Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 28, 1911)
Nebraska Staats-» Anzetger und J sei-old. JH Ob s 93 ist-du« Hiietei r·(Thii«c ) Hiu miisziikkxiigfizV Jug;dglcck. Jung fein, o Kind, welch reiches Gliiell Dir liegt bie Welt im Sonnenschein; Dein Auge strahlt den Glanz zurück Es strahlt in jedes Herz hinein Dein Irohsinn ift es, glaube mir, Der Dir so schnell die Herzen wirbt; Drum forg’, baß auf den Lippen Dir Das frohe Lächeln nie erftiebt. Drum forge, baß so froh und frei Dein Blick uns ftets entgegenlacht; Was immer Dein Geschick auch fei, Du bift es selbst, die glücklich macht. Zerftöre nie mit rauher Hand Zu Dir den jugendfrohen Sinn ann bleibt bie Welt Dein Zauber lnnd Und Du - Du bift die Fee borinl Zins Bübchen- Tagebuch. Slizze von Friede von Flott well. Mzwwzgiww « « .s·-· k « « ,..me,« machte Frau Pape, als sie heute Morgen in meinen Waan schaute, »heute ist er nun ja aus dem dummen Vierteljahr heraust« Das wurmte mich und ich wandte mich ab. Dann wollte sie noch «tiels« bei mir machen, aber da habe ich fürchterlich angefangen zu brüllen. »Ei, tei, tei, iei," loste sie und drückte mir die Nase breit, »mein Engelchen, mein Zucker cheu, wo bist Du denn?« Na, ich lag in meinem Wagen das lonnte sie doch sehen: ich glaube, Erwachsene ftellen oft recht dumme Fragen. Und Frau Pape ist erwachsen; sie ist unsere Waschfrau, hat einen prä zisen Scheitel, viele Schrumpeln im Gesicht, gemiithliche Augen und einen großen Handlorb Wenn man pfeift, kommt sie angelaufen. und dann ift es jedes Mal Mittags-, Kaffee- oder Abendhrodszeit. Aber das dumme Vierteljahr hat mich verdrossen. Meß hsalb die grossen Leute nur immer vom dummen Vierteljahr reden? Jch wußte doch fchon genau nach acht Ta gen. wann meine Mahlzeiten waren, darin war ich sogar tonangebend. Dann lannte ich nach vierzehn Tagen das blau-weiß geftreifte Kleid meiner Würterin und wußte genan, wann ich bei Miitterchen im Bette lag. Je älter ich werde, desto tlüger werde ich natürlich auch, und heute sehe und hör ich schon alles. Nun manchmal vassirte es mir noch, daß der blanke Griff an der steifen Hängelampe oder die blinkende alte Theelanne meine Augen zu sehr festhalten; da höre ich dann, wie man mich ruft: »Bübchen, Bübchen,« dringt es wie aus weiter Ferne zu mir. Jch wende meinen Kopf zur Seite, ganz wenig; ich will ihn noch weiter drehen. aber das geht nicht, die alte Kanne blinkt mir immer mehr zu und hält meine Augen ganz fest, und ich muß immer und immer hineinblicken, bis man mir die Augen zuhült. Musik hab ich sehr gern. Am lied: l sten höre ich. wenn Müttserchen das Lied vom tleinen Negerbuh singt, der sehr schwarz ist und viele Locken hat. »So lu la lu la lei« singt Mütterchen und dann wiegt sie mich hin und her; und hin und her, das macht mein Bahn - Herz ganz sriihlich, und ich sange an mitzsingenz Manchmal hole ich dann ties Athem, aber dann singe ich plötzlich so laut, daß ich ganz erschreckt innehalte; da lächelt Miitterchen und nickt nnd wiegt wei ter. Den hohen Tönen lausche ich sehr gern, die sind gerade Ivie helle Farben mit dunklen Puntten oder Streifen; die schaue ich ebenfalls so gern an. Aber Vöterchen tann auch singen: »Bit-—iibchen muß ta-—anzen, eins zwei, drei vier! Eins, zwei, drei« und dann geht es rüstig vorwärts im Poltaschritt am Schrant vorbei, am Sopha entlang, beinahe gegen den Osenschirtn, so daß mir bimmelangst wird.. Jch glaube, Väter haben es im mer eilig und sind sehr selten sanft: ein Bahn in· den Wagen legen, nen: nen sie »verstauen«, aber das Ver stauen tst mir unsympathisch. Jedoch sehe leicht scheint dies Le ben nicht zu« sein, ich habe schon viele Entttiuschungen gehabt; ob es dem schwarzen Negerbiibchech wohl auch so geth Ost, wenn ich im Bettchen liege und sehr müde bin. meine Nase in das Kissen versteckt habe und 30 Grad Wärme entwickle, entbliittert man mich pliitilich wieder und taucht mich in ein Schwimmbassin von 27 Grad Wärme, was ich absolut nicht leiden tann. Oder ich habe einen großen Appetit aus Milch und lasse mir dies merken, meine Flasche erscheint. Er-Y wartungsvoll sperre ich den Mund aus« ein kräftiger Zug — da — man hat. mir Griihe unter die Milch ge mischt. Empört lasse ich den Sauger sahren, so daß sich sein Inhalt zu-’ nächst aus meiner Nase, dann weiter auf dem Schürzenlatz der Wärterin deponirt, und dann briille ich entsetz lich laut, was ich überhaupt bei allen dergleichen Gelegenheiten thue, da ich es sür zweckentsprechend erachte und meistentheils meinen Willen dadurch erreiche. — Weßhalb es nur so viele Tanten in dieser Welt giebt? Sie sind so voll gepfropft von guten Ratbschliigen, pumpen mich am liebsten bei jeder Ge legenheit voll Kamillenthee oder ma chen einen Leibumschlag. Sie kom men und schauen in meinen Wagen und dann sagen sie: »Ach. wie süß! Gott, wie reizend!« und werten mich aus meinem Schlummer-. Jch sehe mich verschlafen um, aber ich gewahre nur einen großen, großen Kopf, und dann schaue ich hin, immerzu bin bis endlich zwei Augen aus dem Gesicht bervortauchen, aber die sind frede Muttis sind braun. Jch drehe mich1 wieder um, ich bin noch müde und» dann ist mir so traurig zu Muthes daß ich bitterlich weinen muß. Ab und zu besuche ich auch eins Theeiriinzchem aber das ist schlimm. Da werde ich zwischen zarten Spitzen, . Blusen, hängenden Schleifen, bösen Uhrtetten und gar argen Spangen mit scharfen Spitzen herumgereicht; jeden Augenblick denke ich, ich soll-e, so daß ich angstersiillt mit beiden Händen in der Lust beruncsahre. Das sieht nicht anmuthig aus« es nützt auch nichts, aber ich kann mir nicht helfen. Neulich hielt mich auch so eine Taute, und als ich hilfr suchend um mich griff, meinte sie: »ei, seht nur wie er sich freut!" Eine andere meinte, ich sei groß; eine dritte sagte: »Ach, ist der llein!« Nun versuchte ich ihr klar zu machen, daß ich schon sehr viel gewachsen bin und gewiß noch sehr groß werden würde. «haga, hager, haturrrr!« sagte ich. aber da lachte sie und ver stand mich nicht. Man versteht mich überhaupt viel fach nicht, erst gestern weine ich, da ich kalte Füße habe und deßhalb nicht schlafen kann, sofort wird mir ein kalter Leibumschlag gemacht und heute habe ich meine Flasche getrun ken, zehn Strich Milch, das finde ich zu wenig; ich versuche aus meinem Daumen noch etwas herauszusaugem doch der hält dicht. Mein Bettzipfel ist auch noch da, ich wähle meinen Kon suchend in das Kissen, da zer ren mich Annas kräftige Fäuste aus meinem Wagen, ietzt giebt es mehr zu trinken, denk ich erfreut, statt des sen wird mir ganze fünf Minuten der Rücken geklvpft. Trotz der vielen Unannehmlichtei ten, ift es aber doch ganz gemiithlich und interessant in dieser Welt und ich habe schon viel-e Betanntfchaften ge macht. Da ift die helle Gardine an meinem Wagenderdeck, mit der rede ich sehr viel, oft tommt dann ein lleis nes Lüftchen und spielt mit ihr, und dann wintt sie mir zu und wiegt sich ganz leicht hin und her und ich iauchze ihr zu, auch meine Fingerchen und mein weiches Deckbett tenne ich. Aber am liebsten befchäftige ich mich mit der alten biederen Wanduhr, sie hat ein großes helles Zifferblatt und viele wunderliche Schnörkel, ihre Zeiger sind zierlich und ihr Gang ift etnft. Ticl, tacl macht sie ständig, und dabei schaut sie mich an und dann geht das goldene Pendel bedächtig hin und her, und ich sehe die Lichter darin spielen und auf und nieder tanzen. Lange Geschichten erzählt sie mir, und ich lann ihr zuhören und sie anschauen, bis ich ganz müde werde —— --—« Tick, tacl, tiel, tack, die ganze Welt versinlt in tiel, tau; mein Mütterchen—meine Flasche ——- mein Daumen —- alles wird zu titl, tack tick ——- - - tack « « —- — und ich schlafe ein. —---.-O Licht und Schall. Professor ldie Lehre vom Schall behand-elnd): »Wenn ich eine Kanone aus weit-er Ferne auf einen Mann ab feuere, dann wird der Mann zuerst Feuer sehen; dann wird ihm der Kopf abgerissen werden, und wenn er schon anfängt talt zu werden, wird er erst den Knall vernehmen. So sehen Sie, meine Herren, wieweit das Lichtidem Schall vorauseilt!« —--.-« Bosheit Touriftx »Der hübschen Sennerin habe ich eben einen Kuß gegeben!« Reisegefährte »Man sieht's Dir noch an links und keck-ist« cuftschisfe im Kriege. Ueber die Verwendung der Luft sahrzeuge als Kriegsmittel herrscht in weitesten Kreisen außerordent lich große Unsicherheit und Un klarheit. Es ist dies nicht wei ter verwunderlich wenn man bedenkt dnsk in früheren Zeiten der Ballon als Kriegsmittel starkem Mißrauen begeg nec, das erst in den jüngsten Jahren größerer Sympathie gewichen ist. Die Zahl der Offiziere in Deutschland, die eine urnsassende luftsehifferische Aus bildung genossen haben und größere Erfahrung besitzen, ist vorläufig noch sehr gering. Meist befinden sich diese Ossiziere noch in militärischen Stel lungen, sodaß es ihnen selten mög lich ist. in der Tages- oder Fachpresse aufllärende Nuffätze über Lastschiff-— fahrt zu schreiben. Aug begreiflichen Gründen besteht ferner bei der Jnspektivn der Verkehrs truppen die Vorschrift, daß alle Ver üsfentlichunaen der Ossiziere zuvor die Genehmigung der vorgesetzten Dienst stellen erhalten müssen, während ins übrigen die Offiziere gemäß der Allers hiichsten Kabinettsorder jederzeit publi ziftischthätigseinkönnem wenn sie ih ren vollenNamen u. ihre Dienstleistung bei den Veröffentlichungen bekannt ge ben. Weichk ein Ofsizier von diesen Vorschriften ab, so verliert seine Ber Zisfentlichung natürlich erheblich nn Werth, weil niemand zu beurtheilen vermag, ob der Verfasser thatsiichlich über die nöthigenErfahrungen verfügt. Es wird augenblicklich sehr viel über Luftschifsahrt geschrieben, aber nur Weniges beruht auf eingehender Sach kenntnis-. Deshalb werden viele völ lia verkehrte Ansichten in weite Kreise getragen. Der erste Punkt. init dent man sich beschäftigen muß, ist die Verwendung ker Luftsahrzeuge fiir die Erfindung. Lustschifse werden nur in den wenig sten Fällen als Verlehromittel benutzt: in der Hauptsache bleibt deshalb der Truppe die Aufklärung vorbehalten. Ueber die Möglichkeit, aus einem Bal lon oder aus einer Flugniaschine zu be-« obachten, sind sehr irresiihrendc Nach-« richten verbreitet. Es scheint sehr ein leuchtend zu sein, wenn behauptet wird, aus einein sehr schnell fliegenden Fahr- » zeng Iönnte man nicht genügend erken- » nen, denn das Sehen wäre nicht die» Hauptsache sondern das Erkennen.l Dies ist zwar richtig, aber die so verv breitete Behauptung ist doch falsch. Die Geschtvindigleiten. die man in einem Lustsahrzeug bisher erreicht hat, lietrugen bei einer Flugmaschine 85 Meilen-Stunden, bei einein sreisliegen den Ballon schon 125 Meilen-Stint den. tVersasser erzielte gelegentlich ei ner Vallonsabrt von Berlin nach Bres lun eine Geschwindigteit von 100 Mei len-Stunden.s Wenn sich ein Luft fahrzeug in einer genügenden Höhe iiber dem Erdboden befindet --— es rei chen 15ttst--s20tt« Fuß aus —-. so ha: man Zeit genug, eingehende Beobacd tungen anzustellen und anszuzeichnetn Das ist das Ergebniß derPrariH, und es liegen genügend Erfahrungen vor. da Geschioindigleiten von 50 bis ti« Meilen in der Stunde nicht selten sind. Ganz unerllärlich ift es, daß eine Nachricht weite Verbreitung gefunden hat, die unbedingt in das Reich der Fa bel zu verioeisen ist: der Beobachter, der während der Kaisermanöver aus dem Militiirlusischiff heraus die feind liche Stellung zu erkunden hatte, hab-: eine Scheinftellung fiir die Hauptstel lnng angesehen und durch seine Mel dung den Oherbesehlghaber irregeführt Diese interessante Nachricht hat natur lich weitgehende Verbreitung im Ja u. Ausland gefunden. thatsiichlich aber ist sie nicht zutreffend Ein Beobach ter meldet lzunächst immer nur das lvag er sieht; macht er eine Folgerung so hat er diese als solche deutlich zu be zeichnen. Wenn man die Stellung der Lastschiffe im Kaisermanöver ge nau versolgi, so wird es klar, daf; der Ltiftschiffer überhaupt die Ansicht, er habe die Hauptstellung gesehen, nicht hat äußern lönnen. Das hätte er nur s dann- gekonnt, wenn er die ganze seindliche Stellung zu überblicken ver-! mocht « hätte. ’ Dem Flugzeug glaubte man denl Vorwurf machen zu müssen, dasz es zu schnell fahre. Die Erfahrungen. tie man im Balan gewonnen hat, lann man aber ohne weiteres auf die Flugmaschine übertragen, wenn es auch der Beobachter nicht ganz so be quem hat, wie im Lastschiff Verfasser hat speziell bei seinen Flügen auf die sen Punkt seine Aufmerksamkeit ge richtet. Niemand verwehrt übrigens einemFlugzeugführer. schwieriges, sehr bewachsenes Gelände mehrfach zu um« kreifen, um möglichst genauen Einblick nehmen zu können. Kreisen ist ferner k— schon deswegen sehr zweckmäßig da rnit man die einzelnenGeländetheile in the verschiedensten Beleuchtung sieht, denn bekannterrnasien ist beispielsweise die Sicht gegen die Sonne weit lschlechter als mit der Sonne. Kürzlich ihieß es, eine Flugmaschine sei einem I Jnfanteriefeuer gegenüber weit macht jloser als das Luftschiff und nament Ilich als das Zellenlustschiff. Das ist Hauch nicht ganz richtig. Wenn ein sLentballon in Jnfanteriefener gerätl), lso ist er wohl in den meisten Fällen Hoerloren, da er ein zu großes Ziel bie !tet, nnd tauin anzunehmen ist. daß Enur eine einzelne Zelle getroffen wür » de. Wenn aber mehrere Zellen verletzt Hnerden, so muß er bald infolge des starken Gasverlustes sinken. Zellenluftschisfe sind aber biHlang nur die Zeppelin-Lustschiffe, wähend dieKammereintheilung beim Ballonet luftschiff hauptsächlich einen anderen Zweck hat als den, durch die Zelleneini theilung das Herabschieszen schwieriger zu machen. Ein schnell dahinsahrens des Flugzeug, das ein außerordentlich kleines Ziel bietet, mit Jnfanteriefeuer iu treffen, dürfte erheblich aussichtslo ser sein. Hierbei muß erwähnt wer den« baß kleine Löcher beim Lenkballon nur ein langsames Aus-strömen des -Gafes zur Folge haben, so daß unter Umständen die Aufgabe des Beobach ters noch erfüllt und durch Funken spruch das Gesehene iveitergegeben sein kann, ehe das Fahrzeug gesunken ist. ilnrichtig ist aber die Ansicht, kleine Löcher würden durch den Stoff von selbst geschlossen; gerade dasGegentheil ist der Fall. Die Pralluftschiffe müs sen im Jnnern stets einen gewissen lieberdruck besitzen, so daß hierdurch die Löcher direkt offen gehalten werden nnd das Gas- herausgepreszt wird. Wie sich der Kampf zwischen Beni ballon und Flugmaschine mal gestal. ten wird, kann man noch gar nicht sa gen. Die Fachleute sind jedoch in über ..n«-iegender Mehrzahl der Ansicht, daß das Flugzeug in den meisten Fällen imsortheil sein wird. Wenn gelegent El Tqu Luftschifs mit vollerKrast und ««.: er Benutzung günstigen Windes dem Flugzeug zu entfliehen vermag, so wäre ja damit der Zweck des Verfol gers erfiillt, nämlich, das feindliche Lastschiff am Erlunden zu hindern. Uebrigens ist ein Flugzeug, das al Drachenflieger konstruiert ist, wie all bisher irgendwie erfolgreichen Fahr zeuge, nicht, wie mehrfach angegeben wird, auf die Mitwirtung von Gegen wind angewiesen, wenn man unter »Wind« das bezeichnet, wag man im gewöhnlichen Leben darunter versteht. Ein Flugzeug kann mit dem Wind oder gegen den Wind aufsahren. Mit dem Winde fliegend hat es- natürlich eine größere Geschwindigkeit, als ge gen den Wind. Wenn das Flugzeug aber mit dem Winde fährt, so muß es natürlich unter allen Umständen eine größere Geschwindigkeit besitzen als der Wind, weil es sich sonst nicht die nöthige Lustverdichtung nnter den Tragflächen schaffen könnte, die es ha ken muß, um in der Luft gehalten zu werden. Ueber die Befchießung von Luftsanf fen hat man bereit-Z größere Erfahrun gen gewonnen. Auf Schießplätzen ist es wegen deg beschränkten Platzes na türlich fast ausgeschlossen, freifliegendc Ballons oder Lentballong zu marlie ren. Man hat deshalb derartige Uebungen an die Rüste verlegt, wo man einen Freiballon über Wasser ohne wei teres fliegen und beschießen lassen tann. Ebenso hat man einen Lenlballon der art dadurch martiert, das-, man Bal lons an langen Drahtseilen durch schnell fahrende Schiffe hin und her schleppte. lsingehende Versuche haben beispielsweise in England, Arnerita, Frankreich und Italien stattgefunden. Das Resultat ist, wie es nicht anders erwartet werden konnte, ausgezeichnet gewesen« wenn man Ballouabwehrges schiitze oder andere Kanonen, die schnell bedient werden konnten, zur Peschie ßung verwendet hat. Wenn freilies gende Ballons oder Luftschiffe sich nur eine Vik Leistunde im Schußbereich be finden, dann sind sie rettungslos ver-« loren. Einige Uebung wird natürlich zur Beschieszung dieser Luftsahrzeuge ebenso nöthig sein, wie zurBeschießung von Fesselballonen. Die Engländer haben bei ihren Versuchen zur Beschie: sama von Flitgcnaschinen Fesseldrachen verwendet, denen sie die ungefährc Form einer Flugmaschine gaben. Diese Fesseldrachen wurden durch Torpedoboote hin und her geschleppt und alsdann mit Ballonabwehrges schüden beschossen. «Das Ergebnisz ist Hgleich Null gewesen, und es gelang ih inen in den seltensten Fällen« Treffer gegen die Flugzeuge zu erzielen. Hier nach erscheint es sicher, das-, irn Kriege die Flugmasehinen ungehindert ihre Aufgaben zu ersiillen vermögen. Wann tvird man überhaupt erkennen können, ob man eigene Fahrzeuge oder feindliche vor sich hat's Darf man sinn, los aus jedes herbeisliegende Flugzeug zu schießen beginnen? Aber auch das Lustschisf wird viel sicherer sein« als man allgemein an nimmt. Wenn sich der Ballon iiber den seinolichen Reihen erst befindet, also bei Nacht ausgesahren ist, dann wird es aus naheliegenden Gründen fast unmöglich sein, es zu beschießen. Ferner kommt es namentlich in unseren Breiten häufig vor, daß Wollen in den fiir das Lastschiff erreichbaren Höhen ziehen, sodaß derLentballon nur in die Walten einzutauchen braucht, um dann später an einer anderen Stelle überra sehend wieder bervorzuiominen. Es wird dann außerordentlich schwierig sein, ihm mit Feuer beizukommen Die Verwendung von Lustsahrzeugen aller Art dürfte in einem der nächsten Kriege wohl ergiebig sein, und es ist äußerst wichtig, das; sich die Heere schon im Frieden möglichst eingehend mit diesem Kriegsmittel beschäftigen. Hauptmann a. D. Hildebrandt. Kochkunst früherer Zeit. Wir können uns angesichts derQua lität und Mannigfaltigkeit unserer Gerichte gar keinen richtigen Begriff davon machen, wie eintönig die Ernäh rung des Menschen in grauer Urzeit war· Plinius und Strabo erzählen, dier unsere germanischenVorfahren sich hauptsächlich von Holzäpfeln genährt haben; andere Völker ver-tilgten Wur zeln und Gräser. Endlich aber began nen die Menschen die Thiere ihrer Herden zu verzehren. Als Homer zu singen begann, aßen die Helden schon Rinden und Lammbraten. Die Griechen huldigten wohl im all gemeinen einer einfachen Lebensweise, insbesondere die Sparkaner fanden lange an ihrer schwarzen Suppe Ge niige. Doch die großartige lleppigkeit der asiatischen Länder hielt auch in Griechenland ihren siegreichen Einzug und nach den Perserkriegen breitete sich verschwenderischer Luxus aus; die Ta selfreuden wurden reicher und man nigfachen hauptsächlich in Athen herrschte bald Wohlleben, und die vor nehmen Athener wurden Feinschmekg ter. Außer dein Fleische von Rindern, Schafe-L Schweinen und Ziegen aßen die Griechen Wild, Tische und Geflü gel. Von letzterem waren besonders Hühner beliebt, deren Zucht uralt ist. Täglich wurden neue Gerichte in Athen erfunden. Auch süßes Bartwerk genossen die griechischen Feinschinecter, z-! dessen Herstellung der köstliche Ho nig des blüthenreichen Hymettus ver wendet wurde. Kein Volt hat ec- aber auch so gut l usic die Griechen verstanden, den Ma terialiötnug zu durchgeistigen, die Tischunterhaltung wahrhaft künstle risch zu pflegen und auszubilden An inuth, attischer Witz undGeist schwan gen das Zepter, die Prächtig dekorier: ten Speisesäle mußten von Wohlgerii chen dusten, die Tische prangten im Schmucke goldener und silberner Ge fäße, die Gäste wurden mit kostbaren Salben gesalbt, Init Blumen bekränzt. Außer den geistvollen Tischgesprächen dienten Musik, Gesang, Tanz und Vaniomime zur Unterhaltung der Gäste Bei diesen Symposcen wirkte die seinste Lust aus alle Sinne. Die Römer verdankten alle Kultur den Griechen. auch die Kenntniß der trefflich mundenden Gerichte. Selbst die ersten Anfänge kultivierter Nah rung, z. B. das Brot, erhielten sie von dort. Bald aber erhielt in Rom die Feinschmerterei Sitz und Stimme, die klochkunst nahm einen großen Aus schwung und der Honig zu Tafelge niissen riß so ein, daß Gesetze zur Be: schränlung der Schmauserei nöthig wurden, die aber wenig Beachtung fanden. Die Verschwendung eines Lu cullug ist sprichwörtlieh geworden, die flwaritische Ueppigkeii seiner Gast mähler, die Tausende kosteten. Auch den Kirschbaum brachte er aus Asien nach Rom und ließ ihn dort anpslan zeu. Zu einem seinen Gastmahle ge hörten damals Psaueu aus Samos, von denen besonders Zunge und Hirn als Leckerbissen galten: Hühner aug Phrhgien, Kraniche aug Melog, Ziel lein aus Alolien, Austern und Spar ael von Tarent, Muscheln von Chios, Schildkröten aus Trapezunt, Datteln aus Aegypten, Feigen aus Karthago; einheimische Produkte hattest keinen großen Werth. Besonders geschätzt was ren Muscheln, Vögel und Fische. Un ter den letzteren waren Steinbutten und Muränen in erster Reihe beliebt. Schöne Steinbutten wurden mit schwerem Gelde bezahlt, so daß sich schon der strenge Cato veranlaßt sah zu sagen: ,,Wehe der Stadt, too ein Fisch mehr werth ist als ein Rind.« Muränen wurden von den luxuriösen Römern in eigenen Teichen gehalten und bisweilen mit Stlavenfleisch ge füttert. Auch die rotheMeerbarbe wur de um sabelhafte Preise gekauft, man ergötzte sich besonders an dem Schau spiel des Farbenwechsels, das der ster bende Fisch zeigt. Aus Makrelen wur de eine treffliche Fischsuppe bereitet, die man Garum nannte. Die üppigen Gastmähler nahmen während der Kaiserzeit immer mehr zu. Schon unter Augustus und Tibe rius gab es förmliche Schulen und Lehrer der Kochkunst, an deren Spitze Apicinus stand, der Verfasser eines Werkes, das allen späteren Koch biichern zum Muster gedient hat. Aber die römische Küche gerieth end lich, hauptsächlich durch das Uebermaß der verschiedensten Wijrzen, in Ver fall, mit dem Reiche ging auch die Kochtunst unter. Noch heute aber im ponieren uns die Vorkehrungen, die die Römer getroffen hatten, um Küche und Keller mit allen Leckerbissen der Erde zu versorgen. Viel später erst er stand die Kochkunst zu gleicher Blüthe wieder in Frankreich, von wo sie ihren Weg durch die Welt antrat. Schon ant Hofe der Valois wurde trefflich ge kocht. In Frankreich haben viele be deutende Männer die Kochlunst als Kenner und Theoretiker gefördert. Ei ner der berühmtesten französischen Gourmets war Grimod de la Reh ni·«-re. der sein gastronomisches Wissen in den achtJahrgängen seines Werkes Lllnianach der Feinschmecker der Nach irezt überliefert hat. Auch der Mar quis von Cossy zeichnete sich durch ku inarischeKenntnisse aus und sein gan es großes Vermögen schmolz in der Riiche seines Hauses. Besonders be riihmt auf dem Gebiete der Gastrono mie ist sein Freund Brillat-Savorin, der die Physiologie des Geschmackes Verfaßte. Die feine Küche der Deutschen hat sich die Franzosen zum Muster genom men. Ehedem wurde im Deutschen Reiche einfach gekocht. Wenn es bei Jagden, Hochzeiten und anderen Fest lichteiten Gäste im Schlosse gab, wur de wohl eine unglaubliche Menge sü ßes Gebäet und Fleisch vorbereitet, Geflügel geschlachtet und mit dem er legten Wild auch vertilgt, mancher Braten wurde aufgetragen, der nicht mehr auf unseren Tisch kommt, z. B. Elchwild, Fischreiher, Kranich und Schwan. Für gewöhnlich aber wurde tue einmal wöchentlich im Hause nicht nur geschlachtet, sondern auch gekocht. Man räucherte das Fleisch und salzte eS ein, um es frisch zu erhalten. Die oft so poetisch geschilderten Herde be fanden sich in einem äußerst rohen Zu stand, man kochte und briet, das letz tere am Spieß, alles am offenenFeuer. Besondere Flächen gab es anfangs nicht, die Halle im Erdgeschoß war in den ersten Zeiten des Ritietthums Wohngemach, Speisesaal und Küche zugleich. Als die städtische Kultur durch den Handel und Wandel auf blühte, hielt sie auch in die wappenge schmückten Burgen der Ritter Einzug, und es begann iiberall ein behagliches Leben, auch auf die Herstellung der Speisen wurde mehr Sorgfalt und Zeit verwendet. Hur Heu nei- Sonuenlonigg Iano die sranzösische Kiiche zuerst an den deutschen Hösen, die mit Vorliebe alle französischen Sitten undBräuche nach ahmten, Ausnahme. Auf den Burgen des begüterten Adels wurde bald nach dem Muster der Hofkiichen gekocht, und vom hohen Schloß herab wanderte die sccchlunst auch in das Heim des- rei chen Bürgers, aus dem in frühererZeit mancherlei Dinge, die zu deg Lebens Bequemlichkeit dienen, in die Ritter buraen gekommen waren. Heutzutaae wird der siochkunst auch vom Standpunkt der Hnaiene und Diätetit meit größere Sorgfalt gewid met, als dies in früheren Zeiten der Fall war, und dank den vielen Pral tischen Errungenschaften der Chemie darf die Kochkunst rich nicht nur Kunst nennen, sondern sie kann den Anspruch erheben, als Wissenschaft zu gelten. Maria Salzmann. . Luxus-. »Ist es wahr, daßProfessor Duckina zehn Sprachen spricht?« »Ja! Aber wag nützt ihm das? Seine Frau läßt ihn ja nicht zum Wort tommeu!« Ein tüchtiqer Mann. Händler, auf der Landstraße einem Herrn begegnend: »Nu, wollen Sie mer abtausen Taschenmesser, Polte monnaie, Knöpse —«1v Herr-: «Dante, ich brauche nichts. Sagen Sie mal, die Gegend soll hier ziemlich unsicher sein?« Händlerx »Vielleicht ’ne Sicher heitsnadel gefällig?«