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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 14, 1911)
Humoristischsmilitärische Erzählung Der falsche Adjutant von Freiherr v. Schlicht (12. Fortsetzung.) .Miiser«, nahm jetzt der Haupt mann das Wort, »der Herr Leut nant hat rnir soeben erklärt. er wisse. sie er es Ihnen beibringen kann, des linke Knie durchzudriicken Denken Sie daran. wieviel böse und traurige Stunden Jhre schlechter rademarsch Jhnen schon bereitet t, denken Sie auch an alle Un snnehmlichteitem die Sie dadurch schon Ihren Vorgesetzten bereitet ha ben, und geben Sie sich jetzt die rößte Mühe, das. was der herr tnant Jhnen jetzt sagen wird, zu hgreisen und demgemäß zu han deln.« »Ja Beseht, Herr Hauptmann-« »Nun sangen Sie. bitte an, Herr Leutnant.« Der schwitzte vor Angst beinahe Blut. »Wenn ich mich jetzt nicht bis ans die Knochen der Unsterblichkeit blamire, thue ich es nie. Da habe tch mir was Schönes eingebrocktt Da sise ich in einer schönen Patsche drin! Aber wenn ich nur eine Ahnung hätte, was ich jetzt sagen soll, ich gäbe die Hälfte meines Vermögens siir ans. Na. die nächsten Minu ten können genußreich werden« »Bitte, sangen Sie an, Herr Leut nant, oder «nein, warten Sie noch einen Augenblick.« »Mit dem allergrößten Vergnü gen«, dachte Konnritz. »Mir liegt absolut nichts daran, hier jetzt einen moral« chen Tod zu erleiden, ich sparte o lange ich soll, ans ein paar Jahre mehr oder weniger kommt es mir nicht Arn-« »Die Unterassiziere«, rief der Hauptmann »Auch das noch«, stöhnte Konn « im stillen- xDie sollen natürlich Zeugen meiner Blarnage sein, die sollen von mir lernen, wie man krumme Knie gserade macht, und da bei gibt es auf der-. versammelten Welttheilen nicht einen einzigen Men schen, der davon eine so geringe Alp nung hat wie ich.« « Die Unteroffiziere meldeten sich sur Stelle, und wie Konnriy es er wartet hatte, hielt der Hauptmann ihren eine kurze Rede und ermahnte »ic, genau mißt-passen wie der herr Hentnant jetzt Müllers linies Bein, Eil-is dahin der Kummertnochen der ganzen Kompagnie bgewesen Iiivh in einem Freudenknvchen ge stalten wiirda So, her-r Leutnant, jetzt fangen Hie, bitte, an.« Der war ganz blaß geworden, je er Blntitropfen war aus seinem Ge sicht gewichen. Vater im himmel, er earme dich meiner« . bat er im stillen, ich verspreche es dir auch, ich will in meinem ganzen Leben nie wieder die wahrheit sagen, ich will mich wäh nd des Dienstes nie wieder in Ge panten mit Emmy und Nelly beschäf Jigen, ich will alles thun, was ich soll Und nie mehr, was ich will, nur rette nich vor dieser BlamageK Aber der Himmel erbarmte sich sei Jer nicht. »Bitte, Herr Leutnant." Dem war die Kehle wie zuge Ychniirh der Mund war ganz trocken, md anstatt der Worte gab er nur ei cige gurgelnde Töne von sich. Aber I half nichts, es mußte sein, so tän wrte er sich denn ein paarmal und pandte sich dann an den Musletier Tiiiller. Der stand da am ganzen «eibe zitternd und bebend; ihm war mscheinend zumuthe wie einem Men heu, der vor einer großen Operation ··,ht der noch alle Vorbereitungen zu erselben mit ansehen muß und der us den Augenblick wartet, wo ihm die Jhlorosormmaske ausgelegt wird. Oeutlich merkte man es ihm an: er ·iirchtete, daß irgend etwas Geheim ißvolles mit ihm geschehen werde, :nd daß er infolge seiner geringen Jeistigen Veranlagung vor diesem un ekannten Etwas eine schreckliche ängstempsand Und außerdem, so iele Menschen wie jetzt hatten noch se um ihn und um sein linles Bein herumgestandem und wie er selbst Jerdös wurde, so wurde es auch sein enie, das abwechselnd nach vorn und nach hinten ging. · ,,.Sie brauchen sich gar nicht zu .ngstigen«, begann Konnritz jetzt, »es geschieht Jhnen absolut nichts-. Sie perden einfach thun was ich Jhnen seit sage ,vetstanden?« »so Beschl, here Leutnant." Also gut. hören Sie mich an. — Wenn ich nur eine Ahnung hätte, was ich sa s,oll« dachte Konnrih »so entsetltch dumm wie in diesem Irgenblick bin ich mir in meinem , ganzen bisherigen Leben noch nicht « mgetouanench und noch einmal bat « »Vat« im Fimmeh erbarme !« Aber der immel hatte auch Mal sein Einsehen. »Na, denn nicht«, meinte Konn tis troiig dann sing er abermals an »Schon Sie mal, Müller, Jht M Knie. Wie-alle wissen. daß :- grcht bleicher Zusätze-, WWMI schi- darans anssntsain MnMJå darf nicht fo weitergehen, und des halb müssen Sie in Zukunft das linte Knie durchdriicken Sie können das kauch fehr gut verstehen Sie mich Sie bilden sich das nur ein daß Sie es Inicht können, aber ich weiß, Sie kön nen es ebensogut wie alle anderen, «Sie wollen es nur nicht. Berftehew Sie mich, Sie wollen es nur nicht, weil Sie es angeblich nicht können, aber wenn Sie es ernsthaft wollen« dann können Sie es auch. version-L beni« l Jn diefer Tonart sprach Konnrisl beständig auf Müller ein und der wurde immer blasser und blasser. Konnrih war ganz dicht auf ihn zu getreten und fah ihn mit feinen großen dunklen Augen fo durchdrin gend und durchbohrend an. daß Müller die Empfindung hatte. als gingen ihm diefe Augen durch und durch. Er bekam es immer mehr mit der Angst. Sollte fein Leut nant wirklich wissen, daß er sich bis her immer nur verfiellt hatte, daß gute Freunde im Heimathsdorf ihm gerathen hatten, sich nur recht dumm und recht ungeschickt anzustellen. weil das die einzige Möglichkeit wäre. wieder vom Militiir frei zu kommen? Sollte fein Leutnant ihn wirklich durchschaut haben? Und plöhlich fiel ihm der Kriegsartikel ein, in dem derjenige, der da körper liche Gebrechen vorfchiißt um sich da durch feiner Dienstpflicht zu entzie hen, mit harten Strafen, mit Ge fängniß und der zweiten Klasse des Soldatenftandej bedroht wird. »Ich komme mir vor wie der reine thnotiseur«, dachte Konnritz. und seltsamerweise erschien er den ande ren ebenso. Jn seiner entsetzlichen Angst, sich zu blaniiren, wurde er immer blässet und dlässeiz und aus seinem fahlen Gesicht leuchteten seine dunklen Augen in einem beinahe un heimlichen Feuer, und gan deutlich sahen alle die Wirkung, die sein Ver halten aus den anderen ausübte. «So«. sagte Konnritz endlich, jetzt werden Sie marschiren und das linte Knie durchdtiicken, verstehen Sie mich? Sie werden es durchdriicken«, wieder holte er noch einmal. Er trat ganz dicht an den Mustetier Müller heran und sah diesem derartig in die Au gen, daß der sich sagte: »nun ist es aus« ob ich will oder nicht, jetzt muß ich thun, was ich soll, sonst geht es mir schlecht.« Und gehorsani sing er an zu mar schiren. Aus alter Angewohnheit wollte er trotzdem sein lintes Knie nicht durchdriicken, aber wie es tam, wußte er selbst nicht, geschah es unter der Einwirkung von Konnritz’ Blicken, geschah es aus Furcht vor Strafe, geschah es anz zufällig und unbeahsichtigt2 AusI jeden Fall ge schah ein Wunder, mit zwei tadellos durchgedriickten Knien führte Mül ler einen Paradetnarsch aus, der die Begeisterung aller hervorrief. Alle waren sprachlos, Konnri war es am allermeisten, ganz assungslos starrte er seinen Zögling an und un willtiirlich entschliipste ihm der Aus rus: «Nanu?« Und »Nanu« rief auch der Haupt mann. Der hatte den Unsinn, den sein Leutnant redete, mit innerer Schadenfreude stillvergnügt ange hört, er hatte ihn nur nicht unterbro chen. um ihn sich immer mehr bla miren zu lassen, und er hatte sich auf den Augenblick gefreut, in dern er seinem Leutnant grob werden würde, so grob, wie noch nie ein Vor gesetzter einem Untergebene-i gewor den war. Und nun marschirte Müller mit zwei tadellos durchge driickten Knien über den Kasernen hof! »Das geht nicht mit rechten Din gen zu«, flüsterte ein Unteroffizier dem anderen zu. Sie alle, wie sie da standen, hatten sich abwechselnd wo chenlang abgeauält, Müllers lintes Bein auszubildem und was sie selbst trotz aller harten Arbeit nicht er reicht hatten, das hatte der Leut iant plötzlich in wenigen Minuten stetig gebracht. Dcks war ja unheimlich, und sie sahen ihn an, als wäre er ein überirdisches Wesen das iiber über natürliche Kräfte versiigte. Der erste, der sich faßte, war Hauptmann Mehring. »So n him melhund« schalt er, »solch infamer, niedertrachtiger Lümmel, uns hier so lange Komödie vorzuspielenL Ber stellt hat sich der Bengel! Na warte, mein Junge, das sollst Du rnir bil ßent Drei Tage Arrest nein stian «Wollen der herr Hauptmann den Mann nicht dein Bataillon zur Bestrafung melden? Dann fliegt er »unter Umständen vierzehn Tage oder noch länger in den Kasten« , fragte der Feldwebel, der ebenfalls wü ihmv war, daß Miit-es auch ihn spl liegst-ice an der Nase herumgeführti e . Der istHauptmann dachte einen Au Benn dieSache on kom, tpiirden bald F HMM WHAT nehmlichteiten davon haben, und wenn er das irgendwie vermeide tonnte, so wollte er es auch thun. »Ich will mir das noch bis mor gen überlegen. Fett-wedel. Ich dante den Unteroffizieren.« Die machten ihre ftrarnrnste Kehrt wendung. urn zu ihren Leute zu rückzugeben, und der hauptrnann blieb mit seinem Leutnant allein. Der hatte ein entsetzlich schlechtes Gewissen, es war mehr als Humbug was er da aufgeführt hatte. aber schließlich, das ersehnte Resultat rwar ja erzielt worden und dann Ptonnte er ja immer die Ausrede ae ;brauchen, er hätte den Mann zufäl slig durchschaut. I Schweigend standen sich die beiden gegenüber. »Wird et mir grob wer den?« dachte Konnritz. »Soll ieb ihm grob werden«-« dachte der haupt rnann. Veranlassung genug lag dazu ja schließlich bor. aber was sollte er machen. wenn Konnritz be hauptete, er hätte Müller durch schaut? Vielleicht batte er das auch wirklich gethan, denn sonst gab ej fiir dessen Verhalten, fiir dessen Rede und für den Erziehungsversuch ja gar teine Erklärung Gewiß, so war es, aber daß ein Leutnant der jenige gewesen war, daß nicht er selbst den Müller erkannt hatte, das erfüllte ihn von neuem rnit Jngrinrrn gegen seinen Leutnant. Er wäre ihm gar zu gern grob geworden, aber er fand im Augenblick teinen passenden Verwand. »Ich danke Ihnen, Herr Leutnant, wir sprechen uns noch." «8u Befehl, here Hauptmann.« i Ader trog dieser Worte wußte Konnritz ganz genau, daß die Sache erledigt war, er lannte seinen haupt: i mann, wenn der jemand deutlichj werden wollte oder deutlich werdens konnte, so schob er das nicht eine Mi- : nute hinaus, eschtoeige denn einen· ganzen Tag. o ging er denn in( der gliicklichften Stimmung zu seinen Leuten zurück. »Mensch, hast du mal wieder einen Dusel entwickelt?, sagte er sich, «solchen Dusel tann iiberhaupt nur ein preußischer Leut nant haben« Und seine Umgebung ganz vergessend, sing er an, lustig vor sich hin zu pfeifen. »Na, warte«, dachte der haupt mann, der dies hörte, »die will ich deine frohe Stimmung und deine Fliitentiine schon vertreiben.« Und gleich darauf zog er feinen Säbel und ließ die Kompagnie antreten. Alle bekamen einen Niesenschrecken Konnriy nicht am wenigsten· Mit Gottes Hilfe waren von den zwei Stunden, die für den Dienst ange sekt waren, schon ein und dreiviertel herum, und nun sing der Hauptmann noch an, Kompagnieexerzieren zu ver anstalten, das tonnte hübsch werden. Und es wurde sogar sebr hübsch Der Hauptmann übte die Aufmiir sche und die Schwentungen und liesi seine Leute laufen. daß ihnen die Augen übergingen. Und bei jeder Gelegenheit bekam Konnritz etwas aus den Hut: »Bitte, lausen Sie schneller, Herr Leutnant Sie müssen viel eher auf Ihrem Platz sein, Herr Leutnant«, so ging das in einem fort, und als der Hauptmann endlich die Kompagnie sorttreten ließ, hatte Konnritz die Nase voll. Jn der denkbar schlechtesten Laune machte er sich aus den Nachhanseweg .Und so was nennt man Gerechtig keit aus der Welt«', schalt er in sich hinein. »Ich verwandele den trümm sten Kerl der ganzen Kompagnie mit Blinesschnekle vor aller Augen ohne jeden Apparat in einen tadellos ge wachsenen Jüngling« und anstatt dasz der Hauptmann mich in der Freude seines Herzens und in Anerkennung und gerechter Würdigung meiner Ver dienste an die hand nimmt und zu mir sagt »Kommen Sie mit mir ins Kasino, Konnritz, seien Sie meinGast, trinken Sie so viel Sie wollen, und wenn Sie morgen einen Jammer has ben, dann bleiben Sie ganz einsach vom Dienst zurück und schlafen sich aus«, -— anstatt so zu mir zu spre chen, muß ich eintreten und werde aus dem Kasernenhof hin und her gejagt! »So geht das nicht weiter. Wenn mein hauptmann noch länger mich so be lhandelt, dann bin ich in einem Jahre seine Leiche, aber ich will noch nicht sterben, wenigstens nicht als Jungge selle. Erst will ich die Freuden der Ehe tennen gelernt haben, und wenn es einst so weit ist, dann will ich mir nicht selbst die Anst- ztdriiaem son dern das sollen die ihn-, die mir nahe stehen« meine Frau und meine Kin der. —- Uber so weit sind wir ja noch nicht«-, unterbrach er seinen Gedan kennt-ex «noch bin ich ja nicht einmal s aber dein Uebelstande wird abgeholsen werden, und zwar in der allernächsten Zeit Fest weiß ich es san genau, oeelobe mich mit e n.. Von n anderen Gründen ganz a esehen schon deshalb, um meinen inann u ärgern freue inich schon ästw ans seintsnxu I ! gehen Sie uns als Zeichen Jhrer Liebe Ihren Segen-« Raustverfen wird er mich, das weiß ich ganz ge nau. Ader ich tomme wieder, und schließlich wird er doch ja und Amen fagen. Und dann wird auch dienst lich eine bessere Zeit fiir mich begin nen« denn dann mufz er mich auch auf dem Kaiernenhof mit Liede behan deln, dafür werden fchon feine Da men sorgen. Gott fei Dant, daß ich nun endlich über meine Zukunft tlar bin. Lange genug hat es ja gedauert, nun aber gehe ich unentwegt meinem Ziele entgegen und tein Menfch dringt mich mehr davon ah, Böhme am ni-. lerwenigften.« s Sein Weg führte Konnrig an der thnung des Adjutanten vorhei.f «Anftiindiger wäre es eigentlich, ichz theilte Böhme gleich meine Absichten; mit. und tameradfchaftlicher ift esi auch, fchon damit der arme Kerl fich teine Hoffnungen mehr macht und sich in Zutunft nicht mehr mit Plä nen trägt, die sich ietzt ja leider nie mehr verwirllichen können. Mir thut es ja fehließlich fiir ihn leid, er ift ein sehr netter Menfch und mir persönlich ein fehr lieber Fteund, aber trotz alle dem gibt es fiir jeden Menfchen Au genblicke, wo er nur an fich denkt. So ftieg er denn nach kurzem Be sinnen die Treppen zu der Wohnung des Kameraden empor. »Nanu. Konnritz, wie sehen Sie denn aus«-« begrüßte ihn der Abku tant. »Sie haben wohl ein Dampf bad genommen?« »So öhnlich". meinte der, »ich bin eine Stunde und länger als neue und verbesserte Auflage des Fliegen den Hollanderz auf dem Kafernenhof herumgeraft". und er erzählte wie fein Hauptmann die Kompagnie hochge nommen hatte. »Sie Aermster. Dars »ich Jhnen irgendeine Ersrischung anbieten?« Aber der lehnte dankend ab. »Es könnte Jhnen vielleicht hinterher leid thun. mich biwirthet zu haben, denn ich komme in einer sehr ernsten und sehr wenig erfreulichen Angelegenheit zu Jhnen." Böhme machte ein ganz erstauntes Gesicht. der anderes sprach mit einem seieelichen Ernst, der ihn unwilltiirs lich beunruhigte. »Um Gottes willen, was ist denn geschehen? haben Sie irgend eine Dummheit gemacht ?« Erstens mach ich nie Dummhei ten", vertheidigte Konnrih sich etwas getränkt, »und außerdem ist die Zeit der Jugendthorheiten siir mich siir immer vorbei. Erfahren müssen Sie es ja dach, deshalb bin ich ja zu Ihnen gekommen, so hören Sie denn, aber bitte, bleiben Sie ruhig aus Ihrer Chaiselongue liegen. dann haben Sie es hinterher nicht erst nöthig, umzusallen. Ich werde hei rnthen.« Böhme tam aus dem Erstaunen gar nicht heraus. »Aber das ist doch gar nichts Neues? Vielleicht er: innern Sie sich. daß ich Sie selbst aus den Gedanken brachte, ich habe Jhnen ja sogar die Braut ausgesucht Aber mich sreut es, daß Sie beide jetzt schon einig seid, das ist schneller ge gangen, als ich dachte und hosste, da gratulire ich Jhnen herzlich« »Keine Ursache«, meinte der. »So weit bin ich noch nicht, und so weit werde ich auch nie mit Fräulein Emmy kommen, denn, lieber Freund, ich habe mich anders entschieden, ich werde Fräulein Nellh heirathen.« »Na, wenn es weiter nichts ist«, dachte Böhme, der sich in diesem Au genblick an den letters Abend im hause des Hauptmanns Mehrina er innerte, und dem deutlich wieder vor Augen stand, wie Nellh sich seine huldigungen hatte gesallen lassen, »nu, wenn es weiter nichts ist, das soll mir die gute Laune nicht ver derben." Laut aber sagte er: »Sie, das thut mir aber leid.« J »Mir auch«, stimmte Konnritz ihm bei. »Ich meine natürlich«, verbes serie er sich, »das thut niir Jhrelwes gen leid, denn wenn ich mich erst mit Fräulein Nelly verlobt habe, bin ich selbstverständlich der glücklichste Mensch aus der (Frde." »Das kann ich mir denken, das wiirde ich an Ihrer Stelle auch sein. Aber wie sind Sie denn nur plötzlich aus diese neue Idee gekommen?« «Neu ist sie ja nun eigentlich gerade nicht, im GegentbeiL Sie werden sich ientfinnem daß ich schon Fräulein Nelly den has Nachte, lange bevor Sie ans den Gedanken lamen«, und» dann berichiele er, welche Gründe den ; Umschwung seiner Gesinnung hervor-. gerufen hatten. ’ »Die sind allerdings sehr siichhals tig«, meinte Böhine anscheinend im mer noch sehr ernsthasi, »aber eine möchte ich nur noch wissen twas wird denn nun aus Fräulein Einnin Konnri zuckte bedaueend die Ach seln. »O junge Dame thut mir ja leid, aber ihr Lebensglüd sieht rnir natiiilich n« i so hoch wie das ineiii nlge, denn eben Sie mal, Böhme, das ist nun mal eine Eigenlbilenllchs seit von mir wenn ich liebe, dann liebe ich auch, nnd wenn i liebe, dann liebeich auch treu, nnd eit heute Mii stag liebe ich nun treu und wirklich-« Böhme konnte sich nicht helfen, ei silang aus den Worten des Kamera den etwas hervor. was ihn plötzlich mit banger Besorgnisz und mit lin Hruhe erfüllte. «Der wird mir doch Inicht ernsthaft in die Quere tomrnen ;wollen«i" dachte er. «Allerdings. so ; ziemlich glaube ich meiner Sache sicher zu sein, aber die Herzen junger Mädchen sind schwanlcnd, besonders wenn sie unter dem Einfluß der. Eltern stehen« und diesen wäre ein reicher Schwiegersohn natürlich will iommener als ein armer. ganz abge sehen davon, daß Nellhs Vater mich ja absolut nicht liebt. Ach, was«, verscheuchte er seine trüben Gedan ten, »so schlimm. wie ich es mir vor stelle, wird es wohl nicht sein, und vor allen Dingen glaube ich auch gar nicht, daß Konnrih es wirklich ernst meint mit seinen Worten«, und so fragte er denn »Sagen Sie mal Konnritz, was Sie mir da vorhin er zählten, ist das wirklich Jhre heiliger Ernst?" »Mein nllerheiligster.« »Verslucht«, dachte Böhme. »Das hat mir gerade noch gefehlt, daß Konnritz mir wieder ins Gehege tommt." Er briitete vor sich hin, und plötzlich durchfuhr ihn ein Ge danke. »Die Jdee ist zwar Blöd sinn", sagte er sich, »aber vielleicht fällt er doch darauf hinein, besonders, wenn man ihm die Sache etwas plausrbel macht.'« Und so sagte er denn: »Wissen Sie, das thut mir auch Jhrrtwegen leid.« Der andere machte ein Gesicht, als hätte er nicht richtig verstanden. »Auch meinetwegen?« fragte er ganz erstaunt. » a, auch Jhretwegen'«, wieder holte Böhme ganz ernsthaft. »denn wenn Sie auch Jhre Absichten aus Fräulein Einer aus Gründen, die ich nicht genug kenne, um sie billigen zu können, vollständig ausgegeben haben, so wiiszte ich doch noch eine andere Dame siir Sie. die sicher Gnade vor Jhren Augen sindet.« leer der winlte ab. »Geben Sie sich nur leine Mühe, lieber Freund, ich durchschaue Sie, was Sie da sa: gen, sagen Sie ja nur, um mich als Rivalen los zu werden. Aber da ist alles vergeben-, ich habe Jhnen schon einmal erklärt, wenn ich liebe, dann liebe ich, und wenn ich liebe, dann liebe ich auch treu und denle an teine andere-. Aber wissen möchte ich es doch: wer ist die andere?« Böhme nahm seinen ganzen Muth und seine ganze Frechheit zusammen, dann sagte er: »Frau Konstanze.« Konnrih starrte den Kameraden einen Augenblick an, dann sagte er: »Sie sind dereiickt.'· »So ganz unrecht hat er diesmal nicht«, dachte Böhme, aber dann sraate er »Wie kommen Sie da rauf-« « « »Aber ich bitte Sie! Frau Kon stanze und ich, der Gedanke allein ist ja schon ein Wahnsinn. Allerdings älter als ich dürste sie auch taum sein« und schön ist sie, bildschön und elegant und vornehm, Donerwetter ja, das wäre so ’ne Frau! Allein, wie »die zu Pferde aussieht, ich habe sie gestern Nachmittag- reiten sehen, einsach Klasse-« »Na ja also«, ermunterte ihn der andere. Konnrih wußte nicht gleich, was er sagen sollte. Der Gedante, sich um die schiine Wittwe zu bewerben, war ihm so neu, daß er sich erst an ihn gewöhnen mußte, aber schon jetzt schmeichelte es seiner Eitelkeit, der schönsten Frau den Hos zu machen und vielleicht von ihr erhört zu werden. Allerdings, etwas seltsam tam ihm die Sache selbst dor, aber wie manche Wittwe hatte nicht schon schließlich einen Leutnant wieder ge heirathet, warum sollte ihn da Frau Konstanze nicht auch nehmen? Dann aber stiegen wieder neue Bedenken in ihm aus. »Sagen Sie mal, Böhme, selbstverständlich gebe ich Ihnen miin Ehrenwort gegen keinen Menschen davon zu sprechen wie siebt ej eigentlich mit dem Bürgermeister und der schönen Wittwe? Man munielt da so allerlei.« »So? Munielt man? Ich tann Jhnen nur sagen, mir gegenüber hat noch tein Mensch irgendeine Aeußes rung darüber gemacht, und ich wollte es auch keinem rathen, denn ich finde nichts unehrenhaster, als eine Dame und einen Derrn, nur weil sie sich rn miteinander unterhalten, gleich ins Gerede zu bringen« v äUnd Sie glauben wirllich nicht, a — »Nach dem, was ich Jhnen soeben erklärte, werden Sie mir nicht zu rnuthen, dasz ich durch irgendeine Aeußerung was ich glaube oder was ich nicht glaube, dem Gemunlel, wie Sie es nennen, neuen Stoff biete. Jch gebe Ihnen den guten Nath. ver suchen Sie Jhr Glück, und ein etwai ger Sieg wird Sie um so mehr mit Freude erfüllen, wenn Ihnen der selbe vielleicht nicht ganz leicht ge macht werden sollte, wenn es gilt, erst einige Schwierigkeiten zu über winden-« Wieder versank Konnritz in tiefes Nachdenken und zog große Dampf wolken aus seiner Cigarre. »Hm. hm«, meinte er endlich, »allerdings »s ja gewiß, ja —-« dann schwieg er sich wieder aus« Wohl siins Minuten saß er so da, dann erhob er sich plötzlich. «Wohin des Weges?« fragte Böhme. «Seien Sie mir nicht böse, wenn ich ausbreche, aber ich muß an die srische Lust und einen gehörigen Spa ziergang machen, in- meinem armen Kopf tanzen so viel verschiedene Pläne und Gedanken durcheinander. daß mir ganz wirr ist." So ver abschiedete er sich denn und ging gleich daraus durch die Straßen, den Kopf zu Boden gesenkt, in seinen Gehirn Böhmes Worte überlegend. »Es ist ja Unsinn«. sagte er sich immer wieder, »Frau Konstanze und ich! Allerdings, ein schönes Paar würden wir ja werden« aber sie denlt ja gar nicht daran, mich zu nehmen. Wir haben uns ja noch keine zwölf Mal im Leben gesehen. Allerdings habe ich sie im vorigen Jahr einmal zu Tisch sühren diirsen und schmeichle mir, sie sehr gut unterhalten zu ha ben, aber trotdeim selbst, wenn et mir gelingen sollte, ihre Gunst zu er ringen, sie würde sich niemals ent schließen, die Frau eines Leuknants zu werden und hierher zu ziehen. Vielleicht aber hat sie ja Beziehun jgen in Berlin und tönnte es durch sehen, daß ich nach Berlin zur Garde iiämr. Das wäre nicht dumm, ganz Hm Gegentheil.« Er hatte seinen Säbel, der ihm sschon verschiedentlich zwischen die sBeine gekommen war, dem Verbot sentgegem unter den linken Arm ge nommen und trug ihn jeyt wie eine eingelegte Lanze. So schritt er da hin, weder des Weges noch der Pas santen achtend, als plötzlich dicht Jvor seinen Füßen ein tleines Patet zur Erde niedersiel. Ganz überrascht blickte er aus und taumelte beinahe hinteniiber. als er seht Frau Konstan ze gegenüberstand, die hatte Besorguns igen gemacht. und mit seinem Säbel fhatte er ihr eins der vielen Parteie, »die sie trug, aus der Hand gestoßen. Fortsetzung solgt.) China weiß immer nicht« was es von Russland denken soll, wenn se aber in Folge dessen meistens schlecht von ihm denkt, so toniint es wahr schehienlich damit der Wahrheit ziemliii na . , is i I Ein reicher Lumpenhiindler ist Di rektor des Zigarrentrusts. W r ha ben es längst gerochen. e- i i Wer Spaß versteht, weiß auch, was Ernst ist. Sei-siegesbewu- »Ich habe gar nicht gewußt, dass meine Tochter so biete Feh ler hat nnd neu dasLe ben so sauer macht Aber ich glaube Ihnen und werde W Akt-IN h si: isch schleunig besse etl« esetsocjn : Wie wollen ie das ans-sagen's« getreten . werde ihr sogen, dqsz ich sie an dem Tage, an dem sie Js nen wieder Anlas- su asen gibt enterbep