Humoristifchsmilitärifche Erzählung Der falsche Adjutant Von Freiherr v. Schlicht — — — s---—---- WMW (10. Fortsetzung) Das aber glaubte der Kellner nicht Uhig mit anhören zu dürfen, und so sagt er denn-: »Pardon, hert Haupt Mnry das Bier ist nicht entseslich ist sogar ganz ausgezeichnet es ist den ganzen Nachmittag von allen Herren noch nicht eine einzige Klage laut ge sordea.« Der winkte ab. »Es ist schon gut, Essen Sie nur.« Der Mllner schickte sich an, sich stäckzuziehem aber im legten Au Guid besann er sich aus seine i « er zog aus seiner Westen-— Oasche einen alten Bleististstukninel, chtete den sehr umständlich mit einen Lippen an und machte dann aus den Untersatz des Krugeg einen Strich. »Was soll denn das?« «Pardon, Herr Hauptmann, es ist nur, damit der Herr Hauptmann nachher auch ganz genau wissen, wie siel Kriige der Herr Hauptmann ge trunken haben.« »Meinen Sie denn, daß ich die Ab sicht hab-e, dieses Gift gleich litertveise oder etwa in ganzen Waggonladun:z gen zu mir zu nehmen? Jch dente sa gar nicht daran.« l Der Kellner hielt es nicht der Mühe werth, etwas daraus zu erwi dern. So mancher Gast war schon gekommen, um nur ganz schnell im» Stehen einen Schnitt zu trinken. aber» aus den wenigen Minuten, die ers bleiben wollte- war-en dann schon osti Stunden geworden und aus demi einen Schnitt verschiedene Liter Metdings. der Hauptmann sah-tritt danach aus, als ob er sich in ein-en - srohen Zecher verwandeln wurde,l aber trotzdem, wer tonnte es wissen," und außerdem hieß es ja schon ins dem schönen Lied: »Mancher trinkt,j weil er so lustig, mancher, weil er« traurig ist-« Aus alle Fälle nahm! der Kellner sich«vor, es an einer aus-! mertsamen Bedienung nicht fehlen iu lassen. s Der Wißbold der Tischgesellschast hatte soeben eine neue Geschichte vol-« lendet, die Herren schrien vor Vergnü gen laut aus und wälzten sich vor Lachen. hauvtmann Mehring hatte von der Anetdote tein Wort gehört,; und so begriff er denn auch jetzt das; Gelächter nicht nur nicht« sondern er! ärger-te sich darüber. »3u dumm",s schalt er in sich hinein, lachen ist im-« rner kindisch, so zu lachen. ist einfach unanständig und eines erwachsenen Mensch-n unwiirdig. Die Leute« die da behaupten, unser Ossiziertorvs stände ’stig aus einer geringen Bildungs se, haben ganz recht, die Herren sollten sich lieber zu Haus mit guten Büchern und einem guten Fachstudiukn beschäftigen, als hier saule Witze zu machen und sich den Magen voll Bier zu pumpen.« Und in seinem Ingrimm nahm er den Krug zur Hand und that einen tiesen. langen Zug. Er hatte viel setger und Verdruß, der mußte hin nntet, so schluckte er denn weiter und weiter, und als er jetzt noch einmal schlucken wollt-e, um auch den aller lejten Uerger hinunterzuspiilen, da ging es nicht mehr. Der Krug war leer. haupttnann Mehring saß da und machte ein Gesicht, als begriff-e er diese Welt nicht mehr. ,,Nanu ?« dachte et, »das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen.« Er starrte hinein in das Zeri Glas, und hinter ihm stand der Kell net und starrte mil· »Der Zug war nicht« schlecht«, dachte der, »nur im mer so weiter, dann wird deine schlechte Laune schon bald vergehen.« Und ohne viel zu fragen, nahm er dem Gast den Krug aus der Hand, Its ihn neujüllen zu lassen. »Aber besser einschenken ais vor hin!« rief Hauptmann Mebring. »Ich habe überhaupt nichts als Schaum gehabt, als ich anfangen wollte zu trinken, war eH schon zu Ende.« -Der Kellncr hielt es unter seiner Würde, auf diesen trönlenden Vor wurf etwas zu erwidern, und außer dem war die Auster-e nicht neu, die hatt-e schon so mancher gebraucht. Endlich hatten sich die Geinütber der anderen Herren beruhigt, und fest erst bemerkte man ihn· »Mein Git, da sind Sie ja auch! Wie kommen Sie denn hierbei-? Na. es ist aber nett, baß Sie sich hier auch einmal wieder sehen lassen, es ist ja eine Ewigkeit her. date Sie nicht hier wire-h Ia, Ptosii, Mehring.« · «Prosii, here Hauptmann!« ««, n ich mir ganz gehorsamst ge ßstieit diirste, Herr Hauptmann -——" Ein jeder begrüßte den neuen Inst, ein jeder tranl ibkn zu, einem - · mußte er nachiommen, und als er damit sertig war, war bee Krug skrmals leer. « Der Kellner war schon wieder zur hab, aber hauptmann Mebting wi Ietspraelx «Run ist es genug.« - « »Alle guten Dinge sind drei«, ani snirte der Kellner. »Sc, meinen Sie?« Fragenb sab u den Kellnrr an. Der aber gab teine Antwort, sondern nahm mit geschickten Händen dem Gaste den Krug aus der Hand, um ihn gleich daraus gefüllt zurückzubringen »Der lehte", sagte Hauptmann Mehring mit fester Stimme. »Der lehte«, pflichtete der Kellner ihrn ebenso ernsthaft bei. .Sagen Sie mal, Mehring,« nahm fest einer der älteren herren das Wort. «ist es denn wahr. daß Jhre ’Frau Schwiigerin sich ein Reitpferd hat herkommen lassen?« Der wurde nervös. Um zu Haus nichts von diesem Gaul hören zu müssen, war er ausgetnissen, nnd nun fing die Sache hier gleich damit an. »Thun Sie mir den einzigen Gefallen und reden Sie mir nicht da von«, bat er. »Aber warum denn nicht?« fragte der ganz erstaunt. Der hauptmann schwieg: sollte er sagen, daß Frau Konstanze sich ihr Pferd nicht nur gegen feinen Wunsch, sondern sogar gegen seinen ausdrücklichen Will-en hatte kommen lassen? Dann würde man ihn aus lachen und verspotten, daß er in seinen eigenen vier Wänden so wenig Auto rität besäsze. Das beste war schon, er sagte gar nichts, um aber doch wenig stens etwas zu sagen, rief er dem an dern ein lautes »Prosit" zu. «Prosit!« klang es zurück, aber des sen Neugierde war noch nicht gestillt. »Sie sind mir noch die Antwort schul dig. Mehring«. meinte er. »Aber ich habe Sie doch gebeten, mir nicht davon zu reden!« ries Hauptmann Mehring hestlg werdend. »Na, dann nicht«, meinte der an dere. »aber deswegen brauchen Sie doch nicht gleich grob zu werden-« Hauptmann Mehring sah ein, daß er einlenken mußte, und so sagte er denn: »Sie kennen doch meine Art. anen grob zu werden, lag mir voll ständig sern, ich bin nur schlechter Laune.· »Ach nein. wirtlich?« sraate der andere ironisch. »Das merit man Ihnen aber aar nicht an. Worüber haben Sie sich denn geärgert?" «Tbun Sie mir den einzigen Ge sallen und reden Sie nicht davon.« Der andere wandte sich ab. »Mir scheint es das beste zu sein, wenn man heute überhaupt nicht mit Jhnen redet." Hauptmann Mebring brummte ir zgend etwas bot sich hin, dann nahm ser erneut sein Glas zur Hand und " spülte seinen Aerger hinunter: er kam heute gar nicht aus dem Aerger her aus und infolgedessen auch nicht aus dem Spiilen —- eine balbe Minute später war der Krua abermals leer. ; Und wieder stand der Kellner schon Hbinter ihm, dieses Mal sraale der gar nicht, sondern nahm stillschwei aend den Krug fort, und hauvtmann .Mehring ließ es ebenso stillschwei igend geschehen. Nur als er das Glas wieder in Empfang nahm« sagte er mit einer Stimme. die leinen Widerspruch aufkommen ließ: »Das ist aber das allerlehte.« »Das allerlette", wiederholte der Kellner ebenso. Nur weil Hauptmann Mehring nicht wußte , wie er anders die Un terhaltung beginnen sollte, trank er seinem Nachbar zur Rechten zu und sing dann mit diesem ein Gespräch über einen Bataillonsbesehl an, über den er sich am Vormittag geärgert hatte. Aber der andere ging nicht daraus ein. «Thun Sie mir den einzigen Gefallen. Mehring, und verschonen Sie mich damit. Jch örgere mich über jeden Bataillonsbesehi. das ist meine heilige Pflicht als Untergebe ner, denn wohin sollte es führen, wenn man als Unterthan mit den Anordnungen der Vorgesetzten ein verstanden wäre? Aber ich ärgere( mich nur solange ich in der Kasetne bin mir auch noch zu Hause oder hier in der Kneide durch den Dienst die Laune verderben zu lassen, da ran denie ich nicht. « Hauptmann Mehring betain einen duntelrothen Kopf ,,,Na erlauben Sie mal wenn Sie auch anderer An- s ficht find als ich, so brauchen Sie mir; deshalb doch nicht gleich grob zii werden« Der blickte ganz überrascht aus. »Ich grob? Das glauben Sie ja selbst nicht. Lassen Sie sich doch nicht auslachen« Und er drehte dem anderen den Rücken zu und mischte sich in die Unterhaltung der übrigen ; Und weil hauptniann Mehringj nicht wußte was er sagen sollte, nahm er einen tiefen Schluck. ! »Das Gescheiteste wäre nach hauF zu gebenc tagte et sich »Daß ich? hier noch länger sitzen bleibe hat gari t keinen Zweck. Daß ich mich hier be stiindig ärgere, hat erst recht keinen Zweck, und daß ich mir hier den Ma gen voll Bier gieße, hat den allerge ringsien Zweck Wenn ich aber fort gehe, sieht das so aus, als ob ich mich hier hätte iortgraiilen lassen, den Ber dacht dars ich nicht austonimen las sen ich muß sihen bleiben« Und er blieb sthen , und weil er wenig sprach, trant er. und so larn sehr bald der Augenblick, wo sein Krug von neuem leer war. »So, nun gehe ich aber wirllich«, beschloß er, und mit lauter Stimme ries er nach dern Kellner. Der larn blißschnell herbei. und ehe der Hauptmann Zeit gesunden hatte. zu sagen daß er bezahlen Solle. war er schon mit dem leeren lase davongeeilt, um sogleich da raus wieder srisch gefüllt zurückzu bringen. »Das ist ein Wink des Schicksals, daß ich noch bleiben soll'«, sagte er sich, und so blieb er denn, bis endlich auch die anderen verheirathe ten Herren ausdrachen, um zurn Abendbrot zu gehen. Auch Haupt mann Mehring erhob sich, aber als er fest stand, war ihm mit einem Male ganz sonderbar zumuthe, und als der Krllner ihm die Mütze reichte, setzte er diese salsch aus den Kopf. »Der Herr hauptmann haben ver gessen zu bezahlen· der Herr Haupt mann haben sechs halbe Liter.« . »Sechs halbe? Mehr sind es doch nicht geworden?« meinte Hauptmann Mehring, der sein Entsetzen. so viel getrunken zu haben, scherzenderweise zu verbergen suchte, ,,na, da geht es ja noch. «Aber ihm war dabei zu muthe, als hätte er wenigstens drei halbe Liter zu viel getrunken. .Wenn ich den Herrn Hauptmann um eine Mart achtzig bitten dürste.« »Ach so, ja richtig-" Er hatte das Bezahlen beinahe wieder verge en. fest griff er in die Tasche und dr ckte dem Kellner einen Thaler in die hand. Der wollte heraus-geben« aber hauptrnann Mehring lehnte ab. »Es ist gut. mein Sohn, laus Dir davon ein Schloß und lade mich dann spä ter zur Jagd ein.« Und während der Kellner noch eine tiese Verbeu gung nach der anderen machte, so schritt er stolz zur Thiir hinaus, aber es hätte nicht viel geseblt und er hätte sich gestoßen. «Ranu', sagte er zu sich selbst, »alter Knabe, was hast du denn? Solltest du etwa? Noch dazu am hellen Tage? Du schömsi dich wohl gar nicht? Fas sung, Deutung Würde!" Und hoch aufgerichtet schritt er durch die Straßen der Stadt, und er be berrschte sich so, daß keiner der Var iibergebenden ihm auch nur das ge ingste anmerttr. »Das hast du sehr gut gemacht«. belobte er sich selbst, als er vor seinem Hause angekommen war. aber als er ietzt die Treppe hinaussteigen wollte, stolperte er über die erste Stufe, dann aber nahm er wieder seine Fassung. Haltung und Würde zusammen und stieg sicher die Treppen hinauf, aber aus Versetzen stieg er eine Treppe zu hoch. Und zu seinem Erstaunen be merkte er, als er oben angekommen war, daß seine Korridvrthiir, die braun angestrichen war, plötzlich dun telgriin aussah. »Nanu.« dachte er. »sollte ich plönlich sarbenblind ne worden sein? Das wäre ia eine schöne Geschichte, wenn ich bei den Gesechten die weiße Flagae fiik rotb ansehe, Kavallerie stir Jnsanterie betämvse und geaen diese in Schützenlinie vor aebe. Dann wiirde ich schöne Lie benswiirdigieiten zu hören bekommen, na, ich danke.« Er rieb sich die Augen, aber griin blieb grün. »Vielleicht ich heute Mit tag der Maler hier gewesen« sagte er sich, »natiirlich, so wird die Sache zu sammenhängen,« und schon wollte er aus den Knops der elektrischen Glocke drücken, da las er aus dem Schild den Namen des Bewohners: Müller-. Er dachte einen Augenblick nach. »Müller? Der Namen lommt mir so belannt vor. Richtig, nun fällt mir ein, ich war mit einem Müller zusammen aus der Kriegsschule, dies wird sicher ein Verwandter von ihm sein, da will ich mich doch Morgen gleich mal er tundigen. Na, aus alle Fälle bin ich aus Berseben in ein falsches haus gegangen, nur gut. daß ich das noch rechtzeitig bemerke.« . So stieg er denn wieder die Trep .pen hinunter, und als er aus der Straße angekommen war, ging er Haus und ab und suchte seiae haus Ynurnrnez und als er diese endlich ge sunden hatte, befand er sich zu seinem Erstaunen vor demselben haus, das er soeben verlassen hatte. «Sonder han« dachte er, »das kann doch nicht J mit rechten Dingen zugehen, oder soll-l ’ten sich die häuset so nur zum Ver-s sivkchsscu ähnlich scheue Na, einmats isoill ich mein Glück hier noch ver-; « iuchen.« s ) Abermalt stieg er die Treppen in» sdie Höh-, nnd dieses Mal machte er’ s ins dem richtlaen Kortidor halt. Eri sntdeckte seine Thür, die immer noch »l-raqu-angestrichen war, und ein Ele-i Ekiihl der Beruhigung ersiillte ihn. s Na, Gott sei Dank, dann ist so alles Hin schönster Ordnung. ei wäre ia« smeii zu gräßlich wenn ich plötslichs jiarbenblind geworden wäre. Aber Esset-stehen thue ich das Genie dochl nicht Vor-bin war ich in demselben; thous, das weiß ich ganz genau, ichs erkenne dieses beschädigte Treppenges länder wieder, und vorhin war diej Tbür grün. und nun ist sie braunJ oder sollte sie gar nicht grün gewesen sein, oder aber ist sie nach grün undj ich halte sie nur·siir braun, oder( aber —" Weiter wußte er selbstT nichts, aber es gab nach seiner MeisJ nung noch eine andere Erllörung.: und diese wollte er mit den Worten »aber aber« einleiten« aber er kam» über die Einleitung nicht hinaus. Er stand in tiefes Nachdenken versunt:n.; und plötzlich kam ibm die ErleuchL tung. «-Oedr obers« sragte er sich sebr stolz. »aber aber sollte ich vorhin. aus Versetzen die Treppen nicht in die" Höhe, sondern nach dem SouterrainT binnntergestiegen sein." Und sehr» glücklich, endlich die Lösung des» Näthsels gesunden zu haben, drücktes er aus die Glocke. s Der Bursche öffnete die Thürl »Die gniidige Frau waren schon sehr( in Unruhe, wir haben den Herrni Hauptmann überall gesucht. die herrschaften sind schon bei Tisch, es ist Besuch da.« Hauptmann Mebring hörte aar nicht bin, er batte Säbel und Mühe abgenommen und wollte dem Bur schen etwas sagen, aber er wußte nicht mehr was, aber gewußt hatte er es, das wußte er ganz genau. So schielte er sich denn an, ins Eßzimmer zu ge heu. .Wollen der Herr Hauptmann sich nicht vorber vielleicht etwas zurecht machen?'« meinte der Bursche. Richtig, das war es gewesen« das hatte er sagen wollen, aber wie tonnte der Bursche eigentlich wissen. was er vorhin nicht mehr gewußt hatte? Aber darüber zerbrach er sich nicht weiter den Kons, sondern suchte sein Schlaszimmer auf, und dort wusch er sich nicht nur die hande. sondern auch das Gesicht ganz gehörig, und dieses versehlte seine Wirkung nicht« er merkte deutlich, wie ibm von Sekunde zu Selunde wobler wurde, und so wusch er denn immer weiter, um immer noch wobler zu werden, und vielleicht hätte er sich noch wieder elend gewaschen, wenn nicht plötzlich seine Frau ins Zimmer getreten toiire. »Aber Mann, wo bleibst Du denn nur?« »Ich komme sofort, in einer Minute bin ich fertig.« »We- warst Tu denn eigentlich so lange?« »Ich war in der Stadt und habe ein Glas Bier getrunlen.« Sie fah ihn überrascht an· irgend etwas an ihm aefiel ihr nicht. »Nur eins?« fragte sie. »Ein ganzes und einen Schnitt,« log er frisch drauflos. Er hatte nicht den Muth, die Wahrheit zu gestehen. Aber feine Frau glaubte ihm. »So, so," meinte sie beruhigt, »und hast Du Dich wenigstens gut amti sitt?« »Ausgezeichnet. ganz ausgezeichnet Es war furchtbar lustig, wir haben gelacht« sage ich Dir, gelacht ——'« »Woriiber denn?« fragte sie neugie rig. »Das erzähle ich Dir nachher aus führlich,« antwortete er auswei chend »nun wollen wir Abendbrot essen.« »Du weißt doch, es ist Besuch da.« »Um so besser, je mehr, je lieber. Wer ist es denn?n Aber er wartete ihre Antwort gar nicht ab. sondern trat in das Eßzimrnm aber dort rührte ihn beinahe der Schlag, denn dort saß der Bürgermeister, sein jehiger Vorgesetzten und neben die sem Leutnant Böhme. «Nanu, wie kommen Si: denn hier her?« Das war alles. was der Haus herr zu sagen vermochte, und diese Worte waren natiirlich ausschließlich an Böhme gerichtet, das erriethen alle sosort, aber bevor eine peinliche Pause entstehen lonnte. lam der Bür gereeister ihm zu Hilse. »Sie haben alle Ursache. iiber un sere Gegenwart hier erstaunt zu sein, und wir bitten um Entschuldigung, daß wir hier gewissermaßen einge drungen sind. Wir lamen, um eine dienstliche Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen, und Ihre Damen baten uns in so unendlich liebenswürdiger Weise, Sie hier zu erwarten, daß es mehr als unhöslich gewesen wäre, die Einladung abzulehnen.« hauptmann Mehrina hörte von alledem nur« daß es sich um eine dienstliche Angelegenheit handelte« und daß der Adjutant sogar mitgelommen war, schien ihn-im voraus zu bewei sen, dasz es sich um etwas Unanges nehmes handelte. Und so sagte er denn: »Natürlich ist die Sache siir mich sehr wenig erfreulichi« »Neinezwegt,« beruhigte ihn der» Bürgermeister, «ee ist etwas ganzl Gleichgültiges, wir müssen einen Mann Ihrer Kompagnie ablomman-» diren, und da wollten wir nur mii Ihnen besprechen, wen Sie dasiir in Vorschlag brinaen.« »Gott sei Danl.« Der Haupt mann athmete erleichtert aus« dann meinte er: »Na, wenn weiter nichts sist, das-wollen wir schon lriegen.« . »Das denke ich auch,« stimmte Böbme ihm bei. »Der Feldwebek hat schon einen Mann vorgeschlagen, der Herr hauptmann brauchen nur ja und Amen zu sagen« «Ob der gute Mehring wohl wirt lich glaubt, daß dieke dienstliche An gelegenheit die ganze Veranlassung unseres Besuches ist?« dachte der Bürgermeister Jn Wirklichkeit hing die Sache etwas anders zusammen, er» hatte Frau Konstanze durch die Stra-s szen reiten sehen, der Wunsch, einmal wieder mit ihr zusammenzutressen, war in ihm wach geworden, und als» Böhme ihm dann mit der dienstlicheni Angelegenheit gekommen war, hatte» er dies als Vor-wand genommen, Hauptmann Mehring auszusuchen, und er hatte den Adiutanten zu über reden gewuszt« ihn zu begleiten. Der hatte sich lange gesträubt, denn er wußte, das-, er kein allzu willlommener Gast sein würde, aber schließlich kam er sa dienstlich und vielleicht sand er doch Gelegenheit, ein paar Worte mit Nella zu wechseln. Aber die Besiirchtungen des Biiri germeisters waren grundlos, Haupt-— mann Mehring tam gar nicht aus den Gedanken, daß irgend etwas anderes als nur der Dienst die Herren hier her geführt hatte. »Wie lange sind Sie denn schon hier?« erkundigte er sich. »Ein-ei Stunden.« »Aber das ist ja entsehlich.· Zwei Stunden zu warten, ist ja mehr als fürchterlich.« »O, uns ist dir Zeit gar nicht lang geworden." meinte der Biirgermeister. »Die Liebenswiirdigteit Ihrer Damen liesz die Stunden nur zu schnell vor-· übergehen.'· »Das lann ich rnir denken," sagte der Hauptmann. Und sent siel es ihm erst wieder ein. daß der Bürger meister seiner Schwägerin und der Adjutant seiner Tochter den Hof machte. Das würden sie in den zwei Stunden gründlich besorgt haben, und anstatt das zu verhindern, hatte er im Restaurant gesessen und ge tneipt. Das enmörte ihn maßtos, und alles, was er empsand. faßte er zusammen in die Worte: »Ich bin ein Esel!« Seine Bemerkung: »Das tann ich mir denken.« hatte nicht allzu freund lich getlungen. es war ein etwas ver legenes Schweigen eingetreten, und daher wirkte sein AusrusI »Ich bin ein Esel!« jetzt siir alle um so erlösen der. »Aber warum denn nur?« erkun digte sich seine Frau. Der Hauptmann wußte es ganz genau, aber was er wußte, brauchten die anderen nicht zu wissen, und so sagte er denn: »Mir sällt eben ein« ich habe etwas Wichtiges vergessen. Ich bin nur ausgegangen, um eine Besorgung zu machen, und natürlich an die habe ich unterwegs nicht mehr gedacht.« »Na, das ist ja nicht so schlimin,« beruhigte ibn seine Frau. »Aber wie ist es, willst Du nicht etwas essen? Und vor allen Dingen willst Du nicht einmal mit Deinen Gästen anstoßen? Du trintst ja gar nichts heute Abend, ist Dir nicht wohlt« »Was sollte mir wohl schlen?« sragte er, und das entsprach der· Wahrheit, denn er spürte tauin noch daß er vorhin gekneipt hatte. Ader trohdem schon . wieder trinken? Er empfand einen Elel davor. aber e mußie ja sein, schon mit Rücksicht cui seine Gäste. So stiesz er denn mFI ihnen und seinen Damen an. « Tie letzteren tuschelten heimlich initeinjmi der, und plZHlich fragte Reltnz »Na MCL Papa, bist Du in diesem Att genblicl sehr guter Laune?« Jnstinltiv ertieth er, want-aus seine Tochter wollte, so sagte er Hemi: »Ich war noch nie so guter Laune wie heute, leine sechs Psetde können ne mir verderben.« Abetmals tauschten seine Dame-i einen schnellen Blick, dann spie-da Nellti plötzlich aus und schinieate ikak M ihren Vater. Papa-. das- solt eisi Wort sein, nun lönnen wir es H i-. gen: Tante Konstanze-— Reitpserr ist angekommen« Alle maren daraus dorbetei:ci. rcxsz Hauptmann Mehring jetzt entweder ein sehr zorniges oder wenigstens ein sehr erstaunten Gesicht machen wurde nnd das leytere zu thun, bemiidte er sich auch redlich, schon um nicht H verrathen, daß diese Neuigleit siir itin gar leine mehr war. Ader er ioar lein gebotener Mimiler, er hatte seine Gesichtsmusleln nicht in der Gewalt und so schnitt er denn jetzt die un glaublichsten Gesichten bis er nach seiner Meinung den erstaunten Ge sichtsausdkuck zu sassen hatte. Ader als er den, wie er meinte. endlich e: wischt hatte, gerieth ihm eln lanaea haar seines etwas strupviaeri Schnurebartes in die Nase nnd er iing an zu niesen. Aber nicht leis-. sondern so laut. daß seine Txinen erschrocken zusammensuhren »Hatschiii —- hatschiii —- Donat-i —- batschiii —--'« JAer Mann!« —- ,.Aber Schrein yer!« —- »Aber here hauptm::-::T· riesen alle durcheinander. Aber der han«-here nieste rubia weiter: »Dotschiii —- Hatschiikiik« Immer heller, immer lauter komd-n die Töne, die seine Nase von sich statt-, sent aber schien sie an ein Hindemiß gekommen zu sein, das sie nickt ie wsltigen konnte. LIMITED — — hsssch «- ——- Ins-sk« »Na« nur Muth,« redete ibns der Bürgermeister zu, »wer a sagt, reins; auch b sagen, und wer ..batt« t.:;:, muß auch »schi" sagen. Das ist eine alte Lebenswetsheit,« nur MADE Und hauptmann Mehring sing von neuem an: »Hast —- hatt — haaaaat —- ——" »Schi!« ries in diesem Augenblick Leutnant Böhme. Hauptmann Mehring machte ein ganz erstauntes Gesicht, denn er hatte die Stimme des Adsutanten nicht er kannt und er war sich nun nicht da rüber einig, ob er selbst das «Schi« gerusen hätte oder nicht. Ihm toar nicht so, als ob. und seiner Nase war auch nicht so. Die quälte sich immer noch ab, aber endlich war das hin dernisz beseitigt. und gleich daraus er tönte ein so entsetzlichei «Schi'«. daß die Damen sich die Ohren zühielten. »Na, Gott sei Dant," meinte der Bürgermeister. »Den Nieser wären Sie los.« CIortsetzung solgt.) —- «Schönheit· und Geist finden sie nie vereint meine Onädisstekl ; .- »Za«lttls«s« Sie mich für qeifnesch?« « —- ,, ein —- «Ohl Sie Schmeichleri«