Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 26, 1911, Zweiter Theil, Image 9

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    Uebrgzka
Staats- Anzeiger und J'cerold.
Jahrgang 3 Nummer 4l.
Ungefprochene Worte. , J
Von S. Qochsieim
Weißt du, toas schwerer wiegt als alle
Erdenpeini
Das sind die ungespkochnen Worte
Der Liebe, die Juwele, die im Horte
Des herzene schlummern wie im Hei
tigenfchreim
Die Worte, die der Stunde nur ge
harrt,
Sich zu vertrauen einem andern Her
DMF
Die zagen Worte, die mit tausend
Schmerzen
Dem lohnen, wer sie scheu bei sich be
wahrt.
Wir tannten beide sie —- und uns vor
überschritt
Das Glück, weit ungeiagt sie blieben:
Nun brennt die stumme Schrift dem
Herzen eingeschrieben.
Und vor das Paradies des Schweigen-s
Cherub tritt.
—
Kobert Fetdinger.
Erzählung von Dragn Nitschei
Hegeduiic
Robert Felbinger sollte sterben
Iiiiisundsiebzig Jahre hatte er schon
gelebt und zehne davon dem Tode ins
Auge gesehen. »
Knechte und Mägde liebten ihn
nicht, aber sie fürchteten ihn und das
machte ihnen flinle Beine und ver
schlossene Lippen. Ganz im Innern
hüpfte indesz so manches junge Herz,
huschte so manches Lächeln über
braune Arbeitsgesichter.
Maitanz und Erntesestt Das hatte
auch Martin Felbinger, des Alten
ein iger Sohn gemacht.
O war noch ur Zeit, wo der alte
Bauer selbst riietig durch die Felder
schritt uiid auch die Augen, die nun
seit zehn Zahren wie Steine unter den
sinsteren rauen saßen, einen golde
nen Schein hatten. insbesondere wenn
ssie niit stolzer Zärtlichkeit an des Soh
nes tröstiger Gestalt hingen.
Ja, lustig war es damals- aus dein
k lbingerhos -- bis dann hanne
ell getoiiimen war, die neugeduii--4
gene Magd.
Jung und frisch war sie gewesen,
aber arm wie ein Betteltind und ohne«
Vaternamen.
Doch gearbeitet hatte sie siir drei
und ihre lichten, lachenden Augen
waren wie eine Sonne über dein
Ernteseld.
Und das war just zur Zeit« wo Ro
bert Ietbinger sür seinen Sohn eine
Frau zu suchen begann. Reich mußte
sie sein und angesehen, mit einem
Schasi voll selbstgebleichtein Linnen
und einer Truhe voll Gold. Und
nicht zu jung durste sie sein« denn so
ein »slitschigeit Ding, dag nur Rau
pen im Kopfe hat«, mochte Robert
Felbinger nicht.
Und so ein «slitschige·o Ding« war
haniie Nell. denn nach der Arbeit
ging es gleich zum Tanz, daß die
Röcke nur so slogen und die ganze
hanne aussah, wie ein buntes, lusti
ges Kreisel.
Und der sie am meisten schwenkte.
war leiit Geringerer, als Martin
selbst, des Felbinger’s einziger Sohn!
hübsch sah sie ja aus, die blonde
hanne »— und gut und brav war sie
auch. Keiner durste ihr zu nahe.
Nur einein war sie gut und beim
dritten Erntetanz hatte sie die weissen
Rosen aus Robert Felbinger’s Gar
ten, wie ein lichtes Krönlein aus dein
haar getragen.
O. dasz sie es trug!
Des reichen Staudnersjtichels An
nemurei hatte es gesehen und sogleich
dem alten Feldingek hinterbracht.
Galt sie doch schon so gut als die
Auserwählte und so war es nur ihr
Recht als zieliinstige Schwiegertochter,
den alten Felbinger aufmerksam zu
machen aus des Sohnes Sünden.
Robert Feldiuger hatte nur genictt.
Vieles war ihm durch den Kopf ge
fahren. seines Sohnes bittende Au:
gen, die leisen Andeutungen und das
Geschwät der Leute.
Deshalb hatte Robert Feldinger
nur genial. Denn er war einer von je
nen, bei denen der Zorn langsam
kommt, dann aber gründltch. Und
plöglich hatte ee seine schweren Stie
sel nngezosem die er nur aufs Held
zu nehmendslegte und auch das Rohr
stäbchen ln den Schest gesteckt. »Geh
sie nur doraui, Jungfer Staudner!"
und lain selbst hinausgestadst, den
Weg zur Tenne, aus deren Dach ne
Feier des Erntetages lletne Fähre n
wehren, und bunte Papierlaternen in
dem Grün der Tannenguirlanden
Walten
Rodert lbinger hatte ttes aus e
athmet. e das schwül deutet n
der Ferne wetterleuehtete es start iind
die mit Elektrizitiit geladene Atmo
sphäre legte lich dick und schwer auf die
rothen Bliithenliipfe der Rosen, die
wie eine dichte Mauer an der Tenne
lehnten
Da hatte der flammende Wieder
fchein des Wetterleuchten-Z in kurzen
Abständen über ihre Köpfe gezuckt und
hatte das Paar verrathen, das unter
ihnen stand. Und so war es getommen,
daß Robert Felbinger seinen Sohn
gesehen hatte in dem gespenstian
cht. wie er hanne Nell umschlungen
hielt und iiili«-.
.Martin! — Komm zu mir, Bub!«
Die Stimme des alten Felbinger
hatte noch ganz ruhig gellungen und
doch zitterte sein Hand dabei so, daß
es war, als frör er bis in’S innerste
Mari· .
Und Martin Felbinger war wirts«
lich gekommen. Hanne Nells Bands
feft in der seinen. j
»Was soll das?« hatte Robert Fel-?
binger gefragt. Denn eng aneinander
gelchniieat waren die beiden vor ihm;
gestanden. !
»Dort drinnen am Tanzplatz war
tet Deine Braut, Standners Anne- (
marei - laß los, Publ«
Aber furchtlos sahen des Sohnes
Augen in des Vaters Gesicht.
Laß los - oder! ...." Die laute
-Stimme des Bauers mischte sich mit;
dem Grollen des heranziehenden Ge
tvitters
— « « . «.- —- ... . ,
: Doch hoc-n uoer auen roncen Martin
Gewinner-'s Worte durch die Schwiile:
? »Nur diese hier ist meine Braut,
! Vater, und leine andere sonst wird
; meine Frau!«
Wie wenn ein Bliystrahl nieder
siihrt, so war es. Eine Weile ganz
still. Dann aber hatte die wuchtige
Bauernhand sinnlos vor Muth in den
.Stiefelschast gegriffen und im näch«
sten Moment tam das Rohrstäbchen
mit leisem Pseisen durch die Luft ge
saust — gerade aus hanne Nelle’s
Schulter: »Dirne, Dirne! ....«
»Um Gottezwillem Pater!" Mar
tin Felbinger war treidebleich gewor
den und sein Athen- wollte stille stehen
"vor heißem Schauder.
Und wieder hob sich der Stock und
sauste hernieder und schon sah Mar
tin es rieseln über die bloße Schulter
der Geliebten und herunter über das
weiße Busentuch
Da hatte sich der Sohn gegen den
Vater geworfen! »halt ein, halt ein!«
Und die kräftigen. jungen Fäuste hat
ten dem Alten das Stückchen zu ent
reißen gesucht.
Aber schon war das nicht mehr nö
thig - Robert Felbinger schwantte.
Und mit dem Donnerschlag der die
Fenster der Tenne erzittern machte,
war Robert Felbinger in’s Gras ge
sunken, wie ein gesitllter Baum.
Aengstlich und verstummt waren die
Mägde herumgestanden, bis es in gro
ßen Tropfen zu regnen und der trau
rige Zug über den Wiesenrain zum
Felbingerhos schlich. Do war ein Blitz
siechend über das entstellte Gesicht ge
zuckt und unter dem grellen Schein
hatte der alte Bauer die Lider geho
ben. Alles zusperren ...« hatte er"
mühsam gelallt, »darnit der anp
nicht herein tann!«
Ader umsonst hatte man diese Nacht
nach dem jungen herrn gesucht.
Martin Felbinger und hanne Nell
waren verschwunden und auf dem
hose gab es nunmehr einen einzigen
Herrn.
Robert Fell-ingri- vallte die kampi
losen Greisenhiinde. Es war so schwer
zu sterben, wenn man niemanden
hatte· den man sein kleines Reich an
das Herz legen konnte: ,.Geh’, mach·
es aut und halt’ es in Ehren es
ist Deine Heimathsscholle!«
Und der Kranke sah mit großen,
tveitgeössneten Augen das sonnige
Aehrenseld entlang.
Wie hoch das Korn schon stand
und wie der rothe Mohn sich wieder
breit machte mit seinem siatternden
Kleid!
hanne Nell hatte die nicht auch
einen rothen Rock getragen einen
rothen, slatternden Rock?
Der Alte stiihnte.
Und aus einmal stand etwas an
deres vor ihm —-- ein lachendee» Kin
dergesicht und seines Jungen Stimme
srug eisrig: »Vaterli, wenn ich einmal
groß bin, gehört dann alles mitt«
»Ja, mein Junge, sat« Robert Fel
binger"ö diirre Greisenhönde strichen
liebkosend über die braune Decke, die
iiber seine Füße gebreitet war. Seine
Gedanken begannen sich zu verwir
ren.
Aber nochmals siegte die eiserne
Willenskrast iisber den milden Körper.
«Peter!« ries die blecherne Stimme,
Wut Kuckuck, willst Du gleich die
tdinen dorziehen!« Und zornig
fuhren die Blicke des Kranken durch
das sonnife Gemach.
Aber n emand karn.
)
Peter Nassen der Oberknecht, war
gleich den anderen zur Schenke gelau
fen, um die Fremden zu sehen die
angekommen waren. Denn es hieß
Martin Felbinger sei wieder da,
sammt Frau und Kind. Martin Fel
binger, der röthselhast Verschwun
dene« der liebe, junge Herr, mit dem
zugleich aller Frohsinn und alles La
chen von dem Felbingerhos fortge
huscht war.
Und so lag der Kranke ganzalleim
Es sank der Tag und iiber die
!Schlehenbii«sche am Feldrain schlich
» langsam die Ahenddiimmerung.
Robert Felbinger hatte geslucht und
"geschrieen. Nun lag er still und sah
hinaus mit leerem, milden Blick.
Da kam es über die Saaten her,.
im Zwielichtschein .
Ein Mann und eine Frau.
Der Greis am Fenster setzte sich aus
und sah starr hinüber. Jn seinen Au
gen lag ein jäher, lahmender Schreck
Und dann standen sie an der
Schwelle. s
»Vater!« ;
Robert Felbinger hob den Kopf. Er !
wollte etwas sagen e.in paar Lau- I
te. .endlich sprach eine fremde, hei-;
serek stimme: ·
,,ll)iatttn s- Mkakiln!«
Da senlte es sich über seine Augen
und tiißte seinen Mund. Und Robert i
Felbinger sah gerade vor sich das liebe,
helle Gesicht Hanne’s, woraus die las
chenden Augen ietzt wie abbittend
scheu in die seinen tauchten.
Vor ihm auf den Knieen aber lag
der Sohn und hielt den Kopf in des
Vaters Schooß geborgen
Aber noch war des Kranken Blick
abweisend, streng geradeaus gerichtet,
ale slöge er in die Vergangenheit und
die alten, rnnzligen Hände zägerten,
sich verzeihend ans das deiniithige
Haupt zu legen.
Da wurde es unter der Thiir le
bendig. Knechte und Mägde drängten
herein und um Peter Rassen, welcher
einen etwa achtsährigem bildhiibschen
Knaben an der Hand führte, der
ängstlich und schiichtern in all’ die
fremden. net-gierigen Gesichter sah.
Bis Hanne Felbinger aus ihn zu
tam und ihn zu dem Kranken brachte.
»Das ist Dein Großpapa, Robert
liiß ihm die Hand und sag’, wie
lieb Du ihn hast!"
Und gehorsam wollte sich des Kin
des Mitndchen aus die alten· welken
Hände neigen.
Da rann ein Strom von Thränen
iiber Robert Felbinger’s Gesicht:
»Nicht, nicht!« Er mochte wohl plötz
lich an den Tag denken, wo er der
Mutter dieses Kindes blutige Strie
tnen geschlagen· Aber das war nur
ein blitzschnelles Zurückirren der auf
geriittelten Gedanken, denn dieselbe
Frau hielt ihm nun sein Kind entge
gen und in ihren Augen stand nichts
als verzeihende Liebe.
Da lies ein glückseliges Lächeln über
Robert Felbinger’s verhärmte Züge.
»Mein Enteltind mein lfntel
tind! ..... «
Und nun hoben sich langsam die
schweren, zitternden Hände und leg
ten sich wie zum Segen aus das blonde
Kinderläpschen. »Das ist alles Dein,
mein Junge«, sliisterten die trockenen
Lippen und ein lekter. langer Blick
slog zum Fenster hnaus, über die ge
liebte Heimathssckiolle ,,Alles Dein!«
Das war sein etztes Wort.
Und als der junge Morgen den
Thau von den Gräsern streifte· fand er
Robert Felbinger mit einem sriedli
chen Lächeln unter den rothen Rosen
schlafen, die hanne eigens gepsliiclt
hatte an der Tenne Wand.
-——-—
Wüste-ihnen
Es ist ein eigenthiimliches Gefühlf
;tvenn man zum ersten Mal den
iRiicken eines lnieenden Kameels be
lsteigt und von dem mächtigen Thier
ZU fchivindelnde Höhe emporaeholscn
lrird. Aus dem breiten, bequemen
Sattel, der eine Art Sosc bildet, ge
tvöhnt man sich jedoch bald an dac
Schifs der Wüste, und während per
vielen Stunden, die man ans dem ein
töniqen, qelvlichen Sand-meet ver-v
bringt, verkürzt man sich die Zeit am
besten durch die Beobachtung des ei
genthümlichen Gebahrens derKameelr.
Bewunderungswiiedin ist die Si
cherheit, mit ver das Kamel die steil
sten Sandhiigel hinabsieigt, ohne je
mals zu kutschen. Diese beweglichen
Sanvbiiqel vetWiiste machen einen et
was unbeimlichen Eindruck. Doch qiist
es nichts Jnteressantereö als die stille
Arbeit der Natur in den ungeheuren
Sand-nassen Der Wüstensand ist
keineswegs völlig sormlos, wie man
es sich gemeiniglich vorstellt. Er ist
mit Zeichnungen bedeckt, deren Anblick
iibereaschend wirkt. Regelmäßige,
kranse Wellenlinien, wie von dem
Gtissel eines sezessiontstischen Malers
.-q...
eingegraben, umsponnen die Hügel.
Diese kunstvollen Gebilde schafft der
sanft dahinftretchende Wimd Noch
merkwürdigen aber sind anmuthige,
fchraffierte Arabesken, die sich oft in
großer Länae auf dem flachen Boden
länziehen Meine Begleiter deuteten
fä als Spur von Schlangen die sich
ringelnd fortbewegen. Die Sandle
F else ilt wie weickes, unendlich empfäng
litlies Wachs das jeden Eindruck be
wahrt bis der alless zerstörende Wind
einmal fiiirter daher-blast
Die interessantefte Erscheinung in
der Wüste bleibt freilich die Fern
Maraana die man fo lange fiir eine
Fabel hält, bis man sie mit eigenen
Augen erblickt. Auf dem aroßenSands
aebiete, daSSiidpaläitina mit der Zi
naihalbiniel verbindet, mas- ich einmal
Zeuge einer Luftipiegelung Etwa
ein-e halbe Meile von uns entfernt fa
ben wir fließendes Wasser. in dem
Kiihe tvateten u. tranlen. Es war ein
ziemlich breiter, anscheinend flacher
Fluß, da das Wasser den Kiihen nur
bis an die Knie reichte. Die Erschei
nung war von areifbarer Deutlichkeit;
dafz man es aber mit einer Spiege
lung zu thun hatte, ging daraus her-«
vor, daß man ein Bruchftiicl des Flus
ses fah, im Sande beginnend und im
Sande verlaufend, von zarten Nebeln
umspielt·
läc--’- c-kk-l4 I.-k-..-h--j- -.. s-- m-.
Deus-«- Ikkihet UIIVIIUISU use Uhu Ub
viillerung, die man in diesem von dem
Weitverlehr abgeschnittenen türkisch
iisnptischen Grenzgebiet findet-. sie
scheint nicht nur die Tracht, sondern
die aanze Lebensweise der Bewohner
des Landes aus der Patriachenzeit
beibehalten zu haben. Dieselben weis
szen oder aestreisten Mäntel —- Abn
jas « und dieselben bellsarbiaen
Anpitiicher wurden zur Zeit Abra
hamg gewebt und aetraaen. Und ganz
so, wie einst die biblisehe Flucht nach
Aeqnpten ersolgte,sieht man heute noch
Frauen mit kleinen Kinder-n aus dem
Rücken eines Esels, während der Gat
te mit dem Stabe nebenher geht. Noch
ver zwei Jahrzehnten war in diesen
Ese Jeden der Waaen ein unbekannte-Z
fuwrodult AltI die Eingebun
nen europäisch- gekleidete Menschen
aus einem großen Kasten mit rollen
den Rädern erblickten, liefen sie ihnen
hausenweise nach, arissen in die Spei
chen und riefen: ,,Chadida! Chadidak«
—— »Verriielte! Verriickte!« « Diese
Kllrimivitiit ist sowohl den nomadisce
rendenBeduinen als auch den in Flet
len anaesiedelten Fellachen eiaen. lind
doch zeigen beide gleichzeitig eine au
ßerordentliche geistige Ausnahmesiihia
leit, von ihrer anaeborenen Durch
triebenheit nicht zu sprechen. Hält
hier die Kultur einesTaaesI ihrenEiui
zug, so werden diese Arabee in weni
aen Jahren sieh ihr anzupassen und sie
sich dienstbar zu machen wissen
Die ersten menschlichen Wesen die
man in diesen Gegenden anteisst,
wenn man sich einer Ansiedlnna nä
hert. pflegen Frauen zu sein. Sie sind
die Arbeitsbienen; sie bestellen die Fel
der und Gärten, soraen siir Nahrung
und Kleidunq traan die Früchte zum
Markt. Der Beduine lieat aus der
Strohmatte, wenn er nicht gerade-Vieh
stiehlt. Die zwei Pulse seines Leben-«-v
heiszem Rauben und Manchem Alle-J
übtiae istv Sache seiner Frauen nnd
Kinder. Er schätzt die Frau nnr dann.
wenn sie ihm Jahr siir Jahr ein Kind
schenkt und durch ihreArbeit das Geld
liesert, mit dem er siai nene Frauen
kauft. Auch die Beträae, die ihm die
Schwieqetsöbne siir seine Töchter zah
len, dienen diesem schönen Zweck. So
geht das Geschäft slott. Aber die
,,Seele des Geschäfteg«, die-Frau, teil-i
sich porzeitig ans. Wenn die Orien
talin an sich viel sriiher verbliiht als
die Westenroväerin, so bewirkt die nn
abläsfige, hatte Arbeit, eine Art vor
zeitigen Alterns-» non dein man im
Westen kein Beispiel hat· Frauen,
die nach Figur nnd Gang zu urthei
len, dreißig bis vierzig Jahre zählen
lönnen, haben rnnzliar. peraainentar
tige Gesichter mit tausend scharfen
Falten wie achtziaiähriae Greisinnen.
Nur eine kurze SpanneZeit gehört ih
nen im Frühling ihres Lebens. Jn
dieser Zeit aber sind sie schön wie Ga
zellen und werden in Seide nnd Gold
askleideL
; Trotz-aller Einfachheit ihrer Kul
i tnr haben die Bedninenfranen ihren
»Five o’clock. Wenn die Sonnengluth
lettvas nachgelassen hat, versammelt
man sich am Brunnen, nrn Wasser zu
schöpfen Das ist dar- schdnste Bild,
das der Orient bietet. Die Brunnen
bildet eine ziemlich umfangreiche. vier
eckige, gemanette Plattsorm, die mans
aus Stusen ersteigt, nm mittels eines.
maletischen Schöpsrades den Eimer
zn stillen. Von allen Seiten sieht
man die in weiße Leinenmäntel und
seidene Kopstilrher gehilllten Frauen
heraus-stumm einen großen Thontrug
schies aus dem haupte balanzierend.
DustrKnm brisimmt HeHMnmg
der Frau, die sie ihr ganzes Leben
lang beibehält. Um ihn im Gleichge
wicht tragen zu können, muß sie ihren
Obertörver start nach riietwiirts ben
gen. Mit dem Krug nuf dem Kopfe
sehen die Arabersrauen wie aufgerich
tete Schlangen ans. »!
Vor den Männern ihr-es Stammes?
müssen , sich die Frauen verhüllens
Gleitet ihr Kopfweh das sie auch um
Hals und Wangen schlingen herunter,
so wissen sie es sehr graziös mit den
Zähnen auszufangen und festzuhallen,
wobei ihre dunklen Augen rehartig
scheue Blicke werfen. EHat man sich
oben auf der Lsrunnenplaqfnrni ver
sammelt, so entwickelt sieh ein lebhaf
tcs und malerischeg Treiben· Man
drängt sich lachendrn das Schöosrad
heran, gießt aus dem Eimer Wasser
in die Kriige, steckt die Köpfe zusam
men, um zu plauderm und tokettiert
mit der Dorsjuqend, die die Damen
aus respettvoller Ferne beobachtet.
Das-« es den Beduinensrauen nicht
an Witz fehlt, beweist eine kurze Un
terreduna, die der Führer unserer klei
nen Karawane arn Brunnen mit ih
nen hatte. »LBozu seid ihr heraelon1
inenW sei-taten sie ihn. »Um euch zu
bewundern « antwortete der galante
Führer-. ,,Bkina·t nur lieber etwas
Reacti. dann werden wir euch bewun
s«
bekn.
Wer die Wüste durcheuert, ist des
Nacht-I aus die Gastsreundschast der
Ve«sminen angewiesen, falls man sich
nicht eigene Zelte mitgenommen har.
Mit aemischten Gefühlen nähert man
sich bei anbrerlrendem Abend den
schwarzen Kamelhaarzelten der No
maden. Man wird nicht so aut aus
hnben sein wie bei Cool, dasiir aber
wird man die Ursormen der orientali.s
sehen Geselligleit nndGastfreundschast
kennen lernen. Sie erscheinen im er
sten Augenblick etwas sonderbar.
Kaum waren wir in der Nähe des
Veduinenlaaers angelangt, als der
reich gelleidete, weißbärtige Scheich
mit wilder Miene aus uns zustiirzte
und dem Esel unseres Führers in die
Zügel fiel, wobei eine Fiille serregter
Worte aus seinem Munde hrvorspru
delte. Der Mann schien nicht gerade
freundliche Absichten uns aegeniiber zu
hegen. Trieb mein Draaoman lachte
und übersetzte mir die Ansprache:
»Ihr diirfet meinen selten nicht die
Schmach anthun, vorüberzuziehen,
ohne auszuruhen. Noch niemand hat
mir diese Beleidigung angethan!«
»Seht ichiin!« meinte ich, ,,steigen
wir ah!«
»Das geht noch nicht,« erwiderte
der Draaoman »Die Etilette ver
langt, dasz man sich zunächst weigert.
die Gastsreundschast anzunehmen«
Zum Scheich gewendet, sagte er: »Wir
dauten dir siir deine Güte. EH ist
unsJ leider unmöglich, hierzul)leiben.«
»Ihr miiszt es thun!« rief der
Schritts noch wilder als zuvor.
»Wie könnten wir dir so zur Last
sulleu?«
»Es wird für mich die hEchste Freu
de sein«
Man liest die Kaniele niederknien.
Mir traten unter das Zelt desi—
Scheiclics, in dem Inan nur Strohmaki
ten, stirsen nnd Narailehs sah. Wäh
rend wir uns niederließen, klatschte
der Scheieh mit den Händen und rief
feine Frauen herbei: ,,'Zarise! (Wind
haucht, Chabibal lLiebliche), Nainiik
(A:is:111tiaei, Calisat sPracht.)«
So ainq es noch durch eine Weile.
»Er prvtzt,« meinte der Draaoman.
»Er will Ihnen zeigen, wie viele
Frauen er hat.«
Tiesverschleiert erschienen alsbald
der Windhauch, die Liebliche, die An
unitiae, die Pracht nnd ihre Genossins
nen. um in einiger Entfernung von
unserem Zelt den Kasse-e zuznbereiten
nnd eine Art von Maigbrvt zu backen.
Die Gastsreundscksaft erfordert ers, daf;
alles, was man den Gästen versetzt
vor ihren Anaen zubereitet werde, do
mit sie sich überzeugen, daß es frisch
ist. Bald sollte ich schaudernd noch ei- »
ne Probe dieser Aufmerksamkeit ekle-:
ben. Ein Sohn des Scheich brachte
einen gefesselten Hammel herbei, wäh
rend der Scheicb selbst mir feierlich ein
Schlachtmesset überreichte. Vergebens
bot ich die aanze arabische Beredsam
leit meine Dragomans aus, um den
Scheich zu überzeugen, das- wir nie
mals Fleisch essen. Der Hannnel
mußte geschlachtet werden, um dieBes
duinen zu bewirthen, die man zu unse
ren Ehren eingeladen hatte. Schließ
lich machte mir der Scheiklp die Kon
zessiom daß ich nur die Zeremonie des
Anlegens des Messer an den Hals des
Thieres vollziehen solle. Hieraus wur
de der Hammel hinausgetragen
Jm hellen Sternen- und Mondlicht
konnten wir sehr gut sehen, wie die
« Frauen den Kassee in Mörsern zur-ie
ben. ierbel sangen zwei von ihnen
abwech elnd, während die anderen mit
dem Kopfe dazu nickten und Gesten
der tiefsten Ueberzeuaung machten·
»Unser Gast,« sang die eine, »isi
J ein mächtiger Chowadscha (Herr). Er
« hat viele Kanten-, Pferde und Esel.«
»Unser Gas,« sang die Zweite, ,,isi
ein schöner Chowadscha. Er hat Viele
schöne Frauen, schöner als wir-"
»Allah hat unserem Gast Glanz
verliehen!« rief eine Dritte.
Allmählich fiilite sich das Zelt mit
,,vornehmen« Nomaden, die die Pan
toffeln abnahmen und sich auf den
Strohmatten im Kreise niederließen·
Nachdem sie die Wasserpseifen ange
steckt hatten, richteten sie an uns höf
liche Fragen:
»Wie geht es euren Pferden zu
Hause? Wie befinden sich die Esel, die
ihr nicht mitgenommen habt?«
Jn wahrer Verlegenheit befand ich
mich des Morgens beim Aufl-euch als
ich meine Dankbarkeit siir die gastliche
Aufnahme bezeigen wollte. »Dem
Scheich darf man kein Geld nnbieien,«
belehrte micb der Draaonian. »Doch
qeben Sie einem berKinder eine Med
schidje.« Kaum hatte der Scheich mit
seinen Luchsaucen meine Verdächtige
Bewegung erblickt, als er dem Kind
die Münze entriß und sie mir zurück
gab:
L - m .- . - - ---
»Mir, uu qusl ev qeluugr, mit sllc
meine Gastsreundschaft zu bezahlen?
Glaubst du, ich halte eine LocandaI
sEinlehrhaus.)«
Mein Dragoman lachte. »Was
nun?« fragte ich. »Mehr geben!«
war die Antwort.
Jeh zog einen Napoleon aus der
Tasche nnd sagte zum Scheich: »
»Verzeihe mir. Jch nehme des
Geld zurück. Aber gestatte mir, dei
nem Töchterchen ein kleines Andenken
zu hinterlassen, das es neben den viel
reicheren Zierraten. die es dir ver
dankt, im Haar tragen kann.«
Diesmal war es gut. Als mein
Drageman den Scheich wieder wohl
aelaunt sah, richtete er scherzweise die
Frage an ihn, ob er denn nicht mit
ihm tauschen möchte. Er hätte ein
schönes Haus, ausgedehnte Felder und
viel Vieh.
»Und wenn dein Haus noch so schön
wäre,« antwortete der Scheich, »ich
wiirde in ihm ersticken. Jch bin ein
freier Fiirst der Wüste und ziehe, wo
hin ich tvill.«
Alfred Nöstig.
—
Eine merkwürdige Mir-.
Eine der merkwürdigsten Uhren der
Welt ist ohne Zweifel die, die den
Einwohnern einer kleinen Hinter
wäldlerstadt in Amerika die Zeit ver
kündigt. Deren ,,Werl«, das nur aus
einem Zifferblatt, den Zeigern und ei
nein Hebel besteht, ist mit einem Gei
ser in Verbindung gebracht, der ge
nau alle 88 Selunden eine mächtige
Säule heißes Wasser emportreibt.
Dieser Ausbruch tritt nie auch nur
eine Zehntelselunde früher oder später
ein. Jedesmal» wenn das Wasser em
porwirbelt, trifft es den Hebel, und
dieser bewegt die Zeiger unt 38 Se
tunden vorwärts.
—-—..
Wer ist der mitgerec
»O rathet, helft mir!« rief ein jun
ger Mann seinen beiden Freunden zu.
»Ich bin unheilbar verliebt!«
»Wenn du Heilung suchst, flieh!«
sagte der eine.
»Aber«, fügte der andere hinzu,
»willst du dauernd geheilt sein, so
sliehe mit ihr zusammen!«
Auf der Eidbabsn
»Sind Sie auch eine Liebhaberin
des Eises, meine Gnädigste?«
»Gewiß! Aber nur bei DinerS!«
Im Theater-.
Verehrer: »Jetzt frage ich Sie zum
dritten Male» Fräulein Julie, wollen
Sie die Meine werdens«
Der hinter ihnen sitzende Herr:
»Zum Donnerwetter, sagen Sie doch
endlich » a«, eFsriiuleim damit er Ruh’
giebt und wir etwas vom Stück ver
stehen tönnen!«
Im Familienkreisr.
»Die Tante thut ja heute den Mund
nicht aus?«
»Aus einem guten Grunde; ihr
Gebiß ist beim Zahntechniler!«
; »So so, also wegen Renovirung ge
» schlossen!«
Nicht mehr Mit-ist«
Vater: Jch werde Sie lehren, meine
Tochter zu küssen!
Junger Mann: Ach, bemühen Sie
sich nicht, das hat mir Jhre Tochter
betgebracht.
Junger Komponist .(dessen Wert
ausgepsissen wird: » ««tte ich mich ge
ärgert, wenn das a es jetzt von mit
gewesen wäre!