Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 14, 1911, Zweiter Theil, Image 10

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    !- va -
Eine Erzählung
OQLLQMOJ
Ekskikifriedesssstswk
E Von Victor UND
—-.— -—t4—4-4--.--—- ----sp-- - II
(3. Fortsecungsj
Aus Curt·3 Frage, ob sich denn sein
Onkel überhaupt um die Wirthschaft
gestimmert habe· hatte der Rat-machet
geantwortet:
- »Das hat er wohl gethan; er war
nur pst lange nicht zu Hause: dann
t immer der Statthalter nach dem
" ten gesehen, so gut er pas getonnt
- kast. Der alte here ist was wunder
sch, aber ein guter Mann, ein viel zu
Intrr Mann. Wenn et auf's Feld
hinaus reitet nnd welche beim Stehlen
findet, dann lehrt er immer um« und
atj ich ihm einmal sagte, daß hinten
an der Koppel eine Pappel nach der
see-deren ausgehauen und zerhackt wür
de —- tpas ihm selber wegen ver schö:
— neu säume leid that da sagte der
alte here blos: ,Sebweig nur still,
schwacheri Wenn die Leute das Holz
nicht brauchten, dann würden sie die
Pappeln wohl stehen lassen.’«
Die verständige Art des Rohma
cheri hatte Curt gefallen, und als
derselbe sein Anliegen wegen des ge
wünschten Stückchenc Pachtacker vor
getragen· hatte er ihm dasselbe bewil
ligt« vorausgesest daß sich nicht ir
gendwelche Hinderungsgtünde ergeben
Reden
Dei Stottbalters, an dessen Be
frugung ibm zunächst noch gelegen.
war er am Morgen nicht gleich hob
bqft geworden, da dieser zeitig mit
dem Geschirr in’5 Feld gerückt war.
Ein flitchtiger Gang durch die zu
"nglichen Räume des Haufeg. durch
s ie Wirthfchaftsgebäude und die näch
ge Umgebung des Hofes illustrirte die
usfnsen des Radmachers. Es sah
M noch recht kümmerlich und ver
Vabrloft aus, obschon hier und da
serfuche jüngeren Datums erkennbar
Urm, um mindesten das Allemaqu
Unglichffe in Stand zu ießeni
Fausts und baufällig genug bliebi
tidestotveniger das Meifte. l
»Das wird ein langsames Abzablen V
MS murmelte er, einem Wagen zu
Lchsreitend der mit Heu beladen an
ste. Er befragte die Leute. welche
tin mit neugierigen Augen betrachte
ten, nach dem Statthalter und ließ sich
seicht-idem wo derselbe zu treffen fei.
»Was der für Handschuhe anhat!«
»Und was für Augenglöferi Er ist
III das Stubensitzen fo gen-oan
M er immer durch zwei Fenster
M mußk
»Das ift einer von den ftudirten
Debnomikerm Aber er hat febr was
Gerichts-«
»Auch was Hochmiithiges.«
So lauteien die Kritilen auf dem
heuwagen Als Curt am Hause vor
bei kam, sa te er sich mit einem Blick
daraus: ,, iese Knechte und Mägde
werde ich ausquartieren nnd ihre höh
len ftir mich herrichten lassen. Die
Wirthschasterin kann man am Ende
auch ans dem Boden in einer Man-«
arde unterhrin en. Und es muß so
ort geschehen. n meinem Leben habe
noch in teiner Cßstube geschlafen.
«e Leute thun mir leid. Jch hätte
rnich tn der Nachbarschaft einqunrtie
ren und von da aus erst meine Ein
tlYung besorgen sollen.«
schritt hinter das Hauf-; dort
vor durch einen Zaun, zu welchem
junge Tannen das Material geliefert,
ein Cartenterrain adgegrenzt worden,
hohl auch eine Errungenschaft der
Msten Zeit und der Bemühungen
Eousine Lebst-m Die Thür stand
halh offen. Er trat in den Garten --—
asel blinkend und morgensrisch! Der
Oasen an den Böschungen gildte schon
leise. Späte Blumen, viel Asterm viel
Iedrginem deren große leuchtende
sit-se etwas Leben gaben, ohne doch
den Mangel an Buschwert verdecken zu
Innen. Nur hinten an der alten
Lehmrnauer wu rte auch hier der
llunder. Das rrain war künst
ureehen hergestellt worden; links
OrdenanderEckeerhohessichpu
einem Wl mit niedrigen Aal-stan
ciagen der eine Laube trug, und in
Laube leuchtete etwas Rothes, das
surt veranlaßte, hinüberzugehen und
sen htigel u ersteigen Er sand ein
sosenes gezricktez ach, einen »Sa
Wrrner«» wie rauen sie damals
trugen, ganz durch euchtet vom Nacht
«Es gehört. der Cousine Lebzoto«,
sagte er sich, indem er ihn aufnahm
und aus einander saltete. »Es muß
eätzipanzig Stunden hier gelegen
Der junge Mann le» te das purpur
rptbe Tuch über den tm: wie weich
ei fiel! Er war entschlossen, es der
Oirthfchafterin zu übergeben. Ob
tiefe wußte, wie es mit dem beschä
digren use ging? Aber freilich. Anne
Msrie chlief wohl noch, urrd die rau
hatte bisher nicht Gelegenheit ge bi,
etwas zu erfahren.
Als Ente auf dem Räckwege nach
den Fenstern des Eßzimmers blickte,
Ielche auf der Gartenseite lagen, sah
er sie geöffnet und die Gestalt der
Mrthfchafterin sich in dem Zimmer
Wu. Er steuer-te mit seinen se
Ipvhieu raschen Schritten zu den
iurrr hinüber und reichte das Tuch
- ·Ickes Sie das dem tin-leite un
Ase-Is- IIM Js) W- ht Meu- sie
i
möge ihre Sachen besser verwahren,
wenn sie nicht verderben sollen.«
»Das geht mich nichts an. Legen
Sie’3 nur da auf den Stuhl", war die
mürrische Antwort, welche der net-te
Administrator überhörte. Er stockte
einen Augenblick wie in plötzlicher
Verlegenheit. Nun hatte er ihr wieder
eine Usgezogenheit sagen lassen. und
es war doch so satal, wie iie ihm ar
stern so derb den Text gelesen, in Ge
genwart dieser Person da.
»Fügen Sie hinzu, ich lasse ihr gute
Besserung wünschen!« sagte er rasch
nnd möglichst gleichwiithia, indem er
den Garten nach der Richtungdes
Feldweges hin eilig verließ.
Den Knickbruch konnte er in der
Ferne sehen: es mochte eine halbe
Stunde Weges bis dahin sein. Wenn
er nur erst sein Reitpferd da böttel
Jrn Pserdestalle hatte er nnr dasjenige
des Onkels bemerkt, das er natürlich
nicht benutzen mochte. Nein — besser
«durfte«; denn die Ueberaabe des
Gutes an seine Verwaltung war in
noch nicht erfolgt. Aber ielbstredend
würde er auch später dem alten Lanze
sein Reitpferd lassen: die Wagenpserde
höchstens konnten gemeinschaftlich be
nutzt werden, und das sollte von sei
ner Seite möglichst bald geschehen:
denn sobald die Zimmer silr ihn re
stanrirt waren, mußte er nach Deinmin
fahren und Möbel aussnchen
Er machte sich Gedanken wegen dei
Eßzitnrnerg: ee war ilnn doch höchst
jpeinlich, mit dem Baron und Antrie
’Marie von Lebzow dort, wo er ge
« schlafen, zu frübstiielen Aber was half
es? Und im Grunde: verwöbnt
waren die Beiden wahrhaftig nicht.
namentlich der Onkel wohl nicht heitel
in Anstandssachm Wie das alte Lri 4
ginal nur aussehen mochte! Lustig ae- «
aug, nach der Schilderung, welche inj
der Verwandtschaft von ihm umlief. i
Aber Couiine Lebzowl Hin! Sie!
hatte ihm selber gestern Abend eine!
Anstandsleltion ertheilt und. wie er!
sich innerlich sagte, eine wohl verdiente.
Eurt von Boddin betrachtete sich frei
lich als eine Art alten Junggesellen.s
obwohl er erst in den dreißiger Jahren Z
stand, als eine Art »Ontel«. der schon i
gute Lehren geben und sich selber die
Befolgung derselben deauein machen
durfte. Trotz seiner sorgfältigen Toi
lette und seines scharfen Auges stir die
gute Iorrn steckte doch etwas von der
saloppen Art der Boddins in ihm.
Der Widerspruch in feinem Wejen
machte ihn nachdentlich Er wollte
versuchen. sich zusammenzunehmen
aber er sagte sich doch heimlich, daß
ihm das sehr schwer werden würde.
Wahrhaftig er war ein ri tigeå Stück
von einein alten Junggese en.
Jndern er das dachte, schritt er durch
die Felder, deren Bewirthschastung er
su prüfen« zu leiten, zu bessern hatte:
ser that klug, sich ein wenig um usehen.
TDer Aterbau so primitiv. e das
sbiiusliche Leben; die ursprünglichste
Dreiselderwirthschaft ans Großvaterr
zeitenl Aber der Boden sah oortreffsi
lich aus. Er hob eine Scholle undj
betrachtete sie: dat- rnußte Qualität
Eins sein. Die Krautfelder dort-stan- l
den ungernein üppig .Und wie fett der
Kloe aus der Brache da war! Nur
noch Drainage die brauchte Iings
in der Gegend aller Boden. das wußte
er« und davon hatte natürlich Onkel
Boddin leine Ahnung, auch tein Geld
dazu.
l Diese Kleebrachek Merkwürdig, daß
sie fast genau die Form hatte, wie bie
Ijenige, über welche er gestern Abend
Tgegangen wor. Dort tnieete damals
Amte-Mark von Lebzoro und biß die
lLippen zusammen sie hat eine et
Irvas kurze Oberlippe, dachte er
sund sah ihn mit den braunen Augen
sschmerzlich obwebrend an. Jbt Mund
war in dem Augenblick wirklich hübsch,
lund in der Art, wie sie ihn gestern
Abend abgesertigt hatte, lag Rosse.
Sie kam ihm fest gar nicht so länd
lich dor, wie ansangs·
Es war eigentlich doch eine großar
tige Ungezogenbeit ,daß er sie so ohne
Umstan ausgenommen und aus die
Straße hinüber getragen hatte. Ge
s siern hatte er gor nichts dabei gefühlt;
les hatte ihm Spaß gemacht, sie wie
ein Kind hinüber zu tragen. Er war
sich ihr an Lebensreise so iiberlegen
vorgekommen.
I Curt von Boddin ging ein Stück
langsamer. Er schnellte den Zkvicker
von der Nase, und die spöttischen Li
nien um feine Mundwintei zucktem er
warf den Kon ein paarmal hin und
her, als wollte er sich irgend eines
Gedankens oder einer Empfindung
erwehren. Es war ihm, als hielte er
das schlanke· blühende Mädchen und
fiihlte ihren Arm um feinen Nacken:
ein voller weicher Arm war das, und
merkwürdig war diese Last: schwer
und weich und lebendig; es wehte et
was um sie, wie um eine Blume. Der
Gedanke, das er sie so getragen hatte,
war ihm doch ein angenehmer, used ge
rade weil sie ihm das nicht gegiinnt
hatte, dachte er mit einer Art wohl
thsendeu cr- I daran.
Ins keck e dort wurde Grum
met gewendet; hinter ihr la ein
Irn , wirre- Unterhotz wld -
ene säume von ma iger Jephth
etn ntes Gemisch von h- sartenz da
szischen zahlreiche blinlende Wasser
läufr. Häufig tauchte das duntle
Blnugriin des Wachholders aus« ver
einzelt, wie es schien, zu beträchtlicher
Höhe gelangt; in manchen Fällen
mußte er geradezu Bäume mit derben
Stämmen bilden. Die Leute auf der
Wiese, Frauen und Männer durch ein
ander. blickten auf den Nahenden, auch
der Aufsehen der, auf einen Knoten
stock gestühh neben ihnen stand
«Dai wird ja wohl der neue Ad
ministrator sein. der jetzt für den alten
Den-n auf Pelchow wiethichaften foll«.
hieß es. «
»Das ist einer von den Boddin’i
auf Tentam ein itattscher here ist
das.«
« »Aber daß er Handschuhe anzieht,
wenn er aufs Feld gebt, isi doch
merkwürdig. Er sieht gar nicht aus.
jan ob er das Wirthschaften richtig ge-·
Hiernt hötte.«
i Brett-C der Statthalter. war eine
Zbaumlanae Figur mit breitem, grobem
iGesicht. Seine großen, wasserblanen
Augen hatten etwas Schielendes, und
’wie er dem jungen Edelmann entge
gensab. drückten sich Verdruß. Wider
willen und Beiorgiiiß zugleich in ih
nen auf. «
»Der Herr da gebt uns fest nochl
gar nichts an: daß Jbr nicht thut, als
ob er Eneb was zu befeblen böttes Un
ler Herr ist der alte Herr Baron nndj
der bat nnes noeb nichts- davon gesagt,
daß er seine Herrschaft an den da ab
aeteeten bat· Das merkt Euch! Aus
dieser Sache tann nackt meiner Mei
nuna nie-sie Gutes lommen. Er ift
ein Neumodifcher, der nn- das Leben
wol-l lauer machen wird. Jch glaube,
das-. wir nnlere gute seit gehabt ba
be:i. Unler alter Herr das war ein
Mann: der dachte: leben und leben
lassen! Der da wird wobl blos Geld
zusammenlebarren wollen. und das
gebt von unserem S«chweiß.« ·
»Er ioll ja wohl Ordnung bei uns
machen.«
»Ja. wie der Schulmeiiter sagt:
Ordnung muß sein« und da nahm er
dem Jungen seine Wurst««, bemerkte
Drewes troaen
Curt von Bebt-in trat zu den Leu
ten heran.
«G:iten Tag! Sind Sie der Statt
halter Dretpes?«
»Ja. Herr, der bin ich', antwortete
dieser bequem, indem die breite Hand
schwerfällig zur Miitze hinauf fuhr.
.Wissen Sie wohl. ob es eine Ber
metlungstarte von Pelchow giebt?«
»Nein, vdavon weiß ich nichts« herr
Hier ist nichts vermessen worden. Jch
tenne das aar nicht«
»Das wäre das Nächstliegende«,
murmelte Curi. feste den Alemmer
wiederan und zog ein Notizbuch her
aus, in dem er zu vermerlen begann.
«Wo lieat wohl der beste Boden?«
Mach Brani zu. und nach Pan
noiv hinunter e Ende - s das wird
wohl der beste lein.«
Bonitirt ist hier auch ntes »Viel
Beschaffenheit des Bodens ist nie ge
nau untersucht worden?« .
Die Leute sahen sieh an; ein paar
Weiber kicherten.
»Das dersteh’ ich nicht. Heer ich
glaube aber nicht, daß hier Jemand
was untersucht hat«
.hm! Giebk Jhnen der Herr VI
ron mein Onkel, genau an was Zie
arbeiten lassen sollen?«
»Nein; ich siihre hier die Wirthschaft
schon seit langen Jahren und bespreche
mich blos manchmal mit unserm
Herrn.«
»Sie können mir also aenau den
Stand der Arbeiten in diesem Augen- l
blick angeben?« s
»Das kann ich wohl; warum das
nicht?«
»Schön! Sie werden mir gegen
Mittag nähere Angaben darüber ma
chen: bis dahin til-erlegen Sie sichs!« »
Rherh dazu halts ich keine Zeit. « «
JDie werden Sie haben müssen; ich
bin bet Abministrator von Pelchotv.
dessen Verwaltung mein Onkel an
rnich abiritt, und heiße von Bodbin,»
»wir er - damit Sie das wissen·«
’ Drei-es zog die Augenbrauen hoch
aus und guckte die Achseln.
; »Mein here ist der here Baron
Fund wenn der mir das sagt, thue ich
ldas —— loan nicht «
»Wenn Sie sich nicht Schaden zu
;iiigen wollen« so gehorchen Sie mit
i gefälligst!« betonte Curt scharf, indem
let Dketves durch die Augengliisee fest
Iansnh und das Notizbuch wieder ein
steckte. '
«Das kümmert mich nicht, Here.
Wie wissen wir, was Sie sinds Das
müssen Sie doch einsehen. Wenn der
satte here uns sagt: Das ist nun dek,
dem ich mein Gut zu verwalten über
lasse, dann ift das was Anderes.«
Einige dee Männer, welche die Ar
heit ruhen ließen und zuhörten, mur
melten dem Statthalter Beifall, und«
einee un ihnen sagte laut:
b i»Er hat Recht, und wie stehen ihm
e .«
Eutt von Baddin fühlte sieh auf
unsichere-n Boden. Der Statthalter
war in der That in seinem Rechte,
and der Adminifttatae zwang sich zu
uhr. -
« weite da et Du
Its-F Masken-W ask Miss- E
stähl. nickte ein Adieu und wandte sich-.
Hirn den Weg zurückzugeben, den er ge
« kommen.
I Es mußte sich sobald wie möglich
mit dem Onkel in’"i Vernehmen setzen,
um erst die nöthige Autorität zu ge
« minnen
.Dort kommt der Herr Baron!« ries
es jest mehrstimmig hinter ihm. Gurt
blickte aus und sah vom Gute her ei
nen Reiter vie Richtung einschlagen,
die er selbst genommen hatte. Um so
besser! So ging er ihm entgegen —
wieevohl: lieber hätte er ihm eigentlich
erst einen sormellen Besuch gemacht.
Jndeß schritt er lriistig aus« halb neu
igierig halb mit peinlicher Empfin
;bnng, jedenfalls mit bem Entschlusse,
den alten »verriickten« Onkel so be
.quem wie möglich zu nehmen.
Jn der Nähe jener Meebrnche, wel
che ihm so angenehme Erinnerungen
geweckt, trafen die beiden Männer zu
sammen. Curt nahm den Strohhutab
und machte From. Die Blicke, welche
ihn vom Pferde herab musterten, wa
ren nichts weniger als verwandtschast
lich-liebevoll
»Verzeihung, Oniel. daß ich mich
hier auf dem Wege zuerst vorstellen»
muß! Ich hatte geitern nicht das Ver- i
gniigen Sie zu Hause zu treisen««
»Mach keine solche Redensarten,
mein Sohn!" knurrte der Baron, ihni
unterhrechend. »Du willst ja wohl aus(
Pelchow wirthichaitem indem daß Jhr
meine Schulden bezahlen wollti Das
sann ich aber allein dazu brauche
ieb Reinen aus Teterow.«
»Sie werden sich das leider gesallen
lassen müssen, herr Onkel. Das Ge
richt hat in dieser Sache entschieden,
nnd wir glaubten, es wiirde Ihnen lie
ber sein« wenn Einer aus der Ber
toandtichast die satale Angelegenheit in
die Hände nehme. statt eines Fremder-.
So komme ich denn mit einer gericht
lichen Vollmacht und smuß Sie zu
meinem Bedauern bitten, mir in aller
Form die Verwaltung zu übergeben.'
Gurt von Boddin hatte dies so höf
lich und verbindlich vorgebracht wie
es ihm möglich war. Der alte here
hatte auch ruhig zugehöri: nur iein
Gesicht war noch röther und sein Blick
noch seindlicher als zuvor geworden.
»Ich habe Dich auf-reden. lassen,
mein Sohn«. sagte er. »Nun höre aber
auch mal aus mich! Siehst Du, mein
Sohn, ich habe Dich gekannt, als Du
in Ieterow in Knöpshosen herumgingst
und Dir hinten so ’n liiti Ende Weiß
ans dern Schlih kukte. Und wenn Du
denkst» daß ich Deine grüne Klugheit
hier nöthig habe. dann bist Du aui
dem Holzwege. Da kannst Du denn
wieder umiehren und nach Teterow
gehen, ausgenommen. wenn Du mein
Gast sein wolltest, was mir aber iehr
genirlich wäre. indem daß ich keinen
Raum fiir Dich habe. Und dann will
ich Dir noch etwas sagen: Jch glaube
dasz ich Euch Teterotoern zu lange
lebe, und daß Jhr die Zeit nicht er
warten könnt, um Euer Schas zul
scheeren s- « · ·
- l
»Aber Lntel", fiel Curt ein« »ich
bin doch nicht meinetwegen hier « »
»Nein. mein Sahn«, unterbrach ihn !
der alte Herr rnit giftiger Jronies
»nicht meinetwegen, wie der Wolf
sagte, aber ein Schaf schmest doch
gut. Ich lenne das und Euch Trie
rower dazu. Ich will mit Euch nichts
zu thun haben, und mein Gut ist mein
Gut da bin ich Hern«
Auch in das Antliy des jungen
Mannes war die Zarnesröthe gestie
gen, und doch überlam es ihn wie
Mitleid vor dem alten Manne. wel
chen seine Gegenwart offenbar im
Tiefsten lriinite und der in feinen
Aeufzerungen jedenfalls mit einem
andern Maßstabe zu messen war, als
andere Menschen.
«Jch beklage ej tief«, sagte er, »daß
Sie meinem Eintreten hier solche Be
weggründe unterschieden, gegen welche
ich mich entschieden verwahren muß;
wir haben’s nur gut gemeint, und ich
hätte überall eine bequemen Thätiglett
finden können, als die schwierige ---"
er stockte und wußte nicht recht« wie er
den Gedanken ausdrücken sollte, ohne
deni alten herrn etwas Verlehendes
zu sa n. »Aber wie dem auch sei, ich
bitte ie aufs Dringendfte, Onkel, sich
Imit dem Gedanken auszusiihnem daß
iich Zahnen die Last hier abnehrne ----«
« - wohl, mein Soxh und das
Geld auch. Den blauen eusel will ich
Dir thun ———«
« -- und zu bedenken«, fuhr der An
dere fort, »daß ich irn Auftrage des
Geseyes hier bin, welches keinen Wi
derspruch duldet. Es soll meine Auf
gabe sein, Ihnen das so wenig wie
möglich fühlbar zu machen.«
»Warst-nd meinSohn, ich will nichts
davon wissen, und wenn Du meinen
Wagen brauchst, dann sag-«- nur Jo
chent Er weiß den Weg nach Dem
min. Adschüi auch!«
Der Alte gab dem Rappen einen
Schlag und rttt in raschem Trade da
von. Er währte mit der hochge
dsuschten üp, den langen, fliegen
den, grünen stockt-bösen und den wett
vorn Pferde til-stehenden kurzen set
nen einen grotesken Anblick.
4. ·
cui un spddtu hatte dem altes
Baron eine Weile finster nachgesehen
Jekt brach ee in ein turzes Lachen
aus« indem er sich anschickte, den nach
dem Gute führende-i Weg weiter zu
verfolgen.
»Er ift ein eorndleter Narr do
ran ift kein Zweifel«, sagte e laut;
»rein verrückt; er hat wahr-do ig die
ernste Absicht, eine kleine Privatrevolu
tion auszuführen -- Aber nein s«
das ist ja nicht möglich; dieses große
Kind müßte denn nicht ioiffen welchen
—Unannehmiichteiten es sich ansieht
tvenn es den Widerstand ernftlich
nimmt. Vielleicht gewährt es ihm eine
lindkicht Genugthuung, mir zuerft ei
nen Affront bereitet zu haben. Ich
gehöre nur eben nicht zu den affron
tablen Leuten und möchte kurzen Pro
ists machen Jus-eß Zim! - Ich
will doch Alles thun, um einen Fami
lienflaeidal zu verhüten. Hatten wir
lieber fonft Jemand hierher aefchiettk
Wir Teteevwer sollen ungeduldige Er
den fein, weil wir uns der Sache an
nehmen! Jni Grunde: der Schein
spricht ein wenig gsgen uns; wenn wir
fest das Gut aushesserm geschieht es
auf Kosten des Onlelsx spiiter hätte es
Papa aus seine eigenen besorgen mits
seii. Der Alte ist ani Ende wirklich
nicht so dumm« -— Ach was, er wird
sich zureden lassen, und ini Nothsalle
muß mir Coufine Lebzow helfen: sie
hat fa. wie der Mann gestern Abend
sagte so großen Einfluß auf ihn. -- l
Nur teine lange Berzögerungl Jeti
inufz untertoinnien niuß sorgen, dafz
mein Ansehen unter den L uten nichtl
geschädigt wird; sie sind im Stande,"
stiiien. Der Statthalter Drewes sieht
mir ganz darnach aus. «
So gingen die Gedanken Curt s, in
desi er sieh mit raschen Schritten deni
Gute näherte. Als er unweit des Gar
tens den Einblick in den Hof frei hat:
te, deriangsanite er das Tempo plötz
lich: er sah ein rothes Tuch leuchten,
und die es trug, war Anne Maeie von
Leim-w- Es war offenbar das näm
liche Tuch, welches er heute friih ini
Garten gefunden hatte.
Der Vetter betrachtete sie ein- Weil
chen vom Gartenzaun aus. Sie hatte
einen großen hund. eine Art Bern ·
hardiner, hei sieh, der. niit turzeni Ge i
hell sieh aiiiriehtend und wieder nie
derfallend. uin sie herumspielte, wäh
rend sie selber niit anmuthiger Be
weguna das Spiel lenkte. Cz war ihm
peinlich sich ihr nähern zu müssen;
wenn so riietsichtelose Naturen, wie
Curt von Boddin, wirllich eininal das
Gefühl der Beschömung empfunden
haben. werden sie an dieser einen
Stelle sensitid. Ahbitte zu thun, das
war ihin unmöglich; nur der Zufall
konnte versöhnen. ini Falle driihen die
ieindliebe Stellung gegen ihn festge
halten wurde Vielleicht war es das
Beste er tniipste ein Gespräch wegen
des Onkela init ihr an; das war sach
licher Boden, das Jnterefse Dritter, an
dein sie Beide Antheil nahmen; das
ergab eine geschäftliche Verhandlung
hei welcher die aegenseiiigen persönli
chen Beziehungen einstweilen in den
Wintel gestellt wurden: möglich daß
die ganze Nachwirlung des gestrigen
Tages in diesem Wintel stehen blieb.
CIrt von Baddin nahm den Strah
hut ad, nieiehte innerlich und äußerlich
Gesttsstirnniung und schritt auf das
junge Mädchen zu. s
»Guten Morgen, Cousine Lebzvtvkj
Darf ich Sie bitten, mit für eine wich
tige Angst-senden Miit zu scheuten-ei
Beiläufig: wie geht es Ihrem Fuße?«1
Anne-Makie scheut . heftig zusanH
men, als diese Stimme plöslich nebenl
ihr klang: dann nahm sie rasch einen
kalt abweiienven Ausdruck an« neigte;
den Kon ein tiein wenig und sagte
mit Betonung: (
.,Beiläufig: ich danke Ihnen, been
non Bebt-im wie Sie sehen, ettkiiglich.i
Ich konnte Ihnen auch für die Reitungj
meines Joches und für das Compliq
Jment. weiches Sie mit mit demselben?
:iibetiondten. Jni Uebrigen wüßte ichI
Inicht was wir geschäftlich zu verhan-«
ideln hötten.« .
L Das war ja eine richtige Keiegzeesj
Mit-ung- Cuet verzog indessen keine
Miene, so unbehaglich ihm auch zu«
Mail- tvat. «
« »Genehmigen Sie, daß wir fiir nn
ser Gespräch die paar Schritte in den
Garten hinüber thun? Jch würde Sie
wahrhaftig nicht bemühen, wenn Sie
nicht ernsthaft an Dem detheiiigt wä
ren, was ich Jhnen zu sagen habe.
Jm Garten ind wir am ungestörte
ften, denke ich-«
Amte-Mark sah ihn befremdet an
und wnrde ein wenig roth.
»Wir Sie »wiinschen!« meinte sie
endlich. »Komm, Dana!«
Sie griff in das weiß- und schwarz
gesleckte Iris des Hundes, der ihr in
deß unter den Händen wegschiiipste
und dellend durch die Gartenthiir var
ausschoh. Anne-Marie hatte sich var
aenornmem sehr vornehm auszusehenx
ihre haitung war gegen gestern völlig·
;veriindert. Allein sie siihrte nach im
snier keinen Sonnenschim; diesen
JTriumph hätte sie dein »Um-er
.schiimten« um .ieinen Preis gegönnt.
dem es nicht einmai·einfiei, ihr die
Gartenthiir zu öffnen. nnd der doch
an ihr zn erziehen wagte, Der »Un
verichiimte« schritt hinter ihr drein.
»Im Arme getragen habe ich sie
doch -- die tleine Zornige da«, dachte
er.
Im Garten» im tlaren Frühsonnens
schein, wartete sie, bis er neben ihr
ging.
»Jeht bitte! Jch bin ganz Ohr.«
»Sie lennen die Verhältnisse, wel
che mich hierher gesiihrt haben« Fräu
lein von Lebzowisp
AnneMarie nieste. Nun nannte er
sie nicht mehr »Cousine«. und das
freute-sie. Je sremder er sie behan
delte, desto mehr war sie vor »Unver
schämtheiten« sicher.
»Ich bin also gesehlich autorisirt,
geseklich beachten Sie das wohl!
hier zu wohnen, die Uebergabe der
Gutsverwaltung durch den Onlel zu
verlangen, die Bewirtbschastung fort
an zu leiten, die Erträge zu emvsans
gen und zu verrechnen. Der Onlel he
lommt eine Summe, von der er hier
anständig leben tann. die sreie Natu
ralverbslegung soweit sie das Gut
liesern rann, außerdem. Ich gestehe
often, daß ich mit der Absicht herkam,
nicht viel Umstände zu machen; ich
babe gegen alles Ungeregelte, gegen
dieses Sichgehrnlassen in den baroels
sten isinsiillen und Launen, dieses
Verwüsten und Verschleudern welches
als originell belacht wird und doch nur
den Ruf und die Zutunst unseres
Standes untergräbt, einen tiefen Wi
derwillen. Indessen bin ich soweit he
lehrt, daß ich die möglichste Rücksicht
üben werde-«
»Weshalb sagen Sie das Alles
mirs« siel AnnesMarie mit leichter
Ungeduld ein, während sie ein wenig
spöttisch die Lippen auswarf. »Ich
hatte gestern bereits die Ehre, Einiges
von Ihren Ansichten iiber ,L)riginale’
zu hören."
»Ich habe Sie zum letzten Male da
mit beliistigt. gniidiaes Fräulein. Jch
svrach aus dem Wege hierher Onkel
Boddin und muß nach seinen Neuhe
rungen annehmen, daß er entschlossen
ist. meine Mission einsach zu ignoriren.
Er will mir das Gut nicht übergeben;
er verweigert mir sogar die Ausnahme
in dieses haus.«
»Da müssen Sie sich schon mit ihm
zu benehmen suchen. Herr von Bod
din: ich habe in diese Sache nichts
drein zu reden-«
lFortsehung solgt.)
Ja Mountclair, N. J» ist es den
Hunden durch stadtriitliche Verord
nung verboten worden. nach 9 Uhr
abends zu bellen. Hoffentlich richten
sich die Vierbeiner nach der Verord
nung.
i- i i
Aus die Einsuhr falscher «Behaup
tungen« soll demnächst eine höhere
Abgabe geseht werden. Das ist sile
viele Damen eine «haarstriiubende«
Neuigleit.
I O i
Jn den Baltanliindern ist es wie
der ungemütlich, lautet eine Nachricht
aus Europa; »W:eder?« Noch!
I
lhundert Tore sindet die Sorge os
sen, ganz wenige nur wahres Glück. ·
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