Nebraska Staats— Anzetger und J set-old k(TIIci I) Nummer 45. Tiiondnacht ----—-« · Von Jrene von Schellander. Der Nachtwind streicheit die Bäume Mit weichen schmeichelnder Hand Da tauschen heimliche Träume Mondsunlelnd über sdaz Land. Und all die leisen Quellen Des Herzens ringen sich frei Und Dehn mit des Stromes Wellen Jm Oilder der Nacht vorbei. — -—s Das Wärterbctnschem Slizze von Albert Johannsen Der gesprächige Herr, der niir im Eisenbahncoupe gegenübersaß, wurde plötzlich still· und eine nicht zu verken nende Unruhe prägte sich in seir..n Msnen aus. Dann stand er auf, ließ das Fenster hinunter und blickte ge spannt hinaus-. Es war auf offener Strecke in einer reizlosen, wenig bebauten Gegend. Ei nige Bäume. ein Bauernhaus. Kühe auf einer dürftigen Weide, die stumpfsinnig den vorbeirasselnden Zug anglohtem flogen vorbei. Dies tonnte unmöglich das Interesse des Herrn in Anspruch nehmen. Er schaute auch nicht zur Seite, sondern in die Nich tung des Zuges. Jch hatte mich erhoben und blickte gleichfalls zum Fenster hinaus, neu gierig. wag die Augen meines Coupe- » genossen suchten Da slitzte ein Bahn-: wörterhiiuschen vorbei; der Herr; wandte den Kopf und schaute zurück so lange, bis es seinen Blicken ent schwunden war. Dann zog er dat-i Fenster hoch und nahm seinen alten Plag wieder ein. Sein sonst recht ioviales Gesicht hatte einen schmerzlichen Ausdruck an genommen. Er mußte etwas gesehen haben, das ihm Kummer bereitete. Was tonnte es sein? Er ließ mich nicht lange im unge wissen. Jch mußte sein Vertrauen er weckt haben. denn bald erzählte-er nir, was ihn mit dem Bahnwiirterhiiuschen verknüpfte. Das war eine einfache und doch nicht ganz ungewöhnliche Ge schichte, die mich seltsam ergriff. »Dieses einfache Häuschen hat eine große Rolle in meinem Leben gespielt, obgleich ich niemals einen Fuß hinein gesetzt habe. Ja, es gab eine Zeit, wo es mich in meinen Träumen verfolgte. Aber auch dann nur huschte es wie ein Blig an mir vorüber; das tam da her, weil ich es nie anders als vom Zuge aus gesehen have. Vor dreißig Jahren fuhr ich zum ersten Mal diefe Strecke. Ich war da mals ein junger Mensch von reichlich zwanzig Jahren und reiste für die Fabrik meines Vaters in Lederroaaeen en ging-. Jetzt bin ich schon längst selbst Besinn, besuche meinen Kunden- ( lreig aber immer noch perfönlich Ei nes Ta es auf meiner ersten Reise ichaute ich in bester Laune zum Fen fter hinaus-, hatte ich doch vor einigenl Stunden ein gutes Geschäft abge schlossen. Gerade wollte ich in einens verlockend schönen Apfel hineinbeifzen, als der Zug bei dem Häuschen vorbei fuhr. Es war damals noch kleiner, erst ! nach Jahren wurde es durch einen Anbau vergrößert Da sah ich einj kleines Mädchen von etwa acht Jahren auf einer Bank vor der Thiir sitzen Es mag den rothbäekigen Apfel gesehen ! haben, denn es streckte die and nach mir aus. Einer plötzlichen ingebungs folgend —in meiner vergnügten Stim mung drängte es mich auch anderen eine Freude zu bereiten - warf ich dem Kinde die köstliche Frucht zu Jch hatte gut gezielh denn sie fiel dicht ne ben ihm n eder l Es äußerte lebhaft feine Freude über das so überraschend gekommene Geschenk. Diese lleine Episdde machte mir viel Spaß, und in der vergnügte ften Stimmung fuhr ich weiter. Jeden Monat fuhr ich nun mit dem selben Zuge diese Strecke. Jch bin im mer ein Freund der Ordnung gewe sen, und meine Kunden wissen Tag und Stunde, wo ich sie besuche. Diefe Pünltlichleit hat viel zum Aufblühen meines Geschäftes beigetragen.·f » Der here verbreitete sich ietzt aus führlich iiber den Werth einer ord nungsmäßigen Gefchiiftsfiihrung und tam dann auf die gegenwärtige Kon junttur auf dem Lederwaarenmartt zu sprechen. Als er eine lleine Pause« machte« erinnerte ich ihn an das Bahn wärterhiiuichew »Ach ja! Also· am ersten Dienstag eines jeden Monats Nachmittags drei Uhr fiihrte der Zug mich dort vorbei. Das zweiternal hatte ich mich wieder mit einem Apfel versehen, und zu mei ner großen essreude stand das Mädchen vor der Thilr Es gewahrte mich so fort und tlntichtk als ich die Band mit dem Apfel zum Wurfe erhob, iu belnd in die hande. Jch winkte so lange mit dem Taschentuche zurück als das Häuschen in Sicht war. Das ivkittemca wek das Mädchen nicht dokt. jJch aß den Apfel, den ich wieder für sie bereit hielt, selbst aus Er schmeckte mir gar nicht re t. Daß ich das stJJiiidchen nicht ge ehen hatte, verdarb mir ganz die Stimmung Auch das vierte Mal hatte ich mich wieder mit seinem Apfel versehen, ihn diesmal aber rn Papier gehüllt und darauf ge l schrieben: J »An den kleinen Blondkopst An je dem erften Dienstag im Monat mit ’dem Drei- Uhr- Zuge fährt vorbei ; Der Apfelmannf . Diesinal stand sie wieder vor der Thür und daß sie meine Zeilen ver standen hatte, lehrte die Zukunft; denn jedesmal, wenn ich vorbeifuhr, war sie da, und ich sorgte dasiir daß sie auch ihren Apfel erhielt« und wenn ich mir ihn auch im Frühiahr, wenn die guten Aepfel knapp wurden, aus Hamburg derichreiben sollte Das Mädchen hatte hellblondes Haar, daö mit den Jahren aber dunk ler wurde. Wie es so im zwölften. dreizehnten aFahre stand, hatte es recht eckige Formen: dann aber entwickelte es sich und mit achtzehn Jahren war es zu einer schönen Jungfrau er blüht.« Er lächelte etwas verschämt. »Schö ne Jungfrau« wie das aus meinem Munde tlinat, nicht wahr? Jch merke es Jhnen an. daß Sie sich darüber amiisiren.« »Durchaus nicht!« »Doch! Aber nehmen Sie mir es nicht übel, ich werde poetisch, wenn ich daran zurückdenke8 Jch war damals Anfang der Dreißiger und hatte bis dahin an Heirathen nicht denken kon nen; meine Eltern lebten noch, und ich war nur Angestellter meines Vaters. Erst wenn ich das Geschäft übernahm, konnte ich daran denken, mir eineFrau zu nehmen. Um mein Gemüth nicht unnii zu beschweren hatte ich mich um d s weibliche Geschlecht wenig be kümmert. Die Konjunktur auf dem Lederwaaeenmartt war damals auch recht schlecht, und so blieb fiir Liebe ieien keine Zeit; ich mußte meine ganze Kraft dem Geschäft widmen. Endlich, in meinem weiunddreifzigsten Jahre setzte mein ater sich zur Ruhe und übertrug mir das Geschäft. Nun tonn te ich mir eine Frau nehmen. Aber sonderbar, ich spürte gar teine Neig ung dazu. Eines schönen Tages mach te ich aber die Entdeckung. das; ich ver liebt war. Sie tönnen leicht rathen, in welches Mädchen!« » ote Baynwariergkochkerz »Natürlich! Und ich hatte sie nie gesprochen. Nur zwölf Mal im Jahre war ich in einem Nu an ihr vorbeige flogen Dieser Augenblick ftand mir dann aber einen Monat lang im Ge dächtnifz. Von Sonne umflossen, im Negenfchleier, vom Sturm gepackt, daß ihre Kleider flogen, fo fah ich sie, wie mir der letzte Moment sie gezeigt hat te, dreißig Tage lang« immer aber mit lachendem Gesicht, denn unsere Beaegs nung· wenn ich fo sagen darf, und der nie fehlende Apfel machten ihr offenbar große Freude. Jch konnte sie mir gar nicht anders als mit freudeftrahlen dem, lachendem Gesicht vorstellen, und da fagte ich mit: Das Mädchen wird Licht und Sonne in dein Haus brin aen. Meine Eltern drängten. ich solle mich verheirathen, eine Frau gehöre nun einmal ins Haus-· Und da lies; ich mich denn eines Tages zu dem Ge ftändniß hinreiszem ich hätte meine Wahl bereits getroffen· Wer das Mädchen sei? Eine Bahntvärterstochs ter, mehr könne ich nicht sagen! Wie sie heiße? Ja, das wüßte ich nicht. Wo ich denn ihre Bekanntschaft ge« macht habet Jhre Bekanntschaft hätte ich eigentlich noch gar nicht gemacht; nur vom Sehen kenne ich sie. Wo ich sie denn gesehen hätte? Nur vom Zuge aus, alle Monate eine halbe Minute lang. Da fing mein Vater ganz schrecklich an zu lachen. Na, ich muß gestehen, stir den Unbetheiligten mag die Sache sehr komisch gewesen sein« So etwas sei in der Lederhranche noch nicht vor gekommen. Und meine Mutter schlug die hände iiher dem Kon usammen. Bei-liebt sich der Junge im orbeifah ren in eine Bahnwärterstochter und will sie heirathen. Nein, so was! Daraus wird nichts. Selbst als ich ihnen nun die ganze Geschichte von dem ersten Apfelwurf an erzählte und ihnen klarzumachen suchte. wie ver traut ich im Grunde mit dem Mäd Jn war, wenn wir auch niemalsein ort zusammen gesprochen hatten, schüttelte sie nur den Kopf. Das sei eine dumme Idee. Aber der Widerstand hatte nur die Folge, daß ich nun erst recht nicht von dem Mädchen lassen wollte. Jch hatte eben immer meinen eigenen Kopf. Und nun beschloß ich, sie aufzusuchem Jch wartete den ersten Sonntag ab, den ich sonst imHause zu verbringen pfleg te, und setzte mich auf die Bahn. Mit selig-betlommenen Gefühlen trat ich die Fahrt an, fest entschlossen, als Bräutigam heimzukehren. Meine El tern würden dann schon, wenn die Sache nicht mehr u ändern war, sich in das Schicksal indem eine arme Bahnwärterstochter in die Familie zu bekommen-« Der Verr machte eine Pause. Man sah es ihm an, daß die Erinnerung an diese Zeit ihn ergriff, obgleich er zu letzt einen humoristischen Ton ange schlagen hatte. Nun schaute er mir prüfend ins Gesicht. »Aber Sie lachen gar nicht? Kommt Jhnen die Geschichte nicht sehr tomisch vor? Jch habe später selbst über meine Thorheit lachen müssen - allerdings na ja . -- Damals war mir nicht lächerlich zu Muthe. Als ich bei dem Bahnwärter häuschen vorbeifuhr, war auch das Mädchen wieder da, aber nicht-allein. Ein junger Bahnarbeiter stand neben ihr, und sie hielten die Hände inein ander. Das sagte mir genug. Jch hatte nur eine Karte bis zur nächsten Station, wo ich ja aussteigen wollte, aber ich fuhr darüber hinaus, ich weiß nicht« wie viele Stationen weit. Erst ais es hieß: »Alle aussteigen!« raffte ich mich aus. Zum ersten Mal in mei nem Leben mußte ich Strafe zahlen. Die Sache ging mir doch sehr zu Her zeu, und eå dauerte Wochen, bis ich einigermaßen mein seelisches Gleichge wicht wiederfand. Fünf Jahre lang habe ich nun lei nen Blick mehr aus das Bahnwärters bäuschen geworfen. Wenn ich vorbei fuhr, schaute ich zum entgegengesehten Fenster hinaus. Jch mußte diese Bahn benutzen, wenn ich meine Aundschaft nicht aufgeben wollte: sonst hätte ich wahrhaftig einen großen Umweg ge macht, um nicht immer wieder an das satale Häuschen erinnert zu werden. . Daß eine«solche dumme Geschichte einen so lange quälen kann! Aber die Zeit·vetwischt ia alles, und nach silns Jahren that ich zum ersten Mal wie der einen Blia auf das Wärterhäugs chen. Denken Sie sich mein Erstaunen! Dort saß wieder ein kleines, blond locligeg Mädchen, es machte vier Jahre alt sein, vor der Thür. Das war doch ein sanderbarere Zufall. Nun zog ich Erkundigungen ein und erfuhr dann das; die Tochter des alten Bahnmär ters einen Eisenbahnarbeiter geheiras thet habe, der nach dem Tode ihres Vaters den Wärterposten erhalten hat te. Das kleine Mädchen war also ohne Zweifel ihr Kind. Das rührte mich, und fiir die nächste Fahrt versah ich mich wieder mit einem prachtvollen Apfel. Jch wickelte ihn in Papier und schrieb darauf Tag undStunde, wann ich regelmäßig vorbeifuhr· Unter schrieben: »Der Apfelmann.« Es war zwar niemand bei dem Häuschen, als ich vorbeifuhr, ich warf denAvfel aber doch hinaus. Die nächste Fahrt zeigte fchon, daß man ihn gefunden hatte. Die Mutter ftand vor der Thiir mit dem kleinen Mädchen auf dem Arm. Als sie mich sah - — ich schaute natiirs lich zum Fenster hinaus « lachte fie wieder iiber das ganze Gesicht. Sie war noch immer sehr hübsch, und als ich weiterfuhr, da war es mir doch et-: was seltsam zu»Muthe. Es war ein rruur1, rennenle Jug, lnlu vom war es mir, als ob soeben ein Eon nenstrahl vom himmel gekommen mar. Das war ihr Lachen. -Was soll ich Jhnen weiter erzäh len? Fünf-zehn Jahre lana wiederholte sich nun von Monat zu- Monat dieselbe Sache: Regellnäßig warf ich meinen Apfel hinaus, und immer standen sie vor der Thür, Mutter und Tochter DaeMädchen wurde allmählich ganz die Mutter, wie ich sie in jiinaeren Jahren gesehen hatte. Die Mutter muß in den letzten Jahren geträntelt haben, ihre blassen Züge erzählten von fchmerzhaften Leidens dennoch flog im-. mer das alte Lachen iiber ihr Gesicht. wenn ich vorüberfuhr und den beiden den Apfel zuwarf. Auch die Tochter hatte dasselbe sonnige Lachen« Der Zug fuhr in den Bahnhos. Jch mußte aussteigen. Schnell aber richtete ich noch die Frage an den alten Herrn: »Sei-en die Leute nicht mehr in dem WärterhiiuschenW Er schüttelte den Kopf. »Schon seit sieben Monaten suche ich sie vergebens. Heute sah ich dort ein fremdes Ge licht-« Der Zug sehte sich aleich wieder in Bewegung. Der alte herr lehnte zum Fenster hinaus und nickte mir noch freundlich zu. Ein Mann in Massachusetts ist ver haftet worden« weil er feine Frau file 8450 verkauft hat-; wohl unter der Anklage, Geld unter falschen Vor spiegelungen erlangt zu haben - Das jüngste Werk deutscher Großindustrie Zur Cröiinnng des neuen deutschen Ka bele. Von Hans Bonrannr limden —- Bortum — Teneriffa — Monrovia —- Pernambueo —- das ist der stattliche Weg, den der elektrische Strom jetzt in einein deutschen Kabel durchläuft Bis Monroviu, dem Hallptstiidtchen der Liberianer in Afri la. war der Betrieb schon seit 1910 im Gang. Das letzte Stück des Kabels aber hat der Dampfer ,,Stepl)an" der Norddeutschen Seetabelwerte in Nor dtnham soeben erst gelegt und damit eine neue Verlehrsbriiele nach Amerika geschlagen. Es waren nicht weniger als 5000 Meilen Kabel nöthig, um den elektrischen Strom von der Rüste dess schwarzenErdtheils hinüber nach Per nambueo zu leiten, das der Reichthum des brasilianiseben Hinterlandeg zu ei nem wichtigen Handelsplatz gemacht stat Man braucht lein Helzer zu sein, neun man mit einigem Neide darauf hinweist, wie England durch die Fülle seiner großen Kabel den überseeischen Telegraphenvertehr beherrschL Jn Friedenszeiten ist das ja wenig emp sindlich, da englische Rabel natürlich auch Telegramme anderer Nationen be fördern. Das ist eben Geschäftssachr. Wie wiirden sich die Verhältnisse aber in Krieggzeiten gestaltean Die Frage wird ihre Berechtigung behalten selbst in unseren Tagen der Friedensschal Mien. . Ein telegraphischeg Zeichen braucht zu seiner Reise um die Welt nicht 80 Zage. Jn zwei Minuten ist es wieder juriict Man hat diese Leistung durch Versuche festgestellt. Bei einem trie g:aphilchen Kongresz in Washington standen auf einernTisch zwei Apparate: ein Sender und ein Empfänger Jn telegraphischem Sinne ward ihre-Ent iernung aber erheblich groß: die Ver bindung war nämlich durch ein System Ton See- und Landlinien hergestellt, THE um den « ganzen Giobug reichte. Ein Druck auf die Taste entsandte ei aen Strom, der sich durch die verschie denen Dritt-te und Relais hindurchzu finden hatte, die seinen Weg bildeten. Gespannh die Uhr in der Hand, be trachtete man indessen das seine Gaum nostin das die Rückkehr des Strome-; vermelden sollte. Und schon nach zier Minuten verrieth ein leises Ausschla gen der empfindlichen Waden datz die Welteeise vollendet war. Die Deutschen besitzen mit den: jüngsten trangozeanischen Nabel nach Pernmnbnro erst drei Linien, die für den Weltverlelir in Betrath kommen können. Zwei von ihnen siihren von Einden iiber die Azoren nach Neu Yvrt. Die dritte siitirt nun nach Südameriia. Natürlich versiizien sie noch über eine Anzahl mittlerer und kleinerer Rahel, die aber hier nicht mitzählen Herstelluna und Verleaimg eines solchen Riesentalselsis bedeuten ein ge waltiges Wert. Zuerst ailt es« die Meeres-verhält nisse augzutundschastem ehe man der spezielteren Ausarbeitung eine-J Pie ieltes näher treten t-inn. Denn es ist durchaus nicht gleichgültia,wie das Bodenrelief gestaltet ist. llntiesen sind nicht ohne weiteres willkommen, weil hier das Kabel schneseren Angriffen ausarsth ist, und darum besser ar miert sein muß. Bald ist er- dein Bohren der hier bansenden Teredos preisaeaeben, die einen nsertnistrdigen Appetit aus Kabel haben: bald schleift ein schweres Fanageriith eines Fisch-— danipsers darüber; im Spiel der Brandung tvetzt sich das Kabel an scharfem Gestein. Am günstigsten ist mäßig tieses Wasser, dessen Boden nicht allzu ausgeprägte Hiigelsormcn zeigt Wie sieht nun diese wunderliche Schlange aus-, die zum Meeresgrunde versenkt wird'? Sie vermag ja zu sprechen, scheint zu leben, und sogar der nüchterne Techniler spricht ihr ei ne »Seele« zu. Die besteht allerdings nur aus Aupser und stellt eine Litze aus dünnen Drähten dar, die leicht biegsam sind, und die doch zusammen die Leistungsfähigkeit eines dicken Drahtes haben. Rings herum ist dann das theuere Jsolationsmaterial der Guttaperchn geschlossen, die den elektrischen Strom vor der Berührung mit demWasser schützt, wo er sich sonst sofort ver-flüchtigen würde Um nun eine solche ,,Ader« wieder gegen nie chsnische, chemische und thierische An grisfe zu schützen, wird sie mit Jutc umhüllt; daraus solgt ein Mantel mit lrästiaenEisendrähtem zuletzt schließt eine Asphalthiille das Kabel ein. Das find im großen und ganzen seine we sentlichen Bestandtheile. Die Verlegung eines Knbels scheint -·--W-— dem Uneingeweihten ein ziemlich ein facher Vorgang zu sein« Während das Schiff seinen Weg sucht, rollt hin ten das Kabel ab, um aus den Meeres boden zu sinken. Aber wie schwierig gestaltet sich oft die praktische Aus ftihrungl Wie leicht können widrige Winde die Arbeit ver-zögern, oder gar das Gelingen des Unternehmens in Frage stellen! Und selbst bei günstig stem Wetter muß mit großer Sorg falt gearbeitet werden. Wie schnell soll dann das Kabel abrollen? Hier entsteht ein peinliches Dilemma. Läuft zuviel ab, so wird Material verloren; geht das Kabel zu stramm, so bricht es vielleicht. Ununterbrochen muß dar un! der Zeiger des Spannungsmessers im Auge behalten werden, unt jene Grenze zu bestimmen, um welche das Tempo spielen darf. Lange Kabelstrecken theilt man gern ein. So laufen zum Beispiel die deut scher nordatlantischen Kabel die Azo ren an. Dies erleichtert zunächst die Arbeit der Verlegung, weil sie dieselbe gliedert, und sodann lassen sich Theil ttrecken bereits dem Verkehr übergeben, bevor die gesammte Verlegung beendet ist. Vor allem aber bietet eine derar tige Zerlegung eleltrcstechnische Vor theile. - Wenn man nämlich auf einem Ka bel in der Minute beispielsweise 25 Worte telegraphieren kann, ohne das-, die wunderlichen Kurvem in denen das Telegranim empfangen wird, un leserlich werden, so nennt man das eiue »Sprechgeschwindigieit« von 25 Worten. Natürlich ist die Rentabili tät eines Kabels von dieser Größe im höchsten Grade abhängig. Nun nimmt die Sprechgeschwindigteit un ter sonst gleichen Verhältnissen leider ab, wie das Quadrat der Kabellänge wächst. Auf einem sehr langen Kabel Vermag man daher nur ziemlich lang sam zu telegraphieren. Diesem Uebel ftande hilft aber die erwähnte Einthei lung ab. Es werden Zwischenstatio nen eingerichtet, in denen Apparate aufgestellt sind, die die Telegramme auffangen. um sieautomatisch sofort in die nächste Theilstrecke weiterzuschicken. Daß bei dieser Uebertragung einige Augenblicke verloren gehen, hat nichts zu bedeuten: es kommt lediglich daraus an, daß die Sprechgeschwindigteit grö ßer werde. Mit dem nun eröffneten neuen Ka bel nach Brasilien ist der Welt nicht nur ein neuer Beweis erbracht, was deutsche Industrie und deutsch-es Ka pital zu schaffen vermögen, der Ge schastsvertehr hat zugleich einen petit niärenVortheil insofern errungen, als die Telegrammgebiihren mit Brasilien eine beträchtliche Ermäßigung ersah ten haben. Wohnuer der Meloe-martert Jn Torgau an der Elbe steht Schloß Hartenstein, ein umsangreichek Bau, dessen buraartige Anfänge noch ian Mittelalter zurückekehren Le bens-frohen Sinnes wandelten die sächsischen Autsiirsten die Burg wäh rend des 16. und 17. Jahrhunderts in ein wohnliches Schloß um. Die un regelmäßigeGesammtanlage, in die der Reiz der Renaissance und ihrer horni len Steigerung hineinspielt, ist sehr nialerisch, wie das dort. wo verschie dene Herren altenBautheilen neue hin zugefügt haben, fast immer der Fall zu setn pflegt. Der bedeutendste Ein griff in das Alte geschah in den Jah ren 15532 bis 1544 unter Kurfiirst Johann Friedrich von Sachsen. Da mals wurden die beiden großen Flü gelbauten errichtet, darunter der eine mit geräumigem Saal, schönen Er tern und mächtigem Treppenhause. Eiter und halbgeschlossenek Treppen rauin, weithin acschäyt als vorzügliche Prachtleistungen der Renaissance, sind mit vorzüglich durchgeführtern Relief schmucl bedeckt. Damals war ec« auch, dirs-, in Schloß Hartenstein die erste protestan tische Kirche Deutschlands erstand, und zwar als Schloßtavelle. Wo die pro testantische Lehre Wurzel gefaßt und Gemeinden gebildet hatte, behals man sich sür den Gottesdienst vorerst mit katholischen Kirchen, deren Jnneres unter möglichster Schonung der alten Ausstattung mehr den Bedürfnissen einer Predigttirche angepaßt wurde. Aber die große Kapelle in Schloß Hartenstein ist die erste Anlage, die di relt siir den protestantischen Gottes dienst bestimmt war. Getveiht wurde sie im Jahre 1544 durch Luther per sönlich, wie denn auch heute noch in ihr eine 1545 durch Wolf und Oswnld Hilger zu Freiburg gegossene Bronze tosel mitBrustbildern, unter ihnen das Luther-z, zu sehen ist. Die architekto nische Anordnung ist die der sogenann ten Saaltirche, eines rechteckigen, faul nrtigen Raume-D ausgestattet in mit telalterlicher Weise. Um möglichst zahlreiche Gerneindemitglieder aufneh men zu können, sind aus allen Seiten des 80 Fuß langen und 38 Fuß brei ten Raumes zwischen den Strebepsei lern der Wölbung nicht nur ein«-. son dern doppelgeschossige Emporen einge fügt. Ein Chor ist nicht vorhanden, - auch richtet sich der Altar nicht, wie üblich, von Westen nach Osten, son dern von Osten nach Westen, hingegen entspricht die Stellung der Kanzel noch der in katholischen Gotteshäu sern. Jetzt wird die Kapelle als Garnisonslirche benutzt, wie denn das Schloß seit dem Jahre 1810 militiiriss schen Zwecken dienstvar gemacht ist An Kapelle und Schloß knüpft sich noch eine bemerkenswertheErinnerung »Hier wurde am 13. April 1627 die Vermiihlung der Prinzessin Sophie Eleonore, der Schwester des späteren Kursürsten Johann Georgs ll., mit dem Landgrafen Georg ll. von Hef sen-Darn1stadt vollzogen, und bei die ser Gelegenheit im Tafelsaale in Ge genwart der Neuvermählten und vie sler fürstlichen Gäste von der kursürst slichen Kapelle die erste deutsche Oper Hausgesühri Der Text war eine von IMartin Opitz im fürstlichen Austrag angefertigte deutsche Uebertragung des von Ottavio Rinuccini 1594 ge dichteten und 1597 von Jayopo Peri zusammen mit Giulio Carrini tompo nierten Pastorale ,,Daphue«. Körper-fehlen- als Modenschöpfer. Es gibt eine Reihe von Moden, die nur aus dem Wunsche entstanden, ir gendeinen körperlichen Fehler, ein Ge brechen zu verbergen, und die sich dann so lange erhielten, bis man ihren merkwürdigen Ursprung schließlich ganz vergaß. Die Töchter des Kö nigs Ludwig tx. von Frankreich bat ten ungewöhnlich große-Füße, deshalb ersanden sie, so sagt man, das Schlepvkleid. Die Gemahlin des Kö nigs Philipp ill. war von der ungü tigen Mutter Natur mit einem Halse bedacht worden-, der, wie ein ungalan -ter Hösiing sagte, einen Storch hätte beschämen können —- sie brachte die hohen Halstrausen in Gebrauch Von einem Könige von England, der an FFußverdiclung litt,riihrten, so erzählt man, die breiten, im Mittelalter ge bräuchlichen Schuhe her, und König Ludwig XH". von Frankreich soll die riesigen Allongeperiiclen nur deshalb zum Modegesetze an seinem Hofe er hoben haben, weil sein Nacken mit sehr häßlichen Geschwülsten bedeckt war. Die heute noch bei unseren Frauen beliebte Mode, ihr Haupt mit einem Kettchen oder einem Bande, von dem ein Edelstein bie- auf die Mitte der Stirn herabsällt, zu schmücken, ist auf die schöne Ftsronni«sre, die Ge liebte deg König-J Franz l. von Frankreich zurückzuführen: sie soll auf der Stirn eine kleine Brand wnnde gehabt haben, die sie störte. Es ist aber nicht einmal notwendig, so weit in der Geschichte zuriickzugreisen Man weiß, daß die Königin Luise von Preußen von aufsallender Schön heit war, namentlich ihre Arme und ihre Schultern erinnerten an die Sta tuen des llassischen Altertums. Nur ihr Hals war nicht von vollendeter Form, und wenn eS auch eine Legende ist, dasz die Königin einen Krops ge habt habe, so war dieser Mangel doch wohl die Ursache, daß sie sich niemals ohne Halstuch zeigte. Die englische Sitte der Schale-Lande« des Hände schütteln-J mit erhobeneni Ellbogen, ftammt von einer engmcnen Unterzei fin ber, die ein schmerzbafteg Ge fchtviir in der Achselhöble hatte, und ihr Beispiel fand schnell am ganzen Hofe Nachahmer. Fast scheint eg, daß die Höflinae in früheren Zeiten weni ger geneigt waren ali- jet3t, jede, noch so unschöne und unvernünftige Mode ihrer Fürsten mitzuntachen Denn ali- Philipp der Gute von B11r,zurtd 1461 erkrankte und die Aerzte Verord neten, der Kopf müßte ihm kahl ge schoren werden« befahl er, daß alle Edelleute seines Reiches sich derselben Prozedur unterwürfen, und da die meisten den Gehorsam verweigerten, lief-, er jeden Widerfpenftigen ausknei fen und gewaltsam mit dem Scher messer bearbeiten. Alta! . Nachbarin: »Die Müllern spricht immer von den Sprechftunden ihres verstorbenen Mannes; der tvar wohl Arzt oder Rechtsanwalt?« »J- bewahre; im Zuchthaus hat er immer gesessen.« Vom statements-te Unteroffizier: »Was sind Sie von Beruf?« - « Rekrut: »Flugtechniter!« Unteroffizier: ,,Quatsch —- -- sagen Sie doch einfach Hausknecht!«