Nebraska Staats— Anzeiger und J set-old Zaum-Um 3·l Grund Island Rein-. 18 Jiovember l 9.I0 eZweiter (Theit.) Nummer 13. TS Wie so kalt und grait der Morgen. Von StineAndresen. Wie so kalt und grau der Morgen! Wolken zielfn am immelszeli, Schwer als trügen die Sorgen Mit sich fort der nanzin Welt. Und die Sonne kann nicht siegen; Trüb und bleiern liegt das Meer, Dniber weiße Möwen fliegen Gleich Gespenstern hin und her. Nund erkling» wie feines Weinen, Aus der Wolke bri « hervor; Meer nnd Himmel ch vereinen Unter diisset’m Trauerflor. Leis beschlecht auch mich ein Trauern, Mir vom Aufs vie Thräne tinni. -- - Herz, was macht so bring dich Manch Ahnsi du, daß dein Herbst beginnt? W Heimathbrot Von KiitheDaan »Ein Brief filt Sie, Frau Bach- . mann. « Die noch jugendliche Frau, die, aufl der eleganten Marmortreppe tnieend,1 die Stufen blanl rieb und den Staub ’ von dem roten Länfet aufnahm, streck te dem eilig eintretenden Briefträger die abgeatbeitete Hand entgegen und ließ den Brief feufzend in die Schür-l zentafche gleiten. Wenn sie fertig war —-— dann follte er gelesen werden --— als I Frierabendgabr. Ader noch mußte sie Waffen der Hauswirtb war ein drin-l licher Mann, und sie mußte tüchtig( schosstm sich die Stelle zu erhalten. »Was das Liriseben wobl fchreibt —- boffentlich Gutes.« Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und ftrich sich die dunllen Haare zurück, dann arbeitete sie wei ter, emsig und unverdrossen. Nun war noch der Fußboden naß zu wifchen, die Geländer und Winken zu patien. Hin und wieder tanr je mand mit einem Urtftrage -— auf die Stine Bachmann Befcheid gab und l nun — -— die Schatten des Abends be gannen sich über die breite, neue Stra ße zu legen, ftieg sie in ihre kleine, aus einer schmalen Kammer und Küche be stehende Wobnung hinab. Nur erft ein wenig ruhen —-— diej Leiden letzten großen Scheuertage derl Woche ftrengten lehr an, Treppen,Hof, Torwege, alles mufzte blitzfanber fein. Stine ftellte eine Kanne mit Kaffee über den kleinen Gaslocher, legte ein( Butterbrot daneben und fanl einen Augenblick auf einen Stuhl, der zwi fchen dem elettrifchen Läutewert der Hausthiir u. dern Haustelephon stand. Sie legte die beiden abgezehrten Hän de auf die schmale Brust, die feit Wo chen lebe lchmerzte, und kämpfte mit einem irampsartiaen Huftenansall s Ein Schluck warmer Aassee brachte? ihr etwas Linderung, dann holte sie; den Bries aus der Tasche und entsai- i tete einen Bogen schlechten Papiers.; »Meine liebe Mutter. Ich freue mich, j daß es Dir gut geht, aber ich mag es» nicht« dasz Du nicht auch hier glücklichs bist· Jch wiirde dann noch weit glück- ; licher sein. Hier ist es wunderschöns Ein Garten so voll Blumen. Tante « Dore ist sehr gut zu mir. Jch dars immer Milch trinken, sie hält Kühes und drei Ziegen, Hühner und Schwei ne. Es ist hier weit schöner als in Berlin. Tante sagt, du solllt auch hierherionnnen, sie hat die Ober-Gie belstube leer, die Dorsnäherin ist ge storben, Du würdest durch Schneidern viel verdienen können und ich würde Tante Dore in der Wirthschast helfen. Alles tann man im Sonnenschein ma chen. Tante Tore hat eine Laube. Da setzen wir des Abens. Jch bin aber immer traurig, rocil Du nun alles alleine thun mußt. Liebe Mutter, ich habe der Tante Dore gesagt, daß ich sie bitten werde, Dir ein Stück Landbrot aus der Heimat mitzubrin gen, sie will den Tag, wo ich sott muß, frisches Brot backen, und ich soll ein ganz großes mitbeiommen. Alles andere erzähle ich Dir, wenn ich wie der bei Dir bin. und bleibe mit Grü ßen von Tante Dore Dein liebes Luischen.« Die Tränen waren Sttne Bach mann in die Augen getreten, brennen de Tränen, trotzdem der Brief doch nur gute Nachrichten brachte. So tie sie auch geweint, ais vor vier chen der turze Brief von Tante Dort gekommen war; Stine holte ihn aus der Kommode, wo er irn Gesang bnch lag, und studierte die unbehol sene Schrift noch einmal. »Liebe Nich te stinkt Da der Feiseur Keller biet ans been Ort ist und zu meinem Lunis-regen Deine Adresse erzählt hat, indem er in dem Geschäft neben an beschäftigt ist« weifz ich endlich, wo Du wohnst. Ich wollte Dir schon lange schreiben, daß Onkel Christian tot ist. Er war ja immer böse iiher Dich, daß Du den Bachmann genom men hast, hat er Dir nicht vergeben. So lange er lebte, konnte ich nichts dagegen saqen. es hätte nichts genaht. Es hat mir oft wehe getan, daß ich nichts von Dir wußte. Nun hat der Keller erzählt, daß Luischen so fleißig hilft nnd niemals Freude hat, da wollte ich Dir sagen: schicke sie in den Ferien her. Sie fährt bis Demmin. Jvon da hole ich sie mit dem Fuhrwerk »ab. Jeh selber hole sie. Jch lege hier jeinen Fünfmarlschein bei zur Reise. HSchreibt mir, wann sie kommt. Deine alte Tante Dore Lenz.« Luischen hatte gejauchzt vor Freu de, als der Brief lam. Verreisen! Zu Tante Dore, von der Mutter im mer mit so viel Liebe sprach. Ja, Tante Dore wäre nicht so hart gewe sen wie der Ohm und Vormund, Heer nichts mehr von Stine wissen wollte, als sie den von den Verwandten bevor zugten Beamten ausschlua, um Bach mann zu heiraten. Bachmann hatte einst, als die Demminer Ulanen im Dorf einauarticrt gewesen, bei ihnen Quartier gehabt, er war ein feiner, netter Mensch, KasinvOrdonnanz und wollte später sein Brot als Kellner verdienen. Dieser Beruf aber war in Onkel Christian-Z Auan nichts Siehe res, und als er nicht darauf eingehen wollte, sich als Ar beiter in Demmin seßhast zu machen. zoa Qntel Christian seine Hand von Stine ab. die, da sie mündig war, sich in Berlin eine Stellung suchte und nachfcahressrist Bachmanns Frau wurde. Nur drei Jahre war innen ein bescheidenes Glück beschieden, Bachmann erlaa einer schweren Jn fluenza, noch ebe sie siir die Zulunst ctwas hatten eriibeigen lönnen. Stint nahm Näbarbeit ins Haus und litt mit Luischen keine Roth, aber schließ lich lonnte sie das angestrenate Sitzen nicht aushalten So war sie M ge wesen, eine Portierstelle zu finden. Aber tief in ihrem Herzen lebte im mer nnd unstillbar die Sehnsucht nach der Heil-rath. Wie oft an stillen Sonn taa-Nachmittaaen erzählte sie dem lan schenden Kinde von der lleinen Wirth schast des Onlels nnd der Tante, von dem Garten mit den bunten Blumen und dem Bienenschauer, von dem Zieh hrnnnem von denLinden aus derDors strasze, von dem Bartosen, der im Obstaarten stand und den festlichen Tagen des Brotbaclens. »Wie das Brot dustet, Lnischen, das weißt du anr nicht« Und dann driickte sie die Hand aus die teuchende Brust: »Ach, nur nmä einmal Heimatthrnt essen wie gut müßte das sein.« O I II Der letzte Ferientaal Der Personenzng aus Pommern subr langsam aus deinStettiner Bahn hos ein! Ein Gewirr von Tausenden non Menschen, Heimtehrendem Abbo lenden. Die antommenden Züge sola ten sich in Abständen von wenigen Mi nuten. aber noch ehe sich die Schaaren der Reisenden verlaufen hatten, waren schon wieder andere hundert da. Aus der vierten Wagentlasse des Stralsuns der Zuges schob sieh Luischen Bach mann, ein schlantes, sauber gelleidetes Kind mit blauen Augen und von Lust und Sonne gebräunten Zügen. Jn der einen Hand hielt sie den braunen Papptartom der ihre bescheidene Habe barg, in der anderen einen Strauß lstinler Astern und Edeldahlien, und unter dem Arm trug sie, in ein saube res Leinentueh gepackt, ein großes, lan aes, eckiges Brot im Arm s—— das war der Mutter Heimathgbrot Und ein genäht in ein Täschchen trug sie aus ver Brust ein Zwanzigmartstiiek, das Tante Dore ihr für die Mutter ge geben. Sie hatte es die langen Stunden kaum nusqehalten im Wagen vor Freude! Was würde Mutter sa gen! Da stand sie nun, nachdem sie an Der Sperre ihre Fahrlarte abgegeben hatte und schaute und schaute! Gewiß, Mutter rvar da oder — reenn sie sich verspätet hatte, lo kam sie artvisz noch. Mutter Pensert von H drüben vertrat die Mutter gern siir ein ’t«;:ar Stunden an der Tür. Sie setzte sich aus eine Bank und versuchte ganz ruhig unter der Menge Unitchau zu halten. Aber als nach u ner Stunde noch niemand da war -— tm tamen der Zwölsjiihrigen doch die Thränen Ein Bahnbearnter tam vorüber. »Warum meinst du denn, wirst du nicht abgeholt?« »Nein, Mutter wollte hier sein.« «Na, du wirst doch wohl mit der Strahenbahn allein nach hause fin dens« ---—-———--— -..—....—- -. --»- - . -,-..—-.--.....— Jn diesem Augenblick schrie Luizs eben laut aus, nicht die Mutter war’ I die da aus sie zukam, sondern zwei hübsch und sorgfältig geputzte Haus mädchen aus ihrem Hause. »Na, Luischen —- da bist du ja — Kind, du meinst ja, du weißt es wohl schon?« »Ich weine, weil ich schon eine Stunde auf Mutter warte und was —-— was soll ich denn wissen?" Jhr wurde mit einem Male unsagbar ban ge ums Herz, sie begann jetzt bitter-lich zu weinen. »Na « vielleicht ist’s gar nicht so schlimm ,Alma, reden Sie doch nicht.« tröstete das zweite Mädchen ebenso un geschickt. Der Bahnbeamte war neugierig ste hen geblieben. »Na, was ist denn, sa aen Sie dem Kinde doch endlich Be scheid,« herrschte er die Mädchen an. »Es ist nur,« Alma weinte jetzt auch, ,,es ist nur« daß Frau Bachmann seit einigen Tagen trant ist s- -sie sag in größtem Fieber allein nnd da sie keine » keine Pflege hatte, ist sie ge stern ins Krankenhaus gekommen. Und ich —— ich hab ibr versprechen müssen, das Luischen abzuholen und isseine Herrschaft hat erlaubt, daß zwischen ein vaar Tage bei uns bleibt, bir— sie« — — Lene stieß Alma an, damit sie den Satz nicht vollendete, bis nä:-·lich, wie der Hauswirth beantragt hatte, Lins chen vorläufig ins stiidtische Waisen haug kam. « »Na Luigchem nun toinm, morgen iit Besuchgtag, dann gehen wir zusam men zur Mutter,« versuchte Alma das fassungglose stind zu trösten. Trotz ilsrer cleaanten Blute und ihres Feder liuteg nabm sie ihm gutmütig den Aarton ab, während Lene nach dem Strauß griff. Das Brot drückte Luis chen tr..1mpfhast an sich. »Was ist denn das?« i »U-·ch Vcol sllc Ullllch cuchycll lonnte vor Schluchzen taum sprechen. Und als sie in dem zweiten kleinen Mädchenstiibchen in Amtggerichtsrats Wohnung in dem souve- hergerichtet-at Bett lag, weinte sie sich langsam in den Schlaf. »Also du bist Luischen Bachmann?« sagte die Pslegeschwester mitleidig, als das Kind vor ihr stand und nach seiner Mutter fragte. »Komm nur, sie ist zwar sehr schwach, aber sie hat immer von dir gesprochen, es ist besser-, sie sieht diai « aber wag hast du da?" Ä Sie zeigte aus ein sauber eingewicleltes Päclchem das Luischen in der Hand trug. --— »Sie darf nichts essen, als trag sie hier belommt.« »Sie wird’g auch nicht essenNIVenn sie nicht dars, aber sie hat mich so ne beten, daß ielfs mitbringe von Tante Dore vom Lande: Heimatbbrot.« »Na, lomm, aber weine nicht, dac schadet deiner Mutter.« Und dann stand Luizchen vor den. Bett der Mutter am lsndc des großen lzellen, lustigen Krankensaales und tonnte nicht fassen, daß die dort Lie acnde :nit den grausam veränderte-i inaen tvirllich ihre Mutter dar. Stint Bachmann konnte nicht spre chen, nur ein angstvolleg Röcheln tant aus der Brust fieberhaft glänzten dis: "luaen in dem gerötheten abgelehrien Gesicht Sie sah Burschen nur an und emc Frage lag in diesem Blick. »Hier, Mutter, ist dagheitnatbrot«, sagte das Kind mit tratnpshaster An strengung, ihrer Tränen Herr zu wer den, »ich l)ab’s mitgebracht --— essen darsst du’s nicht, aber ich lasse dir-; nur« Da griff die avaezelirte Hand nack. dem Piiclchen und Lnischen wickelte das-— Stückchen Brot nug, das Lene iln Von dem großen Brot abgeschnitten hatte, nnd schob es in den kleinen Isischiasteu Sie wollte noch etwa-· sagen, aber die Schwester latn unt siihrte das Kind hinaus. V sf O Tag waren schwere Tage fiir this chen Bachmann. Zwar im Waisen hause ging's ihr gut, sie fügte sich .aern, aber die quälenoe Sorge um die Mutter verließ sie keine Stunde. Und in Krankenhause lämpste die ur sprünglich gute Gesundheit der Mutter einen harten Lands nsit der schweren Lungenentziindung die die durch mancherlei Zorne und Not abgebärmte Frtu niedergeworsen lfattr. Ein Tag und eine Nacht t«m, di die Pflege schtvester jeden Aztaenklick glaubte, dtß der Körper unterliegen müsse. Jnsmet wilder tobte das Fieber in den Adern — taum kam die Kranke einen Augenblick zur Ruhe. Fiel-send hefteten sich die Augen aus die Schwester, die am Bette stand. » »Ruhe —- schlafen —- schlasen —«! ivimmerten die schmalen Lippen. Da want der jungen Schwester, als- ob Luischens Augen sie anbliaten, als sie . ihr das Brot gezeigt hatte, sie zog den kleinen Tischkdsten aus, nahm das Stück trocken Brot heraus und drückte is der Kranken in die Hand. Die um schloß es fest und legte die Wange dar auf: »Ach —- das Brot —- ach, wie das duftet, Tante Dores Heimatbrot.« Lange Zeit flüsterte Stine noch vor sich hin, aber sie begann ruhiger zu werden —- als nach einer kleinen Weile die Schwester nach ihrer unruhigen Kranken sehen wollte, fand sie sie in ruhigem Schlaf —— die Atemzüge gin gen regelmäßiger, das Pfeifen und Röcheln war verschwunden « Stine schlief der Genesung entgegen. die schmal-: Wange aus die Hand gebettet, die das Stück Heimathbrot hielt. s- it- st Mit behaglicher Selbstverständlich teit betrat Dore Lenz den geräumigen Flur des Krankenhauses. Sie wäre aus Luischens Karte hin, in der sie der Tante von ihrer trübseligen Heimtehr erzählt.hatte,».aern gleich geto:nmen, aber das war nicht möglich gewesen. Nun stand sie da in ihrem schwarzen Kirchentleide mit dem grauen Um schlagtuch, über dem glatten, noch ziemlich dunklen Scheitel ein dunkel braunes Kattunkopftuch gebunden, die Hände um eine schwarze Tasche und einen tiiegenschirm gefaltet. Und ne ben ihr stand Luischem die sich so ge korgen vorkam, als sie fast stolz an der stattlich-Im ländlichen Frau Seite über die Korridore zum Saal schritt, um Ilne genesende Mutter zu besuchen. Die safk jetzt schon aufrecht im Bett und streckte der treuen Tante Date die Hände entgegen. »Aber nicht aufregen,« hatte die Schwester aemahnt. »Tante Dore das- Heimatbrot hat mich gesund gemacht,« sagte Stine mit ihrer noch schwachen Stimme. »das Brot hat mir Luischen gebracht.« »Das Brot sollst du jetzt immer es sen »—— ich rede morgen mit dem Pro fessor, sobald du reisen kannst, geht’s heim, deine Sachen stehen schon auf der Bahn« —- — s— »Aber — aber« —- .-— — ,,Aber gar nichts,« sagte Dore Lenz in ihrem alten, das Befehlen gewohn ten Ton, »die Stelle ist längst verge l«en, Luigchen will in Luft und Sonne arbeiten, mir zur Hilfe in Haus und Garten, nun geht’g heim.« »Ich bin noch zu schwach« »Ach Stine ——- das schadet nichts-, wozu gibt’s Droschten und Autoiva gen —— du kommst mit, so lange noch Herbst ist und du im Gatten sitzen kannst --— du sollst dich ruhen, bis du wieder arbeiten kanns ." »Aber Onkel Christian« ----- »Still, Stim, laß ruhen, wag war, wir sangen ein neues Leben an!« —-—— Acht Tage später führte ein unglei« ches Paar, eine stattliche, ländliche, be: iahrte Frau und ein zarte5, hochaufs gelthosseneg Mädchen eine noch etwa-; zitternd sich sortbewegende Frau über den Bahnsteig. Dorc Lenz hatte einen bequemen Korbstuhl in dem Frauen ltlbteil der vierten Stlasfe aufstellen lassen. Ta hinein betteten sie Stine, die mit aliinzenden Augen und neu erlvachter freudiger Lebensluft um sich schaute. Und Lcne und Anna fanden sich zum Abschied mit großen Blumen sträußen ein und ivinlten mit ihren Tüchern den Scheidenden zu, bis Ltuischens Taschentuch, das aus«- dem Fenster wehte, nicht mehr zu sehen war. Die weite Stadt versank der Zug eilte nordwärts durch Wald, Haide und Flur. Und Stine Bachmann und Luischen fuhren an der Seite einer treuen Be schützerin der neuen Heimat entgegen, die dasti alte, geliebte Heimatbrot fiir sie bereit hatte. ..---—--— Der Retter meiner Ehre-. Linn- Ncifectinnern-Hi nun Rudolf Ellbo Auf dem Werte nach dem Lufttnrori J» dem die Flierhnugverwpltunn um seines Wildbndeg nnd seiner littoreg ten Usinnebnnq willen den Beinamext Klein-Gestein verlieben hat, wurde mir vor Vielen Jahren eine denkt-nir dige Veneqnunq zutbeii. Wer diecs kleine Gestein von Norden her errei chen will. mnfk noch glücklich überstan: dener Zollvisitation im Städtchen F. die Eisenbahn verlassen. Hier erhob mein sonst arbeitsfrendiqer und nach-· giebiger Magen eine Beschwerde gegen tsie österreichische Zollbehörde. Wie et dazu kenn? Aus der Grenzstntion hatte ein ac strenaer Zöslner in meinem Handtniser kie Hälfte einer aus dem preußischen Zollgebiet stammenden Zervelatwurst vorgefunden; tsiese zu besteuern erach tete der pilichtgetrene Beamte im Jn teresse derKniserstaaten für unerläß lich. Da ich aber befürchtete, daß der Vollzug der Besteuerung ein umständ licher sein wurde, so beschloß ich, den ,,murstigen« Stein des Anltoszes kur zer Hand aus dem Wege zu räumen. Mit Weib und Kind Von der österrei chischen Grenze drei Schritte zuriiritres tend, verzehrten wir mit gutem Appe tit den zollpflichtigen Gegenstand Trotidem uns bei dieser Vertilgungs arbeit ein bergelausener Jagdhnnd eifrig unterstützt hatte, mußte ich sel ber wohl zu schneidig vorgegangen sein, denn mein Magen ergrimmte über diese ungewöhnliche Zollregulie rung. Beim Verlassen des Juan fanden wir vor dem Bahnbof Wagen zur Weiterbesörderung bereit stehen. Wir einigten uns mit dem Besitzer eines Einspänners iiber den Fabrpreis und stiegen ein. Der Mann aus dems Kutschkock war klein und behende; aus seinem runden Gesicht lenchteten zwei graue, psissiq in die Welt blickende Augen unter einer Spessartmiitze her-· vor. Unsere kurze Fahrt nach dem Luft turort wurde durch den Chansseegelds: einnelnner unterbrochen »Herr Baron!« ———— Der kleine Kut scher wandte sich mit dieser Anrede nach mir um und deutete mit der Peit sche aus das Hindernis;. Da ich; wus:ie, daß Reisende in Qesierreich den ihnen ron trintgeldsiickxtigen Kellnern und Kutschern zugefiigten Standes erhöhungen gegenüber wehrlos sind, so l ersparte ich mir den Protest und drummeltet »Was-Z aibt’s?« ! »Bist schön, Euer Gnaden, fiinf streizer Weg-rela« Der Fuhrmann gab diese Erklärung ! in beruhiaendem Tone und mit einem jede Verantwortung ablehnenden Ach selzucken ab. Der Einnehmer streckte mir, während der Wagen hielt, den an langer Stanae befindlichen Beutel ent gegen, in den ich einen Viertelgulden bineinlegte. Beim Anblick des Sil lserstackes suntelten die unter buschigen Brauen lauernden Augen des Zollein tiebmers aus. Der aus dem Fenster eben hervorlugende Charakterion des Mannes erweckte in mir die Vorstel lung, als- habe sich ein emerierter See-— räuber hier eingesponnen, um gefahr los weitere Schätze einzusammeln Hastig zog er die Mütze an sich, und« da er niir 20 Kreuzer zurückgeben soll te, so tlaubte er langsam einige Kup ferstiicke aus seiner Blechbiichse heraus-. . evor er damit zum Rande kam, sck,—nellte unser Fuhrmann vom Siye aus, erhob wie zum Schlage seine. Peitsche und schrie ihm zur »Daß du di nit unter-stehst. du Trettel du, meinen gnä’gen Herrn zu beleidigen! Glei steckst deine dreckian Kreizer ein« du Lump, du! Meine Fahrngst sind seheneröse Leit’ « keine Schntutziang: verstanden, du Trottel, du? Ah, so’n dalteter Nepomuk, da. htskt sich sites auft« I Dess Zollerhebers Gesicht verzog sickxi zu einer Bestiirzung und Beschämunat augdriickenden Grimasse und diet Kupfermünzen fielen rasselnd in dies essene Blechbiichse zurijck i Unser lleiner Fuhrtnan aber tobte weiter: »Was faaen’g Euer Gnaden zu dem Lump da! Er trsär’ meiner Six im stand, Jhna seine drecketen streizer in die Hand z« dritten Aber san’g nur i-1-.l1ia: J leid’5 nit i leidg nit. Un tersteh’ dich dann hast«-: mit den-. Florian Schreinber z’ti1n. Verstan den! -s Hü, Schimmel, hü! Lauf zu, sanft veraess i mi und sctilaa dem Liimmel die Peilfch um die langen Ohren.« Der Waan rollte weiter; der tliet ter meiner Ehre aber wandte sich noch einmal inn, drohte dem Einnehnicr mit der Faust und brummte-: »Ach bös geht mir ijl«er’n Spaß, fo ein Trottel will meine anä’ae Herrschaft lieleidjaenl Nimm di in Acht, sunst aeht’s dir schleift!« Um seiner tiefen moralischen lsnt riistuna einen fühlbaren Ausdruck zu neben, versetzte er dem aralosen Schimmel einiae unverdiente Diebe-, wandte sich dann nach mir nnd fuhr in besänftiaendeni Tone sori: »Ja, schauen’"g, Herr Graf, solche Leit hal«-’n ja keine Jdee von der Sche nerositiit vornehmer Herrschaften aus dem Reich. Da muß denn Unserang mal dreinfahren. Ja, ja, Lebensart Schicklichkeitsaesühl und Biilduna daran fehlt’g hierzuland. -—— Vor Verbliiffuna war ich aufier stande, einen Laut von mir zu geben, und muß wohl mit einem erzdmnmen Gesicht den Rücken des svitzbiibischen Fuhrmanns betrachtet haben, denn meine Frau lachte hell auf. Zehn Minuten später eilten aus ei nem nahe bei der Straße aeleaenen Mir-schen zwei dürftig bekleidete, aber pausviickiae Kinder auf den Wa aen zu, vor denen der Schimmel an hielt. —— ,,Schauen’s, Euer Gnaden,« be merkte der Fuhrmann, und seine Stimme war von Rührung durch triinkt, »du halen’g zwa arme Ha schcrl, denen scheneröse Herrschaften immer an paar Kreizer spenden.« Die armen Hascherl erhoben wie aus ihr Stichwort vier schmutzige » Hände und gaben einige Jammerlaute ’ von fich. »Stellen’s Jhna das Malhiir vor, Herr Gras, gnädige Frau Gräfin, was die zwa Unglückswürmer betroffen hat. Jhr Butter -—— ein lreitzbraver Mann —— iz blind, und ihre Mutter luntrnkt loo:’n. O,wer das Elend gesehn hat, der muß ein Herz von Stein hab’n, Euer Gnaden, wann er nit tief in seine Taschen langt und — ——« Dem edlen Bittsteller versagte die Stimme und seine Augen blinzelten nach meiner das Portemonnaie bergen den Tasche. Diegmal aber verfing fein Trick nicht. Kaltlächelnd sagte ich: »Und das größte Malbeur dieser ar men Hascherl verschweigen sie gar noch: Es ist ihre Aehnlichkeit mit dem wirklichen Vater, dem schlauen Flo rian Schreihuber. Meine Hochachtung vor Ihrem schauspielerischen Talent, Sie unheiliger Florian, aber die Be lohnung für meine ergötzliche Ehren rettung hat der mit Jhnen verbündete Wegegeldeinnehmer bereits eingestri schen. Also schicken Sie Jbre armen Hascherl zu dem blinden Vater und der kuntrakten Mutter zurück und sah ren Sie weiter.« Nun riß der kleine Fuhrmann die Aussen weit auf und ließ einen leisen Piifs über die Lippen gehen; bald aber gewann er seine Fassung wieder und rirsk »Ah, sickera, sachera —· dös muß i sagen: der Herr Baron is lang nit so dumm, wie er ausschaut.« Tie Anerkennung wurde in so auf richtiaem verbindlichen Tone ausge sprochen, daß ich sie nicht ablehnen durfte, obqleich mir derSchwernenöther die eben verliehene Grasenkrone mit der Freiherrntrone vertauschte. Als wir aber im Luftkurort anlangten,ließ ich meiner lang oerhaltenen Lachlust die Ziiael schließen. Dies hatte die toohlthätiae Folge, daß ich die auf der Grenzstation oerspeiste Zervelatwurst ohne weitere Beschwerden verdaute. Die thchspmche. Das Wörterbuch unserer gebräuch lichften Redensarten bedarf entschieden einer gründlichen Revision, wenn wir nicht fortaesetzt Unsinn schwatzen sol len. Täglich hört man behaupten, daß der tiichtiqe Mensch »das Herz auf dem »rechten Fleck hat«, und doch haben, wie wir heute wissen, viele Leute das Herz nicht aerade auf dem rechten Fleck, ohne deshalb des Beiworts »tijchti·q« unwerth zu sein. Das spöt tisehe Wort vom »Ls.1ftschlösserbanen« haben die Erfinder unserer ,,fliegenden Paläste« Lüan gestraft. Und die Wendunaen von der »duminen Gans« nnd der »Schlangenkluaheit« wider sprechen allem, wag die Zoologie iiber die auffallende Klugheit der Gänse nnd die Derblijffende Dummheit der Echlanaen berichtet. n- HL « 1... Zu Diesen lugnerisujeu uuvuruucu aehiirt, wie wir jeßt vernehmen, auch Die Redensart »sturnrn wie ein Fisch«. Nach einem Vortrag, den der enalische Gelehrte Dr. Ward kürzlich in der Augstelluna der Londoner »Gesellschaft siir Photographie« gehalten hat, sind die Fische nämlich durchaus nicht jedes ’Llitgdr11clgiiiittelg beraubt. Ward hat beobachtet, daß Fische der gleichen Gattung das gleiche Gefühl stets durch ateiche Zeichen ausdrücken Der Ge lehrte fithrte zum Beweis seiner Aug fiihrunqen eine Menae Von photoara r-l:ischen Aufnalmien nor, die in ihrer issefamnitheit so etwas tote ein Tierilon oer Fifchsprsiche darstellen. So gibt der Hecht feiner Neunterde Ausdruck, indem er die Riicteuflosse starr in die Höhe richtet. Jst ilnn eine erliosfte Beute entaanaen, so tritmmt er zum Zeichen seiner Enttiiuschuna den Nüt slern Andere Fische erblassen buchstäb lieb vor Schreck; die Piqtnentzellen nehmen plötzlich eine bellere Färbung au. Viel mehr als das hat Dr. Ward bisher noch nicht festgestellt. Aber der Anfang ist immerhin ermuthigend Und wenn die Zeit auch noch recht fern scheint, da tluae Menschen sich mit klu gen Fischen in deren Sprache unterhal ten können, so ist die Behauptung von der absoluten »Stuntmheit« der Fische jetzt doch ins Reich der Fabel zu ver weisen. « Man-bad. »So ein Schlammbad thut einem wirklich gut!« »Na, wenn man aus dem Sumpf der Großftadt kommt, ist das, find« ich, Jacke wie hofe.«