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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 18, 1910)
Kloster Wendhusen .W Ww OWMWMMWWM Roman von W. Heimburg IIUUWWUUIIUUUUUUUU - (9. Fortsetzung-) Da lief ich hinaus; ich tonnte ei nicht mit ansehen das Glück da drin nen, iiber dem eine drohende Gewit terwolte schwebte; ich warf mich au· mein Bett und weinte und betete und die Zähne schlugen mir im Fie ber zusammen, hundert unmöglich( Pläne wälzten sich durch meiner Kopf, hundert Entschliifse faßte ict und derwars sie wieder, und im Be wußtsein meiner Schwäche unt Machtlosigteit steigerte sich die Auf regung. Jch lief noch einmal in di· Küche, aber Gottlieb war gegangen; dann trieb es mich bis zu jenem Zim mer, Joachim’s Zimmer. Jch empfand ein Grauen vor dem schönen Manne· feinem wüsten Gebahren; er kannte mich nicht einmal, aber trotzdem hatte ich den Muth zu ihm zu gehen. Was ich eigentlich sagen wollte? —- ich wußte es selbst nicht; das Herz klopfte mir, daß ich es zu hören glaubte. Zag haft legte ich meine Hand auf den Drücker, eine Art Schwindel ergriff mich —- da wurde drinnen ein Stuhl gerückt und gleich darauf drang das laute Schmerzgeheul eines Hundes in mein Ohr. untermischt mit Kutschen den Schlägen, die unbarmherzig auf das arme Thier herniedersausten. »Bestie, du ver —- —!« schrie er. Jch floh entsetzt zurück, und dicht hinter mir jagte das aus jenem Zim mer gestoßene Thier; es war ein prächtiger brauner Hühnerhund, und er drängte sich ungestüm vorbei in meine Stube; ich lauerte mich im Finstern neben ihm nieder und schlang die Arme um seinen Hals. und das Thier leckte mich und win tette leite. Aus Tantes Zimmer aber scholl Charlotte’s klare Stimme herüber; sieslachte und scherzte und neckte — o, ich konnte mir denken. wie hin reißend sie in ihrem Glücke war, aber ich mochte sie nicht sehen in meiner Qual. »Mein Schatz ist ein Jäger«, sang sie jetzt ihr Lieblingslied: und nun sprach sie wieder und lachte, und rnit unter tönte seine tiefe Stimme dazwi schen, so weich. so zärtlich. Dann ver mißten sie mich, und ehe ich mich ver sah. stand Charlotte vor mir mit ei nem Lichte und fragte verwundert was ich denn mit Joachim’s Ladr thue? Jch erschrak und war doch froh. daß ich sagen konnte, Joachim habe den Dund so sehr geschlagen und da sei er in mein Zimmer gekommen. Ein sliichtigee Schatten legte fiel-« einen Moment über ihr rosiges Ge sicht« »O, wie empörend!« rief sie nnd siteichelte das Thier, dann zog sn mich aber mit biniiber ins Wohnziiw mer, und Lady wurde einstweilen in Rodert'ö Stube gesperrt, weil ein gro Kä Kampf mit den Katzen zu entste drobtr. , Mit aller Gewalt zwang ich mich ruhig zu bleiben, und« hörte an, wi« Charlotte die lieblichsten Lustschlös set baute. Sie wollte Gerhardt heute Abend nichts mehr sagen von ihren jungen Glück, »denn sonst tann e1 nicht schlafen«, setzte sie hinzu, »und e1 braucht den Schlaf doch so nöthig ir diesen anstrengenden Tagen. Aber morgen, wenn die Gäste fort sind» dann bereite ich ihn so ganz sein diplo matisch vor, und dann, Robert — da kommst Du herüber-. O Himmel, was wird Ferra sagen?« lachte sie, »und dii MVa?« Sie verstummte p.o otzt ta) Robert saß neben ihr, er schien je des Wort von den Lippen abzulesen; ihre Hand hielt er in seinen Händen und dann und wann strich er einmal leise iiber ihre blonden Haare, als glaube er noch immer nicht, daß das schöne Mädchen an seiner Seite wirt lich und wahrhaftig ihm gehöre. Dann pochte es an die Thiir uni ein Diener trat ins Zimmer. Er mel dete den Herrn Premierlieutenant von Reinsberg an, welcher den Herrn Ober serter Berta zu sprechen wünsche. Da war er; Gottlieh hatte Recht gehabt. Jch starrte dem schlanlen Man ne nach, als er jetzt festen Schrittes ir sein Zimmer ging. Es war mir, als müßte ich ihn sest halten, und unwillkürlich sprang icl aus und streckte die hand nach ihn aus« dann sank ich, vor Aufregung an ganzen Körper hebend, wieder auf mei nen Platz. Eind, Du bist ja irantt" ries je Charlotte. »Komm her; was Du sit( heiße hände hast« Und Tante cidith befahl, ich soll schnell in's Bett gehen. Unter allerhand munteren Scherzes up Seplauder brachten sie mich zu Ruhe wobei Charlotte gegen mich ver steht, als sei ich ein by von die JOM Runllesf still«, sagte sie dann Jest kommt das Wiegenlied: Die Diese hat nen Bräutigam, Greise michs auch einen han; Ct stets-· da su til-er Berg unt fege- ssm Werkstva zsang sie und lachte: »Hast schon einen « besseren gesehenk Ich hielt mir beide Hände vor die glühende Stirn. Was mochte jetzt nur : beschlossen sein zwischen Robert und » Joachim? »Laß sie nur. Lottchen', sagte Tante Editb und bog sich liebevoll über mich. I »sie ist wirklich angegrissen. Schlaf - mein Püppchen, das ist das beste; schlas’, ich lomrne bald einmal heräber und sehe nach, wie Dir’ö geht.« Und dann ward’s still um mich: ich brauchte wenigstens nicht mehr zu hö ren, wie selig sie da drinnen waren. Nach einiger Zeit lam Tanle wieder. nnd als sie mich noch machend sand, schob sie den Bettvorhang etwas zur Seite und setzte sich. »Lena, was sagst Du nur eigent lich? Jch möcht’ es gern wissen. denn sieh’, ich bin noch so erstaunt, ich ahnte nichts von solchen Dingen, sitze da ;ganz still und Lottchen läßt sich von mir etwas erzählen, da stürmt der Brauselods ins Zimmer-, und elf ich mich versehe, hat er das Kind in die Arme genommen, und da tommt es denn heran-» daß sie sich schon lange lieben, schon lange mit einander ver sprachen sind! Aber Lottchen war doch auch erschreckt im ersten Augenblick: man lennt in Robert gar nicht so siiirmisch Mein Gott««. fügte sie nun mit einem Seufzer hinzu, »was wird Charlotte’s Mutter dazu sagen?« i 9. K a p i t e l. Jch konnte nicht fchlafen diefe Nacht; draußen im Korridor gab es ebenfalls noch lange nicht Ruhe. und einmal hörte ich Joachim’s Stimme, die den Befehl gab: für morgen früh um fechs Uhr zwei Wagen im Parle an der Nothbuche bereit zu halten. « Um sechs Uhr! Daß das erfte Treiben erft um acht Uhr ftattfinden follte. das wußte ich; -—- wollten sie denn wirtlich das grau: sige Vorhaben ausführen, das ein Un gliick über dies Haus bringen mufite7 Ich fafz wieder im Bette und dachte; es war nun todtenftill geworden im alten Haufe, und aus dem Nebenzim: mer meinte ich Tantes ruhige Athems züge zu hören. — Sie hatte leine Ahnung von dem dunklen Schatten, der sich auf ihr Glück zu fenten drohte; war es denn nicht unrecht von Robert, sehr un recht, daß er Charlotte feft an sich fesselte. vor der Entscheidung? Oder wollte er einmal noch fo recht von Herzen felig fein, ehe vielleicht für immer —- — Und da drüben in der Villa fchlief Charlotte; ich glaubte ihr Gesicht im Traum lächeln zu sehen: oder wachte sie auch! Vielleicht in Angst um das Urtheil der Mutter über ihre Wahl? »Wie wird’s morgen hier aussehen um diefe Zeit?« fragte ich mich. Und ruhelos warf ich mich auf dem Lager umher, und der grauende Tag fand mich noch fchlaflos, mich mit Gedanken zermartetnd. Da auf einmal wurde es llar in mir; warum mochte ich nur auch nicht früher daran denken? Gerhardt mußte Rath wissen! Gerhardt allein konnte helfen! Jch schlich mich auf Strümpfen bis an Tantes Bett, dort ftand eine - kleine Uhr, die ganze Nacht hatte ich - ihr haftiges Ticken gehört: sie zeigte zehn Minuten vor halb fechs Uhr. Jch fah einen Augenblick in Tantes liebes Gesicht; sie lächelte im Schlafe. ihre Hände ruhten eng gefaltet auf der Bettdecke, und das glimmende Nacht licht warf feinen röthlichen Schein über das Gefangbuch das auf den-. Tifchchen neben ihrem Bette lag. Sollt’ ich meinem Gott nicht singen? Sollt’ ich ihm nicht dankbar fein? v ’las ich den aufgeschlagenen Gesang Wie innig mochte sie gedankt haben gestern Abend, toie gebetet haben fiir ihre Kinder, fiir ihr neues Töchterlein nnd fiir eine friedengvolle Zukunft, in der aller Streit und Hader schweigen würde! Rasch schlich ich in mein Zimmer viuriick und warf mich in meine Klei der, dann hüllte ich mich in ein Tuch klinkte leise meine Zimmerthiir auf und fchliipfte den langen Korridor entlang. Noch herrschte lautlose Morgenstille allenthalbem nur Lady, die auf der » Matte vor der Thiir ihres zornigen Herrn lag richtete aufmerksam ihren ; Kopf empor und knurrte mich an, j dann erkannte sie mich und kam leise « hinter mir her. Jn dem Treppenhause wehte noch unheimliche Dämmerung, und eine ’ empfindliche Kälte wehte durch die hohe offene Thür; man war also doch schon auf, und ich hatte keinen Augen bliek zu versäumen roenn ich — Ja, was denn eigentlich? fragte ich mich, als ich defliigeltenSchrittes durch den herbstlichen Park eilte und sich der Nebel naß und schwer in meine Kleider Auge . rhardt soll wissen, was ich ge hört! Gerhardt allein kann helfen! Das klang rnir durch den Kon und give-«- und meine Füße flogen noch eer über das nasse, gekbe Laub am Baden; einen Augenblick and ich M es sue nir, als he ch Pett swunddass einesUai gens aus der Tiefe des Bartes gehört. dann ging es weiter in angstvoller Hast --— nnd nun lag die Ban vor mir, und der purdurrothe Behang der wil den Weinranken hob sich ei enthütnlich grell ab von den weißen öulen des reisenden Hausei. An einigen Fenstern waren die Vor hänge herabgelassen. aber auch hier standen die Flügel der Eingangsthiir bereits weit ausgethan, und oben auf dem Balton biirstete ein Stubenrniid chen die elegaten Kissen und Pusss ab, die in Frau von Print-hoffe Zimmern so zahlreich vorhanden waren. Ohne von Jener gesehen zu werden, trat ich in das Vesiibul und schritt die Mar morstusen hinan; die Decken lagen noch zur Seite und ein Diener in nachlössigem Morgenanzuge« mit strap pigem Haar, war beschäftigt das Vronzegeliinder sorgsam abzutoischen. »Ist Herr von Demphofs schon zu sprechen?« sragte ich athemlos, als mich der Mensch mit offenem Munde anstarrte. »Nein!« war seine Antwort, »der Herr schläft noch.' »Wird es- noch lange dauern. bis er aufsteht? Ich habe Eile. ich inusz ihn nothwendig sprechen«, sagte ich. »Ich glaube, der Herr war nicht ganz ohl", erwiderte der Mann. mich osenbar immer erstauntrr bes trachtend. »Das thut mir leid, aber -- in die sem zynlle wecken Sie den berrnf Berlegen irr-sie er sich hinter den Ohren und murmelte etwas von »sragen« und .rnit Anna sprechens« »Um Gottes Willen werten Sie »ihn doch!« bat ich. Aber er war schon verschwunden, und im nächsten Augenblick trat Anna, meine erste nicht gerade angenehme Bekanntschaft zu Wendbuien aus Ferra’-I— Borzimmer und sah, unten an der Treppe stehen bleibend, neugie rig und verwundert zugleich zu mir empor. »Was beliebt dem anädiaen Fräu lein?« sraqte sie in ihrem rnalitiö sen Tone. »Ich mus; dringend meinen Vetter sprechen, bitte wecken Sie ihn." Sie znctte die Schultern und schob ldns saubere Morgenhäubchen von der Stirn. »Das thut mir natürlich sehr leid«. erklärte sie schnippisch; »aber ich lann nicht wohl den gnädian Herrn wecken, das paßt sich nicht fiir mich.« »So sagen Sie es doch dem Dieneri« ries ich zitternd vor Angst und Aetaer. »Sie hören fa. es ist etwas Wi tiges ——- würde ich sonst am thaufr schen Morgen hierher kommen?« »Ich habe dem Josef gar nichts- zu befehlen«, erwiderte sie und schritt in das aeiissnete Zimmer zurück, wo sie sofort einen zierlichen Staubbesen er griff und lich mit so viel Veiitention an ihre Arbeit begab, dass ich wohl einsah, eher wiirde ich Steine erwei chen, als diese Person von der Stelle bringen. »Josef!« rief ich halblaut, aber Josef biirstete schon wieder an der Treppe und schien mich isicht zu hören. Jetzt stieg mir das Blut ·iedend in den Kopf und im nächsten Augenblicke sistand ich vor ihm. »Sie werden so fort Jhren Herrn wetten!« rief ich be seblend und trat mit dem Fuße aus ,·-Angenblicllich gehen Sie!« Bestiirzt schaute er mich an. »Mein Gott, Cousine, sehe ich rechts-« hörte ich hinter mir Ger hardt«’s Stimme. Jch wandte mich; noch lag die ganze Emoörung iiber die Widersoenstigteit jener Menschen über mir. Jch entsinne mich, das-, ich mit geballten Fäusten vor ihm stand, der mich verwundert und ängstlich an schaute; aber dann lam mit Einem Schlage die Erinnerung an daz, was Imich hergetuhrt. Er mußte offenbar schon längst wach gewesen sein, denn er war in feinem gewöhnlichen grauen Anzuae und den hohen Stiefeln, in denen er aufs Feld zu reiten pflegte, und bielt einen aerkfsneten Brief in der hand. »Ich muß Sie sprechen « gleich — che es zu spät ift«, ftammelte ich, und wie einer Stütze bedürstia, nahm ich den daraebotenen Arm und liesz mich in fein Zimmer führen. »Nun trinlen Sie erft, Cousine«, bat er nnd reichte mir feine Tasse mit starkem, dustenden Thee, als er mich zu einem Sessel geführt, aber ich schob seinen Arm zurück. »Ich danke, Vetter. später —- Sie haben leine Zeit mehr, Robert und Joachim —-" Da blieb ich stecken in meiner hastig begonnenen Rede, denn sein besorgtei Gesicht war plöylich von einer Leichen bläfse überzogem »Was —-- Mo dalenaT Sprechen Sie ruhig, was it mit Joachim und Robert?« fragte er tonlos. »Sie sind in Streit gerathen, und Joachim hat ihn gefordert »t« «Wen?« Mobert.« Er stand regun sloi und schaute mich an, als zwei le er an meinen Worten. «Um sechs Uhr, sie werden ith sahten«, M ich ruhig inzu und sei e nach der prochtigen armotuhr aian- Kuninßsx ,,Jch bitte Sie, Lena, woher wissen Sie ?« Ich erzählte mit fliegenden Wor ten, wie ich mit Gottlieb in der Küche gewesen sei. wie ich den Streit gehört und die Forderung ich berichtete den Wortlaut nnd daß nachher wirklich der Lieutenant von Reinsbetg zu Robert getommen sei. Gerbardt hatte währenddem seinen Hut ergriffen und den Ueber-ziehet an gezogen; nun ging er noch suchend umher, dann nahm er hastig einen wohlbekannten grauen Shawl und schlang ihn nrn den Hals-. »Kommen Sie. Magdalene. und nehmen Sie meinen Dant; ich will mit Joachim sprechen.« Eiligen Schrittes verließen wir die Villa und eilten durch die Partwege. Verschiedene Mal sah Gerhirdt nach der Uhr, und seine Miene verfinsterte» sich. se öster er dies this; als wir end-; lich vor der Thiir des alten Logirbaui s ses standen, schlug es sechs durch-i dringend zerschnitten die gtellen Töan die naßialte Morgenlust. Wir sahen uns einen Moment in die Augen. i »Es ist zu spät! sliisterte ich bannt in sehr leidenschaftlicher Llngstx »o Gerhardt. Gerhardt, es ist zu spät!'« «Llengstigen Sie sich nicht« Manda lene, und gehen Sie hinaus. Sie müs sen sa trank werden vor Aufregung — gehen Sie, ich komme, sobald ich Sie beruhigen tann.'« »Ist mein Bruder aus seinem Zim mer?'· fragte er dann einen Diener der uns entgegen lam. »Jatvohl, gnädiger Herr!« Gerhardt eilte die Treppe hinauf ich solgte ihm und sah ihn hastig in das Zimmer Joachian treten: aber auch schon in demselben Augenblick lehrte er zurück, und ohne mich anzu sehen, war er an mir vorübergeeilt, und ich hörte ihn nach leinem Pferde rasen. Ich ltes ihm nach und sah Ihn unter der Hausslur verschwinden. Meine Gedanlen flogen ihm schon voraus wird er noch zur rechten Zeit tout-um« wird er das Schreckliche verhindern sonnen? Wird er sie überhaupt noch Clkfftnden? — Mein Gott, es war ge wiß nuPloT daß er sartritt; wer weiss» wo sie des Da kam jetzt der alte Gattlieb lang sam die Treppe heraus. «Gnädiges Fräulein«, sagte er, »Sie haben es recht gut gemeint, aber —«« »Aber, Gottlied?« »Wenn Sie gestern Abend zu Herrn Gerhardt von Demphass --'· Ich schwieg, mir war der Gedante nicht getommen in meiner Angst. »Gottlieb warum gingt Ihr nicht zu meinem Vetter?" »Ich? Ei, gnädiges Fräulein. da sieht man’g -« Sie wissen gar nicht, was es heißt, wenn sich zwei Kavaliere sordern; da darf tein Mensch seine Nase zwischen stecken« am allerwenig sten ein alter. halb abgedanlter Die ner, der da so wie so zufälli erlauscht hat, und wenn er auch einstmals die Kinder aus seinen Armen getragen als wären sie sein Eigen, und jeder ih rer Schritte bewacht hat. Nein, Fräu leinchen, und wenn ich sicher mühte, dasz ein großes Unglück daraus ent steht, ich hätte keinen Finger darum gerührt, beileibe nicht. So einer jun gen Dame verzeiht man’5 schan, wenn sie in heller Angst um die Frau Tante tilaudert« was ihr nicht verboten ist. Ja, wenn’s gestern Abend war, da wäre vielleicht herr Gerbardt dem Bruder tüchtig in die Parade gefah ren. aber so? Sie sind schon var sechs Uhr iiber alle Berge ewesen. wahr scheinlich nach irgen einem stillen Flatschen im Mühlenthale. Gott gebe das Beste!« Er schiittelte traurig den are-ten Kovs und blickte starr ins Leere hin aus, und ich stand bebend und zit ternd vor Kälte und Angst neben ihm. »Da torntnt der Herr zurück«, sagte er dann, und als ich iiber das Trep pengeliinder sah, schritt Gerhardt eben die Stufen hinaus. »Ich reite nichts, sagte er kurz, »e; wäre ja völlig nutzlos. Gesetzt. ich tröse sie wirtlich, ich iönnt’s doch nicht hindern. Der alte unselige Haß!« murmelte er, und in diesem Augenblick sah er unbeschreiblich trant und ge brochen aus .Unwitlliirlich legte ich meine Hand au seinen Arm; ich wollte irgend etwas röstliches sagen, aber die zitternde Angst ließ rnich das rechte Wort nicht finden. -«,.Wie bleich Sie find, armes Cou sinchen!« Er beugte sich zu mirs herunter. Kommen Sie, Lena, wol-l len Sie nicht in Jhr Zimmer?' s »Nein, nein!« bat ich. »Ich sterbe vor Angst und Ausregung.« »Aber wohin bis zur Entscheidung?« sragte er. Dann nahm er-rnich wie ein Kind an die Hand. »Die Equipagen pünktlich unr acht Uhr iir die herren, Gottliebi« besahl er, » alls bis dahin noch nichts —- —— alt wäre nichts ge schehen; ich sei vorausgesahren, hörst Du? Und besorge die-X »Es ist d das Beste,-Magdalene, Sie ge ru ig in Ihre Stube; ich bitte ie darum«, fuhr er fort, als ich ihn flehentltch ansah. Mich Wkte m Eilet-sein eingeteilt-lich unerträg O « lich. »Leaen Sie sich wieder zu Bette: Tante Edith würde sich beunruhigen stände sie auf und fände Sie nicht« Jch gehorchte, und er blieb re gungslos siehet-» bis ich vor meiner Thiir anaelanat war. Dann wandte er sich und ging. Aber mich schiittelte es vor Angst nnd Grauen in dem morgendiiminerigen Gemache. als grinste aus jeder Falte des Vorhanges ein bleieties, gespenstiges Gesicht« als tauche aus jedem Wintel etwasSchreck siiches anf, das sich im nächsten Augen Jblick verwirllichen müfsr. Mit den feuchten Kleidern warf ich mich aufs Bett und barg den Kopf in die Kissen. So lag ich heut’ weiß ich nicht mehr, wie lange - äußerlich ruhig und doch mit Anstrengunq aller Sinne hinansborchend. Draußen wur de es lebendig, die Herren brachen -zur Jagd anf« lärmend und lustig, dann wieder tiefe Stille. Im Nebenzimmer erwachte Tante Edithx ich steclte mich unter die Decke, sie durfte ja nicht sehen, dasz ich voll ständig angelleidet lag. Aber sie lam nicht; ich hörte, wie sie leise zu den Katzen plauderte Und dann-mit Jette sprach, lich anklagend, daß sie so lange geschlafen. Sie habe ihren Sohn nicht nielie gesehen, ob er wohl Koffee be tominenI Nein! Jette hatte teinen Kasfee ge locht; der Herr Oberförster werde wohl mit den anderen Herren gefriihsiiiett haben. Jch richtete mich empor und begann eilig die nassen Sachen abzuftreifeii uiid meine Morgenlleider anzulegen. als wiire ich eben aufgestanden Da — — heftiges Sprechen nnd Schreien im Fiorridor. eilige Füße liefen entlang» »Ein ilngliict auf der Jagd!« rief; Jemand, »ein Unglück auf der JagdH wiederholte es sich dicht vor meiner Thür. Mir stand das Herz still und eine! eisige Kalte rann durch meine Adern. Da ist's, barmherziger Gott. da ist«-Z. das Schreckliche, das Gesiirchs trie. Schon längst war meine Tante tsdith mit einem Schreckens-ruf hin ausaeeiih als ich mich so weit zusam mengenommen hatte, um ihr zu folgen. Dort unten, wo der Gang in das Aebtistinneniws mündet, standen eine Menge Menschen, Knechte und Mägde vom Guts-has, Andere liesen noch an mir vorbei521lle mit bestürzten ent setzten Gesichtern; ich hatte Mühe, mich hindurchzudrängen. »Es ist beim Treiben getommeni Dat Gewehr is von siilben loägahni Js he denn dad? Ne, dhe lest noch. J bewahr’, he is glits op’n Fleck dod wesen!" schwirrte eg vor meinen Ohren. Ich tann jene Stunde nicht mehr genau beschreiben, ich weiß nur noch, das-, ich mich im nächsten Augenblick in dem Zimmer befand, aus welchem gestern csterhardt’s strasende Stirn-net erklungen war, dasz dieser und einige andere Herren leise miteinander spra cksen und das- Tante Edith geschäftig und unhörbar umhergin mit jener Fassung, die eine edle p rau in der Stunde der Angst so wunderbar aus recht erhält. Um wen sie sich dort bemühte, sah ich nicht; das Zimmer war in der Mitte durch einen schweren grünen Sammetvvrhang getheilt, dessen eine Hälfte vorgezogen, Den verborg, der dort gebettet war Ich wagte nicht weiter zu gehen nicht zu srnaen, wer es sei von jenen Beiden? Da ilo die Thitr aus und Ferra sti.srzte ins immer; sait grauen liasi war sie a anschauen in ihrem lei nDeimhren - -0,»I denschasttlichen ,,JVAMlM! »Ist et tovlk Juunnuiz Sp sath doch! Nun habe ich den Etnzigen verloren, der mich noch lieb te; nun habe ich Reinen mehr aus der Welt!« schrie sie und wars sich aus die Erde, als ihr Gerhardt abwehrend entgegentrat, sie erschüttert um Ruhe und Schonung siir den Schwert-er wundeten bittend. « »Fasse Dich, sserra", ermahnte er und bemühte sich, die schöne Gestalts die wie hingeschmettert dalag, auszu richten. »Ich bin ja noch da, habe ich! Dich denn nicht lieb? Sei ruhig, störei ihn nicht« vielleicht ist’s feine letzte» Stunde - !« »Du?" fragte sie, sich emporrichtend. und schüttelte ihre halbgelösten Baare zurück, dass sie über das weiße tor gentleid wogte-L »Du? Nicht einen Augenblick warst Du mir dag, was mir Joachim gewesen« kannst es mir auch nie sein; wir haben uns nie ver standen!« Und die hönde vor das Gesicht schlagend. brach sie in leidenschaft slicheh sast schreiendes Schluchzen auc. tfr wollte antworten, sie beruhigen -—— da trat er unwillkürlich zuriick und auch ich barg mich erschreckt in den Falten des Vorhangesz Frau von Denn-hatt war eben eingetreten, die Blässe einer ttesen Erregung auf dem starren Gesicht. Jn demselben Moment kam Tante Edith hinter dem Vorhang hervor, sie trug Leinwand und Binden til-er dem Arm und war im Begriffe, hinauszu gehen —- Beider Fu stockte, und re gungslos standen sich gegenuier. «-, Es war einen Augenblick todtenstill im Zimmer, selbst Icrrcks Weinen ver stummte und sie dlickte mit angstvoller Erwartung auf die so lange verseinde-« ten Schwagerinnem «Arme Therese!« Tante Editb ging ihr mit ausge streckten Händen entgegen, die Stim me schmolz ihr vor Bewegung und Mitleid. Statt jeder Antwort schritt Frau von Dernphoss an ihr vorüber: den Vorhang zurückrafsend und aus ein sorgsam in weiße Kissen gebettetes, wachsbleiches Gesicht deutend, fragte sie, so laut, daß der Verwundete schmerzlich zusammenzuckte: «Meinst Du, mit ein paar The-ä nen und glatten Worten das hier wieder gut machen zu lönnen?« Bestiirzt schaute Tante Edith aus die große Frau, deren unheimlich sun lelnde Augen sich ties in die ihrigen senkten. »Ich sage Dir, rühre mein Kind nicht anl« fuhr sie sort im ausbre chenden Schmerz, und ihre Stimme war sast heiser. »Denn ich hasse Dich Du hast mir Alles genommen im Leben. woran ich gehangen. Alles! Und Dein Sohn, den ich geliebt wie mein Eigen, der mordet heute mein Kind!« »Nobert hat es gethan?« schrie Tan tc Edith aus, »Robert? ——— Gerhqrdt, sprich doch, träume ich denn? Robert! Robert! Therese, ich tann es nicht glauben, armeTheresel Warum denn?«' Die alte Frau war zu Füßen der Schwiigerin hingesunten und ergriff die Falten ihres Kleides-. »Ich habe Dir nie etwas Böses thun wollen mit Absicht -- nein, nein, Du irrst." Entsetzung solgt.) sas eine Utefeuflsdt versehrt. Ein Statistiler hat berechnet. daß New York im Falle einer Katastrophe, die es von den umliegenden Staaten ausschließe, binnen 8 Tagen Hungers sterben würde. Jn der Tat ist New York mit seiner Ernährung völlig auf las llmland angewiesen. Das Pro blem, der immer gewaltiger anwach senden Stadt die Zufuhren zu sichern, wird immer schwerer. Optimiitii lchere Schätzungen, die von anderen Nationalökonomen aufgestellt wurden, nehmen an, daß New York im günstig sten Fall für 12 Tage Nahrungsmittel tel lagern habe. Schon nach den er sten Tagen der Katastrophe würden Milch und Butter nicht mehr zu belommen sein. Die Jahresltatiliit sur 1909 zeigt, welch ungeheure Men gen Nahrungsmittel New Yorl schon jetzt beniitigt. Nicht weniger als 634 Millionen Pfund Rindfleisch, 310 Millionen Pfund Schweinefleisch, iiber 210 Millionen Pfund Geflügel, 134,723,618 Pfund Butter, 181,594, 920 Dutzend Eier. 33,708,577 Pfund stille, beinahe 6 Millionen Säcke Wei zen und eine Milliarde Quart Milch »Er-lieu Sie nur: dort geht unter Nachbar Wut-let mit feiner Frau ins rechts-aus« »Na, auf die wird er nicht viel trie gen.« Der Bürgermeister von Boston hat sich eine Aviatiter anvertraut und init ihm eine Fahrt ins Wolkenreich gemacht. Selbstverständlich ganz in Ehren. Nicht wie jene feiner Be rufsgenossem die sich politischen Lusti tussen annvertrauten und dann mit ihnen in die Luft flogen, Wenn die Ehinefen glauben, daß sie die einzigen Männer auf dem Ce denrund sind, die noch Zöpfe tragen, lo irren sie sich sehr. Bei den ande ren Völkern zeigt man die Zöpfe nur nicht lo offen. Nachbarin: »Warum lassen Sie denn Idiefen Stuhl nicht repariert-I? « Frau: »sch, liebe FraII Müller-, zum Andenken» den hat mein selig-r Maus noch UNDka