Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 30, 1910, Zweiter Theil, Image 14

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    Die Jlötechnung
Our Jahre-wende von Reinhold Ortmcnm
a. Lotte, nee — jeyt bitt' aber
A anf! Nu lomm endlich vorn»
Fenster wegl« j
Das junge Möbel wandte sich ha-;
fis um· und lani zu der Mutter an;
den Tisch. i
·Waö hast Du davon, wenn Du
Sechs, wie andere Sylvefter feiern?»
t uns hier ists doch still.« T
.Aeh, Mutter --- ich fah nicht nach
den anderen Leuten. Nur, wenn manl
jest hinauösieht, dann ists-, als sale
man das alte Jahr langsam abzieht-H
als fii le man, wie das neue anriiLk
nnd G üa mit ihm und Wien »s«
»Pen, du meine Güte!« ie t-;
ter chlug die Hände ineinander-. »Im
wirft an Deine alten Tage ja ordent-l
lich portischl Das muß ich mir doch
auch mal ansehen«
»Aber Mutter-, wozu?« Sie wolltel
ke festhalten doch die wak längst
vom Stuhle auf und blickte»
ist die Scheiben. l
,. a, ich kanns ehrlich sagen, ich
sehe von alt' dem nicht-: Ein paar
Sterne am Himmel und dazu 'ne»
dicke Luft, als ob wieder Schnees
komme Weiter nichts. Han, vschH
Unten geht noch ein Mann spaziereni
Der sieht aber nicht aus wie das
neue Jahr. Sanft ging er auch nicht
auf der Straße auf und ab.«
Das Mädchen wurde plö lich glü
hend roth. llnd als die tter zu
ritcklakm saß es nnd hielt das Antlih
ganz inc« Dunkeln.
»Ja, ja, Lottchen, so geht«-, wennl
rnan alt wird.· Dann ist die Poesiel
zum Fenster hinaus, und übrig blieb
um der Alltag. Und wo Jhr den
seiten Muth fühlt nnd die frohe
HoffnuYQ da tommt uns nur die
Sorge
«Uber Mutterchem Vaters Geschäftl
di doch Ietzt schon wieder viel bes-!
, und Du bist doch nun auch wie
der esnnd.« l
» tinnnti Gerade deswegen. Das
fragt man sich mit Zittern, obs denr
nnn auch so bleiben wird? Oder obj
nicht wieder ein Rückschlag kommt, ei
ner. der einen abermals --— ach, ich
mag gar nicht daran denken.'«
lSie brach hastig ab und stützte das
Kinn in die Hand.
Die Tochter unterbrach das Schwei
gen nicht. Sie wußte, wohin der
Mutter Gedanken gingen und hatte
Furcht, sie noch besonders zu erwecken.
Erst ein Geräusch aus dem Reben
simtner ließ sie wieder aufblicken.
»Gehst Du«. sagte die Mutter,
»nun sitzt Vater da drinnen, selbst
sente, wo alle Menschen seiern und
sig arnjisirem und plagt und quält
Sie hatte ganz leise gesprochen, aber.
mußte wohl doch gehört worden sein;
denn unerwartet schnell wurde su
unterbrochen
»Aber Frauchem diesmal macht's
doch Spaß! Diesmal sieht man doch,
dass alle Mühe Und Arbeit nicht uni
spsfi war, daß man was erreicht
bei «
Loch-hastig -—«
«Birilich?«
CI klang wie ans einem Munde.
«Ja, gewiss Die Zahlen werdens
ins-set gest-en Macht nur noch ein
W de Tbät zu. dann bin ich
in Hier halben Stunde serti .«
.Das ist gescheit-if Lei e war die
r ausgestanden »Denn siehst
Du, Wann, Solvefier ganz ohne
Ist-«- vai sind- ich auch nicht
Yaullos schloß Frau Lorenz oie
hur. « »
«Na. Müllerchen, saate ich’s nicht?
Man muß nur Vertrauen haben!« »
.Vertrauen, Du lieber Gott!" Sie
ließ sich langsam aus ihren Platz nie
der. »Man hat’s nur, wenn man so
jung wie Du bist. Wenn man noch
glaubt, man könnte aus eigenem die
Welt uns-gestalten ——«
Und nach einem Weilchen: »Denlst
Du noch an Sylvester vor zwei Jalk
ren? Da saß der Vater auch drin
im anderen Zimmer und rechnete und
rechnete — und als er um halb
zwölf Uhr zu uns- hereinlam, da war
er bleich und zitterte am ganzen Kör
per; und die Bilanz, die er da gezo
gen, sie war wie unser ganzen Leben,
verfehlt und unglücklich!«
sMuttet —" ·—««
nsie er da hier bei uns saß, ein
gebrochen-r Mensch und müde und
wund, daß wir den Beginn des
neuen Jahres gar nicht merkten und
unser Elend, «unsere Hoffnungslosig
lert stillschweigend mit hinübernah
men —- mein Kind, wenn man das
als Frau mit erleben mußte, ohne
rathen, ohne helsen Zu können, glaub«
citrT dann vergißt man’s nicht wie
»Es wird ia sehen besser werden!«
Die Frau schiietelie den Kopf. »Das
Jahr daraus, dass hat ihm alles e
rstirbt Wie iha da alle Freunde m
glich ließen, wie selbst der alte hol
wa- tät-Es Mist lieisetn Aussgrei
r er au ge print-en- un
stand sie wieder am Mr und
spähte ewig hinan-.
set-andere blickte die Mutter ihr
Isi·
. M, Mad. M hast Du denn
nur«
serv-irrt d , - sich Lptte wieder
ais-. Wes-: tm doch, at
x ic- W
RC set seit doch knapp
« - giesse-sachve
«s«. - M le
(
gezwungen anf, daß die Mutter ot
dentlich befremdet hochkliette
«JL- Mer. war den das mit
—- init« —- kdt wollte der Name nicht
recht über die Lippen « »mit Holz-er
wirklich so schlimms«
»Er war Vaters Ja endfkennd
Vater hatte ihm oft gehol en, als er
noch nicht auf der Höhe stand. lind
damals dat et Vater alles abaeschla
en.
»Und schole Ich b
. M die Achseln. » in
"g se M klug daraus geworden
Z , daß Vater es nicht
dektviIsts nie und daß er manch
glasl Ei af ganz richtig geweint
»Ich ja, es war eine schwere Zeit. "
»Halt-e ist ja dann auch nicht mal
zur Beerdigung gegangenf
M- Mutter-! St hats uns
Tosenicht gesagt.«
anu weder weißt Du denn
MAY-— sie hielt den Kopf auf
den Tisch gesteckt und spielte mit der
Decke »von links mir erzählt
Und überhaupt ever weiß, ob der alte
solzer nicht recht hatte, ob’s nicht del
tet war. daß der Vater das alte Ge
schäft aufgab. Nur dazu wollte er ihm
das Geld nicht geben!«
Die Mutter war stark. »Ma’del,
um Gottestvillem woher weißt Du
denn das alles?«
Und wieder stieg Lotte das Blut
bis in die Haarwurzeln hinauf. Sie
war so verlegen daß sie die Augen
gar nicht aufzuschlagen wagte.
Da wurde der Mutter so manches»
klar-, nnd mit mütterlich wissendem
Blick nahen sie die tleine Vand det»
Tochter und drückte sie fest. »Ja at
mes Kind-den« auch Du datt damals
diel verloren. Dein ältester. bester
Freund —«
«!l.Ikllttktl«
»Und siehst Tu« -—- sie hielt die
Hand noch immer fest »so sind wir
Mütter nun. Wenn nun auch alles
gut geht, dann muß ich immer vakat
denken, was Du wohl mal sür ’nen
Mann kriegen wirft. Denn verblühen
sollst Du rnir nicht.«
.,.Jch bin doch erst zweiundzwan
zng
»O, Zeit genug. Wie ich so alt war.
da hatte ich schon Dich! Und man kann
gar nicht schnell genug-«
»Ach. wie tnnnßdn nur so reden!«
Sie that beleidigt nnd ging wieder an
das Fenster
Die Mutter M th- nach. Aber
da strråtde der Unter M Fgudig
erreg was-g et einen grossen o en
in der Hand. g
Kettchen Lotte. nun guckt ein
mal her! Das haben wir verdient,
»und alles bezahlt und keine Schulden
mehr. Nun geht’s wieder vorwärts.
Noch ein paar Jahre, Lotte, und Du
lannst Dir den schönsten Prinzen aus
suchen.«
ErtnissibrindieM,d-Qsie
ganz laut »Au« schrie.
»Und nun, rasch die Pulle her und
die Gläser! Nun wollen wir unt auch
Stimmung trinken, und wenn es zwölf
schlägt, dann wollen wir brüllen, das-,
das ganze Haus erzittert!«
Die Gläser klangen aneinander, und
die Augen suchten sich.
»Ach. ich bin ja so srob und ver
gnügt.« Herr Lorenz sah inerner von
neuem aus die Bilanz und rieb die
Hände nnd lachte vor sich äu . enn
ich das so sehe, weiß it. dann
schrint’s mir manchmal. als hätte
solzer recht gehabt. Was weg ist, ist
weg. Nur das neue lann’s bringen!"
»Nicht, Vaterz«
»Wenn er’s weniqstens noch erlebt
bötteZ Aber so --— so auseinander zu
icnnnen!«
»Er bat es auch so betlngi."
»Mutter weißt Du denn dasi« Er
sah seiner Tochter schen-s in die Augen.
»Von Richard«
»Es war doch ihr bester Freund«,
latn die Mutter ihr zu Hilfe. s
,.Ach so, ja.«
Ein Weilchen war es still. Der Va
ter sub betrübt in sein Glas. Dann
sagte er: »Wenn der wenigstens noch
iämel«
ist»Wenn Du ihm schreiben woll
e » z«
»Jeni. Frau, jedt möchte ich ihn
hier haben! Damit er sähe, was sein
Vater Gutes gewirkt. Und er ist doch
auch allein!«
«Wirllich, Vater? Möchiesi Du ihn
biet dabeni" Erreat war Lotte ausge
sprungen. Wieder stand sie am Fen
ster. »Da, da isi er ja. Du brauchst
ihn nur herniiizurusen.«
«Wns? Da unten isi er? Und wohl
schon den ganzen Abend?«
»Ja. Mutter! Er bat gesagt. wenn
er schon nicht bei mir sein kann, dann
will es wenigstens in meiner Riibe
bleiben!«
.Aoet das m ooof s— oee Vater
riß das Fenster auf. Ziehan Ri
chard, obet komm doch ’touf!«
ian da ftiitnite etwas die Treppen
herauf und dann ins Zimmer hinein
uno dann. plautz, der Lotte um den
Hals
,«Jkein. io eine Unveknunft!«
Und Richard zog sich den Winter
mnntel, den Sommetmantel, zwei
Röcke und drei Westen aus.
»Gut veiipatikt«, tief et, .,toos?'«
»Jamm, obern Schnuvien kriegst
Du doch. Drum schnell, schnell, den
Punsch!«
Alles eilte um die Wette. Und rich
tig, kaum d.impften die Gläser, da
setzte der grosse Zeiger ein, und »Pro
sit Neujahn Profit Neniahk!« hallte
es von unten herauf. Und der Ruf
pflanzte sich fort durch die qanze Welt.
»Ptosii Neuiger Möchte es allen
Menschen nur Gutes beingen!«
Da oben aber hielten sie sich zu
zweien eng umschlungen . . . -
«War diese Abeechnung nicht gut.
mein Bett’chen?«
Sie sah ihn mit flimmeenden An
gen an: »Die beste. mein guter Mann.
die aller-, allerbeste!«
Hell klangen von hoch het die
Glocken des neuen Jahres
W-4-4- .
Yeujahr und Meujabrgwünsche
Von Inargakcthe von Berlin
In früheren Zeiten galten die soge
« nannten .,3wiilsnächte«, also die
i ganze weibnachtliche Periode für
lweissagend und di- Zutnnst verjün
sdendx seit aber die Menschen meist ijn
sAemtern und Beruer stehen, die
lteine »zwölstögige Feier« vertragen,
tomint hauptsächlich der Sylvester
iibend für dergleichen Spiele in
Frage. Jeder und jede wiinscht na
türlich, daß ihm ,,Gliicl«', Reichtkium,
Erfolge im Beruf, ein netter Lebens
gesäbrte oder eine liebenswürdige Le
bensgesiihrtin »Prophezeit« wird, nnd
oft muß siir diese Zweite altlherge
brachter »Sput« in Anspruch genom
men werden· Vielsach ist man dar
über erhaben und begnügt sich mit
batmloseren Dingen: Vleigießem
Schifschen schwimmen lassen, Apfel
schalen oder Pantoffelweesen. Dazu
toinmt dann noch der Trost, jedes ge
gossene Bleistiict, jede Figur der
Apfelschale nach Belieben deuten zu
tsnnen und selbstverständlich »zum
Glück«. Aus dein alten Voltsbrauch
der Glücksorophezeiung hat sich dann
später die allgemeine Sitte des Glück
wunsches entwickelt, die mit der noch
älteren Sitte: Geschenke zum Neu
jahrstag zu vertheilen zusammen
tras. Die leftere hat sich in Frank
reich bis au unsere Zeit erhalten«
während man in anderen Ländern,
vorzugsweise in Deutschland in spä
terer christlicher Zeit die Geschentver
theilung aus das Weihnachtssest ver
legte und ihm damit eine ganz be
sondere Bedeutung gab.
Auch im alten England spielten die
Rentabrkgeschente eine große Rolle
Sogar der König erhielt Geschente
und die «·un sräuliche Köni in« Eli
sgbeth so se r energisch auf die Er
sullun der Gescheiitvslichten seitens
ibrer stillem der hosbeainten und
Peerz mit ihren Gemahlinnem der
Bischof-, Edel- und Geschäftsleute ge
lten haben. Allerdings stellten diese
chente nichts weiter als einen Tri
but darz aber die Gebet mußten sich
durch »die«Annal-nie desselben seitens
der jeoiiigin sebr geehrt siiblen Na
türlich tvetteiserte man, die Geschenke
nicht nur kostbar, sondern auch eigen
artig zu gestalten,«und so war es teiii
Wunder, wenn zwischen den Schmuck
sachen, Edelsteinen Ischern Sängeln
Samt-· und Seide-i gen, ’e ain
Womit des Ja s 1561 der
dargebracht sterben. ein nackt
beutiaen Begriffen unscheinbares Ge
schenk besondere Aufmerksamkeit erreg
te: ein Paar aus schwarzer Seide ge
siftrickte Strümpfe. die die Seiden
hiindlerin Mr5. Montague auf Na
deln fiir die fiirstiiche Frau gestrickt
hatte. Bis dahin tannte man nur ge
niibte Strümpfe, und die Königin war
uber die neuen elastischen so entzückt,
dasz sie von der Zeit an keine anderen
mehr traaen wollte. Da die Nachah
inunagsucht immer rege war, wurden
die gestrickten Strümpfe fiir Herren
nnd Damen bald allgemein, ebenso die
Kunst des Strickens.
Ganz besonders beliebte Neuiahrss
geschenke bildeten in England allge
mein, nicht nur bei hofe, Handschuhe
und Nadeln, damals sehr thenre Ge
genstände. Herren schenkten den Da
men meist Nadeln von Silber, und
die Bezeichnung «Nadelgeld« für das
Toilettenaeid der Damen hat sich bis
heute erhalten. Der Großlanzler Sir
Thomas Moore erhielt in einem Jahr
von einer Nits- Croater. zu deren
Gunsten er einen Streitfall entschie
den, ein paar selbstgearbeitete seidene
Handschuhe, in welche sie 50 aoldene
sogenannte Engeljthaler gesteckt hatte
Der vornehme Mann schickte ibr das
Geld sofort zurück und schrieb dazu
«Misses - s Da es gegen die guter
Sitten verstieße, wenn ich hr Neu
jahrsgeschent zurückwiese, ,o nehme
ich die Handschuhe mit Dank an, das
Futter derselben aber muß ich ent
schieden ablehnen."
heute beschränkt sich die Sitte der
Neujahröschenkung, besonders in
Deutschland, auf Gaben, die man Bo
ten, Pförtnerrn Zeitungsbringerm
Briefträgern u. s. w. zutheil werden
läßt » Leuten, die uns während des
ganzen Jahres Dienste lei en, iir die
sie nicht direkt von uns za t wer
den. Fiir Bekannte untereinander,
Familien-fliehen namentlich solche,
die räumlich getrennt vdn einander
find, ist der geichriebene oder edruckte
Neuiahrswunsch üblich, der ch schon
seit dem Mittelalter in poetische For
men kleidete. Jn rivatbriefen aus
jener Zeit werden chon Glückwti che
dargebracht. So s reibt die skn
Margarethe von Na an an ihre Tan
te, die Griffin Mechtild von Geldern
im ofahre 1367 »das dir Sot gebes
tetiå, sei-lich jah- m sue-, tut
Woge begehrt.« -
i war nichts Willst-« CIL bss
Idglvrstrrnath
Vca Lohe-It same-stos.
Es naht ran die Mitternacht
Jnde nun Sinn. still btiitend.
Auf chlummetlosem Lager
Denk neuen Ja entgegenwacht
Wie meine But e schlage-is
Und immer muß ich lauschen:
Mit ist. als hött’ ich tauschen
Den Riesenfiwm der Zeit
O, so unendlich weit,
Und wieder doch so nohek
Gedärm-it wie fetnes Löwen«
Wie ferne Hammerschläqe,
Der Brandunq fern im Takte
Vetbtausende Cato-atte,
So ballt es mit. ini Haupte,
So ballt es mit im Ohr! --
Du infi! Nicht Hammetfchiäge
Sind es, nicht ietnes Löwen«
Nicht ferner Fluih im Takte
Vetbkauiende Caiaraiie,
Und nicht des Strome-i der Zeiten
Vertauschen und Vertinnen
Des eignen Blutes Welle,
Ureisend in Deinem haupt
Jsi’s, was bei nächt’gem Sinnen
Dein Ohr aus weiter Ferne
Dampf zu vernehmen glaubt! s
Sei’ö denn des Blutes Welle
Bei aufgerealem Sinnen
Die dumpf im Ohr mir rauscht!
’s ist doch die Zeit, die schnelle,
Die ihrem wilden Jagen
In meinem her schlag lauscht!
Denn nur weil ulse schlagen,
Und nur weil herzen pochen«
Und nur weil Hirne lachen.
Wird in der Welt qelprochen,
Das Wort vom Strom der Zeil;
Und nur im Geiste gründet
Das Meer, in dem er mündet,
Das Meer der Ewigkeit
diese Art Gluckwünsche auch ganz be-«
sonders zwischen Brautpaaren und
solchen, die es werden wollten, üblich
wurden, und daß man te gern i
poetische Form kleidete lara Läß
lerin zu Augsburg hat ein aus dem
Jahre HTl stammendes Liederbuch
hinterlassen, das derartige, oft sehr
zarte Neujnhrswiinsche enthält, von
denen manche die beiannten niirnbers
gischen Meistersiinger hans Folz und
Hans Rosenbliit zum Verfasser haben
Allerliebst ist der Schlaf-, eines Neu
iabrswunsches, den ein junger Mann
jenter Zeit seiner Angebeteten wid
me :
»Desgleichen hoff ich alle Tag’,
Dubaltest nur die Treue dein.
So toiird' ich ganz erlöst von Klag,
Und will hinflir dein Diener sein«
Jn diesem sel’gen neuen Jahr.
Daß dir Glück nur stets widersabrk
So wird erfreut mein herze sein·«
Sebr oft, ja zumeist begannen jene
alten poetischen Gliickwiinsche mit den«
Worten: »Am-f an«. Man als-nie da
mit den Neuiabrsbesuckx bei dem man
persönlich seine Wünsche aussprach,
nach. denn ehe man in ein Haus ein
trat« pflegte man an die Tbiir zu
pochen oder den dort befestigten Klo
pfer in Bewegung zu setzen. Der
Und-klopfen beut’ noch bei dem »Ein
fsamilienbaus« Englands häufig, hat
bekanntlich später dem Klingelzug und
der elektrischen Glocke Pan gemacht.
Einer hervoragend schönen Dame
scheint folgendes Neujabrglied von
hans Iolz gegolten zu baben:
»Am-f« an, meines rzens Luft und
onn’.
So bell bat noch nie geschienen die
Sonn’.
Die Tugend. Zier und Sitten dein,
Schein klarer in dem herzen mein;
Denn solch’ ster, schiin und freundlich
Gestalt,
Ward ·nie» von Malees Fand gemalt.
Und bitt' ich Gott, er wo n· Dir bei
Jn alt'« dem, das Dir nützlich sei »
An Leib, an Seel, afi Ehr-C an Gut,
u w.«
Es konnte nickst ausbleiben, das ne
ben den Glücklviinsehen auch aller
ggtd quåe Lehren ausgesprochen spuk
- se « s: .
So bebiit dich Gott vor Winkel eeken,
Und iable gern« nnd borg’ nit ofieh
f
» « - »H« ,
1lnd hiit’ dich auch vor Würfelspiell«
Den Frauen ioird folgender guter
Rath ertheilt:
»Seid arbeitsam daheim im Haus«-»
Seht nicht so viel ziinr Fenster ’raitg,
Seid gütig mit dem Hausgesind’,
Zieht aus zur Tugend Eure Kind«
Daß die Lehren liebendtoiirdig aus
genommen werden sollen, tundigt ein
Vers an:
«
»So du das atisnimmst siir ein Lehr«
So ist dein Weisheit desto mehr;
Nimmst du es aber in Uebel ein« - -—
So magst ein großer Thor du sein.«
Neben der Dichttunst war es dann
die Reichen- und Maltnnst,» die sich in
den Dienst der Neuiahrswunsche stell
te. Man malte Blumenstude. die
Symbole von Glaube, Liebe und Hosi
nung in Gestalt von Kreuz, Herz Find
Anker, ost auch schön geschmuckte
Ovseraltäre und leichtbeschtvingte En
gel. Derartige Wünsche bilden«den
Ansang Unserer heut' noch üblichen
»Reuiahrstarten«, aus denen solche
langen »Hopsen-Wünsche« teinen Plan
haben, sondern nur wenige Wortes
»Viel Glück zum Neuen Rng »Pro
sit Neuiabr" usw. stehen. iese lato
nischen Worte lösten die sriihey seit
dem 15. Jahrhundert aus Neuzaigd
tarten üblich gewesenen ab, deren . n
xchristen »Ein godtselig Jahr« laute
en.
Selbstverständlich hat die Neuiahrs
tarte. der Neujahrswunsch- alle Wand
lungen des Geschmacks und der Kunst
mitgemacht. Man druckte bekanntlich
zu Ende des 18. und zu Beginn des
J·9. Jahrhunderts- chzeitslieder und
andere Carmira s r besondere th
lichteiten aus buntes oder weißes t
lasbandx diese Art Druck wurde
schließlich auch siir Neusa rwiintche
üblich, machte dann aber ld dem
Druck aus Papier und steifen Karten
Plat, schon weil sich Le tm silr den
immer beliebter werden en bildneris
seiden Schmuck besser eintreten. Jeden
salls gab es von jeher Kilnstler, die
Entwürse siir Reuiahritoiinsebe ber
stellten, nur wollten diese Künstler
entweder nicht enannt sein oder wa
ren, wie heut’, aum bekannt.
Gottfried Sehnt-on der berillnnte
Berliner Bildhauer, tvar zum Bei
Eiel ein Mel er iin Entwersen von
erstaan eben, von denen einige
o-, set-—
-MMW.-«.-v -
ans den Jahren 1799, 1828 nnd
1830 noch erhalten sein sollen. Auch
der jnng verstorbene Maler Burgen
der in den sechziger Jahren viele her
vorragende Bilder malte und nanzent
lich den damals nicht allgemein be
lannten Spreervald für feine Bilder
benutzte, sowie Paul Meyerheim nnd
andere erste Künstler haben derein
zelt reizende Neujahrsiviinsche eiit
werfen, die, wo sie sich noch finden.
tson Sarnmlern hochbeiverthet neri
den. Von Meyerheirn soll g. B. ein
reizendes Affen —- Qrchefter aus dein
Jahre NR eriftieren.
Ein ganz eigenartiger Gliickwunich
erschien im Jahre JTW in Berlin,
dem ersien Regierunasjabre des Ko
nigs Friedrich Wilhelm Ill., einen
»Gucklastenmann" darstellend, und
die Annonee sagte von der Karte
daß sie »ein in Kupfer gestochener
Neujabrstvunsch sei, der mit ungleich
mehr Kunst gezeichnet und mit Sarg
jalt tolarirt sei, als ähnliche Pto.
dulte bisher, und der zugleich einem
unserer besten Dichter zu einer sinn
reichen Strophe Anlaß gegeben —ha»
be«. Der Stich zeigt Kinder und alte
schlichte Männer um einen Guit
lasten gruppirt. Man hat versucht
unter dem »besseren« Dichter Schiller
zu entdecken, doch dürfte diese Vermu
thung nicht zutreffen. da man im
Jahre 1798 den damals längst be:
riibinten Poeten jedenfalls als »Schu
ler« und nicht als «einen unserer bes
seren Dichter« genannt haben würde.
Das Gedicht se bft dürfte ja auch auf
unsere Tage noch futressenz deshalb
sei es hier mitgethe lt:
»Zum neuen Jahr schau jedermann
Ein lehrreich Bild in meinem Kasten,
Das Bild von unser'tn Leben an:
Der Leidenschaft, ganz hinge eben
Trabt alle Welt, dort linter nd,
Nach Aemtern, Titelns Stern und
II -
Nach Geld, nach Putz und andee’nt
Jh e Thau Dis-w « wart
r ganze « ern e
Streben. g is
Nur wen’ge, »rechts, versteifte das Leben
u leben, wie man's leben muß
.ur Freunds ft, zum Naturgenuß,
nd zu der u , di;e Yissenschaften
e n
Wes m veu i- m a ist« sama-» -
Dem wird gen-g ein Lro e Leben
Ohrk allen uns -·«-» zum neue
Mit-«