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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 30, 1910)
. . c I s . Von Furt Etich Lenker-. sus Mo haben l ir gesessen« meine kleine Märchenlknw Du Und n tluys im tu durchmessen Dei immls wundersollgs Itzt-. . . san Liedern. die die Engel sangen, drin-Echte ich entzückt elf W,.— . Dit blieben drei, vier Sternlein hangen sunlelnd in deinem dnnllen Haar Und einen ließt du abwärts schweben Und tlntsetitcit lacht-wies die Hand: Leicht binden zwei sich feist liess Leben Benn ek versprüls in Menschenlmndl Eer tesslssse Wette. Novelle von Indte de Lin-de Der Saal des modernen Kabateit aus dem Boulevatd funkelte in einem Meer von Licht, die Zigeunerviolinen seufzten langsame Walzet, und in dem weißen Glanz der elektrischen Lam pen sprühten die Kleinodien der Da nien in tausend farbigen Reslexen Es wat an einem unfreundlichen Viertel-abend Der Sturm, der in den Straßen heulte, schien sich mit dem tlatschenden Regen zu vereinen, uin diese Raume durch den Contkast noch anheimelndet zu machen. »Es ist ein ideales Wetter, um ein Verbrechen zu begehen!« meinte Vierte de Lionne lächelnd —-— et war ein blendet junger Mann, der älteste der vier Freunde, die soeben dinikt hat ten. »Man könnte sich beinahe surchten:" .nreinte ein anderer. »Ach wa6," suhr Pierre sort. »Die Furcht hat mit dem Wetter nichts zu thun. Sie steckt in uns. nicht aber kommt sie von dem Wetter, das gerade Hkktscht Wenn man Furcht hat, fürchtet man sich vor allem und vor nichts k— ohne Grund. Wir tönnen snicht mehr sehen. noch hören. Die cht ist einsach eine Krankheit der eroen . .. Ein an Körper und Geist Wunder Mensch tennt leine Furcht. - r Furchtsame ist ein Manier, und ost sogar ein unhellbarer Kranter!« Darin tann ich Dir ganz und gar reizt beipslichten!« oersehte lkdmond Sonturien ein anderer junger Mann, der schon einige Zeit still dagesessen »Die Furcht entsteht nicht vor einer bestimmten Gefahr, die man erwartet —- sie toird bei einer ganz unbestimm ten Gefahr, die man erwartet — sie wird bei einer ganz unbestimmten Gefahr von gebeimnissvolleu Ein sliissen erzeugt, die sich ebenso gut zeigen, als auch verborgen bleiben können. Die Furcht stectt nicht in uns -— sie rührt ganz im Gegeutheil von unserer Umgebung her. Daher auch entsteht sie besonders im Dunkel der Nacht, das den Gegenständen phantastische Umrisse verleiht. lind Niemand tann behaupten, diese Furcht überiäme ihn nie!" .Nun,« ries Pierre de Lionne aus .Jch schwöre, daß ich mitten in der Nacht, und wäre das Wetter noch schauerlicher, atg heute Abend, an ie dem Orte dieselbe Ruhe bewahren würde, als am hellen lichten Tage! «Wotlen wir wetten?« »Gewiß, gern.« »Wir werden Dich aus den Baute vard de la Chapelle siihren. oder noch besser in die Nähe des Kirchhoies Pdre Lachaise. Du bringst die Nacht dort zu, und morgen sagst Du uns in aller Ossenber,iigteit, ob Du lerne Angst gehabt. Selbstverständlich wirst Du uns nichts verhehlen, was Du empsunden hast« »Eine schlechte Wette siir micts!'« meinte Pierre lachend. »Ich werde bestimmt von Gefahren umgeben sein. denn die Apachen treiben «an diesem Orte ihr Unwesen. Cis ist nicht ge rade angenehm, sich einen Messerstich zu holen, um Euch zu beweisen, dIsz ich teine Angst habe." »Nun". nahm Frei-no couriirier das Wort, ,,bringe die Nacht ans dem Ptsre Lachaise zu. Dente doch, es ist wunderbar, bei den Todten. bei den Gräbern Du wirst vielleicht einige Gespenster sehen, mit denen man uns ais Kinder in Schreiten sehte ..... « »Ja, aber die Thore werden ge schlossen ... . l« »Wir bestechen den Marter« »Aber ich irerde bis aus die Haut durchnäszti Eine Lungenmtziindnng möchte ich mir nan doch nicht gern zuzleheiI.« »Ah, Du willst Dich driiclen!« «Durchaus nicht, Ebmond. Finde etwas, das mir pas-t, und ich nehme an. «Meinetioeaen einen unheimli gen Ort, doch darf ich nicht naß wer as »Das Panoptilurn ....!« ries Jac ques. «Das PanoptiturM Welches Pa rioptitum?« sragte Edniond. »Wie, Jhr habt es noch nicht be sucht. aus dein Jahrmarkt von Mont martre7 Es ist das unheimlichste, schauerlichste Malen-n das man sich ausbeuten lönnte. Die beriichtigiten Berbrecher lind dort reproduzirt. Es giebt auch Enthauvtungem Reproduk tionen von Spelunten und Kascherns men, alles in einem gelblichen Wachs. so baß einem übel wird. Jch war Im hellen Tage darin. aber ich machte schleunigst, baß ich fort tam!« »Aber, wo ist es ietzt?« »Es bleibt in Montmartre.« «Ieiszt Du es bestimmt?« -Oetviß dach. Gestern noch bin ich daran vorbeigereist-neu ..... « »Hast es M« fragte Edmonb. i «Selbstverftsndltch. Es handelts sieh nur noch date-m sieh mit dem sBesther zu verständigen Doch mit einer kleinen Summe Geld wird es Ich schon machen lassen« I I M - Sie riefen den Kellner nnd Fahl-I ten. Da see lebhaft geplaurert, war die Zeit versteichem ohne dafi sie es· bemerkt hatten. Es schlug zehnein-l Dis-. Sie mußten noch einige Minu- I ten warten, denn der Bote konnte to schnell keinen Wagen austreiben. Wes i idet der Regen noch der Wind hatten ; Iabgenonemem Als sie hinauf-geben« iwolltem wurde Vierte von Jacques: L zurückgehalten I ’ »Es ist doch nicht Dein Ernst, diese s Wette?« fragte er. « »Doch, doch!" k »Höre mich, gehe nicht. Ich fürchte, kes passirt etwas.« - I »Das ist recht nett. mein lleiners kJacques,« sagte Vierte, »aber Du bist J einfach lächerlich« ( »A propos," fragte Edinond »was-s stvetten wir?« l »Fiinfnndzroanzig Louis» willst » Du?" schlug Pierre vor. ; »Einverstanden! Da bringst dies ganze Nacht ohne Licht in dem Va noptilum zn und-morgen beichtest Du uns in aller Offenherzigteit Deine Empfindungen Wenn Dn Furcht ge habt hast, wirft Du es gestehen« »Gewiß, gewiß!" antvortete Vierte, der noch immer lachte. Sie gingen fort. Der Weg toar weit und schlecht. Endlich langten sie an. Auf dein kleinen Platz lag das Museum verlassen da. Das un Hfreundliche Wetter bielk die Neugieri tgen zu hause zurück und jagte den lBesißer fort. Doch fie entdeckten ihn in dem Laden eines Weinhändlerks, in den er sicb geflüchtet Edmond Sou turier erklärte ihm den Zweck ihres Besuches. Anfänglich weigerte sich der Leider-— er witterte eine Diebesges schickst-: dahinter. Doch fünf Gold-s ftiicke, die ihni in die Hand glitten, ließen feinen letzten Einwand ver stummen »Oui« verfeyte er, »ich werde den herrn hinführen." Die drei jungen Leute begleiteten ihren kreund bis zum Eingang und Hwiinfch en ihm gute Nacht. Jacgucs rief eine Drofchie an, um nach Haufe zu fahren. ifdrnond trennte sich von ihm er wollte, wie er sagte, die Nacht in einer Kneide verbringen. Pier-re de Lionne folgte dem Schau itelier. Eine Laterne in der Hand, .öffnete er die Thür. schlug ein Segel tuch zur Seite und stieg eine kleine Hoiztrevpe hinab. Der Regen rann unter die Bohlen und weichte den Bo zden auf, in den die Fiifie einfanken. IDer Schauftelier hob feine Laterne in die Höhe ein fahles Licht be Hieuchtete die Grunne eines Raubmord mordverfuches Pierre überkam eine taroße Luft, iaut aufzulachen ais er iden Unaiiicklicben erblickte, der mit Eberausniingender Hunae in der Höhe Hichwebte. und den Mörder. der niit fallen Kräften an dein Strick zog. HDer Schaufteiler aing langfain blieb Inacki einigen Schritten ftehen und rich Htete die Laterne auf eine neue Mord fzene Es war eine darunter die Eaenau ein Bild darfteilte, wie es im HReftaurant vor Pierres Augen ani Zaeftiegen —- eine menschenieere Strafie tin einem abgelegenen Viertei. ein Hwinterlicher Abend. der Mordbube Zhintet einer skcke der Mauer verfteckt. «von wo er sich auf das ahnunasiofe Opfer stürzte« Der obftnre Kiinft iesr der aile diese Köpfe modeilirt, zmußte wohl felir für das Graisftge ieingenomknen fein -—— er hatte den seinen feltfame, unheimliche Züge ge laeben, nnd bei den anderen war ihm jdie unheimliche Magie gelungen. die Ider Tod verleiht. Nierre de Lionne Iamiitirte sich lehr. Doch um der Gi ttelteit des Besitzers zu schmeicheln. globte er feine Fiauren i Es nsaren etwa zehn Köpfe von iberiichtigten Mördern, die enthauptet lworden Sie waren modellirt in itrelblirhem Wachs, die angiterfiillten FAugen öffneten sich weit, der Hals Jwar blutia nnd das Haar abaefchnit sten. Auf Sodeln mit inattblanem ISmnmt ftanden sie in einer Reihe Linie bei der Litaradr. Die verzerrten ELipren schienen tu lachen und zeiaten Hinter dem herabhängenden Sehnt-kr ibart von Tabat aebrännte Zähne. lAm Ende diefer fchauerlichen Reihe raate eine Guillotine empor mit ere röthetem Jallbeil und einem ausar iltreckten Körper, dessen Kopf in einem Korbe lan. Dann wurde das aanze Leben eines zum Tode Verurtlieilten bis zum Schaffot in großen Bildern voraefiihrt Der tstundgana war beendet. »Ich werde Sie mit ter Laterne allein lassen!« tagte der Mann. »Nein," antwortete Vierte, »ich muß ohne Licht bleiben.'« «- - i tks ichan Mitternacht Pierre war noch immer allein. Der Regen hatte aufgehört und der Sturm heulte weniger heftig, und doch war es noch unheimlicher. Es war ein langes Pfeifen, als llaqe er, bis er sich plötzlich auf die Leinwand und die Ballen des Muteumg warf, das zitterte und bebte. Dann klagte er von Neuem . . . . Bei dem Licht eines Streichholzez «fand Vierte einen Stuhl. Seine Freunde lagen feht in wei chen, warmen Kissen. während er . . . . lich in einem Wachsmnfeum lang-i weilte. Wie lang würden ihm diej Stnnden werden bis zum Tages graueni Er stand aus stente sich eine Cigarette an nnd begann aus nnd ab zu gehen Von Zeit zu Zeit blieb er von einer der großen Gasscheilsen i stehen und zog stärker an seiner Ci garette und die ausgehende Asche er möglichte es ihm, die bleichen Gesich ter seiner seltsamen Gefährten zu nn tekscheiden. Allein es machte ihm ni- l nen Spaß mehr wie vorhin, sie anzu sehen --- im Stillen überhäuste er sie mit Schmähungen. Des Hin- nndl Herwanderns müde, kehrte er zu sei- l nem Stuhl zurück und setzte sich vonj Neuem. Doch ein Gegenstand in sei i ner Tasche hindere ihn es- wart ein lleiner geladener Nevolver, den er stets bei sich trug. wenn er Abends ausging. Er ließ ihn in die Außen tasche eines Ueberziehers gleiten und schloß die Augen Is Es gelang ihm. ungefähr eine Vier- . telstnnde zu schlafen. Doch ein heu lender Windstoß ließ ihn jäh zusam Inensahren ganz in seiner Nähe vernahm er Schritte. Er rieb ein Streichholz an ---- siir drei oder vier Seinnden zeigte ihm der matte Schein alle diese Fratzengesichter, verzerrt von dein Tod oder von dem Triebe, zu morden. »Herrgott, wie schenßlich sie sind!'« murmelte er. Er fiihlte sich ein wenig hedriidt Von Neuem ging er hin nnd her. bis er an ein Brett stieß. Er streckte die Hand aus nnd zog sie hastig wieder zurück ·er harre oag feuchte Fanden oer korni lotine beriihrte Er steckte abermals ein Streichholz an und wich nach links zuriick mit hocherhobeneni Messer schien ein Mann sich aus ihn zu stürzen Das Streichholz war er loschen, und da das Dunkel ihn be drückte. steckte er ein neues an —— er stand vor den guillotinirten Köpfen die ihn höhnisch angrinsten Die Br ilemnuiing, die er empfunden, nahm unaufhörlich zu. Es war« als seien »die Klagen des Windes die Seufzer aller dieser Todten. »Aber sollte ich denn Furcht habean« dachte er. »Nein«" meinte er laut, »eS ist nur die K«·lte«. Da husehte eine aus ih ; rem Loch ausgeschreckte Ratte vorüber I—- sie suchte einen Ausweg nnd stieß kurze, scharse Schreie aug. Und sie slletterte aus die Bretter, aus denen :die Wachsfiguren standen. Dann ssprana sie wieder auf die Erde und ; verschwand-. Jetzt schlug es aus einer ; kleinen Thurmuhr ring· Wieder hörte »Pierre das Geräusch von Schritten. Ialg schliche ein Mensch an dein Mu i seum entlang .... l Und der Wind blähte das Segel ituch, und alles war stocksinster ..... Trotzdem aber sah Pierre die Schrecken, die ihn umgaben — er sah ssie im Geiste. Sie drängten sich sei - nem Gedächtnis; aus und wollten nicht von ihm weichen. Er wagte sich jetzt Inicht mehr zu fragen, ob er Furcht jhabr. Er sühlte thatsiichlich, dasz die HFurcht ihn übertain » eine dumme, snärrische Furcht. Er wollte sie be s zwingen. Da er eiu Etui mit Wachs lziindhölzchen bei sich hatte, steckte er ieins an, während er ausstand und langestrengt um sich blickte· Doch ischloß er die Augen wieder alle i diese sahlen Gesichter lebten aus, rich: iteten ihre verglasten Augen aus ihn Hund schienen ihn arinsend zu rufen sKalte Schweißtropfen perlteu ihm von sder Stirn ..... Da . . . jäh drehte er sich um . . . es war ihm, als habe eine Hand ihn i soeben berührt. Einen Augenle sdachle er fortzugehen, und stieg die stleine Treppe hinauf. Allein nie sThiir war abgeschlossen und so fest, s daß seine Bemühungen, sie zu öffnen, erfolglos blieben. Bis zum Morgen swar er also wie in einem Gefängniß l eingeschlossen. Als er die Stufen wie der hinabging, erleuchtete das Wachs kziindholz ten ganzen Raum — - er Ehielt einen leisen Schrei zuriiet und . wars eg auf die Erde. i ·- o Von Neuem begann es in seinen Tropfen zu regnen, und der Wind seufzte noch trauriger. Ein scharfer Pfifs durchschnitt die Lust, dem ein szeiter und noch ein dritter folgte wie unheimliche Rufe, die sich gegen seitig antworteten Dann herrschte »tiefes Schweigen ein driiaende6, erstickendeg Schweigen, geheiiiinißooll und drohend. Er wagte sich nicht zu regen. Er fühlte die verwirrenden Blicke aller dieser Wesen aus Wachs aus sich ruhen. Da vor ihm standen die Köpfe der Enthaupteten Zur Rechten der Gehängte, der die Zunge heraus-streckte, und links die Guillo tine mit dem Körper des Gelöpften..... Wieder war es ihm. als glitt-: drau ßen ein Wesen dicht an der Zelt-band entlang. Er sprach laut, um sich Muth zu machen. Doch seine lebende Stimme erschreckte ihn, und er schwieg. Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken . Bald hatte er den Eindruck, als näherten sich von allen Seiten die Wände des Museums und wollten ihn erdrückerr. Seine Zähne schlugen auf einander. Er that einige Schritte vorwärts-, doch plötzlich war es ihm, als sei er auf dem Boden festgewur zelt — dort, wo die Köpfe der Ent haupteten in einer Reihe standen, hatte ein Hohnliicheln das Schweigen gebrochen. Vierte athmete lau-n. Sein Derz schlug mit großen, lauten Schlägen. Doch ec wendete sich plötz lich um, als würde er ergriffen, und seine bebende Hand umtrarnpfte den ,Revolvee Allei wurde wieder still. Einige Selunden verstrichm Doch da dasselbe Hobnlächeln. Die Kräfte verließen Vierte. Und immer noch das Gefühl, als ob die Wände des Zeltes sich näherten, um ihn zu er drücken. Wieder verstrichen einige Minuten, die ihm wie endlos langel Stunden vortamen. Ohne Zweifel-« fein von der Stille, dem Dunkel undI der Furcht entnervtes Auge schuf sschT selbst die Eeräufche, die er zu ver-l nehmen glaubte. Alles schwieg. Das I Athinen wurde ihm weniger beschwer- ; lich. Da plötzlich ....in dem Dunkel vernahm er das Hohnliicheln zum drit ien Male. Nein, er träumte nicht« er ( war nicht irre irar nicht der Spielball l einer Hallnzinationk Da vor ihm« war es - — er bntte es deutlich gehört nnd irn Augenblick fand er den Muth ein wenig miedek. Er steckte ein Streichholz an - er wollte sehen. Und er sah iiber den Köpfen ver Entbaupteten sah er einen anderen Kopf, der ebenso grinfte ..... mit großen, verstörten Augen wachs bleich Und die Lippen dieses Kopfes bewegten die heraushängende Zunge »s- dieser Kapf war lebendig! Ohne zu missen, was er that. lzog Pierre den Eltevolver und gab Feuer -s-- ein lleiner Blutflrabl entquoll der Stirn des Kopfes, der auf die ande ren fiel, und besinnnngslos sank Pierre uni, den Revolver noch immer feft in der Hand haltend. si Als beim Morgenarauen der Schau steller mit nachlässiaeu Schritten lam, um Pierre zu befreien, stieß er ne ben der Thiir an einen Körper, der ausgeftreett dalaa. irr biictte sich, doch ;fofort wich er leftiirzt zuruci die Stirn war von einein Loch durch s bohrt. Er wollte ihn aufheben es itoar eine Leiche! Als er sicls umfah, nachdem er den Tod constatirt, be imerlte er, daf; die Leinwand die den lBallen des Jeltecs bedeckte iiber den Köpfen der Enthaupteten zerrissen itvar. Vluch sah er eine blutaerötbete i Stelle Er steckte den Kopf durch die Oeffnung und rief doch Niemand santwortete Schnell eilte er zu der Thür und riß sie auf Und er sah ieinea andere Gestalt, die mit dem Ge ificht im Schmutz laa ( es war rer junge Mann den er im Vlbend lei den Wachsfiguren einaefchlossen Er ging weiter in das Zelt und hob Pier-re auf. Doch dieser ftiirzte sicls sauf ihn und suchte ihn zu erdrosseln s er war irrfinnia gewarten Nur mit Mühe lonnte der Schausteller fei ner Herr werden· Von dein Lärm aufmerksam geworden kamen ihm Schutzleute zu Hilfe. Die Unterta ichuna ergab, daß der Todte Edmond Souturier hieß- er war es der mitten in der Nacht seinen Freund Fim Scherz hatte erschrecken wollen, um die Wette zu aewinnen -—-- er hatte den Kopf durch das Seaeltuch i gesteckt und gestöhnt und gegrinsL Und die Revolverluael hatte auch I Zihm ein ioachsbleiches Antlitz verlie ; heu. i ff its-'- Ceneissmisk ver Kur-einset Indus-h l Jrn Laufe der Jahre sind von ver Ischiedenen Seiten Anstrengungen ge t macht worden« dem Echeimniß bei der «.5)erstellung der Chartreuse auf den ; Grund zu kommen. Bisher ist es nicht Igegliicth und es ist fraglich, ob es je tgliicken wird. Wunderbar ist das al tlerdings nicht. Denn das ltteheimniß l tvird von den Herstellun, den Kartens js sermönchen, in einer aeradezu aeniaten l Weise bewahrt. Schriftliche Aufzeich knungen aiebt es nicht, weder leserlirhe snoch in einer Geheimschrist verfaßte. IDCS Geheitnniß wird nur mündlich aufbewahrt und so von Generation zu Generation überliefert Nur zwei Kartiiusermönche sind in das Fabri ltationsgeheimnisz deg geschätzten Li törs eingeweiht. Der eine ist der Veior des Ordens, der zweite der Leiter des Betriebes. Dieser Ge fchöftsleiter hat vier startäusermönclte unter sich, die jeder nur einen be »stimmten Theil der Fabrikation ten ,nen, also nur in Viertel dcg arosken lGeheimnisfes eingeweiht sind· Jeder von ihnen ist durch lfsid verpflichtet, ysein Geheimniß zu wahren tfr darf » also auch seinen drei Mitarbeitern sei ;nen Theil des Rezept-Z nicht verra ;then. Die Schweigepslicht wird nur in einem Falle aebrochen Stirbt « nämlich der technisrlre Leiter, so wählt der Prior seinen Nachfolger und be fiehlt jedem der vier Vicedireltoren, dem neuen Leiter seinen besonderen Theil des Geheiinnisses zu verrathen, so daß er auf diese Weise in den Besitz des ganzen Rezepts tonnnt. -A —— Unerhörter Vorsprung Sie lbeirn Abschied auf dem Bahn steia): »Aber Fritz, ich versteh Dich garnicht!" -- »Was ist denn los, Schafft-« s-- »Das junge Paar da driiben ist uns mindestens um zehn Kiisse voraus!« —Normalzeit. Sommer frifchlerc »Geht denn die Ortsuhr richtig?« —- »Dös will i moan’n; dö stellen s« allwril nach’nr Ziigle, wenn’s durchfahrt.« — Mißverständniß. Pro fessor (in der Sommer-frische auf der WohnungssuchOk »Mein Name ist Kraushuhm ordentlicher Professor.«" — Bauer: »Na, dö Selbstloberei, dö hab’ i g’frefsent« : Rettung is der Rath. ! Dir-presse nach dem Englischen von Saphir Spiegel Nachdem Karla sechs Jahre als Stern in der Gesellschaft geglänzt hatte, begann sich in Tante Annas berechtigten Stolz aus die schöne Nichte eine leise Bitterkeit zu mi schen. Die erste Jugendfrische leuchtete nicht mehr von den blassen Wangen des Mädchens, der tindliche Blick war aus den braunen Augen verschwunden und in das dichte volle Haar hatte sich ein vereinzelter Silbersaden einge schmuggelt. »Hast Du denn siir gar nichts Jn Seresse, Karla?- Du bist so maski will ich ja nicht sagen, aber so gleich gültig so abwesend, wenn andere Menschen um Dich herum s«..1d. Kar la, hast Du warst Du niemals ein wenig verliebt?« »Tante,« erwiderte gelassen die Nichte. ,,seit meinem zehnten Geburts tag kennst Du jeden meiner Schritte. Wäre ich verliebt gewesen« so hättest Du es ebenso sriih wie ich gewußt.« Beinabe verlegen entfernte sich hier aus Tante Anna, nnd das junge Mädchen trat sinnend ans Fenster. Es war erst süns Uhr. Vor acht brauchte sie nicht zu GordonH zu ges ben, das beste war also, wenn sie ihre tägliche Promenade machte. ««.s . ,-,»-, z« -:..-..- k-.. III-. IIUIIU llVlIlJlllk lll (H"-«l UIS lu,vn sten Gebäude des Köiiigsvlatzes. Ge lVanlich ging sie in dem nahe gelege nen Parle spazieren. heute jedoch zö gerte sie einige Selunden am Fuß der weißen Marmorstusen und wand te ihre Schritte dann nach Nordwes sten. Der Wunsch nach etwas Neuem Ewar urplötzlich in ihr aufaestiegen. : Gespannt schaute sie sich in der ihr ,unbetaunten Gegend. offenbar einem s9«rbeiterviertel, um. Plötzlich hörte sie Ilaute Hilferufe Neugierige Kinder staurrteu sich am « nß des Treppen 5bc1uses. aus dessen Jnmrem die Schreie herausdrangen, zu einem lKlumpen zusammen: gleichgültig «rauchten ein paar Männer ihre Pfei ;sen und zogen die Straßenvertäufer Huit ihren Kur-en weiter. Karla sschien die einzige. aus die die angst vollen Rufe Eindruck gemacht hatten. i »Warum geht denn niemand hin ein und sieht nach. mag geschehen ist?« fraate sie einige Leute, die in der sNähe standen. . Ein halbes Dutzend Augen wand Jten sich ihr zu, lachend euthiillten sich s ihre blendendlveifzen Zahnreiheih kund lachend erklärte man ihr, daß es lnur Ede Küfer sei, der seine bessere IHälste verprügele, es könne aber auch iumgekehrt sein. z Wildes Geheul, Geheul, das einen Esehr gesunden weiblichen Brustkasten jverrietlx wurde jetzt in die Liifte ge xschleudert Doch daran dachte das tjunge Mädchen nicht. Die Treppe sbinaufstiirmend dies sie den Zurück zbleibenden zu, einen Schutzmann zu ibolen Etlchselzuckend über die Dumm heit der Fremden lächelnd, folgten ihr die anderen. - - ! Das triegerische Ehepaar stellte sei jnen Kampf bei KarlaH dramatischein ’(7rscheinen ein Erregt ersnhte sie iKiiser, seine Fras sofort freiziigeben sie hätte schon nach der Polizei ge ·F.s«)ickt »So?-« treischte das Weib nnd sprang wie eine Tigerin ans die llns bekannte los. »znr Polizei haben Sie jgesehickt? Ich werde Sie lehren, sich lzioischen Mann nnd Frau zu stellen.« « Und ehe sich daS iiberraschte Ajkadchen noch wehren lonnte hatte sie eH am ;Arm ergriffen und zerrte es nach der Thüre hin. I Jn diesem Augenblirl theilte sich die Gruppe auf der Treppe und ließ ei lner Herrn hindurch Mit zwei Schrit ten erreichte er die Fnrie nnd entriß lihr die zitternde Karla Ueberrascht jschaute sie in ein Paar leuchtende. jbraune Sterne, ans einen zuckenden bebenden, seingeschnittenen «-J·linnd. IJni Handan drehen hatte er den IHauseingang gesaubert nnd bat jetzt die junge Dame. sie nach Hause gelei ten oder in einen Wegen setzen zu » d «er s Dass Valllleid, das Karla an die sein Abend bei Gordons trug, verbarg Innr unvollständig eine Schwellnng an jihrein Oberarin Doch jedermann er klärte, mit ihren lebhaft-n Farben Junt ihren strahlende-n Augen sei sie Jdie Schönste der ltjesellschaft geloc . sen. -— — Wie plötzliche Verzweiflung über -lam es Roland Hassner, nachdem er sirh von dein jungen Mädchen verab schiedet hatte. Jn seiner Plicnlasie war schon ein ganzer Roman um ihre bezaubernde Persönlichkeit entstanden. Als er jedoch erfuhr. daß es Karla Winter, die Tochter des Millionär3. gewesen, die er aus einer heitlen Lage befreit, versanken feine Träume auf Nimmertoiedertehr. Was konnte ihr Roland Haffner. der einfache Di ploni-Jngenieur. mit seinen Viertau send Mart Gehalt sein? Besser war es, sofort einen Strich durch die Rech nung zu machen und ihrer Aufforde rung, sie zu besuchen« keine Folge zu leisten. --— Vergebens wartete Karla auf sein Erscheinen, und als Tag siir Tag verstrich, ohne den Ersehnten zu brin gen, bemächtigte fich ihrer eine uner tlärliche Unruhe. Sie hatte gehosft — sie wußte selbst nicht was. Oftmals bliette sie auf die Straße nach Nord westen hinaus, und ihr hohles Gesell sschafrsereiben widerte sie unsiiglichsm s Gerade weil er sich in seiner ff nunqglosen Anbetung sonnte, l et sich innner von neuem tlatmachte, daß jedes Wünschen aussichtslos sei. aiinnte sich Roland die schwer-sticht Freude, manchmal spät des Abyd vor dem Hause der heimlich Geliebten »aus und-ab zu gehen. . , Heute wollte e: sich zum letztenmal J Inem trauriaen Vergnügen hingeben. Olm Morgen hatte er in der Zeitung von der bevorstehenden Verlobung sdes reichen Fräulein Winter mit einem ungarischen Grasen gelesen, und Lief fes Faktum veranlaßte HassnerZH einem mehrstiindigen Dauerlausszitt trostlvsester Stimmung. Als er gätetz Mitternacht den Königsplatz errei e« haeschah es in dem Moment. in dem March mit ihrem Vater ans der Erwi Page stieg und in der geöffneten hallc verschwand Der unglückliche jungk Mann schritt auf der anderen Seite ; der Straße hin und her, bis auch M sletzte Licht im Hause erlosch. Damit sblieb er stehen und schaute zu des dunklen Fenster hinaus. hinter degeeu Scheiben die Angebetete jetzt siltj schon schlief. « ’ Aus einer verborgenen Ecke hatte ihn ein Schutzmanm der aus ver jlchiedenen Gründen an diesem Abend "sehr schlechter Laune war, «eoba Iet. »Knurrig pirschte er sich zu Has net ihiniiber. »Es ist jetzt Zeit, daß Sie sich em fernen,« brummte er. I »So? Meinen Sie?« erwiderte Ro Ilmid spöttisch . Vor einer Minute hatte er dasselbe !gedacht, doch hoffnungslofe Verliebte ZHnd sehr empfindlich. i Der Schutzmann wiederholte feine j Aufforderung in barschem Ton. Nache ilrisfig entnahm der Jngenieur seinem .(Ftui eine likigarettr. steckte sie an I i l und rieth dem anderen, sich um seine enenen Angelegenheiten zu kümmern. (tr wußte daß er thöticht handelte aber an irgend jemand mußte-s- ee feine Wuth auslafsen So kam es zu einem heftigen Wortwechfel, der bitter Zdes Gesetzes packte den fchlanlen jun aen Herrn am Kragen und die Dinge zsvitzten sich unangenehm für Roland t 7u i Und wiederum war es Karla — Evon ihre-n unbelcuchteten Zimmer lau-Z hatte sie mit sliegsndem Puls Ffchlaa die sich unten abfolelenden vkltorgiinge verfolgt —-, die einem Be ödrängten zu Hilfe eilte. Ein unaus Jsvrechliches Gliiclsgefiihl hatte sie sdurchfluthet, als fie in dem einsamen ZSvaziergiinger den heimlich Geliebten erkannte. Wie sie nun Augenzeuge des sich entwickelnden Streites wurde, wars sie hastig ihren Abendmantel sum, eilte die breite Treppe hinunter-, öffnete mühsam die schweren Thor fliigel und stiirrnte in die würzige, balsnmiiche Nacht hinaus »Schutzmann, « leuchte sie athemlos, »laffen Sie diesen Herrn sofort frei.. ifr ist m Handumdrehen verwand e sich der cerherus in ein Lämmcher., denn er kannte die Tochter des reichen Bankiers »Karla, liebe, siiße Karla,« spru delie ungestiim der junge Jngenieur heraus ,,gehen Sie sofort in das ; Haus zurück, ich bitte Sie, gehen Sie zrrriick.« l Der lluiformirte scharrte abwech sselnd bald den einen, bald die andere All. »Warum naoen Sie oag man gieraj Iasxfaat?« schmunzelte er endlich. »ich ,lssi«: ja auch einmal Luna gewesen« ·.Ls"atte ieh aeloitßt. daf-« Sie auf Ihre HBraut warteten, lieber Mann. würde ich Sie nicht belästigt haben. Na, nichts siir unant, ich will nicht weiter stören« Er entfernte sieh mit hastiaen Schritten und überließ es den beiden junaen Ajtenschen die, Auae in Auge, mit ineinander ruhenden Händen. sich stumm aeaeniiberftanden, die Dinge ins rechte Geleite zu bringen. -—- ———« Tante Anna hatte seit dem mit ternäehtlichen Ausflug ihrer Nichte ihr Testament schon zweimal geän dert. Cis mird ihr aber wohl nichts anderes iibria bleiben. als dem Bei lspiel ihres Bruders Winter zn fol-' aen, der seine Tochter nicht enterbt hat. trotzdem sie nur die Frau des einfachen Jnaenienrs Hassner gewor de ist« ( Er sann lett-It Jn einem Dorf Hintervommers sollte vor Jahren, zu Ansana des ooriaen Jahrhunderts. eine Predigen toahl stattfinden. Die Meldunaen malen zahlreich einaeaanaen, doch nur drei Beloerher kamen zur engeren Wahl. Bei der vorgeschriebenen Pro lkeprediat hielten zwei freie. schöne zu Herzen aehende Reden, während der dritte alles, Wort fiir Wort· ablas. Als nachher zur Wahl geschritten wurde, wurde letzterer einstinnnia ge wählt und ztrar mit der besonderen Bearrindunat »Der kann ja lesen«. —-— Unverzeihlicht »Was haft Du- Dir denn zu Schulden kom men lassen, daß Dein Bureauchef so hernmhaclt auf Dir?« --— »Ich habe ihn einmal beim Schlaer über rascht.« —— Redebliithe. »Wir werden noch einmal mit Stolz auf un et Jahrhundert zurückfchauen das eh schon an seiner Eingangsschwelle das lenkbare Luftschiff aus dem Aetmel veschintert han«