Uebraika Staats-Anzeiger und Esset-old Jahrgang 31. Grund Island. Nebr. 4. November l910. Zweiter (Tlicjl.) Nummer II. Das Glück. Von Paul Wilhelm. Du gingst, dir das Glück zu erjagen Hinaus in die weite Welt - -« Nun telnft mit den fintenden Tagen Du wieder zum heimischen Belt!...· Du eilteft durch Städte und Felder Und zogft über Berge und Thal, Du teänmteft im Frieden der Wälder, Im brechenden Abendstrahl Du grüßeft nach Kummer nnd Sorgen Den zitternden Feiihlichtfcheirn Als träte das Glück mit dem Morgen Zu die in die Stube hinein! Du fchsiuteft in alle Kakoffen Ob lie nislit entführten dein Gliick Und fnlqtclt den fchäumenden Rot en Noch keuchend am Wege ein Stint Du floheft in Weiten und Fernen Und zogft iibek Lande und Meer Tocks fttebteft du bis zu den Sternen Tit fändest es nimmertneht.... Denn als du nach fernen Landen Jluszonlt mit Welle und Wink Also lächelnd nm Ufer gestanden Ein diauännig Betteltind...! Eines Lebens Arbeit. Erzählung von Reinhold Ort mann Mit einem tiefen Athemzug der Er leichtetung legt Professor Martus Friedlåinder die Feder iius des Hand. Bis zu diesem Augenblick hat er vie Jertjlre seines Geistes uuse Ltletiszerste anspannen müssen und es ist ihm fast, cls habe er sich allzuviel zugemuthei. staunt noch hat die Rechte, die die Schwäche des Alters leicht zittern macht, den Namen unter die letzten Besten der Arbeit setzen können. und ietzt. da seine Gedanken sich mählich von dein Gegenstande lösen, der sie durch Stunden so ganz gefesselt hielt. wird er erst inne, wie miide er ge worden ist. Sie hat ihn ost überfallen in der letzten Zeit, diese lähmende, schaffen-I seindliche Mattigkeit Heute aber eing stigt sie ihn nich: mehr, wie sie ihn sonst wohl geänkgstigt haben mag. Seines Lebens Zweck ist ja erfüllt. das Ziel. dac- er isd einst gesteckt er hat es erreicht. Sie ist seines Leben-« Jnhalt gewesen, die Arbeit, die nun vollendet vor ihm 'iegt, der Inhalt ei nes langen Lebens dem es an Mühe und Sorge, an lKummer und Leid so wenig gesehlt hat wie an kleinen und en großen Sorgen. Nur dasz ihm das Schicksal den Becher desi- Leide-. viel leicht ein wenig öfter gereicht hat als den Kelch der Freude. Um Jahrzehnte tragt ihn die Ur innernna »iuriict. Bis in ienen Ta aen, da er sein Glück audi in Binde rein qesnau hat als in der Arbeit nn.i im Wahnsinn lind er Drnlt der sihtveriten Stunde seine-J Lebens-. Die Liede des junan Arztes-. dessen schmärtnetische illielttenntnisz sieh kiihn iiber alte Vor-urtheile, üder alle Ueber liesetung hintveaselite, hatte sich einein Mädhen Zuaeuiendet, das nach llianz rsnd Geburt weit über ihm stand. E-. war ihm gelunaen ihre Runeiquna zu erwerben, und ihrer Familie zum Trotz hatte sie sich dein unlJriannten und unbemittelten Arzte anqeldbi. Der ersten Entrüstunq ihrer Vlnaehöriaen liielt sie muthiq Stand; den ständigen Quälereien aber, denen man sie aus setzte, ivar sie nicht gewachsen. Man führte sie in das Pfandleihgesitiiift, das die Eltern des Arztes inne hat ten: man hielt ihr vor, dasr sie alles Familie, Freundschaft und Gesell schaft aufgeben müßte, wollte sie ihm in die Ehe solqen. Geflissentlicli trug inan zusammen, was tadelnstverth sein mochte an ihm und nm märe de Mensch der aanz srei von Fehlern ist! fügte es zu einein niedriaes1 nnd ab stoszenden Charaiterbilde zusammen nnd mahte sie an dem aelikbten Manne selbst irre. Eine Handlung ron ihm, die sie mißt-erstand nnd iu seinen Unannsien deutete, lief-, ihn ihr vollends sür bahsiirhtiq und unedel gelten. und ohne ihm die Beweaariinde zu verbergen, löste sie die Verlobung aui.s Damals hatte er gemeint, ihren Verlust nicht ertragen, nicht ohne sie weiterleben zu können. Nur die rüh rende Liebe seiner Eltern, nur die Angst« die beiden Alten durch eine Verzweislnnasthat unglücklich zu ina chen, hatte ihn von einem verhäng nisvollen Schritt zurückgehalten Als aber der erste vernichtende Schmerz tich qeleqt, hatte er sich mit glühen deen Eiter in die Arbeit gestürzt und seiner eisernen Energie war es nehm ueu, in ihr Vergessenheit und Befrie Tsicuug zu studen. Nicht daß er ganz aufgehört hätte, die Verlorene zu lie l·.en ceine Liebe aber fpornte ihn an ihr zu zeigen, wie Unrecht sie ihm gethan -- und seine heleidigten Ge fühle ließen das Edle nnd Gute, das in ihm war, wachsen und erstatten. Etwas Großes wollte er vollbringen, ver Menschheit wahrhaft dienen nnd keine unbestimmte, nebelhafte Idee war es, der er sich damit hinqab, sondern ein festes Ziel stand schon vor seinen Blicken. Er arbeitete an der Zusammensetzung eines Mittels, das wirksamer und ungesährlicher als alle bisher vorhandenen den ge fiirchtetsten Feind der Menschen, den Schmerz, aufheben - eines Mittels-, das Millionen armer Kranker als eine himmlische Segnnng zutheil wer ! den sollte. « Nicht über Nacht freilich hatte ek sein großes Vorhaben bewältigen tön nen. Ein Menschenleben hatte er da mit ausfüllen miissen, und mehr als einmal war er an dem Gelinan schier itserzweifelt Aus dein Assistenzarzl war im Laufe der Jahre der leitende Llrit des Kranlenhauses geworden, die schwarzen Haare hatten sich länqst ae bleicht, da er es endlich vollbracht hatte Nnn aber liegt es hinter ihm die enabeschriebenen Bogen ans der-Schreib: tischvlatte enthalten die Abhandlung nbcr fein neues Mittel, die -er einem Aerztessionareß zugeben lassen will. Der Rnf seines Namens wird weithin erklingen als ein Wohlthöter der Menschheit wird er aenannt werden - « fund anch sie wird ihn hören! i Die Schliiae einer Uhr inahnen ihn san seine Pflicht. vaiel schon seiner Isieit hat er dem Werke geopfert, wenn er sich anf seine Assistenten verlassen ; lann. lFr macht einen Nnndgana durch »die Säle, nnd wie er erwartet hat. findet er aueg in heitern Hutte-no. tut-J ihn fein Weg ein der Thiir des Labo ratoriums vorüber führt« hört er drin nen das leite Klinan von Gläsern ils-r tritt iiber die Schwelle, und einen feiner Afiittenziirzte findet er Tiber Behälter nnd Apparate gebeugt. Doktor Ludwixr Herrnann ift wohl der tiirgfte und auch der gewissen lnftefte unter seinen Gehilfen. Mar itan Friedldnder iit ilun von Herzen innethanI und er fühlt ein tiefes Mitleid mit ihm, da er den ner spann lien hoffnunaglofen Ausdruck auf sei uem Gesicht tvnbrnimmt So bot auch er oft dreinaeseben, wenn er dem er Eiehnten Ziele nahe, doch nicht bis zu ihm dordrinaen konnte »Dorf inon wissen, was Sie da machen..51err Kollene?'« fraat er freundlich. Der iunae Arlt aber wirft mit einer unmutbigen Bewertung den Löffel bei Seite, den er in der Hund gehalten bat. t »Es inar ein untinniaes köeaiiincn Herr Professor-! - Zu Ihnen aber s taiin ich fii davon sprechen nun, dir f ist« doch die ilniiiöalichleit meines Vor s haben-«- eiiiacsehen habe! Seit ein paar Jahren auiile ich niich damit, ein ; neue-« Mittel in schaffen. das Chlorai ; for-in und Aether bei der Operatinii er« lsetzen foll. SFI soll bestimmte Körper-— »tl)eile, in die eg einaefvrth wird, ae ’aen den Schiiieri unempfindlich ma chen. Und ich habe nun aliictlich er reicht, daf-, ich wieder dastehe, von wo ich aiieaeaanaen hin« Der ruhig aiitiae Ausdruck bleibt unverändert auf den Zügen des grei fen Arztes. »Ein neues Mittel! --- Ein kühnes Vorhaben, mein Freund. Sie haben sich da Jhr Ziel recht hoch gesteckt. »Freilich, ich hätte mir mit der nleichen Aussicht auf lkrfolii vorneh iiieii können, den Mond herunter zu holen! Und ich habe das Wahn witzieie meiner Absicht ja auch fchon eingesehen noch ehe ich an die Aug fiihrung ging.« Martug Friedliinder fordert ihn nicht auf, ihm das zu erklären. Er blickt eine gute Weile sinnend vor sich nieder und dann faat er langsam: »Wie ift iiiir doch fnraits inmi niir nicht davon, daß Sie sich zu ver heirathen aediichten, Kolleae?« Das Antlitz des jungen Arztes dectt eine fliegende Röthr. »Man hat Sie recht unterrichtet Herr Professor!« iaqte er, mühsam nach Faffiiua ringend. Aber ich muß diese Absicht nun wohl wieder aufgeben-« »Ich will mich nicht in Ihr Ver-· trauen dranaen Aber wenn Jhneii eiiie offeue Aussprache Erleichteruna schaffen tonn »s« Da bricht es wie ein Strom lei denfchafttichen Schiner-ers aus der Brust des iunaen Mannes: »Was verfchlöat es mir auch, olts ein jeder meifi oder nicht weiß. ioie es um mich bestellt iftl - Man wird fich fa ohnedies genug über den armen Teufel luttiei machen, der feine Wlins fche bis znr Tochter eines leibhaftigen Grafen zu erheben gewagt hat. — Das Mädchen, bei-Z- ich liebe, liebt mich wieder. Aber sie steht zu sehr unter dein Einfluß ihrer Eltern. Und mit dürren Worten hat es mir der hochge borene Vater in’s Gesicht gesagt: wenn er seine Tszschter schon einem Bürger lichen gäbe einem, der nichts ist und der nichts aeleisset hat, ließe er sie nimmer! llnd das Mädel wagt es nicht. ihm Trotz zu bieten. — Der Versuch, dies Heilmittel zu finden, war meine letzte Hoffnung. Nun iuerd’ ich mir wohl einen anderen Ausiveq suchen müsse-fu« Man siebt’s ihm unschmer an, wo rin dieser Aug-wen bestehen soll. Mar tug Friedliinder aber sagt lein Wort, ihn in seinem Vorhaben ivcinlend zu machen. lkr geht nur lanasam an den Tisch, daraus die Glaser und Büchsen imit den Pulvern stehen, und während fei- ininutenlana still zwischen ihnen ist, priift er ncit Nase und Zunge diese ’9·ltis"chung, die sein junger Kollege be Lreitet hat. i Es ist etwas Feier-liebes in der Ari. xivie er sich dann erhebt - etwa-Z, das stkhrsurcht gebietet. Dem Manne, der sihin erstaunt und befremdet zuaesehen hat« legt er beide Hände auf die Schultern. » »Ich aratislire Ihnen, Herr stol jlcae!« sagt er ernst und langsam. ’,.Mit der Bleibt des Grundstosses sind Sie durchaus auf dem rechten iWear. Jch habe mich früher ein final selbst mit derartigen Versu chen beschastiat Und wag mir da ’::ials verschlossen geblieben ist ietzt, da ich Jhre Mischung gesehen, glaube ich, es gesunden zu haben. Meiner YJleinung nach fehlen nur einige Klei nigteiten, um Jhre Erfindung wirt sain zu machen. Darf ich sie Ihnen siir einen Versuch notiren?« Ver Andere ne io taniingsios, day et lein Wort über die Lippen bringt. Marias Friedländer aelit aber von Neuem zum Tisch, um einige Zahlen und chemische Buchstabenzeichen auf das Papier zu werfen. »«-’5assen Sie Hoffnung, lieber Freund s es muß Jlmen gelingen-IT -— Wollen Sie mir verspreche-L no einen letzten Versuch zu machen und sich an mich um Rath zu wenden, wenn er nicht soaleich nach Ihrer Er wartuna ausfallen sollte?« »Ich Verspreche es Jhneni« Kaum ist der junae Mann im Stande aemefen, die Worte hervor zubringen. lind noch elie er eine itleußeeuna bei-, Dankes hat thun töu »nen, l) t der Professor das um«-er reklassen ;,n dem gleichen Gernastu darin er sie vor wenig Viertelstundcn vol lendet, liest der Arzt die Dentsdsrift isber sein neues fchmerzstillendesj Mit tel noch einmal vom ersten bis zum letzten Wort. Und dann aelit er Ums Ofen, um iie Blatt für Blatt Zu ver brennen. Mit leichtem Herzen ver zichtct et a-tf Ruhm und Elimi, rsic iluu seines- Lebens Arbeit aehncnt hätte. Jetzt. wo Der Abend seines Lebencs zu hämmern beainut, thut er ek- freudia und gern. Wac- laun ian tsag Leben noch bieten.'! Seinem jun Den Fiotleaen aber macht er disk Balns feei zu dein ionniaen Gluti. das iluu selbst das ..-chickfal mit rauher Hand keutrissen und versagt hatte« Af-— Belgisclse Spitzenarbeit . Tic Briisfeler Spitze bat schon durch ihren Namen eine sast tnaanetisirenvss Wirkung aus einen arosren Theil der Damentnelt Und doch hats-Irr viele von« denen, die sieb mit eas. ten Spitzen schmücken können, nur eine undentlirtse Vorstellung von der Beschaffenheit der soaenannten Brust-. ler Spitze, die sie ans Treu und Man ben von einem ebenfalls in antezn Glauben handelnden Kaufmann er standen haben, nnd der echten Briisieler Spitze. Auch aar mancer der in Brüste-l selbst einaelaust bat, bält statt der seinen Handarbeit eine durcti die Maschine heraestellte Spitze in Händen ganz abgesehen davon, dass es weder ver Art noch dein Ursprung nach Brin« seter Spitze ist. Wenn man in Brut sel nicht zufällia oder due-it tfmpfelt luna in eineg der wenigen soliden Ge schäfte kommt, deren Jnhaberinnen ae schästrslnndig sinb nnd die Fremden ehrlich austliiren n-olten, sann man tnerthlose Clsiaare tbeuer bezahlen. Be tvuszt nnd unbewußt wird man betro nen. Allerdinng betrnnmt man einen Blick siir die Mannigfallialeiten nnd Eigen art der belaischen Spitzen, wenn man vie verschiedenen Spitzenqebilde, die im Lande verfertigt werden, nebeneinan: der siebt. Jn das Geheimnis ihrer Entstehung dringt man aber erst in den kleinern, stillen Städten ein, sobald man sich die Miihe nimmt, den abscitJ stihxenden Wegen zu folgen, welche die Arbeit gewöhnlich geht. Dann kommt man in die bescheidenen, hiiusig arm-· lichen und elenden Stadtviertel Denn leider zeigen Lage und Schicksal der Spitzenarheiterinnen keineswegs die reiche und wechselnde Mannigfaltigkeit ihrer kunstvollen Gebilde anf. Wir schauen im Gegentheil ost in ein trost losesEinerlei, aus dem selbst Nothund Sorge nicht verbannt sind. Wer in Briigge die langen ärmlichen Straßen der Arbeiterviertel entlang wandert, die in ihren Namen noch an die Gewer ke der vor sechs Jahrhunderten blühen den Tucherei erinnern lWalker-, Fa den-, TätberstraßeL der kann in den warmen Jahreszeiten ganze Reihen Von Frauen jeden Alters, von der Ureisin bis zum schulpflichtigen Lin de, am lsilöppellissen sitzen sehen, um aus schmale Einkommen des Familien raters vernichten zu helfen. Jn Belgien ist ein sehr wichtiger Zweig der Heimarbeit die Spitzenindui strie, soweit es sich um echte handwe machte Spitzen handelt. Die Gesammt zahl der Spitzenarbeiterinnen belaust sit-h aus RO——-40,000. Jhr Tagesoeri dienst ist im einzelnen sehr verschieden, im ganzen aber doch sehr gering. Jn oierzehnstiindigerArbeitszeit erzielt die Arbeiter-in selten einen höhern Erwerb als 75is bis 1t"r. Die Filöpplerin holt sich bei der Verlegerin s— so kann man die Jnhaberinnen der kleinen Spitzen liideik die sieh in oder nahe bei denArs lseitervierteln finden, wohl nennen — cder bei den Faktoren großer Spitzen l,iinser ihre Austrage nnd liefert ihnen die fertige Arbeit ab Tiefe kleinen Laden sind äußerlich unansehnliche Ge schäfte Aber wenn man in den beschei denenNaum kommt -- es findet Klein vertanf ftntt —, merkt man bald, daß ein Kapital in kostbaren Spitzen aufge häuft ift. Wie weit es del-J Kapital der Ladeninhaberinift, ob hinter ihr eine fremde Ziapitaltraft steht und fie nur die Mittelsperson ift, läßt sich in den einzelnen Fällen für den flüchtigen Befucher, oft aueh fiir den ortgtundis aen Kenner schwer feststellen. Es kommt wohl beides vor. Jn mehreren Fällen hatten wir es zweifetlos niit der lapitallräftigen Befitzern zu thun, die die Arbeiterinnen in der Hand hat nnd einen schönen Gewinn in die eigene Tasche steckt. Man beaeanet Gefiehs tern, denen ein ftrupellnser Handels ceift nur zu klar auf der Stirn ge schrieben ist. Jn dem Hausflur vor der kleinen Ladenftutze steht gewöhnlich eine tleine Bank, anf der die ahliefernden Heinri nrbeiterinnen zu warten hohem wenn Fiäufer da find. Eis sind nicht immer freundliche Blicke, die dem Glückliehen folan, der ihre toftbnre und fo schlecht gelohnte Arbeit antnufen kann, dies-. Arbeit, die nlg der treuefte Lebensbe aleiter das Kinn Von frühen Jahren an in dass hohe Alter geleitet nnd doch nur den diirftiaften Lohn fiir die meisten abwirft. Und es ertvectt nicht nur in der geplanten und abgearheiteten Filiipplerin, fontern anth in dem den lendetl lmD slltnezldeli :-«,uicluiuel" ein zwiespältigeg Geiiilit zu selten, wie die tsrnsuaer dieser toitliaren Luriissartitel sieh tiimmerlirh durch das Leben selila gen iniiisen Tie liiasiein siluniiilnigen Gestalten in den ärmlichen Kleidern vor den niindschiesen, Vorn Alter ge schiuiirsten Haussaum die, fast alle ein strittig. dnxti immer den tlipisrii vliiiui setzen Vatistil in der tretspeiisöriiiia ad gesiusten Front zeigen, taun man nirtit so leicht wieder verkressen In Gassen. sieht man sast nie ein Haue-, das- ein neuere-? oder freundliche-:- Aussehen hat. Die Häuser slsrertien einen an,al«5 elJ jahrhitridertelang nur graue-:- Elend iiber sie hinweiaegauaen locire. thiidlictjeririeife gibt egs auch freund lichere Viloer,die unsJ die Spitzenarlseis ldrin bei der Arbeit zeigen, und man tsertirft sich nur zu gern in sie. Tas stliippeln und Nähen ist heute der Hauptbetus der Veghinen, wie es vor langen Jahrhunderten das Spinnen war. Jin is. und ist« Jahrhundert, in der Blüiliezeit der vläinischen Tuch iudustrie« waret die Beghinentlöster gegründet morden, um unvermögenden Jungfrauen ein-e sichere Existenz zu bieten. Wie kleine Städte innerhalb der grossen Stadtgemeinden schlossen sich diese Klöster durch eine Elltauer von der Aufsenioett ab. Diese Anlage uno Verfassung haben sich bis heute be wahrt. Sobald man durch das unvers schlossene, nur von einer Pförtnerin be obachtete Thor eintritt, ist man abge schnitten von dem hasteuden, rauschen den Leben draußen. Ein ungemein loohlthucnder Friede umfängt uns-. Durch das kleine Eingangsgäßchen schauen tvir aus einen großen Rasen pl.«.n mit schattigen Bäumen, in dessen Mitte die Kirche steht. Rings um die sen Platz und in den aus ihn einmün dcnden Straßen reiht sich Haus an Haus-, in den neueren Anlagen stets hinter Mauern versteckt. Jedes Haus hat sein Gärtchen und sein Höfchem Jn dem alten Beghinenhof in Brügge sind es ganz kleine Häuschen, in den neueren Anlagen Gents zum Theil größere Häuser Gewöhnlich wohnen drei bis vier Schwestern in einem Haufe zusammen. Aber es find auch kleinere Wohnung-en da und grö szere Häuser mit zehn bis zwanzig Scrtvestern. Jede hat ihren eigenen Kochtopf, worin sie sich zubereiten kann. was- sie will, auf dem Ofen im ge meinsamen Wohnraum stehen. Sie fiihrt sich also ihren eigenen kleinen Haushalt trotz des Gemeinschaftsle-· beng. Nur wenn sie krank und ar beitsunfähig wird, kommt sie in das vorhandene Krankenhaus-, um den Se gen der Gemeinschaft auch in körper licher Pflege und Fürsorge zu empfin den. Sie hat ihr Eigenleben, darf Be such von ihren Verwandten undFrenn den annehmen, selbst ausgehen und ihre Beziehungen zur Welt aufrecht halten. Wenn man Sonntags zur Kirch stnnde in den Beghinenhof kommt, glaubt man sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt Ueberall öffnen sich die Türen, und von allen Seiten strimen die Schwestern Zusammen ein zeln, paartreise oder i«« Zügen. Runde, rosige, oft noch sehr junge Gesichter un ter den weit hernnterhängenden weißen Kopftüchern, auf denen zum Kirchgang ein viereckig iusammengeleateg weißes Tuch befestigt ist Eigenthümlich ist es auch, dafz zum Kirchgang der dunkel blaue Oberrock hochgeschijrzt ist, so das-, ein glatter schwarzer Rock bis zu halber Höhe sichtbar wird. An der Spitze eines Begymenhosez steht alsOberin die sogenannte Grande Dame. Männer leben nur einige we ncge Darin, wie der Bruder Pfarrer und der Bruder Arzt. Die Schwestern sind alle Arbeitsschwestern, die sich um eine bestimmte Summe zwar einge kauft haben, aber sich doch ihren Le bens-unterhält selbst erwerben, solange sie arbeitsfähig sind. Sie nähen und siiclen Augstattungem aber ihreHaupt arbeif ist doch das Spitzenklöppeln und snähen. Jn den beiden Beghinen liijfen Von Gent ernähren sich naher two Frauen --- 600 im großen und III-« Schwestern im kleinen Beginnen iJof auf diese Weise. Alle möglichen Gebilde entstehen hier, so die Valen cieuuer Spitze, die Von Mecheln, vor allein auch die Brüsseler Spitze, die sllijppelei nnd Näharbeii verbindet usw. Die Brijgger Spitze wird weni ger hergestellt, da die Klosterarbeit vor 31tgs1reise feine Arbeit ist. Tie Schwesternschast als Genossen schaft taust das Material ein und gibt cg den einzelnen Schwestern zum Selbsttostenpreiiz ab. Und die Genos seusrt-aft Verkausi die fertige Arbeit zumTheil dirett im Handel, Juni Theil setzt sie sie auch an Fabrikanten und Geschäfte ali. Die Schlbesternschaft ist ctfp Berleaerin der Schwestern. Der lfrläszs kommt nach Abzug der Kosten isen einzelnen Schwestern selbst Zu. lch ist eine ProdnltiongqeineinMast, die entschieden fiir dieVetheiligten von gro fkiin Winzer-i ift,soiveit sie den Zwischen lwndei«-ii15:setmltet und den Gewinn den Arteiterinnen felliit zugute tonnnen li·lf;t. lind ein Blick in die freundlicken ttlrlieitkrijuine der beiden großcheqlsis neittxi.ife tijentss zeigt sofort, dan sie ixiilst von der qrnnen Stimmung einer von der Illoth diltirtenArlieit beherrscht find. this ist selbstverständlich das-; der Freude her die Kolonie besucht und liier eintnuft, nicht weniger bezahlt, nls er in einen-. soliden weltlichen Geschäft denkt-ten wiirde. Wie von Ungefähr nesrllt fiel: dein fremden Besucher ein freundlitvess Schwesterlein zu nnd frnnt, ol) er ein Hang von innen zu fe lien iviinsttte Und dann führt sie ihn in ein Haus«-, in dein der Verkauf statt findet, und eine etiong Englier spre ctiende Schwester auch tanländern nnd Blineritnnern gerecht werden tunli. Da werten alle möglichen schönen und kost lsnreir Spitzen nezeiqt, und wenn mnn niif diese nicht renniert, werden kleine Andenken an die Benhinenhöfe vorge le-·-J. Dir-:- ift zu verlockend, und innn miser-strebt nur selten, zuan die ein fucrcn und verhältnismäßig groben Briigqer Spitzen die Muster viel schö ner nnd klarer zum Ausdruck bringen nlgs die feinen, alter sehr komplizierten Briiffeler Spitzengebilde. So oft man später das kleine, von Spitzen uni rsrlnnte Tafchentuch in die Hand nimmt, denlt innn gern der Hunderte von Beginnen die in Belqien um die Kliippellisfen sitzen. In der Ssomnicrtriichr. Fremder: »Ich vacht’, man darf hier nicht baden, und nun sehe ich, wie der Polizeidiener selbst badet.« Einheimifchert »O, der badet nicht, der schaut nur, ob einer nicht unterge taucht ist.« Der größte Bahuhof der Welt. Eines der gewaltigsienBauwerte der Jetztzeit ist der neue Leipziger Haupt bahnhof, der auf dem Areal des jetzi gen Dresdener, Magdeburger und Thüringer Bahnhofs errichtet wird und im Jahre 1918 dem Verkehr über geben werden soll. Jetzt ist die Bau leitung mit den Vorarbeiten für die Eisenbeton errichtet werden. Drei rie sige briickeniihnliche Bogen, denen sich noch später weitere drei Riescnbogen nach Osten angliedern werden, bilden inggesa«:1mi die Grenze des 900 Fuß langen Qiterbiihnsteigg, von dein die Perrons zu den Zügen ausgehen. Vor den sechs Bogen erhebt sich das Haupt gebäude des Bahnhos5, dasj- durchSo fittenbogen nnd Gewölbe mit ihnen in Verbindung steht. Die nordwärts sich anschließenden Hallen für die Züge werden in Eisen Und Glas ausgeführt. Der neue Zentralbahnhof soll alle Zü ge in einer gewaltigen Kopfstation ver einen. Aus 26 Geleisen werden alle Thüringer-, preußischen und sächsischen Linien einmiinden, so daß selbst der Dtirchganggvertehr nachHof usw. rasch mittels Ein- und Ausfahrt möglich wird. Je dreizehn Geleisc der sächsi schen und der preußischen Hälfte wer den getrennt gehalten, dennoch wird das rollende Material oon allen Glei sen nach allen geleitet werden können. Die titiesenfassade wird 1000 Fuß Breite hauen. Die Tiefe entlang den Bahnsteigen soll 110 Fuß betragen. Der Personenbahnhof nimmt ein Areal von mehr als 100,000Quadrat nardg ein. doppelt so viel als der Leip ziger Augustugplatz. Eine wichtige Ein richtung wird ein besonderer Postbahn hof werd-en, wo alle Transit- u. Lokal pulethbfertigung erfolgte. Auf 82 Gleisen, die mit je 180 Fuß Ladelänge vor diesem Postbabnhofe münden, tönnen gleichzeitig 132 Bahnpostwas gen vollgepaekt und abgefertigt werden. Von gleicher Groszartigkeit wie die PersonenVerkehrs-Mitwelt ist der tech nische Apparat der Abstell-, Rangier und WerkstiittensBahnhöfr. Die Ko sten des gewaltigen Verlehrsinstituts beziffern sitt-, auf 82 Millionen Dol larg. 4 Milionen trägt die Stadt Leipzig. mehrere Milionen auch die Neichgvrst --—---. Steuerung eines Mororfchisses auf drantlofcm Wege. Aug klijrnberg wird den Münchner Neuesten Nachrichten« unterm 16. Au gust geschrieben: Vergangene Woche wurden aus dem Dutzendteiche bei Nürnberg boebinteressante Versuche un gestellt. Es handelte sich um die tech nische Ausprobnng der Erfindung des Eltijrnberger Lehrers Christ. Wirth, der seit einigen Jahren mit dem Problem beschäftigt war, ein Fahrzeug vom Ufer aus mittels elektrischer Wellen iibertragung nach Belieben zu lenken. Tag Lriginelle der Erfindung scheint indessen darin zu liegen, das-, die elek trischen Wellen. die Vom Ufer ausge sandt werden, an Bord dec« Schiffes-« eine Anruhl unter sirh ganz verschiede ner Funktionen auszulöfen imstande sind. Dies aefchieht mittels finureicher Arborrite, die dem Boote aufmoutiert sind und gleich den Traugformatoren unserer elektrischen Strasienbeleuchs rrna die antommenden elektrischen Wellen fiir den augenblicklich ge wiintrhten Zweck umformen Co ge währt ein hohe-Z ästhetisdiesk Vergniis gen, mitanzusehen wie bedingungslos kais immertsin gewithige Motorboot »Prini Ludwig«, dag- sonst Tutzende bon ,,Strandaiifteu« zum Vergnügen über die taffeebrnuneu Fluthen des-H See- doliiii«;iitr:1geri Pflegt, dem auf der tleinenVriicle zum Leiiditthurui fte hcnden ,,Dirigenten« gehorcht. Die Be riihrung eines- Ftnopseg oder Taster aeniigL um das verlassen und regungs lpsI ohne Kapitän und Mannsehoft im Wasser liegende Schiff mit riitselhaf teiu Leben zu erfüllen Ein weithin hollender Seliufi vom Bord weckt scheinbar fchlummernde Kräfte, eine elettrisetie stlingel ertönt und driZJoot beginnt siilt langsam fortzubewegen. Ei- zieht Bogen und Kreise, steuert tin-h recht-Z und links, geht vor- und riirlioijrt5, weicht entgegentommenden Feiihuen knis, steht wieder still u. s. w. Tie Versuche hoben allem Anscheine nach den günstigsten Verlan genom men und das Interesse von Fachleuten sind Laien iu hohem Maske erregt. Die Tragweite der Erfindung für die Zwecke modernet Küstenvertheidigung u. cr. m. ist vielleicht von hoher Bedeu tung. Dafiir spricht schon der Um stand, das-, sich die Marinebehörden für die Erfindung lebhaft interessieren und mit dem Erfinder bereits in Füh lung getreten sind. ——-.-. Wenn es in der Kunst keine Kenner gäbe, gäbe es auch weniger Könner.