Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 12, 1911, Zweiter Theil, Image 13

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    W
iSein letztes sied.
Erzählung von Max Karl «
Böttcher.
Gestern haben sie ihn gebracht.
Als der laute-arme Mniregen nieder
rieselte und seine großen Tropfen iich
mischten rnit den schneeweißen Blü
ihrnblättern der Kirschbäume, da trie
gen sie ihn in's haue
Von den Zweigen der Bäume, die
den langen Gartenweg säumen. huschs
ten heimlich und sachte einige der zar
ten Blättchen aus seine Bahre. und
Peter Veltens sah mit mattem Lächeln
aus sie nieder und mit müder, stiller
handbewegung strich er über die graue
Decke, die man über ihn gebreitrt hatte.
Das war eine Beitiirznng im
hause.
Frou Reineae, Peter Bette-ro uoi
gierwirthin, sah mit weitem. starrem
Auge auf die Männer, die mit un
heimlicher Ruhe die Troge in Peter
Velten's Zimmer niedersetzten
»So da wären wir zu Ende,«
meinte der eine und reckte seine ge
biirlte Gestalt langsa empor.
Die Träger stampften hinaus. und
noch immer ftand Frau Reineele in
tieser Befiiirzung und starrte auf Peter
seltens.
Die weißen Blüthenblättchen waren
herabgeglitten und lagen nun neben
der Bahre.
Unter der Decke stahl sich ganz vor
sichtig ein Tröpfchen Blut hervor. Es
lugte und schob sich bis an den Rand
der Bahre, dort hing es und schaulelte
sich, und als es unten dieFriihlingslins
der erblickte. hüpfte es herab und lag
nun wie ein glänzender Rubin mitten
auf dem weißen Stern. Ein anderes
Tröpfchen drang nach und noch eins
und noch viele, und nun war es ein
Bächlein.
Da schrie Frau Reineele auf.
Peter Vettenö öffnete ein wenig die
Augen und hob ein wenig die band,
und seine feinen, schmalen Lippen be
erregten sich, und wie ein Hauch fliii
fterte er das Wort: ,,Marga."
Da trat der Arzt herein. Und Frau
Neinecke hing sich an seinen Arm.
»Ach, Herr Doltor, ach, mein lieber
here heunig, was ist gefchehen?«
Reinen Stand-at Ruhe zum
Donner.«
Die alte Frau duelte sich zusam
men. Jn ihren treuen, welken Zügen
zuckte es mächtig, die alten, miiden
Augen opferten den Rest der Thränm
«Besorgen Sie sofort frisches
Wasser, zwei Beden, und dann Ruhe
derstanden?«
Jn der Thiir stieß Frau Reinecke
auf Dr. heller und Franz Siernz, die
beiden Freunde Peter Velten’s.
Dr· Heller driielte ihr theilnahmss
voll die Hand, dann schob er sie zur
Thiir hinaus·
Das war gestern gewesen.
heute wußte Frau Reinecle Alles.
Franz Siems hate ihr von dem
Duell im Stadtwäldchen erzählt,
von dem Duell mit Dr. Mittler, der
Peter Betten-t- Braut in schlimme
Gerede gebracht hatte. Sie wußte
auch, daß ihr guter, lieber Peter lei
nen Tag mehr zu leben hatte.
Und Peter Beltens wußte das
auch. Mit lächelndem Antlitz lag er
in den weißen Kissen und seine Augen
wanderten von dem Frühlingssonnew
schein zu dem Bilde, das vor ihm auf
dem Bette lag.
Beide hatte er so geliebt: den Früh
ling mit all’ seiner Sonne und das
Mädchen aus dem Bilde, das Mädchen
mit den oerträumten Augen und dem
blonden hgar.
Jmmer und immer wieder flüsterte
er: »Mein Frühling, meine Marga.«
Leise sffnete sich die Thür. Dr.
Heller und Franz Siems traten ein.
Heute nicht in feierlicher Kleidung wie
gestern nach dem Zweikampf, sondern
in Konkur
Dr. Heller setzte sich ans Bett und
strich liebtosend iider des Freundes
Hand.
»Die Kouleurbriider lassen Dich
grüßen, Peter, und der Nektar und
Prosessor Heber.«
«Die Lieben. Treuen,« sagte der
Krante mit vertlärtem Antlitz.
»Prosessor Heder hätte Dich gern
besucht, aber der Arzt hat es streng
verhoten.«
»Der gute Heber.« llnd nach ei
ner Weile fragte er bang: »Und glaubst
Du es. das don Marga? Und
glauben es die Anderen?«
Dr. Heller blickte zu Boden.
Was sollte er nun antworten?
Durste er dem Aermsten die Todes-—
stunde noch erschweren?
»Sieh ’nial, Junge, oh das nun
wahr ist oder Lüge, wag Dr. Mittler
von Deiner Braut behauptet, dleihtl
sich doch zunächst gleich. Marga ist ;
Deine-Braut, und Du mußtest ihn sor- I
dern. - So roill es das Ehrengeletz.« !
Und leise sehte er noch hinzu: »Daß
es so tornmen mußte.«
Franz Sienrs stand ani enster
und starrte in den Frühling-h mmel.
Er gedachte der unzähligen schönen
Stunden, die er mit Peter Bellens
oeeledt hatte, und er gedachte, daß dies
nun Alles aus sei« aus um eines treu
losen Weibes willen. - heiße Jugend
thriinen schossen ihnr in die Augen.
Die weichen Sonnenstrahlen brachen
sich in den alipernden Trodsen und wie
Schleier lag ei ihm vor den Augen.
Peter Belteni blickte sinnend aus
das Bild seiner Braut.
»Sieh die Augen, heller. Solche
Wiesen« solche miirehenbait lchiinen Au
W
gen-« Und er schüttelte sein haupth
als begreife er irgend etwas nicht.
Dann sagte er monoton: »Heute sterb’
ich, Freitag werde ich begraben. Jhr
Armen, da kommt Jhr nun um die ge
plante Maibowle am Freitag Abend.«
Dr. heller stützte den Kon in die
Hände. Er wollte trösten und dem
Kranken Muth zusprechen, aber mit
dem ersten Wort wäre sein ganzer
Jammer ausgebrochen
Und Peter Betten-s hab wieder an
zu sprechen: »Wie gut. daß mein Va
ter in Italien weilt. Sonst müßte
er all« den Jammer mit ansehen. Der
arme. gute. alte Mann.«
»Sol! ich wirklich nicht telegraphi-»
ren. Peter?« fragte Heller mit gepreß
ter Stimme. Aber der Sterbende
hatte feine Gedanken in anderen Wel
ten, die seine kindlich-idealen Gedan
ken ihm bauten. Er bewegte matt die
Lippen und sagte: »Wie wird sich die
Mutter freuen, wenn ich komme. »
Peterle bist Du nun da, wird sie»
rufen. Ach, wie lang schon hat sie
mir nicht mit ihrer weichen Sorgen
hand das Haar aus der Stirn gestri »
chen. Sieben Jahre ist sie nun todt
und wartet oben aus mich.«
An der Thiir stand Frau Reinecke
und preßte das Tuch an den Munds
Jhre Augen waren roth vom thriinens
losen Weinen. Ihre Gedanlen liesen
im Kreise und immer wieder sagte sie
vor sich hin: »Vier Jahre hat er bei
mir gewohnt und nnn muß er sterben.«
Aber keinen Klang mehr, ihres
Lippen formten nur die Worte. s
Peter Vetteng wurde nnruhiger.s
»Franz, össne, bitte. das Fensterf
Balsamische Frühlingslnst strömte
ein und aus ihren dustigen cchwin
gen trug sie traute Studentenweis
sen. Ganz mild, ganz von serne tön
ten sie herüber: Es hatten drei Ge
sellen ein sein Kollegium
Peter Vettens hob lauschend das
Haupt. Seine bleichen, schon vom
Tode geliißten Wangen rötheten sich
matt und zart. Bittend blickte er
den Freund an, und Heller, der
Treue, lag die Bitte. tir össnete
das alte Pianino und präludirte.
Jeßt stimmten die drüben in der
Ferne die dritte Strophe an:
Peter Velteng stützte sich mühsam
aus und mit vertlörtem Lächeln
sang er leise mit:
Da starb von den Dreien der tiinr.
Der Andre solgte ihm nach,
Und es blieb der Dritte alleine
Jn dem öden Jubelgemach.'«
Und singend empfing er den Tod«
Das war eine heilige Sterbe-»
stunde.
»heller meine Rouleur«. - Der
Freund reichte es ihm und liebtosend
trich er über das blau-roth-goldene
Band.
Dann legte et sich zurück und slij
sterte mit vertlörtem Lächeln: »Jest
kommt Dein Peterle, Mutter.«
pp
Eine gute M·5ke.
Geschichle aus einem Kunstlerleben von s
Flemming Allgreen
ll s s c n g.
Es war lurz nach dem Schluß der
Vorstellung Das »Grnnd Theatre«
lag dunlel und todt aus dem weiten
Plan, aus den vor einer halben
Stunde einige tausend Menschen aus
dem grossen Bau geströmt waren. s
Eine tleine Thür, die neben dem:
Haupteingang des Theaters lag,
wurde geossnet und wieder geschlos
sen und aus den Plan heraus trtt dies
erste Kraft des Theaters, der berühmte ;
Schauspieler harding. Er wintte ei- «
nem AutomobiL gab dem Chausseurs
seine Adresse an setzte sich in den osse- s
nen Wagen und sauste einige Sekun- s
den später nach seiner einsamen ViltaH
die In der Vorstadt lag i
Fabelhafte Geriichte liefen nm über
seine enorme Gage, über die Kapita
lien, die er bei seinen großen Tour
neen verdiente, über seine Geliebten
und über seine große Van in der
Vorstadt. Aber das hauptinteresse
der Leute bennspruchten die mehr oder
weniger ioahntvitzigen Vermuthungen
über seine großen Reichthümer
Jm Entree seiner Van empfing
ihn der Diener, nahm ihm den Mantel
ab und blieb stehen, uin seine Befehle
zu erwarten.
»Sie tönnen ruhig zu Bett qehen,«
sagte Harding
Der Diener verschwand mit einer
Verbeugung
harding schloß sorgfältig die Thür
hinter sich. Er siirchtete stets-, daß ir
gend welches ftörende Geräusch ein
bringen tönnte. deshalb hatte er auch
nur diese eine Thiir in seinem Ar
beitizirnmer haben ivoften. Denn
dort mußte er Ruhe hoben.
Er drehte an dem eleltrischen
Schalter, und es wurde hell im Zim:
mer. Dann feste er sieh an einen
kleinen Tisch vor der einen Spiegel
tvand, drehte einen zweiten Schalter
an, der zu zwei Lampen auf dem
Tische gehörte, zündete sich eine Ci
igarette an und begann zu arbeiten
s Morgen sollte die Generalprobet
fein zu dem neuen Stück »Der Bagn
bund«, in dem harding die Titelrolle
spielte. Und er wollte heute Abend
mit seiner Maske arbeiten. Er hatte
eine hervorragende Begabung, die ver
schiedensten Masken anzunehmen; einst
tte er bei Gelegenheit einer Wette zu
einer großen Freude tonftatirt daß
selbst einer seiner besten It runde se-« n
Gesicht unter der angenommenenMaste l
nicht ertannt hatte, obgleich er ihm»
ganz nahe gewefen war. (
harding war ganz von feiner Arbeit (
in Anspruch genommen. Er legte ges-«
rade die legte fand an seine Muste,
als er einen selt am tnirfehenden Laut
hörte, der aus dem Entree zu kommen
fchien. Er ftutzte einen Augenblick,
fah dann in den Spiegel und vergaß
fofort alles iiber der Betrachtung des
Kunstwerks, das er mit Hilfe von
Schminle und falfchem Bart aus fei
nem Gesicht geschaffen hatte. Das
war ja eine wundervolle Physiogno
mie: der schlaff herabhängende Bart
der theils zahnlofe Mund, die ausge
dunsenen Backen und unter dem
Auge die große Narbe, die zu feiner
Vorgefchichte gehörte.
Harding lächelte vergnügt. Die
Maske war gut.
Da wieder ein leife knirfchender
Ton aus dem Entree. Harding hörte
ihn kaum, schenkte ihm jedenfalls
teine Aufmerksamkeit Er hatte an
anderes zu denken. Er öffnete einen4
Koffer, der am Fenster stand, nahm!
einige mertwiirdige Lumpen heraus-l
und was in wenigen Minuten vonl
Kon bis Fuß ein typischen korrekterI
Vagabend. I
- Was war das! Das
war jemand an der Thür! - Oder
war es Einbildungsz i
Harding war tein Feigling Aber
in seinem Schreibtisch lagen :'-0,000.
Franken baares Geld, siir die er?
morgen Börsenpapiere tausen wollte.
Und er hatte teine Waffe bei sich.
Harding hielt sich still wie eine
Maus. Nein! Es muß eine Ein
bildung gewesen sein! Doch morgen
wollte er sich jedenfalls einen Revol
der tausen. Solch ein Ding ist ein
guter Schutz gegen alle nervöse Un
ruhe.
Hardings Blirt bohrte sich plötzlich
sest in die Thürtlinte. Die Klinte be
wegte sich langsam.
Schnell und lautlos wie die Thiir
geöffnet worden war, wurde sie ge
schlossen. und Harding sah einen
Mann vor sich stehen. Es war ein
bleicher, junger Herr, tadellos getlei
det, in dunkelgrauem Anng mit ele
gantem Pelz. Doch alles das interes
sirte Harding weniger, als das unbes
schreibliche Erstaunen, das sich in dem
Antlitz des Mannes augdriigte Wo
rüber war dieser Gentleman erliauntt
Wenn er mit dem Revolver in der
Hand in Hardings Zimmer einbrach, so
shatte er doch wohl die Möglichkeit in
Betracht gezogen, den Herrn des Hau
ses anzutressen Diese Erwägungen
blißten im Zeitraum von Selunden
Hdurch Hardings Hirn. Aber gleich
daraus begriss er plötzlich: Natürlich!
Der bewassnete Gentleman glaubte
wohl, einem weniger gut getleideten
Kollegen gegenüberzustehen Und er
itlii1-licherl-veise überraschte es ihn, daß
Izwei Diebe in derselben Nacht an
ein und derselben Stelle Eindruck
veriibten. Ein unmertliches Lächeln
huschte iiber Hardingg Gesicht. Die
ser Herr sollte bei seinem Glauben
bleiben, so gewiß er die erste Kraft
des »Grand Theatre« war. Sic
; konnten ja gemeinsam stehlen. So ent
ging dann Harding jedensalls dem
blinkenden Revolver. Und der be
rühmte Schauspieler näherte sich dem
sremden Herrn als srenndlicher Vaga
bund. wurde aber rasch zum Stehen
gebracht durch ein: »Halt. oder ich
schieße!« Harding tanmelte zurück. Ei
nen Augenblick stand er da nnd sah
den Fremden an, der ihm den Revol
ver beständig drohend entgegenhielt,
und dessen Gesicht nun nicht mehr lsr
staunen. sondern Entschlossenheit aus -
drückte. harding der am jeden Preis
in seiner Rolle bleiben wollte, mur
melte, daß man doch seine Standedge
noffen nicht niederfchiefrr. Der Fremde
aber maß ihn verächtlich: »Standeeiae
noffenl Jch verstehe nicht« was Zie
meinen! Hände hoch!« Hardina
mußte die Hände in die Höhe strecken.
Jm nächsten Augenblick war der Frem
de neben ihm. »Hände herab!« lom
mandirte er. Harding parirte wie ein
gut dreffirter Hund. Eine Selunde
später fühlte er ein Paar lalte Hand
fesseln an feinen Handgelenlen
l Der Fremde befahl ihm, sich zu
»fefzen. Harding that eg
’ »Darf ich fragen, wag fie eigent
’lich hier wollen?« Es war ihm un
möglich, diefe Frage zurückzuhalten
Der Fremde maß ihn mit den Augen:
»Was ich hier will? Jn meinem eiar
nen Haufe! Jch darf wohl eher fragen,
was Sie hier lvollen?«
Der fremde Herr ging noch immer
im Zimmer umher und untersuchte es
genau. Dann wandte er fich mit einem
Schulterzucken an Harding und faatcx
»Ich fehe, daß Sie noch keine Zeit ar
funden haben. irgendwelches Unheil
anzurichten. Jch bin alfo noch im
rechten Augenblick gekommen, um zu
verhindern, daß Sie mich befiehlen.«
Harding war verblüfft. »Wer sind fie
denn eigentlich?" fragte er. — »Wer
ich bin! Und das fragen Sie? Jch bin
der Schaufpieler harding vom
«Grand Theatre«, den Mann kennen
Sie vielleicht, wenigstens wohl dem
Namen nach.« Ja, harding kannte
den Mann, und fah mit Interesse, das
fedoch nicht ohne eine ftarle Beimi
fchung von Unruhe war, daß Schau
spieler barding Nummer zwei fein
Schlüsselbund vom Schreibtisch nahm
und einige Schlüssel san dem linlen
Fach verfuchte, das bald danach auf
sprang. ---- Der Fremde lächelte zu
frieden und sagte: »Sie haben wirt
lich noch nicht viel Zeit gehabt, mein
Freund.« Gleichzeitig nahm er ein
Partei Geldscheine heraus, die er sorg
sältig zählte und in seine Taschen
steckte. »Hier sind 50,000 Franken,«
agte er. »Ich habe sie heute Mittag
an der Banl erhoben und hier hinein
gelegt. wo ich sie sicher wähnte. Aber
es ist wohl besser, daß sie in meinen
Eisenschrant kommen-« Der Fremde
trat zu Harding und befahl ihm, auf
ustehen. Harding gehorchte. Der
Zkremde nahm ihm die Handsesseln ab
und sagte mit ironischem Lächeln und
mit einer gewissen gutmüthiaen Theil
nahme: »Ja, mein verehrier Freund,
so gehst-. Sie hatten sich die Sache
so sein ausbaldowert, Sie hätten
diesmal gar teine Anstrengung nö
thig gehabt, brauchten nur einfach
auszuschließen und mit dem Mamv
mon nach Hause zu wandern. Jetzt
thut es mir fast selbst leid, daß ich
Ihnen so undermuthet in die Parade
gesahren bin. Jch gehöre zu den Leu
ten, die jedes Handwerk hochschätzen
und die intelligenten Vertreter der
tkinbrecherzunst genießen meine ganz
besondere Bewunderung- Jch wünsche
Ihnen also von Herzen, daß Sie dass
Höchste Mal mehr Glück haben als
heute, wenn dieser Wunsch auch mit
den Gesetzen ein wenig im Widerspruch ;
steht. Es bleibt mir nur noch übrig,«.
Ihnen mitzutheilen, daß ich auch insl
dem vorliegenden Fall Gnade vor
Recht gehen lassen will. Ich hosse,-’
Sie werden mir ein gutes Andenken
bewahren und rechne mit Bestimmtheit
daraus, daß Sie gelegentlich im Thea
ter den Applaus derstiirten, der mir
gezollt wird. Sie werden finden, daß
ich diesen Applaus wirklich berdiene.«
Harding wurde freundschaftlich ins
Entree hinausgepusst, dann von.
Herrn Harding Nummer zwei aus
die Ztraße hinausgelassen und stand
gleich daraus vor seinem eigenen eiser
nen Thor, das ossen war.
Es dauerte einige Zeit. ehe der
Zchauspieler sich gefaßt hatte nnd
mit sich einig war. Nun handelte er.
Im Nu hatte Harding einige nächt
liche Spaziergänger alarmirt, die ver
sprachen, die Polizei herbeizuholen.
An seine Geschichte glaubten sie jedoch·
nicht. Dazu war seine Maske zu gut.
Inzwischen hielt Harding selbst
Wache vor seiner Thür. Er dachte an
den Revolver des Herrn im Pelz und
tonnte nicht sroh werden. Er fluchte
iiber die langsame Polizei.
Aber diese kam friih genug. Denn
Herr Harding Nummer zwei nahm sich
Zeit, und es dauerte ein Weilchen, ehe
er die Van mit den 50,()()0 Franken
in der Tasche verließ.
Glaubte er doch fest, in dem Dieb,
den er so großmüthig hatte ent
tschliipsen lassen, einen dankbaren
Freund gewonnen zu haben.
s Hardings Ruhm als Schauspieler
"erreichte durch diese Begebenheit, die
am nächsten Tage in allen Zeitungen
stand, eine schwindelnde Höhe.
Der salsche Herr Harding aber in
seiner Zelle ärgert sich über seine
Großmuth
—--—--.-0-0-———
Das Thier tu der sühnen-ritte
rann-.
Mit Hauptmann-, Ratten hat der
dramatische Thiergarten abermals eine
Bereicherung erfahren. Alle möglichen
Thiere sind bereits unter den Titeln
von Bühnentverlen vertreten: Die
Maus, Die Katzen, Die toilde Katze,
Der bund des Gärtners, Der hyper
boreische Esel, Buridans Esel, Der
Schimmel, Das KameeL Der Ele
phant, Der Bär, Der todte Löwe, Die
arme Löwin, Lamm und Löwe, Das
KrokodiL Das Murmelthier, Dies
Eidechsh Die Möwe, Das Gänschen;
von Buchenau, Die sieben Raben, Die
Lachtaube, Sperling und Sperber, Ein
GimpeL Das Singvögelchein Der
Papaget Ver grune piataoii,421e
Kuckuck-, Hahn und Henne, Goldsische
Backsische, Hinunter und Kompagnie,
Ein Schmetterling, Die Fliege, Die
Grille, Das Heiinchen am Herd, Der
Floh iin Ohr, Der Bazillus, usw. Die
ältesten und tlassischesten Thiere im
dramatischen Isoo sind: Die Vögel,
Die Wespen und Die Frösche ides
«.Ilristovhanes), die beriichtigsten: Der
»Hund des Aubrn Der Polizeihund
Hund Jolo der brasilianische Affe, die
tverthvollsten aus neuerer Heit: Der
lGwissenilwurin und Die Wildente,
idas populärste und lustigste ist: Die
Fledermaus und dag- lärniendste
Chanteclet Nur wenige oramatische
Thiere finden liebevolle Aufnahme und
dauernd gute Pflege; die meisten tver
den alsbald nach ihrem Erscheinen
vom Aritiler Luchsen uiit grimmigen
Bissen überfallen, blutig zerzaust und
gründlich ,,verrissen«.
Die Fahnenträger von Blum-tue
Der Fahnenträger des 24. Regi
inents bei Vionville der Dampsiniih
tenbesitzer Franz Müller in Klein
Reppin, der seit vielen Jahren in der
KunkBuntschuh Straße der Kolonie
Grunewald Berlin wohnt feierte
türzlich seinen 70 Geburtstag Als
Vieeseldtvebel im Füsilier Batailloii
des 24. Jnsanterie Regiments rettete
er bei Vionville. als sämmtliche Offi
ziere todt oder verwundet das
Schlachtfeld deckten, die Fahne, die er
mit zerschossener Band an der Spitze
der lehten 80 Mann in Sicherheit
brachte. Zum Lohn tvard er schon
am nächsten Tage Ossizier und erhielt
alsbald auch das Eiserne Kreuz. Bei
der Gedenlseier von 1895 sandte ihm
das Reginient ein herzliches Tele
stamm.
Ynmousttlchcg
Viel Läm.
»Sie sind schwekhötig und gehen·
doch in die Opet?«
»O. die neuen Opera hör ich ganz
guf!«
Heils-mäß·
»Was ist denn der Hauptgewinn
oon Eurer ,,P f e r de lofterie?«
Lin vietfiyiges Auto.«
Gleiches Recht Für atte·
Dame (aus einem Balle): Jhr An
trag kommt mir so überraschend, Herr
Doktor-, daß ich tvirtlich nicht weiß.
tvaH ich Ihnen antworten soll. Nicht
wahr, Sie neben niir einige Tage Be
denkzeit?
Herr: Sie mir dann aber auch!
« Fotalet Jertltnnk
Anstreicher tsteht mit dem Farbtops
in der Hand aus dem Gerüst, als ihm
aus der gegenübetliegenden Kneipe zu
geprostet wird): ,,Prosit, meine Her
ren . . . brr, da hab’ ich in Gedanken
aus dem Farbtops aetrunken!«
Berlin bei Nacht.
»Du sieh mal, hier heißt ein Lokal
»Die Bonbonniere«!
»Ei sein, da wird man sich viel her
aus«-nehmen können!"
Verblümh
Frau: »Gott ich nun zu dem Ge
sanglehrer hingehem oder soll ich hier
irn Hause Unterricht nehmen?«
Mann: »Das-H ist mir gleich: entwe
der Du gehst . · . oder ich gehe!«
Der Wolttthiitichitsverctn.
»Der Verein Deiner Frau ist ja
kein Wohlthätigkeitg-, sondern ein ge
wöhnlicher Frauenverein?«
»Erlaube mir, kein Wohlthätigkeitsi
verein, wenn ich durch ihn drei sreie
Aliende der Woche gewinne?«
Neues Wort.
»Kennst Du Dottor Hinterk«
»O ja, aber ich rathe Dir ihn nicht
in rusen, wenn Du die Reise machen
« willst. Er ist Antiseebadist.«
t
s Arge tfsrttäitlchttng.
» Gatte: »Gott, die Frau! -- Und die
s l)ab’ ich beim Antiliirin Verein kennen
, gelernt!«
Mitme- Bild
,,Jst der Elephant in der Gefangen
schaft geboren?«
Menageriebesttzert »Nein, am Kongo
stand seine Wiege.«
Die Hauptsache-.
Vanliert »Wie ist das Bild gewor
den«-m
Pl)otoaraph: »Vorziiglich: man er
kennt gleich den Millionär.«
Ein Geschichtskenner.
,.7frit3, nenne mir ·mal einen arofien
Mann, der Dir ans der Weltaeichichte
bekannt ist.«
»Unser Lebrer.«
Inst-rat
Von einem Berliner Gelehrten mer
den kräftige Männer gesucht, um seine
derschiedenen wissenschaftlichen Zwei
————
fel zu »l)eben«.
Im Zweite-L
»Jetzt weiß ich wirklich nicht: ist
mein Franz in Karlsbad oder mein
Karl in Marienbad oder meine Ma
rie in Franzengbad?«
Unter Schülern.
»Alwin, laß dass Biifielnl Floan
lieber ein bischen die herrliche Abend
lust genießen?«
»Ja, ist denn die Lust rein?«
Berechtigte-r Zweite-L
Dichterling tder seine Gedichte als
unbrauchbar zuriickerbölt): »Und da
saat man immer: »Wiedersel)n macht
Freudel«
Entweder oder.
Hochstabler: »Ich muß mir die Mit
tel zu einer Entsettunaslur verschaf
fen. Entweder gehe ich im Sommer
nach Marienbad, oder ich sitze mir das
Fett ab.«
tfin guter Gatte
,,TJleine Frau ist toirtlich zu nett
jede Arbeit sucht sie mir abzunehmen!
Als ich zum Beispiel amTaae nach un
serer Hochzeit Abends vom Bureau
tam ,da hatte sie. ohne daß ich etwas
davon wußte, an sämmtliche Vereine,
deren Mitglied ich bisher war, meine
Austritt-Zerstörung geschrieben . . . Jch
brauchte nur meinen Namen darunter
zu seyen!«
Nun plet.
Zu einem bekannten Maler tommt
die Vorsitzende eines Wohlthätigkeits
vereins und bittet um einen Beitrag
siir die Tombola des demnächst statt
sindenden Festes-.
»Ich habe für den Augenblick aber
nichts Anständiges zu dergeben.«
»O, das macht nichts, verehrter
Meister'«, antwortet die würdige Da
ine, »geben Sie meinetwegen etwas
ilnanständiges, wenn nur Ihr Name
drauf steht·«
--——-q--q
ZdjaIIivIIsIer: III-I Iss IIIII mit
»Hu Ende, jilIkmll SIlnIlchI Zelntlchk --
» Schulden lsIs Mut dic- LMIIIIII um« noch
Tun SIVIIIZ tIIIIII IIIII lIIlfcIIl
T II . ltor : WIIIIO, ein Schuf-, »Eu
wollen doch etwa tciIIc TIIIIIIIIlIcitrI I«.III
I«lII-II IIIId iIIlI crstJII«s3I«II
.- III II II s v i cl : Das soc-Inner,
III-c; eIImI Vorschuß will iIslIl
»Schon Sie-, Hm Tollen dic- Sonne
neigt sich-«
»Im vm Zum-n einstmqu Fnjsktmnl
—- »Gnijdigc«j- Fräulein Mkn cm Buch
über die Mole
- »Nun ja, man ums; Vom von Nie-II
plus-Ists wisse-Il«
Richter: »Sie neben also qu, die zwei
Flasrlxm Wein gestohlen An hoben: Inne
könncn Sie zu Ihrer Entickmldmunn au
führt-»L-«
Tslnqrtlagtessk »New Bau-innen lmu osh
kriegt nach dein Chitin-» Hur kshnisiriciki
Irrl«
l Leid-nun As »No, Kamerad, sollen ja
sehr zärtlicher Elyenmnn sein: Itmn unm
itle daß Sie den ganzen Tag kiifim!«
Lrumaut V.: »Bitte Sir, fimu doch
bei halka Millson Mitme nicht nun-; ich
whmsloø ls!civcnl«