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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 28, 1910)
Von sun- Alle. Sag ei den Leuten nicht« s! Daß du nur gut, s Sag es dem Sonnenlicht, Sei-g es der Fluch Sag es dein Morgentau, Der es verschioeigit, Wenn er znrn Himnielssibbau Sonneumiirts steigt. Mir nur ver-dichl esS ni elst Oäiiger verzeigtI Hat doch dein Angesicht Längst mitk- gesagt. Im Tisch-w Noiielleite von Meinbold Ormann. ete ein Fenster des niederen, tmnli Lin . iiiiji itnirziger dnsiei . n, iiiner nnd belebender alsJ in der l:::: e: Sommertage-Z erschien jetzt in Ende des lieblichen Ziflertljnlee vie zu einer gigantischen Mauer zu auunenschoben. Zehn Jahre waren ergangen, seitdem er das freundliche itlmns am Hochsteg zum letzten al besucht hatte; aber dris- Bild, das ich da im hellen Mondenschein vor hin ausbreitete war noch genau so, vie er’s in der Erinnerung gehegt. «-er Lichter, die aus dein nahenMnyri osen drunten iin Thalgrnnd herüber liniten, mochten friilier vielleicht we niger gewesen-sein; aber in der erha «enen Slliturszenerie hatte sich nicht-I eiindert, nnd der Geheimmtli oriiuchte nicht lnnge zu suchen, nni nter den Verghijnptern den schneeig liinzenden Ilegel der Illiornspine emuåxzusinden .- i- . n Einheit-Ins nnd in einem tieieii.l rqnisliclni snintlnnen lich sich seines in diesii :’l·".snd;tnnde di.l Tun-. l l i l. Der Gelieinimth von Brnuner öss l er Ldeni der Vergriesen, die sich hier Wsolnllc occ, Ulcsllcllh chlllslc U ich an fein blondes Töchterchen, das och mit dein Aus-packen des Kofferö eschöstigt war. «Siehst Du das seltvarze Piinttchen in der Einsattei Iung unter dem Schneegipfel? Das st die Schußhiitte, in der Bruno diese letzte Nacht seiner großen Hochtour Ver-bringt Vielleicht ahnt ers, dass w ihm von hier unten einen Grnsi inten. Miorgen Mittag, so Gott will, haben wir ihn hier« Das junge Mädchen blickte nach der Richtung hin, in die des Vaters ans gestreckter Finger wie-I; aber der schweriniithig bellonunene Ernst, der seit der Abreise von München in ihren Zügen war, wich auch jetzt nicht von dein hübschen Gesicht »Ich wollte, Papa, er wäre schon Z « sagte sie leise. »Es mag thöricht n, daß ich mich iiiigstigex aber mir is o bange um ihn —- so sehr bange« Gewiß: ist das-«- eine Thorheit, Kind! Die Reute, die er sich vorge seichnet hatte, ist gar nicht gefährlich Jch habe sie in meinen jungen Jahren es Oefteren gemacht llnd Dein Bruder iit iein nnerfahrener Neuling nicht«-« »Aber es iii die erste Gebirgstour, er ganz allein unternommen hat. nn Vernimm —- wenn sein Freund uch diesmal bei ihm gewesen wäre, ätte ich mich gewiß nicht um ihn gesorgt.« « Die Stirn des-J Gehe-unratle hatte verfinstert »Du weißt, daß ich es nicht liebe, n in meiner Gegenwart von die sem Herrn gesprochen wird,« sagte er streng »Es ist wahrlich des Unge « machs genug gewesen, was durch die ssen Herrn Doktor und seine Schwester in meine Familie gebracht wurde.« : Bleichen Antliheö trat Liesbeth Lein Fenster zurück. Der Geheimrath f aber horchte auf, denn aus dem unte ren Stockwerk tönte nun eine von den zarten Klängen einer Zither beglei tete, jugendfrische Mönnerstiinrne her wuch und man unterschied deutlich die orte des alten Vollsliedes: »Es, blas ein Jäger wohl in seinHorin Utik was er bin-T das war verlor n-— Der Geheimrath beugte sich vor, un besser zu hören, und während des Ansehens verschwand allgemach die Volke von seiner Stirn. Er rührte ich nicht bis zu dein Schinder-: Da wurde sie des jungen Jägers Weib —-—« Dann aber sagte er: s «Eine prachtvolle Stimme und eine meist-erboste Art des Vortragsi sk. Ich hätte nicht geglaubt, daß man so viel Seele und Leben in die einfache -Ez. Weise legen kann Und ich wollte, dieser unbekannte Künstler sänge noch » mehr.« Fräulein Liesbeth erwiderte nichts-, und ihr Vater konnte nicht toahrndhs men, das; die eben noch farblosen ngen des von ihm abgekehrten utlinig isxiiitlcch mie mit Blut über gossen nmren .Oluch ihr Schweigen - beachtete er nidt, denn eben ging sein Wunsch in Criiiilnng nnd der unsicht bare Siiuger drunten im Gastzirni mer stimmte ein anderes Lied an: »Liebes Mädchen, hör mir zul i Oefsne mir das Gittecl Dennnistfiserzhatkekiea sein-NEGLIG l Eine so wunderbare Mbeit uns Jnnigleit, ein se warme-, zärtlich Sebnen klang aus vielen in der stil len Mendlust verscknvebenden Tönen, daß sie selbst den Staube-neigen Ge heimrnth ans Herz zu greifen schie nen. Denn ek, der sonst durchaus kein begeisterter Musiksreund war, kehrte sich plöylich vom Fenster crb und sagte: »Daß uns in sdas Gastzimmer bin unter geben, Liesbethi Jch möchte den Sänger kennen lernen und ihn bitten, mir das eine oder das andere von meinen Lieblingsliedern zu lin gen Wie es scheint, ist et ja kein Ve russliinstler. aber jedenfalls- ein Mensch von tiefstein und feinsteni künstlerische-n Empfinden." Es geschah wahrlich nicht oft, daß der sonst «"so wortlnrqe und wegen sei ner llnzimiinglnnleit nerichrieene Geheinirntb sich unt solcher Wärme über einen Menschen ijuizertin den ei gar nicht kannte. und Fräulein Lies betb hätte darnach allen Grund ge habt, sich der guten Laune ihre-J Va ters zu freuen nber sie freute iich nicht, und als er ietzt der Tluir zu scht«itt, bat sie mit norbnr zitternder Stinnuex »Ich bin co müde, Papa, und wir» wollten doch auch morgen in alleer Früan ausbrechen, um Bruno ein Stück desi· Wege-J entgegen zu geben. Wäre es da nicht besser, wenn mir uns jetzt ur Nulje beqijben?« Der Geheimmtb schien überrascht, doß.die irtnniiriueriiche kleine Kunst enthusinitin nicht unt Freuden auf seinen Vorschlag eiimegnnaeu war-, » aber er drängte sie nicht weiter. inn zu begleiten »Geh also nieinennegen schlafen,· -Kitid! Jch für meinen Theil innere . gern noch ein Stündchen um dieses I seltenen Genusses willen.« z Liesheth hatte kein Mittel mehr sihn zurück zu halten, und sie mußte Iunthiitig geschehen lasten, was sie in verzweifelter Angst gefürchtet hatte . seitdem der Vater unterwegs plötzlich erklärte, dasz sie doch lieber nicht in dem von Sommergästen til-erfüllten Mahrhosen, sondern in dein stillen Gasthaus zum Hochsteg wohnen tvolls ten. Sie hatte ja gewußt, dass Tr. Herniann Waldschmidt nnd feine Schwester schon seit einer Reihe von tTagen in diesem nämlichen Hause weilten, aber um nichts in der Welt hätte si gewagt, dem Vater sdiese Kenntnisse zu verrathen. Denn er durfte nicht erfahren, dass ihre und ihres Bruders heimliche Verbindung mit dem Geschwisterpaare noch immer fortbestand Sie kannte seinen Jah zorn und sie erinnerte sich mit Schre cken der furchtbaren Szenen, die es gegeben hatte, als der junge «th·1.3ier ihm seine Liebe zu der mittellosen jungen Lehrerin gestanden, und als bei dieser Gelegenheit auch zur Spra che gekommen war, dafz sich ein inni ges Oerzeusband zwischen dem Bruder dieser Lehrerin, dem ebenfalls noch vermögenslofen Arzt Dr. Oermann Waldschmidt, und der Schwester fei nes Jugendfreunde5, des Leutnants von Brunnen geknüpft habe. Die vier jungen Leute waren seit Jahren mit einander bekannt, und die Ver schiedenheit der gesellschaftlichen Stel lung hatte feinen Einfluß gehabt aus die Art des Verkehrs zwischen den-Kin dern des hohen Staatsbeamten tin-d denen des einfachen Handwerksmei steck Mit dem Augenblick aber, wo der Geheimrath von der wahren Nas tur dieser Beziehungen Kenntniß er« halten hatte, war es wie ein Wetter fturm in das holde Frühlingsidnll der armen jungen Menschenkinder ge braust, und Lirsbeth hatte sich ebenso wie ihr ganz von der Unterstützung des Vaters abhängige-r Bruder zu nächst dein strengen Machtgebot fügen müssen. Verstohlen nur flog seitdem hier und da ein sehnsuchtrsvolles, to destraurisges Briefchen hinüber und herüber, und es hatte ganz gewiß nicht in Liesbeths Wünschen gelegen, dies Zusammentreffen hier in den Tiroler Bergen herbeizuführen Ohne ihr Zuthun war es geschehen, daß sie sich nun mit den Geschwistern Wald schmidt unter dem nämlichen Dache befanden; aber der Zorn des Geheim raths würde darum sicherlich kein ge ringerer sein, wenn er inne wurde tver der von ihm bewunderte Sänger und seine Begleiterin waren, nnd die Verwirklichung ihrer uoch inuner nicht ganz erstorbenen Hoffnung rück te damit nur in um fo,weitere Ferne. Der alte Herr hatte nur die Thiir des Gaftzimmers zu öffnen brauchen, um die Wahrheit zu erkennen. Der stattliche junge Mann,« der da im Verganzuge am offenen Fenster stand und eben wieder ein schmachtendesz Liebeslied in den stillen Abend hin ausfang, war ihm dem Aussehen nach ja ebenso wenig fremd, als das allerliebste, dunkelhaarige Mädchen, dessen schlanke Finger neben ihm so geschickt iiber die Saiten der Zither fuhren. Eine dunkle Röthe stieg in das Gesicht des (j3eheimrat"hs, aber er sprach kein Wer-t, nnd noch ehe fein flüchtiges Erscheinen von irgend je manden bemerkt worden war, driiekte er die Thür wieder in’s Schlaf-. Für einen Moment nur trat er alsdann auf die» Schwelle von Liesbeihg I — Schlossimmer und sagte-: »Du Wi morgen früh die Kosser wieder einpa cken, damit ich sie nach Jenbach beför dern lassen kann. Denn wir kehren mit Oruno nicht hierher zurück.« Hasttg schloß er sodann das Fen-« ster seiner Stube, freilich, ohne damit« verhindern Zu können, daß noch ein« paar Minuten lang der Klang der schönen, weichen Männerstimme zu ihm hereindrang Toch nicht lange mehr reizten diese Töne seinen väter lichen Unwillen. Man hörte plötzlich ein paar rasche, ringestiime Schläge an die bereits verschlossene Hansthiir und ein Turcheinander erregter Stimmen. Tann brach der Gesang jäh ab, nnd der Geheimrath vernahm von unten herans an diesem Abend nichts weiter als das Geräusch, dass ein Dutzend genagelter Vergschnhes hervorrief, als ihre Träger sich übers die Fels-platten vor dem Hause in die! Nacht hinein entfernten. ! Zwei Stunden oberhalb Manrhos sens trafen der Geheimrath v. Brun ner nnd siine Tochter am nächsten Vormittag ans die Rettungsexpedi tion, die ihnen Von oben her entgegen kam. Anf schmaler Bahre trugen zwei Männer eine menschliche Gestalt deren junges Mondes Haupt fast gans in den weißen Verbiinden verschwand Neben der Bahre aber schritt in zer rissener Kleidung, verschrannnt nnd zerschunden den offenbar ernstlich verletzten Arm in einer primitiv ge schlungenen Stütze, der Sänger Vom gestrigen Abend, während ein blasses, dunkelhaariges Mädchen dem trauri gen Transbort folgte. Durch die mächtige Gestalt deiJ Geheimraths ging es jäh wie ein elektrischer Schlag nnd dann wie ein heitiges Zittern; Liesbeth aber, die gleich ihm troh der Tücher den Mann ans der Bahre er siannt hatte, stürzte mit dem geilen - den Aufschrei: ,,Brnno!« ans den Ge iborgenen zu, den die Träger, einem «Winle des Doktor Waldschmidt ge s horchend, ans das Geröll des Bergpsas ; des nie-beigesetzt hatten· · z Schwankende-i Ganges näherte sich f auch der in den Tiefen seiner Seele erschütterte Vater· Aber noch ehe er i die Lippen hatte zu einer Frage öff neu können, war Tr. Hermann Wald schmidt bei ihm. »Er-schrecken Sie nicht, Herr Ge heimratht Der Abstiirz· hat Jhren Sohn zwar tiichtig mitgenommen, aber von einer Lebensgefahr ist keine Rede. Jch verpsände mein Wort, daß er in vier Wochen wieder frisch und l gesund ist wie zuvor« - - »Und Sie — Sie waren es, der ihn geborgen hat2« Der Mayrhofener Arzt, der sich der Erde-diagn ebenfalls angeschlossen-gab Antwort- statt des Gesragtem »Ja nrein Herrl llnd kein Berufssiihrer thut dein Kollegen nach, was er ge than hat, um zu dem an scheinbar unzugänglicher Stelle liegenden Ver ungliirlten zu gelangen Nicht ein mal. sondern zehnmal hat er dabei sein Leben aufs Spiel gesetzt, und ohne seinen heldenhaften Opfermuth hätten Sie Jhren Sohn schwerlich le bend wiedergesehen« Da schloß der alte »Herr schluchzend den Retter in seine Arme, und als er des Wortes wieder mächtig geworden war, sogte er: »Ich habe in dieer Nacht mit der ganzen Kraft meines Willens gegen die Versuchung ge kämpft, Sie lieb zu gewinnen. Nun aber muß ich den Kampf aufgeben. Geben Sie meiner Liesbeth die Haud. Und wenn es meinen armen Jungen schneller gesund machen lann, daß Jhra Schwester ihm an seinem Kran lenbette Gesellschaft leistet -—-- ich fiir meine Person habe nichts mehr dage gen einzuwenden« Von allen, die dem scheinbar so traurigen Zuge auf seinem Weg zum Thal begegneten, ahnte sicherlich kei ner, daß sich vier über-glückliche junge Menschenkinder in ihm befanden. Aehnlichkeitem Die Lehrerin hat ihre Schiller er mahnt, die Thiere lieb zu haben, sie auch fleißig zu beobachten- damit sie sähen, wie ähnlich sie den Menschen in vielen Dingen wären — manch mal sogar überlegen « Das erzählt Moritzche zu lHause; aber sein Vater will von Aehnlichkeit oder gar Ueber legenheit nichts wissen —- Thiere wä ren eben nur Thiere. Morihche sucht also nach Beispielen und entdeckt eine Fliege, die sich die Vorderbeine reibt. ,,Tatelehenl Gttcl’ de Flieg’ —- g’rad', als wenn De hast gemacht ii' gutes Geschäfti« Die Fliege weht einen Hintersuß am andern ,,T-ateleben! Guck’ — g’rade, als wenn D’r was beißtl« Schließlich treuzt die Fliege ihre Hinterbeine auf dem Rücken und putzt sich die Flügel. Morihche (ver gniigtit «Tatelehen —- das kannst De nich’!'· ,:--—-—-— Appell. Gläubiger (entriistet): ,, · . Das wiir’ ja noch schlimer . . . Also weil Sie diesen Lilien-d in’s Symphonie konzert geh-en -wallen, können Sie mir die Stiefel nicht bezahlenl . . . Darauf lasse ich msich nicht ein.'· Schuldner: »Aber Meister, wollen Sie denn gar nicht-S sür die Kunst thunW I l — furcht. i Ists-e von Dahinan e. seines-! Ofterode. Als ich noch in RURAUI lebte- ek sählte ein Freund un erer Familie einmal folgende Begebenheit: f »Mein Beruf als Landniesser fuhr-l te mich einst in Livland, nicht weils von Perncnn in eine nur selten von( einem ziviliisirten Menschenzbesnchte Gegend Meilen-weite Strecken mußte ich zu Wagen zurücklegen, denn so etwas wie Eisenhahnen gab es undtl i l gibt es auch jetzt in jener Gegend nicht« Erst nor einigen Jahren ist von Pernau nach Riga eine Bahnlinie gelegt worden. Dichte, tief dunkle Wälder innsite ich oft diirckmiaiiderii.’ in denen noch zahlreiche Wölfe hausen sollten. Wenig urbar geniachteis Lang fand ich, da die Bevölkerung nur spärlich hier und da zerstreut war. « An einein heiß-en Augusitage hat ten wir, mein Begleiter und ich, be sonders niel herumlaufen niiissen nnd waren mehr wie gewöhnlich ernuis det. Als wir gegen Abend in dasJ Dorf, in dein ioir Quartier genom-» men hatten, zixriicklehren wollten, he-. merkten mir. das; nur weiter non ihni entfernt waren, als mir geglaubt hatten. Erniiidet und hungrig hegas ben wir uns eilig aus den Heinnneg Jch ließ meinen Gefährten einen jungen, intelligenten Russen, Ra mens Wasiili Petroinitsch der haili die Rolle eines Untergebenen, hall) die eine-S Vertranten hei »nur spielte vorausgeht-n nnd folgte langsam nach. Er war bedeutend jiinger nnd kräftiger wie ich und konnte schneller »geben. Es war deshalb sehr ange inehnn sich nicht allzu sehr ahzuhasien »und bei der Ankunft bereit-s alles swohl vorbereitet zu finden. Erniüdei, wie ich war, erschien inir der Weg aber schliesslich so allein nn endlich lang nnd ich verwünschte .nei ne Idee, langsam nachfolgen zu tunl len, als ich auch noch zu bemerken sglanbte, dasi ich mich verirrt haben siuuszta Aus deiti Walde war ich "gliiellich heraiiksgelonimeii, aber wo lwar ich min? Eine breite Straße zog sich lang iiitd gerade hin, ein Werfts pfosten kam zwar bald, aber auf ihm war nicht-J weiter angegeben, aliJ eine WerfriahL Nalie der Landstraße breitete sich eine weite Ebene aus« durch die ein kleines Fliifzcheii lief. iWeiter hinten war ein zweiter Wald isichtbat Der Abend kam und ein «feiner, feuchter Dunst fing an, von der Ebene aufzusteigen, der sich inc inier mehr ziiin Nebel verdichtete. Jch verlor fast jeden lleberblick; alles schien sich um mich her zu bewegen, ineinander zu verichwiinmen Das Ferne schien nah, das Nahe fern uiid ich war schließlich froh als ich endlich auf einen einsamen Krug traf. Jch hätte ihn im Nebel vielleicht gar nicht einmal bemerkt da er etwas abseits lag, wenn nicht ein Licht durch die Fenster geichiiiiniert hatte-. Ci- war nicht besser iiitsd nicht schlechter, wie derartige Landkriige in Nule and gewöhnlich sind. Wahrichein lich war esJ das einzige, von Men schen bewohnte lslebiinde auf eine sehr weite Entfernung hin und seine Ve wohtier waren daher ganz aiii sich selbst aiigetiiiefeii und gezwungen, ihre Bedürfnisse auf dass geringste Masi einzuschränken Ter Wirth, ein riissifiziirter Esthe, empfing inich niit der diesem Volke eigenen Unterwürfigkeit und berst chserte, dass bei ihni schon öiter Herr fchaften eingekehrt wären, sogar ein mal der Gouverneiiih illiich erfuhr ich noch, daß ich mich auf der nach Peraaii siishrenden Landstraße be fand. Jch mußte eine Weile a lein im Schentziiniiier sitzen da-: eigentlich mehr ein Stall als ein lsiiiiiiier war Die weiße Tünche der Wände war stellenweise abgefallen, niiiicheii deii Balken der niedrigen, berriiiicherten Decke steckten Klumpen non diiiilels braunem Moos. Eine kleine Baume-, die iiber dein Schenltisch hing, ber ibreitete ein nngewisseH Licht iind es roch nach saurem Bier, Petroleum -und Zwiebeln i Jtn Hause wurde es unruhig. zMehrere Personen eilten hiti iiiid her, lThiiten wurden- heftig anf- iiiid zit gefchlageii und dann hörte ich dass laute Weinen einer Frauenitiiiiitie, dass in steifen überging. Dazwischen die erst beschwichtigende, dann iars nige Stimme des Wirthe-T Schließ lich erstarb beides iind ans der Neben thiir liigte seht das Gesicht eines klei snen Jungen von etwa sechst- Jahren mit ganz kahl geschart-nein Kopfe her vor, der in einer alten, zerrissenen, viel zu weiten Militijrfnrle niit blau keii Friiöpfen steckte. Er beobachtete lmich iinausgesetzh wie etwain in der Art noch nie Gesel)eiieH. Der Wirth katii endlich wieder, ver sicherte ittiter vielen Verbeugungen, dasi alles bereit wäre iiiid führte mich .iii ein Zimmer, in dem es sogar so setwas wie Tapeten aii den Wänden und einen alten esiaediiiikteii Divan gab. Allerdings hingen die Tat-isten iti Fetzen herab iiiid das Eosa warlelte bedenklich Jch zog es- daher nor, mich ans einen Stuhl an den Tisch zu sehen und befahl, itiir Thee zii brin gen, Butter, Brot und Eier. Der Wirth verschwand wieder iind ließ mich mit den uneifreiilichen Ge danken allein die jedem Neisendeii in Russland mehr oder weniger vertraut -....-(- -- . - ,-»--. --.. w-—--—..sp— — sind. Mir war sehr unbehaalich II Muthe· Das Zimmer-, in dem ich mich jetzt umfah, mißfiel mir ungess mein. Nicht wegen feiner Aermlichss leit. denn daran war ich nach-gerade bei meinem vielen Herumwandern ge wohnt, aber es- inachte auf mich ejnen — ich möchte sagen unheimliche-! Ein druck. lind doch war nichts- mrsi ii tun-J diesen Eindruck gereclstierts : hätte. Die Wande waren, mit Hin-: nahme der Tapetensetzeiy völlig kahl zwei kleine Fenster gingen auf dir Landstraße hinauss, an einer Wand stand ein ausgedecktes Bett, mit Rissen und Decken, das ganz sauber aussah; an der gegeniiberliegenden Wand ein» zweites-. etwas höheres-, dessen bunte Decke sorgfältig ausgebreitet war. Jch stand auf nnd öffnete das, dem "Bett, in dem ich schlafen sollte. zu nächst liegende Fenster. Vielleicht kam das Unbehagen von dein unan genehmen Gernche her, der hier, wie im ganzen Hause herrschte. Aber in diesem Zimmer mischte sich noch et was anderes hinein,ein durchdringen der Geruch wie von etwas Faulendenn den ich mir nicht erklären konnte. Er mochte aber daher kommen, dafz dass Zimmer wahrscheinlich lange nicht ge liiftet worden war. Doch machten meine Empfindungen sein, welcher Art sie wollten, hierbleiben mußte ich wohl oder übel. Der Nebel draußen hatte sich immer mehr verstärkt, ein Weitergehen ins Ungetvifse, in die Nacht hinaus, war gänzlich ausge schlossen. Ter Wirth brachte einen Zainowar, auf dessen Besitz er sehr stolz zu sein schien, wie alle-J iibrige non mir Be stellte, und ging wieder-. , Jch blieb allein. Der Samowar dampfte, Brot und Butter waren gut, die-Eier frisch und ich begann zu essen. Aber trotz meines Hungers schmeckte es mir nicht. Mir war, als hätten auch die Nahrungsmittel einen fau I ligen Geruch an fich, uttd doch konnte idas nur Einbildung fein. Aber es half nichts, daß ich mir das sagte — snach wenig-en Bissen mußte ich auf s horen zu essen. . »Du bist Wscheinlich zu müde,« sagte ich mir, und beschloß zu Bett zu gehen. Jch löschte das Licht, das der Wirth dagelasseii hatte, und begann mich zu entkleiden. Dabei kam das sonderbare Gefühl von vorhin noch stärker als zuvor über mich. lliiwitli kürlich sah ich mich mehrmals uni vrnir war, als müßte jemand hinter . mir stehen. Kein Zweifel — ich hatte Furcht; es war gar nichts anderes-. Aber weshalb und wovor? Von dem Wirth war sicherlich nichts zu befürch ten, und außerdem war ich bewaffnet Jch schalt mich selbst wegen iueiiier Feigheit und ging noch, schon halb eutkleidet, zur Thür, um zu sehen, ob sie verschlossen ware. Jch fand einen hölzernen Riegel den ich verschob. Als ich mich nuutiandte, stockte mein Herz einen Augenblick vor Schreck, inn dann desto heftiger zu schlagen. Mir mai-z als erh be sich in der Eite, wo das zweite gBeti stand, ein nusiirnilicher Kopi. eine drohende Faust . . . Gleich darauf aber lachte ich iiber mich selbst. Es- war der Schatten eine-J Vaiiinastess. dei vor dem Fenster hin und her schwankte »Da sieht iiiaii, welchen Grund zur Furcht du liast«, sagte ich mir, und legte mich insJ Bett. Dac- Licht und tiieiuen Nebeler stellte-ich auf einen Stuhl daneben Eine Weile schien das iiiniuaeneluiie tfieiiihl sich auch verringeru in wollen. Aber allmählich kam es wieder, wurde starker nnd ital-let . . . Jin der Eile wo dir-:- znieite Bett stand, schien ein lanernde—J Etwas zu sitze-ti, dasJ sich an meiner Angst weidete. Foi·iiilos3, dunkel sasi esI da. Wenn ich liiublictte, "schieu sich dass Dunkel zu bewegen, Gestalt annehmen zu wollen . . . . Ich drehte uiich so, dasz ich dein Bette den Riicken zuwandte-, aber dass mach te die Sache nur noch schliiiniier. Dann schien esJ herankommen zu wol «leu, langsam, schleichend. Die Die leu luisterten, der Kalt rieselte herab. »Mir brach de« Schweiß aust- ..... :«.lI«’ehriiial-:s erhob ich mich, liiiiidrte Wicht an und iilierzeiigte'iiiicli, das3 Juichtszi, nicht-I da wäre nicht iibet·, .nicht neben, nicht unter dein andere-i Bette. sich trat ansI Fenster, dass ich ofseii gelassen hatte, uni mich zu be ruhigen nnd sah auf die Landstraße hinausz, die ich im Nebel nur undeut lich erkennen konnte. Einige Schritte weiter thiirinte er sich wie eine weihe lenchteude Mauer ant. Der Mond muszte ausgegangen sein, aber sein Licht hatte nicht die straft, den Nebel zu durchdringen Nur ein heller Fleck leuchtete an der stelle- nio er am Himmel bangen musite, hindurch Im Hause war es ganz ruhig, alles schlief. Jch attiinete ein paar-mal tief die tiihlseuchte Nachtlust ein, legte mich wieder hin, stand wieder auf . . . Endlich iiiusz ich doch wohl vor Et schövsuiig eingeschlaseii iseiu; wenn auch nicht ans lange. Plötzlich er wachte ich wieder; ich inusite etwa-I Furchtbarecs geträumt haben Was es war, dessen konnte ich mich nicht mehr entsinnen, aber es war so schrecklich, das; ich iuit einem Angst schrei in die Höhe fuhr, Jch hatte dagi Gefühl, das-» irgend etivadz Entsetle ches mir ganz nahe wäre, dicht vor inir stäujde. . . Ohne jede llelierleguiig stürzte ich nach der Thiir und versuchte sie zu öffnen. Sie gab nicht nach. Jetzt lief ich zuni Fenster und schrie in x — » die Nacht hinaus, ohne su bedenken was ich that, laut um Dilsr. Alles blieb ruhig. Die Bewohner des Hau ses lagen in ihrem gesunden tiefen Bauernschlas. Aber dort —- von der Landstraße her —- hörte eg sich nicht an, wie ein Trcchen von Pserdehns sen, wie Räderrplleni Jch rief noch ein paarmal laut und da —- wer be schreibt meine Freude, als die Stim me Wassilis mir antwortetel Er hatte sich, wie er mir später er zählte, sehr Um mich gesorgt als ich nicht eintraf, und da er fürchtete, daß ich mich im Nebel verirrt haben könn te, hatte er sich mit dem Wirthe, bei dem wir im Dorfe wohnten, ausge macht, um mich zu suchen. Jm Kruge, aus dem er mich rufen hörte, hatten sie sich ebenfalls nach mir erkundian wollen. Das Klopfen und Nasen der beiden Männer an der Hausthür weckte end lich sden Wirth. Jch hörte unten er stauntes Fragen nnd Antworten. Dann kamen Schritte « heran und Wassili rief hinter der Thür: »Machen Sie doch auf Herr, Vä terchen, Wohlthäter . .. Was ist Jl)nen?« Jetzt erst entsann ich mich, JE ich selbst die Thür verschlossen h.. « un«d ging, um zu öffnen· Wassili i: J unsere beiden Wirthe traten ein. Qli war verlegen und beschämt Wie sollte ich mein Benehmen, meine Hilferufe erklären? Ich stammelte etwas Von Alpdrücken, schlechten Träumen — und dann siel mir et was ein . . . Ein blitzartiger Gedanke durch zuckte mich. Wie ich darauf kam weiß ich nicht, aber ich stürzte hastig hin und risz die Decke, die das zweite Bett verhüllte, herab Jm Bette lag zusamniengektümmt der Leichnam einer kleinen alten Fran. Es war die Schwiegermutter des Wirthes. Sie hatte in dem Zim mer krank gelegen urtd war am Albend kurz bevor ich kam, gestorben Und da man mir das Zimmer geben wollte und nicht wußte, wohin so schnell mit der Leiche, hatte man sie, in der Annahme, daß ich nichts da von gewashr würde, ruhig dort lie gen lassen, wo sie gestorben war.« ’ St. Helena. » , » ; — i « »- -«..M" , Das einsame, felsige Eiland, auf dem Napoleon seine qualvollen letzten Jahre als Gefangener verlebte, bis ihn der Tod erlöste, galt bisher im mer als ein öder, gottverlassener Fleck Erde. Nun wird die Insel, die in der Weltgeschichte einen so schlimmen Ruf bekommen hat, rehabittirt Der britische Gouvernem, plierletallwaixk der gegenwärtig in England einen kurzen Urlaub verbringt, schildert St· Helena als ein kleines, idyllisches Märchenland, nennt es eine ideale Erholungsstiitte siik Nervenleidende." Er rühmt ferner das Klinia und die landschaftlichen Reize. »St. Helena ist kein kahler Felsen. Wenn das viel verleunidete Eiland auch nur 17 eng lische Quadratmeilen groß ist, so hat es doch seine unvergleichlich schönen anmuthigen Stellen, seine Reize und ein wirklich vollkommenes Klima. Die Sterbezissern St. Helenas sind wohl die niedrigsten der Welt: 6 von 1000 . Vom Hafen ans sieht die Jn sel ja ein wenig finster aus, aber droben im Hochland ist dass ganz an der-IS' Der grosse Korse, der hier sein Leben beschloß, ist bei der Bevölke i rnng fast vergessen. Die Erinnerun tgen schrumpsen immer mehr zusam :nien, ein paar Jahrzehnte noch und UNieniand aus der kleinen Jnsel wird mehr daran denken, wodurch der Name StHelena in der Welt be riihmt geworden ist. »Es gibt noch t einige wenige alte Leute, die als Kin der die letzten Tage Napoleons mit erlebten. Sie erinnern sich dunkel, ,das; ihre Eltern von dem berühmten ’ Gefangenen sprachen; noch heute sagt man wie damals »General Bona parte«. Tie heutige Generation aber hat den großen Feldherrn vergessen. Das Haus, in dem der Kaiser wohnte, das berühmte Longwood, steht zwar noch, aber non Reliquien und Gegen ständen, die an jene historischen Tage genialmen, ist wenig übrig geblieben »Der Bau ist theils aus Stein, theils ans Holz, ein einfaches einstöcliges Gebäude, das wie ein bescheidenes Vanernhanstz aus-sieht »Ein Nat-o leonsJ Zeiten«. so erziihlt der Gun nernenr. »war Longniood von Bän men umgeben, aber heute liegt es kahl nnd öde da. Nicht ein Ztiick des Mobiliarsti ist geblieben Jm Schlaf zimmer sieht man noch eine iiiitrsLliiste besi— groszen Mkiegsksmannes nnd im Gouvernenientgebände bewahrt man einige Relignien, ein Viiiherbort Na poleon-;·s, einen Schrank nnd den be riihmten Villardtisch Er stand nur ein Jahr in Longwood Nanoleon spielte ohne Stöcke, nur mit der-Hand, Billard, nnd war beim Spiel ziem lich llel«bö-:s. Nach einein Jahre aber wurde er dieser Unterhaltung niiide und schickte den Nil ardtisrh seinem ,,(«8’)esiingnis;nsann-« zuriiil Bin-J dein Billardsinmier wurde ein Karte-unin mer nnd hier fas: klhtmleon stunden lang iiher Plane gebeugt nnd ersucht init Fnlse non llejnen Flaggen noch einmal seine Piezie . . . bis— Lrlcrterloa Alte die stinken »Zrans:—portmittel unserer Zeit bringen die Menschen einander nicht näher-; sie bringen sie nur schneller aneinander vorbei.