Humorkstkfch-Militärifche Erzählung Der falsche Adjutant Von ! Freiherr v. Schlicht i (17. FortfehungJ Sie that. als hätte sie seine Worte nicht gehört, und doch hatte sie - , essen Fenau verstanden, ja noch syst-. sie merkte. Böhme hatte ihre sstimrnnng errathen und er hoffte m von diesem Spa iettitt, daß es ihs und dem Einfln der Natur ge Mn würde, ihr Unruhig schlagen U Vers zu besänftigeir. Seit dem Yes neulich im Kasino kannte sie sich knien wieder, fchlaflos hatte sie die Nächte zugebracht sie war nervös nnd gereizt und eine starke innere Unruhe hatte sie ergriffen. Tausend rnal hatte sie si die Frage vorgelegt: bist du verliebte Ebenso oft hatte sie dieselbe mit einem Nein beantwor tet und ebenso oft hatte sie die Em pfindung gehabt, als ob sie sich mit diesem Rein selbst belüge. Und dann dachte sie darüber nach. was ihr denn eigentlich so an Konnritz gefiel. Sie verglich ihn mit den anderen Herren, die in Berlin um ihre Gunst worden. Gardeoffiziere, Attaches der verschie denen Gefandtfchnften. Künstler und Angehörige der Finanzatistotrotir. alle huldigten ihr, und unter diesen gab es viele, die sehr viel hübschenL klüger und eleganter waren als Konnt-is. Und doch war ihr als ge fiele er ihr von allen die sich ihr bis her genähert hatten am besten. War es der Klang seiner Stimme, der sie gefangen nahm? War es der Blick seiner Augen, war es die Offenheit die aus seinen Worten sprach« die wirklich von Herzen tommende Be wunderung. die er ihr zollteZ Oder lag es nur daran. daß er der einzige war. der ihr, solange wie sie hier war, wirklich den Hof gemacht hatte? Sie wußte es nicht sie wußte nur, daß sie seit jenem Abend keinen an deren Gedanken hatte als ihn Sie wollte.sich auslachen und sich selbst verspotten, nber es gelang ihr nicht. Sie dachte an die Berliner Gesell schaft. was würde die sagen, wenn sie erführe, daß sie. die reiche und ge seierte Schönheit, einem simplen Leut nant in einer kleinen Stadt ihr Herz geschenkt hätte, daß sie aus ihre Stel lung in der Residenz verzichtete, um als kleine Leutnantsfrau hierher zn ziehen. sich den Anordnungen einer Kommandeuse unterzuordnen und fortan an den Kommißpetkos und den Kasseegesellschaften theilnehmen? Man visit-de sie einfach nicht verstehen und schon hörte sie un Geiste die Stimmen die da sagten: »Das kann ja nicht gut gehen ein, höchstens zwei Jahre hält sie das Leben dort aug, dann läßt sie sich entweder wieder scheiden oder sie veranlaßt ihren Mann. seinen Ab schied zu nehmen und mit nach Berlin in ziehen.«« Man würde sie nicht be greifen und über sie hinweg einfach zur Tagesordnung übergeben, und dann hatte sie für immer ihre Rolle in der Residenz ausgespielt denn nur zu oft hatte sie es miterlebt, daß derjenige, der einmal, wenn auch nur fiir kurze Jahre, aus den dortigen tonangeben den Kreisen verschwunden war, sich nie wieder die Stellung zurückeroberte, die er friiher inne gehabt hatte. Diese Er fahrung würde auch sie machen, wenn sich die Prophezeiungen der Gesellschaft erfüllen sollten. wenn sie es wirklich auf die Dauer in der kleinen Stadt nicht aushielt und wenn sie ihrenMnnn später wirklich veranlassen sollte, sei nen Abschied einzureichen Sie war nicht blind, sie machte sich alle Folgen klar, die daraus entstehen Reden. wenn sie Konnris Werbung annahm, sie stellte sich das Leben der kleinftadt vor rnit seinem ewigen Ei setlei. mit denselben Menschen auf s« den Gesellschaften« die sich nur da von einander unterschieden. daß je heute hier, morgen dort stattfinden je dachte an den ewigen Mangel gei-, skiger Anregung, keine Oper, keine Pre tniere« kein Concert, höchstens einmal ein musikalischer Genuß durch die Bo taillonslapelle oder eine angeblich sehr musikalische Tochter deS Hauses Und Plöslich hatte sie sich dabei er kappt, daß ihr dieselben Bedenken noch nie gekommen waren, wenn sie daran gedacht hatte, daß vielleicht der Bür grmeister um ihre Hand bitten würde dran lng denn das? War die Zu neigung, die sie im stillen schon lange fikt ihn gefaßt hatte, doch tieferen ernsterer Art, als die plötzlich erwachte Leidenschaft, welche sie fiir Leutnant Konnt-is hegte? Sie war keine kühle, setechnende Natur, aber trokdem — dss die- Bedenken früher ge chwiegen Indien« lag vielleicht auch daran. daß sie alt die Frau des Büraetmeisterg dich eine Fanz andere Rolle in der Sinkt spie würde wie als die Frau M Leutnantsi Sie würde das Use harrt machen, sie konnte in vie hinsiche tonangebend sein es war Qual bei ihrem Reichtbmrn die geben, auch den gesell Ierkebr auf eine höhere Mzu ubringen nnd ihren Gästen noch andere Genüge als mir Essen . III-Trinken zu bieten. Sie konnte T I durch vieles andere den Dank die state-untre der Ge — » verdienen, iseIIrgadtettiieiils-träg " . nä- undY lockte nnd II biete doch oft Stude Æebem wo sie ihr Leben trog allen rgniigungen und Zerstreuungen der! Residenz einsam und leer sand, undJ so hatte sie sich auch in Gedanken aus- ( gemalt, wie sie hier zu wirken ver-« suchen wiirde, wenn sie wirklich der einst das weibliche Oberhaupt der Stadt werden sollte, und der Gedanke an alle ihre Pläne hatte sie sroh und glücklich gestimmt. So schwankte sie hin und her. ohne sich selbst klar werden zu können. Und doch fühlte sie, lange ertrug sie diese Ungewißheit nicht mehr. sie mußte sich selbst darüber einig wer den, ob das, was sie siir Konnritz empfand, wirkliche Liebe sei oder nur ein Strohseuer, das ebenso plötzlich erlöschen würde, wie es entflammt war. »Ich will Konnrih aus die Probe stellen«, hatte sie heute Morgen beschlossen, »ihn und mich. ich will eine Zusammenkunst herbeisiihren, ich werde es dahin zu bringen wissen. daß er sich einmal ernsthaft mit mir un terhält, daß er nicht nur slirtet. Jch will versuchen, ihn als Mensch, nicht nur als Courrnacher kennen zu lernen. und wenn er mir auch dann gefällt, wenn sein herz auch dann höher schlägt. dann will ich nicht länger zö gern, mit einem Ja auf die Frage zu antworten, die er neulich an mich stellte." Und damit sie in ihrem Ent schluß nicht wieder wankend würde, hatte sie gleich zu ihm geschickt und ihn zu einem Spazierritt aufgefordert. Seine Absage hatte sie aufs neue oerstimmt und mißmuthig gemacht. Noch immer trabten sie im lang famen Tempo durch den schönen Buchenwald dahin, jeht liesz sie end lich ihr Pferd in Schritt zurückfab len. »Ach. das thut gut«. meinte sie, »Sie wissen ja gar nicht, wie dankbar ich Ihnen hin, daß Sie mich abhalten. Mit dem Groom allein retten darf ich ja gar nicht« das hat mein Schwager mir auf das strengste verboten, der ängstigt sich ja so wie so, wenn ich auf dem Pferde sitzt« »Warum begleitet Jhr Herr Schwager Sie eigentlich nie?« er kundigte er sich. »Ich glaube, ich habe Sie beide noch nie zusammen gesehen.'· Unwillliirlich lachte sie auf. »Glau ben Sie nicht« daß ich eitel bin«, meinte sie, »aber ehe ich mich hoch zu Räß an der Seite von Rofalie selxn la e ——-" »Schön sist die alte Dame ja nich't", stimmte er ihr bei. «Jch finde sie sogar unerhört und begreife überhaupt nicht, daß ein der artiger Gaul in der Armee geduldet wird. Jch habe meinem Schwager kürzlich angeboten, ihm ein Pferd zu schenken, aber er lehnte es ab: so lange er lebte, lebte Rosalie auch. sie beide würden fich nicht don einan der trennen.« Und nach einer llei nen Pause fuhr sie fort: »Sagen Sie ,bitte, es bleibt natürlich ganz unter uns, glauben Sie wirklich, dasz mein Schwager jchon so schnell. wie er es fürchtet, den Abschied erhalten wird?« »Wer kann es wissen«, antwortete er ausweichend, »ich kenne Offiziere, denen man kein Bataillon zutraute und die hinterher doch ein Regiment und sogar eine Brigade erhielten. Und andererseits kenne ich herren, densen man eine glänzende Zukunft prophe zeite und die allen Erwartungen zum Troh doch ganz plöhlich um die Ecke gingen. Vorläufig befürchte ich nichts fiir ihn, zumal ihm alle Vorgesehtem die feinen Fleiß und seinen Dienstetser anerkennen, sehr freundlich gesinnt sind. Wenigstens hoffe ich das sicher, sowohl seinetwegen wie auch im Jn ter e vsein-er gäwilief ch J , n i e ei an in hrem Jnteresse.« »Auch meinetwegen?« fragte er ganz erstaunt. »Ja, auch Jhretwegen«, wiederholte sie. «Oder glauben Sie etwa, ich wäre blind und wüßte nicht« wie es zwischen Jhnen und Nelly stände?« »haben Sie wirklich etwas ge merkt?« fragte er anscheinend ganz erstaunt, »und dabei lebte ich in der selsensesten Ueberzeugung, daß iein Mensch aus der Welt auch nur die leiseste Ahnung davon hätte! Wie gebt es übrigens dem gnädigen Fräu lein?" fragte er formell. »Das gnädige Fräulein läßt Sie herzlich, nein tausendmal grüßen«, gab sie ihm zur Antwort. »Dann bitte ich, das gnädige Fräu lein tausendmal wieder zu geiißen und ihr viel Liebes und Schönes von mir zu besiellen.' »Ich werde rnir die denkbar größte Mühe geben. Aber eins mischte ich noch wissen, und Sie diirsen mir meine Worte nicht sibelnebmem aber es ist ja das erstemal, daß wir zusam men-darüber sprechen- und schließlich ist Netto doch meine Nichte, sogar mei neei wes-siebenten Sie sich ei gentäctzig die Zutunft rSie beides« wirbeirot uns, das ist doch: sehr eins ,oeeinte er la Aber wovon Von der Lieben aein kann sei-Mensch leben.« »Das , aber das soll uns die gute Laune nicht verderben totnrnt 3eit, kommt Nath. Wenn ich erst diei Gewißheit dessen habe. was ich ver muthe, wenn ich erst wirklich weise. daß Rellh mich liebt, das heißt — wissen thue ich das jeht schon, aber ge sagt bat sie es mir noch nicht, weil ich sie auch noch nicht danach gesragt habe, nnd ich frage sie erst, wenn ihr Vater mein bester Freund geworden ist« »Wenn Sie da nur nicht zu lange warten müssen.« .Etne innere Stimme sagt mir, daß dieser Freudentag bald kommt. Aber ich wollte sagen, wenn ich erst Nellys Jawort habe, dann sindet«sich das andere schon von selbst. Sie len nen ja auch sicher das schdne Wort: Wenn zwei sich lieben von ganzem Herzen. die müssen ertragen Trennung und Schmerzen; wenn zwei sich lieben mit Gottesslammem geschieht ein Wunder und siihrt sie zusammen.« »Das Leben ist theuer«, meinte sie. »Das kommt aus die Ansprüche an, gnädige Frau. Jch habe einmal einen reichen Kaufmann kennen ge lernt. der erzählte mir, wie er sich emporgearbeitet hätte. Der sagte mir« zuerst wäre er jeden Abend nach Bu reauschluß zn—Fuß nach Haus gegan gen. Dann hätte er sich den Omnidus erlaubt, nach langen Jahren eine Vrofchte und endlich ein eigenes Ge-’ spann, aber am glücklichften fei er doch gewesen, als er zu Fuß nach haus ge gangen wäre. Ein neuer Beweis da für. daß man auch ohne Geld fehr glücklich fein tann.'· »Gewiß«, pflichtete sie ihm bei. Sie betrachtete ihn mit freundlichen Blicken. Er hatte ihr immer fehr gut gefallen und sie begriff Nellhs Wahl vollftiindig Und sie nahm sich in die fem Augenblick aufs neue dor, wenn es erft fo weit wäre. nach beften Kräften für die Zukunft der beiden zu sorgen. Sie freute sich über feine fri fche Art. ganz befonders aber iiber die Zuversicht, mit der er von einer Ver söhnung zwifchen sich und ihrem Schwager sprach. Sie wurde neugie rig, wie er das Kunstftiiek fertig brin gen wollte und fo fragte sie denn: »Nelln macht sich die größte Sorge, daß ihr Vater niemals feine Cinwil ligung geben wird, sie ift in der hin sicht ebenfo verzagt, wie Sie zuver sichtlich sind. Wollen Sie mir nicht verrathen, wie Sie sich eine Aussich nung denken?" .Offen gestanden, habe ich davon noch gar keine Ahnung. Aber auch bier heißt es: kommt Zeit, kornng Rath· Darüber zerbreche ich mir heute noch nicht den Kopf. Wenn ich weiter teine Sorgen hätte s-« »Was haben Sie denn?" ertundigte sie sich theilnehmend. »Ja, meine Gnädigfie, das kann ich Jhnen leider nicht fo ohne weiteres fagen. Luft hätte ich allerdings schon, mich Ihnen any-vertrauen denn wenn mir überhaupt noch ein Menfch rathen und helfen tann, sind Sie ei —« .Wirllich?« fragte sie freudig til-er rafcht. Es fchmeichelte ihrer Eitelleit, daß Böhme ihr fo viel Vertrauen ent gegenbrachte und daß gerade sie allein ihm helfen konnte. Vor allem aber war auch ihre Neugierde erwacht. »Bitte, fprechen Sie, rr Leut nant. Und alles, was ie sagen, bleibt unter uns, felbft Rellh wird nichts davon erfahren. wenn Sie es nicht wünfchen, davon können Sie überzeugt fein. Glauben Sie mir, Sie können mir trauen, ich bin Jhnen ja doch auch schließlich keine Fremde mehr. Wie lange wird es noch dauern, da sind wir fogar durch Nellh mitein ander oerwandt. dann bin ich doch Jhre alte Taute.« .11nd ich Ihr alter Onkel, Pardon« nein, Jhr junger Neffe, nein, Jhr jun ger Vetter. Sie miifsen nämlich wis sen, gnädige Frau, mit allem, was Verwandtschaft heißt, finde ich mich nicht zurecht, besonders seitdem eine alte Großtante dritten Grabes mir einmal auseinandergesetzt hat« warum ich eigentlich gar nicht mit ihr ver man-di wäre, obgleich mein richtiger Vetter ihr richtiger Nesfe sei. Das habe ich nicht begriffen, ja, noch mehr von dem Tage an bin ich für alles, was Verwandtschaft heißt, begrisss stutzig, ich glaube sogar ich lann nicht einmal mehr einen Onkel von einer Tante unterscheiden, Pardon, ich mei ne natiirlich einen Neffen von einer Nichte.« »Ich denke, Sie haben Sorgen?' eriundigte sie sich ganz erstaunt, als er so lustig daraufloj plaudertr. »Das habe ich such- sogar lehr ernstliche«, wiederholte er mit düste rer Miene. »So, meine Gnädigste, nun geht’s loö«, sa te er sich, «nun habe ich Sie so ung ahr da wo ich Sie haben wollte Sie können schon wieder la Jhte Neugierde ist aus dae höchste gespannt, nun kommt ei nur darauf an, schlau zu sein damit die Sache nielg gleich von vornherein schief geht is zu dieser Stunde habe ichinir eigentlich immer einge bildet, ichdie Perle eines Adiutanten zu sein, nun aber sehe ich ein« daß mir r diesen verantwortlichen ost en noch große Kenntniß e.hlen Ich hitttee ntlich n t nur in Bots sdani die schale, andern in ser lin auch noch einen Kursus bei einer geschlistsmäßigen Deirathzvermittlerin durchmachen müssen. Kein Mensch sann in seiner Jugend genug lernen und man kann nie wissen. wie man seine Kenntnisse einmal verwerthen lann.« 0Sie wollten Vertrauen zu mir ha ben. herr Leutnant', mahnte Frau Konstanze. T »Sa, nur Muth«, dachte Böhme, dann sagte er: «Pardon. meine gnä dige Frau, ich dachte nur darüber nach, wie ich das, was mich beschäf tigt. diplomatisch einleiten soll. Jch möchte nicht gleich mit der Thür ins Haus sallen.« «Das hat aber zuweilen auch seine großen Vorzüge.« »Na. ganz wie du willsi", dachte Böhme. «mir soll es recht sein.« Dann sragte er- ohne jeden weiteren Uebergang: «Sagen Sie, bitte. mal, gnädige Frau, haben Sie schon ein mal in Ihrem Leben jemand verhei rathet?« , Sie sab ibn groß nn. »Ok) ich was habe? Jemand verheirathet?« »Na ja, da haben wiss ja«, sagte er anscheinend sehr ärgerlich. »Erst geben Sie mir den guten Rath, gleich mit der Thiir ins Haus zu fallen, und wenn ich es thue, dann ist es auch wieder nicht recht.«' »Doch ist es recht«, beruhigte sie ihn. »aber Sie werden begreifen, daß mich Jbre Frage im ersten Augenblick überrascht bat.« »Das sehe ich eigentlich nicht ein«. meinte er. «Wiite es denn etwas so Seltsames, wenn Sie schon einmal dabei geholfen bbiitten, eine Ehe zu stiften? Die gute Vorsehung zu spie len bat doch von jeber den Frauen das größte Vergnügen bereitet.·« »Das stimmt-« »Na also. Und ich möchte daraus wetten, daß Sie dieses Vergnügen nicht nur vom hörensagem sondern aus ureigenster Ersabrung kennen« Ein leises Lächeln umspielte ihren Mund. »Das allerdinng »Dann ist ja alles in schönster Ord nung!« ries er lustig. »Da habe ich mich ja gerade an die richtige Adresse gewandt. Und nun thun Sie mir, bitte, den Gefallen, gnädige Frau, und sagen Sie mir mal, wie macht man denn so etwas eigentlich!« »Wollen Sie denn etwa auch die gute Vorsehung spielen?« seagte sie gan überrascht. » n Wollen ist gar nicht die Rede«, erwiderte er ernsthaft. »Ich muß sogar. Jch bade mir nämlich mein Wort gegeben, die beiden glück lich zu machen. und deshalb bitte ich Sie. gnädige Frau, halten Sie mir ein kleines Privatissimum über das Thema: Die Kunst, einen Menschen gegen seinen Willen glücklich zu machen." »Wer will denn von Jbren beiden Schühlingen nichts« erkundigte sie sich neugierig. »Er oder sie?« »Natürlich sie nicht, gnädige Frau. Er will schon, sogar brennend gern.« »Wer ist es denn, ein Kamerad?« «Ausnabmsweise nicht. Aber ein sebr lieber Freund. heute Mittag larn er zu mir. um mir sein Leid zu klagen. Denten Sie nur, gnädige Frau, der Mensch setzt ein solches Vertrauen in mich, daß er deswegen extra zu mir iommt.« »Von ausgebale sragte sie inte ressirt. »Selbstverstiindlich. Sogar seist von außerhalb«, log er. »Stundenlang ist et mit der Babn gesabeen, nur, um Miit-Fu fragen, was seht werden »Und was haben Sie ihm geant wartet?« »Ich müßte erst mit Ihnen darüber Rücksprache nehmen, denn Frauen wüßten in solchen Angelegenheiten viel besser Bescheid als wir Männer.« »Bielleicht haben Sie da so unrecht nicht«, stimmte sie ihm bei, »aber ehe ich Jhnen rathen lann. muß ich erst die Geschichte Jhres Freundes ten nen.« »Sie ist turz und schmer los, nein, turz und schmerzhast. er liebe keund ist natürlich bis iiber beide hren verliebt." »Das kann ich mir denten. Und selbstverständlich in ein sehr schönes junges Miidchen.« «Doch nicht ganz, gnädige Frau. Es handelt sich nicht um ein junges Mädchen. sondern um eine sehr schöne jun e Wittwe.« « L« Unwilltiirlich war ihr dieser Ausrus entschlüpft, nun wußte fre, er sprach von Konnrip Der hatte ihns gebeten, einmal in Ersahrung zu bein n, wie sie über ihn dachte und ob er ossnungen machen könnte. Konn rii tte ihr selbst neulich zu egeben, da Böhme ihm Muth uge prochen ha , ihr den has zu ma n, da war ei ja doch eigentlich nicht weiter ver wunderlich daß er nun siir den Ka meraden als Freiwerber austrat. Böhme that, als hätte er den Aus eus ihres Erstaunene gar nicht ge hört. »Mertsi du Mäusei« dachte er, .nrn so besser«, dann suhr er satt » , deuten Sie sich, meine Gut-i d ste, er hat sich in eine junge W ttoe verliebt, denn stir ein tunaei Mädchen wäre er selbft seinen Jah-( ren nach nieht mehr jung genug nnd: vor allen Dingen wäre er fiir die th seinem Wesen auch zu ernst und zu; ruhig. Ra, nm die Sache turz zul machen: er hat sich um die Gunst der; Dame bewarben, so auf seine Art,4 nicht wie der berühmte Veilchenfres-» ser rnit leeren Redensarten und faden« Komplimentem sondern fo, wie ein» ernster, gereifter Mann um eine schöne Frau wirbt. die troh ihrer Jugend; das Leben und den Ernst des Lebens» fchon kennen lernte." : »Böhme, das hast du wieder einmal sehr gut gemacht«, lobte er sich. »Ich bin seht nur begierig. was Frau Kon ftanze antworten wird.' Aber die antwortete vorläufig gar nichts, der Schrecken hatte sie ge lähmt; mit einem Male begriff sie, von wem der Adjutant sprach. daß er fiir den Bürgermeister bei ihr warb, daß er Konnrih zu verdrängen fachtr. Wie tam ersdaztn sich in ihre Herzensangeleaenheiten zu mi schen? Und vor allen Dingen· er batte doch selbst Konnrin. wie dieser ja ossen eingestand, zugeredet. sich ihr zu nähern. ihr den Hof zu ma chen, und ietzt, da er es gethan, da er ihr Herz sast erobert hatte. ver suchte Bishme plötzlich wieder. die Be werbung Konnritz« zubereitean Was sollte das doppelte Spiel? Hatte er es vielleicht nur eingeleitet, um denJ Bürgermeister eisersiichtia zu machrni und diesen zu einem schnelleren Vor-« gehen zu veranlassen? Sie begriss ihn; nicht. J Böhme liesz ihr Zeit, sich seine Worte zu überlegen, aber als sie dann noch immer schwieg, meinte er: »Die Sache scheint Sie nicht beson ders zu interessiren, gnädige Frau?' »Doch«, suhr sie aus ihren Ge danken empor, »bitte, erzählen Sie weiter.« »Es ist nicht mehr viel zu berich ten. Jch sagte schon .in welcher Art der Freund um die Hand der schönen Irau ward, und schon glaubte er« seiner Sache sicher zu sein, da entzog sie ihm ihre Huld. Und wissen Sie weshalb?" - s »Ich tann es mir denken. Er wird eine andere in ihrer Gegenwart zu sehr ausgezeichnet habenck i «Verstellung, dein Name ist Weil-« dachte Böhme, dann sagte er: »Sie lennen meinen Freund nicht, gnädigej Frau. sonst wiirden Sie wissen, daß» Sie ihm mit diesem Wort bitter un recht thun. Er ist tein Schmetter- l ling mehr. der von einer Blume zur« anderen flattert, der heute die an- i schwörmt und morgen die, dessen herz schon höher schlägt» wenn erl überhaupt nur eine schöne Frau siebt« der schon halb die Besinnung ber liert, wenn er nur seidene Kleider. tauschen hört und Diamanten blitzen! sieht. Nein, gnädige Frau, er liebt! die schöne Frau wirklich, er dachte nicht daran, einer anderen die Cor zu machen« aber sie, die junge Wi t« we, ließ sich plöhlich von einem an deren den has machen, und zwarj gründlich." »So, das sannst du dir nun erst mal wieder zu Gemüthe sühren', dachte Böhme. «Ueberleg dir meine Worte mal, ich habe Zeit. ich werde» inzwischen eine Papnruö rauchen.« Endlich wars er den Rest seiner Cigarrette sort und dann sragte er, als hätte gar keine Pause in der Un terhaltung stattgesuudenzs «Aiinnen Sie sich so etwas verstean »Warum nichi?« fragte sie trosiep »Wenn der andere ihr vielleicht besser efiel als Jhr Freund, warum sollte sie sich da nicht von ihm den has machen lassen?« Eber dabei blieb es ja gar nichl!« schalt er. »Sie verliebte sich wirklich in ihn, oder besser gesagt, sie glaubte, ihn wirklich zu lieben.« Woher wissen Sie, baß ihre Liebe nicht echt war?" fragte sie ganz gegen ihren Willen. « «Jch weiß gar nichts«, vertheidigie er sich. »Ich erzähle nur wieder, wasl -- - -s-— Wolf-lieferte «Jeh, wo mer sind von Id el müssen met auch führen ein großes Jsidpn .Bät beißt Mk n kalt-is Indes- met führenl' der Freund rnir berichten. der die bei den kürzlich eines Abends beobachtete und denr es dabei klar wurde. dnsz die schöne Frau inr Begriff war. sich dauernd don i abzuwenden« « .Wenn Jbr k reund die Dame tonl lich liebt, dann muß er auch Ihren Verlust ertragen können, dann knuß er nicht nur an sich, sondern in erster Linie on die junge Wittwe- denken. Die Hauptsache ist doch· daß ne grün lich wird.« »Ich weiß nicht, gnädige Frau. ol Sie das Wort von Leo Tolstoi ten nen: alle Liebe ist Egoismus. und die leidenschaftliche Liebe ist der trasseste Egoismus. Nun dürfen Sie uch nicht von meinem Freund riet l ngen, daß er die Frau. um die er selbst wirbt. ohne zu flogen und zu murren. einem anderen überlisten Und doch hätte er es sicher rieth-Jn· wenn er die seste Ueberzeugunq hinte. daß sie mit dem anderen tviktiictv glücklich würde.« »Und warum glaubt er das sein«-r Sie wogte es schon lnnge nicht mein-, ihn anzusehen, sondern ritt, den Zårck zu Boden gesenkt. neben ibm der. Das war eine beitle Frage. kxse und nimmer durfte er Konnritz st: den Augen seiner Begleiterin her-ji« seyen, unter leinen Umständen Ism er den irgendwie schlecht machen, um dadurch den anderen in ein besseres Licht zu stellen. Das wäre nicht nur untameradschnstlich, sondern einizels schlecht gewesen. So meinte er Ienrc »Mein Freund bat sich mir geziemten den Rivalen nicht ausgesprochen ir» lann auch ich Jhnen diese Frage nicht beantworten. Jch weiß nur sonni. daß es sich um einen verhältniszxsuß:.r noch sedr jungen Leutnant handeln und da sagen Sie bitte selbst, gnädiae Frau, könnten Sie sich jemals ernsiiich in einen ·ungen Ofsizier derliebent Glauben ie wirklich. daß Sie an seiner Seite-dauernd das Glüd fisn den, das Sie suchten? Eine Frau wie Sie, die gewohnt ist. zu herrschen überall. wo sie sich nur sehen läßt« die erste Rolle zu spielen, die es gar nicht anders kennt, als daß jeder ihr lnzl digt glauben Sie. daß Sie es Ins die Dauer ertragen würden, eitte ein« sache Leutnantgsrau zu sein. die sich in allem nach dem im Regirnent tserr schenden Ton richten muß, wenn sie sich nicht selbst und ihrem Mann aroize Unannebmlichteiten und Verdruß be reiten will? Die Knmeradschast er fordert, daß auch der Reiche bescheiden lebt und leinen Luqu nnd Aufwand treibt. daß er sich nach den Verhält nissen der anderen richtet. Jch bin lange genug Offizier, um Ihnen etla tnnte Beispiele erzählen zu können, wie manche reiche. verwöhnte Frau nicht nur aus Pferd und Wagen. son dern aus glänzende Toiletten bat ver Dichten müssen, weil diese böses Btur machten und die anderen Damen des Regimenis zu Ausgaben veranlaßten, die deren Mittel überschritten Man cher wird das unbegreiflich finden. vorn tameradschastlichen Standpunte aus ist es aber volltonrrnen richtig.« «Wenn ich den Leutnant wirtlich Iiebth wäre mir das alles ganz einer er.« zWenm sa wenn -— aber ich bat Sie doch gerade, mir zu sagen, oh Sie glauben. daß Sie sich ernsthaft in einen Leutnant verlieben tönet ten.« Wieder schwieg sie eine ganze Weile; alle Bedenken, die et äußerte. hatte sie sich felbsi schon Wege-nacht ubet ttosbeim wenn sie ihn wirklich liebte, wollte sie ihm auch jedes Opfer bringen. Aber wiederum stiegen jetzt die Zweifel in ihr auf: liebst du Kennst wirklich. liebst du ihn so leidens ftlich· baß bu seinetwegen, wenn auch nicht auf alles, so doch auf vieles verzichten kannst? aSie sind mit die Antwort noch schuldig, gnädige Stein« »Ich weiß es nicht·, flüsierte si taucn hörbar-· Gortietzung folgt.)