Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 18, 1910, Zweiter Theil, Image 14
Roman von Aus hartem Holz pa u l B ltsz s«9. Fortseßnng.) Dann stand die Mutter aus s langsakn, mit schleppenden Schritten nnd mit starr kalten Zügen, aber mit festen. geraden Blicken sss so trat sie an die Bahre heran: »Wer?« Fragend sah sie sich tim. Einen Augenblick zögerte sie « ent setzt waren alle Blicke aus sie gerichtet — dann schlug sie die Decke von der Bahre zurück. «Han5!!« — —- Ein market-schüt ternder, wehdurchbsebter Aufschrei » dann sank sie ohnniächtig zusammen Man trug sie nach der Chaise longue. Nathlos standen alle herum. Nie mand wußte, was jetzt zuerst zu thun sei. Da raffte sich Eise, die selbst einer Ohnmacht nahe war, aus: »Einen Arzt — bitte, schnell, schnellt« Sosort schickte der Jnspettor einen Boten. »Wir ist denn der Herr? Hat nie mand Herrn Paulsen gesehen?« fragte Eise bebend. Einiae Stimmen antworteten durch einander, wirr. aber halblaut: »Nein, wir wissen nicht." »Mein Gott. was ist denn nur ge schehen —-— weiß denn niemand etwas? Schnell doch einen Arzt! Er stirbt ja!« ries Eise hülsestehend. Da trat der Jn peitor heran und fiiisterte ihr zu: » r ist ja schon todt, gnädig-: Frau.« Allmächtiger Himmels« — sie fals tete die Hände und starrte zu Hans hin; heranzutreten wagte sie nicht. »Er war schon todt, als wir ihn fanden.« »Aber was ist denn nur geschehen?« »Man hat ihn erschossen. driiden irr: Part.« »Wer?« Eise zitterte so, daß ssi lauen sprechen konnte. Der Jnspeltor zuckte die Schultern »Bist jetzt weiß man nichts. J-. habe sofort den Pakt und das Geböl durchsuchen lassen, aber man sani niemand.« Voll Entsetzen wandte sich Else ab· Nun fand sie die Kraft wieder. Sie trat an die Bahre; sie sah ihn an. Armer Fungec flüsterte sie. Bleich, lalt und starr lag er da, den sie noch vor einer halben Stunde so herzlich lachen bötte—schlnchzend sank sie nieder an der Bahre. Dann tam auch der Mutter das Bewußtsein wieder; sie erwachte rieb Mt sich hvcksv spr sich fremd. wie sm gend tun —- erfi als sie die Bahre ste hen sah, begriff sie. Auf Frau-S bracnm gestüth stand see aus und schritt zu dem todten Sohn. Einen Augenblick lang stand sie starr und still da, sah auf ihren Lieb ling und streichelte zärtlich iiber sein haar: als aber ihre Finger seine Schläfe berührten, quollen noch ein paar Blutstropsen hervor. nnd da schrie sie auf, mit so qualvoll weben Lauten, daß alle, die im Zimmer wa ren. mit erbebten. «Wer hat ihn gemordet?" schrie sie. Msr w» hat es gethan?« Entsetzt schwiegen alle. Mit angstverzerrten Mienen sab die alte Frau von einem zum andern: «Nun, so sagt es doch! Jbr lebt ja, daß ich ganz gefaßt bin! Wer war es also?« Noch immer schwiegen alle voll Entsetzen Da trat Clse bittend zu ibe heran. Plötzlich schrie die gequälte Mut ter: »Wo » wo ist denn Drangs-« Weinend zuckte Else die Schultern Und da warf sich die alte Frau auf . L tx-..-,h--. »Hu cllllccllcll «71Ulpcl, UllU fufluuiscllll wimmerte sie: »Mein Janus mein ar mer lieber Junq’!« Lantloå schlichen alle hinaus-, nur der Jnfpettor und Frau Schramm blieben bei den Frauen drin. Nach einem Weilchen richtete sich die Mutter wieder auf. Jetzt waren ihre Züae hart und starr. Als lee sic fo fab. erschrak sie — zum ersten Male fand fie, daß die Mutter denselben harten Blick wie Vruno haben konnte. »Wo ist der Mörder-? Hat man ibn festgenommen?« fragte mit scharfer Stimme vie alte Frau. Etwas verletzen antwortete der Jn fpektort »Wir wissen ja nicht. wer eg war, gnädige Frau.« Starr sah sie ihn ans »Wie? Man weiß nicht? —--— Ja, was heißt denn das? -—— Keine zwanzig Menschen le ben hier Jeder kennt den anderen —- und da « da weiß man nicht, wer es war's Wer hat denn hier ein Jn teteife daran, meinen armen Jungen zu morden? Run, das weiß rnan nichts« Rathlos sahen Jnspeltor und Mit tstn lich an — sie verstanden nicht. , Elle aber trat zur Mutter, Schre Imsbsleich sagte fie halblaut: «Mutti ich bitte Dich!« » » «Wie«. rief die alte Frau finster M Du, Du weißt es auch nicht? sehend bat Slfe im Flüsterton »Ist find doch nicht allein hieri« . Da begriff die geöngss te Mutter -" ges-Ideen Franc faate r Jnlpet Dis-, »O habe Mut zum Deren Amts gefchöckt —- ee muß way e fett-. Dann wird alles ge In wir-lasse werden«-« Die Mutter nickte und schickte dit Angestellten fort. Als die Frauen allein waren, sahen sie sich chsest an. .Else auch Du weißt es nicht?« NMutter ich beschwor-e Dich! Nein! Nein!« »Dann willst Du es nicht wisse-M »Aber Mutter! Was Du denkst. ist ja so entsetzlich, fürchterlich! Wie tannst Du auch nur einen Augenblick den aräeßlichen Gedanken aufkommen las sen-« Starr sah die alte Frau sie an, durchdringend fest, dann sagte sie. aus den Todten weisend: »Wenn Du ihn geliebt hast« wirklich ihn geliebt hast« Else, dann kannst Du nur dasselbe gxauben wie ich.« »Nein. Mutter! Nein! Nein!« schrie Else entsetzt auf. »Nein! ich tann es nicht glauben!« Da sah die Mutter sie mit einem lange-n, itummen Blick an, dann trat sie von ihr zurück, ging an die Bahre und kniete dort schluchzend nieder. »Mein armer. armer Jung"!« jam merte sie. Plötzlich stürmte jemand die Treppe heraus s- die Thisr wurde ausgeris sen, und Brutto stand da. . Bleiely zitternd, mit schreckentstellg tem Gesicht, so stand e: da und sak, ins Zimmer-« Todstarres Schweigen ringsum. Da richtete die Mutter sich aus. Mit harten. sinsreren Blicken sah sie zu ihm hin, ohne ein Wort zu sagen. Langsam kam er näher, trat an die Bahre und fah den todten Bruder an; stumm satt-te er die Hände. Noch immer starkes Schweinen Als er ausbliclte. sah er in das harte Gesicht der Mutter; da reichte er ihr stumm die Hand hin. Dann fragte sie, ihn sesi anhlickend: »Wer war es?« Ruhig antwortete er: »Ich weiß ek nicht, Mutter. Jch tann es mir auch gar nicht erklären. Vor einer halben Stunde erst verließ ich ihn.« »Bit- verließest Du ihn?« »Ja meinem Zimmer.« »Was thatrt Jhr dort?« Zögernd, mit halbem Vlict aus Else gerichtet, antwortet er: »Wir hatten eine Unterredung« um die er mich hat.« »Und dann?« »Ich bat ihn, mich bei euch zu ent schuldigenx ich hielt es siir richtiger, euch heute Abend nicht mehr wieder zusehenf »Aber weshalb denn dass-« »Der Gegenstand unserer Unterhal tung war derart dasz wir uns zum Schluß nicht mehr einigen tonnten?« »Ihr hattet Zwisi?« »Ja, Mutters« Lanaes peinliches Schweigen Nur die Blicke sprachen. »Und darf ich erfahren, weshalb ihr Zwist hattet?« »Nein!" scr erröthetr. Sein Blick strriste Eise. Da wußte die Mutter genug. Ruhig sagte sie: »Du hast Deinen Bruder nicht geliebt, Bruno?« lind ruhig antwortet er: »Nein, Mutter-, ich habe ihn gehaßt --— aber der Tod löscht alles aus und nun bereu ich, das-. ich ast so tleinlich, so egoistisch war!" Mit Thriinen sah er auf den Todten. Die Mutter ließ ihn nicht aus dem Blick. Rai-h einem Weilchen saate fie: »Wie aber tam er in den Port-" Brutto zuate die Schultern: »Das ist auch mir unertliirlich.« » »Und wo warst Du?« »Draußen im Feld ich war weit binausgernnnt - ich wallte mir Rulze schaffen. Bitte, srag nicht weiter-« Wieder Schmiqu Staat sahen beide Frauen ihn an· Da wendete sich die Mutter zu ib rem todten Liebling und sprach mit wehdurchzitterter Stimme: »Von eines Mörder-H Hand bist Du gesallen, mein armer Jung’ noch tennt man ibn nicht aber bier an Deiner Bahre schwöre ich eH Dir. daß es- sortan der Zweck meines Lebens sein soll, den Mardbuben zu suchen! Jch schwört es Dir, mein Hans, daß ich nicht ruhen noch rasten will, bis ich ibn gesunden habe, bis Du gerächt bist ich schmöre es Dir bei allem. was mir beilig ist Hörst Du, es mein Jung’? —- Hörst Du mich, mein armer, lieber Jung’2'« Jn Schluch zen erstickte die Stimme. Leise und stumm ging Bruno bin aus, er ertrug es nicht, diese ilagenbe Stimme mitanzuhören· Und leise und zart trat Else heran und bat- ,,,Nun Muttchen, komm, denk auch an Dich.« Die alte Frau aber antwortete nn ter Thranem »Nein, hier ist mein Platz, hier will ich bleiben« —— und dann plötzlich fragte sie wieder »Weißt Du nun, Ese wer ihn ge mardet hatt« «Rein«, sagte sie sest und bestimmt »nein, Mutter, nein, ich glaube ei l nicht« —— und ans ihrer Stimme er . klang ei Ivie ein tiesei Glücksgesiibl s der Bernhign MS Da legte die Mutter ibr bannt aus die Brust des todten Kinde-, und weh ". klagend schlachsie sie laut eins: »S sind wir denn beide san allein. mein Sohn —- alle, alle haben sie Dich per lassen —- aber ich, Deine Mutter. ich liebe Dich auch über den Tod hinaus —- ich bleib bei Dir, mein lieber, ar mer haust« » . . Eine halbe Stunde später lam der Arzt. lsr lonnte nichts weiter thun, als feststellen, daß der Tod unmitel bart nach dem Eindringen des Ge schosses erfolgt war. Und dann tam auch der Amtsvor stehet mit seinem Seiretär und zwei berittenen Gent-armen Nachdem der Beamte, der natürlich regen Ver-lehr mit der Familie Fet sing unterhielt, den Damen und Bru no ein paar herzliche Worte der Theil nahme ausgesprochen hatte; schritt man sogleich zur Untersuchung. Bei-no, der Jnspettor und zwei Knechte mit Laternen begleiteten die Herren zu dem ThatorL Deutlicb leuchteten im hellen Mond licht die Funtvureih aber Vermutbuns gen konnte snan nicht hegen. weil die Tritte der Männer-, die den Tocten ins Haus getragen hatten. alles rund um den Thatort zertrelen hatten. Man bunt-suchte die nächste Umge bung, auch einen Theil des an den Port anstoßenden Hölkchenz aber ma fand nichts Verdachtiges. Las Zondekbarsle war, daß nie mand. obgleich es doch in fast nnmit ’ "lcll)(1kck Acht Dess- Ukyvlls gkjuyruri war. einen Hlserus vernommen hat-» te: es laa also die Annahme nahe. daß der Mörder sein Opfer hinter-i rücts mit einem ivohlaezielten Schußl niedergetnallt hatte. Alsdann wurde das Gesinde ver klommen. vom Jnspettor herunter bis zum Stallburschenx sogar der alte Walter, der seit einer Stunde fieber trant im Bett lass, wurde verhörtx aber alles blieb reiultatlos, denn eir jeder konnte sein Alibi beweisen, und nichts Verdachtiaes fand sich dor, di rneisten tannten den Todten taum. Sodann begab sieh der Beamte nach oben zu der Herrschaft Zuerst wurde der Todte untersucht leer man fand alle Werthsachen uni das- Geld unberührt vor. Also ein Raubmord war es nicht. Der Fall wurde immer kompli zitter. Dann bat der Herr Amtsdorsteher die eiden Damen in schonendstes Weise, ihm mittheilen Zu wollen, was der Fall erheischte; und nachdem dir Mutter, wie auch Elte berichtet bat ten, was sie zu saan wußten. ver nahm der Beamte den Gutsherrn als den letzten. Der Amtsvorsteher wußte. was die ganze Geaend wußte, daß die Brü der auf lebr gespanntem Fuße gelebt hatten. trotzdem aber hatte er noch teinen Auaenblick daran aedacht, daß Bruno vielleicht der Thaler sein tönntr. Er schritt also zur Pera-ehs mang. Und Bruno sagte alles, was zu sa gen war, herichtete getreulich von dem Zwist, den er lurz zuvor mit bans ge habt hatte, und von seinem Gana ins Feld, tvo er die Ruhe wiederfinden wollte. Aufmerlsam hörte der Beamte zu; zeitweise spielte er ein wenig verlegen mit seinem Bleistifi. Als Bruno ae endet hatte, entstand eine ganz tleine Pause. Dann fragte der Verbörende lang sam, aber wie selbstverständlich: »Na tiirlich tönnen Sie uns auch bewei sen, daß Sie draußen im Felde wa ren. und in welcher Gegend Sie Ie wesen sind, nicht wahr-P »Beweisen'-t« seaate Brut-o er staunt. . »Nun ja, Herr Paulfen, es wird Sie doch vielleicht jemand gesehen has ben, der da bereuan kann, daf-. Sie zu der Zeit des Morde-H sich drauf-gen im Felde aufgehalten haben, nicht wahr?« Brand wurde glatt-übertroffen Nun nerftand er. Am ganzen Körner besf bend, ftiefk er hervor: »Aber. Herr AmtsvorftebeL Sie glauben doch nicht etwa, daß ich ...« Weiter tarnf er nicht. s »Mein werther Herr Paulfen«,! antwortete der Beamte höflich und freundlich, »ich bindoch hier in amt licher Ciaenfchaft, ich bin doch vorerft nur verpflichtet hier die Thatbeftiinde festzustellen ..... bitte. denken Sie freundlich mal nach, ob Sie nicht je mand begegnet find.« Bruno zwang sich iur Ruh-, ob gleich alles in ihm kochte. Er befann fich, er quälte fein armes, zermarters tes hien. auf das heute fchon fo Ent fetzliches, Fürchterliches eingeftijrnit wars er fann und fann — veraeh lieh --— nichts fiel ihm ein. Schon trat ihm lalter Angftfchweifi auf die Stirn — fchon fah er sich als verdäch tig hinaeftellt —— fchon drohte feine Kraft ihn zu verlaffen — da« im setz ten Augenblick. da fiel es ihm ein, da larn ihm der befreiende Gedanke »Ja. ich habe einen Zeuam!« Faft schrie er ei. »Der alt-e Berges-nun hat rnit- rnit aefvrochen, und gerade als der Schuß fieU . »Wie befreit arlnneten alle, die im sinrrner waren. auf. Spiort wurde ein Wagen abge schickt, um den alten Bauern herzu holen. Nach einer Viertelstunde war er bereits da und entlastete Beuno voll ständig. » Das Berhiir wurde geschlossen. Das Resultat war gleich Null. Man hatte gar keinen Anhaltspunlt fiir diesen nahezu räthlelhatten, unheimlichen Fall. Tie Beamten fuhren wieder ab Noch immer saß die Mutter an der Bahre ihres todten Lieblings, keinen Augenblick wich sie von ihm. Mit lie ben, innigen Worten sprach iie zu ihm, itreichelte feine Hände und seine Wangen. Jhr war, als sei er noch gar nicht todt, als müsse er jeden Augenblick wieder erwachen. Elle saß dem-eint und vergrämt in der Ecke. Endlich lam Brutto zurück. Erstaunt lah die Mutter ihn an. »Hm man ihn nicht gefunden?« fragte iie nur. »Nein. nicht eine einzige Spur hat man's erwiderte Bruno still. ’ Starr und schweigend sah die Mut ter auf den Todten - wenn Du re den könntest! dachte sie. ; Bruno begann nun den der Ueber sjhrung des Verstorbenen zu sprechen und erbat der Mutter Wunsch. »Ja, ich will ihn mit zu mir neh men, meinen lieben Jungen«, sagte die alte Frau weinend-, »und zwar gleich! Vittc, laß alles fertig machen. Brand niate stumm. »Aber ich will mit ihm allein Sah ren!" rief sie, »ich ganz allein mit ihm auf einem Wagen ihr anderen .c5nnt zusammen fahren« Elle Und Bruno versuchten. sie vor dem Gedanlen abzubringen, aber al leg war umsonst. »Ich fahre mit ihm allein. ich ganz allein!« Dabei blieb es. « i Auf einem Leiterwagen lag der Todte. und ihm zu Häuptm hockte die Mutter. Der hinterhertolgende Wagen dram: te Eise Und Bruno Um aber einer peinvcslten Unterhaltung zu entgehen, hatte Bruno den Kutscher zu H.iuss« gelassen und nahm selber die ZEigeL Die Fahrt begann Eine langsame. troftlos traurige Fahrt. Zwischen Eise nnd Vrnno wurden nicht mehr als die nothwendigsten Worte gewechselt. Und die Mutter saß starr nnd itnmrn da und blickte unausgesetzt ani das Gesicht ihres Liebling-a aus dem das milde leuchtende Mondlieht wie eine Glorie-le der Verklärung lag. Und wie sie nun so aus die lieben siillen Ziiae ihres todten Liebling-« sah, da tam auch auf sie ein stiller. wohliaer Friede — es erschien ihr. als seien sie im Dorn, im heiligei Dom - iveihedolle, heilige Stille schwebte iider dern Raum - unend lich mitde nahte sich von jenen fernen lichten höhen ein langtlingender Ton, der alle menschlichen Schmerzen von uns nimmt. ein Ton des Friedens« ein Ton des seligen Glücks —- eine Bot schalt des stillen, harmonischen See lensriedenäx wie eine Verzückung tlang es durch den weiten. heilige Raum. wie ein Ansiauehzen von Mil lionen hesreiter Seelen, wie ein Lod gesang der ganzen blinden Mensch heit, die ietzt, jetzt mit einem Schlage sehend geworden ist, und die nun voll heisier Dantbarteit alle Qualen von der Seele absireift nnd lot-singt und jauchzt in reiner Glückseligkeit nnd mit erhabenen Händen bat die alte Mutter zum ewigen Sternenzelt empor: Allmächtiger Gott« dergieb uns allen unsere Sünden und führe uns in Dein Himmelreich! Amen!« - t- s· Jn den nächsten Tagen war das Felsingsche Haus der Sammelpunlt all derer. die in der Stadt und in der; Umgegend zur ,,Gesel!schaft« zählteni Erst ietzt sah man, wie großer Be ! liedtheit sich der Todte zu erfreuen ges habt hatte. Der Kränze nnd Bin-i meniuenden tamen so viele, daß schonY der Raum. ir: dem die Leiche artige-« bahrt lag, iiber und über mit all den letzten Liebes-reichen bedeckt war. Wo» hin man lah, iteta sah man echt-» aus richtige Trauer-, und selbst die Gea ner des Verstorbenen waren erschüt tert durch das entsetzliche Geichebniß. sur das man noch immer teine Auf tlörung hatte· Ein ganzer polizeilicher Apparat war bereit-; in regster Thiitigleit - immer von neuem fanden Untersu chungen und Vernehmungen statt, aber immer endete alles mit demselben negativen Resultat Schließlich verbreitete sich eine An nahme, die man sich wohl zutulehelte, die man a ber nicht laut werden ließ — die Annahme, daß der junge Mann, ans irgendwelchen noch unbe tannten Gründen auch vielleicht Selbst rnord begangen haben tönne. Das Ge riicht verbreitete sich mit unheimlicher Schnelligkeit im geheimen durch die Stadt und Umgegend. Von alledem erfuhr die tiefgebeugte Mutter nichts. Aber hätte kie ei auch erfahren. sie hätte doch nur geliiehelt dazu, denn flir sie war der Fall klar, ganz klar, sie hielt nur den einen fttr den Tbäter. den einen, dessen Namen sie noch nicht auszusprechen wagte. Was wolltt es denn besagen, daß je ner Bauer Beraemann für sein Alibä eingetreten war? Er konnte ia voni ibm bestochen sein! Für gutes Geld! that ja so mancher Bauer alles! -—— ——— ; So trug sie den tiirchterlichen Gedan-; ten weiter mit sich herum: aber sie be-! hielt ihn vorerst nie sich. bis die Nase-U sorsebungen der Polizei beendet iein wiirdenx dann erst wollte sie handeln,. ---— dann aber: wehe dir. verruchterl Mörder! - « in wildern Zorn sunleltenj ihre Augen. z Der Tag des Begräbnisses iarni heran. i Bis ietzt hatte die Mutter keines Spur von Erlchlafsnng von Schwä che gezeigt: die Vorbereitungen zu der lebten Feier ihres Liebling-C und all die tleinen Nichttgkeiten. die so ein Traueriall mit sich im Gefolge hat« das alles hatte sie bis jetzt derart in Errettung und Bewegung aehalten.. »daß sie sich eigentlich taaåiiber mit ih -ren Gedanken Last gar nicht beschäfti gen konnte, und des Abends -- dann war sie ermattet aus ihr Lager gesun ten und batte traumlog fest geschlafen. Aber. nun alles das bendet war. nun der Augenblick nahte, wo man ilsren Liebling hinaustragen wiirde aus dem Hause. jetzt machten sich die eriten Anzeichen von Schwäche be merkbar-. Doch noch einmal raiite sie ihre Kraft zusammen Mit letzter Fähig leit hörte sie all die Trostlpenden der Trauergiiste an, .- mit zermartertem Herzen blieb sie auch da, al-·1 dcr Pa itor die erqreiiende Ablchiedsrede bielt aber als die Leichentriiger herein traten. den Sarg aufzunehmen da er trua sie es nicht mehr. da sank sie mit wehem Ausscheei zusammen, und ohn« mächtig trua man sie hinaus. Sie hörte und sah nichts von dem esomphast ieierlichen Begräbnis-» das iait die ganze Stadt aus die Beine aebracht hatte -- stumm und starr laa sie da und rang nach Athem, so daß der alte Sanitätzrath nicht von ihrer Seite wich. Die aedlante Feierlichkeit nach dem Reariibniti mußte unterbleiben, denn der alte Arzt hielt den Zustand der Kranken iiir la bedenklich daß äußer sie Ruhe bedinat wurde. Bruno und Elle spielten die Wirthe. Und als sich alle Gäste empfohlen hatten, blieben sie beide allein in dem großen. öden Saal zurück. tFortiehung solgt.) — OOI dates des Todes ti- Kalt-tun Stromauswärts in Lalluttm nahe der Brücke iiler den Strom, erheben sich zwei Gebäude, die der Fremde wenn überhaupt, so doch nur mit Grauen betritt. Jn der Pestzeit wird .-r häusig aenua die einfachen Leichen ziiqe der hindug darin verschwinden sehen· Vier Männer mit einer esse nen Trank-obre aus den Schultern. auf welcher eine Leiche lieat. Die dünner Bamnwolltkichtee in welche der iodte Körper gehüllt ist. lassen die Umrisse nur allzu deutlich hervortreten. Ein ponr Leute folgen. Jm Innern des Gebäudes nimmt einHindubenmier die Anmeldung entgegen. Name, Alter, Geschlecht. Wohnuna des Verstorbenen Dann wird die. Leiche weitergetrngen in einen engen, lanaen Säulenhos, aus dessen Boden vielleicht ein halbes Dut zend Scheiterhnusen brennen -«-- der eine eKn entzündet, ein anderer schon verglimmend, ein dritter nur mehr ein Häuschen Asche. Frische Scheiterhau sen, manneölnng, nardbreit, lniehoch, sind zur Ausnahme neuer Opser ausge IUJIOILL ZEIT Lclmc Wlkcl Vcllllus ges lsgt, einer der Anaebörigen holt vom Flusse unten ein Gesäß voll Wasser and giesst es der Leiche in den Mund nnd aus die Misse- Die Knechte legen frische Holzscheite dariiber das Ganze wird mit einem brennenden Spahn anaesteckt, und im Nu ist der Körper in Flammen gehüllt. Durch die hisze triimmen sich die Glieder. heben sich die Kniee, bewegen sich die Arme, als lebte der Schmorende noch und wollte sich von dem schrecklichen Feuertode he sreien: mitnnier lollert er auch von dem brennenden Hausen herab. Mit langen Stangen wird der Körper dann nieder in die Flammen geschoben. So sverbrennen tagsüber sechzig, achtzig soder auch mehr Leichen, und ist nichts iibrig als ein Häuslein heiße Asche, rielleicht mit ein paar vertohlten Kno chen, dann nehmen sich dieAngehörigen etwas davon mit und leisten nach hause pzrriiet Die Aschenreste wer den in den Flus; geworsen, in welchem sich die Lebenden täglich nach Tausen den und Aber-tausenden baden und dessen Wasser sie trinten. Das Haut neben dieser gräßlicheu Verbrennungsi stätte siihrt den Namen Moribond Hause, und hierher lassen sich die be sonders religiög angelegten Sterben den tra en, um an den Usern des »hei ltgen« anges ihr Leben auch-suchen is können. Jn Reihen liegen sie hier . in den langen Dasein dem Tode entge igensehend Einen ver-zweifelten Entschluß saht dieser und jener, wenn alle fremde hilse versagt: er hilst sich selbstl«i. - Das reitest-is seit etemstschee Fee-neunqu Statt der Drahtziige« die von der Gondel her durch den Steuermann des Lustschisses bethiitigt werden. um dem Fahrzeug die gewünschte Seiten-v richtung zu geben« kann man sich au der unsichtbaren Verbindungen bedie nen, welche durch die Hochfrequenz-· Wechsegtröme hergestellt werden« deren mnn si auch bei der drahtlosen Tele nrnphie bedient. Man kann diese Verbindungen sogar, statt von der Gondel aus, von irgend einer Stelle des festen Bodens aus spielen lassen. Jm Londoner Hippodrom ist zur Zeitl ein Lastschiff von Phillipg ausgestellt, das durch solche elettrischen Ströme gesteuert wird. Dies geschieht aus sol geizde Weise: Vier Elektromotor treiben das Luftschiss vorwärts, u f zwar treibt jeder von ihnen einen eigeä nen Propeller. Diese Propeller, aus Deutsch ,,Treibsck;rauben«, sind an dem Körper des Lustschifses so ver theilt, dan einer oben, einer unten. ei ner rechts und einer lints vorwärts zu drücken sucht. Wenn alle vier gleich arbeiten, fliegt das Lustschiff gerade aug. Wenn die obere langsamer ar lseitet als die untere, richtet sich die , Spitze nach oben, und das Luftschisi . geht in die Höhe und umgekehrt. Oder wenn der rechte Motor stärker arbeitet ols der linke. dreht sich das Lustschiff nach lint5. Das verschiedene Arbeiten der Motoren. die durch eine Aktumngxl latcrenbntterie gespeist werden, erreicht nun Phillipo dadurch, daß er die Mo tcr - Anlasser durch die Fernwellen brtbiitigL Das Lustschiss, das seine Bewegung ohne Beinannung aussiihrt. hat scheinbar einen eigenen Willen und muß einen unheimlich zauberhaften ; Eindruck machen. Uebrigens wird es wohl einigermaßen ungemiitlilich sein, in einem solchen Fahrzeug zu sitzen, da man als Passagier hilflos dein Willen und der Gelchicklichteit der aus der lFrde zurückgebliebenen Lenker über ai.twortet ist. die ihre eigene Haut da bei nicht zu Markte traaen. Aber ver muthlich ist die Möglichleit vorhanden. das Lustschiss auch von der Monde. nur-« zu steuern. worüber allerdings in unserer Quelle, einer Notiz der »Elek notechnischen Zeitschrift«, nichts ange aeben ist. Fraglich bleibt es auch, wag das Lustsckiifs aufker seiner Eigenlasi noch zu befördern vsrmag. seien sie Lepeofr. Da in neuester seit die Form von asiatischem Aussatz, welche als Leorose belannt ist, in allen Theilen der Welt ( auftritt « obschon meistens nur i . vereinzelten Fällen-, so tiirste die Kunde, daß die Wissenschaft sehr nahe der Bezwinguna dieser Kranlheit ins z he, doppelt willkommen geheißen wer den. Diese Kunde iornrnt eins Mololai, der berühmten Anssäyiaen - Ansied:— lung in unserem Hawaiischen Insel Territorium. Es wird nämlich gemel det, daß es endlich gelungen sei, was man schon seit einer Reihe oon Jahren hier und in verschiedenen auswärtigen , Ländern angelrrebt hatte: die wirtli-f chen Leorcseianillen außerhalb des« menschlichen Körpers in Neinlultur zu züchten, und daß man jetzt daran sei, ein Serum herzustellen, welches diesen Aussas heilen oder verhüten werde. und welchem man, obwohl es noch nicht im Felde ist, den Namen »Lepro tin« gegeben hat. Die amerilanischen Aerzte Brinlerhoss oonMolalai, Clegg und Currie oerbürgen sich siir diese Errungenschast. Die Anwendung des »chrosing', nachdem man es der Welt gegeben hat« wird jedenfalls nicht lanfie aus sich warten lassen. und es wäre sehr zu wünschen, das-, es ersiille, was es ver spricht, oder sich wenigstens als wert- — voll erweise. Wir hätten dann im Falle des Leprosms dieselbe Entwick lungsgeschichte, wie bezüglich des Tu verkulins,des Antitoring siir Diphthei ritig, des Typhus-Baccins und des Serums gegen Kinnbaekenkramps Ae tanus), welche sätmntlich aus Bazillerp Reinkulturen schließlich gewonnen wurden und wenigstens nach vorhere schender Annahme eine neue Epoche in der Bekämpfung der betreffenden Krankheiten eingeleitet haben Man ist lange nicht mehr so er ichreeti vor der Leprose, wie früher Mehrer unserer bedeutendsten Sach verständigen aus diesem Felde erklären sie siir die »arn wenigsten ansteckende aller Verleuchungs - Krankheiten«, während viele andere überhaupt be streiten, daß sie ansteckend sei. Die Verseuchung mag durch Speisen — wahrscheinlich am höusigsten durch ge trockneten und ungetochten Fisch —· er splgen, aber sehr selten, wenn liber haupt. durch Berührung Trosdene diieste man erleichtert ausath wenn diese Krankheit besiegt wäre. « Jn Connecticut baden sie einen Ge setzt-erschlug eingebracht, der den Dim den das Bellen verbietet. hoffentlich protestieren die her-ten Vieesiißler mit einein energische Wann-au. «