug ist. Jm Aus
tlügeln von neuen Tricks sind diese
Pfiffitusse nie verlegen. Man hört
plötzlich auf der Straße einen Mords
standal. Alles stürzt aus die Ballons
und an die Fenster. Was ist los? Drei
Leute breiten Gardinen aus und prei
sen deren Werth in einer Art an, daß
man meint, sie haben einen Streit auf
Leben und Tod. Jn gleicher Weise
verfahren die Zeitungsvertiiuferx zu
dreien oder vieren rennen sie mit gel
lenden Schreien durch die Straßen,
daß jeder Mensch glauben möchte, es
sei wunder was passiert, und schließ
lich handelt es sich nur um die gewöhn
liche Tagesausgabe — aber man hat
sie schon gekauft. Auch Akrobaten und
alle andern Sorten Künstler geben ihre
Darstellungen am Abend vor den Ter
rassen der Caskea Auf dem Concordei
platz hatte sich ein Steinbrecher nieder
gelassen, der mit der Faust Granit zer
fpaltete und dafür Kupfermünzen ein
sammelte. »Halt —--a-——Hau—a.«
briillte er, »aber es fehlen noch zehn
Soug, bevor ich anfangen iannk« Und
ein Geldstück nach dem andern flog aus
dem dichten Kreis der Zuschauer, wäh
rend der wilde Steinbrecher sich mir
feinem angeblichen Kindehen beschäf
tigte, das in einem Kinderwagen wim
merte. Sicherlich war es nur gemiethet.
Aber die fehlenden 10 Soug waren da,
und »Ha» -—a- -Han- -a--—a-——Hau-——a
——».LJau-Haus-—Hau« « zerbrach der
Granit unter seiner wnchtigen Faust.
So haben sich in der Weltstadt Pa
rig mitten in dem hastendenJagen und
Treiben Jahrmaritsgebränche der
Kleinstadt erhalten. Paris ist eben
die Stadt der Gegensätze Ein buntes
Kaleidoskop.
Zinssch- Vom-.
Der ,,jiddifche« Jargondichter Sala
tnon Dembitzer, aus dessen erstem
Vergbiichlein vor einigen Jahren
eine Probe geboten wurde, hat jeßt
ein neues Gedichtheft ,,Verloirene Wel
ten« erscheinen lassen, das Hnnsiereri
lieder und andere Lyrik enthält. Wir
geben daraus folgendes Gedicht wie
det:
Ohr-id.
Siiizi Klange-n liinnncn an
Von weil ..... .
— »-—— -....—-·---- .
Eiill liegt itzt dos Feld und tracht,
lml dic Snun zuletzt gelacht,
Nuhcn geht sie iider Nacht;
Emiz flieht,
Einiz flieht dort oiben weit,
s iH n Poiqel —-— s eilt die Zeit,
Jeder sucht sein Felt.
T untlei werd der Jiminelx still.
sen n ljeiinlecli fiifx Gefühl
gimt cingeliiillt doz Feld
ssinat noli wer,menkszee1t es kanni,
«-J is Ernennung-, s ist er Traum
Bein der Welt
’S its-litt n Atome-r Beim verneigt,
succkt auf allein, un er ichweigt..·.
Osmiz liot
Afoi lievlech still gered
Aia weich nu ins Gebet
Zu Gott ......
.-——.-—
Jn Honduras soll ein geivaliiger
Schatz im Werte von vielen Millionen
gefunden sein. Es geht wohl etwas
schwer mit der Aufnahme der neuen
Llnleihes
si- si
» Die Rosiocker Zeitung meldete in
;No. 133 vom mexiiunischen Kriegs
lschuuplatze: »Die alte Gaknison vers
iließ unler den üblichen Ehrenbeuguns
igen die Stadi.« Es geht nichts über
ieiu bißchen Höflichkeit