Jahrgan 31 Nebraska Staats— Anzetger und II set-old - ZW t(Th Is) krauen alt toten-. Die mannigfachen Prozesse und Berhaftungen von Spionen, die sich in leyter Zeit ereignet haben, scheinen auf eine vermehrte Spionage - Thäti.lleit hinzndeuten. falls nicht etwa nur die Furcht davor gewachsen ist nnd sich in diesen Verhaftungen äußerl. Gewiß ist für ein kühnes Vordringen in verbo tene Positionen. für eiserne Selbstbe herrschung, die teinen Muskel im Ge sicht zucken läßt« ein männlicher Wille unentbehrlich. So werden denn fiir die iuhnste Art der SuionageiThötigteit immer nur Männer-brauchbar sein. Je höher die Gefahr ist, desto mehr wächst für die Verwegenen, die sich ihr nur aus idealsten Interessen und Liebe zu ihrem Vaterlande ohne Rücksicht aus klingenden Gewinn hingeben, der Reiz, der Gefahr zu troden. Dineben aber werden häufig auch Frauen als Spione verwendet. Jhnen fällt eine wesentlich andere Aufgabe " zu. Sie besuchen nicht direkt die Be festigungen zu denen der Zutritt ver boten ist, sie suchen sich nicht in Wert stiitten und Großgießereien einzu schleichen, schon weil ihnen die nöthigen Fachienntnifse fehlen, well sie weder ein Croauis zeichnen können, noch Wissen von der Zusammensetzung von Shrnvnells undGranaten hoben. Den noch ignn ibreThiitigleit ebenfalls- au ßerordentlich wichtig werden. Denn durch den Reiz, den manche Frauen auf die Mannerwelt ausüben. lann eg ils nen gelingen, Soldaten. Offiziere oder Beamten einer seindlichen Macht Ge beimnisse zu entreißen die sie einein Manne niemals preis-geben würden Edel ist eine solche Tbätigteit aewifk nicht, wir werdeni sie in tiefster Seele veraldscheuen müssen. Dennoch werden Frauen zu diesem Zwerl von Dei-. Re gierunaen nach ioie vor benutzt. » Uvrtgens nicht nur von den Milch ten der Gegenwart. Die Frau ist als - Spionin tbiitig gewesen, so lange esi überhaupt eine-Geschichte gibt. Die Ge heimnisse, die ein Mann dem anderen auch durch die größte List nicht zu ent reißen wußte, sind oft genug verrathen worden, weil ein Jranenrnund darum schmeichelte. Schon in der Frühzeit der Menschenaeschichte finden wir ein solches Vortommnisr Simson und Delikt Der Fälle gar, in denen man durch die Leidenschaft zu einer schönen Frau die Energie eines Staatgmannes oder Fürsten zu brechen versuchte, sind Legion. »- Am häufigsten kommen Frauen alH Spioninnen wohl in Rußlxmd vor. Dort werden von der Polizei gern Frauen entsendet. um über die gehei men Organisationen der Revolutio niire näheres zu erfahren. Einer der belanntesten weiblichen Spihel war die Jutschenlo, die sich als Anbiingerin ver Terroriften gebärdete und solches Vertrauen zu erringen wußte, daß sie in die tiefsten Geheimnisse ihrer Orga nisation eingeweiht wurde. Nachdem sie sich iiber alle « töne, die in der näch sten Zeit ausge ührt werden sollten, iiber die in Betracht kommenden Per sonen usw. genaue Kenntnisse ver schafft hatte, war ibr erster großer Schlag gegen die Revolutionäre die Ausdeckung des Komplottes gegen den Zaren im Jahre 1895. Dutzende von Terroristen, die ihr vertraut hatten, wanderten nach Sibirien in die Ver bannung Sie selbst wurde, nrn den Verdacht, der sonst aufsie gefallen wä re. abzuwenden. ebenfalls nach SM rien geschickt aber man ermdglichte ihr, zu entfliehen. "Sie schloß sich daraus abermals den Repolutionliren an, um noch rne r von deren Plänen zuerst-h reie. N t nur Männer waren ihre Opfer-, auch in das Vertrauen ver stauen bustk sie· Keinsuschleichem n Eines ihrer Horch pser war Frania Frumtim die einen Anschlag i aui den Polizeipräsetten von Moskau versuchte, aber verhastei wurde. Hun derte von Terrpristen, Männer und ! Frauen, Jünglinge und junge Miit-: l chen, sind aus ihre Spionngeberichte i hin nach Sihirien geschicit worden-! Sie hatte ihr Gewerbe schen im Alter von 23 Jahren begonnen und sich in- s solge ihrer natürlichen Verschlagenheit s bald zu der geübteiien Spionin ent- i wickelt, die es vielleicht ir. den letzten s dreißig Jahren in Rußland gegebeni at. Jn Deutschland wurde vor einiger Zeit ein Fräulein Petersen verhastet, dem mnn zum Vorwurf machte, daß es in Kiel zu spionieren versucht habe. 25 s Jahre alt, von großer Eleganz und dem nndesinierbaren Reiz, dem viele Männer rettungslos erliegen, machte sie die Bekanntschaft von Beamten und Ossizieren und brachte sie unter ihren Einfluss Einem Angestellten vers Sprengstossabtheilung in Mel soll sie das Geheimniß is Fahriiation des rinchlosen Pulvers nwie die Kenntniß der Lage der Minen im sen von W entloitt haben. Jnde en war die i : , Polizei aufmerksam geworden, obwohl die Spionin ihreThatiqleit unter dem Mantel derThätigleit als Sprachlehre tin zu verbergen suchte. Indessen trat sie dazu viel zu elegani anf. Ebenso erhöhte es den Verdacht, daß sie ihre Wohnung allzu oft wechfelte. Diese gefährlicheThatigleit, die diese Frauen ausüben, und das große Gei schicl, das sie besitzen müssen, läßt eine lmhe Bezahlung als selbstverständlich erscheinen. So erhielt z. B. auch die Jutichenlo ein sebr hohes Gehalt Daß infolgedessen auch Don-ren, die nie ans Spionieren gedacht haben, die « aber eine gewisse Freude darüberj empfinden, sich mit einflußreicheni Männern über wichtige politisches Dinge unterhalten zu können, leicht in Verdacht kommen können, Spio nage zu treiben, hat vor wenigen Monaten ein interessantes Beispiel in Jtalien ergeben. Die verwitwete Frau von Siemens, die in Rom in ;der Gesellschaft eine Rolle spielte und »die, eine gebotene Schweizerin, spä ter mit einem persischen Staats manne verheirathet, mit italienischen Staatsmännern lebhafte Beziehungen unterhielt, ilt von einemTheil Der ita lienischen Presse und selbst im italie nischen Abgeordnetenhause offen der Spionage im Interesse einer fremden Macht beschuldigt worden. Mehrere Duelle sind die Folge gewesen. sen franzoscschen Zeitungen konnte man kürzlich lesen, daß auch der deut sche Generalstab sich der Hilfe von Spioninnen bediene. Die französische Regierung wies nämlich eine Anzahl von deutschen Mädchen aus, die in den französischen Garnifonen der Ost grenze als Bat-Maids thätig waren, weil man sie im Verdacht hatte, im »Sollte des deutschen Generalstabes zu stehen und männlichen Mittelsperso nen, mit denen sie unter einer Decke steclen sollten, alles das zu berichten, was sie aus der Unterhaltung betrun kener Soldaten und Offiziere heraus hiirten. Des weiteren wurden in Reime sieben Männer und drei Frauen unter der Beschuldigung ver haftet, Spione oes deutschen General stabes zu sein. Den Frauen warf man vor, daß sie die Bekanntschaft von Soldaten und Osfizieren zu ma chen suchen, um aus ihnen militiiri-« fche Geheimnisse herauszuholen und diese an ihre männlichen Mitschuldis: gen weiterzugeben. Belastender Brief: wechsel soll in den Wohnungen der Mädchen gefunden worden sein. Es soll sich daraus ergeben haben, daß in Frankreich eine weitverzweigte Spio nage-Organisation im deutschen Jn teresse vorhanden sei. Man wird wohl von dieser Angabe weitgehende Ab striche machen müssen, um das tleine Körnchen Wahrheit, das ihr vielleicht zu Grunde liegen könnte, heraus-iu schälen. Die Schuld an den übertrie benen Spionage- Nachrichten die zu weilen in Frankreich und singlmd verbreitet werden, ist offenbar der Nervosität zuzuschreiben die man dort gegenüber den angeblichen triege rifchen Geheimabsichten Deutschlands an den Tag legt. Auch in England hat sich kiirzlich eine Spionagegeschichte abgespielt, in der eine Frau die führende Rolle über: nommen haben foll. Der erste Lord der Admiralität, McKenna, entdeckte, das-, mehrere werthvolle Pläne aus der Admiralität verschwunden waren. Wie der Diebstahl, um den es sich of fenbar handelte, möglich war» darüber herrscht tiefsteg Geheimnis. Nähere Untersuchungen ergaben Grund zu der Annahme, daß eine internationale Spionin die Hund im Spiele hatte — eine Frau, die fieys beieit ist, ihre Dienste an -den Ochstbietendemzu .-ver laufen, gleichgültig obees sich nun die sranzösische oder die rstssische, um die deutse oder eine andere Regierung handel. Die Spionin htdlt sich gerade damals, mehrere Wochend par der Ent wendnng der Pläne, in England auf Wahrscheinlich hat sie während dieser Zeit den Plan ausgearbeitet, dur den schließlich die Entwendung der läne möglich wurde « Mentor -. Mantmeultlnebem das sächsi iehe cnemone. Steigt man von den Höhen des sächsischen Vogtlandes südwäkts nach Bdhmen in der Richtung aus Egek hinab, so erreicht man hart an der Grenze die Stadt Markneultrchen Dem Auge bietet diese Stadt, die im »Ist-eigen Jahrhundert nach einem: »Bkande völlig neu ausgebaut wurde, yleinetlei Merkwürdigkeit, desto mehr bedeutet sie dem Ohr. Denn Mari neulikchen ist in Deutschland der größte Fabrtlort süc Orchester-instru mente, in erster Reihe für die Königin des Orchestets, die Geige-und kein Land der Tede, roh-nicht Matlneus Itirckiener Musikinstrumente zu finden wären. Jhre Bedeutung macht die Stadt dem Ankömmling schon in ten hiigeli lesen Straßen durch die Hausschilder ice-merklich Da liest man von Vase-, Becken-, Beschläge-, Bogen-, Klarinet: tcnblätter-, Frosch-, Geigen-, Guttat ren-, Hatmonila-, Holzblasinstrumeni te-, Kinnhnlter-, Mandolin-, Zither nmebekei. von Attordion-, Etui-, Grissbeett-, Mundstiick:. Steg-, Sai tensadritanten, von Kolophoniumgie sxereiem Därmehandlnngen, Beinchen drchern und was es sonst noch sitt Zweige gibt, die mit der Instrumen tenmacherei zusammenhängen wie zum Beispiel Kartonnagensabriten, Futte rat- und Kistentischlereiem Stickereien siir Geigendeexen u. s. w. Nicht nur in Martneutitchen selbst, sondern auch weit in der Umgegend herum, so besonders in der Nachbarstadt Klin genthal, ist diese Industrie zu Hause. Martneutirchen aber ist der große Mittelpuntt und Stapelplny dafür. Martneutirchen erfreut sich in der Umgebung eines großen Holzreichtums z und namentlich wachsen hier Fichten« aus denen die Decke der Geige gemacht wird, und Ahornbiiume s— siir den Boden der Geige — in reicher Fülle.? Heute ist freilich dieser Holzreichtumi längst erschöpft, und der Ahorn wird von Martneutirchen aus Ungarn, Ru- s mänien, Galizien bezogen, besonders; aus den strittigen Gegenden, wo er ern s langsames Wachstum hat, weil er da: s durch eine schön geflammte Maserung’ belommt, denn bei teinem anderen! Instrument spielt ja neben dem Ton s gerade die Schönheit eine so großes Rolle wie bei der Geige. i Wir befinden uns im Mustersaal ei- » ner großen Saiten-Jnstrumenten-Fa-l bril, und zu vielen Hunderten siehti man hier an aufgereihten Schnüren.! auf den darunter stehenden Gestellens oder in den Glasschränten an der Wand die in allen Lacksarben glänzen den schlanten Biolinen, die Celli, Bässe und Gitarren, Zithern, Mandolinen, Banjos, Lauten und Harfen hängenJ stehen, liegen. Wie in jeder Fabrika tion, so hat auch im Geigenbau und der übrigen Jnstrumentenmacherei das Prinzip der Teilarbeit Platz ge griffen. Vom Steg big zum Wirbel —-— alles ist zur Spezialität geworden, die meist als Hausarbeit betrieben wird. So konstruiert eine große Al tienfabril in Marlneutirchen nur den »Korpus« oder die »Schachtel« der Geige, das heißt den aus Boden, Decke und Zarge bestehenden Rumpf. Sache des Geigenmachers ist es, die einzelnen Teile, die ihm von den Spezialarbei tern geliefert werden, nachzuarbeiien, wenn nötig zu verbessern, sie richtig zusamntenzusetzen und den Lael auszu tragen. Je sorgfältiger diese Arbeit, desto wertvoller die Geige, nur die ganz billige Stapelware wandert ohne Nacharbeit aus den Markt. Besonders bezieht sich die Nacharbeit aus den Bo den und dieDecte der Geige « die Tei le, die in erster Reihe den Ton bestim men. Mit Messer und Meißel wird an ihnen so lange herumgeschabt, ge schnitzt und geglättet, bis sie die rich tige Stätte bekommen. Zu den un zähligen Versuchen, dem Ton der alten Meister aus die Spur zu kommen, ge hört in neuester Zeit auch der, die Decke möglichst diinn zu gestalten. An scheinend wurde die beabsichtigte Wir kung auch damit erreicht, schon nach «einem Jahre verschlechterte sich der Ton dieser Jnstruniente aber derart, daß man von dieser Methode wieder abgelommen ist. Betannt ist, welchen Einfluß auf den Ton manche Leute auch dem Lact zuschreiben insofern das Holz von ihm durchtriinkt wird. Jn Markueulirchen glaubt man an diese und noch so viel andere dunkle Theo: rien von der Beinflussung des Tones herzlich wenig. Noch weniger glaubt man daran, daß die berühmten alten Geigennmcher bei ihrer Kunst irgend welches Geheimnis oder System ange wendet hätten, dem die Neuzeit noch nicht aus die Spur gekommen wäre. Ein nach bekannter Norm gut gemach ter und gut zusammengestellter Kors vus und dazu gut getrockneteg Holz - -— anverePrinzipien haben Amati, Guar neri, Stradivari. Steiner, Klotz, auch nicht anwenden können. Ja, die Fa brikanten hier sind fest davon durch drungen, daß eine gut gemachte Mark neukirchener Geige, wenn sie erst das nötige Alter bat, im Tone von jenen berühmten Meisterwerken nicht zu un terscheiden ist« nur daß bei den letzte ren eben das Nenommee und der An tlauitiitenwert ihre Rolle mitspielen. Da Markneutirchen nach aller Welt exportiert, so muß dabei auch bei den verschiedenen Nationen aus deren Ge schmack betreffs der Färbung der Gei gen Rücksicht genommen werden — so liebt Ruszland das helle tlternsteingelb,K . - Frankreich ein feuriges Rot, Amerika ein tiefes Braun. Kaum glaublich scheint es, daß in dieser Fabrik allein iiber zweihundert verschieden geforknte Schablonen fiir die FsLöcher zur An wendung aelangens Formen die fast alle den Geigten der oben erwähnten walten Meister entlehnt sind I Ein großes- Kavitel siir sich bilden die Saitenfalsriten in Markneuiirchen. Tritt man in die Betriebsräume einer solchen ein« so schläat einem zunächst iiberall ein vestilenzialischerGeruch ent gegen, so daf; man nicht begreift, wie es Menschen dauernd in dieser Atmo sphäre aushalten können. Da ist zu nächst das Lager mit dem ausgewei-v cherten Rohmaterial —— getrockneten und ausgeputzten Schafdärmen. Bis islnsana des voriaenJahrhunderts wur den diese Därme aufs Sachsen selbst, aus Bayern, Böhmen und der Pfalz, wo arosze Schafherden gehalten wur den, bezogen. Aber schon damals reichte dieser Artikel an Menge für die Martnenkirchener Fabrikation so we nia bin, das; die sächsische Regierung den Dresdener Fleischern ausdrücklich befeblen mußte, Schafdärme nur an He hiesigen Saitenmacher zu verkaufen. Seit etwa fünfzig Jahren ist es Eng lknd und hauptsächlich Rußland mit seinen ungeheuren Herden, woher Marineukirchen seine Därme bezieht, während die ebenfalls schafreichen Län der Frankreich und Jtalien die Darm Produltion fiir die eiqene Saitenberei tung verbrauchen. Bedingung für ein gutes Darmmaterial ist, daß dicSchafe fein fettes Futter erhalten. Den lang wieriaen Gang hier darzustellen, wie das Verdauunasinstrument des Scha fes sich zu jenem Ding verwandelt, das in die Menschenherzen Trost und Wonne bringt, würde hier zu weit füh ren. Die Zahl der in Markneukirchen alljährlich verarbeiteten Därmc beläuft uch auf über fiinf Millionen Stück, sms denen annähernd 25 Millionen Stück Saiten verfertigt werden, dar unter auch die, die noch mit Metall »und Seidenfäden übersponnen werden. Mechnet man noch die für manche Sai teninstrumente notwendigen Stahlsai ten hinzu, so werden in Markneutir--. chen über 200 verschiedene Sorten da oon fabriziert. Eine weitverbreitete. wohl jedem Geiger bekannte Meinung ift die, daß die hellen Saiten besser als Sie dunklen sein sollen, weshalb die er steren auch höher bezahlt und in Ame rika die dunklen Saiten künstlich ge bleicht werden, was aber ihre Zerreiß barleit vermehrt. Jn Wahrheit ver hält es sich damit ebenso wie mit den hellen und dunklen Zigarren oder Bie nen, über die ja auch nur, und zwar im eigentlichiten Sinne ,,Anaesichts« unterschiede herrschen. Ebenfalls aus dem Auslande wird das Material für die Violinbögen bezogen, die, da fast alle Teile nur niit der Hand hergestellt werden können, ganz Sache des Klein arwerbes und der Hausindustrie sind. Nur für die ganz billigen Bögen wirdl einheimisches Buchenholz benutzt — sonst wegen der besseren Spannkraft Blariholz, ferner das aus Guyana stammende, neuerdings auch für Lu rusmöbel viel verwendete, nach sener Farbe so genannte Pferdefleischholz, und siir die teuersten Bögen das röt Liche Pernambucoholz, das aus Lima und Ostindien kommt. Der jährliche Gesamtverbrauch an diesen fremden Hölzern für Violinbögen beträgt in Martneutirchen über 3000 Zentner, dcr an Pferdehaaren, die aus China und Serhien kommen, 700 Zentner. Dazu kommen noch fitr den Frosch des Bogens überseeisches Ebenholz, Perl mutter, Elfenbetn, Goldfischmuschel und Schildkrot. Befnchen wir nun eine Messing inftrunientenfabril. Dn die ersten Blaginftrumente, welche Martneutir chen ungefähr um die Mitte des acht zehnten Jahrhunderts gemacht wurden. Waldhörner waren, so heißt noch heute dieser ganze Zweiq die Waldhornma eherei. Das Messina dazu kommt auex dem Erzgebirne und ans Auasburg. Soll das Instrument einen schönen weichen Klang erhalten, so wird das Messing stark mit Kupfer vermischt und heißt dann nach seiner goldigen Farbe Goldmessina. Von dem schön oussehenden Neusilber ist man abge lomtnen, weil es einen zu hnrtenKlang gibt. Wir begeben uns weiter in eine Holzblasinstrutnentenfnbrit, wo nach ebenfalls zahllosen Systemen die Kla rinetten, Oboen, Snxophons, Flöten, Pieolos, Faqrtts gemacht werden. Als Hölzer dienen dazu Ahorn, Buchs bnum, Polisander, Kolus, Ebenholz und Grenndille, letzteres aus den oft afritanischen Kolonten. Jhee Fär bung ist durchweg dunkelbraun oder schwarz. Ein Orchestermitglied, das sich heute noch mit einer gelben Klari nette sehen lassen wollte, würde wahr scheinlich von seinen Kollegen in die nächste Maison de Sant6 abgefiihrt werden. Unsere besondere Aufmerk samkeit erregt das in Deutschland noch nsenig bekannte Saxophon. Aehnlich der Baßklarinette hat es genau die Ge sialt einer mit sehr vielen Ventilen be setrten langen Tabakspfeife Merk spiirdig ist dies Instrument, das in Bclgien und in Frankreich schon in mehreren Fabriken, dagegen in Deutschland erst hier in dieser einen hergestellt wird, dadurch, daß es vor kurzem zum ersten Male in einer deut schen Militärkapelle, bei den » ran zcrn« in Berlin, zur Verwendung ge kommen ist, und zwar aus direkten iAnlaß des Kaisers, nachdem ihm aus - der ,,. Hobenzollern« ein Quartett damit voraespielt wurde« Namentlich soll es sich als Ersatz siir das Cello und bei Wagnerausfiihrungen bewähren. Das teuerste der in Markneukirchen herge tellten Blasinstrumente, dem ich be gegnet bin, ist ein Courtois-Solo-B Kornett aus massiv Silber zum Preise Von sjsfl Dieselben Instrumente wie inMark neukirchen werden, wenn auch in weit geringerer Menge, in der Nachbar stadt Klingenthal fabriziert. Jn sei ner äußeren Gestalt hat Klingenthal nicht mehr Reize aufzuweisen als shltarkneulirchem Zu erwähnen ist der Kupferwerlbau, der seit Beginn dieses Jahrhunderts nach langem Todes schlafe in Klingenthal wieder wachge worden ist — der einzige Fall im Vogtlande und Erzgebirge, daß der hier einst so blühende Bergbau keine Wiederbelebung erfährt. Weit vor aus aber der Nachbarstadt ist Klingen thal in der Herstellung von Mund und Ziehsharmonikas. Die Entstehung dieses Zweiges fällt in das erste Drit tel des vorigen Jahrhunderts, wo ein Frlingenthaler Kaufmann von einer Reise eine Mundharmonika, die er als eine damalige Neuheit in Frankfurt am Main zum Geschenk erhalten hatte mit nach Hause brachte· Obwohl auch noch in Gera, Leipzig, Altenburg, Magdeburg, Berlin und in Württem berg diese Industrie ihre Vertretung findet, so beherrscht damit doch Klin genthal mit seiner Jahresproduktion non einer Million Ziehharmonikas und zwanzig Millionen Mundharmonikas den Weltmarkt und trägt seinen klin genden Namen also mit vollem Recht. Außer den genannten Instrumenten werden in den beiden Orten noch Schellenbiiume, Glockenspiele, Tum bourmajorstöcke Taktstöcke, Kinder Jnstruinente, Akkordeons, Orchestri one, Grammophone, Musikwerke, No tenpulte und alles-, was dazu gehört, fabriziert· Eine historische Samm lung alter Instrumente, eine Fach- und Musikschule dienen der Industrie zur wertvollen Unterstützung Der Jah res-wert der Markneulirckxner Pro niiktion belaust sich auf ungefähr 2333 Millionen Doktors-. Zum Schluß sehen wir uns noch in einer Fabrik für Signalinstrumente um, wo uns als zeitgemäfzestes Erzeugnis die Automoi bilhupe begegnet. Ein löbliches Be streben dieser Fabrik ift es, den nett-en zerreißendem schreckenerregenden Klang der Loupe nach Möglichkeit zu mildern itnd diesen dem sogenannten Orgelton zu nähern. Die modernste Form der Hupe besteht in einem vergoldeten Echlangenlopf mit einem dazu gehöri gen Ringkettesnstrang Bis nach China ist diese Form schon verkauft worden, ssur hat man dort dem Knopf, wohl um das-« Entsetzen für das fürchterliche Fahrzeug noch zu vermehren, noch grüne Glasaugen und dem Rachen eine Gliihbirne eingesetzt. H-.-—·— Schweden- Fteienknaftqueb en. Jn der Geschichte der Tienstbarmas ehung der Eliiesentoasferkräfte Schwe dens ist der 29. Oktober ein bedeu tunqsrioller MerktAg. An diesem Tas ge wurde nämlich der erste arofzeThcil der mächtigen Traftanlage der Trol! hättawasserfälle einaemeihL Die Kraftanlage kann in ihrer heute ferti gen Gestalt 4(«-I,00() Pferdekräfte lie fern; hierzu kommen aber im Jahre 1911, nach Fertigstellunq des Aus baues der Trollhättafälle noch weitere 4(),000 Pferdekräfte. Dic vom näch ften Jahre an im ganzen zur Verfü gung stehenden 8st,0s)t) Pferdekräfte bedeuten eine ausgenutzte Wassermenge von 250 Kubikmetet in der Sekundet Dieser Wassermenge entsprechen die Dimensionen des kolossalen Kraftkm nals und der dazu gehörigen Wdssers bauten. Es tvird indessen auch bei den vom nächsten Jahre an augzunutzendcn 250 Kubikmetern Wasser per Sekunde noch nicht in der Entwicklung halt ge macht werden. Der fchwedische Staat disponirt nämlich iiber eineGesammt wassermenge,die zwischen 320 und 900 IKubikmeter in der Sekunde wechselt, W und wenn die Fälle nicht nur Bis Trollhättan, sondern auch Borgoenl und Lilla Edets voll ausgebaut stup, und der große Binnensee Wänern re guliert sein wird. werden 180,000 Pferdekräfte durch die 5Itinnengewässek dem schwedischen Staate zur Verfü gung stehen. Den größten Theil der Kraft gibt die gewaltige Wassermenge des Götas slrisses. Es eröffnen sich infolge der Dienstbarmacbnng der mächtigen Wasserlriiste siir Schweden nngenhnte Zukunftsmöglichteiten. Jetzt schon hat das Vertheilungsnetz der elect-is n Krastonlage der Trollhättaftille erne tstesamtntliinge von 80 Meilen! Sekun därstationen befinden sich in Hahn storp, Stam, Stoefde, Lilla Edet, Alingsns nnd Gotenburg Ein sehr bedeutender Theil von Schweden wird also die eminenten Vortheile der Was serkräfte des Trollhlittnn mitgenieszen; eine große Zahl mittel- nnd südschwe disclper Städte wird vom Trollhiitnn ihr elektrischesLicht nnd ihre elektrische Kraft beziehen; ja, wenn der zweite Theil der Anlage nächste-s Jahr fertig gestellt sein wird, ist es nicht unwahr scbeinlich, daß ein Theil des eventuellen Kraftüberschusses der Wassermassen des Götaflusfes nach Kopenhagen ,,ex portiert« werden wird! Ein solcher weittragender Plan ist wenigstens al s len Ernstes vom jetzigen Chef der i Trollhättatraftnnlage, dem Ober ingenienr Holmgren, entworfen worden. —- Ein Zukunftsplan, der ebenfalls- ernstieb erwogen wird. - ist die allmähliche Elektrisizierung der sämmtlichen Eisenbahnen Schwedenö mittels der jetzt zur Vertilgung stehen den und noch dienstbar zu machenden WofserträftrL . . . Mit dem Bau der Trollhättakraft lage wurde erst vor vier Jahren ange fangen; die Riesenarbeit ist also in verhältnismäßig kurzer Zeit vollendet worden. Der Kraftlanal hat eine Länge von 4265 Fuß und ist daraus eingerichtet, 250 Kubikmeter Wasser pro Selunde durchzuführen. Das Ver teilunasbassin befindet sich im Berge Joberhalb Olidehala. Von hier aus . wird das Wasser durch Tuban, die je einen Durchmesser von 20 Fuß haben nach den großen Turbinen geleitet. Das Maschinenhaus ist aus Beton grund unmittelbar aus demFelsen auf geführt. Es ist für acht Turbinen eingerichtet, wovon die vier jetzt schon aufgeführt sind. Jede Turbine hat ei nen Effekt von 1t),000 Pserdekrästen. Die Spannung ist 10 bis 11,000 Volt. In einem besonderen Gebäude geschieht die Trangsormation zunächst auf 50, Wo Volt· Sodann folgt die Verthei lung theils mit niedrigerSpannuna an die niichstliegendenKonsurnenten, theils mit hoher Spannung an die weit weg gelegenen Plätze, wo wieder Draus-sor mationöstationen angelegt sind. Es mag noch erwähnt werden, daß nach der Regulierung des Sees Wänern auch ein großer Kanal ausschließlich siir den Verkehr errichtet werden wird, wosiir der Reichstag fiz Millionen Dollarg veranschlagt hat. Durch ihn wird das srtnoediscbe ,,Binnenmeer« Wäneru ausländischen Häer erschlos sen werden· ——— Das Ende den »Kerl-en Flub«. Aug stleinlaufenburg wird gemel det: Die »Rotl)e Fluh«, der als Wahr zeichen der Laufenbnrger Strom-: schnelle betannte, wohl 100 Kubikme ter große Gnaigbloch an dem fichJahr-: tanfende lang die Wogen des jungen Rheine-« brachen, ift jetzt den Arbeitern fiir dass Wassertraftwert zum Opfer gefallen. Vier Tage lang, Tag und Nacht, war, wie der ,,Alt«)dote« berich tet, an dein Kolon niit Drnckluft ge bohrt worden. Sieben, je vier Meter tiefe Löcher wurden in das Gestein getrieben Die Arbeiter mußten ange giirtet werden. Die« glattgetvafchene Oberfläche des Felsblockg wurde, da mit verhängnifzvolles Ausgleiten ver hütet würde, mit Sand bestreut. Am Freitag gingen die Bahrarbeiten zu Ende Freundliche Hände betränzten »den Todgeweihten mit grünem Laub. » Eine anfgepflanzte Fahne grüßte vom j Fels. Ganz Laufenburg war auf den Beinen, den Untergang des Laufen burger Wahrzeichens mitanzufehen. Viele Anstvärtige, darunter von Landshut der gefammte Stadtrath mit dem Bürgermeister, waren erschie nen, unt Augenzeuge des Ereignisses zu fein· Die Entzündung der Stimm rnasfe in den tiefen Bohrlöchern er folgte gemeinsam auf elektri them Wege. Jn tausend Stücke her-tend. ftob die gewaltige Felswaer ausein ander in die hochaufsprtngenden Wild wasser . . . . Jeht tauschen die Wogen des Rheine über di Trümmer des uiö auf den Grund rftörten Kalt-f ses. Ein prächttgeö atmdenkmaltft dahin. ’ « .