Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 13, 1911, Zweiter Theil, Image 9

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    Nebraska
ScoatssZÄnzeiger und Ihr-old
ff-;’(»cfthrgaift«g 31. Grund
dummer 21.
Heiinatl).
VonFlorentineGebhardL
Heimatl) d.i Wort von zanbervollem
Klein-,
Stets- bannst du neu das rz mit dei
nein wan !
Und sxabest du ihm nächts als ed und
eid
An die doti- hängt s voll Liebe allezeit!
Und bot vie Ferne nur ihm heil und
Gl iick
Zu dir doch sehnt sich S stets aui s neu
zuriictt
Du bitt das Bild ihm der Erinnerung
An jene Zeit, das hoffend noch und
i,ung
Da e: des Lebens dornenvollen Pfad
Noch ungebeuqtem frischen Muth be
trat.
Des Muthes Schwinge sank, die Hosi
nnng schwand -
Du bist und bleibst slein tieilig Jugend
and.
Dir schuld ich ewig meiner Liebe Skoll
Zuckt unch das Herz mir oft in Tit-eh
und Groll,
Denk ich, wie thtglich nur des Glückes
Pfand -
Den Liebsten ward und mir nusx deiner
Hand
Du hältst gebannt mich dennoch le.i
benslanq,
Heimatht on Wort von zaubervvllens
Manns
«-———
vie Ein-stiften l
immoregte von R o b e r t H a m i l -
ton. Hilus dem Engliiehen ron
- E. M a r r.
1
Der penfionirte Seetapitiin Vorn
hatte wenig Anlage zum Diplomatem
und sofern eine fe ner Angelegenheiten
diplomatisches Vorgehen erheischte,
pfljgte er unfehlbare Bocke zu schießen.
i unmehr hatte er beschlossen, daß
nus seinem Frik und Millh Msrrtens,
dem hübschen V achbarstöehterleim ein
Paar werden sollte, und dieser Vor
schlag war von Millth Eltern freudig,
begrüßt worden. Doch Frau Born
schüttelte zweifelnd denkt opf. Jbr Fritz
war ein hochdenlender junger Unnn
und Gefühlsmenfch und ein derartiger
Isitoangeoerfuch erschien ihr höchst be
denklich. Ihr mutterlieher Jnitintt
tagte ihr überdies, daß die junge-:
Leute wenn auch vielleicht unde
mußt bereits demselben iel tu
sieuerten, und daß die Wiin ehe der
deiderieitigen Eltern sich früher oder
foäter ohne ihr Da uthun verwirtli
eben würden. Und sowohl Fritz til-:
Millh tnaren ihres Erachtens
noch viel zu jung zum Heirathen.
Doch der Aavitein verlachte ihre Ve
denlen und ihre Mahnung, vorsichtig
mit Fritz umzugehen. Er Pflege twar
immer gerade auf feiu Ziel loszuges
heu, sagte er, aber sie lonue sich darauf
verlassen, daf-, er sich bei diefer Gele
tenheit als getviegter Diplomat erwei
en wurde.
Am nächsten Morgen redete er mit
seinem Zohnr.
»Das Möbel hat heute Geburt-.
tng, begann er mit einer bezeichnender
Kopfbetvegnng nach der rechten Wand
jenseits deren dag- «l1iarten5’fehe Haus-.
gelegen war.
»Welches Mädel, Vater?«
»Die nebenan Millh Mariens-.
ilnd zu Ehren des Tages sind wir drei
heute Abend zum Tbee eingeladen. Du
tornrnft doch natiirlich?«
»Gewiß, fehr gern, Vater.«
Der stupitän rieb sich oergniigt die
Hände. .
»Das freut mich, Fritz, mein Junge.
Jst ·ne blitzfaubere tleine Brigg, dieie
Millh und nicht zu vergessen
mit reichlichetn Ballgft klingendem
Ballaft, mein Sohn. So oft ich sie
sehe, beneide ich Freund Mariens. Das
Geschick hat Mutter und mir zwar den
besten Sohn der Welt gegeben, doch zu
unserem vollen Gliick hgt uns immer
noch ein Möbel gefehlt. Nicht wahr-,
Tildei Und wenn toir die Wahl ge
habt hätten, so wäre es alturat fo eine
gewesen wie Millh· Wie dentst Du
über das Mädel, Iris-W
Fritz zögerte und wechselte die Far
te. Dann fah er feinen Vater ehrlich
an. »Ich habe sie fehr gern«, sagte er
einfach.
Der Aapitän schmunzeltr. ,,D;-«,
wandte et sich triumphieend an feine
Frau, ,,t)abe icti Dir nicht gesagt, dass
wie glatte-z Fahrwasser hi.1ben?« Die
Sache ist gemacht, Tttde.«
»Von welcher Sache redeit Du, Un
tcr?« fragte Fritz betreten.
»Ha, hu, im, Du Schlnttfuchs, Du
dachtest wohl, wir ttnd blind, be? Aber
wir haben schon längst gemettt, das-,
Du der kleinen Hexe qut bist und sie
Dir, und um vie Sache fest zu machen,
wollen wir Euch miteinander verheira
then-«
»Ihr wollt uns verheirathen?« rief
Fetti betroffen
Frau Born haftete warnend und
wollte etwas so en, doch ihr Mann
liesz sie nicht. zu orte kommen.
»Jawohl, mein Junge, glaubst Du,
wir metiten nicht« wohin Du triehsi?
Aber »Treiben« ist eine verteufelt lanai
same und obendrein gesährli Sache,
und daher haben wir heschlo en, Dich
nnd Milly in den Hasen zu lootsen.
»Aber ich wiin che nicht, gelootst zu
werden, Vater. as sagt mir keines
wegs zu, und überdies vergiszt Du.
daß Millh schwerlich damit einverstan
den sein dürfte.«
»Das iasz Dich nicht ansechten. Da
siir wird Martens schon sorgen. Wäh
rend ich mit Dir rede, wird er dass
liebe ileine Ding zn iibekiengen su
chen --«
. »Wie?« ries Fritz emporivrinaend
"«,Er wird seine Tochter doch nicht etwa
anr Heirath mit mir zwingen wol
len?«
,,Zwingen nicht« mein Junge, nur
ein wenig «
»Das nenne ich Zwan entaegnete
Fritz blaß nnd erregt. »F hosse, das-,
keiner von Euch hier die Hand im
Spiel bat-«
»Wir haben sa nur Dein Glück im
Augen gehabt«, begann die Mutter.
»Was soll das alles heißen?« siel
der Kapitiin ihr ins Wort. »Du liebst
Millh, und sie, meine ich, liebt Dich.
Was willst Du also noch mehr?«
»Es dürste Fräulein Mariens ver
niuthlich Ungelegenheiten ersparen,
Ooenn Du ihrem Vater sogleich mit
theilen wolltest, dasi ich jegliches Ein:
gehen ans diesen schmähichen Plan
absolut ablehne«, entaeanete Fritz er
bittert. »Ich liebe sie das betenne
ich ehrlich nun aber werde ich ihr
nie wieder ins Gesicht se n können."'
»Dann hist Du ein Ese !·« schrie der
Kapitän wüthend, während Fritz das
Zimmer verließ.
2
Jm Nachbar-hause sand in diesem
Vormittag ein ähnlicher Austritt statt·
»Und dann, mein liebes Kind«.
schloß der ruhige. würdevolle Herr
Mariens seine Ausführungen, »inöchte
ich Dich auch aus die snbstantiellen
Vortheile dieser Partie aufmerksam
machen. Man hält mich allgemein siir
reich doch, gan unter uns gez-tat
ich bin es nicht. lind wenn Du - kitz.
heirathest, so können Deine Mutter
und ich hinsichtlich Deiner Zutunst
völlig beruhigt sein. Wir haben vor—
aus-sichtlich nicht mehr lanqe zu leben«,:
siigte er pathetisch hinzu, »und wennl
wir Dich als Frau eines so eremplari
schen jungen Mannes wie Fritz Vorn
wüßten, so wiirde der Abend unseres
Lebens ein langer Wonnetraum sein.«
»Ja, mein Kind, ein lanaer Wonne
traum«, beträstigte seine Trau. »Und
sicherlich wirst Du an einein Ge
burtstage nicht so herzlog sein "
»O, Mama, Du weißt, das; ich dai
nicht bin«, stieß Milly, dem Weinen
nahe, hervor. »Aber ich möchte über
haupt nicht heirathen.«
»Das ist nichts als miidchenhaste
Scheu. die eine Stunde ruhiger Ueber
legung turirt«, meinte der Vater.
»Nicht heirathen?« rief die Mutter.
»Das ist lächerlich, mein Fiind Die
Lihe ist ja doch Ziel nnd Lebengzmect
jedes Mädchens-«- ES ist ihre Bestim
manch namentlich wenn sie so aut ausz
iehen wie Du. Und überdies liebt
Dich Fritz. das weiß ich.«
»O, nicht doch, Mutter, nicht dpch!«
rief Milln, das Gesicht in den Händen
l-eraend. s
»Na, na«, sagte ihr Vater ver-I
stimmt, »dal)ei ist nichts zu weinen-!
Entschließe Dich, ihn zu nehmen, undi
alles ist gut.« i
»Warum aniilt Jhr nnch so?« saatej
Milln, den Kopf hebend »Er hat mich?
ja gar nicht gebeten, seine Frau zu?
werden« -
»Was das anbelangt, so tann ich
Diä sagen, daß er es heute Abend thun
wt .«
Milly zuckte zusammen »Wer hat
Dir das aesaat?- Doch sicherlich nicht
er selbst?"
»Das nicht ich have eg von
nun, ich weis; es, und dass geniint, nicht
wahr?" "
»Aber ich will wissen, woher Du es?
ivei t«, beharrte Miltn qmmöhnisch
,, un, mein Her-VI ent«eqnete Herr
Mariens ein wenig un icher, »der
Kapitän hat mir erzählt, daß es
Friscng lebhaster Wunsch ist. Dich
zu heirathen. lind da Ihr beide zu
schüchtern seid, um die Sache its-—
Reine zu bringen, so wollen wir Muts
bülsreiche Hand leisten. Während iet
Dir den Pfad der Pflicht nnd Nei
Anna weise, nimmt der Kapitän seinen
Sohn vor."
Miltn stieß einen Schreckenstaut
ans; dann Innndte sie sich nnd eilte im
Thiir hinaus-. Doch gleich daraus er
schien sie mit Atmen, die vor Zorn uni
Entriistung blitztem wieder ans der
Schwelle. »Wie konntet Jhr wie
konntet hr nur?«' ries sie außer sich.
». ch ha e mich selbst die ganze
elt und Fritz Born mn allerinetsten.
Und nie niemals werde ich seine
oder eines anderen Mannes Frau.
Lieber sterbe-W « — - i
»Mir scheint. Julie, wir sind ziH
vorschnell getvesen«, saqte Herr Mar
tens fünf Minuten später-.
x,,Unsinn!« versetzte seine Frau in
scharfem Ton. »Du warst nur nicht
energisch genug. Gieb ihr wei Stun
den Bedenkzeit. und Du sollst sehen,
sie giebt seetensgern nach.«
»Ich fürchte, wir haben die Sache
durch unsere Einmischunq verpfuscht«,
meinte ihr Gotte kopfschüttelnd
»Euvido ist ein schwieriger kleiner
Kunde, dem in’i«.s Handwerk zu pfui-den
eine qewaqte Sache ist.«
L
L
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Das Geburtstagssest erwies sich als
ein großer Fehlschlag Kopfweh vor
schiitzend, hatte Millh sich in ihreiii
Zimmer einaeschlossen und die Ver
siimmiina ihrer Eltern wurde leimt-«
ivegH verringert, als das Born’sctie
Ehepaar ohne Fritz erschien
»Der Narr wollte nicht mitkommen«
erklärte der Kapitiin inariinmig.
,,Saat, wir möchten uns um unsere
eigenen Angeleenheiten liiininern.
Aber wo ist Mi y?«
»Jn ihr Zimmer verbannt krant«,
entgegnete Mariens ein weni stets.
»Sie wallte von unseren woh gemein
ten Bemühungen siir ihr Gliirl nichts
hören Aber ich bin mehr als er
staunt, das-i es- ihnen mit Fritz nicht
geglijitt ist «
,,«Si) sind Sie?« schnauste der Ka
vitcin »Hast Du gehört, TildeZ Nun,
ich war auch erstaunt: aber ich meine
das Mädel wiirde ich schon zur Raison
gebracht haben, wenn nicht anders,
dann so " Und er machte die Ge
bärde des Rüttelns.
»Das bezweifle ich. Meine Tochter
hat ein gutes Theil von ihres Vaters
Muth-"
Der Kapitän iviirde hochroth unt
lachte höhnisch aus. Seine Fsrau driiit
te warnend seinen Arm. » L,aß Tilde
laßt« wehrte er. »Ich kann nur nicht
umhin zu lachen, wenn Freund Mar
tens sich mit seinem Muth hriistet. Der
Handel mit Parsiinis und Pomadeir
« t wohl kaum dazu angethan, Jemand
zum Feuersresser zu inachen.«
»Mein Herr«, saate Mariens mit
Würde, »mein Geschäft ist ein ehren
werthes zum mindestens- ebenso eh
renwerth wie das eines selbstherrlichen
Kohlenichauflers wie «
»Mir weiter!« zischte der Kavitiin
,.Sprechen Sie es nur aus, Mann
laß mich los, Tilde, hörst Du ivohl?«
»Nein, Paul, tomm nach Hause·
tiin titliiit das- uns die Augen noch bei
Zeiten darüber ausgegangen sind, Vas
dies siir Leute sind iioiiiin!«
»« a Du hast recht«, erwiderte der
Etapitiin »Wir wollen nach Hause ae
lkeii und die Sache mit dem Junaenz
beilegen und wenn er einen Marien—:"
je wieder eine: Blutes würdigt, so:
enterlse ich ihn«
Mariens verneiate sich sartastisiti
»Bitte reaen Sie sich dieserhalb uictitL
aut. XIJiiltifLs Schätzung Jhreg Sohne-:
stiinrnt völlia init unserer nuninehriaeu
Schatzuiia Jhrer Person überein. Wir
wir verachten Sie und «
»Nein, lieber Mann«, iiel seine
Frau ihm mit htlploinb insJ Wori, »wir
verachten nieuiaudx wenn iiiithi«1, ia
noriren wir eins-ich Wir iisiiiiistkeu
Ihnen beiden eine recht aute Naiiii!«
Der Flauitäii schiiiiiiite var Ttiiitl),
doch seiner Frau aelana e-:«, ihn zu
Verlassen des Hauses zu lieweaeii, chi
tic Sache sich noch schlimmer neital
trie
Die Fäden. die Cupido non Herk in
Herz qefponnen, waren in heiltofc Ver
mirrunq qerathen, und in den beide
Istachnbnrhäufern qrutulirten zwei
Iihepatrre einander eine volle Woche
lang zu der wunderbaren Errettnnn
ihres Rinde-Z von drohendein Mifnre
schick. Doch im tiefsten Innern etu
pfanden fic frhmerzliches Bedauern
über die leidine Wendnnci der Dinne
Der Zintsitän suchte sich durch die dnv
velte Nation feiner- erzellenten feltsft
sie-brauten Punfcheg zu tröften, wal)
rend Matten-J mehr tauchte. als inn«
dienlich war, und von dem Punfch des
Kapitiine träumte. Millv fühlte fu«
befchönit nnd qedeniiithigt, nnd Frit
wor voll ftummer lfrbitternna, bis
der vergewnltigte tleine Gott dnz
Spiel wieder in die Hand nahm.
Eines Abends kam Friy auf de
Bahnftrin aeftiirzt, als der Vororteun
bereits im Abgehen war. Es gelang
ihm noch, eine Thiir zu öffnen, und
dank der kräftigen Nachhiilfe einei
Schriffners3, lag er iin nächsten Mo
ment auf dem Schoon einer jungen
Dame. Huftia und mit einer Fluth
non Entfchuldiqnnnen fnchte er wieder
auf die Füer zu lot-mirs und warf ei
nen Blick nnf die Betreffende
»Miltn!« entfnhr eiJ ihsn nnwilltiir
lich.
Die Enuae Don-c verneisite sich ficht
iisslt verwirrt nnd innsidte dann den
stopf ab. Nachdem er Plan genom
;uen, betrachtete er eine Weile entzückt
die weichen Kontnren ihrer rosiaen
Wange. Dann riielte er, wie magnes
tifeh angezogen, näher an fie her-rni.
; ,,Fräulein Mariens Milly!« be
inann er leise.
Sie fah ihn un, wandte den Blick
aber sogleich wieder ah. während eine
Purpurtvoge über ihre Wange fluthete.
»Sollten wir nicht versuchen, unsere
Eltern wieder zusammen zu brinqen?
fragte er ernst.
»Das weiß ich wirklich nicht«, ent
geanete iie steis
,,Valer ist seither ganz verdüstert er
hat allen Appetit verloren, und ich
iiirchte « Fritz machte eine vielfa
gende Pause.
»Und mein Vater ebenfalls-", faate
Mitin.
· »Warte es daher nicht grausam, sie
sich derart hiirmen vielleicht aar zu
Tode härrnen zu lassen, während e
in unserer Macht steht, sie zu retten«.’
Da Sie mich freilich hassen «
»Nein, hassen thue ich Sie nicht '
»Auch das nicht. Sie sind’c:s, der
das Alles thut«, erklärte sie mit stolz
u sweisendem Blick
,Jch?- O, Millh, Milly, wenn cic
niißten, wie ich Sie liebe !«
Und während der Weiterfahrt voll
fiihrte der kleine Liebesaott sicherlich
einen Siegestanz auf dem Wankndach
Its si- sit
»Tilde«, riet der am Fenster stehen-—
de Kapitäm koinin’ miil her und Takt
mir, mit wem Fritz dort antotnmt!«
»Das das ist ja wahrhaftig,
es- ist Milly!«
Der Kapitiin ballte die Faust. und
als er sah, daß das- Paar Arm in Arm
daherkam nnd sich gemeinsam in dass
Uliartenssche Haus begab, gerieth r
außer sich.
»Vater, Mutter!« erllana plötzlich
Fritzenis Stimme, ich bin der aliicl
lichsie Mensch unter der Sonne, und»
Milln ist ein Engel. Uan fehlt nisr
noch Euer Zeiten«
»Du verd iunaer Spitzlnibh icii
will Tich lehren « Der Kapitiin
verstummte plötzlich, fein Blick war
auf Herrn Mariens gefallen der bin
ier Fritz im Thiirrahmen erschien unk
xnit ausaefireckter Hand auf ihn zis
AM
,,Mein werther Kalsitiin«, faqtc e
sreundlich, ich Ioar ein großer Thor
«,-,Das stiinmt«, arollte der Kapitän
Dann aber begann der grimme Aus
isrnck seiner Züge zu schwinden. »Nein,
es war meine Schuld«, faaie er. Mai
tens’ and drückend. »Nein, reden Sic
niir nichts dageaen! Ich bitte Sie uni
Jhre Frau und namentlich die liebe
tieine Milln um Lierieihiiiiq· War das
’ne Zeit! Um eine Million möchte ich
Meine zweite solche Woche erleben. He
"Jilde, brinq uns einen Friedens nnd
Verloliiiriasiriint!«
—-—
Das Aufböten des Lebens ohne
Tod !
Wenn in der strengen Zeit desf
Winters Wald und Feld unter einer
tiefen Schneedeele begraben liegen,
dann ist, wie wir zu sagen pflegen,
das Natnrleben erloschen und erstor,
len. Wir sagen so, trotzdem wir
wissen, daß die weiße Decke tein
Leichentuch, sondern eine Schutz
decke ist, unter der das Leben nicht nur
nicht nu fhiirt, sondern nicht einmal
ruht, denn in der festgeschlossenen
Knospe sowohl, wie in der ruhig da
liegenden Schmetterlinaspuppe und
dem in todäbnlichein Schlafe berhar
renden Thiere g. ben fortwährend Ver
andernngen vor sich. Sobald das Le
ben ruht, d. if. sobald die Thätigteit
des Stoffwechsels aufhört tritt fiir
gewöhnlich der Tod ein, nnd durch
leine noch so günstigen Lebensbedin
gungen ist die erloschene Lebenstbätig
teit wieder hervor-zurufen Fijr ge
wöhnlich, aber nicht immer tritt der
Tod ein, denn es gibt in der That eini
oe Fälle in denen das Leben als voll
tommen erloschen angesehen werden
inuß, wo alle Lebensthätigleit völlig
aufhört, und wo trotzdem das Leben
wieder von neuem erweckt werden
kann. Wir wollen in folgendem die
sen eigentliiirnlichen Zustand, der nicht
Leben und nicht Tod bedeutet an ei
nigen interessanten Beispielen nähers
erörtern.
Sowohl in der Pflanzen tote in
der Thierwelt finden wir diesen Zu
stand, den der Physiologe Preyer den
anabiotisctien, wiederbelehunggfähiaen,
aenannt hat· Der anabiotische Zu
stand ist bei Pflanzen iin enibryona
ten Stadium nicht gerade selten, denn
wir wissen, dafz die in manchen Pflan
zensainen vorhandene Lebenskraft sehr
lange ruhen kann, ohne die Fähigkeit
»in verlieren, wieder »in neue-n Leben
zsi erwachen. Man hat troctenc Sa
men und Hörner, wie Linsen, Witten,
Weizen nfn)., stundenlang einer Trot«
kenteniperatur von lin) Grad Celsinsz
ausgesetzt, nnd ein großer Prozentsatz
teimte doch nach erfolgter Einsänna;
Il- bis l()l) Jahre alte Bohnen hat
man mit gutem Erfolg gepflanzL ihre
Keimkraft war während der lanaen
Zeit nicht verloren gegangen. Wir
haben aber noch Beispiele von bedeni
tknd längerer Vegetationsruhr. Jn
den dreißigerJahren des vorigenJahr:
hunderts wurden in Frankreich eine
Anzahl römischer Steinsärge aufge
fanden, die sicheren Anzeichen nach aus
dem dritten oder vierten Jahrhundert
n Chr. stammten, und in denen die
Schädel auf einer Unterlage ange
häuster Samen ruhten. Die Samen
wurden in Blumentöpse eingefät und
aus« ihnen eine große Anzahl Pflanzen
gezogen, die Blüthen und Früchte tru
gen. Das Leben dieser Samen hat
also die ungeheure Zeit von 1500Jah
rrn geruht, ohne zu erlöschen. Dage
gen ist eg nicht gelungen, den wie ver
iohlt aussehenden Weizen aus den
Muniien Aegyptens zum Keimen zu
dringen.
Jst nun schon diese lange Vegeta
tiongruhe der Pflanzensamen bemer
tenswerth, so könnte man doch anneh
men, daß in ihnen noch immer Spu
ren von Feuchtiateit vorhanden waren,
die genügten, die Lebenskraft zu er
halten. Diese Annahme fällt aber
fort, wenn wir die Anabiose im Thier
reich betrachten, wo wir sehen, daß
nicht Embryonen, sondern die völlig
ausgebildeten Thiere in den leblosen
Zustand versinten können, und es ist
erstaunlich, daß selbst hochorganisirtp
Thiere sogar Wirbelthiere, anabio:»
tisch werden können, wie neuere Ver:l
suche erwiesen haben.
Der erste, der die Beobachtung deg’
anabiotischen Zustandek- machte, war
der holländifche Gelehrte Leuwenhoet,
der die Welt der kleinsten Lebewesen,
der Jnfusorien, der Wissenschaft er
schlon. Jm Jahre 1701 fand er zu
seinem Erstaunen in völlig trockenem
Staube aus einer Dachrinne nach sei
ner Anfenehtung eine große Anzahl
lebender Wesen, die mittels eines rad
förmigen Kranzes von Wimpern sich
lebhaft hin und her bewegten. Wurde
nach wochen- und monatelanger Ein
troetnung der Staub wieder ange
feuchtet, so erwachten die darin ent
haltenen Räderthierchen sofort wied·er
zu neuem Leben. Mit anderen klei
nen Lebewesen machte man dieselbe
Erfahrung; so konnten die winzigen
Weizenälchen, die den Faulbrand des;
Weizen-z verursachen, nach einer 27s
Jahre wahrenden Eintrocknung durchs
Anfeuchten wieder zum Leben erweckt·
werden. Der Versuch ist vielmalsinit
demselben Erfolge wiederholt worden
und man lann auch nicht annehmen,
das-, noch geringe Mengen Feuchtigteit (
in demtiiörper derThierchen zuriictblie
ben, denn wenn die Räderthiere nach
völliger Angirodnung lange Zeit im
lustleeren Raume gehalten wurden, in
dem sie doch sicher den letzten Rest von
Feuchtigleit verloren, erwachten sie bei
Vlnfeuchtnng doch wieder zu neuem
Leben. Wir haben es hier also mit
einein wirklichen Aufhören alter Le
bensfunktionen zu thun, da5 doch nicht «
Tod bedeutet, sondern dein wieder
neues Leben folgt.
Außer der Eintroclnung tann der
Lebensstillftand aber auch andere Ur«
sache haben, das Einfrieren Es leuch
tet ein, daß ein durch und durch ge
frorenesJ Thier keinerlei Lebensfunktio.
nen, auch nicht die geringsten mehr,
verrichten tann Alle Säfte sind zu
Eig- erstarrt das Blut liegt als feste
Masse bewegungslos in den Gefaßen,
der ganze librper zeigt nicht eine -pur
von Leben, und doch gibt esJ viele Thie
re, die in diesem Zustand nicht tot sind,
sondern beim Aufthauen wieder neues
Leben bekommen. Der französische
Gelehrte Professor Pictet hat Versuche
iiber die iiimoirtung niederer Tempe
ratnren aus den Organismus von Ue
bewesen angeftelli, und er fand höchst
interessante Ergebnisse .
Professor Pictet brachte die völlig
gesunden, normalen Thiere in einen
Kälteschaeht, d. h. in einen Behälter,
der rings von Kälte-nischungen um l
geben war und in dem er ganz nachl
Belieben eine Temperatur bis zu List-f
Grad unter Null konstant erhaltem
konnte. Analog der Thatsache, daszj
tvarmbliitige Thiere, auch der Mensch, l
hohe Wärmegrade in trockener Luft!
längere Zeit ohne Schaden ertragen
können, zeigte sich hier, das dasselbe
bei hohen Stältegraden der Fall ist,«
vorausgesetzt natürlich, daß die Kälte
ebenfalls eine trockene ist. Es mußte
daher bei den Versuchen streng ver
inieden werden, die Thiere mit der
Mundung des Gefässes oder mit der
Kältemischung selbst in Berührung zu
bringen, da dann sofort die bösesten,
sehr schwer heilenden Wunden ent
Jstanden. Die in der Luft lebenden
Thiere wurden also alle der trockenen
Kälte ausgesetzt, während Wasseriiere
iri Eis gefroren auf eine sehr niedrige
Temperatur gebracht wurden: Bam
rien und andere kleinste Organismen
wurden sogar direkt in flüssige Luft
eingelegt, die eine Temperatur von 200
Grad unter Null zeigte.
Jnsusorien und Räderthiere wurden
längere Zeit einer Temperatur von60
Grad ausgesetzt, Insekten von 27
Grad, sie waren selbstverständlich bei
dieser Temperatur durch und durch ge
froren, erwachten aber doch beim Auf
thauen zu neuem Leben. Eine Schlange
vertrug eine Temperatur von 25 Grad,
Frösche von 18 Grad, ohne- zu sterben.
Eine ganze Anzahl Süßwasserfische,
die in einem Eisblocl eingefroren ton
ren, wurden bis zu 15Grad abgelühlt;
es wurde durch sorgfältige Untersu
chungen festgestellt, daß alte Theile des
Körpers, alle Organe sich in steifem,
hartgesrorenem Zustande befanden und
doch lebten diese Fische nach dem Auf
thauen wieder auf und schwammen
munter umher. Einen analogen Vor
gang können wir in jedem einigerma
ßen strengen Winter beobachten. Dann
friert in quellenlosen Tümpeln und
Teichen das Wasser bis aus denGrund
aus« und die darin befindlichen Ell
1itzen, Schmerlen, Karauschem Schleie
nnd anderen Fische sind dann tage-,
ja wochenlana in dem Eisblocl einge
froren, tritt Thautvetter ein, dann
schwimmen fie bald wieder munter
umher, nur ihre Magerkeit und das
Verblassen ihrerFarben verrathen, daß
sie« dem thätigen Leben eine Zeitlang
nicht angehört haben. «
Nach den Versuchen Pieterg errrugen
Schnecken in ihrer Schale sogar tage
lang eine Temperatur von 110 bis
120 Grad ohne Schaden, aber nur«
wenn das Gehäuse gänzlich unverletzt
war, bei nur etwas verletzter Schale
starben die Thiere binnen kurzer Zeit.
Eigenthümlieherweise zeigten sichBogel
eier sehr empfindlich gegen Kälte, kein
Ei unter 2 Grad abgetiihlt, konnte zur
Entwickelung gebracht werden. Jn
selteneier dagegen konnten schadlos
eine ziemlich strenge Kälte aushalten.
Die Eier des Seidenspinners kamen
noch aus, nachdem sie lägere Zeit in ei
ner Temperatur von 40 Grad zuge
bracht hatten, während die in einigen
Eiern befindlichen Schmarotzer bei
dieser Temperatur umtamen; eine
Entdeckung, die sieh übrigens die Sei
denzüchter schon zunutze gemacht ha
ben. Die zähesten aller Lebewesen, die
Mitroben, Bazillen mit ihren Keimen
lind Sporen konnten überhaupt nicht
alle durch Kälte getödtet werden. Sie
wurden in slüssiger Lust der ungeheu
ren Temperatur von 2113 Grad aus
alsetzt und trotzdem lebten sie nachher
wieder auf, als sei nichts tnit ihnen
geschehen.
So ist der unzweifelhaste Beweis «
erbracht, dasz manche Lebewesen in ei
nen Zustand versetzt werden können,
der weder die Bezeichnung Leben, noch
den Namen Tod verdient, einen Zu
stand, den die Wissenschaft bis- jetzt
noch nicht erklären kann und der unH
bisher noch als geheimniszvolleg Rath
sel erscheint
Dr. Ludwia Stabi).
Der Mann mit dem Spiegelstock.
Inmitten der ungeheuren Menschen
ansnminluiuien bei den Jrauerfeierlicl):
teiten in London hat sich ein erfinde
rischer diopf einen kleinen Apparat zu
tliutze gemacht, um selbst im ärirsten
Vollsgedränge nichts von den Vor-·
aiinaen auf der Straße zu verlieren.
Der Erfindunagaedante toar eigentlich
nicht nen, sondern ec- wurden nur
längst betannte Vorrichtnngen im ge
gebenen Augenblick und in einer ent
sprechenden Form benutzt. Man kennt
den FensterspiegeL durch den fleißiac
Daugfrauem wahrend tie mit einer
Handarbeit am Fenster sitzend, alle Er
eignisse auf der Straße und in der
lieben Nachbarschaft beobachten. Auf
demselben Prinzip beruht der fiir eine
ineit ernstere Verwendung bestimmte
Apparat deg- Peristopg, mit dem die
llnterseeboote ausgestattet sind, damit
die unten eingeschlossene Vesatzuna in
ter Lage ist, während der Fahrt die
nmgebende Ajteerezfläche zu über
sihauen Der biedere Londoner hatte
nun eine ähnliche Kombination von
Spiegeln an einem Bambugstoel von
nnaefiihr 2l-J»- Meter Höhe angebracht
und sieh somit in Stand gesetzt, iiber
alle vor ihm befindlichen Köpfe hin
toea die Mitte der Straße im Auge zn
behalten Jum Trost der deutschen
Polizei sei gesagt, daß in diesem Falle
auch die Londoner Kollegen die Ab
sicht hatten, einzuschreiten Der nächste
Polizist befahl dem Bambusmanm sei-—
nen Apparat zu entfernen, stieß aber
aus eine unerschiitterliche Weigerung.
Die Polizeivorschrift ginge nur dahin,
das-, nickt-J auf die Straße gestellt wer
ifsen diirfe, und "er halte seinen Stock
in der band Der Polizist holte einen
Jnfpettnn der aber nach einigemWort.
wechsel den Mann in Ruhe tiefs. So
hatte das Straßen-Peristop feinen ers
sten Sieg ersochten.
--.—.--——s —
« Jlns einziger Wunsch.
»Wenn ein Mann doch auch so
schnell Feuer fangen würde, wie eine
Ciaaere...«