Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 06, 1911, Zweiter Theil, Image 10

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Kloster Wendbusen
L»- —»W WMMWM Mr- IWW m
Roman von W. Heimburg
wwwsswwwssmkssw
(16. Fortsesung :
Erst gegen Morgen schlief ich eine;
kurze ·t und machte auf von einemi
Gerät- ch in Tantes Schlafstube — eg«
lag wie ein Alp ans mir, i ionnte’
mich nicht besinnen, wag es ei; da:
kam mit einem Schlage die Erinne-!
rang, und mit ihr die ganze Bitterkeit i
zurück.
Ich saß hoch im Bette und strich
mir die wirren Haare aus der Stier
ais sich Taufe Editlfs bleiches über
ioa tes Gesicht um die Thiir bog.
» un. Lena, heute must ich Dich
schelten'«, sagte sie eenft. »Du hast
nicht einmal die Katzen gefiittert, die
Thiere fielen ja förmlich iiber mich
r; wo hast Du Deine Gedanken,
indi«
Sie toar während dem nn mein
Bett gekommen und fah mich an.
»Bist Du trantt'« fra te sie er
schreckt und faßte meine hei e Hund.
Jch schüttelte den Kopf.
«O, nein, ganz gesund, Familien-«
aber dabei frihlte ich eine bleierne
Schwere in meinen Gliedern. ich hatte
nicht Lust, mich zu rühren.
»Driiben geht es sehr i lecht. Mag—
dalene«, berichtete Tante Ldith, mich
noch immer mit besorgtecn Blicke be
trachtend; »ich lam nur her, um ein
bequemer-es Kleid einzuziehen ich bi
die Nacht nicht einen Augenblick zur
Ruhe getommen; sie sprach und schri.
stundenlang; Tine und die Schwester
Agnes konnten iie kaum im Bette ba.
ten, sie will beständig zu Robert."
Tante Edith wischte sich ein paar
große Tropfen ans den Angen.
«Nun gebe nur der Himmel, daß
Du nicht auch trank wirst, mein Lieb
ling. « Mein Gott, wenn nur ihre
Kräfte aushalten, bis Gerijardt
kommt; die Devefche ist fort schon seit
demjlltokgengrauens
»Die Yepeiches weroaror ioinmir
schrie ich nnd wie elltrisirt war id
aus-dem Bette gesprungen.
»Lena! Lenak Du bin tkant«, ve
banpiete Tante Edith und half mci
nen zitternden Händen die Kleider san
legen·
»Nein, nein, Tantei Wann lann e
hier sein Z«
,,Uebermorgen Abend, Kind.'«
.lieberrnorgen Abends«
lieleichiert atbmete ich anf.
»Ich din ganz wohl, Tante", be
ruhigte ich die alte Dame, »dekla?
Dich darauf und ängstige Dich nicht
elf hinüber, ich komme ab und zu
ro en, wie es siebt?'«
ie ging. Grübelnd saß ich in
mein-ern Zimmer. Minias kam her
iiber geschlichen und sah mich miauend
an nnd rieb sich an meinen Kleidern;
sie trug es mir nicht nach, daß ich sie
hungern ließ· Ein paar arme Frauen
kamen und holten sich die wöchentliche
Geidnniersiiisung Mit einem halben
Seitenbück meinte die Eine:
«Se grämen set woll um de gnä
dige Fru, dai is so immer noch Tid
taun gesund werden; aber gistern hat
set dat schwant bi e:r, der Speigel
war dou’n Nagel fullen.'«
Und die Andere bestätigte kopf
dickem-:
»Ja. un oben Hofe fchrigt dat Lei-«
lenbubn det Abends kaum taun Ut
bollsem damals bei den se7igen Herrn
war bat ok so west. Gottslohn un
gode Besserung!« .
Mir ist so Alles in Erinnerung ge
blieben ans jenen Tagen, sogar diese
kleine Szene.
Mittags ging ich hinüber in die
Billa, aber aus Umwegen: ich naan
meinen Weg iiber den Wirthschafis
hos und durch das Dorf. Einen Au
genblick zögerte ich am Brieftasten,
dann glitt das verhängnißvolle Schrei
ben hinein· Meine Adresse hatte ich
in demselben nicht genannt, sondern
die von Christianez ich trat wohl nicht
sehr hier, wenn die Antwort an
flangir. ,
Als ich durch die rluee 1chrnr, oie
direkt zu der Villa führt, sah· ich auf
dem Kiesplatze zwei Pferde umher
siihren; das eine trug einen Damen
sattel, und der tleine Jockerx der zwi
schen den Thieren ging, wars mitun.·
tet scheue Blicke zu dkn Fenstern des
oberen Stockes empor.
Da zuckte es wieder schmerzlich auf
in meinem Herzen. sicher war Melanie
Stelten hier, um sich nach der schwer
ertrantten Mutter Gerhardt’s, ihres
Gerhardt. zu eriundigen; und als ich
eben unter den Bäumen hervortrat,
do kam sie rnit Ferra langsam um
den Rasenplatz gegangen. Arm in
Arm; und während Ferra den blon
den Kops g:senlt hielt, schien Melanie
ihr sreundlich zuzusprechem der grüne
Schleier ihres Hiitchens umslattertej
statt-willig das seine Gesicht, das;
heim so rosig wie ein-e Apfelblüthe
Msssp l
»Ist nicht den Muth verlieren,l
liebste Fequ,« tönte ihre tlares
Sicrnme bis zu mir herüber, »der!
liebt Gott kann im letzten Augenblick
-. noch helfen
Ich verfolgte den Weg aus der
Mein Seite des Roudelö und ge
- its-e sie bemerken zu müssen,
keine: wie es
M: »W, sogar bedeutsiiste Fiel-? »
, W, s llte ch
Des M is istttt samt-er syst-siege
Mc-----s-v-sj ---
liegenden Thiir hinaus. Hier stand im
Sommer die Orangerie um das kleine
Marmorbeclen vor der Freitreppe und
aus diesen Platz sahen Charlotte’s
Fenster-. Weit schweiste der Blick von
dort iiber die Bäume des Paris hin
wkozu den Bergen hinaus, in deren
S oß Haus Föllerode lag.
ch blieb stehen: was wurde wohl
aus jenen Beiden werden? Wie würden (
sie nur weiterleben mit der ewigenj
Se nsucht im Herzen? —- Aber sie
wu ten es doch wenig ens, daß sie sich
liebten; sie hatten es ich aus den Au
en gelesen. ihr Mund hatte es ausge
prochen —-— und ich?
»So in Gedanken, Fräulein von
Dempboss?« fragte da eine klare
Stimme.
Ich subr empor· dort stand sie ja
das reizende Gesicht sah mich so
freundlich an
- «Wissen Sie, daß eben Antwort
lam von Jbretn Vetter? Er denti
morgen Abend hier u sein« es ist
doch unglaublich rach; Ferra trägi
eben die Demsche hinaus, um sie Frau -
Bei-la zu übermitteln. -- Gott sei
Dant, daß er kommt, denn Ferrn höl
te sicher den Korss verloren, wäre das
Schlimmste geschehen!«
Sie sah betrübt aus bei diesen Wor
ten und die Augen schimmerten feucht
.,Jch habe sie hoch verehrt. die arme,
lranle Frau dort oben", siigte sie din
zu, »so barsch nnd streng sie war, so
abweisend sie sich gegen Alle verhielt,
die sich ihr nähern wollten, die ur
sprüngliche Herzensgiite schimmerte
doch immer durch; sie lnit densean
goldechten, ehrlichen Charakter wie
Isierlzardt Tentvlwss.«
»Ja, Gerhardt ist sehr gui«, gab
ich leise zu.
Sie lächelte.
»Nur gut?« wiederholte sie: ,.rnehr
toie das Fräulein von Deniphoii,
tausendmal mehr; ich tenne ihn schon
fo lange als ich denten tann Er ift
ein Mann, wie es wenige giebt, ge
rade ehrlich, ein Edelrnann, wie ei
sein foll, und dabei von einer Zartheit
und Milde - - hätten Sie ihn doch
neben Eharlotte gesehen in Italien.
»O, ich weiß es, Fräulein von
Stelten«. unterbrach ich sie »Nie
mand hat wohl mehr Grund, feine
Güte zu rühmen wie mein kleiner
Bruder nnd ich-"
Die junge Dame fah sonderbar
scheu zu mir herüber, ich hatte die
Worte wohl in einem sie befeuert-en
den Tone gegprochem sie antwortete
nicht und siie wie spielend ein Stein
ehen mit der Reitpeitsche von den«-Gut
nitfiufen der Treppe.
»Freuen Sie sich nicht daß Char
lotte wiederionIth fragte fie dann.
»O gewiß wenn nur die Veran
lossung eine weniger traurikse war-e
Sie thut mir so leid: mii welcher
Angst in en sie jetzt fahren?"
»Es lessei schwer auf Wendhufen«
sagte Melanie von Stelten »Jahre
sang ist hier leine Freude geioeiem o
ich habe Alles so miterlebt! -— Crit
der Tod des alten Herrn, dann Ger
hardts lange, lanqe Kraut Fer
ras unglückliche Ehe mit iedingen
und sein jäheg Ende das Unglück
mit Joachim —-«« jetzt liefen ioirtlich
große Tropfen aus den braunen
Augen —-, »und heute oder morgen
kann die Mutter fterben."
Sie setzte sich aus einen der breiten
Blöckr. die gleichsam das Geländer der
Treppe bildeten und im Sommer die
Kübel der Orangen- und Granatbiius
rne trugen und die seinen Nafensliigel
bebten in verhaltenem Schiner-.
»Sie liebt ihnl« llana es in mei
nem Herzen nnd ich fchritt die sstrrfen
hinunter an ihr vorüber; es that rni:
so weh in der Brust, ich mußte allein
sein. An der Biegung des Weges
wandte ich mich umxsie sasz dort und
schaute rnir nach, unbeschreiblich rei
gznd sah sie aus rnit der lieblichen
endung des feinen Kopfe- Sie
lann ia nicht dafür
,Pfui Lena, wie häßlich Du bist!«
schalt ich mich felbft und ging zu ihr
zurück
»Verzeihen Sie, Fraulein von Gier
ten, ich war unartiq und vergaß, Adieu
zu fagen.«
Sie ergriff meine daraebotene Hnnt
und hielt sie fest in der ihren
»Abieu, Fräulein MagoaleneZ Es
ift nur zu natürlich, daß man in fol
chen Stunden für vie alltäglichen Din
ge keinen Sinn hat; auch muß ich
heim, aber gegen Abend komme ich
wieder, es ift ja fo nahe.«
Ich ging aber nicht nach use.
Jmmer tiefer hinein in den art;
es war ja heute ein Friiblingstag, so
warm und goldig« fo wolkenlos nnd
blau, daß man meinen konnte, alle die
Knospen ber Baume müßten sich mit
einem Male öffnen und sich wie ein
grüner Schleier über den Wald brei
ten. hoch oben in der blauen Luft flog
ein Rathvo el, immer höher unb b
her zog er eine streife, baß er zulehtl
wie ein Pünktchen in dem Aetherl
schwamm. (
Da floseein wilder Falte
Hoch ii r mir dahin;
tönte es in mei Ohr, Charlotte’s;
Liebt Da war Its noch glücklich. als;
sie fang. Unb ba- Glück war fort e
rl en wie der olte, es wollte ni ts
" en von Wen hufen und den Men
sche-, die dort wohnten- Leuchte-to
griin fast-nennten die Rufens-läge ber
vor, und unter säumen da W
schen allerhand law wildes Zeug,
Blätter vonk Sanertler. Anemonen
und M wessen stitthen der wilden
Schneeglöetchen mit den goldgelben
Spikseii Wie wundervou mußte hier
ein z rühling sein!
Ob wohl Georg noch manchma!
kommen durfte, wenn ich fort war?
O. gewiß; ich wollte Gerhardt bitten,
schriftlich; er war fo gut. Wie aber
kam ich fort, ehe er zurückkehrte mor
gen - übermorgen? Zu Christiane
wollte ich gehen; fo viel das Rei egeld
betrug. war wohl noch in meinem
Koffer - aber wie den weiten Weg;
nach der Vahnstation? GottliebT — -- «
Er führe mich hin, er thäte es viel- .
leicht; ich wollte ihn bitten. Jch konnte
ins-irgend etwas erfinden, Georg ei
traut· —- Behiite ihn Gott! widerr ef
ich leise meine iiindhafte Läge: nein.
ich wußte noch nicht was. aber e
mußte sich finden. nur fort von hier
um jeden Preis.
Js. Kap i te l.
Und triieder verging eine Nacht und
ei erfchien ein Tag. und immer tiefer
sanken die schwarzen Todesf atten
über das Varus im Pari; ich kam
Tante Edtth nicht mehr zu sehen, als
ich in der Dämmerung hinüberging.
um na zuira en. Auf der oberften
Treppen nfe aß Ferra, sie hatte ihr
Kind auf dem Schooße und weinte.
»O, Lena!« rief sie und hielt mick
am Kleide fest, »ich fürchte mich sc
dort unten in meinen Zimmerm ich
bin nicht abergliiubifch, aber so allein
zu fein und zu wissen, Mama stirbt,
und dort hängt Riedingen’s und hier
Joachirn’s Bild sich bitte Sie, blei
ben Sie bei mir!" Ferra hatte einmal
ein wunderbares Talent, jeden guten
Eindruck wieder total zu verwischen
mit einem Worte.
Mechanrsch liesz ich mich von iyr
niederziehen und hörte ihr Schluch
zen mit an. Und so saßen wir neben
einander; sie hatte meine Hand sest er
sasit und das Kind schlies ein aus ih
rem Schoosz. Die Dienerschast schlich
aus den Zehen an uns vorüber; es
wurde Gerhardfs und Charlotte"s
Wohnung in Ordnung gebracht. End
lich ließ oie junge Frau Mademoiselle
rusen und iiberaab ihr den Kleinen,
sie wollte noch einen Blick in die Zim
mer der Geschwister thun.
»Das wird nun so bald Alles an
ders hier werden«, bemertte sie slii
iternd. »Ich glaube nicht, dasz mein
Bruder hier wohnen bleibt, salls der
liebe Gott uns Marna nehmen sollte
- - er zieht sicher in das alte herren
haug —-.'«
»Doch wohl so wie so. Ferra. wenn
Gerhardt sich verheirathet?"
Sie uhr überrascht herum und sah
fast er chrocken in mein Gesicht.
»O in, Sie haben Recht«, bemerkte
sie dann, toie sich besinnend, »man ver
giszt insolchen diisteren Tagen selbst
so Naheliegendes.
Und sich zu der Dienerin wendend,
welche aus dem Zimmer der Kran
ten tain, sragte sie:
»Wie geht es, Tine?«
Das Mädchen sing an zu weinen.
»Sie liegt so hin, dadrge Frau; sie
hört nichts mehr und ciiihlt nichts mehr.
Ach, es ist zu schrecklich!«
Unwilltiirlich salteten sich meine
Hände.
»Lieber Gott«, bat ich, »laß sie ge
sund werden« laß sie die Freude noch
erleben. nach so langen, schweren
Schicksalen endlich ein Gliiel." -——
Ferra begann rn dern Korridor aus
und ab zu wandern und laut zu wei
nen; es hatte etwas so Kindisches,
Unangenehme5, dieser laute Schmerz.
»O, mein Gott, mein Gott!'« rief
sie, diese Ausreguna tödtet mich. O,
wenn es doch erst vorbei wäre!«
Und wieder blickte ein Morgen in
das Krankenzimmer, und teine Ver
änderung in dem Zustande der lei
denden Frau. Von Gerhardt war
eben eine Depesche eingetroffen, die
den Wagen 337 dem Mittags-Fuge be
orderte. — un schritt ich uriick
nach dem Kloster, ich hatte ante
noch einmal herausrusen lassen und
war ihr weinend um den hats ge
sallen, und sie hatte mich beruhigt,
so zärtlich sie konnte. Sie wußte ·et
nicht, weshalb ich eigentlich so trost
loc war. — , » «
Und dann iay ich kon meinem »
Zimmer aus den Wagen heinitelzren,;
welcher die Geschwister brachte: undl
Veider Gesichter inusterten im Fluggej
unsere Fenster. Jch stand hinter denl
Gardinem und als der Wagen meinen l
Blicken entschwunden war. da schlug·
ich die Hände vor das Gesicht und einl
wilder, heißer Schmerz packte mich.
Konnte ich denn sort oon hier? War i
es denn nicht übermenschli schwer?
Aber nein, ich mußte -—! Ur nicht
weich werdens Und mit zitternden;
Händen legte ich einige Sachen in die»
Reisetasche, mit der ich einst so schwe- l
ren Herzens hier angekommen war.
Die Sonne wollte untergehen. da
rief ich Jette und schickte sie nach Gott
lieb. Verwundert schaute mich der alte
Mann an, als er ins Zimmer trat.
»Was wollen Sie denn, gnädiaed
Fräulein?« sragte er mitleidig, als
er meine vermeinten Augen sah.
J lam ganz nahe an ihn heran
und chmiegte meinen Kopf an seinen
graben Tuchrock.
«Gottlied, Ihr habt es immer gut
mit mir gemeint —'« ann ich, und
schon wieder slossen die hriinen.
-Jv, Kindchem das sollt' ich denken;
von der ersten Stunde an. Sehen Sie
als Sie dazumal so Mlslos und ban e
um sich guckte-h do«dacht' ich glei ,
Last ein Als-n haben aus das tleine
Wochen lt, aniidiges Fräulein?
stlnd ich habe immer nach Ihnen gr
stehen«
l Jch nieste
, »Und heute, Gottiicb, sollt Jbr miet:
stvieder Masahren", stammette ich. »Ich
muß nach B» ich habe deute einen Bries
bekommen, aber es darf Niemand miss
sen. Gottliebk Nicht wahr, heute
Abend um acht Uer Ihr sonnt sa
dort irn Bart an der Ecke warten,
braucht nicht vorzusahen.'·
- «Btik und Granatent Gnädiges
Fräulein. das — nehmen Sie tnir
es nicht iibei - das ist wunderbar!"
erwiderte der atte Mann und beugte
sich herunter. um mir»ins Gesicht zu
sehen.
Ich hielt den Blick aus.
»Es ist nichts Unrechtes", betbeuerte
ich. »O, Gottiieb. bitte, bitte!«
»Ja doch! Ja doch!« brummte er,
»was hab' ich auch danach zu fragen?
Aber » brn «- Sie wissen doch, gnä:
diaes Fräulein, Ioie es mir schon ein:
mai erging —- - -s"
»O, das ist ganz etwas Anderes,
bester Gottlieb. ganz getoiszi Mein
Vormund will mich sprechen --·" fide
terte ich. s
»Nun, an rnir soll es nicht fehlen,j
gnädiges Fräulein; aber - hin -—
also unt acht Uhr an der Barte-te?
Großer Gott. grad· wie dazu-nott« s
Er schüttelte den Kopf und ging. i
Ich schiüpste ihm aus dem Korridori
na .
«Gottlieb. wißt Jht nicht, wie es
trüben steht?« fragte ich aepeefzt
Schlecht, aniidiaestiiulein, schlecht«,
antwortete et leise. »Ach, mein Him
mel. wie mich Fräulein Charlottchen
dauert: fee ist nicht weg zu triegen von
dem Bette, sie liegt da nnd jammett
und bittet den lieben Gott« et solle ihr
doch nicht zu viel nehmen«
Weinend gqu ich zutiiit Wo tamen
sie nur alle her, die Thtiinenk Und
welch’ einen Zauber iivten sie! llm
jedes Möbel in dem alten, traulichen
Nin-inm, das ich in ihrem leuchten
Scheine ansah wol-en sie einen silber
ichimmetnden Glanz, daß mir Alles
fo schön, so schön vorkam, wie noch
nie, daß ich-meinte es nie lassen-zu
ronnen; arg set ich aus dem Paraoie e
verstoßen, so stand ich vor dem leeren
Feniterplatz Laute-J und berulzrte als
chiednehrnend jedes der altniodiichen
cseriithe die sie so ost in die Hand ge
nommen hatte
Jch beugte mich zu ihren Lieblinaen
und goß ihnen srische Milch in die
Schalen gab den Blumen zu trinke
« ich sollte in dies Aller- niemals mehr
sehen.
Dann siel mir ein, daß ich wohl
schreiben müsse an Tante Edith, damit
sie michJricht vergeblich suchten. skiz
gernd griff ich zur Feder, es wollte
rnir erst gar nichts einsallen, mein
Vorhaben zu rechtfertigen; endlich war
es ge echehen ich schob den Zettel unter
ein ähtissen, und nun sa ich und
wartete aus das Dunteliverden.
Purpurroth versant die Sonne und
füllte das Zimmer mit rosigem S in.
und die Uhr nus dem Kaminnng
schlug Sieben; noch eine Stunde unter
diesem Dache! Und weiter tictte sie,
Selunden zu Minuten reihend; un
aushaltsatu strebte der Zeiger dar
wärt-J
»Ich tann nicht sort!« rief es in
mir. »Du mußt! Du mußt!'« tickte
die Uhr; und Melanie Steltenå schö
nes Gesicht tauchte vor rnir aus, ihre
innsten Augen schauten mich an; »er
ist io gut, so ehrlich!« fliisterteu ihre
Lippen.
Nein ich wollte ihn nicht wieder
sehen, ich wollte nicht so unglücklich
werden tvie die sterbende Frau da
drüben!
Da schlug es acht Uhr. Es war fast
dunkel. Jch schreckte empor und band«
mir but und Mantel um; die tleiuei
Tasche in der hand, schritt ich eiliaj
aus dem Zimmer-; im Korridor blietJ
ich stehen, Minta war mir nachgeschli i
chen; ich nahm sie aus den Arm undi
prehte meine weinenden Augen in dass
sammetrveiche Fell, dann trug ich sie
in das Zimmer zurück. Mit verdoppel
ter Eilen flog ich weiter, Niemand be
gen nete rntr aus meinem Wege; eine
Lust wehte mir draußen entge
gen und srijstelnd schauerte ich zusarn
niest. «
Da — -— richtig, in dem auerletzten
Tageslchein ertannte ich den Wagen
und Gottlieb stand wartend am
S lage. «
s waren seine alten, milden Pier
de, es war dasselbe tvacteliqe Gefährt,
in dem ich hergeloinrnenl J schliivste
hinein· langsam zogen die - hiere an
und hnter mir versank das Kloster-«
und mit ihm Alles-, Alles - - !
Und langsam rollte der Wagen wei
ter, die Räder ächzten und lnrrschten;
wären wir doch erst ungesehen aus
dem Putz-!
Gottlieb, fahrt ein llein wenig ra
schul« bat ich zitternd; mir war zu
Muthe, als begehe ich ein Verbrechen
i »Ja, gnädiges Fräulein, aber die
alten starker, sie waren heute den
ganzen Tag aus dem Felde, sie sind
wohl mild .«
Jrh da mich weit vor: dort blinlten
die erleu teten Fenster der Villn, dort
Itang sieh je t eine Seele los von dens
chwachen Zwer, dort gab es heiße
khränen und Gedeiel Und in solchem
Schmerz, da würden sie mich nicht
vermissen — iiber upt nicht; nur
Tante Editb und harlotte.
Und als jene Fenster hinter mir
«versanlen und 'ichlhinaussah in die
dunlle Nacht, da baumte es sich wild
in meinem heren aus. —- Nein, ieh
konnte nicht fort! Jch streckte die
Arme nach Gottlieb aus,·abet der Ruf
wollte nicht iiber meine Lippen.
,,Hnlt!" tagte da eine wohlbekannte
Stimme dicht neben mir.
Die Pferde standen augenblicklich
und eine dunkle. geoße Geftalt öffnete
den Wagenfchlag.
..Steiqen Sie aus« Magdalene!"
llang ed ruhig.
Eine Hand erfaßte die meine; fast
willenlos folgte ich dein Befe fe.l)le
llmlehren!" befahl Gekliaedt und
Zugleich umfaßte mich fein Arm; re- J
anngslos verharete er fo, bis der Wo J
Tgen gen-endet und viel schneller« als ee"
gekommen, verschwunden war
- lind nun flanden wir allein am
Eingange des Bartes Meine Tbrii nen
halten nisfaelsört zu fließen. Ich hielt
das Gesicht in den Händen verborgen
- wie mir zu Muthe war in jenen
Minuten vermag ich beut nicht mehr
zu tagen
»Maadalene!" klang es weich, »wer
das recht von Dir mich jetzt gerad
je t verlassen zu wollen? Konnte der
febe Mund den Befehl zur Abeeife
eben, der einltmals fo fiifi sprach von
iner Liebe, dle in Noth und Tod, in
Leib und Freud« nicht wantt"s.?«
»O. Gerhardt« Gerbardtl" flam
melte ich, »ich - laf3’ mich. mai-; follte
e — - Melanie!«
»Magdalene!"
Er beugte tich ertchrotten zu mir
herunter.
»Wer sagte Dii?«
Jch antwortete nicht.
«Kind, haft Du es denn nicht ac
fiibtt. daß mein ganzes Herz in Wend
Bitten blieb bei Dir, Magdalenr. bei
its Und doch haft Du geglaubt,
ich ««« e
»Nein, nein!" rief ich anhatten-end
in Wonne und Glück und schlang mei
nen Arm unt den Hals des geliebten
Mannes; «ich glaub-e nichts tnelir. nur
das Eine noch. daß ich Dich lieb habe,
daß ich sterben tniifzte, wäre ich ge
gangen!'«
Und unt uns her toiie der Nacht
wind, er stürzte sich von den Bergen
herunter und fuhr brausend durch
den Part, er schüttelte die alten,
hohen Bäume nnd rauschte in den
lnospenden Zweigen. Das ianq und
tlang iu den Luften, eine gewaltige,
feierliche Frühlingsmelodie, ein Dan
leslied iiir Den, der mildeg Wehen
nach hartem Winter sendet, der iiber
ein trauernd Menschenherz eine so
unendliche Fülle Glückes schütten kann.
Und meine Seele stimmte mit ein in
ienen Lobgesang, nun fein Arm mich
so seit umfaßt hielt. als ob er mich
nimmer lassen wollte.
Es war Frühlin· geworden auch bei
mir, es bliihte und cieuchteie und sproß
te so iarbendunt, to wunderbar ichdn
in meinem Herzen, und alle die Vln
men, die da erbluliten in Liebe und
Dantbarleit, sie schlangen sich zu ei
nem einzigen Kranz zustimmen um
Gerhnrdl, unt meinen. Geehnrdtk - -
Aber dann fuhr ich erschreckt ein
pok.
»Deine Mutter, Gerlsardt!" flü
iierte ich. .
»Sie schläft, Maasaiene«, erwiderte
er, »eH ist ein Gliietiitxiit denn-, just in
dein Moment, ivo mich tsiottlieb riiien
ließ, uni niir Deinen Fluchtplaii zi
verrathen, da sentte sich ein erqniiten
der Schlaf aiii die tirtchöpith nnd
Schineiter litaneg schickte iiiiLs Lille hin
aug; sonit hatte ich jii iiiein kleine
braiineg Mädchen fortfahren taisen
niiissen allein in die weite Welt.«
»Gott sei gelobt!« riei ich iiiiH ool
lein Herzen; »aber eo iit doch haleich
ooiiGotttiei-, d-ai
»Ruliig! Aus den Atti-i lasse ich non
heute an nichts iiiehr tout-nen; er solt
einen Vertrauensposten haben in inei
neiii jungen Hans-stande. Ader nun
sage mir, toer sprach Dir von Mela
iiie Stelten"t«
»Jena, Gerhardt. Sie sagte, Du
habest Dich in Italien init ihr ver
lobt, iveil Du so viel Sorgen Du
seiest dazu gezwungen nnd «
»Weiter", bat er, »die Beichte iniisi
voliständi seiii.«
»Und eor« und ich — sie deutete
an, daß wir — ir zur Last sind; und
darin der Brief von meinem Vor
mund —--! O, isterhardh glaube nur«
Maan war nicht leichtsinnigl Da
isaitte niich Scham und Schmerz; ich
wollte nicht« daß Du uiisertwegen ——'«
»Und das hat Dir Alles Ferra ge
sagt?« sragte er gepreßt, »auch von
dem Briefe?«
»O Gott Gerhardt ich habe ihn
gesehen. es sind 150 Thaler!" rief
ich ängstlich und versuchte sein Ge
ficht zu ertennen; es war mir gerade,
als ob er jetzt lächelte.
»Und Du wolltest sort, urn mir die
große Summe ivo indglich zu er ehe-i
nicht wahrt Und Dich und org
jselbitstiindig durch das Leben zu drin
i
tm
genbex damit ich eine Last weniger
Ich nidte i
a, Ger rdt aber auch weil ";
Htun roei i« »
»Ich hätte es nicht ertragen. Dich;
neben einer andern zu sehen
Er ehenztiriofretiette niichh i seinåiLigpeii
re ten r au menen un
p naiini mich so in Acht«. sa te
er dann, »denn iitätvuizth was ges e
hen würde falls erra mein Geheini
rimieti tenne; ich chtieb nicht einmal an
e.ne tletne ogdalene und do
Sprich t sie irgend etwas alman
sipieez einen Ingenblet
ein« n Gerhardhich ichivuste
’ja selbst kaum, wie lieb ich Dich
schon hatte, und sie war nicht hin-"
Aber dann fiel mit wieder sein Brief
ein. »An-m hat gesehen, wie ich Dei
nen Brief bekam und ihn geküßt
hat-U ---
J »So unvorsichtig bist Du gemäqu
fragte et scherzend. »Nun wei. ich
genug; fike mit nut. Du unbesonnei
Eneö, lei tgläubiges Miit-them Wkk
konntest u Alles glauben, was Dir
da vorgetedei worden ist« nachdem ich
ie Abschied von Die geaommen"?«
«..O, Gethatdt, i begeeife es selbst
nicht«. gab ich ehe ich zu, »aber ic
meinte. weil Du mein Vetter bist
Jeßt lachte ek.
»Nein, Schoß, das machst Du mir
nicht weiß; o recht dettermiißia inne
mir eben nicht in jenem Augenblick
«Aber«, ries ich plötzlich, »ich glaube,
Melanie Stelten liebt Dichls
»Nein, Magdalene", erwiderte er
ernst, »nicht so wie Du denkst. Me- «
lanie steht zu mir wie eine Schwe
ster; singe ie, was sie in Jtalien
ausgestanden. Jch habe ihr den gan
zen Tag nur von Dir erzählt, und sie
Karte Alles geduldig mit an. Sie hat
-oachim sehr gern gehabt, und er .
er streckte erst in der höchsten Noth die
Hand nach ihr aus-; lurz vor seinein
zode hielt er um sie an. Sie besipt
teine Eltern mehr, Lenax da tam sie
zu mir und sragte uni Rath, sie hatte
wohl schon Verschieden-es von Joachim
ehiirt; trohdem wollte sie i m das-z
Hatvort gehen, wenn sie im Stande
ei, ihm auch moralisch zu helfen. Da
habe ich sie gewarnt und ihr die Zu
tunst iin seiner Seite vorgestelltx sie
fragte mich ---- ich konnte sie nicht in
das Elend fallen lassen: und sie er
kannte wohl, daß ich es gut niit ihr
meine, ich kenne sie ia schon als tlei
neS Mädchen und habe ihr immer mit
Rath und That beigestanden Ziel-J
das ist Allersc
Ja, nun bearisi ich Melanie·-J be
aristertez Lob; toie war er gut und
lieu!
»Geih-.irdt«. siiiite ieh sliisternd, »Du
bist viei zu gut siir mich, ich bin so -«
»Sie-hier« vollendete er. .,Verlaß
Dich daraus, den kleinen Trotztopi
zahmen wir noch.«
»Ja, ich will mich bessern, Ger
hardt; aber nun noch Eins; Deine
Mutter »O wird sie mich auch haben
ivollen?«
Fortsetzung solgt.)
W—
Wie sich die spriichivörtlieh versan
neiien und vergeßlichen deutschen Pro
sessoren geändert haben. Fordcrte da
ein Berliner Professor einen Kollegen
aus Pistolen, statt ihn mit deii Was
srn des Geistes zu bekämpfen.
Die Nen- Yorter Biiiler behaupten·
dasz alle Bazillen der von ihnen be
nutzien saulen Eier beim Backen ge
ti.itet würden. Ja, aber das Publi
tiini taust doch keine gebackenen Ba
zillen.
Wenn die Ledernot in Deutschland
anhalten sollte, muß sich das Voll
ebeii gefallen lassen, daß noch nicht
Riemen aus seiner Haut geschnitten
werden·
Der reiche Zuckettkusi kann keine
Lorpotationssteuee zahlen, weil er mit
Verlust arbeitet. Für ein nothwen
deHGeichäftsunleknehmeu ist ein-kuts
stand seiner Aktien von über 115 ge
rade nicht ungünstig.
xxssgjrou c. . Tit
v -
EIIIbtechekt »Warte noch einen
Augenblick ich Awill bloß die geiwhlene
Summe im . Wut-gnug eiIItrageII, da
mit 5 nachher stimmt «
»mil, kühner Sporn wesse, der gleich
uns den stole Gipfel zumqu «
baMckh enti ie mag utig
bmich nur ou mynS rcht »Im-r Mi
met-um beton Seil