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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 16, 1910)
Kloster Wendhusen EVE MUWW ----------- (18. FortsesnngJ Ich antwortete ihm. denn Charlotie wer lamn eines Wortes fabig. »Ich führe gern rnit«. set-te er noch · aber ei ift leider unenoglich: nun muß ich Eu Gottlieb anver trauen. —- Orin t ie glücklich wieder, Alter, und laßt nQ nicht beschwqjem den Richteweg durch die Walfslocher In nebenens ei darf nicht aus eine halbe Stunde anloninien.« , » .Gerl)arbtl« sagte Charlotte, nnd ihr schönes Gesicht bog sich zu ihm hinüber, »ich dante Ditt« »Er drückte gerührt einen Kuß auf dte Stirn. «Adieu. Charlotte! Adieu, Con sine!'« -Die kräftigen Pferde zogen an und pfeilschnell und lustig llingelnd flog das leichte Gefährt in den sinlenden Abend hinaus. Es war ein stiller, llarer Winter abend, ringsum das weite. weiße Land, und seitwärts in der Ferne die ver fchneiten Berge. Jm Westen lag noch ein mattes Gelb am Horizont, aber über uns begannen schon die Sterne zu funkeln; lein Laut weit unb breit als das Klingeln unserer Glocken nnd dann und wann das Knallen der Peitsche. hier unb dort laq ein Dorf ; am Wege, wir sahen die erleuchteten Fenster Uter den weißen Dächern und wütbendes hnnbegebell begleitete uns: dann ging’s wieder auf bie einsame Landstraße hinaus unb endlich bcqen wir in den Wald s-- Wer bat febon einen Wald im Schmucke des Anhan ges gesehen und flimmerndes Mand licb darüber nusgegossem daß es sun telt und glitzert, als wären Millionen Diamanten ausgestreut? Es ift das Feenbaftefte. was man erblicken lann in» unsern nordischen Ländern, so schon. daß es lauen zu schildern ist! Ein lJus-ruf des Entzückens entschlüpf te irr-einen Lippen. ..O. Charlotte, fieb’!" rief ich; Ah« sie antwortete zerstreut, nur Gpttlieb theilte meine Freude. und folgingleH schweigend weiter. immer weiter hin ein in den verfchneiten Wald. Es war eine endlose Fahrt. und zu letzt drang die Kälte durch Pelze nnd Mäntel. »Dauert es noch lange, Gottlieb?« erkundigte ich mich leise qEine halbe Stunde". erwiderte er. Und da regte lich Charlotte. «Sind wir schon im fölkeroder Revier?« fragte sie dann. »Schon lange, gnädiges Fräulein.« Mit einem »Ah!« der Erleichteruna richtete sie sich aus der liegenden Stel lunikempon » ndlich!« klang es aus volliiem Herzen heraus. »Endlich, Lena, und das ist gut. —- Sieh’ davon habe ich jede Nacht geträumt, jede Nacht bin ich durch diese Wälder gefahren zu ihm. O, welche Seligkeit, daß es im Wachen ift heute, daß ich mich frei ge rungen habe von allen Rücksichten, die das Edelste, das Beste, was im Men chenherzen wohnt, das rechte. echte Lieben ersticken wollen. O, Lena ich Hm »befreit wie von einem entsetzlichen P.« Jn diesem Augenblick bog der Schlitten in einen Nebenweg und am Ende dieses Weges tauchten zwei helle fchrmmernde Punkte auf. »Das Forsthaus« gnädi es Fräu lein!« sagte Gottlieb, die ferde an haltend. .,Soll ich vorfa ren, oder knallen Sie aussteigen? ch meine, die Hunde werden einen gewaltigen Larm schlagen.« »Nein, ich stei e hier aus«. rief Charlotte. »O, Fchstenne ·asLllle·s anz au au einer e ket gfungxgm ch Und im nächsten Augenblick hatte sie die Verhüllungen abgeworfen unr war elaftrfch aus dem Schlitten ge sprungen. i »Jch fahre langsam nach« erklärte Gottlieb und half niir heim Aus steisem » un schritt ich hinter Eharlotte aus deni schmalen Pfade, der in den Schnee artreten war, und die zwei hellen Punkte wurden größer und die Umrisse eines Hauses hoben sich dunlel von dein schneehellen Hin: iergrunde ab. Es war ein stattliches Gebäude. das da vor uns lag in itinimerndeni Mondlichte, umstanden von alten, kiesenhaiten Bäumen, die ihre kah len Zweige wie schiitzend über das weihe Dach mit dem spitzen Giebel streckten. Breite mächtige Stufen sührtn zu der Hausthin empor, de teii plumpes Schni wert das Schnee gestiihet niit zarter nd in allen Kon toureii nachgezeichnet hatte Ueber der Hausthür prangte dri Wahrseichen einer Jägerheimath, ein Exiges hitschgeweihz und ringsum nden vie großen Wälder, und t hielt sie umfangen mit seier lichem igen; teiii Laut, tein Ton in weiter Runde. der an die Weit do n ina zitte; es wehte ein Frieden, schieden it uni dieses de Yiig EIN esast über tigeubitte stand vor den schnee Stiiseiu die Kapote des tterten Mantelsa war halb ern blonden geglitten what in dein Miit-it elsenha lieblich Wie-M dimtlen Sammetrwhsillung EIN-TI- BU; M I traten ihre Iiiß in den hohen Schnee ..Dort! Dort drinnen!« flüstert ixetH »Ja-ne Edith und Er -— und r « -— Jn stummer Haft, ais gälte es. mit jeder Minute zu geizen. eilte sie nun die Stufen hinan, der Mantel glitt von ihren Schultern und lag wie ein dunkler Schatten aus dem hellen Grun: de, aber sie merkte es nicht; ihre Hand erhob den bli enden Klopset und ließ ihn heftig au die Metallplatte sallenz im Hofe schlugen die Hunde an; ich lebnte mich herztlopfend an das ei serne Geländer der Freitreppe und schloß die Augen. Da wurde die Thür ausgetban, der Ruf einer Männetstimme scholl hinaus in die stille Nacht: «Charlotte! Charlotte!« Erschutternd hallte es wieder in meinem Fserzenz niemals vetqesse ich jenen Ton. jenen tiesen leiden schaftlichen Klang! Eine ganze Welt von Weh und Jubel lag in dem ein fachen Mädchennamew Röthlicher Lichtschein, seltsam mit dem bläulich-n »Glanze des Mondlichtess vermischt, «iel aus der Thür, aus deren Schwelle die schlanke Gestalt des Mädchens stand; sie hatte sich herniedergebeugt und ihre beiden hande umfaßten das Haupt des Manne-, der vor ihr niederges11n-s ten war: nnd »Charlotte!« wiederhol-: er noch einmal, Charlotte!« 1 ..--—— I 14. K a p i t e l. i Wendhusen war einsam aewokden. Gerhardt und Charlotte hatten ihre Reise nach dem Süden angetreten und Ferra war mit Kind und Banne nach Berlin gereift, um doch wenigstens et was vom Iasching zu genießen: Thea ter, Concerte und ein Nout vertriigen sich ja wohl mit der Trauer, meinte sie, man tönne hier nervös werden in der Einsamkeit! Tante tfdith und ich im alten Kloster, Frau von Demphosf in der Billa, waren zeitweilig die einzigen Jnsassen der weiten Raume aut Wendhusem Und der Winter zog an den dicker Mauern vorüber mit seinen Unbil den, seinem Schneetreiben und Re gengüssen; einförmig aingen und tamen die Tage, und jeden Abend löschte ich einen Kreidestrich an mei ner Stubenthiir aus; das hatte mir Gottlieb als ein bewährtes Mittel empfohlen, die Zeit rascher vergehen zu machen, nnd der alte Mann hatte es sich ni t nehmen lassen, selbst ein Anzahl so cher Striche aus das braune Getäsel der Thiir zu malen. Das war ein s werer Tag siir mich gewesen, in dem rhardt und Char lotte tamen, um Tante und mir Adieu u sagen! Jch konnte auch nicht an er5, rch weinte wie ein tleines Mäd chen, als Charlotte mir immer wieder einen Kuß aus meinen Mund drückte. »Ich schreibe fleißig, Lena'.', sagte sie, «und Du antwortest mir, nicht wahrs« - ch nieste und sah in ibr schönes Ge rcht. Wir waren seit jenem Abend im fölieroder Forsthaus erst recht · reundinnen geworden, und in der bäten Nacht da wir zurücksuhren nach Wendhusen. da hatte sie ihren Arm um mich geschlungen und mir tausend Schmeiche namen gegeben, und warme Dantesworte waren in mein Ohr ge tlungem Jch hätte ja zuerst das aus gesprochen, was sie schon so lange im betten getragen! « nd bist Du nun ruhiger. Char lotte?« hatte ich dann gefragt. »O. Lena«. antwortete sie, »ich tann Dir gar nicht beschreiben, wie es war m meinem her en. und wie es jetzt ist —! Weißt Du noch, als wir im Sommer einmal von dem furchtbaren Gewitter überrascht wurden aufs un serem Spa iergan e? Erinne t Du Dich. wie ich die äume im Sturme bogen und schwankten.·nicht wissend, wie ne it behaupten touten in oen tosenden etter? Sieh’, so war ei tnit mir, juft fo hatte es mein Herz1 gepackt und es wußte nicht, bei meins es- ftch bergen sollte, bei wem Schuh? suchen in dem wilden Sturm der Ge danken und Empfindungen Und dann nachher. als Donner und Bliß vor » uber waren, als nur noch ein leises! zTröpfeln iiber uns dahinzoa noch swar der Himmel bedeckt, noch schien1 Hdie Sonne nicht wieder. nber gleich tvohl ging ein Aufathmen durch diel Natur, eine friedevolle Ruhe ——. di zerrissen an einer Stelle die Wollen und ein Stiick des blaueften Himmels leuchtete hervor. —- So ift’3 in mj Lenax noch scheint meine Sonne nicht wieder, noch lange. lange nicht; aber der Sturm bat ausgetobt, es ift Friede bin innen, und ein Stückchen kraue- Himmets sah ich doch, ais ich vorhin meinen Namen von ihm rufen hörte, als ich ihm in das fo liebe, blasse Gesicht blickte, und aus feinen Augen las, was er gelitten in der Zeit unferet Trennun ; als ich empfand, wie ein kleines s. örtchen Wunder thun lann wenn es die Liebe spricht. ·el; hab Frieden gefunden, Lena, wei ich g« than, mer«- tneine Pflicht wart« Und fo fab ich denn in ihre feuchten Au en: »sa, Lottchern ich schreibe, fo oft Du willst, Alles, Alles-, was biet paYrtX » erhardks Abschied aber war merk-· würdig; er ging ge ungeduldig im Zimmer auf und a , und endlich fagte er f r zu«»charlptte, und feine Stirn Inle ns innerlich: Eos nttzn ist's-genug des Mitten-, 1 « . » III-it Und als diese sich betroffen une wandtr. ieat et zu mit und reichte inir flüchtig dise Hand mit beinah kinsteter Miene: «Leben Sie wohl, Consine.« Aber an der Thüt kehrte et noch einmal um, und vor mit stehen blei bend, nahm et meine Hand wieder ii die seine. Ehatlotte war schon drau ßen ini Kottidoe und Tante Ediih hatte sie begleitet. » «Magdalene«, sagte et wei . .,wis ienbsze noch. was »die mit ver vkochen Jch nieste stumm; die Thtiinen stos sen mir wieder aus den Augen. »Sie iniisien nicht weinen, Cousine, was sind ein paar Monate det Tren nung von » Charlotte? Wie bald sind sie dahin, und dann «--— es giebt ja lauen noch eine Entfernung, in 48 Stunden sann man hiet sein« in noch iliitzeter Zeit; das bedenken Sie. Es ! lohnt sich launi, daß man Adieu sagt, ich meine« man muß heut’ zu Tage kei nen seietlichen Abschied nehmen; es ist für mich das Schtcklichsir. was es giebt, solch’ eine ihtänenreiche Tren nnn sszenr. »sp« tocken iie die Atmen Lena. und lachen Sie noch einmal. ehe ich gehe, ich sehe Sie sonst beständig wei nen vor mit.« Ich versuchte zu lächeln, aber es nii lückte total. ,, sehen Sie mich an. Cousine«, hats et; ich blickte zuo ihm empor. aber dic; dicken Thtönen in den Augen ließenj ilin mir nur ganz undeuilich etscheis" nen. , .Adieu, Lena!« sagte et noch ein mal, «und wenn ich zurückkehre, haben Sie wohl wieder die hübschen Locken statt der garstigen Zöpfe, nicht wichti« Da musiie ich doch lachen; es spat ja zu komisch, aus einmal die Locken zu vermissen, die ich schon so lange nicht mebt irua. " .O. Vetter!« rief ich, »dann selie til ja aus ioie ein landfreindes Zigeuner niiidchen!« «Eben darum!« versicherte er ernst haft; »aber weg behauptet denn das?« »Terra!" erwiderte ich, noch immer lachend. »So? Und wenn es rühjahr wer den will, dann flattern ie wieder um das Köpfchen. nicht wahr? Für seht liabe ich nichts gegen die Zöpfe. Sehen Sie, nun habe ich erreicht, was ich wollte da lachen Sie. Aber ie t muß ich fort. ehe es wieder ernsthai werden willi« llnd in demselben Moment hatte sich sein blonder Kopf herniederge beugt, auf meiner Stirn fühlte ich einen Kask. so leise und s u. taum zu merten; und »Lebewoh, Mast-a lene!" flüsterte seine Stimme an mei nem Ohres dann schritt er, ohne sich umzusetzen aus dem Fimmen ern-irrt schaute i ihm nach; als aber die Thiir hinter ihm zufiel da flüchtete ich in meine Stube. und dort bora ich mein glühendes Gesi t in die Kisten des alten Sol-has. ir toar auf einmal zu Muthe, als seien Hirn mel und Erde aus den Fugen gegan gen! Ein fortgesetztes Träumen über lam mich während der einsamen Tage, die nun folgten. Was da alles durch mein junges Herz gegangen —— ich weiß es heute nicht mehr, aber es waren süße, seliae Zeiten. Stunden lang tonnte ich in einer Fensternifche fix-n und nach dem Pakt dräben s uen, stundenlang in der Däm merung am Kamin holten und ,eir. paar von Tantes Katzen zärtlich im Sehr-oh die sprühenden Flammen beobachten; und Abends lag der Atlas auf deni Tis e und meine Fin zer folgten den eisenden aus der arte, während meine Phantasie ich die schweizer Alpen und italieni che Landschaften vormalte·. , Tante Edith ließ mich rutng gewa — ren: giiti er und zärtlicher u mir a s je, derwögnte sie mich, als sei i ein kleine Prinzessin. Sie war so elbft los, die zarte, fchwergepriifte rau, und feit «enem Abend, da Charlotte fo unverhofft das Haus Robert's betrat. war wieder die alte Zuversicht und Dankbarkeit bei ihr eingekehrt « .,Sieh’, Kindchen«, fagte sie noch an demselben Abend zu mir, »sieh«, to mußte es lvtntnen, fie tviiren fonft beide zu Grunde gegangen; Du glaubst nicht« in welch· oerzweifeltem Zustande ieb Robert ein paar Stunden zuvor fand; Gott fei gelobt, er bat nun wieder Muth zurn Weitem den.« — « Und in ihrer Dankbarkeit konnte fiei Tsich nie Genüge tlkum fiir Andere zui jiorgen und zu befra; ein Jeder, deej lein Leid im Her en trug, fand Trost» bei ibr: jeder rante, jeder Arme Hülfe nnd Nat : an Alle dachte iie, nur nicht an si feibft". . Zwifchen Ferra und Tante aber tam es vor der Abreise der Ersteren noch zu einer unerquicklichen Szene. Anfänglich hatte Ferra die Abfi t gehabt« in Wendbufen zu bleiben: e erzählte wenigstens, als sie etwasders drteßlich ins Kloster herüberkam, daß fte ftch verpflichtet dazu fühle; sie habe es Gerhardt versprochen und ir end »Wer« miitfe doch auch zugegen fein. denn mit Mama fei fett Joachtm’s Tode kein vernünftiges Wort zu spre chen. · Sie schließe sich halbe Tage lang »in ihr Zimmer ein« und wenn sie dani Mittags zu Tifch komme, habe sie nicht Augen noch Ohren, weder fitr fie — gerra —- noch für den tleinen fitßen n,- der d gar zu reizend fei seht mit feinem kndttchen Oepkauden M --s---s--f Nun habe sie eine so dringende Auf forderung von einer lieben Freundin bekommen, daß es eradeza ungezogen sei, dieselbe auszufchla en. und deß halb reife sie mor en i on. Gerhardt werde den Entsch uß wohl billigen, sie sie-alle von Berlin aus an ihn schrei en. »Dann wird ihm allerdings nichts Anderes übri bleiben«. lächelte Tante Edith. «inde en glaube ich auch, daß Dir Gerhardt sehr gern eine tleine Abwechslung gdnnt, Ferra. Nur meine ich, wenn Therese·« — »Deine Mutter« —- verdesserte sie sich. »so leidend ist, wäre es doch gut, wenn eins von den fKindern in ihrer Nähe bleibe, falls Ic -—— —« »Krant werden solltek vollendete Ferra. »Aber-, bete Tantr. Mama und trank werden. mit ihrer robusten Gesundheit? Jch wette mit Dir so hoch Du willst, Mnma überlebt uns Alle, wie wir da sind, Gerbardt und Char lotte und mich: der Einzige, der diese fette Konstitution von ihr geerbt hatte, war Joachim und dem hat sie leider nichts genützt. - Jch bitte Dich« Ma fma trank werdens Sie, die teine Ah isung hat. was Nerven sind, der noch nie ein Finger weh that!« Gdith kühl, »Du mußt wissen, was Deine Pflicht ist« »Allerdings!« gab Ferra gereizt zu rii(t, »das weiß ich« meine Pflicht ist die. mich meinem inde zu erhalten; und meine Nerven sind meer wie ta put seit der Katastrodhe mit Joachim." --— Schon wieder betonte sie Joachim. — »Ich hatte vor Weihnachten meine Reife aufge eben, Gerhardts wegen; nun iiihle i , es ge t nicht länger so. ich muß mit einem rzte sprechen.« Tante Edith sah die junge Frau verwundert an wie war iie verän .Wie Du meinst«, entgegnete Tante dert seit kur er Zeit! Wo war das sonste, sich iigende und schmiegende Wesen geblieben, in dessen Zauber sie sich Allen noch jiingst gezeigt? »Ich muß serner geitehen«, suhr fis fort, und die Mitbe des ilnmuthes sarbte das schöne Gesicht. »ich stnde est siir unrecht von Gerhardt, nach Ita lien zu gehen; wenn es ihm bis jetzt nichts aeniig hat, ist es überhaupt übersliissig - en ganzen Tag predigt er: »Wir müssen sparen’« Sparen ist das Losiingswort bei uns geworden; ich wundere mich nur« daß er es nicht als Devise iiber den Eingang der Van hat anbringen lassen. Und trotz alledem wird diese Reise unternom iiien, und damit nicht genu , nein, Lotte muß rnit, Lotte ist eend, es iiiiiß etwas sür sie geschehen! —— Jch tann sagen, daß sie vernünftiger Weise resusireii wollte, aber behüte der Himmel! Sie wurde ilberredet. und trotz allem Sparen eht sie mit! Und waruini Nur weil e ein wenig blaß aussieht und stiller eworden ist, etwas, wosiit ich täglich älott gedantt habe; es war taiiin noch aus-zuhalten ibr vorlautes Wesen. Ob ich aber einer Erholung bedürftig bin, danach hat Gerhardt nicht gesragt; mir würde Italien auch nichts geschadet haben!«— »Du bist ungerecht, erra«, unter-s brach Tante Editb sie ern t. »Daß Ger bardt der Tod des Bruders und noch so Verschiedenes arg mitgenommen, das tonnte Jedermann seyen; tein Mensch spra bisher mit solcher Ueberzeusingvon Gerhardt’s Kraut sein wie - u· und nun er etwas dasür thut, ereiserst Du Dich in ganz un nothiger Weise. Das übrigens hat lotte zu ernstlicher esorgnisi Veran la ung ab, tannst Du wohl taum in A rede stellenk ) Jena-lächelte » »wer-ne Laute-z iaaie ne irr-neun »Du wirt weder gegen Gerhardt, noch gegen C rlotte jemals Partei neh men« es wäre auch unerhört in der That. Glaube aber, bitte. ni t, daß Ferra von Niedingen zwii n Euch steht, ohne u bemerken, was um sie herum ges ieht! Was Charlotte’s Krankheit ist« das weiß ich iehr wohl; aber man stirbt doch nicht von einem bischen Liebesluminey das tannst Du mir glauben·' Tante Edith’s blasses Gesicht rothe te sich vor Ausregunq. »Du allerdings nicht, Ferra!« sprach sie laut und le te autstehend ihre Ar beit aus den Ti? , »weil Du gar nicht beurtheilen kann t, was Lieben heißt. mit Deinem obersliichlichen Charak ter." »Aber, Jante Edith, ich bitte!« er: widerte Ferra, mehr erstaunt als iirs nend, »ieht biit Du ungerecht. asz man nicht an einem verlorenen Liebes giiick stirbt, tannst Du an mir se n —i« ; «Deutele nicht an Deinen«Worten und drehe nicht um« was Du gesa t ZhaLT ries Tante Ediih besehlend, Po lda Hiera, die wohk noch nie in tol ,chem one »von der dritten Frau an eredet fein mochte, verwirrt still chwie . »Ich diilde nicht, daß iiber Char- 4 i lotte ein hämitches Wort gesagt wird", fuhr sie zürnend sort, »denn fi- steht: tausendmal höher als Du, mit Deis’ nein iaminervollen Egoisinus! Glaube, dah die eilte rau hier vor Dir Dein Treiben liin durchtchaut hat« ich kenne den weit jeder Deiner nd lungen — u verstehst mich, i sehe es an Deinen Mienen, und somit ist es überfliilsiek Dir mit diirren Worten ins Ge ichtnzu sa emöiir was ich Dich halte. — ur d ine noch, Deine Arbeit. Deine Selbstverleu nung war —- vergebeiitz das tanii Du mir glaube-M . .Jch weiß nicht« was Du meinst, Tante", stammelte kerra mit Thra-' nen im Ange. »Ihr eid alle so heftt zu mir nnd so unfreundlich, und i » thue d wahrhaftig Niemanden et was zu eid!" Sie schritt zu Tante hinüber und das reizende Gesicht sah sie bittend an. »So fLag doch, was Du an mir zu tadeln "ndest«, bat sie. »Ach Gott! Es ist Ia gern möglich, daß ich mit unter ein wenig egoistisch bin; Miedin gen hatte mich so sehr derwohnt.« Tante Ebith blickte sie sprachlos an. Sie hatte offenbar erwartet. eine hef tige, ungeduldige Antwort zu erhalten« nun drehte und wand sich dieser anl glatte Frauencharatter, nnd wie ein gescholtenes, reumiithiges Kind lag er· Verzeihung bittend, gleichsam zu ih ren Füßen. «Sieh'. liebstes Tantchen, ich meine es ja nicht böö«. fuhr sie schmei elnd fort, »wenn ich sage: Charlotte tirbt nicht von ihrem Liebestnmmer. Da sie einmal so unvorsichti war, eine iNeigung fiir Robert zu assen, hätte te so wie so unvermeidliche Kämpfe urchzumachen gehabt, denn Manto wäre ja nie und nimmer mit jener Heirath einverstanden gewesen. So hat ei- Gott noch zur rechten Zeit gelbst, wo die Liebe noch nicht« so tief, noch etwas Unausgesprochenes war; jetzt wird und muß sie es überwinden Sieh’, so meinte ich das ---! Bitte, iirne mir nicht, ich finde es ja selbst o traurig.« »O, oferra!" sagte Edith und ent zog der jungen Frau die Hand, die sie eben an die Lippen führen wollte, »ich möchte weinen über Dich!« Und ein Schlüsselbund ergreifend, ing sie so energi chen Schrittes. wie se es nimmer an ante gewöhnt war, aus dem Zimmer. Ferra sah ihr nach; sie hatte ein Taschentuch in die Band genommen. Und kaum schloß sich die Thür hinter der alten Dame, so warf sie sich in den neichiten Sessel, reßte das Tuch vor ihr Gesicht und ing nn, bitterlich zu weinen. »Liebe Y.Itaadalene". sagte sie, nachq einer Weile sich emporrichtend, und fah Fu mir herüber mit den verweintexi Augen, »Sie glauben nicht, wie un glücklich ich mich fühle; Keiner ver teht mich biet, ich bin fremd unter den einen, und wo ich meinte, auf Mit leid nnd Schonung rechnen zu« dürfen da wird mir Maßtrauen zu Theil ,' Jch war verlegen« und fand leine Antwort. Die ele antr- schöne Frau lsh selbst in ihren - htänen nicht mit leidsbediirftig aus« es fehlte ihrem Schmerz etwas; was es war, tonnte ich in dem Augenblick nicht erleiinenx erst viel später fand ich es ---- die Wa rbeit. » ls ich so eilt war wie Sie«, Mk sie fort, da hatte ich schon eine große Enttiiuschung erlebt, und als ich ei nige Jahre später sie überwunden glaubte und vertrauensboll Riedingen meine band gab, da ----« Und nun folgte eine Beschreibung ihres tingliietlichen Lebens, die mir das Blut siedend in die Wangen trieb; es war das Sitten einiilde einer moder nen Ebe, in we cher der Mann, ein notorischer Wüstling, die arme, ilm innia liebende krau auf jede Weise vernachlässigt, lraiilt, beschimpft. »Ich war damals so weit, meinem sehen ein Ende zu machen!« schloß Ic. L »Aber Sie hatten doch Ihr Kind. Jhr kleines Kind!« rief ich, uin etioag zu erwidern »Ja, meinen siißen Liebling, aber er war noch so klein, ich tonnte ihrri doch nicht Leid und Kummer tlaaen O, iiberieoen Sie ja recht, Lenach fuhr sie sort uiid ließ die Jetuerlen ihrer Halstette durch die Fi naer gleiten »ehe Sie einiiinl einer Bewerbuna Ge hör schenten; ich wäre tausendmal glücklicher hu tte ich mich nie verhei rathet! Man liebt, man würdigt sich iur Sklavin herab nian ertrii t alle aunen mit unerschöpflicher edulr und erntet nichts als Undnnix Alles was man sich als Mädchen Schönes erträumte und erhozitr. geht unter ii dem empörendsten Fgoisniuö unseres Herrn und Gebieters. Und so sind in ’lLle, die Männer-, Alle! Jch verachte das ganze Geschlecht!« »Das ist nicht wahr, FerraT sagte Laute Edith kühl, die eintretend die letzten Worte gehört hatte; »Gott sei Dant, es giebt auch Ausnahmen Ich bitte Dich, theile dem jungen Dinge dort nichts von Deinen Ersahriingen mit sie bekommt eine total unrichtige Aussassun solcher Ver ltnisse.« »Alle tiinner sind goistenc wie derhalte Ferra fsanst überzeiigend nur ihre Augen b isten unheimlich zu eDante hinüber «Der.Deine war es, der meine war es, Alle sind es auf dem Erdenrund und Ger hardt, Dein vielgepriesener Gerhardt, it einer der hervorragend ten dieser pedes-— Verzeihe. liebe ante. das-. ich diese Wahrheit aus spre lege jenen unschuldigen Ohren. inde en immer werden sie fich dieser-« Uelierzeugunge auch nicht verschließen können. - .ch zlietlaae es aber, Dich heute beständigv Tadeln reizen zu müssen, liebegTa bitte Dich, der ihe mir, undu de riet mir such, da ich trotz DeinerM blligung nach Berlin gehe zuru cktonime, timnd imeineIhm Nerven hoisentlich nicht orei ie nahm ihren Mantel und beu te tich Abschied ne irrend, iiber Jan es hand, und rnr mit einer tiihlen Freundlichkeit znntckend, verließ P das Zimmer. »Frau ist ein betla engwertäer Charatter, sie hat nie der anden, eh mit dem zu begnügen, was sie besaß; Unzufriedenbeit macht das Leben Hur Qual und treibt n thörichten D n gen«. sagte Tante bitt-, als die junge grau gegangen war. Sie nahm ihr Strir.zeng wieder zur Kand, schlug ein Kapitel in einem . omane von Walter Scott aus nnd versentte sich, ohne nach ein weiteres Wort u verlieren, in den Alter«-tim ler. - ie wollte mir au enscheinlich zeigen, wie wenig Werth te aus Fer ra’s Raisonnement lege. Fortsetzung solgt.) llkugttay. Ueber die inneren Verhältnisse der siidameritanischen Republiten ist man in den Ver. Staaten nur schlecht un terrichtet. Zwar haben wir ein Bu reau der ameritanisckxen Republilen und dessen monatlich erscheinendeö Berichtsheft strotzt von mertantilen Mittheilungen aller Art, ans denen die amerikanische Handelswelt manches lernen könnte, wenn sie nur nicht so sehr im Souveränitätsgesiihl befangen wäre; indessen in das politische Leben dieser Staaten tann uns das Heft nur ungenügenden Einblick geben« ts muß sich. un- sssiziene Puvmqiipm wohl davon sern halten, und zwischen den Zeilen ist wenig zu lesen. Will man sich darüber unterrichten. so muß man die Zeitungen der europiiischen Länder zu Rate ziehen, vksn Deutsch land, Frankreich. Italien, weniger England, in denen den toknnierziellen Beziehungen ein gut Theil politischen Hintergrundes gegeben wird« der noth wendigerweise nicht übersehen werden dars, wo die Konjuntturen des Han dels in Betracht kommen. Letzther ist von einer Revolution in Urugunn berichtet worden, die ihre Wirlungen nach Brnsilien sowohl wie noch Argentinien erstreckt. Zwischen diesen beiden Ländern mit ihrem rie sigen Bodenart-at ist llruguan gewis sermaßen ein Pusserstaat ähnlich wie Belaien und die Niederlanve zwischen Frankreich und Deutschl-Jud wiewohl der Vergleich in so Irrit kiintt. dase, während diese beidenLäntec sich in un nahbarer Unabhiinqiakeit l;nkten, Utuguay ein, vvn nntiirlitfsen Ver hältnissen gegebene. Hin-eigung zu Brasilien zeigt. Geographisch gehört, wie wir dein Berichte einer sein«-län dischen Zeitung entnehmen, Uruguan sast zu Brasilien· Und wenn nicht der Unterschied in der Sprache wäre lnian spricht dort sponisch), so tönnte es sehr leicht als Bundesstnnt dem drast lianischen Staatenbunde beitreten. Noch stärker ist die Gemeinsamkeit der wirthschnstlichen Interessen. Mon tevideo tonn sich als Hauptstadt des selbständigen Kleinstantes Uruaunn niemals zu einer Großstadt entwieteim die in der Lage wäre, mit Buenoss Aires zu konkurrieren, der Alleinlserrs scherin des anlnta-Vertelirs. Tem geaeniiber böte Brastlien fiir den Fall, daß tlruauay seine-n Freiitaaten Bunde beiträte, siir Montevidea den Rang einer Hauptstadt des brasilianis schen Südens. Bis Montcvideo sollen die großen Eisenbabntinien reichen, welche Brasilien nordsiidlicb durch schneiden. Kurz, Montevidio würde durch einen zollpolitischen Ans.!1luß anBrasilien ein ertragsreiches und un bearenztes Hinterland erhalten. Diese Aussicht hat in ttruzian be reits vieleFreunde gewonnen; auch dac letzte Ministerium in Montevideo stand den brasilianischen Plänen sehr nahe. Anderseits ist es begreiflich, dasz ganz Argentinien bei dem Gedan len, Brasilien lönnte llruauan an sich reißen und dadurch bis an den Laplas ta vorriickem in Errettung tommt. Brasilien besitzt eine überlegenestriegs slotte, obwohl Argentinien vor tisriem gleichfalls Dreadnouahts bestellt hat« Kante tlruauay zu Brasilien in ein Bundesverbiiltniß, so würden sich die brasilianischen Dreadnouqhts am Ausslutse des Laplata häusliai ein richten und nöthigentalls den Strom absperren: eine ungeheure Gefahr für Araentinien. hiernach wird nian beurtheiien tön nen, was der jetziae Ausstand aeqen die brasilienfreundliche Regierung lieu guayö tin Grunde bedeutet Es ist schlimm, wenn rnan sem Licht von einem Kerzenstummel leuchten lassen muß, aber töricht ist es, den Leuten vorzueedem der Kerzenstummel sei eine eleltrische Bogenlatnpr. Si glaubent nicht. i I I Die United Iruit Epnepany hat ihr Geschäftsjahr mit einem ganz Mem -. vers hol-en Gewinn abgeschlossen Bei den herrschenden Obstpreisen wird das wohl jedermann ausi Wort glauben, i ei s Deutschla di ulunst, so wuka nnd est erste lt, l at aus dem Wash. stach der stede Kaiser Will-extra qu die Seetadetten zu urteilen. liegt Deutschlands Zukunft seit tin Was-r