Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 30, 1910, Zweiter Theil, Image 16

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    Unter einer Wolke
Die Geschichte kineg
cnlsmwundknenGedächtnis-sk
Von. H. Russel
(3. Fortsetzung.)
Jin Laufe des Nachmittags wuchs
des Land von Minute zu Minute bis
es gegen 4 Uhr nur noch wenige Mei
les entfernt war; eine riesige. zer
tiiiftetr. braune Lüfte, an der sich
nirgends die Einfnhrt zur Sydnehs
sei markirte Mehrere Schiffe. die
der Küste zuzuftreben schienen, beleb
ten die Wasserflbchr. eines davon, ein
ngeres Fahrzeug. dessen weiße Se
gel wie Perlenschnüre in der Sonne
leuchteten, durchkreuzte den Kurs des
«Strathnairn". Bald darauf kam
das Lootsenboot, ein tleineg. offenes
Fahrzeug, in Sicht. Dies war die
ttfte Verbindung mit dem fremden
Lende, nnd die Passagiere famineltenl
sieh. um den Lootfen die Fallreepssf
tret-be hinaufsteigen zu sehen. Er fab?
ungefähr ebenfo aus« wie ein Mann
feines Berufes in den Themtebocls.;
und war mit feinem groben Gesicht und
in feiner blauen Matrofentleibung
durchaus keine bemertenswerthe Er
scheinung Aber das« Boot war mit
ehre-r hatben Dutzend Kanatas oder
Sädfeeinfularen beinannt. und dies
Ist sicherlich ein ungewohnter Anblick.
Jud die Passagiere betrachteten die
dunklen Gestatlten fo intrefsirt, als
wenn sich die zwölfhundert Meilen
weite Reife allein durch diesen Anblick
bezahlt mochte. Der Lootfe schüttelt
dem Kapitiin lräftig bie Hand und
begciickwiintchte ihn mit lauter Stirn
Ine zu feiner glücklichen Ankuner
Denn beaab er sich fofort auf feinen
Platz und ertheilte die nöthigen Be
fehle. Eine weitere Stunde brachte
das Schiff de scheinbar überhöngens
MvKiifte so . daß die Einfahrt
smfehen den beiden ,,Outer-Hends«
zu unterscheiden war. ,
Der Tag neigte sich seinem lssnde
n: der untere Saum des Sonnen-l
salls hing dicht iiber der Küste, die sich
in den prächtigsten Farben eraliibend
scharf vom horizont abhod. Das
Schiff glitt gerät-schlos; iiber die enges
Einschrt und nun bot sich den Passa l
gieren des »Straithnairn' ein gerade- ;
zu märchenhafter Anblick dar; einel
breite« stille Lagune, deren leicht ge
träuseltez Wasser bei der hereinbre
chenden Dunkelheit eine violette Farbe
angenommen hatte; unzählige tleinc
oenseln mit üppiger Vegetation bele
a die Wasserslirche, und die betont
betet Wkiigg aus denen hier unt
der ein mckter Felsen hervorragte, la
gen ringsum rn tiefem Schweigen
Jninitten der Baumgruppen hoben lick
teizende Villen nimmer-gleich von den
grünen Rasenstächen ab. während i
der dämmerigen ne die Dächer
und Thurme der auptstadt gerade
noch zu erkennen waren. Aber di(
Dunkelheit, die in diesen Breiiegras
den sast unmittelbar nach Sonnen-an
tergang hereinhrietit. ent die lieb
siehe Landschast bald den lirken der
Beschauu- Die Sterne Inmen her
vor. und der Kaditiin ich aus dei
Rath des Lootsen an der tleine
Rheedr. Pinch Gut genannt, Anker
werfen, so daß der heute »Strath
nahm« nach einer Fahrt von 112
M zum ersten Male wieder rasten
Its die Passagiere am anderen
Not en aus Deck kamen, lag das
Schi s an jenem weiten huseisensöernis
, Landungsdamrne. der unter den
anren Circular Quai betannt ist
und ehe sie zum Frühstück gingen, war
das Schiff sicher vor Anker edracht.
M war aus den Füßen; z reund
end Verwandte, Agcntem Kaufleut«
sind Giitervakter kamen an Bord
Rawlings stand einsam am hinterei
Ende des Achterdecksx unter all dieser-.
geschaftigen Menschen war ja tein ei
zrgeh der ihn erwartete Er lIah Mc
tian Mariton tu eiteiger nterhal
trug hei einer site-ein schwarz ge
- sie-J
kleideten Dame stehen, vie wohl ihr
Tunte wor, denn die Eiiachricht oos
der Ankunft des »Sttathnairn« hatte
sich iibet Nacht verbreitet, so das-, sie
reichlich Zeit gehabt hatte, von Dar
linghorst herübetzutommem um ihre
Nichte zu empfangen Der Gedanke
an die nahe Trennuna von ihr leate
sich seht bleischwer auf iein Gemütli,
und es kam ihm erst zum Betonßt
sein« wie lieb sie ihm geworden tvot
In diesem Augenblick wandte sie sich
um und winkte ihn zu sich.
»Ich möchte Sie smeinek Tante
Mes. Murray. gern vorstellen«, sagt
sie. «Liebe Tante, dies ist der Herr
des wie Mk. Ratolinas nennen, von
dem ich Dir vorhin erziibtte.«
Er zog feinen hat, während Meg
Murren-, eine Dame mit sanftem Ge
t und tostanienbrauneiu Haar,
urch das iich schon einiae Silbersii
den n, ihn mit ungewöhnliche-n
Leiter e betrachtete.
»Ich höre, daß Sie sich bei Mr.
rtree ou iten werde-"« tagte sie
irdisch» tue Besihung liegt nicht
eoeit von unserem häuschem ich bosse
Sie werden Marian und mich ost be
spziin merkte ihren Worten an daß
ihr ihre Nichte schon oon dem sonder
baren Reiseetiebniß erzäbtt hatte.
»Sie haben titrziich ein iebr ei
es Abenteuer wettet-t« fuhr
Er , nachdem Uawiinas seinei
nt für udisk loigesitvhiårtdige Zenta
W pt n e eine
W erzo«a te mir, daß Sie teine Er
Wo udie sagangenheit ho
UO M IeMyiß Mitin
be
U- MMX ritt· sie
theilnehniend, aber sie konnte es nicht
verhindern. daß eine unbezwingliche
Neugierde ihr Mitgesiilsl siii den Be
dauernswerthen überwog. Es war
vielleicht verzeihlich denn ein Frem
der. dessen Persönlichkeit in ein so
undurchdringliches Geheimniß gehüllt
war, hätte wohl unter den Besten ih
res Geschlechts Neugierde erregt, und
außerdem war Rawlings eine Er:
scheinung. die an und siir sich die Be
achtung aus sich lenttr.
»Wann gehen Sie an Land?« staa
te Marion.
»Sobald Mr. Hartree so weit ist.
ich warte ans ihn Sie gehen per
muthlich gleich.·
»Am User wartet schon jemand aus
Dein Gepackc mischte sich Mes. Mur
rau wieder in die Unterhaltung, »und
Georgr. unser Gärtner. soll uns nack
Hause sahren··'
.Nach use«. wiederholte Marian
träumeris . »sa, dies ist sent meine
Hei-neun ein schönes. grünes Land
aber so ganz anders, wie unser gu
tes, altes Eil land.'·
..Du ivirit « ich bald daran gewöh
nen«, bemertte Mis. Murran mit
philosophischer Ruhe.
Jn diesem Augenblick tauchte Mr
Hartrees lleine, untersetzte Gestal
und freundliche-J Gesicht ganz in ihrer
Niilse im Gedränge aus: er hatte fiel
schon sertig gemacht, um an Land zi
gehen, und trug einen weißen Flanell
anzu und einen sogenannten »Car
bage-;,reedut«. die gebräuchliche Kaps
dedeclung der »Cornstalts" in Neu
Süd-Werks
»Ach. da sind Sie ia Rawiings
rief er, als er den jun en Mann er
späht hatte, »mich hät hier nichts
mehr. und wenn Sie so weit sind
lönnen wir gehen«
»Ich bin bereit·, entgegnete Naiv
lings und ergriff Marians Hand
»Wir brauchen uns nicht Lebewohl zi
sagen, da wir uns häiisig sehen ioer
den.«
»Und doch tommt es niir wie eir
Abschied oor", entgegnete fie. iväh
iend in ihren schönen Augen plötzlich
Tliränen ausstie en
»Sei ruhig, arian, ich werde ir
viel wie möglich bei Dir sein«, sagte
cr leise. dann noch ein Händedruck
ein letzter Vliich iiiid sie schieden. Ma
rian und ihre Tante verließen das
Schiff sofort, während Naivlinag und
»Wir· Hartree den Kapitän aussuchten
den sie in seiner Kajute eifrig schrei
bend fanden.
»Verzeihen Sie die Störuna«, l
iann Nawling5, »aber ich möchte Jh
iien gern Lebewohl saaen nnd J neri
von ganzem herzen iiir Jhre iit
danken.«
Der Schisssherr ließ seine Feder
fallen und stand aus« um dem junges
Manne die Hand zu schütteln.
»Leben Sie wohl, Mr. Raivlings,
ich denke. wir sehen uns bald wieder
ich würde mich r,euen Jhnen in ir
gend einer Weise behilslich sein zi
tönnen Jch sehe heute unsere Aaen
ten und tann viellei t von ihnen er
fahren, wer die Bei yet der »Ladi
Godivci« find. Mithf chiclen Sie mir
Jhre Adresse, daiiiit ich Sie benach
richtigen lanii.«
chenDas können wir gleich abina
chte Mr. hartree »Dumbai
Hause, arlinahorii, wird aeniigen,
iiin Mr. Fawlings zu jeder Zeit aus
zusinden."
Der Kapitän iiotirte sich die Adres
se, und nach einein herzlichen Abschiel
verließen die beiden Herren da
Schiff.
»Nun noch ein Lebewohl dein alten
Schisz sagte Mr. Hartree als sie dei
Dimi erreicht hatten Jahr wohl bra
·Sttaithnairn"! »Deinahe4 4Mo
nakte hast Du uns mehr denn zwölf
tausend Meilen weit diirch Sturrn iind
Sonnenschein bei Tag und Nacht,
sicher ans Ziel gebracht.
Sie blieben volle iunf Minuten ne
ben und betrachteten den mächtian
Bau des Schiffes. dessen Planken die
Wasser dreier Meere umspiilt hatten
und dessen segelqeschiniickte Masten
jetzt in majesiatischer Fing in den
blauen Piniinel ragten. ann be
stiegen ie einen Wagen und fuhren
nach der Stadt, deren belebte Stra
sie-i Rawlingg einen qanz ungemahn
ten Anblick boten. Alles taia ihm be
lannt vor, aber er sprach seine Be
wunderung iiber das geschösti e Trei
ben der Großstadt, das ihm o völlig
zwealos erschien, gegen Mr. Hartree
Pius-.
Mr. hartree besaß ein reizendes
Haus im englischen Stil ain Rande
eines parlartigen Wäldchens, hegen
tühler Schatten der australischen o
aelivelt vorn kleinen Kolibri bis zum
prächtigsten Papaaei ein lauschiaes
Obdach bot. Der gastfreundliche
Mann wurde von Frau iind Kindern
erwartet, die, durch das Geräusch det
nähertornmendea Waaens ausmert
sam gemacht berbeieilten.
»Liebe Amalie«, sa te er, nachdem
der erste Sturm der egriißiina vor
über war, «hier habe ich Mr. Charlie
Rawlingg mitgebracht Er wird die
nächste Zeit unser Gast sein, und wir
müssen ej ihm so behaglich wie insg
lich machen. Ich werde Dir seine Ge
schichte gleich erzsblem aber erst laß
ein Zimmer für ihn zurecht machen.«
rö. hartree reichte dein jungen
Manne die haad und bemilltoniiniiete
i niit freundlichen Worten. Die
hner SydW sind wegen ihrer
Wirt-n chaft herab-at und wol
sie-iet- ' cis »Mit-r So
Cis-Mir werden« »alt
Charles Ratvlings in dein Heim sei
nes neuen Freundes-. Nach kurzer
Unterhaltung zog Mr. Hartree die
Glocke; sofort erschien ein Cingehore
net, der die ihm ertheilten Befehle mit
oersiiindnißoollem Kopsnicken aus
nahm und den jungen Mann daeam
in ein elegantes. lustiges Fremden
zimrner irn oberen Stock siihrte. Naiv
lings ließ sich arn Fenster nieder unt
sah aedantenooll in die pröchli eLands
schast hinan-L Es war ein ge egnetes
Land, dar- sich vor seinem Blicke aus
breitete; Wälder mechselten mit grii
nen Matten, und in der Ferne hohen
sich die blauen Hiiaelreihen schars vom
Horizonte ah. Der jun e Mann atks
mete die Luft, und gro e Freudialeil
lam iider ihn heim Anblick dieser on
nenbeschienenen Landschaft, jene Freu:
dialeit, die nur die Schönheit nnd
Volltornrnenheit der Natur in den
Menschen erweckt und ihn dadurch siir
lurze Augenblicke aus dem Alltageie
den heraustreibt. Dann wanderten
keine Gedanien zu Marian und er
stellte Vermuthnngen an. in welcher
Richtung das Saus Mer Murrane
wohl liegen möchte.
»Wie glücklich tönnte ich iein«, ries
er. sich vom Fenster abwendend, »went
ich diese unglückselige Wolle von mei
nem Geiste oerscheuchen idnnte!«'
7. Kapitel
Wer Klar-r Lamberg ist.
An dem langen. staubigen Wege, der
von dem fruchtbaren Kustenaebiet in
das unbekannte Innere des grossen
Kantinents führt« stand im Jahre
1888 « und steht vielleicht noch beu
tc -- ein großes, weiß aussehendes
Haus, ungefähr eine Meile von Syd
nen entfernt. Es la so ties versteckt
im Schatten hoher öume, ale wenn
es selbst ein Gefühl davon hätte, wie
wenig es mit seinem altmodischen
klenszeren in die Kolonien paßte und
nur darauf bedacht wäre, sein verwit
tertes Ziegeldach und die braunen
Mauern vor den Blicken der Vorüber
gehenden zu verbergen. Ueber der.
Steinsäulen des Eingange-J stand der
tsrunlende Name »Frit3 Williams
Lodge·'. Das Haus hatte etwas- Ge
beirnnisrvotlesz man sagt, ein Ge
spenst arbe darin um. weswegen der
unglückliche Vesiftzer jahrelang keiner
Liliiether dasiir indeu tonnte. Dann
wurde es von einem sonderbar aus
sehenden Manne bezogen, von dern die
sage ging, dasz er leinem menschli
ckxen Wesen gestatte, seine Schwelle zu
überschreiten Nachdem er mehrere
Jahre ganz nriickge ogen gelebt hat-.
te, siel es einen Hachbarn plötzlich
aus, daß sie ihn wochenlang nicht ge-—
sehen hatten; vielleicht war er lrant
geworden, und so beschlossen sie. den
Rubikon des Thorweges zu überschrei
ten und in das geheimnisvolle gnug
einzudringen, wo sie den alten · on
derling dann in einem düsteren Zim
mer des oberen Stockwertes als Leiche
fanden; er war augenscheinlich ver
hungert, aber neben seinem Lager
stand eine geössnete Iruhe voll aus
stralischer Sovereigns.
Zur Zeit unserer Geschichte wurde
Fern Williams Lodge von einem til
teren Geistlichen, Namens John Lam
tert, mit Frau und Tochter bewohnt,
der eines Lungenleidens wegen sein
behagliches Heim in Gloucestershire
mit einem wärmeren, nebellogn Lande
hatte vertauschen müssen. ie kleine
Familie war vor ungefähr einem ah
re gelandet und hatte sich Friy il
liams Lodge aus verschiedenen Grün
den zum neuen heim erloren: erstens
sorderte der Besitzer nur eine geringi
Miethe. und zweitens war es in dem
fremden Lande das einzige Haus, das
sie an die alte heimath erinnerte. Sie
lebten sich bald ein; Mr. Lambertk
Gesundheit besserte sich schließlich in
dem milderen Minia, und er konnte
bald die Vetanntschast seiner sreund
lich gesinnten amerilanischen Nachbarn
-rnachen. die-ihrnynicht nur eine ange
——-—
— nehme Gcfcilschclfl lvakle scllbkkll Mii·
auch mit Rath und That zur Seite
standen. fo dafz er mit seinem immer
hin spärlichen Einkommen bald das
Dreifache von dein erzielte. wag er in
England gehabt haben wiirde. Mrs.
Lambert hatte wenig Angehörige in
England zurückgelassen und fiihlte sich
in dem neuen Lande mit seinem war
snen Sonnenschein und der behaglicheni
Lebensweise mit seinen Blumen und
Früchten bald heimisch.
Anders war es mit ihrer Tochteri
Mart-. Das hübsche Mädchen mit
der zarten hautfarbe und der Iiille
aoldiger haare hatte bei ihrer Ankunft I
in dem Lande, in dem unverheiratxoe ;
Frauen eine Selienheit sind qro
Aussehen erregt. Sie schien inde en
nicht gesonnen, das neue Land als ih
re heimath anzuerkennen, und bald
war das Geriicht im Umlauf, daß
ftarke Bande sie an das Vaterland fes
selten: man sagte, sie sei mit einem
Engländer verloht, der in kure rseit
kommen werde um sie in die imatk
zurückzubringen
Beinah- eine Woche war seit der
glücklichen Ankunft des «Strath
nairn" vergangen. An einem herr
lichen Morgen, der einen « , Tag
ankündigte, war Mr Lam In Ge
schästen in die Stadt gefahrra. wo
rcnd sieh die seiden Damen des -
ses mit ihren sdarbeiten im i
ten einer seinigen Buche niederge
lassen hatten. einerla innen
Pause in der Unter ltun Wes
Lamhert plösiis ihre Ir ci
M falle-m rief: Marthin
habe eine Ahnung. baß Vater uns
denke Nachricht von Cecil mitbringen
wird.«·
»Hossentlich: dies lange, vergeb
liche Warten wird auch nachgerabe
unerträglich«, entgegnete das jun.
Mädchm..Mnte doch, bap sent siinf
Monate vergangen sind, eit er ge
schrieben hat« passe er nimmt-"
»Ist-us Monate! Kaum ginublich
und doch ist es richtig. Wie bie Zeit
siiegt!«
.Sein Brief war vom Mai datirt
nnb jetzt baben wir Mitte Oft-»ber
Als ich neulich aus Bureau in Syd
nen war. sa ten rnir vie herren, base
die »Lnby obiba« schon fällig sei!
sie waren seibst schon unruhig über
ihr langes Ausbleiben."
Mes. Lambert schwieg ein Weis
chen. »Sie tönnen un iinstigen Wind
gehabt baben", saqte re dann. »Be
smnst Du Dich nicht noch aus unsere
ilebersahrt? Man hört fest so oit von
ungewöhnlich lanaem Aus-bleiben der
Schiffe, ungünstiger Winde over
Windstille wegen.« ·
»O in, das wei Ich", entgegnete
Klar-L »aber siehst u, Mutter, die
Agenten der »Labu Gobiba« sprechen
ganz ossen"aus. baß sie sich über das
Aue-bleiben des Schiffes sebt beuan
higen, uin so mehr-. als ein anderes
Schiff, ber «Strathnaitn«, das sechs
Wochenspiitex in See geanntgen,·«schon
txt-l kllllgkll Jtlgcll klllgcuruicu ere.
»Liebes Kind, ich wünsche von gan
zrnt Her en, dafz wir bald von Cecil
hören«, agte Mrs. Larnbert liebevoll
,,denn diese Ungewißheit ist das
schlimmste, denn Du mußt immer
daran denlen, daß, wenn die »Ladn
Godiva'· wirklich gekentert ist. die
Passagiere und die Mannschasten
trotzdem in Sicherheit sein lönnen.«
»Das ist meine letzte Hoffnuna«.
entgegnete Klara »Jetzt höre ich den
Wagen in der «)lltee."
Als sie auf die Vordersrite der-,
Hauses lamen, stieg Mr. Lambert aus
dem Ponvwagen, dem ein lleiner chi—
nesischer Knabe die Dienerschast
in Australien ist aus allen Rassen zus
sammengeseyt als Fiihrer diente
Der alte herr lsegriisrte Frau unt
Tochter auf das herzlichste.
»Hast Du irgend etwas von Bedeu
tung gehört?« fragte Mir-. Lambert
»Ich hat-e nichts gehört«, entgeg
nete er, »aber hier ist der »Herald«
von heute morgen, ich habe nur noch
teine Zeit gehabt hinein zu sehen."
Klara nahm ihm die Zeitung ha
stig aus der band und ging den El
tern voran ins Eszzirnrner, wo sie sich
in einen Stuhl niederließ und anfing,
die Seiten data-zugeben Zuert sah
sie die Liste der eingelautenen Hchisfe
durch; sie hatte das schon oft gethan,
das; es ihr heute kaum noch eine Ent
töuschung war, die «Ladh Godiva'«
wieder nicht rnit ausgeführt zu fin
den. Gleichgültig flogen ihre Art-i
gen iiber die Berichte der »Legiglative·
Pfundva die Statistiten des Woll
marktes, die letzten Posten nur- den
Bergwerlen und eine ausführliche
Korrespondenz zwischen einem Rath
herrn und einem Civilingenieur über
die Zuftfinde in Booloontooloo, bis ihr
Blick durch einen langen Artikel ge
sesselt wurde. der die lieberschrtsi
trug: »Ein sonderbar-es Erlebnis aus
Ser.« Sie begann zu lesen:
»Am letzten Dienstag traf das
Schiff «Straithnairn«, 1550 Regi
stertonnen, Kavitiin Sturgesz, nach ei
ner beschwerlichen Reise von einhun
dertundzwöls Tagen, von London bier
ein« Der «Stratbnairn« hatte volle
Ladung siir einige unserer Kaufhiius
srr und viele Passagiere erster-klafft
an Bord. Jn der Gegend von St
helena hatte das Schiff ein sonder
bares und interessantes Abenteuer
Kapitän Sturgeß hat dasselbe der
Oesfentlichkeit übergeben. Unter dein
LL Grad 35Min. siidlicher Breite
und den- 133. Grad 20 Min. westlicher
Läne traf der «Strathnairn« bei
Rn t eiu offenes Boot. Die Wach
wurde zuerst durch das Bellen »eines
Hundes aufmerksam uno oa rne Year-n
schön nnd llar war, lonnte der
»Strathnairn« das treibende Boot
ausziehen, in dem zwei Manner la
gen; der eine trug die Kleidung eines
Matrosen, der andere aekiörte lei
net Erscheinung nach den höheren Ge
felllchoftslreiien an; iiber beiden
stand der Hund« Wache haltend. Der
Matroie war todt, aber der andere
war nur bewußtlos und wurde an
Bord des »Strahnairn« von dein
Schilfsarzt in Behandlung genom
men. Am Stern des Bootes, dat
wiedec ireigegeben wurde, stand deri
Name »oui« Ganvo Das Schritt
das irn ver angenen Mai von Liveril
pool nach ydney ausfuhn ist« feiti
mehreren Wochen als fällig zu be-;
.trachten. und diele Entdeckung des
lKapitiinj des »Strckithnairn« ad Fu
Jtsen größten Befürchtungen hin ichtl ch
»der SiFerheit der · adh Godiva«
Veranla ung. Der gerettete Mann
lag meerere Tage bewu tlos in fei
«ner Ka ine. Als er end ich urn Be
toußtlein erwachte, machte eine Um
Mun »die Entdeckst-tin da er fein
seist-riß völlig ver oren ite. Er
hatte ni t die mindeste Erinnerung
an seine r angenheit. Sein Erin
nerun Operat· en hatte durch die
fuer M Qualen, die er zweifels
Iohne aussehnltenbah io vollltiindig
sei-tieri, das er nicht irn Stande war,
einen Rom zu nennen oder irr-end
welche Angaben til-er seine Periön ich
seit zu wehm- lss me unmöglich
feine Jdentitöt festzustellen da die
wenigen Sachen. die er a hatte, nur
nrit den Buchstaben C. . gezeichnet
waren. Die Vatfa iere des »Dir-oth
nairn'· »«legten i in den Namen
»Cdarle6-Rawlingi« dei, aber es liegt
durchaus lein Grund zu der Annah
me vor. daß dies fein wirklicher Name
ift. Da die .Ladn Goviva" fiir un
feren Dafen gecharterl war. nnd da
der unglückliche herr,« wie mit Sicher
heit anzunehmen ift, ein Passagier des
Schiffes war, ift es leicht möglich,
daß in Sndney Leute find. die den
Schleier lüften können. der aimen
blietlich auf feiner Vergangenheit
ruht. Wenn sich jemand dazu finden
:follte, fo wird er dringend gebeten.
ssich mit Mr. C. R. bei Mr. Louis
Hartree, Dumbar haufe, Darlin -
horft. in Verbindung zu fetzen De
angegebenen Jnitialen werden die
Entderlung feines richtigen Name-s
erleichtern lfen. Die hiesigen A en
ten der Be rtzer des Schiffes, die er
ren Vrnnnt nnd Wand, haben den
Herrn aufaefucht, aber da er fein Ge
dächtnis verloren hat, tann er leine
Auskunft iiber das Schickfal desSchif
fes geben, während fie andererfeite
teine Liften der Pnffaaiere der »Laer
Godivn« besitzen, die zur Feftftelznna
feiner Identität helfen könnten«
Klara Lamdert hatte den Artilel
schweigend obne eine Miene zu Vet
zienen, durchaelefen, aber als fie zu;
Ende war, machte fie ihrer mächtiqenI
Erregung in einem arellen Schreii
Luft. s
iFortfetzung folgt.)
—- —.——
Unter Veportirten. 4
1
gruppe zahlende Jnselchen im Gott
von Vengalen, ist die Verwaltungs
Centrale . r britischsindischen Straf
tolonie. D rt hausen der Gouverneue
und die sonstigen Beamten; das Mi
titiir und die Polizei. Sträslinge sieht
man selten.
Es handelt sich dann meist um De
pcrtierte, die als Dienstboten bei einem ’
Beamten oder Ossizier angestellt sind.
Denn während wir sonst ausTodtschlii s
ger und Einbrecher Jagd machen, !
nimmt man sie hier als Gesinde ins
Haus. Hin und wieder begegnete ich
aus Roß so einem zu lebenslänglicher
Verbannung verurtheilten Mörder, der
das Amt einer zärtlichen Amme veri (
sah. Die nervige Rechte, die früher
das bluttriesende Messer schwang.
schautelt sorgsam den Kinderwagem
während die Linte mit einem spitzen
besegten Damenschirm behutsam die
Tropensonne von den Babns abzuhal- (
ten sucht. Der Expirat Ghoa Khan,
der »Schreclen der Martahan Bah«,
besorgt jeyt den Wäscheschrant und
zieht Bändchen ein. ;
Der Anblick der Sträslinge hat na: !
türlich nichts Sensaiionelles oder Aus-— j
regendes mehr, wenn sie auch jenseitsj
des Ozeans siir ein paar Tage sieben i
Millionen Leser hatten. Jack, der
Bauchausschlihen tönnte nach Roß
tornmen und sich dort niederlassen,
ohne die geringsteNeugierde zu erregen.
Er betiime vielleicht eineAnstellung als
heilgehilsr.
Das Verhältnis der im Privatdienst
verwendete-I Strästinge zu ihren Ar
beitgebern ist gesetzlich genau geregelts
Ein Dienstvertrag tann nur mit der»
Regierung, nicht mit dem Sträsling;
selbst abgeschlossen werden. Der?
Dienstlohn unterliegt nicht der priva- ’
ten Vereinbarung sondern ist von der T
Behörde sestgeseyt Er beträgt siir ei- »
nen Kuli (Wasserträger, Schwert-ur- ’
schen ustv.) etwa 10 Cents tiir den»
achtstündigen Arbeitstag, also 32.50
pro Monat. Köche und sonstige »bes
sere Dienstboten« sind etwas theurer.
Von diesem Monatslohn erhält derl
Verbannte etwa 75 Cents als Tod
schengeld Den Rest lassiert die Re
gierung, die dasiir Essen, Schlasstelle
und Kleidung lieserl. Jn der von mir
im vorigen Jahre bereisten französi
schen Verbrechertolonie Neutaledonien’
dagegen, die ich zum Vergleich hier an
führen miichte, toslet ein Striislings-«
dienstbote etwa 85 und muß vorn Ar
beitgeber völlig vers-siegt werden.
Rost Island, das zur Andamanen
(
um den Neid der Leser, die uber vie
hohen Dienstbotenlöhne seufzen, ganz
besonders auszustncheln, will ich noch
verrathen. daß man der Gesangniswer
wolkung auf den Andnmanen siir st
50 sogar noch einen Arbeitselesanten
mitgeliesert bekommt. Jch denke mir
die praktische Verwendung dieseeJlIie
tes im hnughalt etwa derart, daß man
beim Adstnuben seinen Niissel als Va
luumreiniger beauft. — O Andanup
nisland, du Paradies der haussraul
Der Lohn der Sträslingidiener aus
den Andamanen ist übrigens nicht so
erstaunlich niedrig, wie uns scheint.
Man muß bedenken, daß auch das
Einkommen eines sreien Arbeiters in
ganz Indien außerordentlich gering ist
und daß zwischen Indus und Snluen
Dienstboten stets ein billiger Luxus
Tsind —- vielleicht der einzige. Vorzüg
» lich geschulte Lakeien nnd Kammerdies
;ner mit Sprnchkenntnissen bekommen
smonattich höchstens 35. Von diesem
JGoldstiirk haben sie sich vollkommen
Pselbst zu verpslegen, und troßdem ina
’chen sie 2 bis 4 Pollan Ersparnisse
Denn ilIr Frühstück, Mittagessen nnd
Ubendbrot besteht aus Reis, den sie
beinahe geschenkt erhalten. Jhr Bett
ift die harte Diele var der Schlafzitni
mertiir ihres herrn, auf der fie däe
ganze Nacht wie Vunde lauern.
Natiiriieh finden nur-jene Streit
lingeBeruieaduasJU Dienstboten die
sich im Laufe der Jahre ihrer Gefan
genfchaft als zuverkaisig und unge
fährlich gezeigt haben. Die Nooizens
zeit verbringt jeder Departierte im
Zellengefängnis zu Aber-dem das et
wa eine Seemeile pension entfernt auf
der South Andaman hauptinfel liegt.
Hat ein Gefanaener, ohne fich Dis
ziplinarftrafen zuzuziehen, die erften
fechs Monate hinter sich, fo tritt er ins
izweite Strafftudiuni. Er wird aus
der Zellenhaft entlassen und muß im
Freien als Wegbauer, Hafenarbeiten
Steinllopfer oder Handwerker arbei
ten. Das zweite Stadium, während
dessen letzter Hälfte er als hauödiener
Verwenduna finden kann, dauert min
destens ein Jahrzehnt. Erft dann
wird der Verbannte freigelassen und
als »Selffupparter'· nngesiedelt.
Die »Selbfterhalter" entsprechen den
»Konzessianiiren« auf Neutaledanien.
Während aber der franziisifebe Staat
feinen freigelassen-In Sträflingen ein
bereits urbar gemachtes Grundftiiet
mit Wohnhaus gibt, hat der indiiche
Verdannte fich dem Urwald felbst zu
roden und darauf eine Hütte zu er
bauen. In diefer Maßnahme liegt der
Hauptwerth der indifchenDepartatian.
Ueber hundert Quadrattilometer
Ackerland find fa im Lauf der Jahre
dem Dfchnnael abgerungen worden«
Auf Grund eines von der «Farftabthei
lung'« gefertigten Arbeitsplanes wer-·
den ftets jene Sträflinae,die demnächst
das erlöfende zehnte Jahr vollenden
gruppemveife in das Jnnere des Lans
des gefandt, um als »Clenrina gangä«
den Baden freizuleaem auf dem sie
dann die Früchte ihres Fleißee genie
ßen fallen.
»- m« ,WWM»» i «
Jch machte nach einer der Rom-nas
stellen im Boot deo Gouverneurg eine
Erturfion Das Meer war ruhig und
lag glänzend und schwer wie ein
Quecksilberteich in der tkopäschen Son
nenglut zwischen den Lüften. Ein
paar Vögel von bizarrer Farbe unt
flatterten die lautlos dahingleitende
Damrfdarlasse und schnellten —
——- ebenso wie das Thermometer —-- in
die höhe empor, als tdir die offeneSee
oeeliefzen und in eine finstere Lagune
fteuerten, die tief und fchmal das Mi
stenland durchschnitt. Enger und en
ger drängten sich die Mangroden an
unser Boot heran. Jhr blechartig
glänzendes, steifes Laub, und ihre
tvirren Lufttourzeln dildeten einen
Tunnel, durch den die Bartasse lrie
chen mußte. Lianen und anderes farb:
und formlofes Gestrüpp schwammen
faulend im Wasser herum. Kote-spal
men mit sonnenmiiden, derdorrtett Un
terbliittern, nnd Cnl.1lhturriesen,
graue hundertiöhrige Wächter der Mi
ste, überragten das Pflanzengewirr
Schließlich endete die Fahrt in ei
nem dunkeln. dumpfen Wasserdraen,
das von allen Seiten mit fteil abfals
lenden Hänaen umrandet war. Die
Dümpspleife schrillte mehrmals laut
und weckte das llrwaldgethier aus sei-—
nein Tagegschlaf. Ein Jnder tam
von der höde herabgetlettert, half das
Boot befestigen nnd diente dann als
Führer durch den Dschungel, durch den
wir uns zu Fuße hindurch auälten,da
das Terrain fiir Pferde unpaffierbar
war. Gegen Mittag erreichten toir die
Rodungsstellr. Es wurde hier nicht
—— wie ich es in Australien und in der
Südsee sah — der Wald durch An
hauen der Rinde zum Adfterben und
Verdorren gebracht und dann nieder
gedeannt. sondern man fällte mit Beil
und Sätze Stamm fiir Stamm, um
die Bäume als Bat-material fiir die
Hütten verwerthen zu können. Auch
bildet das loitdarePatuholz einen nicht
zu derachtenden Exportarttlel der Ko
lonie.
Jst-. nnermeleichenltkwald liegt eine
tleine Achtung- Ringsune fteht dohee,
iippigek Dich-ungel. Durch den dichten
Filz der Liepetation tann tein Lüftchen
dringen. Von oben brennt die Sonne
herunter, siedet die dunftige Nachtig
leit der Nacht ans den Blättern und
läfzt die lleinen Tümpel kochen und
dampfen. In diefet briitend fchlviilen
thhmofphiire foll ein Europäer arbei
ten? Höchstens als Aufseher dürfte er
zu verwenden fein-. Baumfällen wäre
hier Selbstcnord iiir den weißen
Mann.
» Was von denAndamanen gilt, trifft
nach auf alle deutfchen Befihuupen zu.
; die fiir eine Straftolvnie in Betracht
tommen könnten. Die Karclinety Pa
; lauinfeln und Marinnen. die gelegent
; lich fiir die Deportation vorgefchlagen
morden, sind diefelben Kreinatoeien
l wie die Und-staunen Und in Deutsch.
Neu-greinen erlebte ich Temperatueeu,
die die der Andamonen noch iiberteefs
fen.
l Ein getftreichee Franz-ist« ich glaube
es nmt Vittok sagt-, nannte einmal
die französifche lierbrecheranfiedlung
«Canenne la Guillotine fdchsc Die
trockene Guillotinr.
Das ift lein Mann, der, tvo das
Größen zu gewinnen ist« atn Meinst
flch genügen tönt. .