Kloster Wendhusen Roman von W. Heimburg (17. Jortseyung und Schluß.) »Schau- sie gesund i , was Gott daid gehen möge, sollst - u Dir selbst die Antwort von ihr holen; um Dich aber zu beruhigen, will ich Dir erzäh len, was sie mir nach Italien schrieb, im letien Briefe, ehe sie krank wurde: »Ich sage ja, von gan eni Herzen, Gerhardh immer mehr sehe ich ein, wie verbittert ich war; was hat mir auch das arme Kind gethan, oasz ich so bar ch zu ihr gewesen? Bringe sie mir. erhardt, ich will Alles wieder gut machen. wenn mir Gott das Leben erhält; meine einzige Sehnsucht aus dieser Weit ist die, meine Kinder liicks lich zu wissen, glücklichen ali- dtih und ich es weiten — Und weiter schritten wir durch all« das Brausen ver Frühlingsstürme; ec« hängte mich, Charlotte wiederzu sehe-— . . »Gerhardt«, fragte i noch einmal, als wir vor dem erleu teten Vesiibiil der Billa standen und ich in dein mat ten Lichtschein sein liebes Gesicht ganz deutlich u eriennen vermochte, »Wer hardi, sage nur. isi es denn auch wirklich kein Traum s« »Nein, Magdalene, es ist Wirklich keit«, erwiderte er snft geriihrt und sah mir in die Augen. An der Treppe verabschiedete er sich oon mir und sagte: .Geh’ zu Charlotte hinaus. Lena. ich komme bald nach —-—·'« Ueberrascht wandte ich mich iini;» iiber seinem Gesichte lag ein siiisth rer Ernst. ! »Gerhardt«, rief ich erschreckt, »Du will zu Ferra, Du ziirnst ihr!" » sur ein paar Worte, Letta; geh« ruhig-J hinaus, es ist bald gescheheii.« ,, ein« nein. Gerhardt«. bat ich min, «la sie, bitte. bitte! Sie hat eH nicht so chlimin gemeint. O, sage ihr heute kein böses Wort, Geiiinrdt. nur heute nicht!« »Ich war nie milder gestimmt, Lena. als in dieser Stunde, und des hlb bindere mich nicht'«, erwiderte er bestimmiz »Aus frischer That das Hexe srei machen, ist das Beste, und zw chen uns muß Manches tliir wei den; ich will ihr iein so strenger Rich-. ter sein, um Deinetwillen, Manda lene. das verspreche ich Dir." »Gekhatdt, ich bitte Dich«, flehte ich, »der-gis, was sie gethan!" Aber schon hatte er mit leiiem Druck meine Hand fallen lassen, nnd ieh sag ihn in erta’s Vorzimmek tre ten. inen Augenblick zögerte ich noch bange, dann eilte ich bie Itnsen hin cui und pochte im Charlottes Thük »Herein!" ries eine liebe, liare Stimme, und im nächsten As gen blick hielt ich Chorlotte umschlunan Es war dunkel in dem traulichen Raume, ich konnte ihr Gesicht gar nicht sehen, aber ich strich mit leiier Hand iibek ihre zIrteii Wangen nnd das dnstig e Haar »Liebe Charlotte, Lottchen bist Du es denn wirtlich3' «Ja, meine Leim, ich bin es wieder, Deine alte Charlotte. Und Du?" Jch barg mein Gesicht nn ibtet Brust; nein ich ivar nicht mehr die selbe. Die ganze iibergroske Glückse ligkeit meines Herzens drängte sich mir auf die Lippen, nnd doch sch oieg jch; wie konnte ich ihr von einem Glücke tagen, das sie soeben verloren Jeh nieste stumm und schlang meinen Arm noch fester um sie. Dann siihlte ich einen Kuß ans meiner Stirn, sie machte sicks srei von meinen Armen und im nächsten Moment stund sie aus dein kleinen Ballen-« «Charlotie!« ries ich leite. ihr noch eilend; aber sie hörte nicht. llnd in dem matten Sternenlichte der Früh lings-nacht sah ich ihr Gesicht unver wandt nach den fernen Bergen gerich ie«, me Hunde hatte ie eng gefaltei iiber der Brust; der ind nahm ihr den Schleier vom Kopfe, sie merkte es nicht« aber er trug einen Gruß in die weite Ferne. »Robert! Robert!« hörte ich sie leise sa en. ch wagte nicht« sie zu stören un so tanden wir lange lange Da scholl plötzlich lautes Sprechen rvm Fioreidor herüber; angstvoll trat ich ins Zimmer zurück und lauschte. » Es sasiteJ emand aus den Driicter der Thiir und öffnete sie ein wenig Meine Braut ist hier bei Char lotte«'. hörte ich Gerhardt’s Stimme: wie selbstverständlich das klang, ale sei ich schon seit lange «seine Braut! Jch legte meine Hände an dir Schlafen; ob es denn wirklich kein Traum war's Dann öffnete sich die Thür, heller Lichtschein fiel herein und vor mir stand Ferra. Die Tbiir blieb offen und Gerhardt trat rasch zu mir und sagte den Arm um mich legend .,Ferra kommt, um Dich als Schwe ster zu begrüßen, MaodaleneX Ich fah sie an, und ein tiefes Mit leid erfaßte mich, denn der Mund der sich mühsam zum Lächeln zwang, war bleich wie der Tod und die Hände, die sich mir entgegenstreckten zitterten — Sie sprach auch nicht. als ich einen Moment meine Hande in die ihrer legte, aber ihr schöner Kopf bog sich genau so hochmiithia iu den Natter ziiriiek, wie er es stets gethan mir ge genüber. Herrn gedenit Wendhusen ein-: Zeit lang zu verlasseir««. sprach Ger hardt so ruhig fort. alH sei von nichts weiter und nur in der freundschaftlich sten Weise zwischen ihnen verhandelt morden; »schon längst war es ihr hei szer Wunsch Jtalien zu sehen, ui ; sobald Martin völlig außer Gefahr ist will sie die Reise aiitretenA s »Ich denke, in den nächsten Tagen« , kam es jetzt tonlos von ihren Lippen; aber Du entschuldigst uiich Gerhxirdh wenn ich mich zurückziehe. ich habe Kopfweh, und — Er reichte ihr die Hand, aber sie wandte sich rasch ab; im nächsten Augenblick schlosi sich die Thiir hinter ihr und Dunkelheit herrschte wieder im Gemach. »O, Gerhardt!« rief ich »wir leid thut sie mir!" i i i i »Sie ift sehr betlagensivertts, Mag . dalenr. denn sie wird nirgend-s Rnhei finden, auch da draußen nicht in der; Welt, wohin fie sich Io sehnt. Aber ich; :hoffe, dereinst kommt sie wieder zu jriich dann —- ivenn sie ej-) gelernt, die ZLiebe zu verliehen, die sie jetzt noch ;verfchmiiht. Wo ist aber Lottchen'-!« ! »hier!« antwortete eine weicheStim-« me neben uns; »ich will die Lampe an ziinden, um die-kleine Braut zu fehen, Gerhardt.« Und als die Strahlen auf ihr fiißes Gesicht fielen. da lag ein Lächeln um den feinen Mund. »O nein, nein, Bruder«, fliiiterte sie, als er fie hastig km sich zog, nnd ihr liebevoll in die vom Weinen ges rötheten Augen sah, »nein, nein, iet bin nicht neidisch. Gott iegue Euch Euer Glück!« Und als die Nacht herabfant. da schwieg der Sturm da draußen, wol lenlos blickte der Himmel hernieder-, Stern auf Stern flammte auf und tiefer Friede lag über Wendhufen Tante Edith faß ini alten Kloster in der Wohnstube auf ihrem Sopha: sie tonnte ietzt ruhig fortgehen vom Bette der Kranken, die Krifis war überstan den; nun fchlief fie den tiefen. ieften Schlaf der Genesung Tante Edith hielt mein Abschiedsss billet in der Hand und ihre Augen ruhten leuchtend auf Gerhardt nnd Imir die wir zusammen dor ihr sian iden. »O, Tantchen, liebes. einziges iTctntchena . rief ich und kniete vor ihr Enteder ,.tannft Du es Dir denn nur vorsteüem daß ich Gerhaedts Braut aeworden bin? Wunderst Du Dich denn gar nicht?" ..Behiite Du Jungfer Unverstand! Ich habe es schon lange gemerkt. daß er bis iiber die Ohren in mein kleines Zigeunerinadchen verliebt war.«· Aber Gerhardt antwortete nicht, er war zum Kamin getreten und nart eben ein Papier in die Flammen; ich ertannte die eigenthiimliche Form des Briefes den Gottlteb vor Kurzem in Joachim s Zimmer gefunden s ..,«So saate er, »nun soll auch nichts ymehr daran erinnern dqß es Leute gab, die da meinten ich dürfte in al "ler Welt keinen Anspruch machen aui eigenes Glück. « . »Wir werden bald wieder allein sein Minia« sprach Tante Edith leise und«’streichelte den weißen Liebs lina, der aus die Lehne des Sop s gesprungen war. »Do. schau sie ir ans das treulofe Mädchen, wie sie strahlt vor Glück! Alle Zärtlichkeitem die uns Beiden sonst zu Gute lamen. verschwendet fie nun an ihn. Aber aelt, Minia. wir wußten es schon lan ge. »daß wir sie nicht behalten wür ten-" »Dn liebste Tante", sliisterte ich gerührt nnd tiißte die wetten Hände der alten Dame, »wir soll ich Dir doch jemals Deine Liebe und Güte vergelten ?« »halt, ieine Jhriinen mehr heut? Lenlr«. ries Gerhardt. »Mit Du schon an Georg gedacht-"' Jch sprang jauchzend empor: Georg. Gern-as Nun hatte er einen Beschützer ein Vaterhans, eine Heimath! Jch solt te nicht mehr weinen? Aber was half es, die Ihriinen tamen mit aller Macht. »O, laß mich doch« Geehardt, est srnd ja Freudenthränen.'« M. K a p i t e l. Vier Jahre sind versteichen ieit ies nem Abend. Jahre des ungeteilt-teilen gliicttichsten Lebens. Die Sonne scheint endlich voll nnd aanz, eine wirlliebe Segenssonne nnd ihre ctrahten leuch ten zurück ans dein ernsten aiitiaei Antlitz meines Mannes und aus siifien, tachenden Kinderanaen » unsere Lin deel O wenn meine Mutter es erlebt hätte, wie gliitttich ich aeworden bin!' Jkn alten Aebtisiinnenhanse tvobs Iien wir, es ist die tranteste Heimatl; ans Erden. Meine Aelteste, das tleine, blonde Geschöpfchen mit den duntlen Augen trippelte schon selbstständig den Kokridor entlang imd pocht mit den rosiaen Fingerchen an Tante Cdithg Tbiir; und allemal wird sie inbetnt empfangen. Jeden Nachmittag aber schicke ich sie iniiber in die Billa z« Großmatna, oder die immer noch unge beugte Frauenaestalt lomknt telbst die -breite Treppe hinaus und gebt direkt in das Kinderzimmer, msich ihre Enkelin zu holen; und die 1ikleine hängt an der kruten Großniarna mit alt' der jziirtlickisten Liebe eines Kinderberzexs ’ Der Junge in der Wieqe, der die blauen Anaen von Gerhardt bat und den Trohtops seiner Mutter e tann sehr schreien. wenn ihm nicht gleich der Willen gethan wird it nnn aber der ganz besondere Lieb ling der alten Dame; sie tann sich nicht satt liisfen an dem runden, dum men Gesichtchen und sitzt stundenlan an der Wiege. — Jeb habe eine sehr liebevolle Schwie germutter, und der Augenblick, als ich an ihrem. Bette kniete und sie mich als Gerhardt’s Braut willkommen hieß ist einer der bedeutungsvotltten meine-: Lebens geworden. Nie sprach sie von meiner Mutter. und so weh es mir that. ich wagt nicht zu fragen. Als ich aber mi« Erbardt in ihrer Benleitung nncu meiner Vaterstadt reiste um die Anc steuer zu besorgen und sie anr nicht mußte was re Alles der armen tleinen Braut mit den leeren Händen schenken sollte. und ich ihr mit Dantesthriiners um den Hals fiel da sagte sie scheu und hastig: »Komm. Lena, bring’ mich nach dem Kirchhofe n ihrem Grabe.« - - Und dort sa sie lange« und bittere Thriinen sind auf den eupheubewacdi senen Hügel gefallen. Und als wir endlich den Kirchhof verließen, da nnhm sie meine hand: »Ich dante Gott, Lena. daß ich ar Dir aut machen kann, mag ich an ids gesehit —." Eine großere Genugthuung tonnte ich mir nicht wünschen« Dir Vibliothet ist Gerhardt’s Ar beitszimmer geworden, fein Vater hatte sie ichon als solches benuttx und daneben das große Gemach mit dein Balton. der in den Klostergarten siebt, ift mein Zimmer. Dort steht mein Niihtiichchen am Fenster. es aiebt für mich teine fchönere Aussicht auf der Welt: der Garten ist der Aufenthalt meiner Kinder, sie sind darin aeborgen wie in Abraham«2 Schock und tiein Therese spielt so gern aus dem alten Grabstein. Dort schimmert er durch die Zwei ge. mein liebster Platz; hatte mich Gerbardt doch am Abend unseres Hoch zeitstaaes auf den Balton geführt und Iniir liisternd in dein bläulichen kMondlichte erzählt, daß ihm dort zum ersten Male die tleine Eoutine unter dem rothen Malventranz so ginz de sonders reizend erschienen fei, undi daß er so oft- — so oft hinter deus Jalousien gestanden habe. um dortx hinunter zu sehen, ivo ich ahnungsloss gesessen. · Gottlieb hatte uns zur Kirche ae I sahren« und niemalss habe ich ihn stolzer augsehend gesunden, als an je« nein Tage, wo er die vier Fiictsse vomt Bock der Brautlutithe leatte. Er war auch der Erste, der mich »gniidiae? Frau« anredete noch eher als unsere alte Christiane welche die weite Reise! nicht gescheut hatte um zu meinenj ’Ehrentaae bei mir zu sein Treuher Hig saate der alte Manu, als er im Namen der Dienerschast ein Hoch ans brachte: Gniidiae Frau, so ein Bischen habe ich auch dazu arholsen, Sie wissen«i.«- H schon — als Sie dazumal sort woll ten —.« t Jetzt söhrt er mich inst täglich sva i zieren, mich und die Kinder; er ist iai ganz besonders mein Kutscher aewor . den · nach Gerhardts Bestimmung und wenn ihm einmal der Kopf aner steht so tnrannisirt er mich, und ganxi ehrerbietig sagt ek: »Das giebt einen Regen. wir wol J len doch lieber zu hause bleiben, giiii-1 diae Fran, die Kinder möchten sich er i tälten.« Und dann nicle ich und sehe deui Himmel an und selbst wenn mens Auge keine Wolken entdeett saae ich »Ihr habt Recht, Gottlieb wir blei- i ksen heute zu Hause im Klosteriar1 en Nur ein dunller Schatten raatxhiu ein in diesen Somnieralanz Ferra Sie hat das Unaliiet gehabt ihr Söhnchen zu verlieren, uud dadurcht schwand ihr letzter Halt. Sie ist eint armes, belliiaeiisioerthes. ruheloseeil Geschöps ceit einigen Jahren wieder verheirathet mit dem alten Herrn vonl S.. den sie einst Charfotte deitinimt hatte. lelst sie abwechselnd in Paris-. Baden:Badeii oder Italien. Sie kann te sich nicht darein finden. mit dem zu existiren, was Gerhardt ihr groß: miithig anioie-:-, nachdem sie geglaubt hatte, einmal Herrin auf Wendhnien zu werden. Und so nahm sie die Hand des deiahrten Mannes Sie aing sehr dald fort oon Wend lusen als Gerhnrdt mich seiner Mut ter zusiihrte hatte sie die Van schon verlassen. Sie war im Groll geschie den von ihm nnd zürnt ihm noch heu te. er nahm ia eine arme rau und iollte doch gar teine haben. Lr ex Letzter erzählte mir Tante Miit-, da rra Alles versucht hatte um Wendhufen fiir ihren Sohn zu erhalten, da galt s ja freilich, um jeden Preis eine Hei rath Gerhardts u hintertreibrn Vor Kurzem erzielt ich aber einen Brief von ihr, sie nannte mich ihre kleine Mandalene und bat um eine ziemlich hohe Summe. weil sie in angenblietlicher Verleaenheit sei. Ger ardt hat mir das Geld für sie einge höndiat ..Sieh’«, sagte er. »so iöngt dac llngliia an, sie hat Heimlichteiten vor ihrem Gatten. Schreihe ihr. Lena, und stelle ihr vor. daß nur da ein HGliiet erwächst wo Vertrauen wohnt. " J Ader sie hat mir nicht geantwortet. Gehe Gott« daß noch einmal ein can nenstrahl auch aus dieses dnntle Fleck chen sätti! llnd liharlotte iraate der Leier. c, ich werde doch Charlotte nicht vergessen! Sie ist ja eigentlich die Heldin dieser Auszeichnungen, mein liebe, schöne Charlotte. — Vor drei Tagen bin ich mit meinem Mann it Föllerode gewesen, an einem Präch tigen Sommertage. Wir lamen als die Letzten dort an, Mama nnd Tante lfdith waren mit der Braut voraugae fahren, Isliarlntte wollte ja in Fälle rode getraut sein. - Ich lonnte mid aar nicht trennen von den Kindern, ec war oag erne Mal, daß ich von den« lleinen Buben in der Wiene fort sein sollte nnd dann galt es mich. eine Hochzeit-»Ohne machen! »Du mnszt ein weißes Kleid nnzie hen", saate mein Mann nnd pfliickte mir eigenhändig dunlelrothe Mulden im Klostergarten, mn sie ins Haar zn steilen· Wie war er entziirlt von feiner llei nen Frau im spigenbesesztrn Miilllleis de; noch heute eben so, wie an unse rem Hochzeitstage da die siriichtiaen Kanten mich zum reiten Male schmück lett. Jn Fölterode fanden wir an annze Hans mit Eichennnirlnnden belriinzt nnd ais wie das Zimmer betraten, begann die Trnnnna. Nur wir Mit alteder der Familie standen nm dar Branltsaar Vor dem mit Tannengriin Qeiierten Altar: eH war eine so ernste Feier, viel ernster noch als sonst, wo sich zwei fiir das Leben binden Gerhardt hielt meine hand fest is der feinen, ich sah wie ihm die Anaen feucht wurden; im Hintergrunde leuch tete Gottlieb’s weißes Greisenbaupt. Die Fenster des großen Gemachei standen aedssnet nnd frischer Wal dekathem zoq ein« Die schöne. blafse Braut weinte, aber als der Peediqer fragte, nb sie ihm zne Seite stehet wollte in Lust nnd Schmerz. in Leid nnd Frei-fis bis der Tod sie von ein ander scheide? nnd ihr Mund das »Ja« »Wind-in da schlang sich der Arm des stattlirhen Mannes in mäch tiger Bewegung nm die briintliche Ge stalt, und so nmsaßt lnieten sie vor dem Geistlichen nieder nnd segnend legten sich die Hände des nlten Man nes ans ihre Häupter: Charlotte von Demphoff war Bertcks Weib arti-or den nach langem inneren Kampfe. Nein, es war teiiie fröhliche Hoch zeit; fie durfte es auch n’ t fein. Aber ergreifender und weilt-do er war ·ge: iriß nimmer eine Feier, als iene fikilichte Jochzeit in dein ioeltferneii Jagerliau e. Stand doch in der let-lan ten Mädchengefteilt niit dein·dernut«hig gesenkten blonden Haupte die verlor rette Liebe da. die mächti e, Alles überwindende Liebe --—. ie Masse tiefer Bewertung wich nicht von ihrem schönen Gesicht nnd Robert'g Augen kolgten ilir mit Bangiiileit, alk- lönne ie ihm jetzt noch entrissen werden; und wandte sie sich ilim zu. dann lag ein Ausdruck der Dankbarteit auf feinen eZügen, der mir die Thronen in die Llugen trieb. Rosige Dämmerung feiitte sich tier iiieder, da fchiikten ioir uns-J iUt Heimfaliit an. Ein inniger Fluß Eisirlotte’s. ein Händedruck von Ilio bert, nnd Gerliardt hob inieli in utifei ten Wagen. , Die lriiöne junge Frau ifand cui den Stufen iiiiter den hohen iiiaiein deren Gipfel sich noch im Sonnen lichte badeten; Adfchied nehmend ichlcing sie die Arme nin den Hals der Mutter, dann beugte sie sich zu Tonte Edith herab; noch einmal wintten aus dein ·!t3snienfeniter zwei alte Frauengeiichter tieriiber nnd die Pferde zoiien an. «,,Adieu Climlottek Adieu Robert!'« tiefen Gerliardt und ich, und Gott lied folgte deni andern Wagen. So lange ich sie felien konnte, wandle iai den Kopf zurück: sie stan den eng uinfchlungen auf der Treppe und fchauteii uns nach, Nach ein Eletzter Giqu ein Mitten, und das Ieiniaine Forftliciug verfant hinter Hiiiis iii den weiten griinen Backe-most dern.« Gerhardt hielt meine Hand, und fiiiweigend fuhren wir in den diiftigeii Ali-end hinein. Das Adendroih ver gluhte, im Often ftieg der Mond ein isor und Schweigen ergoß sich iider die Welt mit feinem silbernen Schein; und endlich tauchte aus dunklem Laube das hohe. fritzgieblige Dach hervor, unter dein ineiue Kinder fchliiinnieeten zuggeiidhufem ineine Heinintli inein :— u . « lind nun tdill ich ichlietzen Im Nebenziminer höre ich Jante Edith’H sauste Stimme; tåe erzählt meiner Schwiegermutter von einem Billet Nobert’6, das sie eben erhal ten. »Sie sind so glücklich Thereie«, sagte sie. Es iit eine Freude, die beiden alten Damen zusammen zu sehen. zärtlicher tiinnen Schwestern nicht vertehren mit einander habe ich nun von Allem gesprochen? Ach nein; Georg, mein schlanter, hüb tcher Bruder, Gerhcrrdt’s F«ieblina, den selbst die eigenen Kinder nicht ask-.- dem Herzen zu drängen vermochten, jetzt ist er zu den Ferien hier. Da kommt er eben iiber den Roten rtatz im Klostergarten; er ist mir über den Kopf gewachsen und ein fieiiziqen tatentvotter Schüler geworden. Wenn er das Eramen gemacht habe-! wird, geht er nach Fislterode als Borste-few anaenblicklich aber trägt er seine Nichte: er iit aanz stolz geworden als Onkel. Wie nnge chiett hält er das kleine Thierchen auf dein Arme. aber sie tacht und zanst ihm in den dunklen Haaren. Sie hat nun einen Ersatz fiir Tante Lottchech die sie so sehr ver uiißtr. Doch da springt mir noch ein Gast irtuinrrend aus den Schreibtisch und mahnt mich- ihrer nicht zu vergessen .—---·Minta, die liebste Spielgeiöhktin meiner Meinen, gehört sie nicht auch zu Kloster Wendhuieii«t kEndeJ Schwieeige Ausgaben. Die Ueberlieserung großer Gedanlen oon einem Zeitaltet zum anderen nnd von einem Volk zum anderen ist wohl die Hauptausgabe der Menschheit Wie schwierig aber solch ein Begin nen in Wirklichkeit ist. läßt sich erken nen, wenn man sich mit einigen von den vielen Hunderten ganzen oder teilweisen Uebersetzungen der Bibel beschäftigt die das Wort Gottes unte: den primitiven Völkern in al len Gebieten der Erde verbreiten. Einige solcher wunderlichen Schwie einleiten. die sich beim Uebertragen der diblischen Worte in den Speachschatz und in die Anschauungen der Natur völker ergeben, siihrt der Anthropolo gieptosessot an der ameritanischen Mark- Universität Alexander F· Cham beelain in einem Aussatz von Harpers Magazine an. Bei der Uebersetzung des Neuen Te ßaments in die Sprache der hottentots denken Südaskika, in das Name-, be reitet dee Name Jesus das größte Kopfserbrechen Jn Roma bezeichnet »Ist-Mel) die ssEndung stets etwas BeidkicheeL so daß also der Hottentotte bei dem Namen Jesus oder Christus stets an eine Frau denlen müßte. Die Wen-gnug mußte also die Bezeich End nnd Christus anwenden - dsEndnng ins Namen das Mühe Geschlecht bezeichnet Auch m M see Bibel mußten in . We Ums-sonnt werden und z. II I denn die tentottentinder , II M M dal- u. i- es- MW est-s ec reitet dieThatsache. dass. viele primitioel Sprachen siir Männer und Frauen; aanz verschiedene Sprachformen hast ben. « Als der berühmte Missionar P. De· Smet in der ersten Hälfte des 19.J Jahrhunderts das Paternoster in derl Sprache der Kotenaandinner inc fiidöstlichen Britisch-Columbin wieder gab, übersetzte er wörtlich: »Unser Va ter im Himmel« mit ,,Katitonatla »naeta". Dabei hatte er aber nur aus »die Männer Rücksicht genommen, und. Hdie Frauen weigerten sich durchauH feine derartige Bitte gen Himmel zu» richten. Die Frau redet nämlich ihs. ren Vater mit «Kasonatla« an, so daß also für die beiden Geschlechter auch zwei verschiedene Formen des Vater unser-s gewählt werden mußten. Die Sprachen vieler afritanischer Nequ siänrrne tennen eine große Menge von Worten, die siir die Frrrnen »Tabu« sind, weil sie mit dem Namen eines ih Inen verwandten Mannes Aehnlichteit Inder Jdentität haben. So entsteht fein besonderer «Weiberdialett«, aus den die Missionare bei ihren Ueber «senungen Rücksicht nehmen müssen. Im Kele, einer Sprache von Stil-ersti lta, wurde das Gleichniß von dem ver lirrten Schaf, iiber das sich der hirt Jmehr sreut, wenn er es wiedergefunden hat, wie iiber die «99« nicht verirrten, Im den Mädchen bei den Bibeliibnnsi sgen nicht mitgesagt. Sie we· erten sich entschieden, die Worte mitzn agen. Iund es stellte sich schließlich kraus das I die Wiens für w im Oele sehr Tuch seit einem M tlinat, das Ue em«1abu«tft. Ei war te ein andere- eetesh und nun ersreuten sich auch die Frauen an dem schönen GleichniH. Jm Kele sind zum Beispiel noch folgende Worte den Frauen verboten: die Ausdrücke siir Oel, Fleisch« Blatt Mann Wasser Feuer, Ohr, Augen, Fisch usw. Da her müssen bisweilen direkte »Frauen ! auågaben« der Bibel hergestellt werden denn manchmal sind wie z B in der alten Karaiben cprache der Antillen qeaen 20 Prozent des qanzen Wort scbatzez siir Männer und Frauen ver sckieden Bei den Jroleseandianern erregte. die Uebersetzung »Ehre Vater und Mutter« Anstoß. Denn bei ihnen er scheint es gegen alle sprachliche und ges sellschastliche ante Sitte, den Vater vor der Mutter zu nennen. Sie empfan den das «El)re Mutter und Vater«» als den torrelten Ausdruck. — Außer-ordentliche Schwierigkeiten bereitet die Uebersetzung der vielen Bi l-«,elstellen die sich mit dem Leben und Treiben der Hirten beschäftigen, in die Sprachen von Völkern, die niemals eine Hirtentultur gekannt haben Jn den verschiedenen Dialetten der Alam tian- Jndianer von Massachusetts exi stiert kein Wort siir WSchak Der be riilnnte Missionar John Elidt seste daher das englische Wort in den Plu ral der Algmkiansprache und schrieb « ,,«Sheepsog (Schase) und ««Lamtog (Liirnnrer) Jn den Dialekt der Ojidi was Jndianer wurde das SYs über iiesi an m Thier, desse- ea nicht dauerhaft ist«, und Lamm als Dir-eini tidnrn von Schaf. n anderen Spra chen hats man sich, ndern man »das Las-a Somi« als »den geduldiqu milden, guten Gott« übertrag. Die Bibeliiberietznnq der GHtimoH foqt fiir ,,Lmnm Gottes« »der tleine See hnnd Gottes« und trifft dnmit qnt den Sinn des Ausdrucks-, da fiir die Eritis inoiinder ein lleiner Seehnnd diefelbel Freude nnd Wonne bedeutet, wie beii Uns ein Lämmchen. Die Hirten ons» dem Felde, denen die Geburt des Herrn«l vertiindigt wird, ließen sich oder in dies lsöiimosproche nicht iilsersetzerh dn ein solcher Begriff den Esticnos völlig fremd wor. Jn den Kotongodialett von Weitnfrila wurde dno « ort »Hirte« mit »i lungo mbizi«, das h ißt, der, der Thiere hütet«, übersetzt Aber richtig war diese Wiederqobe nicht« denn «mbizi« bedeutet «wilde Thiere«." Jn derselben Bibel-Uebersetzung wird das Wort «Jnngfrau« mit »ndurnho'« widergegeben, was aber das aerade Ge gentheil bedeutet, denn fiir Jnanrän iichteit fehlt in Kalongo jede Bezeich nung. Sei-en sich schon bei der Ueber trogung folcher Worte dem Ueberfener nniiberwindbnre Schwierigteiten ent gegen, so ist es noch schlimmer bei Be griffen wie Gott, heiliger Geist, Drei .einigteit ner Vie Wetterpropheten unter den Thieren spielen in den Bauernregeln eine wich tige Rolle. Gewisse törperliche Emp findungen, wie plöhlich onftretende rhennrotisehe Schmerzen, gelten fchon det Menschen als Verboten eines Wet terurnschlogesz in weit höherem Maße traut enon jedoch den mit leicht erreg horen Sinnen ausgestatteten Thieren die Wissen In, Witterungiumlchlsge in i renr ersten Stadium wahrzuneh nien Direkt prophetisehe Gabe aber mißt der Voltesnlanbe den Vögeln bei, wenn er ans dem längeren Verbleiben der Zugvögel ans einen milden Wins ter oder ans der sriihzeitigen Wande rnng der wilden Gänse nach Süden aus einen harten Winter schließt. "«."teisteng gesteht man jedoch den Tie ren nur die Fähigkeit zu einen nntnit telbnr bevorstehenden Wetterwechsel zu erkennen nnd zu verkünden Es gibt gutes Wetter, wenn die Katze sich putzt, schlechtes, wenn der Hund Gras sriszt, das Hahn trat-L der Esel sich schüttelt, weil er die Niisie siirchtet, der Hase in den Wald lönst, damit ihm der Regen nicht an die Ohren tonnne, der Regenwnrin nach oben steigt, der Maulwurf, ihm solgend, die tfrde aus-v stößt« die Schwalbe tief stiegt nnd der Psau unablässig schreit. Sturm ist zu erwarten, wenn die Dohlen sich ver sammeln und unruhig um den Ihnen kreisen. Kriecht die Kröte aus den Weg, so wird das Wetter gut; doch Jihree Schwester ist dar- »Unken« ange boten· Der Hahn ist der rechte Wet ltervogeh doch sagt sein Krähen nicht viel mehr als die modernen Wetter prognosenc »Veränderlich, mit wech selnder Bewölkung"; denn »wenn der Hahn krölst auf dem Mist, so ändert sich das Wetter, oder«s bleibt, wie ei ist«. Besser is« schon, wenn man ihn als Wetterfahne ans den Mechthurm setzt; da schaut er anp, ob s nicht bald Regen gibt; er ist ein Donor · Vogel und Donat kommt von Westen herge zogen. Großen Ruhm hat sich der Laubseosch als Wetterpeophet erwor-; ben; aber er muß schon im Wetter-( polasi sisern wenn seine Fähigkeiten S tich etoeisen sollen. Auch unter den Jnsetten gibt’g Weltetptopbeten. Wenn die Fliegen stechen. tonnnt ein Gewitter Bienen lehren schnell in ihren Stock zurück, bevor das Unwet ter eintritt. Wenn die Maitäset am Abend lnsiia stiegen, so wird das Wet ter schön. Die Ameisen tragen die Puppen lange vor dem-Regen in den Ban. Es gibt nrch Dutzende von Tbåe ren, denen der Volksglaube die Fähig teit der Wettetvokaussage zneklennL und wollten wir sie alle bestaan, so würden toik gewiß oftmals aus Mei nnngsvekschiedenheiten stoßen; denn selbst der aelelnteste Gelehrte tennt sich mit dem Wetter nie ganz aus. —--. Fök stets »Ja NillionenveixL iest haIII S n wieder qeiehkttk Sonntagsiäe »Aber ein-n schönen Schte en hII ich ihm wenigst-II emsejaqtl i«