Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 13, 1911, Zweiter Theil, Image 9
Nebraska ScoatssZÄnzeiger und Ihr-old ff-;’(»cfthrgaift«g 31. Grund dummer 21. Heiinatl). VonFlorentineGebhardL Heimatl) d.i Wort von zanbervollem Klein-, Stets- bannst du neu das rz mit dei nein wan ! Und sxabest du ihm nächts als ed und eid An die doti- hängt s voll Liebe allezeit! Und bot vie Ferne nur ihm heil und Gl iick Zu dir doch sehnt sich S stets aui s neu zuriictt Du bitt das Bild ihm der Erinnerung An jene Zeit, das hoffend noch und i,ung Da e: des Lebens dornenvollen Pfad Noch ungebeuqtem frischen Muth be trat. Des Muthes Schwinge sank, die Hosi nnng schwand - Du bist und bleibst slein tieilig Jugend and. Dir schuld ich ewig meiner Liebe Skoll Zuckt unch das Herz mir oft in Tit-eh und Groll, Denk ich, wie thtglich nur des Glückes Pfand - Den Liebsten ward und mir nusx deiner Hand Du hältst gebannt mich dennoch le.i benslanq, Heimatht on Wort von zaubervvllens Manns «-——— vie Ein-stiften l immoregte von R o b e r t H a m i l - ton. Hilus dem Engliiehen ron - E. M a r r. 1 Der penfionirte Seetapitiin Vorn hatte wenig Anlage zum Diplomatem und sofern eine fe ner Angelegenheiten diplomatisches Vorgehen erheischte, pfljgte er unfehlbare Bocke zu schießen. i unmehr hatte er beschlossen, daß nus seinem Frik und Millh Msrrtens, dem hübschen V achbarstöehterleim ein Paar werden sollte, und dieser Vor schlag war von Millth Eltern freudig, begrüßt worden. Doch Frau Born schüttelte zweifelnd denkt opf. Jbr Fritz war ein hochdenlender junger Unnn und Gefühlsmenfch und ein derartiger Isitoangeoerfuch erschien ihr höchst be denklich. Ihr mutterlieher Jnitintt tagte ihr überdies, daß die junge-: Leute wenn auch vielleicht unde mußt bereits demselben iel tu sieuerten, und daß die Wiin ehe der deiderieitigen Eltern sich früher oder foäter ohne ihr Da uthun verwirtli eben würden. Und sowohl Fritz til-: Millh tnaren ihres Erachtens noch viel zu jung zum Heirathen. Doch der Aavitein verlachte ihre Ve denlen und ihre Mahnung, vorsichtig mit Fritz umzugehen. Er Pflege twar immer gerade auf feiu Ziel loszuges heu, sagte er, aber sie lonue sich darauf verlassen, daf-, er sich bei diefer Gele tenheit als getviegter Diplomat erwei en wurde. Am nächsten Morgen redete er mit seinem Zohnr. »Das Möbel hat heute Geburt-. tng, begann er mit einer bezeichnender Kopfbetvegnng nach der rechten Wand jenseits deren dag- «l1iarten5’fehe Haus-. gelegen war. »Welches Mädel, Vater?« »Die nebenan Millh Mariens-. ilnd zu Ehren des Tages sind wir drei heute Abend zum Tbee eingeladen. Du tornrnft doch natiirlich?« »Gewiß, fehr gern, Vater.« Der stupitän rieb sich oergniigt die Hände. . »Das freut mich, Fritz, mein Junge. Jst ·ne blitzfaubere tleine Brigg, dieie Millh und nicht zu vergessen mit reichlichetn Ballgft klingendem Ballaft, mein Sohn. So oft ich sie sehe, beneide ich Freund Mariens. Das Geschick hat Mutter und mir zwar den besten Sohn der Welt gegeben, doch zu unserem vollen Gliick hgt uns immer noch ein Möbel gefehlt. Nicht wahr-, Tildei Und wenn toir die Wahl ge habt hätten, so wäre es alturat fo eine gewesen wie Millh· Wie dentst Du über das Mädel, Iris-W Fritz zögerte und wechselte die Far te. Dann fah er feinen Vater ehrlich an. »Ich habe sie fehr gern«, sagte er einfach. Der Aapitän schmunzeltr. ,,D;-«, wandte et sich triumphieend an feine Frau, ,,t)abe icti Dir nicht gesagt, dass wie glatte-z Fahrwasser hi.1ben?« Die Sache ist gemacht, Tttde.« »Von welcher Sache redeit Du, Un tcr?« fragte Fritz betreten. »Ha, hu, im, Du Schlnttfuchs, Du dachtest wohl, wir ttnd blind, be? Aber wir haben schon längst gemettt, das-, Du der kleinen Hexe qut bist und sie Dir, und um vie Sache fest zu machen, wollen wir Euch miteinander verheira then-« »Ihr wollt uns verheirathen?« rief Fetti betroffen Frau Born haftete warnend und wollte etwas so en, doch ihr Mann liesz sie nicht. zu orte kommen. »Jawohl, mein Junge, glaubst Du, wir metiten nicht« wohin Du triehsi? Aber »Treiben« ist eine verteufelt lanai same und obendrein gesährli Sache, und daher haben wir heschlo en, Dich nnd Milly in den Hasen zu lootsen. »Aber ich wiin che nicht, gelootst zu werden, Vater. as sagt mir keines wegs zu, und überdies vergiszt Du. daß Millh schwerlich damit einverstan den sein dürfte.« »Das iasz Dich nicht ansechten. Da siir wird Martens schon sorgen. Wäh rend ich mit Dir rede, wird er dass liebe ileine Ding zn iibekiengen su chen --« . »Wie?« ries Fritz emporivrinaend "«,Er wird seine Tochter doch nicht etwa anr Heirath mit mir zwingen wol len?« ,,Zwingen nicht« mein Junge, nur ein wenig « »Das nenne ich Zwan entaegnete Fritz blaß nnd erregt. »F hosse, das-, keiner von Euch hier die Hand im Spiel bat-« »Wir haben sa nur Dein Glück im Augen gehabt«, begann die Mutter. »Was soll das alles heißen?« siel der Kapitiin ihr ins Wort. »Du liebst Millh, und sie, meine ich, liebt Dich. Was willst Du also noch mehr?« »Es dürste Fräulein Mariens ver niuthlich Ungelegenheiten ersparen, Ooenn Du ihrem Vater sogleich mit theilen wolltest, dasi ich jegliches Ein: gehen ans diesen schmähichen Plan absolut ablehne«, entaeanete Fritz er bittert. »Ich liebe sie das betenne ich ehrlich nun aber werde ich ihr nie wieder ins Gesicht se n können."' »Dann hist Du ein Ese !·« schrie der Kapitän wüthend, während Fritz das Zimmer verließ. 2 Jm Nachbar-hause sand in diesem Vormittag ein ähnlicher Austritt statt· »Und dann, mein liebes Kind«. schloß der ruhige. würdevolle Herr Mariens seine Ausführungen, »inöchte ich Dich auch aus die snbstantiellen Vortheile dieser Partie aufmerksam machen. Man hält mich allgemein siir reich doch, gan unter uns gez-tat ich bin es nicht. lind wenn Du - kitz. heirathest, so können Deine Mutter und ich hinsichtlich Deiner Zutunst völlig beruhigt sein. Wir haben vor— aus-sichtlich nicht mehr lanqe zu leben«,: siigte er pathetisch hinzu, »und wennl wir Dich als Frau eines so eremplari schen jungen Mannes wie Fritz Vorn wüßten, so wiirde der Abend unseres Lebens ein langer Wonnetraum sein.« »Ja, mein Kind, ein lanaer Wonne traum«, beträstigte seine Trau. »Und sicherlich wirst Du an einein Ge burtstage nicht so herzlog sein " »O, Mama, Du weißt, das; ich dai nicht bin«, stieß Milly, dem Weinen nahe, hervor. »Aber ich möchte über haupt nicht heirathen.« »Das ist nichts als miidchenhaste Scheu. die eine Stunde ruhiger Ueber legung turirt«, meinte der Vater. »Nicht heirathen?« rief die Mutter. »Das ist lächerlich, mein Fiind Die Lihe ist ja doch Ziel nnd Lebengzmect jedes Mädchens-«- ES ist ihre Bestim manch namentlich wenn sie so aut ausz iehen wie Du. Und überdies liebt Dich Fritz. das weiß ich.« »O, nicht doch, Mutter, nicht dpch!« rief Milln, das Gesicht in den Händen l-eraend. s »Na, na«, sagte ihr Vater ver-I stimmt, »dal)ei ist nichts zu weinen-! Entschließe Dich, ihn zu nehmen, undi alles ist gut.« i »Warum aniilt Jhr nnch so?« saatej Milln, den Kopf hebend »Er hat mich? ja gar nicht gebeten, seine Frau zu? werden« - »Was das anbelangt, so tann ich Diä sagen, daß er es heute Abend thun wt .« Milly zuckte zusammen »Wer hat Dir das aesaat?- Doch sicherlich nicht er selbst?" »Das nicht ich have eg von nun, ich weis; es, und dass geniint, nicht wahr?" " »Aber ich will wissen, woher Du es? ivei t«, beharrte Miltn qmmöhnisch ,, un, mein Her-VI ent«eqnete Herr Mariens ein wenig un icher, »der Kapitän hat mir erzählt, daß es Friscng lebhaster Wunsch ist. Dich zu heirathen. lind da Ihr beide zu schüchtern seid, um die Sache its-— Reine zu bringen, so wollen wir Muts bülsreiche Hand leisten. Während iet Dir den Pfad der Pflicht nnd Nei Anna weise, nimmt der Kapitän seinen Sohn vor." Miltn stieß einen Schreckenstaut ans; dann Innndte sie sich nnd eilte im Thiir hinaus-. Doch gleich daraus er schien sie mit Atmen, die vor Zorn uni Entriistung blitztem wieder ans der Schwelle. »Wie konntet Jhr wie konntet hr nur?«' ries sie außer sich. ». ch ha e mich selbst die ganze elt und Fritz Born mn allerinetsten. Und nie niemals werde ich seine oder eines anderen Mannes Frau. Lieber sterbe-W « — - i »Mir scheint. Julie, wir sind ziH vorschnell getvesen«, saqte Herr Mar tens fünf Minuten später-. x,,Unsinn!« versetzte seine Frau in scharfem Ton. »Du warst nur nicht energisch genug. Gieb ihr wei Stun den Bedenkzeit. und Du sollst sehen, sie giebt seetensgern nach.« »Ich fürchte, wir haben die Sache durch unsere Einmischunq verpfuscht«, meinte ihr Gotte kopfschüttelnd »Euvido ist ein schwieriger kleiner Kunde, dem in’i«.s Handwerk zu pfui-den eine qewaqte Sache ist.« L L L Das Geburtstagssest erwies sich als ein großer Fehlschlag Kopfweh vor schiitzend, hatte Millh sich in ihreiii Zimmer einaeschlossen und die Ver siimmiina ihrer Eltern wurde leimt-« ivegH verringert, als das Born’sctie Ehepaar ohne Fritz erschien »Der Narr wollte nicht mitkommen« erklärte der Kapitiin inariinmig. ,,Saat, wir möchten uns um unsere eigenen Angeleenheiten liiininern. Aber wo ist Mi y?« »Jn ihr Zimmer verbannt krant«, entgegnete Mariens ein weni stets. »Sie wallte von unseren woh gemein ten Bemühungen siir ihr Gliirl nichts hören Aber ich bin mehr als er staunt, das-i es- ihnen mit Fritz nicht geglijitt ist « ,,«Si) sind Sie?« schnauste der Ka vitcin »Hast Du gehört, TildeZ Nun, ich war auch erstaunt: aber ich meine das Mädel wiirde ich schon zur Raison gebracht haben, wenn nicht anders, dann so " Und er machte die Ge bärde des Rüttelns. »Das bezweifle ich. Meine Tochter hat ein gutes Theil von ihres Vaters Muth-" Der Kapitän iviirde hochroth unt lachte höhnisch aus. Seine Fsrau driiit te warnend seinen Arm. » L,aß Tilde laßt« wehrte er. »Ich kann nur nicht umhin zu lachen, wenn Freund Mar tens sich mit seinem Muth hriistet. Der Handel mit Parsiinis und Pomadeir « t wohl kaum dazu angethan, Jemand zum Feuersresser zu inachen.« »Mein Herr«, saate Mariens mit Würde, »mein Geschäft ist ein ehren werthes zum mindestens- ebenso eh renwerth wie das eines selbstherrlichen Kohlenichauflers wie « »Mir weiter!« zischte der Kavitiin ,.Sprechen Sie es nur aus, Mann laß mich los, Tilde, hörst Du ivohl?« »Nein, Paul, tomm nach Hause· tiin titliiit das- uns die Augen noch bei Zeiten darüber ausgegangen sind, Vas dies siir Leute sind iioiiiin!« »« a Du hast recht«, erwiderte der Etapitiin »Wir wollen nach Hause ae lkeii und die Sache mit dem Junaenz beilegen und wenn er einen Marien—:" je wieder eine: Blutes würdigt, so: enterlse ich ihn« Mariens verneiate sich sartastisiti »Bitte reaen Sie sich dieserhalb uictitL aut. XIJiiltifLs Schätzung Jhreg Sohne-: stiinrnt völlia init unserer nuninehriaeu Schatzuiia Jhrer Person überein. Wir wir verachten Sie und « »Nein, lieber Mann«, iiel seine Frau ihm mit htlploinb insJ Wori, »wir verachten nieuiaudx wenn iiiithi«1, ia noriren wir eins-ich Wir iisiiiiistkeu Ihnen beiden eine recht aute Naiiii!« Der Flauitäii schiiiiiiite var Ttiiitl), doch seiner Frau aelana e-:«, ihn zu Verlassen des Hauses zu lieweaeii, chi tic Sache sich noch schlimmer neital trie Die Fäden. die Cupido non Herk in Herz qefponnen, waren in heiltofc Ver mirrunq qerathen, und in den beide Istachnbnrhäufern qrutulirten zwei Iihepatrre einander eine volle Woche lang zu der wunderbaren Errettnnn ihres Rinde-Z von drohendein Mifnre schick. Doch im tiefsten Innern etu pfanden fic frhmerzliches Bedauern über die leidine Wendnnci der Dinne Der Zintsitän suchte sich durch die dnv velte Nation feiner- erzellenten feltsft sie-brauten Punfcheg zu tröften, wal) rend Matten-J mehr tauchte. als inn« dienlich war, und von dem Punfch des Kapitiine träumte. Millv fühlte fu« befchönit nnd qedeniiithigt, nnd Frit wor voll ftummer lfrbitternna, bis der vergewnltigte tleine Gott dnz Spiel wieder in die Hand nahm. Eines Abends kam Friy auf de Bahnftrin aeftiirzt, als der Vororteun bereits im Abgehen war. Es gelang ihm noch, eine Thiir zu öffnen, und dank der kräftigen Nachhiilfe einei Schriffners3, lag er iin nächsten Mo ment auf dem Schoon einer jungen Dame. Huftia und mit einer Fluth non Entfchuldiqnnnen fnchte er wieder auf die Füer zu lot-mirs und warf ei nen Blick nnf die Betreffende »Miltn!« entfnhr eiJ ihsn nnwilltiir lich. Die Enuae Don-c verneisite sich ficht iisslt verwirrt nnd innsidte dann den stopf ab. Nachdem er Plan genom ;uen, betrachtete er eine Weile entzückt die weichen Kontnren ihrer rosiaen Wange. Dann riielte er, wie magnes tifeh angezogen, näher an fie her-rni. ; ,,Fräulein Mariens Milly!« be inann er leise. Sie fah ihn un, wandte den Blick aber sogleich wieder ah. während eine Purpurtvoge über ihre Wange fluthete. »Sollten wir nicht versuchen, unsere Eltern wieder zusammen zu brinqen? fragte er ernst. »Das weiß ich wirklich nicht«, ent geanete iie steis ,,Valer ist seither ganz verdüstert er hat allen Appetit verloren, und ich iiirchte « Fritz machte eine vielfa gende Pause. »Und mein Vater ebenfalls-", faate Mitin. · »Warte es daher nicht grausam, sie sich derart hiirmen vielleicht aar zu Tode härrnen zu lassen, während e in unserer Macht steht, sie zu retten«.’ Da Sie mich freilich hassen « »Nein, hassen thue ich Sie nicht ' »Auch das nicht. Sie sind’c:s, der das Alles thut«, erklärte sie mit stolz u sweisendem Blick ,Jch?- O, Millh, Milly, wenn cic niißten, wie ich Sie liebe !« Und während der Weiterfahrt voll fiihrte der kleine Liebesaott sicherlich einen Siegestanz auf dem Wankndach Its si- sit »Tilde«, riet der am Fenster stehen-— de Kapitäm koinin’ miil her und Takt mir, mit wem Fritz dort antotnmt!« »Das das ist ja wahrhaftig, es- ist Milly!« Der Kapitiin ballte die Faust. und als er sah, daß das- Paar Arm in Arm daherkam nnd sich gemeinsam in dass Uliartenssche Haus begab, gerieth r außer sich. »Vater, Mutter!« erllana plötzlich Fritzenis Stimme, ich bin der aliicl lichsie Mensch unter der Sonne, und» Milln ist ein Engel. Uan fehlt nisr noch Euer Zeiten« »Du verd iunaer Spitzlnibh icii will Tich lehren « Der Kapitiin verstummte plötzlich, fein Blick war auf Herrn Mariens gefallen der bin ier Fritz im Thiirrahmen erschien unk xnit ausaefireckter Hand auf ihn zis AM ,,Mein werther Kalsitiin«, faqtc e sreundlich, ich Ioar ein großer Thor «,-,Das stiinmt«, arollte der Kapitän Dann aber begann der grimme Aus isrnck seiner Züge zu schwinden. »Nein, es war meine Schuld«, faaie er. Mai tens’ and drückend. »Nein, reden Sic niir nichts dageaen! Ich bitte Sie uni Jhre Frau und namentlich die liebe tieine Milln um Lierieihiiiiq· War das ’ne Zeit! Um eine Million möchte ich Meine zweite solche Woche erleben. He "Jilde, brinq uns einen Friedens nnd Verloliiiriasiriint!« —-— Das Aufböten des Lebens ohne Tod ! Wenn in der strengen Zeit desf Winters Wald und Feld unter einer tiefen Schneedeele begraben liegen, dann ist, wie wir zu sagen pflegen, das Natnrleben erloschen und erstor, len. Wir sagen so, trotzdem wir wissen, daß die weiße Decke tein Leichentuch, sondern eine Schutz decke ist, unter der das Leben nicht nur nicht nu fhiirt, sondern nicht einmal ruht, denn in der festgeschlossenen Knospe sowohl, wie in der ruhig da liegenden Schmetterlinaspuppe und dem in todäbnlichein Schlafe berhar renden Thiere g. ben fortwährend Ver andernngen vor sich. Sobald das Le ben ruht, d. if. sobald die Thätigteit des Stoffwechsels aufhört tritt fiir gewöhnlich der Tod ein, nnd durch leine noch so günstigen Lebensbedin gungen ist die erloschene Lebenstbätig teit wieder hervor-zurufen Fijr ge wöhnlich, aber nicht immer tritt der Tod ein, denn es gibt in der That eini oe Fälle in denen das Leben als voll tommen erloschen angesehen werden inuß, wo alle Lebensthätigleit völlig aufhört, und wo trotzdem das Leben wieder von neuem erweckt werden kann. Wir wollen in folgendem die sen eigentliiirnlichen Zustand, der nicht Leben und nicht Tod bedeutet an ei nigen interessanten Beispielen nähers erörtern. Sowohl in der Pflanzen tote in der Thierwelt finden wir diesen Zu stand, den der Physiologe Preyer den anabiotisctien, wiederbelehunggfähiaen, aenannt hat· Der anabiotische Zu stand ist bei Pflanzen iin enibryona ten Stadium nicht gerade selten, denn wir wissen, dafz die in manchen Pflan zensainen vorhandene Lebenskraft sehr lange ruhen kann, ohne die Fähigkeit »in verlieren, wieder »in neue-n Leben zsi erwachen. Man hat troctenc Sa men und Hörner, wie Linsen, Witten, Weizen nfn)., stundenlang einer Trot« kenteniperatur von lin) Grad Celsinsz ausgesetzt, nnd ein großer Prozentsatz teimte doch nach erfolgter Einsänna; Il- bis l()l) Jahre alte Bohnen hat man mit gutem Erfolg gepflanzL ihre Keimkraft war während der lanaen Zeit nicht verloren gegangen. Wir haben aber noch Beispiele von bedeni tknd längerer Vegetationsruhr. Jn den dreißigerJahren des vorigenJahr: hunderts wurden in Frankreich eine Anzahl römischer Steinsärge aufge fanden, die sicheren Anzeichen nach aus dem dritten oder vierten Jahrhundert n Chr. stammten, und in denen die Schädel auf einer Unterlage ange häuster Samen ruhten. Die Samen wurden in Blumentöpse eingefät und aus« ihnen eine große Anzahl Pflanzen gezogen, die Blüthen und Früchte tru gen. Das Leben dieser Samen hat also die ungeheure Zeit von 1500Jah rrn geruht, ohne zu erlöschen. Dage gen ist eg nicht gelungen, den wie ver iohlt aussehenden Weizen aus den Muniien Aegyptens zum Keimen zu dringen. Jst nun schon diese lange Vegeta tiongruhe der Pflanzensamen bemer tenswerth, so könnte man doch anneh men, daß in ihnen noch immer Spu ren von Feuchtiateit vorhanden waren, die genügten, die Lebenskraft zu er halten. Diese Annahme fällt aber fort, wenn wir die Anabiose im Thier reich betrachten, wo wir sehen, daß nicht Embryonen, sondern die völlig ausgebildeten Thiere in den leblosen Zustand versinten können, und es ist erstaunlich, daß selbst hochorganisirtp Thiere sogar Wirbelthiere, anabio:» tisch werden können, wie neuere Ver:l suche erwiesen haben. Der erste, der die Beobachtung deg’ anabiotischen Zustandek- machte, war der holländifche Gelehrte Leuwenhoet, der die Welt der kleinsten Lebewesen, der Jnfusorien, der Wissenschaft er schlon. Jm Jahre 1701 fand er zu seinem Erstaunen in völlig trockenem Staube aus einer Dachrinne nach sei ner Anfenehtung eine große Anzahl lebender Wesen, die mittels eines rad förmigen Kranzes von Wimpern sich lebhaft hin und her bewegten. Wurde nach wochen- und monatelanger Ein troetnung der Staub wieder ange feuchtet, so erwachten die darin ent haltenen Räderthierchen sofort wied·er zu neuem Leben. Mit anderen klei nen Lebewesen machte man dieselbe Erfahrung; so konnten die winzigen Weizenälchen, die den Faulbrand des; Weizen-z verursachen, nach einer 27s Jahre wahrenden Eintrocknung durchs Anfeuchten wieder zum Leben erweckt· werden. Der Versuch ist vielmalsinit demselben Erfolge wiederholt worden und man lann auch nicht annehmen, das-, noch geringe Mengen Feuchtigteit ( in demtiiörper derThierchen zuriictblie ben, denn wenn die Räderthiere nach völliger Angirodnung lange Zeit im lustleeren Raume gehalten wurden, in dem sie doch sicher den letzten Rest von Feuchtigleit verloren, erwachten sie bei Vlnfeuchtnng doch wieder zu neuem Leben. Wir haben es hier also mit einein wirklichen Aufhören alter Le bensfunktionen zu thun, da5 doch nicht « Tod bedeutet, sondern dein wieder neues Leben folgt. Außer der Eintroclnung tann der Lebensstillftand aber auch andere Ur« sache haben, das Einfrieren Es leuch tet ein, daß ein durch und durch ge frorenesJ Thier keinerlei Lebensfunktio. nen, auch nicht die geringsten mehr, verrichten tann Alle Säfte sind zu Eig- erstarrt das Blut liegt als feste Masse bewegungslos in den Gefaßen, der ganze librper zeigt nicht eine -pur von Leben, und doch gibt esJ viele Thie re, die in diesem Zustand nicht tot sind, sondern beim Aufthauen wieder neues Leben bekommen. Der französische Gelehrte Professor Pictet hat Versuche iiber die iiimoirtung niederer Tempe ratnren aus den Organismus von Ue bewesen angeftelli, und er fand höchst interessante Ergebnisse . Professor Pictet brachte die völlig gesunden, normalen Thiere in einen Kälteschaeht, d. h. in einen Behälter, der rings von Kälte-nischungen um l geben war und in dem er ganz nachl Belieben eine Temperatur bis zu List-f Grad unter Null konstant erhaltem konnte. Analog der Thatsache, daszj tvarmbliitige Thiere, auch der Mensch, l hohe Wärmegrade in trockener Luft! längere Zeit ohne Schaden ertragen können, zeigte sich hier, das dasselbe bei hohen Stältegraden der Fall ist,« vorausgesetzt natürlich, daß die Kälte ebenfalls eine trockene ist. Es mußte daher bei den Versuchen streng ver inieden werden, die Thiere mit der Mundung des Gefässes oder mit der Kältemischung selbst in Berührung zu bringen, da dann sofort die bösesten, sehr schwer heilenden Wunden ent Jstanden. Die in der Luft lebenden Thiere wurden also alle der trockenen Kälte ausgesetzt, während Wasseriiere iri Eis gefroren auf eine sehr niedrige Temperatur gebracht wurden: Bam rien und andere kleinste Organismen wurden sogar direkt in flüssige Luft eingelegt, die eine Temperatur von 200 Grad unter Null zeigte. Jnsusorien und Räderthiere wurden längere Zeit einer Temperatur von60 Grad ausgesetzt, Insekten von 27 Grad, sie waren selbstverständlich bei dieser Temperatur durch und durch ge froren, erwachten aber doch beim Auf thauen zu neuem Leben. Eine Schlange vertrug eine Temperatur von 25 Grad, Frösche von 18 Grad, ohne- zu sterben. Eine ganze Anzahl Süßwasserfische, die in einem Eisblocl eingefroren ton ren, wurden bis zu 15Grad abgelühlt; es wurde durch sorgfältige Untersu chungen festgestellt, daß alte Theile des Körpers, alle Organe sich in steifem, hartgesrorenem Zustande befanden und doch lebten diese Fische nach dem Auf thauen wieder auf und schwammen munter umher. Einen analogen Vor gang können wir in jedem einigerma ßen strengen Winter beobachten. Dann friert in quellenlosen Tümpeln und Teichen das Wasser bis aus denGrund aus« und die darin befindlichen Ell 1itzen, Schmerlen, Karauschem Schleie nnd anderen Fische sind dann tage-, ja wochenlana in dem Eisblocl einge froren, tritt Thautvetter ein, dann schwimmen fie bald wieder munter umher, nur ihre Magerkeit und das Verblassen ihrerFarben verrathen, daß sie« dem thätigen Leben eine Zeitlang nicht angehört haben. « Nach den Versuchen Pieterg errrugen Schnecken in ihrer Schale sogar tage lang eine Temperatur von 110 bis 120 Grad ohne Schaden, aber nur« wenn das Gehäuse gänzlich unverletzt war, bei nur etwas verletzter Schale starben die Thiere binnen kurzer Zeit. Eigenthümlieherweise zeigten sichBogel eier sehr empfindlich gegen Kälte, kein Ei unter 2 Grad abgetiihlt, konnte zur Entwickelung gebracht werden. Jn selteneier dagegen konnten schadlos eine ziemlich strenge Kälte aushalten. Die Eier des Seidenspinners kamen noch aus, nachdem sie lägere Zeit in ei ner Temperatur von 40 Grad zuge bracht hatten, während die in einigen Eiern befindlichen Schmarotzer bei dieser Temperatur umtamen; eine Entdeckung, die sieh übrigens die Sei denzüchter schon zunutze gemacht ha ben. Die zähesten aller Lebewesen, die Mitroben, Bazillen mit ihren Keimen lind Sporen konnten überhaupt nicht alle durch Kälte getödtet werden. Sie wurden in slüssiger Lust der ungeheu ren Temperatur von 2113 Grad aus alsetzt und trotzdem lebten sie nachher wieder auf, als sei nichts tnit ihnen geschehen. So ist der unzweifelhaste Beweis « erbracht, dasz manche Lebewesen in ei nen Zustand versetzt werden können, der weder die Bezeichnung Leben, noch den Namen Tod verdient, einen Zu stand, den die Wissenschaft bis- jetzt noch nicht erklären kann und der unH bisher noch als geheimniszvolleg Rath sel erscheint Dr. Ludwia Stabi). Der Mann mit dem Spiegelstock. Inmitten der ungeheuren Menschen ansnminluiuien bei den Jrauerfeierlicl): teiten in London hat sich ein erfinde rischer diopf einen kleinen Apparat zu tliutze gemacht, um selbst im ärirsten Vollsgedränge nichts von den Vor-· aiinaen auf der Straße zu verlieren. Der Erfindunagaedante toar eigentlich nicht nen, sondern ec- wurden nur längst betannte Vorrichtnngen im ge gebenen Augenblick und in einer ent sprechenden Form benutzt. Man kennt den FensterspiegeL durch den fleißiac Daugfrauem wahrend tie mit einer Handarbeit am Fenster sitzend, alle Er eignisse auf der Straße und in der lieben Nachbarschaft beobachten. Auf demselben Prinzip beruht der fiir eine ineit ernstere Verwendung bestimmte Apparat deg- Peristopg, mit dem die llnterseeboote ausgestattet sind, damit die unten eingeschlossene Vesatzuna in ter Lage ist, während der Fahrt die nmgebende Ajteerezfläche zu über sihauen Der biedere Londoner hatte nun eine ähnliche Kombination von Spiegeln an einem Bambugstoel von nnaefiihr 2l-J»- Meter Höhe angebracht und sieh somit in Stand gesetzt, iiber alle vor ihm befindlichen Köpfe hin toea die Mitte der Straße im Auge zn behalten Jum Trost der deutschen Polizei sei gesagt, daß in diesem Falle auch die Londoner Kollegen die Ab sicht hatten, einzuschreiten Der nächste Polizist befahl dem Bambusmanm sei-— nen Apparat zu entfernen, stieß aber aus eine unerschiitterliche Weigerung. Die Polizeivorschrift ginge nur dahin, das-, nickt-J auf die Straße gestellt wer ifsen diirfe, und "er halte seinen Stock in der band Der Polizist holte einen Jnfpettnn der aber nach einigemWort. wechsel den Mann in Ruhe tiefs. So hatte das Straßen-Peristop feinen ers sten Sieg ersochten. --.—.--——s — « Jlns einziger Wunsch. »Wenn ein Mann doch auch so schnell Feuer fangen würde, wie eine Ciaaere...«