Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 18, 1910, Zweiter Theil, Image 13

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    Dur und Moll.
ktus dein Eoldatrutctien von Teo I. Tarn
».sJerr Hauptmann von Mitm
Lhalgli. ich muß doch sehr bitten, daß
Hei-re den Fähnrich von Mitutsrhalgii
Jetroao mehr zusammennehmen Das
geht ah---so-—lut nicht weiter so» Der
Mann wird von Tag zu Tag schlapper
— und icls muß mich. sehr wundern,
s Herr Hauptmann, fes-hie wundern, daß
Sie das nicht zu sehen scheinen!«
» Der Hauptmann machte ein Gesicht,
t- ats wenn er Verschiedenes einzuwenden
hätte; oder richtiger: er hatte so ein
Gesicht Ohne daß er den Mund aus
rnachte, lag immer etwas trie eine Er
wideruna aus seinen Ziiaen Und da
ihm dieser Naturfehler bereit-H tausend
Unannehmlichteiten bereitet hatte, be
eilte er sich« zu sagen, was selbst ein
Hauptmann einem Voraeseszten rinzia
zu sagen herecbtiat ist, näm!ich:
»Im Befehlt«
tlnd es war auch die höchste Zeit.
Der Herr Major japste bereits auf, um
zu einem noch hestigeren Schlage aus
en Hut ansznholem und außerdem
trat der Herr Oberst heran.
Er hatte zwar alles aehiirt —- ja der
Hauptmann von Mitutschclsti sagte
sich daß er denAnvsiff überhaupt bloß
der Nähe des hohen Chess zu verdan
ten habe, aber der Herr Oberst ließ da
von nichts merten. Harmlcs bemertte
er:
»Ich glaube zu errathen, worüber die
Herren sich unterhalten. Es handelt
sich um den Fähnrich von Mitm
sehatsti. nicht wahr? Es tann sieh nur
um diesen handeln denn iet: musz
Ihnen gestehen. Herr Hauptmann von
Mitutschalsli: dieser Fähnrich welcher
Jbren Namen träat, ist unmöglich, mi-:
litiirisch uns-möglich, trenn Sie ihn
nicht ganz anders herannehmen. Es
itt ja menschlich, toenn Sie --—- aber die
militiirische Erziehung ist ja arrade
dazu da, um die allgemein menschlichen
Unvollkommenheiten auszugleichen
Und ich nehme an, Herr Hauptmann.
Sie sind erzoaen Sehen Sie mal,
es ist noch gar nicht to lanae her «
taurn zwanzig Jahre -— da hätte ich
beinahe meinen eiaenen Sohn --— he
denten Sie, Herr Hauptmann von Mi
iutschalsti. meinen eiaenen Sehnt - «
kurz vor der strieacsfctnile eingesperrt
und ihm damit diestarriere alsaeschnit
c
lcllc UND so MUB kE til-im sclkL Ok!
königliche Dienst ist uns Vater und
Mutter-, Sohn und Britder,Vetter und
Nesse alles Sir haben mich ver
standen, here Hauptmann von Mitut
schalsti?"
Der Unaliicklictke machte wieder das
Gesicht, das er hatt-, aber noch schneller
als-«- vorhin ettrang sich dem Gebege sei
ner sest zusammengedissenen Zähne.
»Sie Befehl, Herr Lverst!"
« »Ich danke Ihnen, Herr Haupt
mann." Der Oberst legte zwei Finger
seiner schlohtoeiß belianvschubten Nerli
« ten arisden Mützenschirnn ver Majas
desgleichen, und ver Hauptmann war
entlassen -—— gerade rechtzeitig, als die
ersten äußeren Merkmale des unriihm
lichen Erstietiingstodes sich bemerkbar
machen wollten. Ein fanchendes Aus
atmen wie von Einem, der zu lange
unter Wasser gewesen« ein zwei , drei
Inaliges heftiges Schlucken --— und der
Aerniste war wieder außer Lebensge
sahe.
Sein erster Blick galt instinktiv dem
fenigen, der ihn in diese Gefahr ge
bracht.
Jn einer Ecke des Kasernenhoses
war der Sergeant Suckow bemüht,
den Fähnrich von Milutschalski mit
rnen intirneu Reizen jener Thätigkeit
vertraut zu machen, die der Soldat
unter der Bezeichnung ,,Grisie tlop
pen« tennt und schätzt. Seit einer
Stunde schon. Leider verliert auch
das Jnteressanteste den Anreiz, wenn
es irn Uebermaß genossen wird-—und
so machte der Fähnrich seine Sache
anstatt besser immer schlechter. Die
zwischen den einzelnen Kommandos
eingeslochtene Kritik des Sergeanten
wurde immer blumiger -« und als
der tobende Jnstrutteur von dem her-«
anschnausenden Hauptmann Sutturg
erhielt, hatte der errniidete Fähnrich
gerade das Pech, vei »Gewehr ad!" stds
die Schusnoofse aus einen Leichdorn zu
schlagen Eim- solche Berührung hat
ins-ist zur Folge, dass man univilltiir
lich das beschädiate Glied ecnporzieht
und den Mund öffnet. Leider unter
lag auch der Föhnrsch dieser Neflexs
tvirtung und er bot - wenn auch nur
siir ein paar Sekunden - das Bild
eines tranken Storches.
»Sergeant!« teuchte der Haupt
mann; »haben Sie da H gesehen-W
»Ja Befehl, Herr Hauptmann«
»Und Sie versinten bei einem sol
eten Resuitat achttögigen Uebeng nicht
sechs Muster in die Erde?«
Der Jnstrutteur erwiderte nichts,
dber der Seitenblict, mit dem er sein
Erziehungsobjett streifte. sagte alles.
»Treten Sie wegs« schrie ihn der
Häuptling grimmig an. »Wir sprechen
uns weiter.«
Nachdem der Sergeant in einer
Kehrtwendung den Kasernenhos hatte
erdröhnen machen, trat der Haupt
mann so dicht on den Fähnrich heran,
daß dieser unwillttirlich zurückzuckte,
wobei ihm der Heini aus die Augen
entschie
,,Stiltgestanden!! Herrs! Wenn ich
rnitäshnen rede! Wo sind Sie her?'«
» us Gorce bei Posen.«
»Was ist Jhr Vater?«
«Mttetgutsbeiitzek.«
«Jhe Großvaters«
»Auch.«
»Ihr Urgroßvater ?"
»Tobt."
«herr!! Ich will wissen, was er
gewesen ist!!"
»Ebensalls Landwirt, Herr Haupt
tnann.'«
»Unt- Sie tennen keinen Zweig Ih
rer Familie, der im Hannöverschen
ansässig ist?"
»Nein, Herr hauptmann.«
»Was führen Sie im Wappen?"
»Ein schräggestelltes silbernes Beil
in rotem Feld.«
»Aber dann sind wir ja nicht die
Spur verwandt!"
»Nein, Herr Hauptmann."
»Wie kommen Sie denn aber zu
meinem Namen, Herr!!« schrie der(
Kompagniechef in höchstem Zorn,
»Milutschalsti ist doch nicht Lehmann
oder Schulze, dass man alle Nase lang
auf jemanden stößt, der auch so
heißt! Jedenfans have ich kein-i
Lust, Sie aus meinem Verwandt- s
schastglonto zu sühren verstanden!
Jch werde suchen, Sie mir abzuschn
ben, Herr! Bis dahin aber werden
Sie geschliffen, daß Sie sich aus un
serem Planeten nicht mehr auglennenj
sollen-—««. l
.- « - i
Als der Oberst zum Mittagessen»
nach Hause kam, trat ihm seine Frau
schon im Entree entgegen.
»Deine dir, Männchen«, rief sie
strahlend, »ich habe einen Brief von
Einmy!«
»Gut-un — Eminh —?« brummte
der Oberst vor sich hin. »Wer ist denn
das?«
»Aber Karl — du lennst die Frau
deines Karpkstomrnandeurs nicht«-«
Der Oberst hatte Mütze und Säbel
dem bereitstehendenBurschen übergeben
und folgte seiner Frau ins Wohnzirns
mer. Er blickte doch etwas interessiert,
als seine Frau ihm den dustenden
Vriesvoaen unter die Nase hielt.
»Also die ------ « saate er; ,.war ja wohl
deine Pensionssreundin ?«
Allerdings · und sehr intim wa
ren wir! Sie schreibt heute noch
»Liebite Ctiire!« Denke dir —!«
»Hm —- das ist sehr hiibsch von Ex
,;ellenz. Und was schreibt sie?«
»Sie bittet mich in entzückend lie
btngwiirdiger Form, das-, wir uns ih
reg Neffen ein wenig annehmen möch
ten, des Fahnrichg von Mitutschalgti. «
»Hm
»Natürlich nur gesellschaftlich, ver
stehst du? Er sei noch so jung und ein
bischen unbeholfen. Und sie verspricht
sich sehr viel von dem erziehlichen Ein
fluß »meiner herzgeivinnenden Art.«
Genau so steht es di ——- denke dir!'«
»Hm —
»Schlieszlich bittet sie mich, sie recht
bald durch ein paar biebe Zeilen zu be
glücken. »,«Beqliirten«, Karit«
»Hm —
Weiter sagte der Oberst nichts, aber
er lösselte seine Sitppe sehr nachdent
lich und er hatte auch nichts daaeaen,
als seine Gattin vorschlug. den Fähn
rich v· Mitutschalsti siir nächsten
Sonnabend zu Tisch zu laden.
»Nun, Herr Major?«
»Wollte mir nur gehorsamst die An
frage gestatten, HerrOberst, ob es nicht
zweckmäßig wäre, denFähnrich von der
drntten Kompagnie zur ersten zu geben
- oder besser, einem andern Bataillvn
zuwtheilen «
»Mein lieber Herr Major - wag
innerhalb des Regintentg zweckmäßig
ist oder nicht, das entscheide ich gern
selbst. Jch möchte Jhnen übrigens bei
dieser Gelegenheit sagen, daß die tlei
nenSchtvirrigteiteti, die sich bei der mi
litärischen Erziehung innerhalb Ihre-z
Vataillong ergeben, in der Hauptsache
wohl an Jhnen selbst liegen. Zehen
Sie, lieber Herr Major, die Schärfe
thut's nicht allein. Man muß sich sein
Menschenmaterial ansehen. Es ist doch
evident, daß der Fähnrich von Mitm
schalgti -- übrigens ein Nesse Seiner
Erzellenz des Herrn tvinntandierenden
ltienerals --— noch sehr jung und et
was unbeholfen ist. So wag muß Joch
in Rücksicht gezogen werden ! Mit
»buh!« und »bah!« wird da nichts er
reicht! Man darf diesen jungen Leu
ten nicht die Liebe zur Waffe nehmen.
Schneid und Wohlwollen in richtiger
Mischung -—— das ist das Rechte. Jch
hoffe, ja ich erwarte, Herr Major, sehr
baldGute5, recht Gutes von dem Fähn
rich zu hören. Jch dante Ihnen, Herr
Major!«
Als der verblüfste Bataillongchef et
wag tiefsinnig noch die Treppe zu sei
nen heimischen Penaten emporklomtn,
stieß er aus den Hauptmann seiner
Dritten.
»Sie tonimen mir gerade recht, Herr
Hauptmann. Bitte, treten Sie ein-«
»Ich wollte gehorsamst wegen des
Föhnrichs von Mttutschalsti ------ «
»So W
»Wenn der Herr Maior mir gütigst
vorweg die Bemerkung gestatten woll
ten· daß ich mit dem Fähnrich weder
verwandt noch oerschtväaert — —«
Er unterbrach sich. denn der Main
hatte sein Glas eingetlemtnt und schüt
telte mit unverkennbar-er Misibilliauna
den Kopf. .
»Ich sollte meinen, Herr Haupt
mann, daß man nicht zwölf oder drei
zehn Jahre Offizier zu sein braucht,
um zu wissen, daß in der Armee Ver
trandtlchaft und Schwiigerschaft ganz
außer Frage kommen· Das ist doch
stelbftverstiinolich Aber, beiläufig be
merkt, muß ich Mich Mist wundern,
—
Herr hauptmann, daß Sie einem älte
ren und. wie ich wohl sagen darf, stets
wohlwollenden Kameraden gegenüber
von Ihren Familienbeziehnngen zu
Seiner Exzellenz dem herrn komman
dierenden General unseres Armeetorbs
geflissentlich nie etwas haben oerlauten
lassen. Ich möchte das fiir ein Simp
tom jener Verschlossenheit halten« unter
der im Grunde auch die Ausbilduna
Jhrer Kompagnie leidet. Ein Vorge
setzter lann stranime Manneszucht hal
ten« aber er muß dabei auch ein offenes
Herz, beziehungsweise wohlmeinende
Güte zeigen. Und ich tann mich nicht
genug wundern, wie Sie das, selbst
einem — ich weiß nicht, ob näheren
oder entfernteren Angehörigen gegen
über, so gänzlich außer Auge lassen
können. Jeh halte das für ein miß
liches Zeichen, Herr Hauptmann.
Seine Exzellenz hat seinen Neffen
nicht zu uns gegeben, um die Freude
an der Waffe in ihm abziitödten. Jrh
wünsche also, daß Sie mir binnen
acht Tagen n ur Erfreuliches iiber
den Fähnrich zu melden haben werden.
Andernfalls möchte ich glauben, daß
Sie Jhrer Aufgabe nicht gewachsen
lind. Jch danke Ihnen, Herr Haupt
mann!«
War der Major tiefsinnig, so lenkte
der Hauptmann passiv und mechanisch
wie ein Nachtwandler seine Schritte
zum Kasernenhof Und sein verstör
tes Antlitz aewann erst wieder Leben
und Verständnifz. als er das Toben
des Sergeanten Snckotv hörte und den
unaliicllichen Fähnrich in einer dauer
haften tiefen Kniebeuge verharren sah.
,,Sergeant!" donnerte der Haupt
mann den wutlischwitzenden Jnstruls
teur an. »Sagen Sie mal, find Sie
verrückt getvorden!« haucht er den Her
augetretenen an. »Als ich Sie dor
einer Stunde verließ, iibten Sie tiefe
» siniebeuge« und jetzt noch?!«
»Der Hauptmann hatten befohlen,
ich solle fortfahren W«
»So! Und besteht der Königliche
Dienst nur aus tiefer Kniebeugei «
Jch will Ihnen ’:nal was sagen,
Suetom, Sie scheinen mir eine seshr
; rohe Natur und direlt zu Mißhand
langen geneigt. Ich warne Sie,
Suelouy warne Sie ernstlich! Sowie
ich dass Geringste merle, sind Sie ges
liesert. Wenn Sie schon einen Hinf
tiaen Ossizier so behandeln, dann
möchte ich mal sehen, wag Sie mit den
Bauernjuniens anstellen. Aber ich
werde Sie ini Auge behalten, - mer
ten Sie iiclydaed Weatreten!«
Seraeant Sudotv stanipfte ab. Der
Fahnrich . MitiitschalHli aber glaubte
in eiiieilyårauinzustand hineingedrillt
worden i sein, als der Hauptmann
ihn mit den Worten entließ:
Kommen Sie nachher ins Kasino,
Fähnrich Auf eine Flasche Kalten
zur Stärkung! Wissen Sie « « und
orrwandt müssen wir doch miteinander
sein! Mitutfchalsti ist doch schließlich
nicht Lehmann oder Schulze!" Il·
Wie oft ettsttri Roms
SiebzehnmalZ Der italienische Geo
grapb Faustini bat das nach emsiger
Arbeit festgestellt Jn cineopa gibt-es
außer dem ,,eiaentlichen« Rom ein
tlcineg standinanischeg Dorf auf der
Insel Gott-ind, das sich den Namen
der ewiaen Stadt zugelegt hat. Jn
0lsien heißt ein Dorf in Indien, im
Difteitt Einen Provinz Virtuo. Rom.
nnd in Attila führt ein Mifsinnar
Hatz im Gebiete der Bafutoss den
gleichen Namen. Aber den Retokd
stellt Atneeita anf: allein in den 2 er
einiqten Staaten aibt es nicht weni
aee ais nenn ctadte Namens Rom;
die größte lieat in Indiana «an
zahlt etwa IZCWW Einwohner, ein
nocites Rom in Texas-, ein dritte-J in
der Nähe der Steiaaaenfcille usw.
Aber auch in Siidamerita bat man
Rom dreimal: in der Provinz Ethi-.
anen in Araenttnien, ein zweite-I ar
der Linie Bahia-Blanca und Gene
ral Acha ein drittes im Feuer-fand
Jn Aufteatien liegt in Quem-stand
ein Rom nnd im malaniichen Archi
vel, ant Nendommern hat ein Sturz
baeti den Namen der Siebenhiiies
studi
-——-·-s
Ein DIenmeugniß von Gouv-.
Daß der Tichtertrust auch bei der
Vlusstellung von Dienstzseilqnissen
strena nnd wahrheitgliebend war, zeigt
ein Zeugniß, das er feiner Kischin
Cherrlotte Hoyer ausgestellt hat. Est
loutet: ,,Charlotte Hoyer hat ,-.ivei
Jahre in meinem Haufe gedient. Fiir
eine sit-Tun tnnn sie aelten und ist zu
Heile-i sptqiakir höflich. sogak ki»
zschmeichelnh Allein durch die Un
nleichheit ihres Betragen-z hat sie sich
zuleyt ganz unerträglich gemacht. Ge
» its-ähnlich beliebt es ihr, nur nach ciqe
! nein Willen zu handeln und zu kochen;
»fie zeigt sich widerspenstiq, zudrinalich
quob und sucht diejenigen, die ihr zu
«befehlen haben, auf alle Weise zu er
müdet-» Unruhig und tückisch, per
heut sie ihre Mitdienenden und mach«
ihnen, Inenn lie nicht mit ihr halten,
rai- Leben sauer. Außer anderen ver
wandten Untugenden hat sie noch die.
daß sie nn den Thüren horcht·«
——-——.s—--—
sphoriemem
Nicht Ieder ist aezähmt, der gefesselt
·ft.
L J« If II
Ohne Richtigkeit wird Dus- Leben
sitt nichtist
. Hi s
Die erfüllten Wünsche sind oft die
größten Enttkiulrhunqen
M-—- . . - -——-.-- — .
. , Der Helfer-.
I z. —
s Stigqu von Ottwin Römer.
l As die kleine Ladentiir bei Alohs
Degenhardt an diesem Sommernachk
’mittag endlich einmal ihr zimperlich
f hellesGlöelchen anllingen ließ, saß der "
sbrave Schuster gerade bei seinem Zi
»chorien:Kasfee mit Frau und Kindern
szusammen. Gros« Stücke Schwarz
’brot bildeten den anderen Teil des
! Mahleg, das nicht gerade eine Schwel
’gerei genannt werden konnte und doch
smit offenbar starkem Appetit seitens
»der jungen Degenhardte verzehrt
swurde
» Ach, diese Klingel rührte sich wirt
’ lich gar zu selten. Und die Reihen von
sfeinen und gröberen Schuh- und Stie
lfelpnaren zumSchniiren und Kniipfen,
mit Gnmmiziigen und Schnallcnmess
»chanit, aristotratisches Lackleder, fo
Hlide Boxcalfes, vierschrötige Nagel
sschuhe, hingen und standen unbegehrt
s an der Decke und in den um die Wän
Ide laufenden Regalen.
, Ein beredter Geschäftsreisender
s hatte dem armen Aloys unter Hinweis
auf die nahen Sotniiierfrischen-Hotelg
im Frühling al! die Waaren aufge.
drängt, das Lädchen einrichten lassen
und auch Empfehlung-platten zum
Bertheilen in den Hotelg besorgt. Aber
der Erfolg war leider aus-geblieben
Die Fremden lauften tein neues
Schuhwert im Dorfe· Dazu fuhren
sie in die nächste Stadt, wo es ihrer
Meinung nach besser und billiger war.
Der erst so großmütig geweseneLiei
serant jedoch schrieb jetzt einen Mahn
brief nach dem anden und drohte mit
allerlei Zwangsmaßregeln, die dem
Schuster ganz sicher das Häuschen to
sten würden, das sein Weib vor Jahr
und Tag von einer alten Verwandten «
mit einem Hypothetehen darauf ererbt
hatte.
Alons Degenhardt war also in
schweren Sorgen Er reckte den
Hals und sah durch das tleine Fenster
in den Laden hinein. Der Gerichts
vollzieber war es nicht, der da einge
treten war. Hurtig sprang er vorn
Stuhle, zog denRoel über die Arbeitg
schürze und ging, den Fremden zu be
dienen.
Eis war ein sehr nobler Herr, dem
er gleich danach gegenüberstand Blit
zende Ringe an den Fingern, eine
suntelnde FtraivattennadeL die Uhr
an schwerer goldener Kette; und ein
Schuhwert an denFiiszem darauf vers
stand sich Degenhardt, wie’5 nur die
Hofschulsmacher in der Residenz lie
fern. Für tlotziges Geld natürlich!
Aloys machte einen tiefen. ehrfurch
tigen Bückling Er hatte just diesen
Sommergast schon verschiedentlich an
seinem Häuschen voriiberstolzieren se
hen, aber nie zu hoffen gewagt, seiner
Stundschast fiir würdig erachtet zu
werden. Wollte das launische Gluet
sich endlich doch daraus besinnen, daß
es auch einen armen Schuster nicht
ganz und gar vergessen dürer
,,Wornit tann ich dein Herrn die
nen?" erkundigte sich Along freudig.
»Guten Tag, Alons!« sagte der
Fremde halblaut, und ein halb gut
miithige6,» halb spöttischesLiicheln leate
sich dabei um seine schmalen Lippen.
,,Ftennst du mich wirllich nicht mehr?«
Der Schuhmacher sah betroffen aus
und schüttelte dass struppigehaupt mit
den harmlosen blauen Augen. Dann
plötzlich ging ein Zuckeu durch sein
Gesicht Sein Erstaunen wandelte
fiel: in Entsetzen.
»Hörniann!« rief er und rang uns
irilltürlich die Hände ,,.ttarl, bist du
lttls Illlkllll.1,’j
»Bitte, nicht in laut!« verwies ihn
der Fremde ziemlich unaenaltui. »Ich
heiße so liingst nicht mehr. Drüben
im Fremdean-eh der »Fürstenhöhe«
tannst du mich alg Baron Leisingen
finden. Aber das geht dich ja weiter
nichts an. Ich bin um etwas ganz
anderes gekommen. Du bist immer
ein: gute Haut gewesen und hast in der
Lehre manchen Buckel voll für mich
aufgehuckt vom Meister sowohl, wie
com Altgesellen . «
»Das weiß ich!« bestätigte Maus-,
trotzdem esJ ihm nicht ganz geheuer
war, diesen merlwiirdigen Baron in
feinem Lädchen zu wissen, mit dem zu
sammen er einst das ehrlichthmdwert
Hans Sachsens erlernt hatte.
»Aber deine gutmüthiae Dummheit
hat dir nicht viel geholfen, wie ich aus
mancherlei Anzeichen gesehen habe.
Sie haben dich über den Löffel bar
biert nach der Schwierigkeit, die elen:
ten Gauner, die sich scheinheilig als
die ehrlichen Menschen ausspielen Und
sie wollen dich langsam zugrunde rich
ten · . .«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe immer Augen im Kopfe
gehabt, mein Lieber. Und erkundigt
habe ich mich auch über dich in den
drei Wochen, die ich hier zu meiner
Erholung zugebracht habe. Aber du
sollst nicht laput gehen! Jch tvill es
nicht. lind darum bin ich gelommen,
dir zu helfen. Morgen früh reife ich
ab. Und du siehst mich wahrscheinlich
nie wieder!« »
Er zog aus seiner Brieftatche ein
dieses Päckchen blauer Scheine hervor
und fing an zu bliittern.
»Reichst du mit füns2« fragte er
und hielt ihm fünf Hundertniartschei
ne hin.
Dem Schuster pochte das Herz inl
rasendem Tempo. Seine Augen wa-;
ren gron und starr geworden. Seine’
I Hände zitterten. i
s »Karl,« rang es sich schwer von sei
nen Lippen, »ist das ehrliches Gelds«
Der Besucher wars ihm einen wil
den Blick zu.
»Du bist ein Hansnarr!« raunte er
ärgerlich. »Sei froh, daß ich gekom
men bin. Keines anderen hätte ich
ntich erbarmt! Aber nun mach’ auch
teine dummen Redensarten! Nimm,
was ich dir biete, meinetwegen als ge
pumpt. Nur zier’ dich nicht auch noch!«
Aloys Degenhardt kämpfte einen
schweren Kampf. Und es war nicht
nur seine bisher matellosc Ehrlichkeit,
die ihn schließlich den Kopf zur Ab
wehr schütteln ließ; es war auch ein
Stück Furcht dabei vor unbekannten
Verwicklungen, die sich vielleicht ein
stellen konnten. Aber endlich hatte er
sein Gewissen doch fest wieder in den
Händen und stieß entschlossen hervor:
»Nein —- nein, und nochmals nein!
Du hast es gestohlen, wie damals das
aus der Ladentasse bei Meister Hau
ser! Wenn du’g auch geleugnet hast!«
»Bist du verrückt, Mensch?«
»Nein, aber ehrlich!«
»Und gehst dabei vor die Hunde, du
Hornvieh!« wiithete der andere vol:
Ingrimm.
»Lieber will ich betteln gehen, als
mir von dir helfen lassen!« erklärte
fest der Schuhmacher.
»DuJammerlerl!« höhnte derHocl)
stapler. »Jetzt fehlte nur noch, daß
du hingingest und den Leuten erzähl
test: der BaronLeisingen ist einKorPs:
bruder von mir aus der Verbindung
ttnierietnia! Daß ich mich auch in
deine traurige Bude habe locken las
sent«
»Du brauchst nichts zu fürchten,
Karl. Verrathen werd’ ich dich nicht.
Aber helfen tannst du mir auch nicht!«
murinelte traurig der Meister.
»Leb wohl!« sagte der ,,.5torpsbru
der« und ging grollend davon. Die
Klingel gellte mic besessen. Aber es
stlang wie Spott.
; »Und nun gerade helfe ich ihm!«
knirschte draußen der sich stattlich und
strannn haltende Pseudobaron - -
Am anderen Morgen betrachtete
Aloyg Degenhardt gerade tiefsinnig
den schiefgelausenen Absatz vom lin:
ten Stiefel deg Holztnechto Trollbar
thel, nachdem er den andern fiir tadel
loc- gerade befunden hatte da wur
de die Ladentiir aufgerissen, alg jage
draußen ein toller Hund die Straße
herab· Das lilingelchen tobte ioie ein
ganze- -etlittenqeläute, und fast au
szer Atem stürnite der Hauzdiener der
,,Fiirstenhöhe« aufgeregt in das De
aenhardtsclie »wol)lassortierte Schuh
wimrensLager«.
,.!Uieister, Meister«, schrie er nnd
tronimelte einen Generalmarsch auf
dem Ladentisch, «vorwärts, machen
sZie lange Beine! Sie niiissen sofort
mit einem tüchtigen Hausen Herren
imd Damenstiefel zur »Fiirstenhöhe«
kommen. Das Beste, wag Sie habe-til
Aber schnell! Nehmen können Sie,
was Sie wollen! Es wird alles be
zahlt heute-! Jch kriege natiirlich Pro
vision. Das ist selbstverständlich
Richti«
,Gewisz dacht« sagte der Schuster
ganz verdutzt. Jhm war, als ob ein
schnurriger Traum ihn narre· »Wer
will denn plötzlich die vielen Stiefel
laufen?«
«Wet7 · . .. Alle ! Sie sind ja faninit
und sonderg gestohlen worden die
Nacht! Paar fiir Paar vor allen
Zimmerthiirenl Wie wir liente Früh
nutzen wollen, ist alles weg! Den
Spettatel hätten Sie hören sollen!
Und nirgends auch nnr eine Spur da
von. Einen einzian Lxrnnenichnn l:a
let-n wir am llser vom schsoarien Teich
gesunden Sonst keinen Fetzen!« he
richtete der Oausdiener. llnd da in
deni oielbesuchten Hotel zufällig eine
große Anzahl Von tfintagszgästen lo
aierte, die in ihrem Reisegepärj nicht
aus solch einen Zwischensall vorberei
tet waren, so hatte AJieisterDegenhardt
um Mittag beinah augderkaust. All
seine Sorgen waren auf einmal mit
dem Sommerwinde verslattert!
»Gott verläßt die Seinen nicht!«
sagte dantersiillt die fromme. an eine
Fügung alaulsende Frau Meisterin.
Und die Schusterkinder bekamen But
ter ans die Schwarzbrotschnitten was-:
siir sie ein richtiges Fest war. Nur
Alohs Degenhardt muszte ein biszchen
tellomnien lächeln, wenn die Rede ans
den Eulenspiegel kam, der so viel ta
dellose, schwer entbehrliche chmster
tappen inutwillig in den Abgrund des
schwarzen Teiche-S geritten hatte, aber
i
trotz nller Nachforschungen unentdeckt
geblieben war. Denn an den generö
sen Baron Leisingen, der an jenem
Vormittag nach reichlichen Trinlael
slcrspenden davongefahren war, um
sich in Osten-de und Trouville weiter
zu niniisieren. dachte außer ihm nie
inand.
Und er hatte wirklich keinen Grund,
die seltsamen Vermutbunaen Zu ver
rathen, die ihm manchmal durch Den
Kopf gingen! .
Dann allerdings.
»Sie sind ja so erbost?«
»Um hundert Dollars bin ich ge
prellt tvorden!«
»Wie lain denn das?«
»Ich wollte heute früh meinen Lntrl
anpninpen Und nlg ich in sein Hotel
kam, da war er schon abaereist!«
Der Glückliche.
Erst gründet er sich ein trantesi Heim
Und später - traut er sich nicht mehr
heim!
NO I
»Väti. die Girniscn sipd wohl recht
neunicria7"
»Wm-1«n drun, mein Hob-sk«
,,Wru fic immer ssi einen langen Hals
machen l «
—- ·- —--- · Our-»st
Ga st tdcr cinc Pol-tim! Hasen-braten
neuesten hanx »Der Linie hat aber wenig
zleisit an sieh niLn obt, Frau Wirtinl'
Wir t i n : »La-I ist aber seltsam —
m» Lndir lint niii doch in den letzten
Märchen mindeikenizs zeiin Pfund Wurst
genaht-ein«
Unversroren.
Frei-mer (der in einem unvor
schriftzmäszig beleuchtelen Hause, des
sen Besitzer Ar I ist die Treppe hin
absiiirzte snnd sich verletzte): »Die
Nachlässiqleit sollen Sie mir bitszem
gleich gehe ich . . .«
Hausbesitzer (vormnrfL"-voll)· ,,«, qNoch
nicht zu einein andern Arzt? Lassen
Sie mir den Verdienst zulomnien!«
Ittnteo Beispiel
Frennd des Fixistellutiz: »Sug’ ein
itkal, meghilli acht denn immer Deine
Frau im Sonntaaiz staat mit, wenn
Du den Fremden die Henloszriinmlicly
teiten zehn-«
Flasteltant »Die muß Immer als
erste mir ein ansehnlicheg Trinkgeld
neben, dinnit sich die anderen darnach
richten.«
tblnt gegeben
Wirtht »Mich wundert, Hochwür
den, das; Ihr der Ihr doch sonst so
riet aus sslenfzerlichkeiten gebt - den
Wein ohne die übliche Sennnng trinkt«
Liorhniiirdens ,.Dnriilier bin ich be
rnhiqt, Ihr sein ja ein froInmerMann.
titenatter und werdet ihn ohnehin schon
getauft halsen!«
Jn der Verlmenlnit.
Gast« »Sie-, herr Wirth. das Bier
in aber warm H«
Wirth: »Ja missen ·3", ’s ist eben
Zomnierbier!«
Eisiiiiiiariich.
»Wir leicht ist mir itn15.c)er3.
«Wieso?«
»Ich habe Rathe meine Liebe nnd
« »Ist Vater meine Schulden gestan
« den. s — i
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Beim ltrijinsn
Dame: »Von den Eiern die ich
letzthin hei Ihnen lanite war fnst die
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sitlinierint »Ja,liel1e-TI«-in. im
Winter sind nnn einmal die Oiihner
fanle lijerquer.«
Kann nistet iein.
»Der Herr Baron non L. soll ja
siitrecttieti diimtich fein«7«
»Nicht inthidt er hat doch erst vor
stumm ein-.- Vernunftelte tieschlossett!«
Waise-wer Name.
»Wie iet) libre, sit-il in der hiesige
Venetnrinnernxsrein aus« feiner Mitte
einen tstefanqnerein bilden« Wie wird
denn Der t)eis7,en?«
»Die Kohlnieiten!«
Bett-litter
Diener Hum RottemkntI »Das ist
ja eine non-, nsiferitstss Tretsve Die ir
tfueren Weintetler iiiltrtz hist Du do
noch nicht hinabnettiirzt?«
»Nein, aber .... hinauf
Die Erfahruin let-et ret.
Der Miiittrige Sohn Fritz zu seinem
Vater« »Warum spricht man eiqentlich
immer von einer Zieqequttin und nie
von einem Siegesgott?«
»Vater: »Wenn Du vertretmthet
sein wirtt, wirst Du das- versteh-ein«
Jm Heft-mir
»Nei, mein Lieber. Du trintst ja
seit eininer Zeit tolossal’«
»Ja tveifzt Du, seitdem mir der
Staat ein Wild abgetcinft hat, muß ich
mich doch etwa-Z erkenntlich J,.s-iqen!«
I«
Vom Negan in vie Trauten
«Wirtlich, qniidiaes Fräulein, ich
habe es schon oft bestätigt gefunden.
daß biitzliche Leute sehr qeistreich sind.
Die Anwesenden natürlich ausgenom
men!«