Jahrgang-I Nebraska Staats- Anzetger und Ti set-old prit 1911 zwei rahei t.) Kummer 3 . Frühling-morgen Von Paul Nüthning. Golden glänzt der Hügel Letchen steigen aus« Und mit feur’gem Zügel Fährt der Gott herauf. Uehet Feld und Garten Liegt noch Motgenduft. Blühende Standakten Wehen durch die Luft. Alle Knospen springen. bisher schwillt dng herz. Näh und Ferne klingen. Aug’ geht himmelwärts Goldne Blüthen sinten Mit auf Haupt und Brust. Meine Augen trinken Höchste Erdenlqu Die weiße Schürze Etizzc von H. A. Tour-tier. »Was mich an diese Lammerzofen schätze erinnert,« erzählte Professor Bernon mit leisem Anslua von Me lanchotie, «nun, das steht in Verbin dung mit einer der tiefgehendsten Er reaunaen meines Lebens. Jch bin von einer sriih verwitweten Mutter, die jedoch energischen Geistes war, erzogen worden. sie hatte das der väterlichen band entglittene Steuer ergriffen und unsere tleine Barte so geleitet· baß sie dieselbe dein Hasen, das heißt meinem Doktorat, dem Ge genstanb unseres gemeinsamen Ebr aeizeg, zusiihrte. Es war stir uns Zwei ein hartesi Stück Arbeit, dahin zu gelangen; nicht bloß, daß wir aller Veraniigunaeu entrathen mußten, auch der lnurrende Magen kam bisweilen zu kurz. Das bei war meine Jugend von allen nur möglichen Arten des Heiszhungers ge plagt. Klagen hätten mir aber schlecht angestandem meine Mutter gab mir das Beispiel. Von Frauenseite einer jenjer muthi gen Emigrantinnen entstammeno vie mit nichts anderem. als dem Einsatz ibrer Person allem Mißgeschick getrotzt hatten, wäre sie niemals ihrer Her tiznft untreu geworden. Sie war noch jung, als Trauer und Noth über sie hereinbrachen. Um sich ausschließlich ihrem Sohne, seiner Er ziehung, widmen zu tönnen, verzich tete sie sosort aus alle weibliche Eitel leit, löste alle Beziehungen Jn ste tem Kampfe mühte tie sich ab, wurde iiber Kopierarbeiten blaß; um ein Dienstmädchen zu ersparen, unterzog sie sich den gräbsten Verrichtungen, ba bei bewahrte sie ihr bornebmes, jede Vertraulichteit sern haltendes Wesen. So nöthigte sie jedermannAchtung ab; mt zuerst. Noch immer sehe ich sie vor mir mit ihren sorglich geglatteten Schleischen im Haar, dem wollenen Kleide, das ebensowenig Schnitt wie Farbe wech selte, der schwarzseidenen Schürze, dem Abzeichen ihres Range-L ihrer Kaste; nicht einmal im Mtiiterium ihrer Küche hätte sie sich darein gesun den, dieselbe gegen eine vulgäre blaue einzutauschen Jhre strengen Züge waren derSpies gel ihres Charaiters, welcher das Pflichtgefühl in seiner ganzen Herb heit oertörperte. Jch hätte in ihnen manchmal gern mehr Milde und Hin gebung gesehen. Aber sie war noch in den Anschau ringen einer alten Hierarchie groß ge worden, welche in der Ehrerbietung den Schlußstein der Familie nnd des Staates sah, weder in Gebärde noch Sprache ließ sie die Vertraulichteiten zu. Nur Morgenr- und Abend-·- um armte ich fie, ohne das; es dabei zu ei ner jener zärtlichen Aeuszerungen, je ner tindlichen Liebtosungen gekommen tobte, welche diese spartanische Le bensführung ein wenig gemildert hät ten. Kurz, sie sorgte betoundertings-s würdig siir mich, aber sie verzärtelte mich nicht. »Eine Mutter soll nicht der Dienst bote ihrer Kinder sein,'« ertlärte sie unumwunden, wenn sie von der Ent sagung mancher Mutter hörte. — Jch wußte, wonach ich mich zu rich ten hatte. Ehe ich sriih ins Gymnasium ging, putzte ich meine Schuhe. hütstete mei nen Anzug ab, machte mein Bett; bei der abendlichen heimlehr mußte ich Kohlen herausschassen, was ich als schwere Demütigung meiner jungen hasten Eitelkeit empfand. Je iilter ich wurde, um so weniger sagte mir diese Lebensweise zu, wo Enthaltsamteit und Dilrstigieit hand in hand ainaen. Trohdem schnitt ich dabei nicht schlecht ab; das Zurück diinnnen heiser Wünsche war sitt meinStudlum von Ntihen, in Erman gelung von Besserem gab ich mich lei denlchaftlich der Arbeit hin, . · . was mich nicht hinderte, ganz im stillen die begünstigteren Kameraden zu be neiden, welche den Gang der Eramina angenehm unterbrochen Das war aber nicht die Ansicht meiner Mutter. »Man man seine Vergnügungrn mit feiner Börse in Einklang brin gen « lind sie bewilligte mir von Zeit zu Zeit großmiithig eine lleineSilber miin.e. Uebrigens besaß ich niemals die dreiste Verwegenheit, Einwände geoen diefe ltarte Art der Lebensführung zu machen. Dennoch arollte ich meiner Mutter in Verlennnng ihrer eigenen Opfer ein wenig, daß sie mir dieselbe aufznmng. Waren sie denn, genau betrachtet. so groß? Sie fand wenig Geschmack am Verlehr, an Toiletten, fiiblle fich vielleicht in ihrer Rolle der befchriinlten und einaefchiichterten Hausfrau wohl: aber fiir einen Jüng ling meines Alters. mit hellem Kopf, mit Ideen und einer offenen Hand bedeutete das wirklich eine Qual! Die Folge war, daf-, ich rnir wie ein Opfer erfchien! st- I Als- nun die Eranlina binter mir lagen, ich mich als Arzt niederzulassen gedachte, da gewährte mir die Mutter den ersten liinblia in unser mageres But-get Ich war auss- tiußerste iiber rasctit und bestürzt Wie sollte man damit die Kosten der Einrichtung, der Repräsentation bestreiten? »Ich habe im Hinblick daraus eine kleine Summe zuriickgelegt.« sagte ru hig meine Mutter: »wir werden nu: das unbedingttltothwendige anschaffen, Du wirst Dich aber angemessen aus itsrtten tönnen.« Hierbei sparte sie in der That nicht, lief-, mir drei sehr netteGemiicher mö blieren, den Warteraum, das Arbeit-J zimmer, dieSprechstubex ein ziemlich diisterer Gang grenzte an das durch einen Vorhang abgeschlossene Entree. Die Einrichtung zeigt-.- vornehme Schlichtheit: verschiedene Blattpslan gen· ein oder zwei Gipssigurem hüb sche Glaslcheiben fügten eine heiter-, künstlerische und moderne Note hinn Die Sessel waren behaglich, und der alles nöthigeBettzeug in sich sassende Diwan wandelte mein Studierzimmer aus Wunsch zum Schlafgemach unk. Meine Mutter hatte neben der Fluche und dem kleinen Speisesaal ein Gelas-» das eine richtige Zelle vorstellte, siir sich behalten. Dort fertigte sie ihre Kopierarbeiten an und wartete auf die Klingelzeichen Denk-, leider! im mer war sie es, die öffnete und da-« genügte, um mir alle Freude zu ver giften. Jch muß zu meiner Schande gesie hen, das-« nicht tindliche Ehrfurcht sondern menschlicheSelbstachtnng mich dabei bewegte; ich fiihlte mich ernie drigt, war empört, keinen Groom, tein Dienstmädchen, wie meine bescheiden sten Kollegen zn haben und erschöpste alle Argumente, meine Mutter von der unerläßlichenNothwendigleit eines dienstbaren Geistes zu überzeugen Vergeblich ! »Das ist siir den Augenblick eine unserer Mittel übersteigende Ausgabe.« Jch suchte ihr zuzuredem man könne den Bohner aus der zweiten Etage dingen. der sich während meiner Sprechstunden im Vorzimmer auszu lzalten hätte. »Damit das ganze Haus iib-: uns soöttelt? Nein, lieber mache ich die Arbeit selbs Ein Nein war bei ihr ein Nein; ich mußte zu meinem größten Mißbeha Sen verzichten und fand eine schwache Vergeltung, dazu eine recht niedrige, in dem Gedanken, daß sie bei ihrem Cha rakter im Grunde ebenso darunter zu leiten habe wie ich. II sit II Nneh und nach stellten sich die Pa tienten ein. Mein lieber früherer Lehrer schickte ste. . . . Sehr seine Leu te!. . . .Aber ste bezahlten nicht sofort. und es ging auch nicht an, ihnen eine Rechnung zu schicken. Da tin-site ich wohl der mütterlichen Vorsicht meine Anerkennung zollen. Wie tonnten wir ein Dienstmädchen bezahlen und bei-lästigen- wenn wir selbst mit dem Essen tin-gen mußten? »Wenn Du erst Mitglied des Insti tuts bist, wirst Du Dich bei guten Di ners schadlos halten,« meinte meine Mutter philosophisch. Ich hätte diese zukünftige Berühmt heit gern ein wenig vorweggenommen. Eine reizender tleine Gräsin, die ein sehe lebhaftes, lustiges und geistvolles Persönchen war, alle Krankheiten zu haben vermeinte und das Warten durchaus nicht leiden konnte, sagte mir eines Tages mit lachender Miene: »Meine hochachtung, Doktor, Sie haben einen wahren Zerberus. . . .Und unbestechlich ist ert. . .. Jch habe h rer Kammersrnu 81 in die Hand dr t ten wollen, um, wie es überall üblich, eher an die Reihe zu kommen, und sie bat mir sehr würdevoll erwidert ,,Unmöglich, Madame, der Herr ver bietet es.« »Meine Kammerfrau7« »Ja, mein Herri« Jcls wollte den Mund zum Wider spruch öffnen; was mich aber diesmal lzuriicthielt, hatte nichts mit falscher Scham zu thun . . . Als meine schöne Patientin ging. geleitete ich sie, statt mich darauf zu beschränken die Thiir des Vorzimmers zu öffnen, bis in die Mitte des Ganges, wo ich mich im Dunkel hielt. Sogleich tam meine Mutter, .· . .in weis-er Schürze. «Wissen Sie,« sagte die tleine Grä fin freundlich, »daß ich Jbrem Herrn Jhr Lob gesungen habe, Sie haben bei il1sn einen Stein im Brett.« Keine Miene regte sich in meiner Mutter Gesicht; als die Tür aber ge schlossen war, stand ich erregt, fas sungslos, keines Wortes fähig. da. Mehr als die Mühen langer Jahre die Entbebrungen jedes einzelnen Ta ges bewies mir dieses im Grunde nn bedeutende freiwillige Opfer das Maß der mütterlichen Zärtlichkeit. . .· Ih ren Stolz hatte sie für mich preisgege ben. Kein Verzicht lonnte ihr schmerz licher fein. Da ergriff ich, zu Thrönen gerührt, ein Endchen ihrer schlichten Schürze, tiifite es und sagte leise: »Verzeih’ mir, Mama!«' « Erzählungskunst in China. Aus-«- der Masse der fahrenden Leu te, die in China auf jedem Jahrmarkt, besonders aber im Hofe jedes größeren Tempels-, zu finden sind und nament lictz nie verfehlen, bei einem Tempelfest zugegen zu sein« den Geomanten, Wahrsagern, Taschenspielern, Ohren und Zahnärztem ragt der Geschichten erzähler thurmhoch empor. Alle seine Mitbewerberstellt er weit in denSchat ten mit dern Zudrang zu seinem Platz und besonders tntt seinerBedeutung für die Bildung des Voller-. Jn Ländern, wo fast jeder Mensch lesen und schrei lieu kann, können wir uns nur schwer die Bedeutung vorstellen, die der Ge schichtenerzähler in Ländern hat, in denen der weitaus größte Theil deg Voller- aus Analpllabeten besteht, und in denen das Zeitungstvesen darum erst in den Anfängen steht, wie in Chi na. Der Geschichtenerzähler ist nicht nur der Erbe der Epiter, der fahren der-. Sänger, die von Burg zu Burg, von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zogen, sondern auch der Ersatz siir die fehlen de Zeitung und nicht selten für den jVoltgredner. Wer uber gute Stinimittel verfugt nnd ein ausgezeichnete-Z Gedächtnis hat, woran es dem Chinesen in der Regel nicht fehlt, nnd wer noch dazu iiber dichterische und schauspielerische Anlagen verfügt, der darf hoffen, ein guter Geschichtenerzähler zu werden. sie bedarf dazu einer drei bis sechs jährigen Schulung bei einem in dein Beruf praktisch erfahrenen älteren Meister. Oft lassen Klostertempeh besonders taoistische, einen jungen Lucann zum Geschichtenerzähler auszbil den, der dann in ihrem Dienst fein Gewerbe ausübt und durch seine tfr zählungen zur Berherrlichung ihres Heiligen beiträgt Die technische Ausz bilkung tann in ihrer Schwierigkeit nicht unter-schätzt werden. Denn der Geschichtenerzähler, der von seinem Beruf nicht nur leben, sondern auch aui seine alten Tage ein hiibschesJ Stück Geld zurücklegen will. mus-, nicht nur iiber ein erstaunlich-is Ge dächtniß und eine großeBeobachtiinkw gave verfügen, er muß auch einen scharfen Witz und Hang zur Satire entfalten tönnen, immer verstehen, die Handlung spanueud zu halten« sie tu steigern imd zum Schluß zu einer be friedigenden Lösung zu führen Ta lsei inufz er Dichter und Schauspieler in einer Person sein, und es ist höchst ergötzlich tvie er die unscheinbarsten Mittel auf die wirksamste Weise ver wendet, um das Interesse zu steigern und seinen Vortrag anschaulich zu machen. Wenn er von tapfern Helden der Vor-seit erzählt, wird er in seinen Gebärden selbst zu dem Helden, der sich verzweifelt gegen die Uebermacht seiner Feinde wehrt oder sie in ihrer Arglosigteit mit nächtlichem Ueberfall beschleicht. Ebensogut versteht er die zäntifche böse Sieben des Dorfes in Ton und Gebärde nachzuahmen, und dass ist teine Kleinigkeit, denn von ih nen wimmeln die Dörfer in China« nnd fast jeder Ehernann unter seinen Zuhörern vermag hier die Treue seiner Darstellung nachzupriifen Alles an ihm ist Leben und Bewegung, und seine Stimme geht bald tief bis zum letsesten Flüstern herab, um dann plötzlich mit Donnergetvalt auf die Zuhiirer einzudringen Der Zopf, der ihm den Rücken herunterbängt, ist da: bei niemals in Ruhe, sondern bildet eine höchst ausdruckgfähige ständige Begleitung des Vortrags-, die einen Meister wie Wilhelm Busch sicher zu noch ganz andern Verherrlichungen be geistert haben würde, als das Mienen- E fpiel der Hofe des guten Herrn Knopp. ! Auch der Fächer dient nur dazu, dem Eizähler von Zeit zu Zeit Kühlung zuzufächeln, sondern wird immerfort zur Veranschaulichung deg Gegenstan des benutzt. Bald ist er ein Schwert, dar ans die Feinde einhaut, bald ein Pinsel, mit dem ein zärtlicher Liebes btief geschrieben wird. bald wieder der Fächer in der Hand des rechtsprechen den Mandarinen, oder die Flöte, init ter schmelzende Lieder gesungen wer den. Aber auch durch rednerische Mit tel weifz der Erzähler seinen Vortrag zu wiirzen Dieser ist eine reiche Fundgrube für die Sprichwörter, an denen das chinesische Voll so reich ist, wie wenige andere. und die nicht nur rnit haarscharfeni Verstand eine gründliche Kenntniß deHAlltagglebens verrathen, sondern sehr oft auch tief hinabsteigen in vhilofovhischen Fragen nnd in die verborgenften Falten des Menschenherzetig. Vor allein aber muß der Geschichtenerzähler außer ordentlich bewundert sein in den Klaf sitern seines Volkes und durch seine Kenntnis von deren Aussprüchen und Lehren seine gute Bildung betnnden vor Zuhörerm von denen nicht wenige ebenfalls ihre Klassiter auszwendig im Kopfe yaoen. Seine Stoffe entnimmt der Erzäh ler nicht nur geschriebenen und gei druckten Quellen, sondern auch dein Leben selbst, das er auf seinen Wan derfahrten und in seinen Nöthen ken nen lernt, wie sonst kaum einer. Er ersetzt die Zeitung, indem er merkwür dige Begebenheiten, die sich in neuerer Zeit in irgendeinein Winkel des weiten Reiches abgespielt haben, darstellt« nnd er ersetzt Romane, Novellen und alte Heldensagen und Geschichtsbiicher, in dem er aus allen Quellen schöpft, die Wir chinesischen Volk seit vielen Jahr hunderten zu Gebote stehen. Die alte Heldensage aus der Zeit der drei Reiche ist vielleicht die am liebsten be nutzte Quelle nnd bietet immer wieder Stoff zur Darstellung spannender Kämpfe von Helden und Staatsmini nern, von den Schicksalen von Piraten isnd Räuberbanden, von verwickelten Jntrigen und echt asiatischer Verschlu genheit und Grausamkeit Seltener sind Gespenster- und Geister-geschich ten, obwohl auch an ihnen kein Man gel ist, häufiger wieder Märchen inv thologischen Inhalts oder ausgezeich nete Tierfabeln. Es fehlt auch nicht an fortwährenden Anspielungen und beißenden Bemerkungen iiber die Zu stände der Gegenwart, die dem Erzäh ler als konservativem Anhänger des Alten selten gefallen. Besonders das Treiben der fremden Teufel wird nicht selten mit bissigen Bemerkungen ge streift. Der Ehinese als Znhörer hat ein sehr feines Verständnis fiir die sinnst form, und vermag sehr wohl zu schät zen, was ein Vortrag werth ist. Seine angeborene Sparsamkeit würde aber dem Sänger nicht allzu viel lfinnahi men verschaffen, wenn er es nicht ver siände, die Neugier und den Reiz, die seine Erzählung hervorruft, praktisch zu verwerthen. Wenn die Erregung und Spannung der Ziihdrer den höch sten Grad erreicht hat, wenn alles mit weitausgerissenen Mündern athenilos schweigt und im nächsten Augenblick die Lösung des Knotens, das Herein brechen einer schauerlichen Katastrophe erwartet, dann macht der Künstler eine Pause und läßt erst einmal seinen Samnielteller herumgehen, und wenn der nicht gefiiltt zurückkotnnit, dann erzählt er einfach nicht weiter. Meist aber hat er eine gute Ernte und braucht nur selten durch ein gutes Witzwort die Freigebigkeit feiner Hö rer anzuspornen Gewöhnlich geben sie reichlich, und in seinem Alter ist ein guter Geschichtenerzähler meist ein ge niachter Mann. Aus dein Gesagten geht hervor, daf; der Geschichtenerzähler siir die Bil dung des chinesischen Volkes von der aller-höchsten Bedeutung ist. Er ist auch für den Auslander, der China-H Volk und Land in feinem wahren Leben kennen lernen will, ein ganz vorzjig licher Lehrmeister. Daß er kein Freund des Neuen und damit der Fremden ist, haben wir schon erwähnt, und auch der Regierung kann er gele gentlich höchst unbequem und gefähr lich werden, denn schon oft hat ein Ge schichtenerzähler die Saat ausgestreut, die nachher in den Thaten einer Ge heimgesellschast oder in furchtbaren Revolutionen aufgegangen ist. WE Die Leute, die niemals Zeit haben tun am wenigsten. Wie die Menschen heizen Jn Großstädten sieht man meistens bei Neubauten Zentralheizung vor. Lb Luft-— oder Wasserheizung, ob die ses oder jenes System, ein jedes hat zur Folge. daß der alte, Lraoe Ofen verschwindet Ein turzes Aufschwu ben, und warme Luft füllt das Zim mer, ein kurzes Abstellen, und man friert da, wo man vor nicht fünf Mi nuten unter der Hitze litt. Die Magd braucht nicht mehr mit Holz nnd Kohle durch-Z Zimmer zu schlurren, der Koh lenftaub wird nicht mehr lästig, viel Arbeit wird gespart, aber auch viel Behaglichteit und ein schönes Stück chen Poesie ist verloren. Nun, so be ouem hat man es eben nur in moder nen Häusern und in den wohlhaben den Ländern der Welt, anderswo muß man sich anders behelfen. Wer hat nicht schon einmal von den halb in die Erde gegrabenen aus Eis blöclen gebauten Häusern der Estimos gehört, die sie im Winter bewohnen. Nun, drinnen ist es- auch warm, sehr warm sogar, so daß die Jnsassen halb und ganz nackt darin hausen, aber Oesen in unserem Sinne haben sie nicht. Sie heizen auch, aber mit einer Tranlampe, deren Docht aus Renn tierinoos besteht. Ueber ihr hängt der siochtessel und sie ist auch die allge meine Lichtspenderin. Freilich, sie allein liefert nicht die Wärme, die menschlichen Körper, d. h. die Lungen der Bewohner helfen täglich rnit. Das geht aber nur, weil die äußere Luft abgesperrt ist. Natürlich herrscht ein erstielender Dunst in der Hütte, den ein Europäer nicht ertragen tann. Mitnnter sind die Lungen der Men schen überhaupt der einzige Ofen, sc z. B. in den Gehöften kleinerer islän discher Bauern. Natürlich ist auch in diesen dürftigen Wohnungen nicht gut weilen Die ursprünglichste Art der Heizung ist wohl die mit freiem Feuer· Jn den Filzzellen der Kirgisen oder Ja tulcn glimmt ein Häuflein Schilf oder gedörrter Dünger und erzeugt mehr schioelenden, die Augen beißenden Rauch, als Feuer. Nach Sibirien Verbannte, die im Disziplinarwege zu solch einer Rirgisenhorde geschickt wur den. wissen den Aufenthalt in solchen Zelten nicht schrecklich genug zu schil dern. Bei den Lappen und den we nigen noch eristierenden Jndianern ist eg- wenigsteng Reisig, das ein Flacker fener gibt, und von den Frauen un terhalten wird, und eine ähnliche,-iin inerhin noch recht armselige Heizung findet man initunter sogar noch in ent legenen irischen Dörfern, wo auf der nackten Erde ein Torfseuer glimmt. Einen großen Fortschritt bezeichnet es schon, wenn dem Feuer eine erhöhte Stätte, ein Herd, geschaffen wird. Er ist der Mittelpunkt nnd das Sinn bild des gesitteten häuslichen Leben-j Jn den Blockhiitten Finnlands, im Kaulas115, in den Bergen Spaniens und Griechenlands- herrscht der offene Herd, der sich auch n»ch in Niedersach sen findet. Natiirlich hat er hier meist eine Esse, die den Rauch, wenn auch nicht vollständig, ableitet, sehr häufig fehlt aber auch diese, selbst noch auf der Jnsel Rügen, und dann zieht der Nauch durch das ganze Gemach und Haus, bräunt Wände und Ge genstände und verleiht allen Dingen einen brenzlichen Geruch. Lungen IlllO Atllqcll lclUcll, ullu Uuurl Wut u durchaus nicht einmal gleichmäßige Wärme. Wer diese ioiinschts— muß sich schon nahe an dagHerdseuer setzen, leidet doppelt unter dem Rauch, oers sengt sich auf der einen Seite und friert womöglich auf der andern. Ge nau dieselben Mißstände weist eine veredelte Abart dec- Herdes, der Ka tnin, ruf« den man ain meisten in Amerika, England und Frankreich hat. Es sitzt sich s. traulich vor ihm, sein slaeterndes Feuer ergießt einen warmen rosigen Schein ins Zimmer, der aus den Metallgesäszen spielt und es guckt sich gut in die Flammen. Aber lange hält man es in seiner strahlendcn Wärme nicht aus, ja man muß sich durch Schirme dagegen schützen, sperrt damit aber auch ein gut Teil Wärme überhaupt ab. Und wie der Herd ist er ein arger Ber schwender, er verbraucht ein ganz un verhältnismäßig großeg Brennma terial. Da er aber nun einmal sehr hübsch aussieht, so sucht man heutzu tage Oesen aller Art etwas Kamm artiges zu geben, indem man durch Glimmerplatten ihr Feuer sichtbar werden läßt. Das ist natürlich ein tiimmerlicher Ersatz, aber immer hin besser als die Täuschung, die in eleganten Hotels und Wohnhäusern geübt wird. Man heizt dort zentral, aber man legt einen Kamin an, der unten eine Attrappe in Form eines Reisigbündels hat, die von elektrischem Lichte durch rote und grüne Gläser hindurch erleuchtet wird. Jm Süden spielt naturgemäß die Heizung nicht eine solche Rolle wie bei uns im Norden, aber man kommt durchaus nicht ganz ohne sie aus. Man kann dort recht kalte Wintertage mit Schnee und Eis erleben, und mancher ,,Nordländer« hat schon weh miitig an den daheimgelassenen Pelz, die anderen winterlichen Kleidungs stücke, und vor allem an den braven Ofen gedacht. Da saß er in einem hohen Zimmer mit Steinwänden. Estrichfußböden, bis auf den Boden reichenden Fenstern, den tlaffenden Flügelthiiren, u. sror, denn zur »Hei zung« dienten nur »Caminos« und ,,Braseros«, d. h. auf deutsch: Räpfe und Becken mit glühenden Koh len. Diese haben noch größere Nach theile als der Kamin, ohne auch nur einen seiner Vorzüge. Man kann nicht einmal eine Hälfte des Körpers an oder vielmehr über ihnen wär nten, sondern nur stets ein Glied, man schluckt üble Dämpfe, und der schließliche Effekt ist, daß man friert und Kopfschmerzen bekommt. Der Nordländer leidet bei diesem System mertwiirdigerweise mehr als der Süd länder. Etwas vernünftiger geht es kei den Türken und Osmanen zu, bei denen die Kohlenpfanne (,,Mangal«) unter einem mit Teppichen umhängten Tisch steht. Da werden wenigstens die unteren Extremitäten der Herum sitzenden warm gehalten. Die Koh lenpfanne ist auch in Japan zu Hause. nnd da die Häuser durchwegs aus Holz nnd Papier hergestellt sind, ge hen noch viel mehr durch Feuersbrün ste zugrunde, als selbst in der an Bränden reichen Türkei. Die Chine sen, die je nachdem mit Dünger, Holz oder Kohlen heizen, suchen die Stiel gase in ausgestellten Wasserbeclen auf zufangen, oder stellen ihre Wärme Pfannen unter einen gemauerten Auf bau, Kang genannt, der dann als warme Lagerstätte dient. Natürlich bringt das ausströmende Kohlenoxyd manches Unglück zustande, und wäh rend der deutschen Chinaerpedition ist ein hoher Offizier auf diese Weise selnniihlch umgekommen. Jn Rußland ist und in Deutschland war bisher herrschend der Kachelofen, mit dem sich der deutsche Vetter an Größe und raffinierter Ausniihung freilich nicht messen lann. Er ist in der That, wenn ein geschickter Töpfer ihn gebaut hat, Praktisch und ange nehm, ein wirklicher Freund und Wohlthäter. Und wenn wir Aelteren auch in noch so schönen Stuben mit noch so raffiniert angelegter Zentral heizung sitzen, wir denken doch mit Wehmut an den alten Freund aus den Irinderiagein und an die Bratäbfel, die in seinem Rohr zischten, zurück. Die Sicheruuqifchutzvamen bei Quinctius-. Ali- einfame Kuppe im Meer erhebt sich die kleine Felseninsel Helgoland aus den Wogen derNordsee, dac- grün roth-—tveiße Eiland, dessen Besitz den Deutfchen so werthvoll erschien, daß sie ei— 1890 gegen die Abtretung der Hos Theitgrechte üver Sansibar von England ’eintaufchten. An Stelle der englischen Butter-ten ragen heute feste Panzer thiircne empor, als-Zv wirksamer Schutz deutscher Interessen in der Nordsee »zum Schutze der Jnfel und besonders cHgfeiig und des Seebadeg hat die iMarineverwaltung vor einigen Jahren mit ungeheuren Kosten Schutzwerte ausgeführt; eingefpulte Höhlungen Iwurden mit Mauerwert und Beton iauggefüllt und an den am meisten ge lfährdeten Stellest aus großen Granit ! qnadern schwere, bis überSturntfluth Thisbe aufgefiihrte Stützmauern errich itet Diese Sicherunggmaßregein ha ten sich bei dem jüngsten, außerordent lich heftig auftretendenS turm vorzüg licljs bewährt, und sie werden auch den besonders im Dezember und Januar alljährlich heftig wütenden Weftftiit nun fernerhin Trotz bieten. Jn einer Länge von mehreren Meilen ziehen sich diese Schutzmauern hin, hinter denen über hundert Torpedoboote ihren Lie geplatz haben. Für die Festigteit die ser Mauern gewinnen wir einen Maß stab durch die Feststellung, daß folch’ eine vom Sturm gepeitsche Woge eine ungeheure Kraft entwickelt, derenDruck auf die Quadrathard bis zu 1.0 Ton nen und darüber erreichen kann, und die genügt, um größere Fels-blöde von meheren Tonnen Gewicht von der Stelle zu bringen. Jst Courfchneiden Zeitverteudungck fragt Dorothn Dir Bei den Mit giftjägern nur, wenn die Geschichte mit einem Korbe endet.