! Humoriftifchsmilitärische Erzählung Der falsche Adjukapkz Von Fsreiherr v. schlicht (4. Fortsetzung) »Das ist auch meine Ansicht«'. mein te der Bürgermeister Er örgerte sich iiber seinen Rathsdiener nnd doch mußte ee im stillen zugeben. daß dieser recht hatte. Bei Beginn seiner Thatig teit in der hiesigen Stadt hatte er zu viel aus die Rathschläge des Stadtoers ordneten Hupfeld gehort, denn er war teos allem ein sehr tluaer Kopf und hatte im stillen gehofft. selbst Bürger meister zu werden. Mit falscher reundlichleit hatte er sich dem neuen tadtoberhau i aeniihert, um iiber diesen Einslu zu gewinnen und da mit einen Theil der Macht in seine "nde zu bekommen. Leider hatte der ilrgermeister ihn zu spät durchschnut und ais ersihn dann fallen ließ, röchte sieh dieser nun dafiir durch ewig-. Streitereien, die er in der Bürgerschaft hervorrief ' Oasen der Fett Bürgermeister sonst noch Befehle · »Nein, ich danke. siir heute nicht« »Den Bürgermeister. es war mir eine Ehre.« Und mit feierlicher Würde schritt Paulsen zur Thür hinaus. Der Bürgermeister blieb in schlech ter Laune zurück. er ärgerte sich iiber den Stadtveroedneten aber auch iiber die Geschwätzigteit und Vertranlich teit seines Rathsdienes. Er hatte die sen alten« erfahrenen Beamten von seinem Vorgängen der sich von ihm alles batte bieten lassen. übernommen und ihm sogar die Anstellung aus Lebenszeit besorgt. »Paulsen hat ganz recht". sprach er vor sich hin, »ich bin zu gut und zu gutmiithig, aber das soll und muF anders werden. in der Hinsicht it vielleicht die inilitärische llebuna sehr gut siir mich, da lernt man mal wie der streng, aber gerecht zu sein. EH ist doch eine samose Sache nni die militärische Erziehung. Wenn ich an die wenigen Worte denke, die der Bataillonsschreiber redet. und an den Wortschtvall meines Rathsdienees, so sann mir wirklich schlecht werden« Und in seiner Begeisterung siir das Militiir wurde er aufs neue be stärkt. als gleich daraus Luise ins Zimmer trot, um eine Ordonnanz vom Bntaillonsbnrenu zu melden Er erhob sich von seinem Lager nnd setzte sich an den Schreibtisch nm auch nur den Verdacht zu vermeiden, als hätte er schlafen wollen. Gleich darauf trat der Soldat aus die Schwelle. »Ich bitte eintreten zu dürfen.« 4 herrgott, das tlana doch aanz anders als das ewige »Herr Bürger meister. es isi mir eine Ehre.'· »Was bringen Sies« Ohne ein Wort zu reden, holt« der aus seiner Mappe die Papier hervor. die auf Unterschrift warte ten. Alles war fix und fertig vorbe reitet, er brauchte nur seinen Namen darunter u setzen, selbst die Bemer kung F. . d. B. K. tJm Auftrag des ataillonstotnmanderrrs) sowie die Unterschrift: H. d. L. u. stellv. B.K· thauptmann der Landwehr und stellvertretender Bataillonstomi Inandeur) waren schon vorgemertt. »Es it wirklich eine Freude. mit solchen eamten zu nebeiten«. dachte der Bürgermeister, dann setzte er seinen Namen unter die Panier-, die ihm vorgelegt wurden. - Ali letztes tarn das Schreiben an die Garnisonverwaltuna, dies las er ganz besonders gewissenhaft durch, und er lonnte seine Anerkennung dem Adgutanten nicht versagen. Der tte das Gesuch unt die eisernen · stergitter fo ausführlich unt- so achlich begründet daß er selbst taurn noch etwas binzuzusesen hatte, trotz beni« schrieb er seinem Versprechen gemäß unter das Gesuch: »Auf das allerwörrnste befürwortet sowohl irn teresfe des Bataillons wie der todt-« Und während er die ande ren Schriftstiiete nur »stellvertreten der Major« unterzeichnet hatte, setzte er diesmal hinzu: »Halt tmonn der Lsnbtpe r und Bürgermeiter.·' .Son noeb eiwas?« Statt jeder Antwort tlappte der Soldat nicht nur die Nummpr sondern auch die Hoden zufammen, used du wußte der Bürgermeister-, de das Negieken erlediqt sei. Die Or onnanz verschwand, und der stirgermeiftek wollte sich an die Ar beit machen, aber er war nicht icH der ki tigen Stimmung dazu, und! das s öne Wetter lockte ins Freie So entschloß er sich denn u einem Spaziergang, natürlich in niforns, denn det Ctvilonzug war für die Zeit feiner Dienstvertode verboten. Er tief seinen Burschen. der ihm fiik die Dauer seiner Uebung tommandiet thut und der sich, weil es an einem anderen Zimmer fehlte, zum Gnt esen det, can Brümmer beständig m der Mi aufhalten mußte, wo ee Luife rasend den hol machte — Imd trat, nachdem ek sich umgezogen hatte auf die Straße Und gerade vor Keiner houstdiit traf er mit Frau In anse, mit Relln und mit Böhme Ufer-mein Die Begegnung war eine L· siefstläse und dadurch. daß der Itsetm ftek die anderen, die dicht c- det Schwelle feines hat-fes vorbei isqeth beinahe amqeftoßen hätte, eine ko unerwartete und plöyliche daß alle is ersten Augenblick erschraken. « »Bist fp eilig des Weges-P frag I Ficke Isustn . nachdem mun sich »Ist-Keins bestes-I und einig-e flüchti YI Ustte miteinander gewechselt hatte· k Idmbim wo es keine freche "-—. » Gotte-im leisten unverschäm ten Stadthoten und teine schwerhöri-( gen Stubenmädchen gibt." »Sie haben sich ärgern wissean ertundigte sie sich, während er anj ihrer linken Seite dahinschritt- l ..Unbedeutend, gnädige Frau. gari nicht der Rede werth«« wich er ihr« aus. denn er wollte sie nicht mit! teinen Angelegenheiten langtveilen.; »nur gerade so viel· wie jeder Jllensehi nach einem alten Wort täglich nöthig; hat« um immer von neuem daran ers« iirrnert zu werden. daß er nur ein Mensch ist und infolgedessen leine Ursache hat. irgendwie übermiithig zu werden. Aber ich freue mich heute doppelt und dreifach. daß ich das Gliicl hatte. Sie zu lressen. Darf ich fragen, wohin der Weg Sie siihrt2«· ,,llederallhia und nirgends. Jch wollte ein bißchen dureh die Stadt dummeln und mir noch weiter an sehen. wie sieh hier so vieles verändert hat« seitdem Sie das Kommando führen. Mein Schwager erzählte heute zufällig, daß Sie auch am Ha: sen arbeiten lasset-. dofz Sie dort ein neues Bollwerk errichten, neue An. lageplötze schaffen und große Bag gerarbeiten ausiiihren lassen." llnd scherzend setzte sie hin-tut »Sie wol len doch nicht etwa Berlin als See stadt Konkurrenz machen. Das würde ich Ihnen als Berlinerin ernsthaft iibelne men. ,S ,ois. urn Iehren Zorn nicht her ouszubeschioören, oersrchere ich Eie. dass ich nicht den Ehrgeiz habe· uns mit Hamburg, Bremen, Berlin und vor allem mit der großen Seestadt Leipzig auf dieselbe Stufe zu stellen. aber trofdem toill ich manches thun, um un eren hasenverkehr zu heben und neue Schiffsahrtsverbindungen wieder in die Wege zu leiten. Wenn es Ihnen Vergnrigen macht, sich den Hafen einmal anzusehen, iviirde ich Jhnen denselben gern zeigen, aller dings sehr hübsch sieht es dort zur Zeit nicht aus.« O, das macht nichts-" Dann wandte sie sich an Nellh und Böhme. die hinter ihnen gingen: »Der Heer Bürgermeister ioill uns die Hasen baiiten zeigen. es ist Dir doch recht, Nelln, es macht auch Jhnen Vergnü gen, Herr Leutnant?« »Aber selbstverständlich aiiiidige Frau«. antwortete Bdhuie für sich und seine Begleiterin, dann meinte er: »Nicht wahr, gnädiges Fräulein. es ist doch auch Ihnen recht; wohin man geht, ist ja schliesilich ganz gleich gültig, die hauptsache ist ia doch nicht, das; man geht« sondern in er ster Linie, daß man zusammen geht« «Finden Sie’c!« seagte sie. sowohl iiber seinen Ton wie iilser feine Kerl beit belustigt. »Aber selbstverständlich aniidigez Fräulein. Jeh kann mir nicht hel sen. von allen Beschöstigungen aus der Welt ist fiir mich das Spazieren gehen die laiigtoeiligstr. vielleicht schon deshalb. weil die Aerzte ec imnier verordnen unt- meil ich als ganz gesunder Mensch nicht die aller geringste Neigung verspüre, auch noch etwas sür meine Gesundheit thun zu müssen. Unser Leben ist so kurz. und die Zeit aeht bekanntlich so schnell da hin, daß man sie entweder uutzbrini gend ausfüllen soll oder aber ver schlezsönk » it Jhrer Ansicht iiber das Schla sen scheinen Sie aanz mit meinem Vater übereinziistinimein Er stöhnte schwer aus. »Mir toiire es schon lieber. wir hätten auch iru wachenden Zustande gemeinsame An schauungen ilnd ich kann uiir nicht helfen. ich glaube, das ganze Miß trauen Jlires Herrn Vaters argen mich torurnt lediglich von meinem Beina men ,der falsche Adiiitant’. Sie sah ihn ganz überrascht an. »Jetz. verstehe Sie nicht." nd doch ist die Sache sehe ein sach. Bekanntlich verdante ich diese Bezeichnung dein Umstande, dasz ich plötzlich an Stelle eines Kameraden urn Adiutanten ernannt wurde. aber ;he Herr Vater bezieht das- Wort .falsch·' aus meine Charaktereigen schasten. er hält mich nicht siir offen und aufrichtig, er glaubt. ich wäre nicht nur ein falscher Adjutanh son dern auch ein falscher Mensch.« »Wie können Sie iriohk so etwas svon meinem Vater denken«, nahm »Man diesen in Schuh. obgleich sie zugeben mußte. daß er Init seineri Vermuthung nicht so unrecht hatte. i »Sollte ich nitch wirtltch irren, sol iotirde sich tein Mensch lebhastee dasi riilier freuen als ich, und ich hofsef ja auch. dosr die Stunde nicht mehr« seen ist. in der er einsehen wied, daßi er mir unrecht thut. Vorläufig aller dings --—«· - »Sie diirsen meinem Vater seini Wesen nicht übelnehmen«, bat sie et was verlegen. »Ich denke ja an nicht daran, schon Jhretmegen nicht« Und als er sah, dasz sie bei seinen Worten undk unter seinem Blick leicht erröthete, fuhr er fort: »Wir haben hier lei der sehr wenige junge Damen in der Stadt. im Bqtaillon sind Sie sogar die einzige, und wenn da durch die Mißhelligieiten zwischen Ihrem Deren Vater und mir auch zwischen uns eine Spannung entstehen würde, so wäre das nich nur für mich persönlich. son dern au siir dre gesalzen herren des Botqillons sehe betriib is: denn wenn »wir uns aus den angesahrten Grün den jemals entscemdeu sollten. so würde naturgemäß Ihre Frau Mutter sofort auf Ihre Seite treten. Und bei allen gemeinsamen Veranstaltungen, bei den Zusaxnrnentijnsten und Rus sliigen wiirde von vornherein ein Mißtlang in die nllaemeine Stim mung tomxnen wenn Sie an mir miti einem Gesicht voriiberainaem das da; sagte: »Mein bere. ich erinnere mir zwar dunkel, Ihnen einmal in inei nem Leben begegnet zu sein. aber ich kann mich im ugenbiick weder da raus besinnen. wer Sie sind, noch wie Sie heißen« Und es wäre dann doch peinlich, wenn Sie mich bei dem— Versuch, Jhnen meine beicheidene Exis itenz wieder ins Gedächtnis zuriirk u rusen. einsach mit einem schnippisegen Knieks absertiaten." Und ohne sich unt die allerdings nur wenigen Passantrn zu kümmern, mochte er ihr einen der artiaen schnippischen Kniets vor. Zither Herr Leutnant -— was sol len die Leute davon denken«. sagte fie. »Daß mich piö lich jemand von hinten in die Knie ehlen gestoßen hat« oder was sie sonst wollen. mir ist es einerlei. Aber Sie können aanz un besorgt fein. gnädiaes Fräulein, die guten Bürger denken hier nicht unbe dingt mehr als sie müssen. sie sind in telligent genug. nm zu wissen, daß das Denken nicht nur eine der irrechtlose sten, sondern auch eine der anstren-j genditen Thaitgieiten ist." »Sie sind ein Spötter", schalt sie. »Dann hin ich in Ihren Augen doch endlich wenigstens etwas. bisher habe ich immer die Empfindung gehabt, als wäre ich siir Sie eine große Null im Dasein.« »Und woraus schlossen Sie das?«' sragte sie sast gegen ihren Willen. »Das ist sehr schwer zu sagen gniidiges FriiiileinT meinte er nach deutlich, »ich bin ja leider tein jun ges Mädchen und taiiii somit nicht aus eigener Erfahrung beurtheilen welchen Unterschied man in der Be handluiig desjenigen Manner iiiacht die im- gar nichts sind, udn derie nigeii, die uns wenigstens etwas sind.« »Sie sind ungerecht, Herr Leut nant«, schalt sie von neuem. »ich bin stets gegen Sie genau so freundlich gewesen wie gegen jeden anderen.« »Das ist es ja eben »genau sr sreundlih« Das ist aber gar kein Zeichen von Freundlichkeit Die iiingt erst da an ivo das »genaue« aufhört wo man darüber hinausgeht und wo inaii gegen den einen freundlicher ist als gegen die anderenk »«.tlch in, und Sie meinen Sie wol leri der eine sein?a sragte sie lachend »Gniidigec- Fräulein ich bewun dere Ihren Scharifinm iiiid ich wage nicht Jhiien zu widersprechen ein mal, weil ich dies jungen Damen gegeniiber iiie thue. dann aber auch, weil ich ganz Ihrer Ansicht bin-" »Und dars ich auch wissen. warum Sie gerade derjenige sein wollen-« »Aber gnädiges Friiiileiii«, unter brach er sie. »von wollen ist ja gar nicht die Rede, ich will es nicht nur sein, ich muß es sogar sein.« Sie wuszte nicht« ob sie sich über seine Keitheit ärgern oder ob sie das riiber lachen sollte. »Da bin ich denn doch begierig. wie Sie das begründen wollen«. meinte fie endlich. »Aber gnädiges Friiiilein«, ant wortete er iibermiithig. »das ist doch sehr einfach. Als erstes bin ich doch nun einmal ich.« »Da haben Sie allerdings recht« stimmte sie ihin bei. »Sehen Sie giiiidiges Fräulein«, srohloitte er, »warten Sie es nur ab, darin habe ich Sie aanz überzeugt Denn ich bin nicht nur ich, sondern Sie sind auch Sie.« »Ach nein, wirtlich?" triigte sie an scheinend ganz erstaunt. »Gaii bestimmt, Sie können es mir glauben . antwortete er sehr ernit »Und wenn ich und Sie und Sie und ich, wenn wir beide einmal nicht seht gute Freunde werden sollten, wer soll te es denn wohl werden?« »Ja, daß wiiszte ich allerdings aiiel nicht« meinte sie ous seinen Ton ein ge.hend »Na also, gnädiges Fräulein dann wären wir uns ja schneller einig, al ging-dacht habe Das-, es mir geiingei Sie so schnell zu überzeugen habe ich selbst nicht geglaubt.« be»Ich auch nicht« itiinmte sie ihni »Ja, ja« , meinte er, »ez kommt eben in jeder hinsicht immer anders als man denkt. Ein neuer Beweis dasiir ist der ieäickge Spaziergang ;Daß ich das Gl haben würde, Sie beide unterwegs zu tressen, und dass die gnädige Frau die Liebens iwiirdigteit haben würde niich uin Jrneine Begleitung u bitten, das Thal-e ich nicht erwart t.« Während Böhrne so in seiner iibermiithiaen Stimmung, in die ihn das unerwartete Zusammentreffen mit Nella versetzt hatte, darauf los plan derte, unterhielt der Bürgermeister Frau Konstanze in seiner ernsten, ruhigen Weis-. Er machte sie aus mancherlei hauliche Veränderungen in der Stadt aufmerksam, und sie hielt mit ihrer Anerkennun nicht uriick. Aber als sie ieht am Hasen an amen, war sie wirklich aanz erstaunt iiber das Leben und Treiben, dos dort herrschte, über die. zahllose-r Arbeiter-, die damit beschäftigt waren, Erde zu tarren Mahle einzuranrmen und neue Lagerraurne auszuführen Ausk iiihrlich schilderte er ihr die Bauvliine und wie lich später alles gestaltey würde. und voller Bewunderuna siir seine Thattrnft und Energie hörte sie ihm zu. »Ich mache Ihnen mein Kompliment. Herr Bürgermeister. ich bin früher schon verschiedentlich hier gewesen, aber datz hier ein der artiges neues Leben erblühen könnte. habe ich nicht geglaubt, ich habe es überhaupt nicht siir miiglich gehalten.«· Jhre Anertennung erfreute ihn sichtbar. »Wenn Sie eine Ahnung hätten, gnädige Frau, wie dankbar ich Jhnen fiir Jhte Worte din. Sie glauben gar nicht, wie man mich an gegriffen hat. als ich diese Jdeen hier zuerst entwickelte. Man hat mit Steinen auf mich geworfen. und man hätte mich am liebsten gleich wieder fortgefchickt, wenn man es nur gekannt hatte. Wie habe ich tämpfen miiffen, bis ich meinen Biirgern die lieber zeugung beibrachte, daß es nur ein Mittel gäbe. die Einnahmen der Stadt zu erhöhen. und daß dieses darin be stände. den Hasen wieder auszubauen Endlich gelang es mir, mit meiner Ansicht durchzudringen aber trotzdem gibt es auch noch viele hier in Stadt. die mich fin verrückt halten« ..Das darf Sie doch nicht krön len«'. tröstete sie ihn. »e·3 ist doch von jeher das Geschick aller Reformatoren. auf welchem Gebiet sie auch thatig waren. gewesen, uerst von der großen Menge nicht oertanden und nicht be griffen zu werden. Kleinliche Rücksich ten auf den einzelnen diirfen Sie doch aber in Ihren Entschliissen siir die Allgemeinheit nicht beeinflussen.« Wieder betrachtete fie voller Bewun derung die umfangreichen-Arbeiten die vor enornrnen wurden, aber plötzlich fties sie einen tleinen Schrei der Lfnt täu chung aus. »Was ist Ihnen nur« gnädige Frau?" fragte er erschrocken. Sie fah ihn ganz entsetzt an. »Wc ist denn die schöne Kastanienallee ge blieben, die sich dort an den Gärten entlangng ,,Abgehvlzt, gnädigr Fran, und vielleicht heute schon in den Sage werten verarbeitet.« Noch immer starrten ihre Augen auf den leeren Plan »Das hätten Sie nicht thun dürfet-» Sie hätten sie schonen sniiisen, es war meine Lieblingsaltee hier." »Sei-en Sie wohl, gnädige Frau«. sagte er halb ärgerlich, halb belustigt, »nun fangen auch Sie schon an zu fchelten! Crit lobten Sie, nnn tadeln Sie. Wieviel Zaschriften habe ich nicht erhalten« die Bäume zu scho« nen!« »Und warum thaten Sie es trotz dem nicht-» »Weil es nicht ging, aniidiae Fran. Ich mußte hart bleiben, denn ich hatte sonit keinen Platz tiir die Schup pen und Lagerriinme aehnbt, und ohne die wäre jeder Groschen. der hier veransgabt wird, fortgetvorieneå Geld Und vielleicht dachte auch ich damals dasselbe, was Sie mir eben iaatent die lleinlichen Rücksichten aus den einzel nen dürfen dich nicht in deinen Ent ichliissen beeinflussen« Etwas beschämt hlielte sie zu Vo den. .Sind Sie mir böse· das-, auch ich Sie tadelle?" »Wie sollte ich wohl?" traate ek lebhast. »Ich sreue mich iiver das Interesse, das Sie an der Stadt nnd ihrer Verqanaenheit und an ihrer jetzigen Enttvietelnna nehmen. Jn wenigen Jahren werden Sie die Stadt hoffentlich lau-n toiedererlen nen, viel alte Poesie geht naturge niiiß verloren.« »Leider, leider«, stimmte sie ihm bei. »Aber vielleicht aerade weil iels in der Residenz leise liebe ich di tleine Stadt mit den leeren Stra ßen, dem stillen Marttplatz, dem Nachtwächter, der allabendlich in sein Horn bliist, und all ihren ande ren zahllosen Reizen.'« »Aber möchten Sie auch in einer sc tleinen Stadt wohnen. in der jedes Leben, ieder Fortschritt ruht? Ich qlanbe nicht, daß Sie es länger als vierzehn Tage hier aus-hielten, itnd wie Jhnen ergeht es zahllose-! anderen. Da rniislen tvir daraus bedacht sein, nach Möglichlcit siie die Entwickelung unserer tleinen Städte zu sorgen. damit wir Fremderizuzug erhalten« damit die Zahl der Ein wohner sich mehrt, damit Handel nnd Industrie neu aufblühen, damit unsere Einnahmen oekarößert wer J den.« « Der Bürgermeister sprach lanqe und aussiihrlich aus sie ein. nber ntH er laubte, sie überzeugt zu haben, sagte e: »Sie mögen recht haben rnit al lem. was Sie sagen, aber trotzdem — um die Kaitanienallee ist es schade.'« Er lachte laut aus und schließlich mußte sie auch selbst lachen. »Daß wir Frauen doch nie ani lzören, in mancher Weise Kinder zu klåibenk Eigentlich ist es doch schrcri i .« t «Da bin ich doch aber aanz anderer Ansicht,'« widersprach er, »die Natur hat schon aetvuszt, was sie that, als sie den Charakter des Mannes und den der grau so verschieden gestaltete. Denken ie sich nur einmal eine Ehe ein , usamtnenleben zwischen zwei Ment n, die in ihrem ganzen Wesen. in ihren san-en Anschauungen, in all ihren Entschiissem kurz in allem gan gleich sparen, wo die Frau ebeuxo ziel wußt ist, wie der Mann es it, oder wenigstens sein soll, oder wo der Mann ebenso un chliissig- in man eher Beziehung eben o tindlich, ebenso wanlelmiitbig wäre wie die Frau. Das iwiiee doch entsehlichf , »Aber vie Frau ist doch nicht nur geboren, um zu heirathen-« »Noch meiner Meinung doch". wi derfrrnch er. »und an dieser meiner Uelserzeugnng lönnen mich alle moder nen Frauenbeweaungen nicht irre ma chen. Ich iiit meinen Theil wenig stens betrachte diese nur als einen Nothbehelf siir alle diejenigen junan Mädchen, die ihren wahren Beruf, Frau und Mutter zu werden, nicht erfüllen lönnen." Aber bestimmte sie ihm wieder nicht bel. und ebenso lebhast, wie et seine Anschauungen vertrat, kämpfte sie fiir die ihrigen· bis sie es endlich lachend anhaben sich gegenseitig zu iiber engen. arum leine Feindichast nicht« stimmte sie ihm bei. »aber lassen wir dieses Thema lieber in Zulunst ru hen. lieberhaupt, mit einem Manne zu diskutiren —« »Ist beinahe ebenso schwer. wie mit einer Dame zu ftreiten.'· Und als jetzt Nellv und Böhme. die inzwischen um die ganzen Hasenanlm gen herumgeezangen waren. en ihnen traten. machte sich alle in fröhliche-n Geplauder auf den Heimweg. 5. Kapitel· Hauptmann Mehring befand sieh in sehr schlechter Laune. Es war am frühen Morgen wiederum im Ba taillon ererzirt worden und bei der Gelegenheit hatte er fich hlamirt. fo gar zweimal Einmal hatte er ein Avmnrando salfch verftanden und dann hatte er ein richtig verstande nes stammando falfch ausgeführt Dass man sieh irren tann. ist ja menfehlieh. und Hauptmann Meh ring hätte sich iiber diefen Punlt auch weiter gar nicht aufgeregt wenn er sich nur nicht gerade var dem Bürgermeister lilamirt hätte, denn diefer führte an Stelle des Ma iors von Gebhard, der fiir einige Tage beurlaubt tvar, das Bataillon. So hatte der Herr Hauptmann der Landivehr ihn auf seine Fehler auf inerlfam machen miiffen und hatte ihn in der höflichften Art und Weise dariilier belehrt, wie er die Sache wohl besser, richtiger hätte machen können. Weg-i er nur ivenigfteng grob geworden wäret Hauptmann Mehring hatte ein Illifrtranen gegen alle Leute, die ihren Tadel in lie hrngtviirdige Form tleideten. Dac verftand er felbst gar nicht, er fchalt und polterte gleich darauf los« und wenn er feine Grobheiten voi Herzerrsserunts hatte, sann war die Sache Auch iüt ihn erledigt. Warum hatte der Hauptmann der Landwehr ihm nicht in deutlichen, llaren Worten zu verftehen gegeben. dass er eine große Dummheit gemacht hatte? War der Adiutant wieder da— ran schule Hatte der den Vorae etzs ten von nenem bewogen, rnilde zu ein« um ihm abermals u henseifent ieh bi gar nicht dein Feind, wie du ef- dir immer einbildeffi f Oder aber! banntniann Melirina ivar eine ossene nnd ehrliche Natur, nnd aerade toeil er das war, iiiar er aeaen iille Menschen, die nicht ebenso essen waren wie er selbst, beständia niisetranisch So suchte und ariibelte er auch jetzt darüber nach. warum der Hauptmann der Land-bebe ihn in so unendlich liebengiuiirdiaer Weise anl seine Fehler aufmerksam aeinacht bat te, anstatt init einem heiliaen Donner ioetter dazwischen zu fahren. Der Grunde gab es viele, der natiirlichste ioar der, das; der Hauptmann der Laiidinehr aar nicht daran dachte. ei nein an soiid diel erfahreneren Ossi zier, als er selbst es war, grob zu wet den. Aber gerade diesen ioichtiasten Grund liesz Hauptmann Mehrina am allerwenigsten asltein Nach seiner Meinuna liess sich lein s.«andloel1rossisv Zier die Gelegenheit eiitaeheii, eiiieni aktiven Kameraden seine aeistiae lie berleaenlieit zu seinem wenn ihn hier zu nicht gar-; besondere Gründe ver anlaszten Jliid diesen Grund erlaubte ei schließlich errathen zu haben, und die ser Grund hiesi Konstanze Und in demselben Vliiaenblick als Hauptmann Mehring zn dieser Er tenntnisz lam, stiesz er seiner ar lreuen Rosalie beide Sporen in die Rinden und beide Lipreii slnchtenr »Jnsanies Fratienziniiiier!'« niobei es un tviß blieb, ob sieh diese Worte aus eine aetreue Stute oder ans seine Schwäaerin bezogen Und in demselben Augenblick be lain Nosalie noch mal die Sporen, aus alter Angewohnheit wollte sie wieder einen lauten Klageton von sich geben, aber sie wußte aus Er sahrung, dasr sie dann biiehstens noch ein« an die Ohren dazu bekäme. So schwieg sie denn und dachte ihr Theil Und wie der Kater Vidiaeiaei sieh »den Kot-s darüber zerbrach, warm sich die Menschen liessen, so Fermars lterte sich Nosalie ihr hirn darüber, weshalb sich die Menschen ärgern. , j Und Hauptmann-Mebrin«a öraerte sich gräßlich, verlan te leine Scho nung. inan sollte i n to behandelt tvie et et verdiente. er wollte leineni Menschen zu Dank verpflichtet sein« seiner Schmägerin Konstanze ani al lerrpen sten, und doch stand ez siir ihn ses: sie allein war die Veran lassung, da nian seine große Dumm heit so na siehtia tritisirt hatte. Al lerdings iiber das »waruin« in seiner Vermuthuna war er sich nicht so aanr tlar, aber er gab sieh auch gar nicht de Mühe weiter darüber nachzuden ten er reveie sich immer mehr in sei nen Verdacht hinein, bis dieser siir ihn Thatsache wurde. tte er iiichi mit eiaeneii Augen ggeih wie dei Bürgermeister seiner aerin aus der Gesellschaft den has gemacht hai te. verging auch nur ein einziger Tan. an dem Konstanze sich nicht einge hend nach dem Bürgermeister «er lundigte. bat dieser ihn nicht iast ieden Mittag, ihn seinen Damen zu empfehlen? —- Waruin das alles. wenn die beiden sich nicht iiireinander interessirtenti Und das sollte, das durite nicht sein, eher tollte seinetwe gen die Welt untergehen, eher wollte er Himmel und Hölle in Bewegung setzen und wenn es sein mußte selbst sterben, bevor er zugab daß seine Schwägerin zum zweitenmal beiratbe te. Allerdinas, man würde ihn aar nicht danach fraaen, das war jii sicher, und daß man ihn so einfach beiseite schieben würde, empörte ihn ertt recht. Na aber noch war es ja nicht so weit, und ehe es so weit kam, bot sich ihni vielleicht doch irgendwie Gelegenheit, mit einein Machtwort dazwischen zu fahren. Und diese Hossniina stimmte ihn plö lich wieder froh und a litt lich, er reute sich direkt aus den Au genblick, in deni er Konstanzeng Plane würde durchleeuzen tönneii, und es erschien ihm als eine qeradezu ideale Lebensausgade. sie zu überlisten und ihre Absichten zu zerstören. So lehrte denn plötzlich seine iite Laune zurück, und als er nach eendiguna des Dienstes seiner Wohnung entge genschritt, machte er ein aanz ver aniiates Gesicht Aber seine Stimmung war mit einem Male wieder versiegen, als er wenig später zu Tisch ging. Er hatte sich so aus sein Mittag aesreut, und nun gab es das einzige Gericht, dar-« er nicht sehen tonnte: Hammelbratea Den hatte er ais junger Leutnant se den Freitag im Kasino betonimen und niemals war das Gericht gar gewesen; seit der Zeit haßte er das Fleisch und ihin wurde schon elend zumuthe, wenn er nur einen lebendigen Hamniel sah, geschweige denn einen todten. Modijbudgjdiw Mancher willsp räume deuten und versteht nicht einmal, was er machend erlebt. I M Y Manche Leute sind am spaßiasten kann, wenn sie sich selbst ernit zu neh men glauben i O i Der Korvettentapitiin Sims- will in eine Panzersabrit eintreten. Recht so. Tag Mundwerk zum Reiseontel hat er. O I I hätten alle Leute das, um was sie beneidet werden, so hätten die meisten mehr als sie haben. se :- i Eier und Butter sind billiger ne worden, urn aber die Geschichte aus zugleichen, ist der Fieischpreis wieder erhöht worden. I O J Hurrat Sogar die Mausesnllen sol teu billiger werden« Wer zweisett setzt noch darna, daß das Millenniurn iin Auzuqe ist«-Z I i Carrie Nation ist nervös. Schwache Nerven wären tatsächlich dag aller letzte gewesen« was man bei der stan dalsiichtigeu Beilschivingerin erwartet hätte. F O I Die Ernennung einer Frau zum Haupttassierer einer New Yorter Bank erregt bedeutendes Aussehen. Dieses Erstaunen werden viele Ehegatten nicht verstehen. I I I Da das Fleisch um so viel teurer werden soll, als die Eier im Preise sin len, so richtet sich der Mittelstand sär die uiichsten Wochen aus eine Ruhreis Periode ein. I I I Caruso sang urit einem Wiegen liede ein Bahn in Evanston in Schlos. Das Mittel mag sehr gut sein« zum allgemeinen Gebrauch siir den Mittel stand ist eg aber doch zu teuer O I f Der Chiragoer Korrespondent cur iis ist mit der Bestrafung der engli schen »Gentlemen-Spione« Trench und Brandon unzufrieden. Es gibt eben ttlmeritaner, die englischer sind als die Eiigländer. Kopf und Herz sollen immer zusam menarbeiten: überläßt der Kopf dem Herzen alle Arbeit, so kommen wie, send überläßt das Heez dem Kopse alle Arbeit, so kommen die anderen zu Schaden. I O i Vor den Wünschen, die eine Frau im Herzen hul, brauchst du dich nicht zu fürchten, wehe dir, wenn sie Wünsche Im Kopse hal. -— Drei Mal Wehe aber, wenn sie eine lange hulnadel im Kopf hat« i i i Die deutsche Universität in Pkag hal dem Kailer Wilhelm den medi zinischen Dolioriiiel verliehen. hof senlli erblickt der bereits lo vielsei lig be chäsiigle Monorch darin keine Aussorderung, sich nach noch der ätze lichen Praxis zu widmen.