Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 31, 1911)
Jahrgang Nebraska Skaak5— Anzetger und II cerokd. 911 Zwei k(Thei l.) Kummer 33. . Frühling-fegen Von Anna Ritter. Der Schlehbnsch am Wege Schimmert in Blüthen, An den Gelönden Des Thaler- entlang Schreitet der Frühling Mit segnenden Händen. Ueber den Wiesen Höngt Glockenklang, Flüsternde Stimmchen Erwachen im Dorn Und auf den Feldern Aus Schollen und Ritzen Luat es hervor Mit ariinlichen Spitzen. Das heilige Korn. Berliner Psissikiis. Ein humoristischeo Märchen von Friedrich Thiemr. Es ist nun schon einige Monate her« daß ein Engel. der eins der hervor ragendsten Himmeleämter bekleidete. zu Jnspettionszwecken auf-die Erde entfandt wurde. Der Engel Inarfchirte wacker draus los, bis er eine große Stadt erreichte. Das war zufällig Berlin. Leider hatte er aber etwas einzustecten vergessen, was im Himmel niemand londerlich schätzt, was aber auf Erden unum giinglich nothwendig ift. Nämlich das Geld. Schon gedachte er sich dem Afnl fiir Dbdachlose zuzuwenden. das einige der Wirthe ihm empfohlen hat ten, da bemerlte er einen ganz kleinen unscheinbaren Gasthof in einer der am wenigften belebten Straßen. Tod miide· halb verhungert, trat er ein und brachte fein Anlieaen vor und siehe. der Besitzer, ein kleiner, lorpu lenter Mann im Alter von ZU Jah ren, lud ihn freundlich ein, näheriw treten. »Sie sehen so anständig aus-; sagrex er leutselig. »und ich bin selber schon mal in solcher Atem-ne gewesen - ’s tann einem passiren. Ach was. auf die paar Groschen Zeche und ein Bett soll es mir nicht antommen.« Erschöpft lief-, der Engel sich nie der, labte sich an den ibin von er ebenfalls lleinen lotpnlenten und freundlichen Frau des Wirth-) vorge festen Speise und dem vorzüglichen Bier und suchte dann das für ibn be reitete einfache, aber saubere Bett auf. Er schlief bis in den lichten Morgen, worauf er sich an aromatischeni Kaffee nnd tnusperigen Semineln erquicken durfte. Von Dankbarkeit erfüllt, reichte er seinen Gastgebern die hand. »Sie haben mich so wahr aufgeho ben wie einst Philenwn und Bau cig die bei ihnen eintrhrenden Got ter Jupiter und Merkur. Geld besitze ich nicht, doch möge ich mich dantdar erweisen. Gestatten Eie, das-, ich meine Schuld auf andere Weise be zahle. Jch unterliege zwar, so lange mich meine Mission aus Erden fest hält. menschlichen Bedürfnissen und Gesetzen sonst hätte ich nicht in diese Verlegenheit gerathen können aber ich bin nichtsdestoweniger ein linsterblicher, ein titefandter des Hirn mels. mit einein Wort ein Engelt« Ungliiubig starrten Wirth und Wirthin ihn an. Da streckte der En gel seine Arme aus und siehe, plötz lich entfalteten sich zwei Schwingen an ihnen, so zart und durchsichtig wie Schmetterlings-Hügel und doch so got den und fchillernd wie gliherndes Me tall. Zugleich begann es um sein blondes Haar zu funkeln und zu leuchten —- entsetzt wichen die biederen Wirthsleute zuriiei und sanien anbe tend auf die Knie »Verschweigt jedermann, wag ihr gesehen habt«, fuhr der Engel fort. »Er-eh aber will ich belohnen, denn Jhr wart die einzigen, die sich giitig gegen mich bewiesen. Sprecht einen Wunsch aus, ich werde ihn erfüllen -- aber bedenkt Euch weis-lich, daß Jhr etwai- erwählt, wag Euch wirt lich frommen kann. Jch möchte Euch gern wahrhaft niihlich werden« hocherfreut ltiszten die Leutchen dem Himmelsboten die hand. Und nun - was sollen sie sichl wünschen? l Rathloi blickten sie einander an. s Der Engel lächelte mild. — »Ueberlegi Euch in Ruhe, wasdas beste ist s-— ich sehe inzwischen hier im Gasizimmer, wenn Ihr erlaubt, meinen Reisebericht auf.« Damit nahm er an einem der Tische Plah und begann eifrig zu schreiben. Der Wirth und sein Weib zogen sich darauf in ihre innersien Gemä Fer zurück, um großen Rath zu hal n. »Julchen«, eies der Gastwirth, seine Frau beseligt umarmend, Jetzt hat’S mit allen unseren Sorgen ein Ende! Denk nur« wir diirsen einen Wunsch thun, der unbedingt erfüllt wird — ist das nicht herrlich?« ,,Herrlich, Fried, gewiß! Sag mal, was werden wir uns eigentlich wün schen?'« »Was anderer-, als das große Loos »Aber Fried, Du vergißt ja dies ewige Seligkeit. Was nützt uns aller Reichthurn, wenn wir des einigen Friedens nicht theilhastig werden?« Fred kratzte sich bedenklich hinter den Ohren Er sowohl als seine Frau waren gutgliinbige Christen. »Hm, da hast Du nicht unrecht indessen — das Leben ist auch schon lang genug und wir haben bisher nicht viel davon gehabt -— das große Loos ist auch nicht zu verachten.« »Und wenn uns das Schicksal mit Krankheit schlägt -- was haben tvir dann von allem Reichthum?« . »Wahrhastig -— Krankheit, ja, ge sund müßten wir sein - und reich dazu »Und selig werden — »Das sind aber drei Wünsche. Julchen ----« »Alletdings, das sind drei.« Beide starrten schweigend vor sich nieder. « »Und dann wir müssen doch auch an unsere Kinder denken.« »Ja, so —--'« Neue Verlegenheit. »Hast rechi«, brummte er. »Und dann möchten wir auch lange leben und glücklich ---«« »Und zusammen sterben - « » »Ja, Za« Er überlegte. »Lan! uns mal alles zusammen bedenken, was wir nöthig haben«, erklärte er endlich. »Dann können wir uns das Beste aussuchen.« »Also erstens die ewige Seligteit«, begann Julchen. »Für uns beide natürlich »Versteht sich. Gesundheit iiir uns beide »Ein langes Leben - »Ein sanster, stiedlicher Tod »Im selben Augenblicke - « »Das sind bereits siins Wünsckx, Fried« « « »Ferner brauchen wir, wenn wir etwas vom Leben haben sollen, Reich tknun »Und Glück « nKein Krieg darf ing- Land tom men -" ,,Uebel und Unglückgsälle müssen uns verschonen ---« ",,Stimmt Und dann möchte ich gern die Villa haben, die wir vorige-Z Jahr aus unserer Reise am Rhein gesehen haben. Du weißt, die rei zende Van mit den grünen Jalou sien nnd dem wilden Wein, mit dem großen, schönen Garten rundum und der Aussicht ans den Rhein.« »Ach« das märe köstlich, Fried!« »Dann möchte ich auch aern, daß unser Sohn Hzrmann die junge Dame zur Frau bekäme, die er so sehr verehrt « « »Ach, Vater. das ist die Tochter seines reichen thesg,»dns geht ja gar nicht·« »Wenn ich es wünsche, must es geben« »Dann freilich aber mag nützt ihm die Braut, ohne Gesundheit? Und sollen wir an uns denken, Va ter, und nicht an unsere drei Kinder? Sollen sie nicht auch dereinst selig werden, und recht gesund, glücklich und lange leben, und einst durch einen sanften Tod erlöst werden?« »Gewiß sollen sie das so egoi stiscb denten wir nicht. Jndesien - « Sie griibelten wieder vor sich hin »Wie viel Wünsche macht das, Julchen?« »Wenn ich richtig nachgezählt habe, sechzehn. Vater.« »Sechzebn - und einen haben tvir nur! Das Wünschen ist doch nicht so leicht und angenehm, wie ich ges dacht habe-« Unruhig schritt der Wirth aus nnd ab. »Dann wollen wir lieber verzich ten, Fried« »Wo denkst Du bin?« Er blieb vor ibr stehen. »Ich habe eine Idee, Julchen einen Wunsch haben wir srei und einen brauchen wir auch nur auszu sprechen.« »Welchen denn, Vater?« z »Pos- nur aus. Laß mich ihn mal ausschreiben, Du sollst Augen ma schenk« Wenigstens eine Stunde lang malte Fried seine ungeschlachten Buchstaben und unorthographischen Worte auf einen Bogen KonzeptpaJ pier. Endlich schien er befriedigt. l »Komm jetzt zum (s-ngel«', winkte er seiner Frau Neugierig folgte sie ihm in das Gastzimmer s Der Engel wandte sich .lu ihnens herum. s »Nun, habt Jhr den Wunsch be-i dacht?« fragte er liebenswürdig z »Jawohl, Eure himmlische Ho. i heit« s »So theilt ihn mir mit.« s »Hier ist er « Der Wirth reichte ihm den Bogen und d: r Engel las den Wunsch wie folgt: »Ich wünsche dereinst im hohen Alter nach einem durch Krankheiten, Sorgen llngliickgsiille und Krieg völlig ungetrübten, im steten Genusse mich befriedigender Wohlhabenden verbrachten glücklichen Leben in dem» Besihthum am Rhein, welches dass Ziel meiner Sehnsucht ist, und nach langjährigem ungestörten Bewohnenj desselben, und nachdem mein Sohn Hermann die vornehme, die er liebt,; heimgefiihrt, umringt von meinen Kindern nnd Kindeslindertn die sämmtlich bis zu ihrem in hohem Alter ersolgenden sanften Tode glück-" lich nnd gesund bleiben sollen, ges meinsam mit meiner lieben, guten Frau, nachdem solche ohne Krankheit nnd Sorge in stetem Gliiel an meiner Seite gelebt, im Bewußtsein der be vorstehenden Verleihung der ewigen Seligkeit sür uns beide und unsere Kinder und Kindeskinder, eines sanf ten. friedlichen Todes zu derbleichen!« Da lächelt der Engel« klopfte dem Wirth aus die Schulter und sagte freundlich: »Du bist ein PfisiiknT lieber Gast geber - aber ich habe Euch nun einmal mein Wort gegeben und will es halten. Ich dente, ich werde die Sache oben durchsehen!'« Der Ordnungs-muten Man schreibt aus London: Verströ nunggmanteL den George Y. tra en wird, wurde schon von Georg l dem »ersten Gentleman Europas«, ge strageir Eine bis jetzt iingenannte »Privatperson hat dieses kostbare Stück dem König zum Geschenl gemacht. EJ ist im allgemeinen üblich, daß fiir jede Krönung ein neuer Mantel hergestellt wird, während der alte in den Waffen soal des Towerg wandert. Georg llp wandte ungewöhnlich viel Geld auf ’seine.strönung, die den englischen-Staat ;i.ahezu 2:«.,)0()00 Pfund kostete. Er Iwar aber auch infolge dessen mit sei lnein Staat so zufrieden daß er ihn ei Hirn seiner Diener anziehen ließ, um sich einUrtheil darüber zu bilden niel schen Eindruck er auf die Zuschauer nia chen werde. Die Garderobe Georgs H". wurde 1831 versteigert. Unter den saiisgeboteiien Gegenständen war: »ein itostbaregUntertleid von roseiifarbeneni Atlas bei der Krönung von der-Haupt spirsörilichteit der Feier getraaeii« Fiir dieses Stück, zusammen mit drei tar imoismroten Sanitwesten erzielte man ungefähr 47 )() Mart, nnd zwar bot die Hien Preis niemand anders als Mada nieSussaud die Besitzerin des berühin sten Wachsfigurentabinettk Ansicr idieseni Untertleid erioarb Madame Sussaiid zwei ströniingsmäntei. deren einer von purpurfarbeneni Samt nnd mit zweihundert Unzen Gold gestictt war; er erzielte llW Mark. Es isi möglich, daß dies der Mantel ist, den der König von dein unbelannten Gebet erhalten hat. Er soll noch so unne riihrt frisch aussehen wie am Tage da ek- ans den Händen der Sttder hervor SMA Dichtersqqtitm »Alfo meine Anwesenheit genirt Dich während des Arbeitens, aber Deine zwei Hunde dürfen sich da im Zimmer herumtreiben!« Dichter: »Ja, die fragen auch nicht alle fiinf Minuten was Dnm mess« Zweifel. Angestellter, zum andern: »Nein, wie ängstlich unser Chef mit der Flusse umaeht, leinen Augenblickt läßt er sie allein. Jeden Abend probikt er vier- bis fünfmal ob sie auch zu ist. Entweder hat er sehr viel drinn oder gar nichts!« meines Mißverständniss. Hausiren »Mit-en der Herr Baron vielleicht alte Kleider en verlaufen?« Baron (bakfch): »Nein, die ver schenke ich!« Hausiter lbefcheiden): »Das kann ich aber eigentlich nicht verlangen, Herr Baron!« L Jn Sturm und Noth. Wer vor 50 oder 100 Jahren eine Reise über das Meer machte, der beschidte als sorgsamer Haue-vater. vorher fein Haus, hinterlegte fein Te stament und nahm vrn den Seinen Abschied, als führe er dem sichern To de entgegen. Das ist nun heute anders, nnd während friiher das Wagnisz ei ner Seefahrt nur auri zwingender Veranlassung unternommen wurde. trifft man heute an Bord der Pressa gierdampfer regelmäßig Leute, die eine Reise zu Schiff lZur Erholung oder Unterhaltung machen. Indessen ailt ler Spruch dafz Wasser teure Ballen hat« noch heute, nnd man hört immer wieder von Schiffgunfiillen bei denen brave Seeleute das Grab in den Wel len finden. Eindringlieher als die vliihendste Phantasie eines Seeroinans es vermag, bringen uns in ihrer niichternen Sprache die Akten der Seeiimter zum Bewußtsein, welch Leid und welches Heldentuin der Beruf deg Seemanng birgt, nnd sie verdienen wohl, einmal ans Licht einer größern Oeffentlichteit gezogen zu werden. Jm folgenden seien daher einige bemerkenstvertheFälle der letzten Zeit registriert: An- abhängigsten von Wind und Wetter find natürlich die Segelschiffe. deren Zahl lZum Bedauern vieler, die nur die Fahrt auf Segelsihiffen als die echte Seefahrt bewerthen, beständig u. inaufhaltsam zuriictgelit Besonders Eva- vorige Jahr war reich an Ver ;lusten fiir Deutschlands Segelfchiff flotte. en aller Erinnerung ist noch iier Verlust der »Preus-,en«, die aber » iicht das- einzige Schiff war, das spe tiell Hamburg ini letzten Jihren ver irsrin hat Am 9. Juni ging von Vlnt l Loerpen raI Hamburger Vernunft ,.Schutau« nach Antofaaasta iu See. '.Ilm 17. August wurde Carus StJohng uinsegelt, nnd am Tan darauf wurde das Wetter so schlecht, das; alle Seael bis auf die Sturmseqei sestaemacht uerden mußten. Er« ging eine hohe wilde Sec, in der dar- Schiif so schwer arbeitete, daß sämmtliche Pardunen u. -t,aaen des Vortopps lose wurden. . an holte sie mittels Gienen durch und schwichtete sie, und da der Wind abflaute, tonnte man alle Segel wie— der besessen. Aber an. Morgen des Liz. EAugust frischte es wieder auf, Abends wehte schwerer Sturm aus Norden, nnd in der Nacht brach das Eselshaupt der Vormarsstenge, so daß die Stenae nach beiden Seiten schlenaerte. Nicht lange, so qina der Vortropd über Bord, und als man nach langer Arbeit die herunteraefallenen Spieren ge i lascht hatte, mertte man, daß die iWanteru Pardunen und Staan der lbeiden andern Troppcn ebenfalls lose wurden. so daß sie geschwrchtet werden l mußten. Da in der schweren See Ge fahr bestand, daß alles- von oben tain und das Schiff auch Wasser machte, so wurde am Abend des 27. August das sSchiff verlassen. Nur der diapitän i lilicb an Bord, um das Schiff, das nur Lnoch ein Wraet vorstellte, nicht friilser . su verlassen, als bis es strandete. Die i beiden Boote mit der «.l«liannschaft wur lden von eine-n araentinischen Daiin I fer aufgepickt, der auch die »Schulau« Fu tauen versuchte, wag aber bei dein schlechten Wetter nicht gelana. Später wurde das Schiff aber wieder in Schlepri genommen und bei West Wal ler Poisnt zu Anker aebractst; indessen brachen die stetten und die ,,Srbulau« ftrandete nnd sant. soweit die Ver handtnng Vor demZeeamt, deren niich terne Wiedergabe nicht-z ahnen liisxt rson der Ettliihfal nnd Arbeit. die di-: Munnfchaft ans lectein Schiff tage lang, den Tod vor Tslngen, dnrctige macht hat. Dass nicht nnr ans weiter Fabri, sondern anch ans Reisen in Nord nnd Ostsee den Seeniann stets Gefahren umschweben, zeigt der Untergang dess Hamburger Griffelschonerv »Halte-" aus einer Reise von Einden nach Sinider land. Das Schiff war am ZU. Novem ber 1909 von Gulden in See gegangen. aber wegen schlechten Wettecm gezwun gen worden, auf der Ein-J in der Nähe des Randzelg vor Anter zn geben. Am Z. Dezember gerieth der »Hans«« ins Treiben nnd tam an Grund. Jn der wilden See stief-, er schwer nnd trachte in allen Berbänden Allmiihlich legte er sich nach Steuerbord jiber und drob te zn tentern. Die Mannfchaft ließ deshalb das Boot zn Wasser und ging hinein· Jm nächsten Augenblick aber lani eine lsobe See nnd warf das Boot iiber Kopf, so daß die Leute fännntlich ins Wasser fielen. Alle sieben versuch ten durch Schwimmen das Schiff wie der zu erreichen und ro gelang dem Schiffsjungen Knor, ein über Bord hängendeg Ende zu fassen und an die sem an Bord zu klettern. Bald nach ihm erreichten noch zwciMann schwim mend das Schiff, Knor warf ihnen eine Leine zu nnd ließ dag Fallreep berunter. Mehr konnte er in seiner Er schöpfung nicht thun, und seine beiden Kameraden, die nicht mehr die Kraft hatten, sich selbst zu retten, santen vor ; feinen Augen weg. Den Steuermann fah Ruox noch einige Zeit aus dem Kiel des gekenterten Bootes sitzen, bis eine schwere See ihn berunterschlug und ebenfalls begrub. Knox befand sich nun allein und hilflos an Bord des ,,.Hang« und erft am nächsten Tage. als die See etwas ruhiger geworden war, wurde er mit Lebensgefahr für die Retter abgeborgen. Auf eine harte Probe wurde die Be satzung des Gaffelschonerg »Im-na nuel« aus Westrhauderfehn geftellt. Das Fahrzeug war am R. Januar v. Js. von der Weser nach Granten in See gegangen, wurde aber von anhal tenden Stürmen, die oft zum Orlan ausarteteiu nach der Nord vertrieben. sodaß der Schiffer sich entschlofz, in den ersten besten Hafen binnen zu lau fen. Es gelang auch mit Schlemm bilfe, Christianfand zu erreichen, von ivo das Schiff am 22. Januar bei schönem Wetter die Reise fortsetzte. Schon am folgenden Tage trat schwe re-: Wetter ein, und das 82 Jahre alte Schiff arbeitete gewaltig in der See, große Mengen Wasser übernehmend. Am 212 d. Mig. schlug eine Sturzfee an Stetcervord vom Bugsprit bis zum Foctwant ver Reeling und das-Schanz tleid weg, die Back wurde etwa einen Fuß gehoben, und das Schiff fing an, mehr Wasser zu machen. An den bei den folgenden Tagen wehte ein Orkan, die Mannschaft lam nicht von den Vumpem an Kochen war nicht zu den ken, und gänzlich erschöpft ließ sie sich fdklieleich von dem englischen Fisch-« dampfer »Sarpedon« in Schlepp neh men. Jn der Nacht brach aber die Echlepvtrosse, und da man merkte, daß der Schoner bald halb voll Wasser war, gab man den weiteren Versuch cuf, und die Mannschaft des ,,Jmma-· nuel« fiihrte das Boot zu Wasser, das aber schon im nächsten Augenblick von eiter See gegen die Bordtvand geschla gen und zertrümmert wurde. Indes gelang eH der Mannfchaft des Fisch dampan ihr Boot aus-zusetzen und sich an das Wrack berauznarbeiten, um fdie erfchöpften Leute des ,,Jmmanuel« -iiberzunehmen. Daß es falsch wäre, die Dampf schissahkt im Gegensatz zur Segel schifsahrt sur gefaher zu halten, be weisen folgende in letzter Zeit vorge iaiumene Fälle. Der Hamburger Dainpfer ,,«’frascati« trat am 2(). Ja nuar die Reise von Bremerhaveu nach iknaland au und passierte am 23. Ja nuar morgens-i Longship. Es herrschte frischer mestlicher Wind mit sehr hef-» tigen Böen und zeitweise unsichtiaem Wetter. Nachdem man um 8 Uhr morgens TreveseHead Feuerschifs pas siert hatte, wurde die Zirtulationss isuinpc untlar, und man mußte die Maschine stoppen, um den Schaden zu reparicren. Der Wind war unterdes sen in Sturm und zuletzt in einen Or kan aus-geartet Das Schiff legte sich auer zu den Wellen und rollte furcht bar. llni es mehr an den Wind zu lIrinaen, setzte man einige Segel und lief; It Faden der Vackbordttlnteriette sur-tausen, die man aber wieder ein iiiewen mußte, da die Kette durch das heftiae Schlinaern des Dampserg aus der stlampe sprang. Hilslog trieb das Schiff auf die ziiiste von Cornwall zu, und eine Stranduna war unvermeid lich, wenn man nicht ankern konnte. .ltuter Lebensgefnhr fur die dabei ve lchaftigten Leute wurde der Anter klar gemacht und geworfen, und zum Glück faßte er, fodasz das Schiff gerettet schien. Das Maschinenperfonal arbei tete unterdessen fieberhaft an der Aus befserung des Schadens und in der That konnte man die Maschine Nach mittags wieder in Betrieb setzen. Man slivte den Anker und dampfte see nsärts, aber nach einer halben Stunde mußte der Maschinist melden, daß die Zirlulationspumpe wieder unklar ge worden sei und die Maschine wieder gestovpt werden müsse. Mittels eines Treibankers gelang es, das Schiff von der Strandung abzuhalten, bis der Maschinist die Rondensationsmaschine in eine Auspuffmaschine umgewandelt hatte und es wieder möglich war, von der Kiiste wegzudampsem allerdings konnte man es im Altaschincnraum kaum aushalten, denn er war ganz von Wasserdamps erfüllt und man nußte Fackeln gebrauchen, um das Wasserstandsglas zu beobachten Da der Orkan immer mehr zunalnn, ge lang es auf die Dauer auch nicht, ge gen den Seegang standzul)alten, und beim Loten fand man, daß das Schiff wieder aus die Küste zutrieb. Es wur den deshalb Rorkwesten an die Mann schaft vertheilt und die Rettungsboote tlar gemacht. Neue Hoffnung schöpfte man aber, als es den Bemühungen des erften Maschiniften schließlich gelang« die havarierte Maschine zu enan schnellerer Gangart zu bringen, und unterstützt von einem Treibanker, den man aus Spieren und Persennings hergestellt hatte, sich von der Küste freizuhalten, bis der Sturm abflaute nnd man ohne Gefahr ankern konnte. Bald darauf kamen drei Schlepper, die den Havaristen nach Barry Dock ein schleppten. Das Hamburger Seeamt hob in seinem Spruch hervor, daß dem umsichtigen Verhalten der Schiffs und Maschinenleitung wie auch der nur-dauernden Tüchtigkeit der ganzen Besatzung unter den überaus schwieri gen Verhältnissen die vollste Anerken nung gebühre. Selbst ini sichern Hafen ist ein Schiff nicht ungefährdet, wenn außer gewöhnliche Naturereignisse eintreten und des Gebildeg aus Menschenhand spotten. Am 18. Dezember 1909 lag der Bremer Dampfer ,,Nestor« im Ha fen von Oporto tlar zur Ausreisc nach Lissabon, jedoch erklärte der Lotse, daß infolge des anhaltenden Regen usetterg die Strömung im Fluß zu start und die Barke nicht passierbar sei. Jn den Tagen vom 19. zum 21. nahm der Wasserstand und die Strö mung immer mehr zu, und der Kapi tän ließ das Schiff im ganzen an 11 Trossen festmachen, außerdem beide Anker fallen. Sogar die Maschine wurde in Gang gebracht, um das Schiff gegen den Strom zu halten. Nicht nur kleinere Flußfahrzeuge, son dern auch größere Schiffe gerieten durch die Strömung ins Treiben und eines dieser Schiffe beschädigte den ,,Nestor« leicht. Von Land aus rief man der Besatzung zu, das Schiff zu verlassen, und als einige der Vertöu ixngen und selbst die Anterketten der Gewalt des Stromeg nicht mehr ftandbalten wollten, beschloß man, von Bord zu gehen; kaum hatte man den Entschluß ausgeführt und zwar in solcher Eile, daß keiner der Leute et: wag von seinen Effekten mitnehmen konnte. alg der Dampfer sich losriß und flußabwärts trieb. Der Kapitän fuhr im Wagen dem Schiffe am Strande entlang nach und sah es ge gen Mitternacht auf der Barte fest sitzen Am andern Morgen kam es wieder los und strandete dann an der Male, m wo es bei eintretendem gu ten Weiser abgebracht wurde. Es hatte aber so gelitten. daß es als reparatur unwiirdig tondemniert werden mußte. Jn dem seeamtlichen Spruch wird ge sagt, daß das Verhalten der Besatzung und ihr langes Aus-halten an Bord de-: gesiibrdeten Schiffes volle Aner tennnng verdiene. Zum Schluß sei ein ganz eigenartiger Unfall mitge theilt, der eigentlich nichts mit Seege fahr zu thun hat n. trotzseines tragi sches Augganges einer gewissen Komi! nicht entbehrt. Der zur Brerner Ro land Linie gehörige Dampfer »Nai mes« verließ am 2. April v. Js. die Weser mit der Bestimmung nach der Westliiste Südatneritag. Unter seiner Ladung befanden sich vier Köfige mit nvei Löwen nnd zwei Tigern, die aus dein Hagenbeckschen Thierpart stamm te1: und sijr den Zoolgifchen Garten in Linia bestimmt waren. Sie wurden von einein mitreisenden Wärter ge pflegt nnd beaufsichtigt Bis nach Antmerpen ging alles gut, aber von da ab wurden die Bestjen, weil sie kein frisches Fleisch mehr erhielten, erregt, nnd einer der Tiger brach in der Nacht zum 2. Mai aug feinem Rafig aug. indem er durch ein 15 Zoll großes Loch, das er in die Futterleifte gebis sen hatte, schlüpfte Jn der genann ten Nacht morgens 2 llhr hörte der niachehabende Steuermann Hilferufe san-:- der Gegend der Kammer des; tSchiffgliäckerg. Durch dag Geschrei aufmerksam gemacht, tam auch der Kapitän an Deck, und er gewahrte mit dein Steuermann, daß der Tiger frei an Dect herumlief. Die Bestie lief zu erst in die Kammer des Bäckers, ver Iletzte diesen durch einen Tatzenhieb, stürzte sich dann in die nebenliegende Stewardstammer und sprang dort in dir obere, zum Glück unbesetzte Koie. Hier riß das Thier die Gardinen und Rissen herunter und verließ mit einem Ropstissein das ihm in den Krallen hängen geblieben war, die Kabine, um wieder in die Kammer des Bäckers zu dringen. Letzterer war nach oben in die Knie der- Kochg gefliichtet, der ei nen Revolverschuß aus die Bestie ab gab. Der Tiger rannte wieder heraus und eg« entspann sich jetzt an Deck eine wilde Jagd nach ihm, die mit untaugi lichen Mitteln geführt wurde, da die Revolvcrtugeln abvrallten. Verwirrt gemacht, sprang das Thier schließlich aus die Reeling, von wo es bei einer besonders startenBetvegung des Schif fes iiber Bord fiel und ertrant. Die Verwnndungen, die der Bäcker erlitten liatten, waren so schwer, baß er am nächsten Tagen trotz sorgfältigster Pflege starb.