Nebraska Staats— Anzetger und II set-old v Jahrgang-Xb i1911 skwei r·( Thei E) Nu Hmm k»47 Sammet-abend BonGetttqukeiinleFokt. Jch wandte durch ein stilles Ernie-l Land Den Pfad umsäumt des« Kornes Wo Jemand Der späte Sommembenv dunkelt weich, Und aus dem Walde steigt der Mond so Neid-. Fern liegt das kleine Dorf im Silber tauch, Und fern ließ ich dFchTageS Unrast Wie weit und wach wird nun mein , tieffies Sein« So aufsefchlossen ganz dem Vollmond schein. Jch höre tief tm schivanlen Aehrenfeld Ein Singen, leise, fremd --- das Lied , der Welt. Das hohe Lied der wunderbaren Kraft. ! Die dort des Jahres Frucht und Se-; gen schafft« Die in den Tiefen alles Wesens webt,l Ein ewig Kommensdes was rastlos l trebl ——- ; llnd meine Seele lauscht den leifen n Und kann doch nie sein dunlles Wort verstehn. Bei den Suffragetten Eine sehr zeitgemiiße Geschichte von Paul Eberhardi. Als Miß Mentor· meine alte Leh rerin. mich ersuchte, rnit ihr zu der Verse-unlin- des ra hn - zu Nu und gistsstikiz BIL- dnk - hlrecht der zween e - Mo bekam ich einen Reinen ges-. n erinnerte ich mich. daß dir stir ster lden ich in Web-used , Eint-Irr einen Vortrag halten werde, unv ich dachte, das wäre die beste Gelegenheit, ihm zu zeigen, daß ich ein ernstes Mädchen init ernsten, modernen An sichten sei und nicht, wie er zu glau ben schien, ein Schmetterling ohne Rückgrat. »Natürlich«, sagte Miß Menior in ihrer meistetnden Weise, die mich noch heute so gefügig macht, wie zu mei ner Schulzeit »nattirlich tönnte ich ganz andere Damen herbeilootsen, die gründlicher siir das Wahlrecht her Frauen eintreten würden, aber sie sind nicht von hier sie haben tei nen Einfluß bei den Leuten. wie das bei Jhnen der Fall ist. Also. Elli. lassen Sie sich die gute Gelegenheit nicht entgehen. Auf Wiedersehen nächsten Dienstag in Nöiner’s Fest siilen.« Misz Mentor war ties erregt, ihre Wangen glühten, ihre Augen hlihtem sie hatte zwei linke Handschuhe in der Hand und sie hatte vergessen, ihren Gürtel umzuhinden, und ihr Hut saß verkehrt « die vordere Seite war hinten. »Nicht etwa wanlelmiithiq wer den!« rief sie drohend, als sie fah, daß ich mit niedergeschlagenen Augen da sasz, mit meiner Uhtlette spielte, wäh rend ich darüber nachdachte, wie mir wohl zu Muthe sein würde, wenn mich der Briefträger und der junge Mann vom Kaufmann und der Bä cker und verschiedene andere Leute, die mich jetzt alle so höflich grüßten. wenn diese alle mich in Zukunft schneiden würden. »Sie wi en, Elli", fuhr meine alte Lehrerin sanftet fort, »daß, obgleich Ihre Aufmerksamkeit und Jht Fleiß m dee Schule ebenso groß waren, tvie Jhre Kenntnisse in Ma thematik « die sehe viel zu wün schen übrig ließen Sie dennoch mein Liebling waren. denn Sie wa ren lieb und nett und vor allem tap ser. Feigheit habe ich nie an Ihnen wahrgenommen! Sie sind doch über zeugt, das die Frauen das Wahlrecht» bekommen müssen? Und Sie müssen! mir beistehen ——- tapfer mir zur Seite e n!«. »Ich gebe Ihnen morgen Befcheid«, sagte ich, »und wenn ich hnen mein Wort gebe, dann wissen ie, daß ich es auch halte.« An diesem Abend traf ich Paul in» einer kleinen Gesellschaft, wo auch ge tanzt wurde. Als ich meinen sieben ten Walzet mit ihm tanzte, sagte ich ,,Jch komme Dienstag in Nenn's Festiäle, um Jheen Vortrag zu hö ten.« »Das möchte ich Ihnen lieber nicht rathen'«, versehn er in seiner überde benden Art. »Er wird mich schon inteeefsteen«, gab ich ruhig zurück, »ich werde näm flieh für das Wahlrecht der Frauen jeintreten!« I »Das ist aber wirlli ch siarl!« ent gegnete er. »Da verlasse ich einfach das Pvdium nnd stecke Sie zum Saal hinaus. « »Aber es ist mein Erns, « gab ich zurück. »Wenn es mir auch leid thut, Jhren Vortrag zu stören, so habe ich lmir doch fest vorgenommen, etwas iiir die Sache der Frauen zu thun, Jdie mir so sehr am Herzen liegt« is Jdas waren Miß Mentars Worte — »und wenn ich die Freiheit und f--——- hm —- sagar das Leben verlieren Hollte ---—« Paul lachte. »Sie brauchen gar nicht zu lachen, Herr Förfier!« rief ich empört. »Mein Ipolitifcher Ehrgeiz ist genau so gut, Jwie der Jhrek « Am nächsten Dienstag ging Miß Mentor mit mir unserm Ziel entge gen. Wir hatten Beide ganz rothe Ge sichter-und sahen Beide sehr unterneh mungslustig aus« Jede von uns trug einen unschuldig aussehenden Regen schirm, aus dem, wenn er ausgespannt wurde» in großen weißen Buchstaben stand: »Den Frauen das Wahlrecht!« Das war meine Jdee gewesen. Als ich jedoch die vielen Menschen sah, die nach den Festsiilen strömten, sank mein Muth. Jch trug mein blaues Voile tleid und einen schönen großen hut mit Straußensedern, denn wenn ich schon eine Märtyrerin werden sollte, wollte ich weigstens eine hübsche sein. Meinen Automantel hatte ich iiber dem Arm hängen, denn Miß Mentor hatte gemeint, ich würde ihn im ----« Gesänaniß brauchen können. Gleich am Eingang wurden wir ge trennt. Jch suchte mir ein leckchen in einer Ecke und war sroh« then zu können, denn mir zitterten die Beine und mein Muth war tief, se r tief ge Milem Jch sah so viele enscheu, ich kannte, obgleich ich vermied, ihnen in’i Gesicht zu sehen ——- und ich fragte mich, ob ich. ihnen wohl se wie der in’s Gesicht wiirde blicken können. Geschichte »Guten Abend", sagte plötzlich ne ben mir eine Stimme. Es war Frau Walter· die Frau des Schlächters, bei welchem wir unser Fleisch lauften. »Guten Abend. eFrau Walter«, ant wortete ich. »Ich hatte teine Ahnung, dafr Sie sich auch siir Politik inter essiren." »Das thue ich auch nicht, gnädiges Fräulein, ich bin blos mitgelocnmen, um auf meinen Mann aufzupassen. Er ist rein verrückt wegen dieser Sus sragetten, die durchaus das »Wahl recht der Frauen« durchsehen wollen.« »So, ist er dafür, daß die Frauen das Wahlrecht bekommen?« »Der?.s Gott bewahre! Jm Gegen theill Er sagt, er wird’s ihnen schon geben! Und da bin ich mitgegangen, damit ihm nicht etwas vassirt.« Die Rede des Vorsitzenden Ionnte man nur eine tleine Weile richtig hören, nachher wurden von allen Sei ien Stimmen laut, er wurde unter brochen und seine Behauptungen wur den tviderlegt; es war ein Stimmen gewirr und ein Tumult, daß man taum ein Wort verstehen konnte. Dazu das Geräusch immer neu lam mender Menschen —--— es war unheim lich. Mein herzjlopste als wolle es mir die Brust zersprengen. Jch sah zu Miß Mentor hinüber, die aufrecht mit glühenden Wangen und blitzen den Au en, tampibereit ihren Regen schirrn haltend, nicht weit von mir saß. Wir hatten vereinbart, den Vor sitzenden nicht zu unterbrechen, erst wenn Herr Zörster sprechen würde, dann wollten wir unsere Stimme ent falten und: »den Frauen das Wahl recht!'« schreien. Als Paul sich erhob, um seine Rede zu be innen, sprang Miit Mentor auf und schrie: »Den Frauen das Wahl resstk mit einer vor Erregung ganz het eren Stimme. Das war wie Oel in«d Feuer, Der große Raum war in Aufruhr, und alle schrien: »’Raus mit tin-! Maus mit ihr! Standalt S»chandet« Frau Walter hielt ihren Mann mit beiden händen fest; er wollte sich durchaus an dem Kampf beibeiligen, ;der um Miß Menior herum entbrannt war, welche verzweifelte Anstrengun en machte, ihren Regenschirm aufzu dannen. Plsylich gelang es ihr der Schirm war ausgespannt Ein Mann hielt iich die band vor die Stirn, wäh rend eine andere Stange des Schirms den Qui und Schleier einer Dame er faßte. Diese als Trophäen in der Luft herumschwenlend, machte der Schirm eine Zickzackbewegung durch den ganzen Saal» bis er mitfammi feiner Trägerin hinausbefiirdert wur «Der Verabredung gemäß war ichv setzt an dek Reihe. Es war inzwischens stiller geworden, so daß Paul in sei-. nem Vortrag fortfahren konnte. Jch fühlte mich einer Ohnmacht nahe, aber I trohdem nahm ich meinen ganzen. Muth zusammen, ich mußte ja voll bringen, was ich verfprochenz Krampf haft fest hielt ich meinen Schirm M’ schon schob ich daran, um ihn aufzu-« spannen, da fiel mein Blick auf das Fenster, in welchem eine Menschen hand erschien und dann noch eine und noch eine und dann erschien eine Menge wilder Gesichter --— und eine Menge wild aussehender Männer — Rowdies « stiegen durch die Fenster herein ——— immer mehr und mehr. Ein fürchterlicher Tumult begann « die Anwesenden ergriff eine Panii « alle schienen miteinander zu kämpfen. Ich sah Paul von dem Podium her unterspringen und auf meinen Plah utommen aber ich wartete nicht. sen weniger Zeit als man es erzählen kann, war ich auf einem großen Schrank und hockte nun da, ohne mich rühren zu lönnen. sonst wäre ich mit» dem Kopf an die Decke gestoßen. Mein . Hut war freilich dabei eingedrückt und . die schönen Straußenfedern warens geknickt worden, und mein Kleid warI auch zerrissen und schmutzig W ent setzlich schmutzig. Sehen konnte ich nichts, und hören wollte ich nichts — ich hielt mir beide Ohren zu. Nach einer Weile ließ der Tumult nach und ich guckte vorsichtig über den Rand des Schranies herunter. Der Saal war leer, nur zerbrochene Stühle, Stöcke und Schirme lagen herum, und eine mächtige Staubwolle zog durch den großen Raum - — und als ich so guckte, sah ich einen erhitzt aussehenden Mann, dem das Haar ganz wirr um den Kon hing und dem der Shlips abgerissen war, herbei eilen und sich suchend umsehen-: .. Er« schien ganz außer sich vor Angsi zu sein. Es war Paul! Jch glaube, seine ungeheure Aufregung besänf tigte die meinige. denn ich spannte fo fort meinen Schirm auf und rief: »Den ; rauen das Wahlrecht!« »Mir n «Liebiing"l" rief tie-- sei-Mit Inßnd »Ich dachte schon, Du wärest o t.« »Das dachte ich auch!" stammelte ich, während meine Thriinen zu fließen begannen. »Wie um alles in der Welt bist Du nur da hinaufgelommen?« fragte er. »Ja, das weiß ich selber nicht«, ant wortete ich schiuchzend. »Ich weiß auch nicht« wie ich wieder heruntertommen o .« ROH, das wollen wir schon machen«, versetzte er und sing mich in seinen Armen aus. « Und dann sagte er mir eine Menge thörichtes Zeug ins Ohr ---— während ich ebenso thörichtes Zeug in ihn hin einfliisterte. Am nächsten Tag ging Paul zu Miß Mentor und sagte ihr seine Mei nung. Seitdem hat sie mich nie wie der angesehen. Und als Paul mich fragte· wie es denn nun mit meiner Begeisterung siir das Wahlrecht der Frauen sei, antwortete ich ihm, daß ich es schön fände, wenn die Frau im mer die erste Stimme im hause hätte. »Nun« mein Scha , im Hause sollst Zu sie auch haben, s verspreche ich ir." Und dann lachte Paul — — und ich lachte auch —-—- und dann küßten wir uns ——- es war an diesem Tag wohl unfer siebzehnter Kuß — — aber genau weiß ich es nicht, denn Miß Mentor behauptet, im Rechnen sei ich nie die Beste gewesen. Ermahnung. l Vater: »Wenn der Herr Rath Djchs heirathen will, kann er sich beeilen er ist nicht mehr jung « sonst wird’g zu spöt!« Tochter: »O, Papa, ein guter Rath kommt nie zu spät « Vernimm Er hörst-IV »Gesällt Dir der Ver lobungsring, liebe Ella?« eh sinde ihn reizend! Er ist der schön e, den ich je bekommen habe.« —--—..— Erkannt Hausfrau: »Ja der ersten Zeit hat mein Mann leidenschaftlich getaucht und mir manche Gatdine verdorben; jeat bat er s sich ganz a Rewöhnw Besuchen »Ist Jhne das sehr schwer geworden, gnädige Frau?« « Das Schnitt-daste Dorfbadet Mitten drei Lehrlingen die Arbeit anweisend): »Der Schorfch rasitt die beiden Herren, der Wilhelm schneid’ dtm Waftelbauetn die Dante, und Du, Sepp- gehst zum Amtmann und scheust seinen Hund Du bist der G’fchickteste!« Vze russische Rtviera am Schwarzen Meer. t t , Bei der Einsahrt in Votum, sagt der Reisesührer, Präsentirt sich das Knutasusgebirge in ungeheurer Ma jestät. Nun: von dem Kautasusge ditge war nichts zu sehen; es steckte Ttn Wolken. Dafür aber erlebten wir »Ein anderes, ganz besonderes Schau xspieL Weni e Stunden vor der HAnkunst ers oll der Rus: Schnee iherge in Sicht! Augen und Opern ;gtäser richteten sich nach der klein Iæstnttschen Küste. Ausrufe des Stau Inens und der Begeisterung wur shen laut. Ich sah nach der bezeichne jten Richtung, vermochte aber zunächst : nicht-J als Dunst und Wolken zu rni idectein Plönsich gingen mir die Au » gen aus. Hoch über den Welten zeich jneten sich deutlich die Konturen einer Beratette ab: es waren aber nur diei höchsten Kuppen mtt ihren Gletschern. s Einsattlungen und Schneefetvern und zwar in einer Höhe, in der man Berge nicht mehr vermuthen konnte. Einige behaupteten an der Hand von Karten, es wären die Berge vom Hschland von Armeniem die bis dicht an die Küste herantreten und dort steil ins Meer fallen sollen. Andere erklärten, daß sie wiederholt die Küste passiert, aber Berae von dieser Höhe niemals gesehen hätten. Thatsächlieh steigen die Berge Armeniens bis 10,000 Fuß aus« wah rend die Berge, die wir erblickten, zum mindesten die doppelte, wenn nicht gar sie dreifache öhe haben mußten: unafrau und erner Oberland wa —n ein Kinderspiel im Vergleich mit Diesen Riesen, die viele tausend Fuß unmittelbar aus dem Meere selbst em Idrzusteigen schienen »Das sind keine-Berge, " sagte Einer: Zdas ist eine Inta MorganaA Das Wort pflanzt sich fort, stieß aber auf lebhaften Widerspruch Diese Berge, sie man so deutlich bis ins Einzelne sah sollten nicht vorhanden, sollten eine Lustspiegelung sein?« ,,,««Unsmn eine Dame-. die gerade im Begriff diese wunderbaren Gebilde en ih rein Slizzenbuche zu ver-ewigen Das Schiff war alsbald in zwei Lager ge spalten. Hie natiirliche Berge — hie Fata Morgana » Das merkwürdige war — abgese ben von der ungeheuren Höhe, in der man Berge nicht mehr zu vermuthen pflegt « die Thatsache, daß man nur die Gipfel sah, nirgends aber denMit teltheil oder den Fuß der Berge, und weiter, daß diese Gipfel so nahe wa ren, daß sie nicht liber dem Ufer, son dern über dem Meere selbst zu stehen schienen. Nein das konnten keine wittlichen Gebilde sein. Berge in die ser Höhe iiber den Wollen gab es auf der gnnzenWelt nicht, es sei denn viel leicht im Himalata Schließlich tön nen derartige Dinae nicht tiber Nacht aus dem Boden wachsen, nnd ganz ge wiß nicht aus dem Wasser, in dem der Fuß dieser ungeheuren Erhebungen bät-te ruhen müssen, wenn man sie sich nach unten hin zu ergänzen versuchte-. Andererseits wiesen sie, wie mir Kenner des Landes versicherten, auf fallende Aehnlichkeiten auf mit gemis fen Bergftöcien des Kaukasus, und du Luftfpiegelunaen wiederholt in diesen Gegenden beobachtet worden find, so kann ich mich nur der übereinstimmen den Uelserzeuanna unserer Sachver ständigen und durchaus nüchtern ur theiienden Reifeleiter, des Schiffe-akz 1es, der die Strecke wiederholt befah ren hat« und anderer nicht fanatisch deranlngier Persönlichkeiten dahin an schließen, daß wir hier thatsächlich das durch Sirahienbrechuna zu erklärende Udhiinomen einer Luftspiegelung vor uns niten. Nach einer Stunde etwa war ·e wunderbare Erscheinung in Wolken verschwunden Bald darauf warf unser Dampfer « Schleswig vor Vutum Anker-, woselbst eine Anzahl russischek Zollbeamter in Begleitung von Unleeoffizieren der l LlrmeesDragoner an Bord kamen, um I die Paßformalitäten zu erledigen. ! Das ging verhältnißmäßig rasch von( statten, da der Generalgouverneuk des Kaukasus angeordnet hatte, den Pas« sagieren des Dumpfers alle denkbaren Erleichterungen während ihres russis .schen Aufenthaltes zu gewähren. Jn Datum bestiegen der Gouverneur der Provinz, Fürst Romanowsti. und . der eigens vom Zar zum Empfange ’entsandte Kammerherr Goloubew nn . set unser Schiff, auf dem sie mit nach Gagri fuhren. Nach dem Diner, bei J dem russifche Weine aus«- dechllereien f des Letztgenannten lredenzt wurden, - z begrüßte der Gouverneur die Passagie- « He des deutschen Schiffes auf russisch, l wobei-der Kammerherr als Dolmetsch . Hunglexcke« um dann selber zu längerer lRede das Wort zu ergreifen. Er gab H in überaus herzlicher Weise seiner i Freude über den deutschenBefuch Aus- l druck und sprach die Hoffnung ans-, daß zahlreiche Deutsche diesem Beispie le folgen werden, um die nnfagbaren » Schönheiten der russischen Riniera und Jdie im Kaukasus ruhenden Quellen « rnfsischer Kraft und rusfifchen Reich thums iennen zu lernen. Er beklagte die Folgen des japanischen Kriege-L meinte aber, daß die Entwicklung die ser geiegneten Provinzen, die siir ein paar Jahre aufgehalten worden wäre, nun nicht länger mehr gehindert wer den tönne. Die russifche Regierung plane insbesondere auch, die Schwach Meerbahn zu vollenden und in naber Zukunft ein neues Nizza, ein neues Monte Carlo dem Weltverkehr zu übergeben. Herr von Goloubew, der ein elegantes Teutich spricht, schloß unter lebhaftem Händetlatfchen der Passagiere seine Rede, indem er zum Schlusse noch einmal seinen Sympa- ; thien fiir Deutschland Ausdruck gab und unter Hinweis aus das bekannte! Bild Kaiser Wilhelms von der gelben i Gefahr die Gemeinsamkeit der Jntcr- I essen beider Länder im fernen Osten i nachdrüctlich betonte. Tags darauf waren wir in Gagri Gäste des Prinzen Alexander Betro witsch von Oldenburg, der sich durch Gründung von Schulen und reiche Stiftungen große Verdienste um die Entwicklung dieses Knrortes erworben hat. Wie denn überhaupt der alte Herr mit dem samosen Charakterlopf einPrachtmenschi st, dessen wohlthätige Stiftungen sich iiber ganz Russland vertheilen. Nicht weniger als zweitau send Kinder befinden sich in den von ihm gegründeten und unterhaltcnen itlsnletr Der Prinz hat außerordent liches gethan, den deutschenGästen den Aufenthalt zu einem Feste zu gestalten. Auf sein Geheiß waren über zwei tausend Abgeordnete aller taukasischen Stämme von nah und fern zusammen qeftrörnt, um die deutschen Gäste zu be grüßen und an dem Ehrenmahle auf der Festwiese theilzunehmen. Es war ein Schauspiel, wie es kein Regisseur der Welt jemals wieder in Szene sehen wird. Den hintersten-w bildetes- die im Frühlingsschmuck prangenden Berge, vor uns lag die buntbewimpelte Schleswig, und zwischen Meer und Bergen saßen an neun Tischen unter Zeltdciclsern die deutschen Gäste, wäh rend seitlich an zahllosen eZischen die Vertreter der wilden kriegeriscben lth)acl1en, der hochgewachsenen Mingre len mit ihren Lammfellmützen und ih rem reichen Waffenschmucl, der liibnen, Jagdlusligen Jaguschen, und wie die Stämme alle heißen mögen, sich gütlich thaten. Hammel und Ochsen wurden ausge tischt, an mehr als zwanzig Holzspie s-;en gebraten, mit Köpfen und Hörnern und Schwänzen Aus gekrochenen Augen sahen sie zu, wie mnn sie ver zehrte. Mächtige Störe trug man auf, während die Jungen Störs« in Ge stalt von ungesulzenem Knviar den Weg aller Delikatessen wandelten Be rittene Rai-lasen brachten lange Brote nn die Tische —- es waren lvohlschmel lende Pasteten ——, um dann im Ga lopp hinter den Kulissen, pardon hin ter den Bäumen, die die Wiese umga ben, wieder zu verschwinden An je dem der neun Tische priisidierten zwei Kaukasussiirstem Abliimmlinge der früheren Herrscher, darunter der weiß biirtige Nesse des letzten Königs der Apchasen, ein Held in allen Leibes iibungen, besonders aber im Trinken. Jch hätte so etwas nie fiir menschen möglicli gehalten, wie ich denn Tiber haupt ein derartiges Gelage in großem Stil nie wieder erleben werde. Aus braunen Amphoren wurde Mein geschiinkt. Ossiziere der Garde standen an jedem Tisch und schenkten ein. Zwei Biisselhörner lagen auf je- ; dem Tisch; aber sie blieben nicht lange i liegen. Die Kaukasugsiirsten füllten diese schönen Tafelornamente mit Wein oder mit Sekt und leerten sie in wenigen Zügen aus das Wohl der Gäste, auf das Wohl des Zaren und ich weiß nicht, aus wessen Wohl noch Der alte Apache leerte das erste Horn, -—— notabene über eine Flasche Wein enthaltend ——, nnd dann ging ein Trinken los, von dem noch die späten Enlel erzählen werden· Sämmtliche Kaukasussürsten folgten seinem Bei siel· Die deutschen Gäste thaten Ve scheid. Mit Kleinigkeiten gab man sich nicht ab. Es wurde immer das ganze Gefäß geleert. Die Fürsten wollten es so haben. Sie waren beleidigt, wenn man weniger trank. Und da sie Dolche und aeladenc Pistolen im Gür tel hatten, so wünschte man sie nicht zu beleidigen. Jm Gegentheil: man trank Brüderschast mit ihnen: weil sie darauf bestanden· Jch bin niemals, selbst als ein kleiner Junge nicht, soviel von Männern geküßt worden, wie an diesem Tage. Abends wurde das Trinken und das Küssen fortgesetzt. Da kamen sie alle an Bord, die prächti-· gen Kattkasier, und wurden ihrerseits gefeiert. Unsere Freunde tranken so, wie etwa die alten Germanen getrunken haben mögen, als sie noch Eicheln aßen nnd »imnrer noch eins« tranken Heute können sie nicht mehr so viel vertragen. tMancher Deutsche brachte es zwar aus J drei Biifselhörner, weil der ihm anhaf tende Kaukasier es so haben wollte »Aber einer meiner Tischgenossen, zum Beispiel, ein Rheinliinder, ließ doch Ieine gaan Menge heimlich unter den Tisch laufen. Er machte es sehr ge schickt, Und ich hätte wahrscheinlich . liiberhaupt nichts gemerkt, wenn ich nicht Halbschuhe angehabt hätte; ich hatte schließlich überhaupt keineSchuhe mehr an, sondern kleine Kähne aus Le- " der, die leck geworden waren. Als die Rassen unser Schiff verließen, hatten ( die wenigen Deutschen, die noch lichte Augenblicke hatten, den Eindruck, daß es nur lzwei wirklich Verbiindete Natio nen aus der weiten Welt gab: die deut sche und die rirssische. Es waren aber anch allein am Mittag auf der Fest wiese über dreihundert Flaschen Wein und zweihundert Flaschen Sekt geleert worden« Zahllose Mädchen und Die ner, das Personal des Prinzen von Oldenburg, bediente. Aus der Wiese tanden die weißaekleideten Köche und schnitten die Fleischstücke ab. Trotz dem müßte ich lügen, wenn ich behaup ten wollte, daß ich satt geworden wäre. Kalten Stör vertrage ich nicht. und der Hammel sah mich so wehmüthia an daß ich nicht im Stande war« ihn zu essen. Außerdem hatte ich ein Stiick Schwanz erwischt, an dem noch die Haare saßen. pAber trotzdem: was man Gastlichkeit nennt, das gibt es doch nur in Rußland. Der Prinz lief mit seinem Gefolge, ein wenig gebückt auf den Stock ge stützt, überall herum, »ohne sich zu setzen, oder sich auch nur einen Augen blick Ruhe zu gönnen, nur daran be dacht, daß in diesemFestsehauspiel alles klappta Es befriedige i « kehr, als fkIch MMWMWW Gagri auch nach Amerika berichten würde. Ueber das energische, aber zugleich gütige Gesicht mit den blauen Augen unter der gelben Soldatenmiitzc ging ein Lächeln, als seine Leibkosaken vorn Kuban ihre wilden und schier un glaublichen Reiterstiielchen vollführten, im Galovp, das Schwert im Munde, die weißen Lammsellmiitzen vom Bo den hoben oder zu Zweien dahinjagten, während ein Dritter an der von beiden getragenen Reckstange in vollem Laufe daran hernmturnte Klein-Rassen in ibren Kostiimen siihrten Nationalgesänge auf; imsta sische Fürsten tanzten die Les-Unten izwei Diener des Prinzen einen Schmerttanz. Es herrschte eine Begei sierung, die schwer zu beschreiben ist, unr- in einemHurrah aus densiirstlichen Masigeher aus-klang Als bleibende Erinnerung an diesen Tag wurden vom Lloud im Namen der Passagiere den beiden Kompagnien des Prinzen zwei in Tiflis gefertigte Becher über reicht, woraus der Kapitän der Schleg wig von den Soldaten auf die Schul tern gehoben und unter Hochrusen in die Höhe geworfen und wieder ausge sungen wurde. Als wir von diesem gesegneten Stück Erde schieden, dar zwischen waldigen Bergen und Meer gelegen, wie kaum ein anderer Erden wintel zum Verweilen lädt, hatten alle den Eindruck. daß wir noch niemals ein Schauspiel von ähnlicher Großars tigkeit erlebt haben, niemals aber auch eine Gastlichkeit, die sich mit solcher Herzlicbleit und in so überwältigendeni Maße äußerte. wie die des Prinzen Alexander Petrowitscb von Oldenbnrg. Paul Schiller. Tic musikalische Köchin. Die Gnädige spielt im Solon Kla vier, während Vertha, die Küchenfee, mit Fleischhacken beschäftigt ist. Plötz .lich, als diese gerade mit Vehemenz das Messer aus dem Küchentisch tan zen läßt« stürzt zornig der Hausherr in die Küche-. »Aber Bertha .. . . die ser Lärm haben Sie-denn gar kein musikalisches Gesiith »O bitte seht«, erwidert gekränkt die K«öchin, »ich wohl, aber Ihre Frau nicht diese Stelle spielt sie pla nissimo, aber da ist sortissimo vorge schrieben!« Gutmiitlpiq. ,,. . . Und treu ist meine Frau wie Gold! Dreimal ist sie mir schon durchgebrannt und immer wieder ist sie zutiickgeiehrt!« Im TunneL Fräulein (leise zu ihrem Veriobtem der ihr einen Kuß geben will): »Du, der Herr da am Fenster . . .« Der Herr: »Ich schlas’!«'