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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 24, 1911)
Jahrg-m 3I Nebraska Staats- Anzetger und J ceroldY 1911 Zweiter (TlIeil.) Nummer 32. Do- Glück. Habe gadcht und habe esonnen Und immer ists-z wie lugsand zer rennen, Hab mich gesorgt und hab« mich ge müht, Immer und immer das Glück mich flieht! Wollte so gerne ess fassen und halten, Wenn mich auch Alle neckten und schalten, Das Glück, wie ichs suchte im goldk nen Gewand, Es ließ sich nicht greifen, leer blieb die Hand ---— . Jn selig stillen Abendsiunden Habe ich ein trautes Lieb gefunden — Mii Treue und warmem Herzens schein . Siehrie das Glück, das Glück bei mir ein! I Großmutter-S Urt. I —x— Von Lotte anollr. Cis-: ain Sein Bild von ihr, aber sie lebt so deutlich in meiner Erinnerung, daf-, ein Porträt diesen schönen seeli schen Eindruck nnanaenehm stören würde. Mir scheint es ein Ding der tlnmoalichleit, den Zauber ihres We sen-»s, ter nicht zum weniaiten in Geste und Farbe besinnt-· auf die Leinwand zu bannen. Jhr volles Haar war von ienern seltenen Afchblond, das wie ftumpfes Silber aussieht. Es war in Flechten gebracht und lag in zwei run ten Schnecken iiber ihren Ohren, es ragte, von silbernen Nadeln gehalten, ein wenig über ihre Schläfen und lief; das feine Gesicht dadurch noch schtnä ler erscheinen. Jhre Augen teuren dunkelblau, sie leuchteten toie Sterne und lonnten drohend aussehen wie Gewitterroolten. Großmutter wnr schlant und sehr flinl. Sie war nicht eben gesprächia, aber sie hatte eine hin aebende Art, die Klaaen von jeder mann anzuhören. und fiir diese hatte - sie ost nur einen Kuh als Antwort oder ein zärtliches Wangenstreichtln. Sie gehörte zu jenen seltenen Frauen, deren liebedurchgliihtes Wesen an und für sich schon Trost und Halt und Zu versicht gibt. Wenn ich an sie denke. sollen mir aleichzeitig helle Farben ein, und das mag daher lommen, weil Großmutter immer iraend etwosHell farbige-I an ihrer Kleidung hatte: ein weißes Mulltuch, einen Spitzenkragen — und meist waren ihre Kleider lila oder silberaram . um ersten Male wurde mir ihre Schönheit bewußt, als ich für längere Zeit von meinen El tern, die eine Reise antraten, Abschied nehmen sollte. Meine Mutter son bereits im offe nen Reisewaaen nnd mein Vater stand am Waaenschlaa. Großmutter hatte mich auf denLlrm aenommen; ich sollte den Abfahrenden zutrsinlen Sie stand auf der Steintreppe vor der offenen hausthiir. Als der Bogen davon rollte, tamrn mir die Thriinen Jch wollte mich looreiszem da sah ich in das Gesicht mit den leuchtenden Augen und ich hörte auf Zu weinen » zum ersten Mal in meinem iunaen Leb-en bezwunan ron Schönheit und Güte Jch weiß aanz nen-iu, daß in jenen fiinf Tagen, die ich im Haus meiner Großmutter verlebte, jene leiden schaftliche Liebe in mir geboren ward, welche ich fiir sie Zeit meines Lebens empfunden habe. Dass Heuc- Ineiner Großeltern lag hart am Wisser est- war ra- erite in der Stadt, reelstis von der «1lten, sieben lioaiaen Steintriiär. tlelser diese Brücke zoaen alle Anstrsanderer die nach der Neuen Welt wollten. Tag war zuweilen ein herzzerreißenderilln lsliel. Sie lamen zu Fuss, zu Pferd auf Vlanwagen nnd s mitten nicht lelten Von meilenweit her, ihre armse liae Habe, von der sie sich nicht treu nen konnten, auf Schieblarren und Handlvaaen mit. Was gab es da fiir Elends Und Großmutter lratte vollauf zu thun. Jch entsinne mich, daß meine Großmutter eines Tages sagte: »An nette, es ist nicht möglich, denen zu helfen; sie sind wie Miicten, die ins Feuer fliegen —" »Gewiß.viele von ihnen werden ver derben; aber wenn einiae von deu Starken unter ihnen drüben ankom men und dort aus-dauern, so wird es ihnen von Nutzen sein« wenn sie eine liebe Erinnerung an die Heimat im Versen tragen.« Das war Großmut ters Antwort. Und dann gab sie mir einen Korb mit Aepfelm die ich an die mildenKinder vertheilen durfte, die auf dem Wagen saßen und. durstig von der lanaen Fahrt, weinten. Sie selbst theilte Leinenstiicke und Wundsalben aus an die, derenFiiße wund gewor den waren von langer Wanderung. Einmal stand ich nun wieder mit einem Korb Aepfel am Prellsiein an oxr Ecke der Briiete. Den Wagen vor auf, welche die Straße entlang lamen, ging ein Trupp älterer Leute aus den verschiedensten Ständen Sie sangen, das kam nicht selten vor. Meist waren ed Abschiedslieder, manchmal auch feierliche Choriilr. Ein Mann mit ans der Stirn aeichobener Schildmiitze und langem« weißem Haar fiikrte den Zua an er gab auch den Ton des cTieianaes an: das Lied, es handelte von Akschietsnelnnen nnd Nimmertviederi sehen. Abseits auf dem Bürgersteig aina ein Mann, der nicht mit fang und iirb durch feine in Scknitt und Stoff bessere Kleidung von den anderen nn terichiet. Vor dem baue meiner Großmutter war der Zollarutsplnt3. Dort mußten die Wanderziiae Halt wachen. Der Mann, der meine Auf merlfamteit erregt hatte, setzte sich er müdet auf einen Der Steine, welche die Treppe vor Greizinutters Hans flun tierten. Er nahm feinen Hut ab urd fulsr mit einem seidenen Tuch iitser nie Stirne und die Atmen Ich hörte ihn laut ieuirern So lam es. daß ich darl: te, der Mann wird Durst haben· und da ich im Augenblick nichts anderes be fai;, irrt icki auf ihn -,:: und staate: ,.Veliel-t der Herr wohl einen Apielk Vielleicht iitidaz akrt aeaen den Orient-« Der Frckmde falr miclt überrascht an, leate feine Hand auf meinen Kopf, boa ihn ruriiit blickte mir in die Augen und irrates »Wer beifn dich, mich zu er auicken?« Its-h nsntxte keine Llntnxsort nnf dieses seltsame Frone, hernhiate knickt aber, ais er einen der rothen Aepsei nahm u. ihn as-. Aber dann stand er aus und aing ein Mr Schritte weiter. und ich sah ganz deutlich. daß er weinte. Er thmden schaute ich ihm nach und ver gaß dabei ganz meineAepsel auszntheii len. Tn ries Großmutter-, die in die rsiieiie Tiir netreten war: ,,Kind, wes halb theilst du die Art-fiel nicht ang?« Jcb wies nach dem Fremden hin, der bis zur Brücke qegangen war und tief- iitsee die Brüstung bog, dabei nn verwandt in·:- Wasser blickend — »Was ist it,.-n?« iraqte Großmutter-. »Er weint — ich geb ihm einen Apfel — Grosznintter Ubert-reitst nur einen tur zen Augenblick, dann eilte sie dieIreppe hinab, legte ihre Hand aus die Schul tet desFreiiedtingz, der sich innwendete. Sie hat neinisz ein gutes Wort zu ihm gesagt denn ich sah, irie er stets bückte nnd ihre Hand küßte-. Und sah wie sie ihm das- versvies und ihn anssordertc, .nit ins Haus In tonnnen. Das war nichts seltene5, das-, in: Haus an der Brücke Arme bewirthet wurden und es konnte mich nicht i« naiten, meine Ae piel weiterhin auszu theilen. Aber der Fremde zog gegen Abend nicht mit den anderen weiter, und das tan: so. tstreszmnttcr hat mir später erzählt, l das-, der Fremde, der ein junger Dir-im von unaeialir 25 Jahren war, sast nsie betäubt iitser die Tielen ging und dJnn im Wolniziinmer, wo sie ihn am Tisch nicderiitzeis lies-» die Hände vors tlntlisz schlug, den Kauf auf die Tischtinte fal: len ließ und schluchzend ausriesr »Ja-. bin essn Ende.« Großvater hat ihn dann mit in sein Zimmer genommen. Wir nannten es »die graue Stube«, eo lag hinter dein Wohnziminer. »Warum wollen Sie, so jung noch, schon am Ende sein"?« so hat er ihn gefragt. Und: »Wenn "Miinner weinen, so muß das einen .herben Grund haben, oder sind Sie ein - — Waschlapven?« Da hat der Fremde die alte Geschichte erzählt, die Ge schichte des verlorenen Sohnes, der von seinem Vaterhause scheiden muß i te, nseil er schlecht geworden war: der Fremdling hatte das Neisegeld, das ihm sein Vater als letztes von seinem Erbe gab, verspielt, in der thörichten sHossnung das Glück müsse ihm noch ein einziges Mal hold sein. Und als es ihn betrog, gesellte er sich einemi Auäwanderertruup bei. Nun warens seine Füße wund, und seine Augens brannten wie Feuer. s Großvater ließ ihn ausreden nnd! sah ihm schweigend in die Augenti »Vielleicht weiß meine Frau Nath.«i Und die wußte Rath. Sie meinte, es» sei zwealos. mit wunden Füßen wei ter zu wandern; es sei vielmehr nothgi ivendig, einige Nuhetage einzuschiebem und dann that sie das Nächstliegende, ließ ihm ein Bad bereiten und gab ihm s ein reines Bett, in einer Giebelstnbe. die gegen Osten lag· Dort brachte der Fremde drei Tage zu. »Er wird nicht weiter marschieren wollen!« hatte der Großvater am drit- . ten Tage beim Mittagessen geäußert» und gesvrächeiveise erwogen, ob er an seine Eltern schreiben solle, daß sie noch einmal Verzeihung gewährten. Aber Großmutterit Augen blißten wie Gewitterwoltem »O nein,er bleibt noch eine Nacht, dann sind seine Seh-l len heil, u. dann wird er weiter wan dern. zu Fuß bis nach Bretnerhnven, und dort wird er sich heuren lassen — nm seiner Mutter willen -- und sich hinüber arbeiten in die Neue Welt. Jcb habe mit ihm gesprochen. Dort wird er Erde tarren oder Steine tra gen oder das Land roden --— alles um seiner Mutter willen. und jeder Schweißtropfen soll Sühne siir eine Thräne sein, die sie um ihn tveinte.« Niemand hat ein Wort daraus er tridert. Es war eine seierliche Stille iiber Tisch, nur Großvater legte seinen Amt ans die Lehne von Großmutter-z Stuhl nnd seine Hand auf ihre Schul ter. Und jener Fremdling ist nicht erle gen. Jch hnbe Briese gefunden nach dem Tode meiner Gromutter, als ich ihren Nachlaß ordnete, in denen er bekannte, daß der Hauch echter Liebe, der ihn nnwehte, als ihm ein Apsel. geboten wurde und der Geist der Ord nung und Schönheit, der ihn umgab. als er in das Haus gesiihrt wurde, und die Morgensonne, die auf sein Lager schien, nnd der Druck einer chri lichen Männerhnnd, als er an der Stcdtgrenze Abschied nahm, nnd die Thriinen in Großdntters Augen das; dies alles so laut von der Liebe tiindetr. dir in der Welt lebt, das; sein Muth erstarlte· lind als er dann nach Jahren in die Heinath zurücktehrte, fand er nur Gräber, deren Kreuze er schmückt - condoner Fisch-nach Der von Festland Kommende verspricht sich nicht Jnit Unrecht von Londong Fischreichtlmm erlesene trteniissr. Und nsenn wir zu den Fi schen noch alle andern kalten, meerbe: ..)olmenben Geschijpse rechnen, als da sind: Hammer, Austern, Seemuscheln und Ael)nliches, Das des Menschen Herz erfreut, wenn es theils roh, theils gekocht vor ilnn steht, so findet der Feinschmecker thatsächlich seinen Tisch i.i London immer gedeckt Von den Oyster Shops London-Z re den schon die älteren Geschichteschreibers der Stadt aus der Glisabethanischen Zeit. Damals-» in der Zeit Shales speiires, wurde die Sirene gerühmt, eine Taberne in Breadstreet, die sür die damaligen Literaten ungefähr das war, was das Cass« Griensteivel in Wien zur Zeit der letzten literarischen Revolution bedeutete. Auch in der Llntilope wurden damals die billigen und guten Fische und Austern gerühmt, denen der Dichter Heytoood soaar eis nige Verse widmete. Diese Austern liiden sind noch bente zahlreich am Strand, in Fleetstreet, in Rupert irr-et, in tkonventrystreet und anders too, meist tleine, anheimelnde Lotale. deren Wanbe mit bunten Kacheln be deckt sind. in denen man einen guten Port trinten tann, nnd wo man das vielumtoorbene Schaltbier in allenBe bandlunaen erhält, in der Sappe, ap petitlich zubereitet oder start gewiirzt, stciisitloiL irie die Englander sagen. Meist iszt der Lodoner einlieimische Austern, indessen gibt es auch Stellen, tvo dir Liebhaber nur amerikanische trcsseru die viele nun einmal vor-ziehen Zu einem Schillina werden schon ein Dutzend Ecotch Nalivrs angeboten, -.··l-er die guten Sorteu sind natürlich theurer. Wenn man aber cin antesJFifchsnahl haben tole geht niacs nach der bekaan ten Taverne von Sinibson acn Strand tno man siir 333 Schilling soviel Fier tarfet3t. daf; man auch ohne Fleisch volltotnnren fatt werden kann. Lieb lieber des lfrotischen wird die in eini gen Reftaurantg eingeführte indische ltiirhe reizen, n:o Fisch nnd Fleifchge richte fo mit pfesfrigen Zuihaten der fehen find. daf-, ein festlljndifcher Ma gen sich erst daran gewöhnen muß. Je des Restaurant hat bei jeder Mahlzeit feinen festen Gang von Fischen; zum ersten Frühstück schon werden mit der Marmelade und den Toafts Fische ge reicht, und wenn es auch nicht viele Landoner gibt, die Vegetariet find» so dürfte es doch viele neben, die zu drei Vierteln Fischesfer sind. Dafür lei stet auch die englische Küche in der Zu bekeitnng der-Fische Bemerkenstvertheg, mehr jedenfalls als die deutsche Selbst der in Deutschland im allgemei nen etwas mißachtete Hering wird durch die Behandlung a la maitre d’hotel geadelt, und die Dorn-See zunge tann sich in schmackhafter Tuntc neben der berühmten Sole von Dieppe sehen lassen. Das beste ift, man begibt sieh, um denFifchreichthum von London kennen zu lernen, aus den Fischmartt von Bil lmgsgate: man sieht dabei zugleich ;eines der interessanteften Scheuspiele, das die Weltftadt bietet. Früh auf stehen muß man allerdings zu diesem Zwecke, denn um 5 Uhr morgens be ginnt der Markt, nnd mn 8 Uhr ist alles fchon ungefähr vorbei. Bei Lon drin Brit-ge steiqt man auf einer ichmntzigrn Steintreppe in diesen alten Theil derCity hinab, der am Themse Ufer liegt, und der seit undenllicheni Zeiten, unter dem Namen Billinas arte bekannt, als Fischmarlt gedient Uni EH ist noch stockdunkel, aber überall brennen helle Lichter, nnd in den klei uen und engen Gassen am Flußufer steht man eine winimelnde Menge; derMarlt ist in voller Thätigleii. Alle Gassen rinadzum bis nach Gastcheap hinauf find mit Wagenbnrgen verbars riladirt, die hochgethiirmt mit hölzer nen Kisten und Tonnen beladen sinds auf dem Flusse liegt eine kleine Flot t"sle von Dampfern nnd Barten, die an der Wassers-eile der Marlthalle anlqu. Und alles das bringt Fische, nichts als Fxsehe, einen Ozean von Fischen, der nöthig ist, um den gefräßigen Magen von London zu stillen. Das ganz-. Vxertei. noch cn nächtliches Dunkel ges l«,iillt, hallt wider von dem Geschrei der Mutfcher. den Ausrufen der Verläufer und Versteiaerer, den Zurufen der Samtzleute, die die Wagenreihen zu entwirren suchen. Der-größte Theil desLondvnerFifchvorrathH kommt jetzt iivriqens mit der Eisenbahn von den jinrdseehäfen nnd von Schottlanv, nickt auf dem Flusse, wie es früher all-i klemein war. lellr Straßen hier haben im Erdge saiofz offene Verkaufsläden, wo auf Marmor oder Steinplatten die Meer sieisthiipse ausliegen Ein Geruch von Salz und Blut erfüllt die Luft, Eig: still-le zerbröckeln unter den Fklßenx iitierall sieht man Salz und Eis-. Un: M denThorwegen n. in dunkeln Ecken hatsen sich Oausierer eingerichtet, die den hier anlomnienden Fischern und Händlern Trödeltvaare, Mützen und Krawatten anbieten; ein ztveiterMartt ist schnell auf den ersten aepfropft wor den. Das Treiben ist besonders lebhaft in l denEclen der Gewölbe, wo die Waare vktsetgert wird; die Käuser aus den. großen Geschäften, den Restaurants nnd den Hotels des Westendg iiberbie: ten sich hier: nach ihnen erst kommen tsie als Costermonger bekannten Klein böndler. Mit Leinwandsäcken oder großen storben gehen die Hausfrauen des Viertels- durch die Menge und su chen noch rechtzeitig ein gutes Stiicl zu ermisclsen Wer hier in der Nähe wohnt. muß übrigens eine abgebärtete Nase haben! die Fischdiiste bleiben den ganzen Tag, und besonders im Som sner riecht es nicht nach Ambra nnd Rosen. Und fügen mir gleich hinzu, auch abgebiirtete Ohren! Niemals ba len sich die Fischmärlte der Welt durch lsluniige Höflichleit ausgezeichnet. Billingsgate macht davon leine Aug «:nhme, und seine Sprache war im äl tern linalisch so beriichtigt, das; Zchisnvfreten allgemein als Billinggs gute diseourse bezeichnet wurden. Dass sehenswertesteSchanspie-l lsleiln immer die am Themse llier gelegt-ne große Fischhalle selbst. Man den te sich weite, aus Glas und tiisen erbaute-, von hundert Bogen lampen erhellte Marttljalle, in der ex um diese Stunde zttaelit wie in einer tobener Volksversnnunluug. lieber all drängen und stoßen sich Manner in grauen ltitteln, fliegen die Fisch törbe ans einer Hand iu die andere. rusen die Versteigerer laut sich Zahlen zu. Es ist eine Pracht, die Fische hie-r zu sehen. Hieran toiinfcht man sich einen der großen Niederliindcr, die nsit dem Durst nach Farben in der Seele geboren wurden, einen J-.sraaens:s, oazi der Helft oder Amsel-. Schollen wie Waaenriirer qrosz lie aen anf den tinisseririefeiiden Mar inoriifchen, neben gliyernoen Haufen von Akeiszfischchein die gebacken eine Lieblinagspeise der Londoner bilden. lsletvaltige Eeeznnaen breiten ihr trsei ßes, zitterndegffleisch neben röthlichen Aalen ang, denen man die Haut alnie zogen bat, daß sie wie sonderbare dicke Meerrviirmer aussehen Dort kriechen lebende Hnmmer durcheinander, ein schwarzes Gewimmel mit gelben Punltem alHLeidensaefährien machen braune Zerebse neben ihnen vergebliche Flnchtversnchr. lind dann die entfac schütteten Haufen von kleinen Krab ben mit ihrem zarten rosaFleisch nnd· ihrer alatten schimmernden Schale!» Der Markt von Billinqsaate ist etwas för die Liebhaber von essen-Hin Mir » metallisch glänzenden Schinwen macht sich ferner der Büeling breit, der Lin-»in der fast ein Vollsnahriinas—i mittel fiir dieEnaländer geworden ist; dann haben wir den Stockfisch,den de likaten Steinbntt, dessen Fleisch or dentlich imMunde zerfchinilzi, den ge wöhnlichen Schellfisch, Berge von schottifchen hin-rings, Lachse mit ihren leuchtenden gelbrothenFleischtönen, die W Iioeichen Matrelen, Hausen des gemei tnen Stintes, der gleichtvohl in der richtigen Zubereitung seine Verdienste hat, gelbliche Seemuscheln und schmutzig graueAusternbänke, die aus sehen wie losgerissene Uferfelseu. Alle Meere um Britannien liefern ihren Tribut in diese Halle. Die See zungen kommen aus dem KanaL die Stocksisch von der Doggerbarlt, Lachse nnd Biicklinge ans Schottland, Aale auv Holland, die Hammer aus Nor wegen, die Austern von der Themse miindnng. Alles das braucht die Meertönigin London auf ihrem tägli chen Tisch. Und es ist, als ob der Salzgerucb des Meeres bis in diese Halle schliige. Eine Stimmung von Eis und frischen Farben beherrscht sie von einem Ende bis zum andern. lsin echt niederländisches Behagen an kräfs tigein Essen, an gutem Leben, an prunlvnllen Gastmählern steigt aus« ihr ans. Man meint die blumenges fchniückten, toeiszgedecttenTische in far lsenpringenden Restanranto zu sehen, fiir die diese guten Sachen bestimmt sind, aber auch die derben, braunen Männer-, die aus die nnruhige See hiiianitssahrem um ihreTiefen zu pliins deru. Nur fehlt den Gesichtern der thinfer nnd Händler hier das Beha gen, dirs anf den Gemälden ihrer hol liindiscben Verwandten herrscht; sie se ben lnochiaer und nervöser aus. Manchmal meint man, sie hätten set: was von der Waare angenommen, die sie vertausen. Dort der feste Händler ähnelt mit seinem runden Gesicht voll: tomnien einem Brill, der Kleine mit der schottischen Mütze einem magern Stint, nnd der Cithtaufrnann,der ein liandelt mit seinem langen, hager-i Gesicht und den berabgerogrnenMund winleln, sieht selbst aus wie ein Stock fisct), den man vergessen hat ans dem lfssig zu nehmen. Zu allen Zeiten war es eine wichti ae und einträgliche Sache in London, Fische zu verkaufen. Die Jnnung der Fischhändler ist uralt, sie existierte schon in der Zeit Ednath l. unt 1ts.("u). Noch heute ist sie eine der reich sten von London, nnd man schätzt ihr jährliches Einkommen aus Is),()00 Pf. St. feine viertel Million Dollar5). Aus der Westseite von London Bridge liegt die große Fisbmonaerg Hall, dass Jiinuiiaglmit"5. Jm Innern dieser Halle wird neben einigen guten Por triith auch ein historisches Andenken aufbewahrt, nämlich der Dolch, mit dem ein Mitglied derJnnung den Re bellen Wut Tyler erstach. Wie man sieht, haben die Londonek Fischhänd ler eine geschichtliche Vergangenheit, und bei Parteitiimpsen standen sie im: mer ans Seiten der Whigs, der Libe kalen Trotz dieser anfaellärten Gesinnung hat eg lange gedauert, bis die Fisch versorgunaLondons einigermaßen den Bedürfnissen der großen Stadt ent sprach. Die Jnnung hatte das Mono pol Jus den Fischniarlt und sic gab es nicht ber, auch als Bilzingogate längst zu llein geworden war siir den stetig wachsenden Fischbedars, und als man dringend die Erbauung anderer Fisch halten verlangte-. Mit vieler Mühe und erst nach dein Dazirischentreten des Parlament-S setzte man daran dass-, auch andere Fischmärlte in London errichtet wurden« so in Farrington «E-treet, in Betlsnal Green und sonst wo. Disniit ist die ungiinstiae Zentra lisiernng deLJFischhandels in Villinac5 gate aufgehoben. Der Markt hier ist auch tlsatsächlich viel zu llein für den heutigen Verkehr, und das-;- Gedränge ist an jedem Morgen derartig. das; inancheWagen mit Fischwaare wieder ainlehren niiissen. roeil sie in der aubei rannrten Zeit nicht antonnuen können (3ie lomnien dann ain niidtsteu Mor gen wieder, vielleicht erst arn iibernäch sten; die Waare ist natürlich inzwi schen nicht besser geworden. Da kann man jetzt aus jenen obengenannten z Fischmärtten in andern Theilen ders Stadt dieFische billiger und besser de- " kommen. s Schon Vor 40 Jahren betrng der jährliche Fischverbrauch Londong Juk 000 Tonnen, und wie ist er inzwischen angewachsen Dabei ist der Fisch nar nicht mehr so billig in London, we nigsteng nicht mehr so billig wie frü her, wenngleich immer nock billiger als Fleisch. (7in Pfund Scholle stellt sich heute ans dem Londoner vFisch niarlt ans 8 Pence letwa 20 Centh, ein Pfund Stocksisch kostet 1 Schil ling lei Centsl nnd 1 Pfund See zunge schon 2 Sehilling Vielleicht nicht die sparsame Hans-s fran, wohl aber der künstlerische Bummler wird Billingsaate auch heu te noch siie einen der molerischsten - Punkte von London erklären. Die tie Tsen Straßen der City, die Nähe des Flusses mit seinen Schifseii,das alter thünilicheMonument, dieSänleWrens, die mitten sms dem Fifchmnrli an s fragt, das gibt dieser Stelle ein höchst eigenartiges Gepräge. Es ist hübsch, an einer der Gerichten Amsterdams an einein nebligen Tage den Fischmatki zu beobachten, umgeben von den Bäu men eines Kanalg und den saubern holländischen Häusern init ihren griii nen Löden und knffeebrannen oder kos-: senroein Fossaden Ungemein male eisch ist auch die Vescheria von Vene diq, too der ganze niinmielnde Fisch reichihum deglekiatischen Meeres zu tnqe tritt. Aber in London wirkt das alle-J noch incichtiger, natürlicher, eH sieht ans wie ein rechtniäfziger Tribut an die Köniqin des Meere, die vor al lem mich einen wahrhaft königlichen Appetit has. —-— -- Mögen-me Ponesmmeuyeik Wie ganz anders könnte es fein, wenn die Erkenntniß, daß zu einem ganzen Menschen, zu einer ganzen Persönlichkeit, das Einsetzen der ganzen Thattrast und des ganzen Ernstes gehört, und dasz auch die Frau ein ganzer Mensch sein kann, wenn sie ihre ganzen Kräfte aufhie ten will- in die weitesten Kreise ein dringen wijrdel Der von den Män nern so gern verbreitete und von den Frauen theils aus Unbedachtsamkeit, theils aus Bequemlichkeit wiederholte Ausspruch, dasj der Frau Leistungs fähigkeit eine höchst geringe sei, ist durch unzählige Beispiele widerlegt worden, aber das Märchen wird eben erst vollständig als solches gelten können, wenn jede einzelne Frau sich zu höchster Leistungsfähigkeit an spannt. Es ist durchaus nicht nothwendig, aus den von den Verhältnissen ge ietzten Grenzen herauszutretem um Tiichtiges leisten zu können. Auch in « den bescheidensten Verhältnissen kann man sein Können beweisen und es so ausbildem daß es sich unter allen Umständen bewährt. Wenn jedes Ta lent, und sei es noch so klein, gepflegt und jedes Können gefördert, jede Thätigteit mit ganzer Seele aus geübt wird- dann ist man auch gegen Schicksalgschläge gewappnet; denn Unthiitigteit und Unselbstftändigkeit sind so hatte Schicksalsschläge, daß nicht einmal die Zeit sie mildern kann. Wer aber arbeiten kann und Ordentliches zu leisten in der Lage ist« wird niemals zur Unselbstständig keit und Unthätigteit verdammt sein. Die bis in’s Einzelne durchgeführte gesteigerte Kunstfertigkeit und Ar beitssreundigkeit würden sowohl einen gesammten, als auch einen den Ein zelnen zu Gute kommenden Auf schwung der Frauenarbeit bedeuten und der Frau mit einem Male eine ganz andere Stellung geben. Aber der entsachte und in jeder Arbeit be thätigte Ernst und die Gründlichkeit wiirden auch eine Entwickelung der Individualität zur Folge haben, die gegemnärtige Schablonenhaftigkeit so wohl in der hauLiwirthfchaftlichen als auch in der beruflichen Arbeit wiirde schwinden Würden alle Frauen sich bemühen, Alles, wag sie thun, zu möglichster Vollkommenheit auszubilden, es mit Griiudlichteit zu machen und den Verstand zu Hilfe nehmen, so wür den sie selbst die kleinsten Beschäfti qunaen zu unaetannter Höhe empor bringen. Was ist die Oberfliichlichleit anders alg die Frucht einer verfehl ten tsrzietsunait Wenn man von allein nipven soll, dann kann man nichts gründlich lernen. Fremd-usw Herr Reutier Blienkchen aus Perne kommt zum ersten Male nach der Elteichsglsauptstadt und geht bummelnd durch die Straßen. Da blein ein Schustierjunge vor ihm stehen und lacht ihn an. Herr Bliemchen fragt den Jungen nach der Ursache seines La chens, ohne jedoch einer Antwort ge würdigt zu werden. Der Junge lacht weiter. Herr Bliemchem der neugierig ist- den Grund der Heiterkeit zu er fahren, bietet dem Jungen siir diese Auskunft drei Mark. Der Schuster junge steckt dankend die Münze in die Tasche und sagt: ,,Woriiber ick lache, wollen Sie ferne wissen. Herr Baron?! Janz eensach, ick lache iebert ianze Je: sicht!« Einschränkung » A.: »Sie find also Musiker-! Wel ches Instrument spielen Sie denn?« B.: »Die erste Geige!« Frau B.: ,,Aler nichi zu Haufe!« Neues Wort »Warum weint Deine Frau eigent lich so viel?« »Sie ,thräniri’ auf eine Reise nach dem Süden.«