Nebraska Staats« Anzeiger und J cerold. Jahrgang st. Grand Island Nebr. 24 Februar 1911 Zweiter (Thcil.) Nummer 27. O pflegt das Heimgefttdli euren Kindern. Den preis ich glücklich, der an eignem herd Genüge sand, und dem mit lautern Schlage s Das Herz ties in der Brust tlopft,l wenn ihm winkt s Des festgebauten Hauses blanler Giebel; Ihm wird das Kleinste lieb, weit sich um alles Dem Epheu gleich Erinn'rung freund lich rantt. c pflegt das Heimgerdl in euren Kindern Und nährt in ihnen jenen ftillenl Sinn, Durch den das dåeelbetvegte Menschen kö Zusammenwächst mit unscheinbaren Dingen, Mit Kleinigkeiten, die die Welt ver lacht! Es drängt und treibt der Geist der Zeit nach außen Und rastlos jagen viele durch die Welt, Nach neuen Reizen täglich neu ver langend, Und ehe sich das herz erschloß me Blüthe, Verweltt es kümmerlich in kalter Brust. Wer heimisch sich in seinem Haufe fühlt. Der fliegt nur gleich den Bienen in die Weite, Um Honig einzusammeln fiir die Zelle Und des erworb’nen Schatzes sich zu sreu’n; Auch wird nur der ein tüchtig Glied des Ganzen, Der seine Kräfte übt in kleinen streic Und frei sich fügen lernt in enge Schranken. D pflegt das«heimgefiibl in euren Kindern! Der Tugend beste Pflanzstatt bleibt das Haus. -—· — Blaue Rosen. Hunioregle von F. ff a d r o w. »Und dabei bleibt’5!« sagte Tante Christine, indem sie mit der ihr eige nen Energie mit dem rechten Zeigesini ger durch die Lust suhr. »Tantchen«, erwiderte Konrad, ..streng Dich nicht an, Du weißt, wie boclig ich bin! Und außerdem ist es eine alte Erfahrung, dasi junge Da-: men »weiß« meinen, wenn sie »schwarz« sagen·« »So! Ach, was Du mir leid thust! Wo hast Du denn Deine große Er sahxnng über das weibliche Geschlecht her;« ilonrad uinsaßte die kleine, hagere Dame, was sie in Momenten deg Zor nes durchaus nicht vertragen konnte, und sliistertet »Tantchen so wag fragt man nicht!" Darauf verliess er pseisend das Zimmer. Es war aber nur ein ver gnügtes und durchaus lein verächt liches Pseisen Tante Missel sant aus einen Stuhl. »Dieses Gör!« murmelte sie. »Die ses dreiste, grüne Ding! -- Untersteht sich, mir Konkurrenz machen zu wol len « mir, die ich seit zwanzig Jah ren aus der ganzen Linie gesiegt habet Die ich mein Vermögen meinen Rosen verdaniel Und dagegen dasjunge, nn ersahrene Geschöpsl Es ist zum La chen!« Sie lachte aber nicht. Erbost der senlte sie sich immer tieser in den lite danlen« welche Unversrorenheit doch dazu gehört habe, ihr zu trotzen! »Meinen Nessen will sie heirathen! Aber mir will sie Konkurrenz machen! Da hört doch wirklich alles ausl« Dies war das empörte Resiimee, welches Tante Christine zu einer etwas voreiligen Aeusierung getrieben hatte. »Dabei bleibt's.« ——- Das bedeutete, dass Konrad, ihr Erbe, nicht Fräulein Mite Konrad Dorn heirathen diirse. Unterdessen sasz Käte Dorn garnicht weit davon in dem großen Wohnzim mer des Stadtgntshauses und soriirte Veilchensamen. Rosen und Veilchen waren ihre Spezialität Und sie konnte mttreden, obwohl sie erst wenig über zwanzig Jahre alt war. —- hatte sie doch als modernes Weib ihren landwirthschast lichen Beruf gründlich angesaßt unds l aus einer Gartenbauschule zwei Jahre lang gelernt. » »Mitchen", sagte sie freundlich zu dem derben, sonnderbrannten darin der seinen Nachmittags-Kass« trank, »Du wirst mir— doch ganz bestimmt seit das zweite Treibhaui bauen? Ich muß ei haben! Sonst wird die ganze Blumenzucht nichts Nationelles.« I »Hm« erwiderte Herr Dorn, »wenn zDu mir so ne Plurre vol-setzt wie dies Gebräu hier, da brauche ich eigentlich nicht Treibhiiuser zu bauen!« sz Köte sprang aus und kostete von dem Kassee Er war ungewöhnlich start. »Unartiges Vätche n!,, sagte sie zärt lich »Noch stärter kriegst Du ihn icht, basta! Du willst wohl durchaus einen Herzschlag bekommen?« «Na«, erwiderte Herr Dorn, der vergnügt dlinzelte, »das mit dem Herzgist, das ist doch bloß Gerede! Jch trinte nttn schon dreißig Jahre lang starken siassee s- das heißt, das wag Jhr start nennt; aber so wie in der Mktei schmeckt er doch nie· Und dort werden die Leute alle hundert Jahre alt.« Käte war nicht dumm, und deshalb ging sie mit der größten Bereitwillig keit immer wieder aus ihres Vaters Steckrnpserd ein. « Er Ivar einmal vor einein Menschenalter in Konstan tinopel gewesen und sprach täglich davon. »Weißt Du«, sagte sie, »eigentlich müßte ich dort auch einmal hin. Rosen baut man doch dort meilen weit. « Jch würde mir einige hun dert Otuliertriebe mitbringen und dann Frau Missel endgültig schla gen. —« »So? Jst das Dein Herzenswunsch? Jch dachte, Du wolltest Konrad Missel heirathen?« »Will ich auch. - - Aber deshalb mir Vorschriften machen lassen von seiner Frau Taute? Fäilt mir gar nicht ein. Jch habe heute Malchen gesagt, daß ich jede Wette eingehe, aus der dies jährigen Augstellung den Hauptwein siir Rosen zu bekommen. - Bisher hat sie doch alle die Frau Nachbarin eingeheimst.« »Warum hast Du ihr das denn lagen lrtllclts Ho rllvch ryur mun; Aber man sagt es nicht!« . ,,Vätercheu, Du bist schrecklich ge scheut. Wenn ich sechzig bin, werde ich ebenso gescheut sein! Aber vorläu fig ärgere ich mich noch manchmal und sage dann heraus-, wag ich denke. Stelle Dir doch vor, daß mir Frau Missel sagen ließ, ich möchte mir nnr nicht einsallen lassen« sie »besiegen« zu wollen! Das würde mir ja doch nie gelingen meine ganze Gärtner-i sei nichts alg eine Spielerei! — — llnd im Vertrauen setzte dann die freundliche Ileberbringerin der Botschaft « es war Malchen Müller - - noch wonne grinsend hinzu, daß Frau Missel nie mals die Heirath mit Konrad zugeben würde, wenn nicht zuvor verschiedene Himmel einstiirzten!« »Malchen Müller heißt, wie Du weißt, die Kreisllatsche. Der mußt Du immer nur die Hälfte von dem glauben, was sie sagt. Frau Missel ist ja nur neidisch.« »Na ja, das ist es doch eben! Weil ich auf den letzten Ansstellungen ein paar Preise belommen habe! Außer dem sieht sie, daß ich mit meiner Gärtnerei Einnahmen erziele; das wurmt sie jedenfalls auch! lind Kon: rad weiß, way- ich geantwortet habe.« »Was hast Du denn geantwortet?« »Ich habe ihr sagen lassen, eine bloße »Spielerei« brauche sie doch nicht zu fürchten. Und ich würde ihr be weisen, daß ich itn Juni den ersten Preis bekommen würde, deshalb bin ich ja so ängstlich wegen des Wetters. Väterchen!« ,,hiittest Du nicht geprahlt, so brauchtest Du teine Angst zu haben. Natürlich hat auch Malchen dreimal so viel bestellt, wie Du gesagt hast. — Na - sieh zu, wie Du aus der Klem me kommst! Es ist lein gutes Rosen-— jahr, soviel ich merke. —- Worauf vochst Du eigentlich mit dem ersten Preise?« »Ich will grüne Rosen ansftellen Gras-grüne Rosen.« »Pfui Deildel!« sagte Herr Dorn. ,,Vätchen, bei Prämiirungen tommt eo nicht auf die Schönheit an, son dern aus die Außerordentlichteit.« «So- »Dann will ich doch auf die nächste Mastviehausstellung einen Ochsen schicken, der anstatt Fett lau ter Knochen hatl Das ist dann auch außerordentlich!« ' Käte lachte, aber sie antwortete nicht. —- Jn Wirllichleit machte ihr diese Juniausstellung schwere Sorgen. Das war noch reichlich sriih siir Ro sen, und doch wußte sie, daß Frau Missel jedes Jahr die Medaillen und Preise dafür einstrich. Jhre Gärten waren alle nach Sitden gelegen, und mannshohe Decken schätzten sie gegen Wind. Da war es kein Kunststück, zSchnittrosen zu züchten! Käte’»s sGiirten lagen mehr nach Westen, und die Schuhhecken waren noch nicht sehr hoch, da sie erst vier Jahre standen. Uebrigens hätte sich Kälte nicht u1 einer Nso kvoreiligen 8Reda hinreißen! lassen, wenn nicht Malchen Mülleti ihr angedeutet hätte, daß Frau Missel aus einer »Partie« sitr Konrad be stände. —— Eine ,,Partie«, so ungefähr wie Malchen selbst! Diese war tausend Morgen Weizenbodem siinfzig Stücl Milchvieh und ungezählte Goldstücke schwer. Daß sie ein bischen start in die Saat geschossen und ganz ent setzlich ilatschsiichtig war, das kam nicht in Betracht. Is· Is- si Die nächsten Wochen brachte Röte in wachsender Aufregung zu. Konrad, mit dem sie nicht regelrecht oerlobt war, der aber mit einer Sicherheit ohnegleichen stets erklärte, er werde Dorn-Z Kätchen heirathen, wurde in dieser Zeit von ihr schlecht behandelt, obgleich er doch ganz un schuldig an Tante Missel·g spihen Reden war. Unverdrossen laut er aber troßdein jeden Mittwoch und Sonnabend wei ter nach dem Stadtgut er hatte ge nau eine Viertelstunde zu gehen nnd neckte Kate, die über ihren Ro senstöcken, wie er sagte, ,,briitete«. Sie waren Nachbarstinder und duz: ten sich noch seit der Kinderzeii. «—--— Auch hatte er sie von jeher gern ein wenig aufgezogen; er behauptete, da rin zeige sich die wahre Liebe. »Köte«, sagte er, »ich bin Chemiler, ich tann Dir vielleicht einen Rath ge ben -—-- Landwirthschast ohne Chemie giebt es doch nicht. - Verrathe mir doch, was Du eigentlich augstellen willst.« »Rosen«, erwiderte sie turz. »Na ja, das weis; ich fa. Was denn siir welche? Vielleicht welche ohne Dornen? So, wie Du « keine bist?« »Bah, die giebt es längst! Jch will etwas Neues bringen! Ich weiß· daß die Juri) dafur die ersten Preife giebt.« »Ach fo! Vielleicht tarirte Rosen? Geftreifte giebt es doch auch längst.« Er lachte sie dabei so lustig an, dafH sie wider Willen initlachen mußte-. Dann seufzte sie: »Ich will es Dir gestehen, wenn Du ec- nicht Deinem Drachen von Tante verräthft. — Grüne Rosen will ich bringen« »Griine? Haft Du das schon gemeldet?« »Jetzt im Mai? Ich werde mich hüten! Jch man doch erst sehen, ob ex gelungen ift. -- Wenn ich nicht siege, Konrad ——— dann — dann — »Dann heirathe ich Milchen Miil ·ler", versetzte er ernsthaft. »Und spät ein, daf; Du ohne meinen Bei stand nicht siegen lannst.« Entrüstet gab sie ihm einen Wans, denn er war ihr unnöthig nahe ge iomnien, während seine Augen immer mehr lachten. »Das wäre ja noch schöner!« rief sie aus-. »Bildeft Du Dir ein, ich tann nicht ganz allein durchsehen, wag ich mir vorgenommen habe? Und daß ich sitzen bleibe, wenn Du Malcheu Müller nimmst? - Haha!« Es tlang wie ein schlechtes Bühnen lachen, wag sie da eben laut werden ließ« — Aber er fuhr ungerührt fort: »Die Sache ist ziemlich ernst, Kate. Die Tante wiirde unerbittlich bleiben wenn sie sich nicht selbst gebunden hät te. Sie hat mir nämlich in Trotz und Hohn erklärt, wenn Dir das ge. länge, dasz Du sie mit den Rosen »schlägst«, wenn Du den ersten Preis für Schnittrosen betomnift, dann würde sofort meine Verlobung mit Dir veröffentlicht, und sie zahle mir dreißigtausend Mart aus den Tisch damit ich die tleine chemifche Fabrik anfangen kann, die ich plane.----—-Ber lierst Du bei dieser Konkurrenz, dann hält sie ihr Wort aber ebenso sicher, und sie hat mir versichert, daf; ich tei nen Heller von ihr bekomme, falls ich es mir einfallen ließe, mich trotzdem mtt Dir zu oerloben.« Röte stampfte mit dem Fuße auf; nur wenig, aber sie staiupfte doch· »Und ich werde gar nicht gefragt? Jch werde bloß so einfach s- genomi inen? »s— Bist Du denn rein überge schnappt?« »Ach bewahre, aber ich weist ja doch, daß Du mich nimmst! Fittichen gieb mir einen Kuß!" Dabei hatte er sie aber schon so fest in seine Arme geschlossen, daß es kein Entrinnen gab. --- Vielleicht war esl auch nicht der erste Kuß, den er sichs raubte - Jedenfalls sträubte sich» Köte nicht lange, und der Friede zwi chen ihnen war geschlossen. »Grüne RosenC das hatte sie ihmi anvertraut. Grüne Rose sollten es werden. Er hatte den Kopf dazui geschüttelt und ihr gerathen, keines Farbe zu nennen; wenn es nun doch; tein Grün wurde! —- Aber etwas Unsl gewöhnliches mußte es werden, so viel stand auch beiihm fest. Der Mai verging, der Juni brach an, und Käte sah mit Sorgen und Schmerzen, daß ihre erwarteten grü nen Sprößlinge ---- einfach weiß wur den. Sie war außer sich! Ein solcher Mißerfolg aller ihrer Mühen! -—— Mit weißen Rosen konnte sie doch im Leben nicht die Tante aus dem Felde schlagen! Eines Tages fand Konrad sie in Thränen. -—-— Er war nichts weniger als großnriithig, denn er sagte: »Siehste!« zu ihr. Dann fuhr er fort: ,,.5iiite, willst Du in Deinem ganzen Leben nie wieder behaupten, das-, Du ohne meinen Schutz und Hülfe aus komrnen kannst, so will ich Dich ret ten.« Sie blickte auf, mit rothen Augen und rothetn Nägchen und niclte klein laut. »Na gut!« sprach er mit plötzlich aroßmiithiger Miene. »Dann kümme re Dich mn gar nichts-. Jn vierzehn Taan hast Du Deine Siegespalnie.« Jn der allertiefften Abenddämnrei rang und der allerfriihesten Morgen dännnerung hätte man fortan zuwei len Konrad Missel in Kätes Rosen Ltlnlagen erblicken können, wo er doch rein gar nichts zu suchen hatte. Man fah ihn aber nicht. Und der Tag der Ansstellung nahte, nnd auf dem Stande von Fräulein Röte Dorn laaen - lornblane Ro fen. Sie bildeten den ,.(5lon« der Aug: stelluna. Zie waren mehr sonderbar alsJ schön, aber sie hatten eine prachtvolle Form und einen eigenthiimlichen Duft, der ein wenia an Lavendel erinnerte. ,,«’fainoz!« sagten die Preisrichter »Von dieser ktiosenziichterin können wir noch Großes erwarten! Sie be tomint die goldene Palme« Die goldene Palme, das war der erste Preis! Außerdem war es eine »sehr hübsche Brosche. Herr Dorn stand neben seine strah lenden Tochter vor dem Stande nnd sagte mit Stentorstiinme: »Na, Käthe, ich denke, es sollten ariine Rosen ..... « «Schlvieaervater«, sliisterte Ilion rad, der ihn heftig in den Arm ac tnissen hatte, »so etwa-·- saat man doch nicht!« Niemand erfuhr, welche chemischen Wunder hier gewirkt hatten. —- Die Rosen standen blan ani Stamme, davon tonnte sich selbst Tante Missel überzeugen, die, ob sie wollte oder nicht, die Waffen strecken mußte. Es aab Verlobung, Versöhnuna, äußerste Neugierde d"er Tante iiber dac Bersahren, vermittels dessen man blaue Rosen erzielte, und einc Andeu tung Vater Dorn’g, das-. man in der Tiirtei immer blaue Rosen ziichte Erst nach zwei Jahren ahnte die Tante den Zusammenhang. Denn zu dieser Zeit wurde in der chemischen Fabrik von Konrad ein nnsehlbares Mittel angefertigt, um Blumen von der Wurzel aus blau zu färben. Sie war aber tlna, die Tante, und sagt-e tein Wort. Und Stäthe hatte ihr ganzes Herz acwonnen, indem sie die Rosenzucht ausgegeben und erklärt hatte, eine verheirathete Frau und Mutter habe ganz anderes zu thun. Und damit hatte sie ja schließlich auch recht -— Bilderschwindel in Paris. Kürzlich wurde dem Louvre die be rühmte Getnäldesannnlun«.1 des ver storbenen Pariser Erzmillionärs Chanchard einverleibt und das franzö sische Nationalinusenm dadurch um ein vaar Dutzend Meisterwerte der Schule von Mist bereichert, vor allem um eine Reihe tlassischerSchöpsungen von Mil let, Carot, Dierz. Um diesen Preis inusz der Staat,der sich die Schenkuna durch Verleihung des höchsten Grabes der Ehrenleaion an den sonst in keiner Weise verdienstvollen Krösus erwarb, auch ein paar Dutzend höchst minder werthigerLeintoände, die zur aängiaen Martiwaare im Bücherhandel der Seinestadt zählen, wohl oder übel in den Kauf nehmen, so wenig sie der Be deutung eines Museums vorn Range des Louvre anstehen mögen. Ge schentt ist geschenkt. — Und leider war der Miicen Chauchard größerer Sach lenner aus dem Gebiete von Wäsche, Modeariiteln, Konsettion, wodurch er zu seinem Riesenbesctze gelangt war, als aus dem Felde der Kunst, wo es für ihn nur ein einziger Maßstab zur Werthung gab; den der KostspieligteiL Die großen Kunstwerke, die den ei gentlichen Werth jener Galerie allein ausmachen, toren nie hineingerathen, hätte nicht das ungeheure Gebot ande rer Liebhaber den Ehrgeiz eine-s Chan chard gereizt. Den Angelus Milletg, der jahrelang zu bescheidenem Preise von Hand zu Hand ging, kaufte er erst, als durch ninerilnnischen Wettbewerb dass- Angebot die damals ungeheuer liche Summe von 850,000 Franken er reicht hatte. Kurz, Chauchard war so recht, was der Wiener eine Wurzen nennt, und die Pariser Kunsthändler trären schlechte Geschäftsleute gewesen« wenn sie diese schätzensiverthe Eigen schaft nicht nach Leibesträften ausge niitzt hätten. Sie iiberredeten ihn zu fortwährenden Uinänderungen, Ver täufen, Neuanfchnffungen für seine Gnlerie und brachten dabei reichlich ihr Schäfchen ins Trockne Und da der Mäcen einen auserlefen schlechten Ge schniact besaß, wäre auf diese Weise eine wahre Schreckenstannner zusam inengetommen, hätte Chauchard nicht glücklicherweise einige sachverständige Freunde besessen. Ihrem-Rathe ist eg zu danlen, dnfz die Schenlung Chan chnrdg den Louore thntsächlich berei: cl:ert. t« war auch ein reiner Gliiclszu full, dussz Chauchard, dessen Port-enti feele sich so leicht durch jeden äußeren Glanz bestechen lief-« nicht einem Glücksritter von der Art des »Grafen« t-’Aulbn, Exprinzen von Bootghetto und Lusianan in die Hände fiel, der gegenwärtig vor der Straftannner von Tours zur Erheiterung des Kriininals publikunig und aller Zeitunggleser sich dafiir rechtfertigen muss-, der reichen Vlinerilonerin Mißreß Paine seine wohl nssortierte Bildergalerie von mehr oder minder guten Fälschuugen into echte Milrillog, Tiziang, Ruhean usw. für schweres Geld aufnehängt zu lsnben. Ein in seiner Art vollkomme: nciz Exemplar des Bilderscbioiiidlers, dieser Graf d’Aulby. — -- —— Höchstens die wundervoll geschnittene Kleidung des korrekten und eleganten Gentleinan auf der Antlagebant könnte andeuten, das-, sein Erzeuger der Herrentonfets tion angehörte. Erblich war wobi ansb des Pseudografen schier patholo: gische Liebhaberei fiir poniphafte Phantasietostiime. So hatte er sich ein ioundersameg Kostijm eine-Z Ritters vom Melusinenorden zusannnenlom Poniert, mit dein er sogar aus einem der Substriptionsbälle im Elvsee pa radierte. Seine Seele war durchaus durchdrungen von der Wahrheit des Wortes ,,.sileider machen Leute!« Und diese Ueberzeugung hat ihn ia auch nich« getäuscht Die vollendete Außen« seite des Grafen d’Aulbu, sein welt mönnisch-sichere5 Auftreten, dem als pitante Würze etwas sentimentale Kitnstlervose beigesellt war, konnte den beabsichtigten Eindruck auf die Ameritanerin und ihren Gatten, nicht rerfehlen, denn die sonst im Geschäfts leben so getvitzten Ueberseer erscheinen entzückend naiv, toenn sie einem lon tinentalen Hochstapler von großem Wesen und tlingendem alten Namen in die Hände gerathen. Wie tonnte man an der Echtheit eines Grafen zweifeln. der mit so eindringendem Verständniß über Kunst zu plaudern wußte, dessen Schloß in der Touraine von Ahneubildern und Meistertoerten mit den Namen eines Correggio, van Duct, Tiiian, Largulliere, Grenze usw. nur so toimtuelte, und der die wahrhaft vornehme Uneigenniitzigkeit besaß, seinen nach Kunstbesitz lüsternen Fieunden diese unbezahlbaren Schätze fiir einen Pappenstiel hinzugeben. Denn ioasJ sind 40,()s)0 Franken Jah resrente, die sich der Graf alg Gegen leistung ausbedang, angesichts jener Schätze, die den Direktor des Louvre und der Galerie Pitti neidifch machen könnten? Graf d’Aulbi) ging in seinen Freundschaftgbeiveisen noch weiter. Er besorgte den Yankeeg auch echte alte Möbel in vorzüglicher Nachahmung als sie sich dauernd in Europa nieder lassen wollten, und schließlich wurde er sogar zu ihrem Weinlieferanten. Das tvar sein Unglück. Denn erst da merk ten es die Freunde, daß sie es mit ei nemFiilfchcr zu thun hatten, und wur den ungemijtlich Die Folge ist dieser merttoiirdige Prozeß gegen den Melu sinenritter, der leider seine hohe Ab tunft von dem Kreuzzughelden Veit de Lusignan mit keinem Schriftstiicke glaubhaft zu machen vermochte, seine Handlungstveise gegenüber den Ame ritanern aber damit zu rechtfertigen suchte, daß er ihrer Doll. nothwendig bedurfte, um der Welt ein musikali sches Meisterwerk, eine Oper von nn erhörter Schönheit, zu schenken. Es ist ein Jammer, daß diesem Talente nun die Schwingen gebrochen werden sol len, bloß weil die Meisterwerte der Galerie Paine nicht ganz echt find. Eine der biühendsten Industrien der französischen Metropole, der Bilder schtoindel, worin es zahlreiche begabte Persönlichkeiten zu Meisterschaft, An l Ifehen und Reichthum gebracht haben, müßte turzerhand lianidieren, wollte die angenehme Knndschaft von jen fents des großen Baches erst anfangen, wirkliche Ursprungszeugniffe für die erworbenen Schätze zu fordern. Bis jetzt hatte man sich mit Recht begnügi, einen großen Namen mit exorbitantem Preise bezahlt zu haben. Mochte der Carot, den man fiir eine halbe Million erworben hatte, auch in Wahrheit von Tronillebert gemalt sein: was that das zur Sache? Weder Besitzer noch Besu cher hätten zwischen den beiden ja ir gend einen Unterschied festzustellen vermocht. Die Unterschiede sind, danl der Kunst, die auf das Fäifchungsaewerbe verwandt wird, oft in derThat so fein, daß selbst in Europa die Kenner häu fig genug grimmig getäuscht werden. Zwischen Käusern und Verläufern herrscht der gleiche auf immer größere Vervollkommnung der Kamvfmittel zielende Krieg wie in der Jndustrie der Kanonen und Panzerplatten Je raffinierter sich die Methoden des Er tenneng gestalten, um so schlauer geht der Fälschungstiinstler zu Werte, und vom rein technischen Standpunkte ist es oft eine wahre Lust, seine verfeiner teu Methoden zu verfolgen, sowohl in der Herstellung des Werkes wie in der Art undWeise, in der es an die »War 3en« abgesetzi wird. Der im Prozeß gegen den Melusinenritter vernommene Sachverständige, der Maler Carier Velleuse erklärt selbst, daß in der Ga lerie der Mrs. Maine sich eine Anzahl trefflich gelungener Fälschungen befin den, nnd er weiß selbst manche-«- Stück lein von der Verfchlagenheit ihrer Ur heber nnd Helfershelfer zu berichten. So erzählt er, daß ein ihm bekannter Bilderhändler dreimal die gleiche Ga lerie von Meisterwerten erneuern ließ und immer wieder dafür einen Häuser fand. Desgleichen berichtet er, daß ein von gleichen Schwindlern hineingeleg ter Betaunter diese aufforderte, die ge fälschte Waare anderweitig unterzu bringen und ihm daraus 25,000Fran ten als Schadenersatz zu entrichten. Nach kurzer Weile lehrten die Händler wieder und lZahlten ihm schmunzelnd die 23,sn)0 Franken aus. Sie hatten nimm Franken aus den Fälschungen gelöst! Und alle Welt war zufrieden Der Melusinenritter und seinesglei chen dürfen sich a- Vollstrecter eines Schicksalgwillens betrachten nnd des halb mit Fug auf die Milde der Rich ter Anspruch machen. wie sie auch der nachfichtiaen Sympathie des Publi kums aewiß find. Verschaffen sie ihm doch die reinste aller Freuden ---—— die Schndenfrende. ——-—« Eine seltsame Lehre. Jn der Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins lesen wir: Ein preußischer Amte-richten nach ei nein anderen Orte versetzt, giebt seine Besuchgtarten ab, und darauf steht unter Namen und Amtsbezeichnung, wobei auch der Lieutenant der Land wehr nicht fehlt, die Abkürzung p. p. r. Er erhielt darauf folgende Ant wort, die vielleicht auch anderen Stin dern dieser Art gelegentlich zu Herzen gehen wird: Jch las Deine Karte mit tiefem Weh: Ein deutscher Richter und -— p. p. c.? Ein deutscher Richter, ein deutscher Soldat? O dafi Dich gereue die Greuelthat, O daß Du Dich endlich möchtest be quemen, Von solcher llnsitte »Abschied zu neh men«, Die der Muttersprache, der trauten, vergißt! « — »Gedenke, daß Du ein Deutscher bist!« Jn der Komödie des Lebens ist die Freundschaft eine Kulissenwandc wenn man sich daran anlehnt, fällt sie um. et: -t: Its tfg gibt nichts Dummes in der Welt, das nicht schon einmal dagewe sen wäre, und nicht-Z, das sich nicht ge legentlich wiederholen wird. It- -l- st Gehöreu den verheirateten Frauen ihre Kleider? möchte eine Suffragette wissen. Das kommt daraus an, ob sie bezahlt sind oder nicht; sehr oft sind sie es nicht. st- It- st Jeded echte Glück genießen wir drei mal; in der Erwartung, in der Wahr heit und in der Erinnerung. It- Ilc st Wir werden alle in der Jugend mit so viel dummen Jllusionen vollges pfropft, das; das Leben nicht aus reicht, sie wieder los zu werden. sie Il: Zi· Die Nervosität wird von vielen Leuten als Privilegium betrachtet, den anderen Leuten unangenehm zu wer den.