Wette von Josephine S i e d e. Die Bandermeelens gehörten un zseeiiig zu den ältesten und vornehm Dn Familien der kleinen. von einsti ' Macht träumenden Stadt. Der nr des alten Patrizierge « c war freilich bedenklich ge nden, aber der Stolz war get-lies sen. Lange Jahre hatte es nur im Ier einen Sohn in der Familie gege DQ aber der Rathsherr Tobias Van Oermeeles hatte gemeint: das sei zu wenig« und hatte vier Söhne und zwei . Töchtershinterlaslem Söhne und Töch ter hatten, wie sich das schickt. gehei tathet und waren hitbsch in der Hei math geblieben, nur der jüngste. aus einer zweiten Ehe stammende Sohn war in die Fremde gegangen, und fel ten war eine Nachricht von ihm zu den Seinen gelangt. Dieser ferne Sohn und Ludwig SanderrneelenT des zweiten Bruders Heirath, das waren lange Zeit hin durch die Familienschatten. Dieser Ludwig Vandermeelen hatt-: —- beson ders Frau Luise von Nolten, gehorene Banderrneelem stöhnte allemal herz: brechend-, wenn sie daran dachte-eine Kantorstochter geheirathetx als Stu dent hatte er sich verlobt und dann wirklich diese Gustel Müller zu seiner Frau —- erhoben, sagten die Geschwi ster-. Zur Zeit lebte Ludwig Bauder soeelen als Gnmnasiallehrer in seiner Vaterstadt, und die Kantorstorhter hatte ihm nur ein einzig-es Töchterchen geschenkt; das hatte von seiner Mutter eine Neigung zur Kleinheit und Fülle geerbt und wurde in der Familie nur das »Pusselehen« genannt. Die Bandermeelens waren ihrer Schönheit wegen berühmt, und Pas selchens Basen und Vettern waren alle; groß, schlank, und einige der Baij galten als die schönsten Mädchen der» Stadt. Pusselchen wurde ob ihreri Kleinheit und Fülle diel geneckt, undl in der Zeit. als aus dem Backsischchen eine junge Dame werden wollte. über raschten Jrene und Gisela die Cousine einmal, als diese in ihrem Zimmer aus den Fußspisen stand, die Arme terzengerade hochha-lt-:nd, während ihr helle Schweißtropfen über das glü hende Gesichtele rannen. »Pusselchen, was thust Du denn?« fragte Jrene. »Ich will wachsen«, murmsclte Pas selchen tleinlaut. Dem Pusselchen to shte der Versuch. ein wenig die schlanke Höhe der Cousinen zu errei chen, viele heiße Thränen, denn sie wurde endlos damit geneckt. Die Vandermeelens hatten alle Sinn und Neigung siir die Kunsttl Jrene sang, Klothilde malte, Gisela dichtete und Vetter Erich spielte Geige. Nur Pusselchen tonnte nichts. »Wo her soll sie auch den Sinn für das Höhcre haben -- bei der Mutter-« sagte Marie von Hatten, geborene Vandermeelen. Cousine Jrene war die erste aus dem Mädchentranz, die sich verlabte und von einem jungen Gutsbesitzer den Berslobungsring an den seinen Gold singer stecken ließ. Just in diesen Ta gen de: allgemeinen Familiensreude lehrte der jüngste Bruder Gerald in seine Heimath zurück. Er kam, an den Verhältnissen der tleinen Stadt gemessen. als reicher Mann heim, und da die Vandermeelens alle nur recht mäßig begütert waren, flammte die Liebe stir den noch jugendlichen Ontel in allen Bruder-, Schwestern-, Nes sen- nnd Nichtenherzen hell aus. Jrene machte mit ihrem Bräutigam Pläne, wie sie später das bescheidene Guts haus umbauen wollten: Klothilde dachte an eine Studienreite nach Pa ris: Erich meinte, ein größerer, mo natlieher Zuschuß tännte nichts scha den; kurz, jeder ersann und träumte etwas und —- dachte an den Onkel. Nur Pusselchen erhofste nichts don dem Onkel, der sie übrigens herzlich wenig beachtetez trotzdem war es ihr " z· immer eine tiese, stille Freude. wenn sie ihn sah. Er hatte auch die hohe Gestalt der Vandermeelens und das seine, schmale Gesicht, aber er lyzsaß auch die tünstlerischen Neigungen sei ner Familie -s- et bichtete. Und leider schöne er ebenfalls zu den Dichtern, die am liebsten ihre eigenen Dichtun gen vorlesen, und natürlich lag er sie zumeist im Familientkeise vor. Onkel Geralds Gedichte wurden sehr bewun dert; Vorst, der Reserendae der noch von seiner Studienzeit her Schulden hatte, sand Goethes Anmutls in den Verse-U Jrene lispelte »Deine« und drückte Hans Joachims hand, und Klothilde sagte: »Ich muß an Lilien , cea- denlen«, und sah sich schon im ZU , noch Paris siem sagte nie etwas; still III-te sie zu und wunderte sich daß ein se Its-r weleeesalsvenee Mann so al berne Verse dichten konnte — nnd — Ists hat«-Schlimmste war, sie auch I. der einmal war die Jugend der » Familie bei Onkel Getald versammelt XI see eisen schönen, alten herrensii nahe . fCI der Stadt erworben und sich das Ists-us mit sei-ein Geschmack ein W Mie. Ieralb Bandeenieelen see an diesem case ziemlich einstle III zerstreut beinahe verlegen ,»- en, all seineeise Gäste sich zum Unf « Mit-eis- Icnichl Bächer Eile is ein grauser-ebener Auftrag geworden«, begann er. »Ein Bekannter von mir, hin. dem ich, hm, etwas verpflichtet bin, hat mir einen Band Novellen von sieh mit der Bitte zugesandt. ihm ein freimiithiges Ur theil darüber zu schreiben." »Wie interessant!« rief Anna-Daro thee, die jüngste im Kreise. »Ist der Verfasser jung und hübsch?« »Jung? Nein, mein Kindl« Onlel Gerald lächelte gezwungen »Hm, er mag so in meinem Alter sein. Jhm liegt aber sehr vielan einem offenen Urtheil. Doch erscheint mir in diesem Falle die Aufgabe etwas schwierig; ich habe daher einige Exemplare von dem Buch besorgt. Nicht wahr, Ihr thut mir den Gefallen. left es und schreibt mir Eiter Urtheil auf? Und nächsten Dienstag bringt Ihr Eure « Kritik mitl« »Der gute Onkel!« sagte Erich auf dem Heimwege mitleidig. Klothilde lachte: »Er ist rührend — naiv!« »Er glaubt wirllich, wir hätten nichts genierlt!« spöttelte Herst, »und dabei wurde er so verlegen, wie —- es selbst Anne-Dorothee niemals wird.«» »Pfui. Du Abfcheulicher!« schmolltes diese und warf dem Vetter einen ihrer! strahlenden Blicke zu. " Ein wenig abseits von d:n anderen ging Putselchen verträumt der Stadt zu. Ein lauer Sommerwind sang in den Wipfeln der Bäume, und seltsam jzart und schön klang ihr sein Lied. ; So frei und selig war ihr zu Muthe, l als hätte froh die enge Welt ihrer hei imath plötzlich in unendliche blühend IWelten verwandelt. Sie wußte nicht« tvon wannen ihr die stille Seligleit ;tam; aber als sie gluthrothen Mohn, Eder am Wege stand. zum Strauß pflückte, dachte sie an Gerald Bauder meelen. »Ich muß wohl immer an ihn denken«. sagte sie zu sieb, »weil er ein guter Mensch ist··« Der Dienttag kam, uno roter-er ver sammelten sich die Vettern und Basel-. in des Onkels schönem Heim. der ein wenig steifer als sonst seine Gäste empfing· Fein säuberlich niederge schrieben hatten sie alle ihre Kritiken mitgebracht, und Erich fiel das Amt zu, sie vorzulesen. Sie waren alle sehr gut. Uebereinftimmend wurde das Wert gelobt, einer rühmte den blendenden Stil. der andere den kunst vollen Aufbau der Handlung, und ie länger Erich las, je finsterer wurde Gerald Vandermeelens Gesicht. Voll wachsender Unruhe sahen es alle, auch Vufselchen sah es, und wäh rend der Vetter las, erkannte sie, was ihr bisher verborgen geblieben war der Onkel hatte das Buch selbst gxi schrieben. Und mit feinem Verftehcn fühlte sie, dafx die schönen Pbrasen den gütigen Mann verletzten, und sie litt im Herzen mit ihm. »Jetzt kommt Vusfelchens Urthei?!« rief Erich. der allein des Onkels fin steres Gesicht nicht bemerkt hatte, und mit verhaltenent Lachen las er eg. Das Urtheil war sehr kurz und llar und gipfelte darin, der Verfasser habe zwar nicht viel Talent, ab:r viel Ge müth und Herzenswiirme Uebertrics benes Lob gab es wahrlich nicht in der Kritik. « Ernst und forschend ruhten Gecalb Vandermeelens Augen auf seiner bis dahin so wenig beachteten Nichte. Frei und offen erwiderte das Puls-l chen des Onkels Blick. »Ich sagte die Wahrheit«, las jener in ihren Augen« Als Erich geendet hatte, schaute er verwirrt um sich, weil niemand in sein Lachen einstimmte. Der Onkel aber stand auf und ging zu Pusfelchen hin: ,.Du ehrliches, liebes Kind, Dul« sagte er und schloß sie in seine Arme. Und als er fein Onkelrecht gebrauchen und einen Kuß auf den rothen Mäd chenrnund drücken wallte da erbebte die junge Gestalt in fein-en Armen. wie ein Bäumchen im Gewittersturm Ein so tiefes, feliges Leuchten lag in den klaren, braunen Augen, daß sich dein Manne, die reine, hingebende Liebe des jungen Geschöpfes offen harte. Zum erstenmal in ihrem Leben nahm Pusselchen einen Ehrenplatz im Familienlreise ein, sie saß an des On tels Seite und ihre Besangenheit ver schwand rasch, sie war« nicht mehr steif und unsicher wie sonst, wenn sie mit ihren schönen Cousinen beisammen war, sondern frisch und anmuthig. Jhr rother Mund verstand so hell zu lachen und so klug zu plaudern, daß Gerald Vandermeelen seufzend an den großen Altersunterschied dachte. Seit dem Tage aber sah er immer tiefer in Pusselchens Augen« und ihm war es dabei, als würde er immer jünger. Und ivie es so geht« zuletzt fand er den Unterschkd gar nicht mehr so groß, und immer lieber erinnerte er sich daran, daß er ja nur der Stief onlel war. Sein Vertrauen auf Pas selchens Klugheit war übrigens so stoß, dass er ei ihr zuletzt iiberließ, auch über diesen Illeriuntetsehied ein Urtheil zu fällen, und dies war in sei nen Augen dann ebenso richtig wie das Urtheil über sein Buch! Rassel chen entschied alle Zweifel mit den Worten: Jth habe Dich liebl« Eis Maske-ern Erster sauer: »Was willst Du denn seit der alten trauten sahs« weiter sauer: »Na, unter Auto xmiiken ist die noch M Mart Der sei-ernann. Rodellette aus dein Berliner Leben von Hans Brennert 1. Der Herr Baron hat schlecht ge schlafen. Seine neue Wohnung. die er ge stern Abend bezogen, ist unerbori un fubig und er wird sie wechseln mus en Zwar liegt sie in Berlin W. am Hippodrorn Aber die Eisenbahnzüge donnern darüber hinweg. Denn sie liegt eo hat keinen Zweck, es zu verschweigen unter dem Stadt bahnbogem Der Bars- ist degoutirt. Als er gestern Abend sich auf dem heu aus streette, das ihm der tleine Stalljunge des nahen Tattersalls zugesieckt, bat er sich gefreut auf den hellen Morgen und die Reiter und die Pferde ans dem stiebenden Sande Glänzend lag die Wohnung fiir einen alten her renreiter. Aber er bat die erste Nacht schlecht geträumt. Von einer Nacht dor zwan Izig Jahren da unten arn Kongo, wo er damals auf Elephanten jagte fiir die Elsenbeinfirma, und nebenbei Lö wen schoß Mitten im Schlaf ist er nufgefahren, erschreclt bunt-Löwen gebriill. aber schon war ihm tlar, daß er nicht am Kongo kampiere. sondern im Thiergarten und der Löwe briiilte irn nahen Zoologischen Garten. Das gute Thier hatte Afrita gewiß nie ge sehen Zu lachthU Also das Quartier ist unmöglich. Zwar: er ist ja trainirt und bat schon schlechter geschlafen als diese Nacht in der riesigen Tbonröbre. Und er war so zufrieden gewesen, als er sie entdeckte. Schimpsend triecht er aus dieser Thonröbre und reckt sich gähnend. Doch mit Haltung. Ueber dem weiten Sande des Hip vodroms dämmert es mattblau - die blaue Stunde! Die blaue Stunde! Seine alte Freundin! Diinnes. sichtiges Blau webt über dem grauen Platz zwischen den bohen Partbiiumen, deren Widfelfviten sich langsam und fein im Frühlicht ver silbern. Oben mit leuchtenden Schei ben ein Stadtbahnzug Er hört die Stimmen der aussteigenden Arbeiter, die iiber den Perron eilen, an die Ar beit. und dabei ist es eben erst siinf Ubr Morgens. Unglaublich! Arbeit! Er hat noch nie gearbeitet. Ob er es einmal versucht . . .? Da nebenan im Tatterfall als Bereiter. Er hätte wieder Pferde, hohe Stiefel, Sporen und würde Trinkgelder betommen von — von Seinesgleichen oder von Nichtseinesgleichen. »Nu, dante3« denlt er. ,,Lieber Zettel vertbeilen!« O a Unten an der Spree unter den Bit schen macht er Tagestoilettr. Jn seinem Stromerlittel steckt sein; altes silbernes Necessaire. Das hat er gerettet aus allen Ueberraschungen seines Lebens. Gott sei Dant! »Blosz; nich verludern — bloß nich verlumpen . · . !« sagt er und seilt seine Nägel. Der tleine Von von gestern Abend tommt aus der Vor mit einem Pferde s und bewegt es in der frischen Mor genluft. Der Baron blickt aus die tleineReit- T decke des bochgebauten Vollbluts und auf das Wappen mit der siebenztntis gen Krone darüber. Es ist lange ber, seitdem er Gotba gesimpelt. Aber das Wappen! Er tannte mal eine: die siegelte mit dem Wappen. Der erste Reiter kommt über den Platz Das Pferd ist gut, der Reiter schlecht. Das Pferd amiistrt sich auf eigene Faust und bebt sich immerzu vergnügt auf der Hinterband ..... Der Baron ist empört. Den Gaul sollte er mal zwischen den Schenteln haben. Der ginge wie auf dem Tel ler wie auf dem Teller. Der Magen meidet sich. Er lehrt seinen lesten Rickel in der Westentasche zu sammen und nimmt in der Bahn hosswirthschaft den Laffen Als ej von der Kirche sieben schlägt, schlendert er stodtwiirts durch die bunten Alleen des Thiergartenö, eine Cigarrette im Munde . . .. Die sauberen Wege, die schönen Brücken, die blinenden Gewässer und der englische Rasen erfreuen ihn im mer wieder. Er fiiblt sich nicht unbehaalicher als ein Schloßberyder am herbstmoraen den Bari seines Stammschlosses durchs-breitet Z " Der Baron liest jetzt seine Morgen zeitung. Sie hängt groß ausgebrei tet hinter einem Schausenster der Friedrichstraße. Der Baron die schmalen hände ge sliiht aus vie dicke Messingstange, liest die Renntelegrarnrne, die Kanzlereede und die Vergnügnngsanzeigen Jetzt steht er vor dem Schausenstek eines großen herrentailott. Er stellt sest daß die herbtnwden gesetz-nack- l voll sind. Er wei ganz genau, was. man dieses Jahr wählen muß Er ist sich llar darüber im selben Augenblick, als er sich lebensgroß in dem großen Uetlamesptegel sieht, den etne Firma neben ihrer Ladenthltr hat anbeingen lassen. Er sieht einen elenden Ilins Iger; im Spiegelglas. schäbtg abgerissen, nnelegant, den Rocktragen hochgeschw gen, die hönde in die Taschen ge bo rt. den Filz tief im W. ad sieht er mit fcheuem Blick. Dann giebt er fah einen Ruck. Die verlebte Geftalt wird ftraffek, als glitten zwanzig Jahre von ihr herab. Er dient nun in die Linden ein. Er trifft da immer alte Bekannte Alle sind gut angekommen Sieh da — der Tottleben ift auch wieder in Berlin, hat die General: ftabsftreifen! Von dem kriegt man nun auch noch hundert Mark! Ob man sie gelegentlich einlaffirt? Wozu? Es ift Mittag. Er hat die Washi parade zum Schloß begleitet und de fchließt. Musik zu hören. Er liebt das Promenadenconcert der Wachtmufik im Lustgarten. Er fehlt teinen Mit tag. Ja, Berlin! Dann fällt ihm ein, daß im Mu seum ein neuer Rembrandt hängt, den er noch nicht gefehen. Er weiß zwar, die Aufseher find mit feinen Besuchen nie einverstan den. Aber er wird den Nernbrandt sehen. Selbstverständlich! Und er hat auch das Bedürfnis wieder einmal auf Plüfch zu fihem 4. Der Baron hat dinirt. Oben am Oraniendnrger Thor ist ein Dreisch tentutscherleller. Da findet er sich jeden Mittag ein. Die Kutscher effen dort, und er beaufsichtigt und füttert die Pferde und ruft die Kutscher, wenn sie eine Fuhre haben· Es heißt dann: »Wer ist da!« oder »Der Baron ift da...«, und er de tommt zu essen. Jmmer schieben sie ihm nachher ei nen Nordhäuser hin: »Na, Baron, immer noch nicht'?« Der Baron aber dantt . Schnaps tornmt nicht iiber feine Lippen. »Wer dantt!" sagen dann die Kutscher und lachen unmenschlich. »Trinlt blos Schampanja!« »Wer ist ’n Lebe mann ....« Sie wissen eben nicht, dafz er ein Lebemann ift. Der Baron hat dinirt, ein Glas frisches Bier getrunken, und durch feine alten Knochen strömt Wärme. Er schreitet lebhafter im wundervol len Nachmittag, dessen goldene späte Sonne oben iiber den Dächern in den lud-fernen Drähten flammt· Die Straße! Enfim sein erlauelp tes Geschlecht ift wieder so weit wie »vor fünfhundert Jahren auf der Straße! Wirthschaft, Horatiol l Wenn man noch einmal so herun ter tönnte von der Straße -— s - er hat ja noch nicht gebettelt - - ! Lichter flammen auf. Ueber dem Asdhalt ein bunter Korsa. Die ro then und grünen Signale der Trom ways und die spielenden blauen und sgelben Wagenlichter der Drofchten !und der ungethiimen Omnibusse. Der Baron treibt dahin in der schwarzen Menschenwoae, die sich über das Trottoir dahinwälzt, in die Stadt hinein. Das ist ihm Lebensluft hier ge hört er her. Jhm entgegen, in der ele ganten Menge, die Blechtanne in der Hand« wieder Arbeiter und Laden mädchen, die nach Norden strömen. in die duntle Vorstadt mit ihren öden Straßen und düsteren, langweiligen Plägem Es ift, als wollten sie ihn mittei fzen. hinaus, wo die lehren Häuser sind - hochmüthig weicht er dein Zuge aus. Hier gehört er her. Er will be kannte Gesichter haben, Unifornien. Toiletten, schöne Frauen, und im Ge hen lauscht er scharfhärig auf die Stimmen vor sich, hinter sich, neben sich, auf silbernes Frauenlachen « ach, er ist noch mit tausend Fäden an »die Welt gewüde und da dämmert dumpf ein Gedante in ihm auf: »Man iniiißte zurück! Man miiszte es doch » Zecfuchenl Man muß nachdenken! al« r einem neuen Magazin viewt »er stehen. Das ganze Schauseniter scheint ein Boudoir zu sein, das Bon idoir einer schönen Frau· . Da liegt schon im tosenden goldenen Licht der Glühbirnen die perlenge istickte schillernde Robe, totett iiber ei ’nen aoldenen Baroktstnhl geworfen; die schwere lachsfarbene Schleppe segt weithin das Partett Und ringsum auf Didans, Kissen Hadern und zier lichen Holzbäntchen Handschuhe, lange Idurchbrochene Seidenstriimpse, Mie der, Fächer und Blumen, und da aus dem Boden ein Paar gemalte Schuhe, hastig hingeworfen, als seien sie so eben von einem tleinen Fuß gestreift. , Die große Gestalt des Barons bat seine eleaante Silhouette angenommen Den schmalen Schädel ein wenig vorniiber geneigt, mit der deutlichen shaltung eines Kenner3, das linte Auge ein wenig zugetnissem das rechte ein wenig aufreibend, als wolle er dai Monotot einsetzen, so genießt ser die Sensation des Jnterieurs.. Plöp lich recht und lints ein » cheuei Abriieten der Damen, entrü 3 ete Blicke wie nach einem Schus mann. I Er begreift· Er ist wie von der Peitsche getroffen. wie damals bei jener Geschichte-» Aber ee nett mit teiner Wimper. Er tritt mt taltern Blick zurück. - Rein, in diese Welt giebt es tein lZurileL Die Weiber hatten ganz recht s -—-.—. Z. Irgendwo schlägt ei elf. Di andh tvp Aus stillen Britcker Mkuksiåsdsis Mein-Elle aus dem Bett-erbaut f Mqtiechen aber ist erst vier, Spielt hew mit Mein-Marie, —- Ein kleines Dame-schen noch, Der Garten gleicht ja alles aus —- .Du«« sengt fest Ella, «sage mit«« Im Garten wohnen die. Was ist Dein Vater doch?« Schon groß ist Clla und gescheidt. Ob. das weiß unser Meinchen gut Fasi acht, wie die sich fühlt! »Koktosseln«, beichtet sie. Sie denkt: »Man weiß doch gern Be- »Ich mein', sagt Elle-, »was et scheid, Waff« Mit wem man her-P gespielt.« Jst schimpft«, spricht Mein-Marie. und am dunllen, hohen Flußufer dnntle, starre Gestalten am Gelän der lehnen, die mit dem schwarzen Wasser Zwiesprach halten Der Baron starrt hinüber zur tag hellen Friedrichsbrüele Das Bo genlicht blitzt weiß im schwarzen Wasser. Er horcht in die Nacht. Er denlt nicht er horcht nur mit weit geöffneten Sinnen auf diese gräß lichen unterirdischen Stimmen. die durch die flackernden Lüfte heran schwingen. Die ihn leben heißen. Dir ihn sterben heißen. Die ihn immer rufen. Alle Nacht — um dieselbe Zeit Jrgendwo da im Dunteln in der thürmenden Ferne hockt und grinst und gloht ein gräßliches Räthselthier und lockt und reizt ihn, daß er lam men soll. Er wird kommen. Die Stimmen rufen jede Nacht lauter. Es giebt leine Flucht. Nicht einmal den Sprung hier in den lalten Fluß. Wenn man die Rettungsmedaille hat --! Er toird tommen und ein Säufer werden oder ein Verbrecher wie die anderen, die vor ihm diese Straße fuhren; vielleicht doch noch einmal wieder auftauchen aus der Masse als Schwurgerichtsheld und dann ganz untertauchen als Arbeitshäusler oder Striifling. Aus dem Leben gestrichen! Oder verblöden « langsam ver blöden ? Nur nicht das! Noch halten die schwachen Fäden, mit denen er sich an das lustige Le ben geknüpft hat ein Lebemann der Straße. Ein Lebemann der Straße! Toller Witz Dt1s! ; Und diese etelhaste Kälte, bei der; einem die Gedanten im Schädel frieren, und auf die man noch gar nicht eingerichtet ist! Er hält friistelnd Umschau da drüben am Ufer hinter dem Zaune stehen Möbetwagen, da wird er in zehn Minuten vorzüglich schlafen . . . . wenn teine hunde da sind. « Und morgen wieder: leben. »Leben und genießen . . . .'« Iotlefchttko Itohssaseimuep Während der gewöhnliche Sterbliche mit dem Besihe von Flöhen im allge-» meinen teine reinen Lustgesühle ver-it bindet und meist, je nach seinem Tem-« peramente, mit mehr oder minder« großerThattraft danach trachten wird, tich der unwilliommenen Jnsetten zu entledigen, lebt in London ein Mann, der nicht wenig darauf stolz ist, die meisten Flöhe zu besitzen. Das ist Sir Walter Nothschild, der freilich eine in timere Berührung mit seinen Pfleg lingen ängstlich ver-meidet und den nur wissenschaftliche Interessen mit seiner berühmten Flohlollettion verbinden. Er lann sich rühmen, heute eine Sammlung von mehr als 3000 ver schiedenen Floharten sein eigen zu nennen. Aber trotz dieses schönen Bewußtseins, so erzählt der »Gan loig«, hatte Sir Walter Rothschild bis vor turzem seine schweren Sorgen; trotz aller Bemühungen wollte es ihm nicht gelingen, einen echten Fuchssloh aus- den Polnrregionen seiner Samm lung eiiizuverleiben· Bis ihm die Er leuchtung tam. Jn einer eanadischen Zeitung ließ er ein großes Jnserat er scheinen, und zu seinem lebhaften Entzücken empfing er vor einigen Ta gen auch richtig eine sorgsam versie gelte Flasche, in der drei prächtige Ex emplare der so lange vergeblich ge suchten Flohart verwahrt waren. Jn seiner Freude schickte Sir Walter Rothschild dem canadischen Flohjäger einen Check über 8600 siir drei Flöhe. Cli- eusufches tobten auf dte deutschen state-, « Den englischen Frauen hiilt Fran ces h. Low in einem englischen Platte eine strenge Predigt, die in einen Lo beshhmnus aus die deutsche Frau aus tlin t: »Hu Deutschlands herrlichsten Be siye gehören die schönen und edlen Trauern Sie sind aus dein Staat-le n nicht sort udenten. Alt thattriis tige. kluge ttarbeiterinnen sind sie bei allen Dingen unentbehrlich, echte Voetiirnpserinnen des Fortschrittes ihres Landes. Sie sind ei, die das künftige Deutschland schaffen, indem· sie ihre Kinder von sagend aus zum väterliindischen Pslichtbewusztsein er ziehen. Und sie herrschen im hause herrschen selbst. Wenn die Einkünfte bes englischen Gatten sich steigern, ist das erste Ziel der englischen Frau, ihre eigene Verantwortung zu erleich lern, sie stellt mehr Dienstboten an. Die deutsche Frau aber regiert selbst ihren Haushalt, auch dann noch. wenn der Reichthum ihr leine Schranken ,auserlegt. Sie wollen ihr Haus nicht zdon anderen »gefiihrt« wissen, wo HFiihrerin zu sein, sie sich selbst berusen Jwissen. Die Einfachheit und Würde »und Einheit des Willens charakterisi Hren das deutsche Haus. Jn leiner Nas Htion der Erde lebt ein so reiner, idea ’ler Familieninstinlt der sich zu isrohem Patriotisnius und nationalern iPslichtgefiihl erhebt. Die moderne sdeutsche Frau hat nicht die Lebhastig leit der Ameritanerin, den rassinir ten Geschmack der Französin, da Fascinirende der Südländerin, aber unter allen Nationen ist sie der größte «Besih«, die Hüterin der Flamme, die Deutschlands Söhne das Vaterland über alles lieben läßt« l W N isffe stnit Taufe nnd Lnkel Fazit-« ms gebendjz Zag« mal, liebe ame, warum seufzt ou eigentlich jedes Mal, wcmi wir on dieser Ecke vorüber-kommen? To n : (- : Ach, hier lkattk ich mal als junge-:- Mcjdchcn ein ReimezgvouC Alles zu sei-er Zeit. ·- - · Matie, mach nie -««N su mich-i Zeit ospk « LETTER