Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 28, 1911, Zweiter Theil, Image 13

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    Die Hiti-cena.
söne Geschichte aus dem rheinischen
CarnevaL Von h e d w i g
S t e p h a n.
Sie war in der ganzen Stadt,
wenigstens bei allen denen, die »et
wai mitmachten", unter diesem Na
men bekannt. und hatte man sie den
Sommer über vergessen, dann würde
doch sicher bei Wintersansang wenn
die Carnavalsgesellschasten ihre erste
»Damensiyung« abhielten, wieder an
sie erinnert. Denn jedesmal saß sie
im »Neinoldshos«, in der «Funken
burg' oder im »Kaisergarten'«, wo
eben gerade was los war. hinter ih
rein Tisch mit den griinen Ranun
vorhiingen und verkaufte Schellen
lappen, ganz kleine bunte Atlas
qlinder. echte Papierpanamas und
thiihen mit schönen Jnschristen, wie
jZeppelim der lleine Lustikus'·,
"..Noch zu haben'«, oder »Nich knut
. « scheus
Man merkte Lenas blassem Ge
sicht, das immer ein wenig müde
unter dem rothblonden Wuschelhaar
hervorsah, wirklich kaum mehr an,
daß es einmal srisch und rosig und
wunderhiibsch gewesen war. Und doch
hatten in ihrer Jugend die »Jungs«
gesagt, daß sie en janz lecker Mädchen
wäre, und sogar —
Ja, es gab Lena noch immer einen
Ruck, wenn der Herr Stadtrath
Kemper daherkain, der so schwer an
seiner Wiirde und Wichtigkeit trug,
und der ihr regelmäßig in jedem
Jahre einen rothen Fez mit Troddel
abkauste.
Wenn der wüßte, dasz sein Ein
ziger mal ganz nahe daran gewesen
war, ihm eine kleine Schuhmachers
tochter aus der Kohlmarltsgasse als
Braut ins Haus zu bringen!
Aber er hatte es sich dann noch
zu guter Letzt noch anders überlegt.
der slotte Hubert, hatte die Stadt
verlassen und die Liebste auch und·
mußte wohl nur selten und aus
kurze Zeit heimgekommen sein, denn
die Lena war ihm nie wieder be
gegnet.
Gott« das war nun schon so lange
her, in die achtzehn Jahre sast, und
die futcktena hätt’s vielleicht schon
verge en, wenn nicht eben der weiß
biirtige Herr Stadtrath immer den
rothen Fez bei ihr getauft hätte.
Heute war das grosze Kostiimsest
im «Kasinv«, und Lena sasz hinter
ihrem Tisch, unter dem noch ein
mächtiger Waschlorb mit Reserven
stand, falls der Vorrath an Kopf
bedeckungem Psauensedern, Pritschen
und «Triiten« obenaus nicht reichen
sollte.
Sie te ein dickes wollenes Tuch
um di Schultern gelegt, denn"hier
bei den beschränlten Räumlichkeiten
in dem alten Kasten, wie sie sich
innerlich sehr resvettvoll ausdrückte.
musite sie beinahe auf der Treppe
sitzen, und von der offenen Garbe
robenthiir her zog es ganz erbärm
lich. Sie wollte eben hingehen, um
sie zu schließen, als lebhaftes Stint
mendurcheinander sie unwillkürlich
aushvrchen ließ.
»Nein, was siir eine teizende
Ueberraschung, Herr Stadtrach lind
Sie hatten wirklich teine Ahnuna?«
»Nicht die mindeste, Frau Direk
tor! Gerade ins Mittagessen tam
uns das Pärchen ja hereingeschneit!«
»Was, zehn Jahre soll das schon
her sein, daß Sie zum letzten Male
hier waren? Na, da haben Sie wohl
Augen gemacht, nicht wahr? Unsere
Stadt hat sich geradezu erstaunlich
entwickelt«
»Und gerade heute zum Kostiimg
sest - das finde ich ganz besonders
nett! Die Frau Gemahlin hat ge
wiß so einen echt rheinischen Karneval
noch gar nicht tennen gelernt!«
Jeht hatte sich die Gesellschaft end
lich durch die etwas enge Garbe
robenthiir geschoben und tam auf
den Tisch zu.
Lena überlies es siedendheisz -- · -
wirklich, der Große mit dem spär
lichen braunen Scheitel, das war
hubert Kemverl
Ganz tief senlte sie den Kopf
sie wollte durchaus nicht wiederer
tannt werden. Aber ihre Bemühungen
waren total übersliissig Herr Rem
pen junior beachtete das untergeord
nete Wesen gar nicht, das da mit so
merkwürdig zitternden händen in
dein bunten Kram herumwühlte.
»Na, dann will ich mich auch wie
der mit meiner tiirtischen Behaup
tung schmücken geben Sie mal
so einen Fezen her, Fräulein!« sagte
der alte Stadtrath jovial.
Ohne auszublicten reichte Lene ihm
das Gewünschte hin und brachte nur
leise und stotternd eine Antwort hers
aus, als hubert Kemper sie nach dem
Preis eines blau-weiß gestreisten Mi
niatureylinders fragte
»Mein Gott, Dudert willst Du
Dich wirllich auch an diesem al
bernen Mutnmenschanz betheiligen?«
hörte sie da eine weibliche Stimme
aediitnpst, aber doch mit sehr scharfer
Betonung fragen-.
Jekt mußte sie aussehen, und
wenns ihr das Leben losten sollte.
Also das war seine Frau!
Lang und mager, tithl und hochs
mttthig stand ste neben ihm; ihr Ge
sicht war beinahe häßlich, aber von
dein wundervollen, perlenbestickten
Sammtlletde, das sie trug, lonnte
Lena die staunenden Augen gar nicht
act-enden
»Der «alberne Mummenschanz« ist’
ein lieber heimathlicher Brauch, Alber
ttne und außerdem ist irgend ein
larnevalistisches Abzeichen erforderlich,
wenn man nicht im Koftijm er-.
scheint«, erwiderte hubert ruhig und
legte das Geld für den Cnlinder auf»
den Tisch.
Die elegante Frau zuckte die Achseln
mit einer so verächtlichen Bewegung,
das; Hubert das Blut ins Gesicht
schob- »
Er preßte indeß ivortlos die Livi;
pen zusammen, reichte seiner Gattin
den Arm und folgte der bereits vor
fufkiegangenen Gesellschaft in denFests
aa . - s
Ganz verwirrt und erregt blieb
Lena zurück
Es passirie ihr. dass sie statt einer
Münsterliinder Haube einen Tiroler
hut verabfolgte. und sie achtete kaum
daraus, daß das Geschäft sich heute»
ganz besonders flott entwickelte. So
flott, das der Grund des Reserve
wafchlorbs demnächst erreicht war,
und sie hätte nach haus gehen tön
nen; aber heut war sie lein bischen
müde, wie doch sonst immer.
Und als lurz nach Mitternacht die
Garderodenfrau mit verschlafenenn
Gesicht zu ihr lam und sie bat, doch
eine lleine halbe Stunde ihre Stelles
einzunehmen, sie Iniisse jetzt durchaus
mal ein Nickerchen machen, da freute
sie sich beinahe, daß sie noch einen
Grund lsum Bleiben hatte.
Sie setzte sich in das Vorzimmer,»
das man heute mit zur Damengardes ;
robe benutzt hatte, hinter einen der.
miintelheladenen Ständer. öffnete be
hutsam die Thür zum Wintergarten
und lauschte mit rathen Wangen auf
die Tanzmusil und den vergnüglichen
Festliirm, der durch das rasende
lriinzte Portal des Ballsaals ge
diimpft zu ihr herüberllaiig. »
Ab und zu wagte sich wohl auch
ein Pärchen unter die tiimmerlichen,
bestaubten Palmen, sagte: »Hu, ifi»
das ialtl" und verschwand schleunigftf
wieder. Aber weiter war auch durch
aus nichts Jnterefsantes zu sehen oder !
zu hören, und Lena wurden schließlich s
doch die Augenlider schwer, als sie sichs
plötzlich mit einem Ruck wieder völlig
ermunterte.
Das war ja Hubert Kempen der;
da eben, ziemlich laut und anschei-;
nend erregt, sagte: !
»Es ist unverantwortlich, wie Du;
Dich benimmst, Alberkine!'«
»O bitte, beruhige Dich, Hubert!«
kam es liihl zurück. »Ich kann es
schon verantworten. Vor Dir sowohl
wie vor diesen diesen »Honoratio
ren« d.a drin, diesen braven Spieß
bürgern, die nicht einmal eine Ahnung
davon haben, wie komisch sie wirken
mit ihrer Gespreiztheit und ihren
rückständigen Ansichten!«
Man hörte es Huberts Stimme an,
dasz er sich gewaltsam zur Ruhe
zwang, als er ietzt erwiderte:
»Man kann darüber verschiedener
Meinung sein, aber ich verzichte gern
aus eine weitere,«.!1ngeinanderseyung.
Nur, daß diese braven Spießbiirger
meine nächsten Verwandten, liebe,
werkhaeschätzte alte Freunde von mir
sind, das scheinst Du ganz nnd gar
zu vergessen!«
»Nicht im mindesten. Hadern Wie
könnte ich das auchs Du erinnerst
mich doch wirklich zur Genüge an
Deine Zugehörigkeit zu diesen Phi
listerkreis»en.«
,,Albertine!!«
»Nun?"
Vllberkine klavpte mit hörbarenr
Ruck ihren Fächer zu. »Ich konsta
tire doch nur Thatsachen. Oder willst
Du es vielleicht leugnen, daß Du
Dich hier ganz augnehmend wohl
fühlst? Und, lieber Gott, ich habe ja
nichts dagegen nur von mir mußt
Du nicht verlangen, daß ich das
gleiche thue. Jch habe Dich hierher
begleitete, habe meinen Nerven das
Aeußerste zugemuthet zu weite:
rem bin ich nicht verpflichtet. Mir
sehlt eben wohl das Verständnisi für
Eure berühmte »rheinischeGen1iith
lichkeit!"
,,JC, Uttv oafuk trioei nicyt
lein!« rief Oubert mit kaum be:
herrschter Heftigteit. »Du weißt ja
auch gar nicht, wag das heißt, wenn
man Sehnsucht hat nach der Hei
math, Du kannst ja gar nicht de
greifen. wie einein zumuthe ist, wenn
man die engen Gäßchen wiedersieht
und den alten grauen Kasten, wo
man die Schulbank gedriickt hat, nnd
alle die Orte, an denen man einmal
jung und fröhlich war Du «
Er brach kurz ad, als wollte er
ein bitteres Wort, das ihm auf der
Zunge schwebte, unterdrücken
Albertine lachte spöttisch anf
»Himmel. wie sentimentnlt Ich
würde mich wirklich nicht wundern,
wenn Du hier noch eine roman
tiiche Jugendliede entdecktest! Aber
ich meine, wir haben uns nun genü
gend ausgesprochen - ich wenigstens
eriehne keine Fortsesung Deiner
Liebenswiirdigteiten und möchte nach
Hauc« "
Lena hatte gerade noch Zeit, sich
in die hinterite Ecke des kleinen Zim
rners zu flüchten, als auch schon die
Seldenichleppe der gnädigen Frau
raichelnd über die Dielen iegtr.
uFräulein bitte!«
Und als Lena zögernd zum Vor
schein kam, winkte sie ungeduldig mit
der band.
»Den hellvlauen Mantel mit Her
melin, Fräulein aber erst die
Galoschen, bitte.«
Wie unter einem Zwang kniete
Lena nieder und streifte die pelz
besetzten Halbstiefel über den schma
len, aristotratifchen Fuß.
Und als sie sich erhob, begegneten
ihre Augen einem anderen Augen
paar, das in ungläubigem Staunen.
fragend erst, dann erkennend, auf
ihr ruhte.
»Ein hellblauer Mantel, Fräulein
- ich glaube, ich sagte es bereits
einmal! Da hier ist er ja schon
- so, dante möchtest Du
nicht jetzt auch Deine Sachen neh
men, Hubert? Oder beabsichtigst Du,
mit dem Cylinder nach Haus zu
gehen, den Du fo trampfhaft in der
Hand hältst?"
Hubert fuhr auf wie ans einem
Traum.
Er wars noch einen langen Blick
auf die blonde Lenkt« stellte mecha
nisch den tleinen Seidenhut auf das
Tischchen unter dem Spiegel und
reichte seiner Frau den Arm.
i
Die Hut-Lenkt ist jetzt eine richtige
alte Jungfer geworden.
»Schrullen bat sie auch!" sagen
die Leute.
Denn mitten auf der Kommode
in ihrem Stäbchen steht unter einem
Glassturz ein tleiner blau und weiß
aestreifter Chlinder, nnd wenn man
sie mit dem ,.tbeuren Andenken« neckt,
tann sie ordentlich böse werden.
Jch hab’ mir früher manchmal ge
dacht, daß es doch arg ungerecht zu
geht ans der Welt, und daß unsereins
bloß dazu da ist, um zuzugncken, wiss
andere Leute gut haben.
Aber wenn ich jetzt den Hut an
seb’, dann mein ich immer, so
schlimm wiir’s gar nicht damit. Je
der lriegt’s meistens fo, wie er’5 ver
dient hat, nnd manch einer möcht’
sicher nnd gewiß seinen seinen Cy:
linder nnd was sonst noch eso daran
hernmtliingelt, gerne los sein, wenn
er man dafür en einfache silappmiih
tragen dürft’!«
Und dann streicht sie mit der Hand
sacht über den bunten verblichenen
Atlas und nielt nachdenklich vor sich
hin
,.Ja. es steht eben fest, daß sie »en
bißchen jeck« ist, die Hut-Bena.
Körper-use Fehler ils Ine
lhöfsiks
Es giebt eine Reihe von Moden,
die nur aus dem Wunsche entstanden,
irgend einen körperlichen Fehler ein
Gebrechen zu verbergen und die sich
dann so lange erhielten, bit- man ihren
merkwürdigen Ursprung schließlich
ganz vergaß. Die Töchter des Königs
Ludwig IX von Frankreich hatten
tungetvöhnlich große Füße, deshalb er
fanden sie, so sagt man, das Schlepp
lleid. Die Gemahlin des Königs
Philipp tll. war von der ungiitigen
tMutter Natur mit einem Halse be
dacht tvorden,"der, ioie ein ungalanter
Höfling sagte, einen Storch hätte be
schämen können sie brachte die ho
hen Halstrauseu in Gebrauch. Von
einem Könige von England, der an
Fußverdiclung litt, rührten, so erzählt
man, die breiten, im Mittelalter ge
bränchlichen Schuhe her, und Ludivig
Xlx·. von Frankreich soll die riesigen
Allongeperiicken nur deshalb zum
Modegesetz an seinem Hofe erhoben
haben, tveil sein Nacken mit sehr häß
lichen Geschtvulsten bedeckt war. Die
heute noch bei unseren Frauen beliebte
Mode, ihr Haupt mit einem Kettchen
loder einem Bande von dem ein Edel
steiu bis aus die Mitte der Stirn her
absiillt, zu schmücken, ist aus die schöne
Feronniere, die Geliebte des Königs
Franz l. von Frankreich, zurückzufüh
ren: sie soll aus der Stirn eine lleine
Brandtvunde gehabt haben, die sie
störte; einer anderen lleberlieferung
lzufolge sprang der sittsamen Bürgers
srau, als der König ihr mit Liebessan
tragen nahte, vor Empbrung ein
Aederchen an der Stirn und hinter
ließ eine Narbe
Es ist aber nicht einmal nothwen
dig, so weit in der Geschichte zuriicl
zugreisen Man toeiß, das; die Köni
gin Luise von Preußen von ausfallen
der Schönheit war, namentlich ihre
IArme und ihre Schultern erinnerten
an die Statuen des tlassischen Alter
thums Nur ihr Hals war nicht von
Jvollendeter Form, und wenn es auch
l eine Legende ist, daß die Königin einen
zsirops gehabt habe, so war dieser
sMangel doch die Ursache, daß sie sich
niemals ohne Halstuch zeigte. Die
englische Sitte des ,,.s9andshates«, des
Händeschiittelns mit erhabenen tsllbo
gen, stammt von einer englischen
Prinzessm her, die ein schinerzhasteg
Geschwiir in der Achselhöhle hatte,
und ihr Beispiel sand schnell am gan
zen Hose Nachahmer. Fast scheint es,
daß die höflinge in früheren Zeiten
weniger geneigt waren als jetzt, jede
noch so unschöne und unvernünstige
Mode ihrer Fürsten mitzumachen
Den-n als Philipp der Gute von Burs
gund 1461 erkrankte und die Aerzte
verordneten, der Kops müßte ihm kahl
geschoren werden, besahl er, daß alle
Edelleute seines Reiches sich derselben
Prozedur unterwürsen· Und da die
meisten den Gehorsam verweigerten,
ließ er jeden Widerspenstigen ausknei
sen und gewaltsam mit dem Scheer
messer benedeiten . . .
W
Wie es seltenKomplimente gibt ohne
Lügen. lv finden lich auch selten Grob
heiten ohne alle Wahrheit.
- -WM---.--.
Greise he eine-e Raserei-Mase
ue Konsums-seh
Aus Konstantinopel wird folgendes
Geschichtchen erzählt: Dem Orientrei
senden ist bekannt, dast alle Schiffe,
Trambahn- und Eisenbahnwagen be
sondere Damenabtheile, aus türkisch
«Harem", besitzen, zu denen Männern
der Zutritt strengstens untersagt ist.
Führt da kürzlich ein Trambahntva
gen nach Dolmabagtschex im »Harm« ·
sitzen zwei Ossiziere die da keine Da- i
men im Wagen waren, dort Platz ge
nommen hatten. An einer Haltestelle
steigt noch Jemand in den »Harm« «
ein: ein langer, hochausgeschossener »
Sohn Nubiens mit blendend weißen
Zähnen hinter den schwülstigen Lippen
und einer Handschuh- und Stiefel
numtner, die weit iiber das Normal
maß hinausging. Der Wagen fährt
weiter Die nächste Haltestelle
,,Dur!« (Halt!) ruft der Kutscher
Zwei niedliche Hanüins, die nicht wei
ter durch den nassen Schnee tappen
wollen, steigen aus.
Die beiden Ossiziere machen schleu
nigst Platz. Der braungelbe Nubier
rührt sich nicht. Tbut, als ob er mit
Fug und Recht in den »Harm« hin
eingehöre· Der Schassner mahnt den
Unberveglichen, das Frauenabtheil zu
verlassen. Der aber rührt sich nicht.
Und als ihm der Schassner endlich
vorhält, daß Männer nicht dahinein
gehiiren, sagt er mit aller Seelenrubet
»Ich bin kein Mann«. — »Der Essen
di ist aber doch auch leine Frau, daß
er das Recht hätte, hier zu bleiben«.
entgegnete der Schassner. Woraus der
Nubier behauptet: »Gewiß, ich bin
weder eine Frau, noch bin ich ein
Mann; ich bein ein Amphibiuni.« Die.
Fabrgäste, denen der Streit zwischen
den Beiden Spaß machte, gaben dem
Nubier, in dem man einen Wächter»
aus einem Harent erkannte, Recht. Der
Schasiner fügte sich und meinte nur::
»Der Kontrolleur muß entscheiden, obA
Amphibien berechtigt sind, im
«Harem« zu fahren-« Das »Amphi-»
bium« fuhr also, grinsend über seinen
Sieg, bis zu seiner Bestimmungssta-’»
tion. Und da der Kontrolleur nicht
lam, so ist die wichtige Frage, ob ein«
»Ampbibium« zu den Männern oderl
zu den Frauen gehssrt, heute noch un ,
entschieden
Wie man sesietet essen foll. :
lAnstandsregeln vorn Jahre 1766.)»
Der Predigtamtscandidat C. A
Vincent hat in der Bibliothet dess
lgl· Predigerseminars zu Wittenberg,«
die zum größten Theil aus den Be-;
ständen der alten Wittenberger Uni-«
versitätsbibnother besteht, ein Heft«
ausgestöbert mit dem Titel: »Statuto«
des Chnrsiirstlich-Sächsischen Convic--I
torii aus der Universität Witten-«
berg«. Diese Statuten entstandenl
1766. Daraus, daß solche Bestims;
mungen über gesittetes Benehmen beil
Tisch überhaupt erlassen werden muß-.
ten, kann man einen Rückschluß dar
ans ziehen, wie es damals Goethes
war zu jener Zeit 17 Jahre alt
unter den Studenten bei Tisch zuzuges-«
hen pflegte. Hier einige der charatsz
teristischsten Vlrtitel aus dem Biichlein:I
Art. 24. Wer vor dem anderen,
benm Fleisch und Braten in die»
Schüssel sähret, ist in t; Ps. Strafel
verfallen. Art· 25. Die Zuges-f
müße und Lsaldaunen sollen mit Los-,
seln getheilet werden, jedoch, bei 29
Gr. Strafe, die Sinppe weiter iiicht««
unter die Zugemiiße, noch die Zuge
miiße in die Supden Schüssel ges
schüttet, sondern jedwedes allein ge
gessen werden« Art. Sti. Die tlei.«
nen aus dem Tischtnche ohne Vorsatz"
gemachten Flecke werden zwar über-l
sehen; wer aber das Salzsaß nicht"
bedecken kann, wird mit J-: Ps. Strafe«
gebilßet, und mit t; Ps» wenn der·
Fleck größer ist. Art. 27. Wer
eines anderen Becher mit Bier unt-;
stößet, zahlet neben der, im vorigen
Artikel bestimmten Strafe, noch Z
Ps· wie auch eben so viel dem Oetoss
nomen vor den Ersatz des Getränte5.;
Art. 28. Wer aber mit seinem1
eigenen Becher dergleichen begeht, sollt
neben obiger Strafe, dießmal schlech:
terdings leer ausgehen. Art. 29..
Niemand soll dasjenige, was er zu·
feinem Theile nnt der Gabel oder:
Messer angefaßt, oder aus das Tisch-.
tnch geworfen, wieder zuriict in die
Schüssel legen bei is Ps. Strafe. - .
Art· 3(). Es ist teinem lsonvictna--’
len, bei stägiger Suspension vom
Tische nnd Strafe des Ersatzes, er-«
lanbt, sich des Anwesenden Brodt
oder Semmel anzumaßen, oder sijr
ihn abzusordern. oder ein Brodt
heimlich wegzunehmen, welches ebenso
mit dem Biere gehalten wird. Art.
:31. Es ist zwar etwas Salz mit
dem Messer, nicht aber mit dem
Brodte, oder Finger-, oder Lössel, aus
den Teller zu nehmen erlaubt, wo-·
selbst es jedoch reine zu halten, da
mit der Rest wieder in das Salz-Faß
gethan werden könne. Dieses aber
soll leiner umschmeißen, oder mit
Speise oder sonst unsauber machen,v
noch das Salz aus dem Tischtuche
verschütten, oder aus dem Teller lie
gen lassen; alles bei 3 Pf. Strase. - —
Art. 32. Salz vom Tische mit weg
zunehmen, ist« neben dem Ersatz, bei
14ttigiger Suspension vom Tische,
untersagt. Art. 86. Wer von
diesem Chursilrstlichen Beneficium
übel spricht, verliehret sofort sein
Recht, sothanen gemeinen Tisches.
Ymnoriftisches
l gen, daß ich einen Vertreter stelle!«
-ßig, so akkurat, so sparsam und un
ermüdlich! Jetzt müssen wir bloß noch
Eine Perle»
·Frau ezunt Gatten): »Unsere neuei
Kdchin ist wirklich eine Perle, so flei
probiren, ob wir ihr den Lohn schul
dig bleiben tönnen.«
Vetlvckende Stellung.
Dienstmädchen: »Ist das hier rich
tig, wo ein Dienstmädchen gesucht
wird?« «
Hausherr: »Jawohl, meine Frau
sucht immer ein Dienstmädchen!«
Bei-illimi.
Belannter (zum Porzellanhändler):
»Wie lebt denn das junge Ehepaar zu:
sammen?«
,»,Großartig; wenn sich alle Leute
so vertragen würden, da könnte man
noch aus einen grünen Zweig kom
men!'««
»Wieso?«
Alle Tage ein Dutzend Teller!««
»»
Ein fleißiges Bin-kan
,,Jch könnte jetzt meinen Urlaub ha
ben, aber die beiden Kollegen verlan
,»,Jst denn jetzt so viel zu thun?««
»Bewahre, aber es fehlt immer der
dritte Mann zum Stat!«
Verrat-net
»Warum so zornig; wag ist vorge
sallen2«
»Ja, denken Sie, mein Onkel hatte
doch die verrückte Liebhaberei. alte
Zylinderhüte zu sammeln. Um mich
bei ihm einzuschmeicheln, zeigte ich im
mer das lebhafteste Interesse für Lei
nen Sport. habe ihm selbst alle Nati
täten, die ich austreiben konnte, hin
geschleppt; und jetzt, wo er aestorben
ist . . .'««
»Sind Sie enterbt?"
»Nein; aber das Geld haben die
anderen Verwandten gekriegt und ich
als sein lieber Mitarbeiter, der sein
Wert weitersiihren soll . . . die alten
Zylinderhiite!«"
Retter Zustand
Nachtwächter: »Warum öffnet denn
Ihre Frau nicht; da steht sie doch wolsls
am Fenster?« »
Betrunlener (tleinlaut): »Ich glauU
be, sie erkennt mich gar nicht; wir sind
nämlich erst vier Wochen verheirathet,
nnd heute bin ich zum ersten Male be
tritnlen!«
Zwangslage.
Madame: »Wie tönnen Sie sich
unterstehen, den ganzen Käse anszu
essen?«
Dienstmädchen: »Ach, Madame, der»
verbreitete einen Geruch, ich tonnte eSl
inirtlich hier in der Fliiche nicht mehr;
augljalten!« l
Aus der Schutt 1
Lehrer lder den Kindern das Worxj
,,ltamerad« erklären will): »Nun, wi3’
nennt man einen Menschen, der alles(
siir uns thut, ohne irgendwelche Bei
zahlung dafür anzunehmen?« Als- sicle
tein Schüler meldet, fortsahrend:;
»Nun? tiin Fiam . . . Kam . . . Na,
Mar, weißt Du es nicht?«
·JJtar: »tf i n K a me e l !«
T
tsslpe von lernte
» . . . Was Sie sagen! . . . Sie
haben sich also scheiden lassen,
meine Gniidige?«
»Ja wir haben uns-: en dlial
einverstanden !«
Nach der Hochzeit-stritt
»Servng! Also nicht abgestiirth«
»Nein, nur ’reingesallen!«
Aus der Kindes-finden
Katlchen geht mit seiner Bonne spa
zieren. Nach alter Philosophensitte
sengt sie ihren ,,Schiiler« unterwegs
dies und das nnd belehrt ihn iiber
Welt nnd Menschen
»Wie entsteht Thnn?« smgt sie ihn
unter anderem.
Darauf kommt die verbliissendc
Antwort: »Wenn die lirde sich 24
Stunden gedreht hat, so schwin sie.«
Schütteln-im einer Köchin.
Mein Grenadier, nun beiß ein
Jn’5 frische, snft’ge Eigbeink
Der anlnntk Gotte-.
»Und wie gefällt Dir mein neuer
Hut?«
»Ganz gut; Du hast ihn nur ntn
zehn Jahre zn spät aufgesent.«
Schwere Arbeit
,,Bin ganz tapnt; sieben Gänge hin
ter mit.«
.Geschäft?«
Nein . . . Diner!«
Er kennt sich aus.
»Und mit diesen Schulden verkeh
ren Sie in so seiner Gesellschaft?«
»Wo soll ich sonst meinesgleichen
suchen?«
Belehrung
Fritz: »Papa, was ist das eigentlich:
Aviatik?«
Vater: »Das ist eine moderneForm
des Selbstmokdes!«
—U-.- fTCs
»Was machen Sie auf der Leiter do
obcn·;'»« —— «
, ,,Pst....·irl·;« Ists um«- nach, ob mem
Altc schon Ichlaft.«
»Er-g :III«Il,SI-1Iatz, wieviel haft du
tiqrmlict ;-,ähne « «
»Nun, ich deute .’-:3. wir jeder Menschl
»Ach geh - so vIcl haben ja III deine-III
heim-II Mund cht nicht Plasl«
i
M n t t c r : Märchen zrisf doch mal
dem Lnkel Doktor-, was du alles schon
fannstl — - Wie heißen denn die Monat-J
nannan
M a r: Januar, February usw« usw
Toktorz Ach, das ist ja faul-IS
nusin Eöhnclumä Nun sage mal, kannst
du Inn« auch diese Monatsnantcn umgr
nslm hist-sagenr
Mm« Isich ttiutclnsmd): Jn, Onkel
Doktor-, January Februar, März, April,
usw« usw«
»Eu, nun glaube icln dir Haare ganz
neun Wunsch gesinnt zu hoben; ich luste.
Enlx nur dutclJ einen Blick in den Spnnnsl
illnsrzcnqcn zu wollen« das-, der laws ganz
rund zugeschnitten ij:l«
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Dienstmädchen müßte Ich ja vIsIlIIIcIIIeIIIl «
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IlIIiiIdch ziIIIIInIIIeIIliIIIIIkIIT