Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 28, 1910, Zweiter Theil, Image 20

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    -7,—-«y-k»— » ( ,
-
Unser Allersüngsterl
NovellevonC. v. Stein.
Mr standen bei dem gleichen vor
sessen Regina-it Alle waren wir
St- Zrennde und treue Kameraden.
M siebten und verhätschelten wir den
W Fahnrich Kurt von Oenberg.
— III Einen verstießen wir aus un
ser-( Ritte, einen unangembmenMen
sei-Oh unermeßlirh reich. ausgeblasen
und gewöhnlich. Seit einem Jahr
stund er bei uns; wir hatten ihn
freundschaftlich ausgenommen, bald
aber tätnmerten wir uns nicht mehr
um ihn. Rathe-S Haar und rather
Schmerbart, ein Monotle in dem
dreistdlikkenden Auge, immer ein iro
nisches Lächeln um den vollen Mund,
so sah er aus-»- der Leutnant Hans von
May-ts, der zwei Jahre vorher noch
einfach Hans Mayer hieß.
Es war Kaisers Geburtstag der
Parabemarsclz auf dem Marttplatz,
Gott sei dank, vorüber. Nun hatte ich
mich gerade aus die Chaiselongue ge
legt. um vor dem Liebesmahl noch ein
mal «iiber den Dienst nachzudenken«
«-- Kaum al-er hatte ich die Augen ge
schlossen, al-: die Thiir ausgerissen
wurde.
»Eschenbacb, denken Sie sich, ich bin
Lentnant geworden!« Ungestüm zerrte
man mich empor, und Kurt Oenberg,
schneidig und hübsch wie nie, in voller
Unisorm, tanzte mit mir im Zimmer
herum. --—-- Jch mar, obgleich neun
Jahre älter, doch sein bester Freunds
nnd hatte den lieben Jugnen herzlich-l
gern. Wie aber auch seine blauen Aus-;
gen strahlten, wie unternehmend er ar
dem winzigen Schnurrbart strich. Undj
nun fuhr er sich mit der Viirste übers
das glänzende, schwarze Haar, lachte;
in den Spiegel hinein und freute sickj
Tiber das forsche Bild, das ihm entl»
gegensab. « · l
.Eschenbach, bitte, bitte, bummeln
Sie doch mit mir. Ich will ja Furorel
bei ber Damenwelt machen und ihrs
vergötterter Liebling werden. Ach,3
und mein Muttingchen, wie wird sie?
sich freuen! Und heute Abend gebe ick
mit Euch in’«3 Theater; ein neues Bal-’
let wird gegeben — oh. nun fängt dass
Leben erst recht anl«
Armer kleiner Kurt! —
that ihm seinen Willen. Wenn
er sich aufs Bitten verlegte, konnte
ihm niemand seinen Wunsch abschla
gen.
.Doch. lieber Kurt, zu allererst
schlage ich Dir vor, mich »Du« zu
nennen, das müssen rechte Freund-.
thun. Richard ist mein Name.« —
»Einziger!« antwortete mir mein
kleiner Freund. Dann zog er mich die
Treppen hinunter-, um gleich darani
hocherhobenen Hauptes, bitt-enden Au
ges und mit schleppendem Säbel eini
gen Damen (Backfischchen. natürlich!)
das herz zu brechen. « n jedes Schau
spset Darf er feinen lich um gleich
W in gehen, oder noch verwege
nee. nIi der schief sitzenden Mütze,
drein zu schauen. Alle Kameraden ta
men auf ihn zu. alle wollten mit ihm
gehen und alle freuten sich über der
schneidiaen Kriegågott — unsern Al
lerxitug en! —
Selbst der stolze Prinz Lothar führ
te H in ilnn und bot ihm das »Du«
ans und Kurt schien jede Minute zu
wachsen vor Stolz und Freude. .
Dans Mayers begegnete uns, an
leiser Seite eine aussallend schöne
Mon, groß und fchlant. mit dunkel
blacen Augen, die genau so blickten
wie Muts-, nur nicht so rein und
kindlich. Maners und diese Dame
gingen icht zusammen, sprachen auch
nicht miteinander, aber dennoch be
merkten wir, daß sie zusammen ge
s
n.
Dans grüßte taum, tlemmte das
Monotle ein und musterte Kurt, warf
J- huan Blick auf die Dame, wen
d«e.ife«f·einqlizesichi uns-·- wiedet zu, mitr
einem Lächeln. so bog-haft und teuf
lisæä wie ich es noch nicht gesehn
ch belah mir die Dame näher nn«
bemerkte eine nufiallende Aehnlichkei
zwischen ibr und Kuri.
»Die neue Balleteuie«, flüsterte der
Prinz, und ich gab mich zufrieden.
Nachdem sich der Kleine qenuq ir
feiner neuen Würde gezeiqt hatte, ver
ließ er uns, ,urn sich Mutiing vorzu
fiellen.«
»Sag’ mal. Eschenbach, der Kleine
hat doch auch eine Schwesiet?« Mit
vielen Worten ergriff det lange Flemi
ming meinen Arm.
»Die gestorben ist, wie er erzählte«,
gab ich zur Antwort. »Aber warum
diese Fraae2«
- »Mnkwiitdig!« Flemming strich
»sich nachdenklich den blonden Bart.
»Gestotben? Fandeft Du nicht auch
—- dek neuen Balleitdamek«
and
«Uusinn!« lachte ich leicht »Weil lie
such hlaYe Augen hal? Was soll das
WH. »
« Und doch stieg mit bei der kahnen
- sein-virus eine Blutwelle in den
M —- es war ja auch mein Gedanke
ein kolosale Aehnlichkeit zwilchen ihm »
Augen wurden glänzender und noch
größr. Wsre ich eine junge Dame
gewesen« mein Wahlipruch hätte ge
lautet: aDer oder keinerl« —
Wir gingen in’s Theater. Ei
schneide und war bitter kalt. Qenberg
zog den großen Pelztragen iiber dir
Ohren und pfiff: »So leben wir. si"
leben wir etr."
»Bist gespannt auf Camilla Maria.
prima Ballerinal' lachte er. »Schön
ist sie was? s— Uebrigens Mutting
war sehr stolz aus michs sie kommt
heute Abend auch in’s Theater, seit
langer, langer Zeit wieder. Sie will
ihren Einzigen aber auch mal zwischen
Euch sitzen sehen.« —
»Jhre Frau Mutter war lang-e nicht
im Theater? Viertan fragte Mayers
mit schwerer Stimme und lauerndem
Lächeln.
»Ich weiß nicht. Mutting hat einen
Widerwiflem namentlich gegen das
Bcllett'«. dersetzte Kurt offen. »ich weis-,
nicht, warum. Seit dem Tode meiner
Schwester war sie nicht mehr da.«
Warum ich nur den Manerö haßte
und Ordentlich Furcht bekam, wenn er
den Kleinen von der Seite ansah!
Vor dem Theater trafen wir mit e-?
ner alten, weisthaarigen Dame zusam
men. Knrt eilte hin-Hi und tiiszte ihr
n .
; ehrfurchtsvoll die Ha
»O, Muttinq, wie schön ist’å doch
Leutnant zu sein!'· hörte ich sein-,
weiche Stimme.
«Werde mir nicht iibermiithig
Liebling!« ertx.iderte sie so weich und
aut.
Das Baltett nahm seinen Anfang
bei festlich erleiichtetem Hause Der
Landesfiirit war anwesend. und alles
gab sich die erdentlichste Mühe. Ge
spannt harrten wir aus den dritten
Att, wo die »New« auftreten sollte.
Der Vorhang ging auf, und Camilla
Maria« im orientalischen Kostiiim mit
langem, ccinvarzglänzendem Haar und
übermüthigen Augen, mit Münzen und
Flor umhangen, tanzte so qraziiis Uni
leicht, wie wir es selten gesehen. Alle
waren wir »hin«, so daß wir lautr
bemertten, wie im erften Rang eine
lnruhe entstand und eine alte Dame
ohnmiichtig hinaus-getragen wurde.
Als ich wieder zurücktah, bemerkte
ich sämmtliche Blicke der herren auf
Sturt gerichtet. Einer rief: »Nu, solch
’ne Aehnlichteit, die Tänzerin könnte
Ihre Schwester sein!' —s— ,,Kolofsal ei
genthiirnlich!« wurden die Stimmen
laut.
Kurt hatte einen tleinen Spiege;
»berdorgehiolt nnd betrachtete sich
lächelnd. Der Vorhang fiel bald, wir
lbegaben uns alle ins Fersen
»Sie warfen eine seltsame Frage
auf, Rottberg«, begann plötzlich
"Maners mit blitzenven Augen.
»Welche Frage?«
»Nun, ich rneine die Aehnlichkeit
zwischen der Maria und Oenberg!"
Mir graute vor Mann-K Lachen.
dem zttaenden Mund, dein lauernden
Blick, tnit dem er den iisermiithigen
Kutt betrachtete.
«Dasselbe Verhältniß, in dem Frau
von Ebrenfeld zu Fürstin Xanter
sieht: daß sie sich beide bis aufs Haar
qleichen und absolut nicht verwandt
sind', lachte ich gezwungen
,,,Nnn und wenn hier dennoch Ver
wandtscksaft vorhanden wäre, ich inei
ne zwischen der Tänzerin und . . .«
»Der legte Akt fangt an', unter
brach Flemming die erregte Stimme
Manns Ihn nicht beachtend. schritt
er zum Ausgang. Wir folgten alle.
»O, meine Herren, warum so eilig?
Jch wollte ja nur den Schluß sagen:
. . der Ballettdame!« Und tnit La
chen stürzte er am Buiiet ein Glas
Seit hinunter.
»Betrunten —— insamer Kerl!« knur
tnelte Rottberg. »Werft ihn hinatis!'
Jetzt sahen wir erst nach Knrt der
todtenblaß, aber sicher auf Mayersj
L zuschritt Mit eiserner Faust faßte er
seinen Arm und schuttelte ihn·
»Nehmen Sie diese Behauptung zu
riict!" Seine Stimme war seit und
doch zitterte er. »Sie haben in einem
nicht zurechnunassiihigen Zustande ge
sprochen, denn meiner Schwester Bild
halte ich in Uhren sie starb an einer
ernsten Kraniheit!«
Mahers hatte sich längst losgemacht
und maß ihn mit verächtlichem Blick
»Ernste Kranlheitl Hah! -- Sie
hatte Hang zum Vallett und solqte ei
nes Taqu ibrem Geliebten. Aber in
einer altndeligen Familie kommt ja
dergleichen nicht vor. Mor- sagt, sie ist
gestorben, trauert ihr äußerlich nach,
während sie vergnügt und lustig von
’ihren Erfolgen lebt.« Er schwieg
und weidete sich an dem todtblassen
Antlih Oenbergs, der schwerathment
mit zusammengebissenen Lippen vor
ihtn stand.
Plötzlich sagte er mit tonloser
Stimme: »Und here von Mahers,
wenn Sie dies alles so genau wissen,
warum sagen Sie dies vor allen Her
ten und mir nicht allein? Die Schan
de ist nicht zu ertragen!«
Und wieder das siegelt-mußte La
chen des andern, als er antwortete-.
»Ich wollte Sie nur aus die Reinheit
Jheez Adels an etsam machen und
Ihren Hochmut teusel ein wenig le
gen. Und, nebenbei gelagt, JheeSehwes
sitt Judith —- toollte iM --- Camil
la Maria —- steht mir nahe genug, um
ihr den Triumph z- gönnen.«
·Schuit!« schrie Oenberg an r steh,
erhob die Hand griff nach avers
Gabel, den er ans der Scheide riß und
seit ins Fsvet Mel-M
West nahmen wir Ratt zur Set
te, eins Lothar sährte ihn W
s· — « » isII Du mir Mkenk tsnte
M Stimme ihm mä.
Dann standen wir ans der Straße.
»Was hast Du gethan, Kleine-IT
iRatlsloj sahen wir ihn an.
E »Was in meinem Rechte stand«, gab
er II Antwort Er gräßte leicht unt
bat mich, inn zu begleiten.
Die Straßen waren leer. Leise.
dichte Sehn-erstatten trieb uns der-Wind
ins Antlitz.
»Es iii talt'«. unterbrach Oenderg
die rninu tenlange Stille. und schättette
sich frostelnd in deni Pelzmantei.
»Ich oente wir gehen noch ini Case.
ein heißer Punsch wird Dir gut thunf
Der Kleine nieste zerstreut und un
ruhig irrte sein Auge die Straße ent
lang. Bald waren wir in dein Tale
und durchschritten den Saal Lauter
Ossiziere, schisne geschmintte Blumen
intidchen und Kellnerinnen, die uns
totett. drein entgegensahen
»Ein Ertra,;:rnmer«, befahl Kurt,
»und heißen Zunfch!«
Da sagen nir. Ich legte Mütze und
Titantel ab, um ihm dann auch zu hel
en
»Es ist to talt, ich behalte ihn an.'
Gierig trank er den heißen Grog.
»Nicht wahr Du bleibst bei mir.
Richard«, bat er leise. »Auch deute
Nacht. die letzte Ni:cht!'
Seine Augen hatten allen Glanz
verloren. Seufzend fuhr et sich über
die Stirn
»Es-mich nicht so, Kurt!« Jch bis
die Fahne zusammen urn nicht weich
zu werden.
» Llianers soll der beste Schütze sein«.
fuhr der ltleine fort. »Wenn ich nicht
lebend wiederkomme -- dann
sag Du es- nseiner Mutter. -- Alles!
Hörst Du? Auch das-. ich ndch so
gerne aekebt hätte. Und — nun ist sie
ganz allein beschütze sie Richard.
-— deriprich’ es mir!« -- Er faßte
meine Hand und sah mir angstvoll in
die Augen.
Alles mein Junge. -— Aber
rent« doch nicht an’s Sterben. —
Warurn sollst Du nicht siegen?«
»Hast Du nie Ahnungen aehath
srug er daqeaen »Ich bin rniide las-,
uns geben aber durch ein leeres Zim
mer« ich tann die Menschen nicht se
den. «
Wider qinaen wir durch die todt
stillen Ztranen Leise knirschte der
Schnee unter unsern Füßen. Als wir
an seine Wohnung kamen brannte in
seinem Zimmer Licht.
»Sei« Setundant", murmelte er.
und stieg die Treppen hinauf.
Da tam er uns schon entgegen.
»Morgen sriih halb sieben ltlir -
Buchenwaldeit Pistole « bis zur.
Kampsunssibigteit.« «
liurt nickte milde, abweilend: ich
übernahm alle- siir ihn und rieth ihm,
zu Bette zu neben. Nach einer halber
Stunde, als ich leis in sein Zchlas
zinimer trat, um ihn nicht Zu stören,
lag er still mit weiiaeössneten Augen.
Tie rathe Anipel wars einen aediimpi
ten Schein aus sein blasses Gestat.
»Hast Du etwas zn ordnen, nein
Junge Z«
Ich strich ihm dai Dunkle Haar anH
der heißen Stirn. ·
»Meivst Du weaen meines Vermö
aen?« lachte er bitter. »Ich hab-. ja
nach gar nicht aelebt. Dort in dein
Echteibtisch links die kleine
Echublade. da lind alle meine Papiere
nimm hier den Schlüssel. Du weißt
ja mit allem besser Bescheid. wie ich.«
Jch that, wie eng mich acheissen.
«Hast Du sonst noch Wünsche? —
Man kann ja nicht wissen Du könn
test - -- verwundet ...«
»Saae doch sierhen«. siiate er laum
örbar hinzu. »Ich habe ein Catilin
chenx ein Jahr iiinger wie ich. Wir
mochten uns sehr gerne; sie ist so
hübsch nnd lieb — hrina’ ihr meine
letzten Grüße!«' —
Fast gebrochen klana seine Stimme,
die Tbränen traten ihm in die Au
aen. 6r senszte ties und drehte stel
»nach der Wand.
»Ich möchte jetzt schlasen —— hin so
todtmiide. Nur weck’ mich morgen sriih
zbei Zeiten. Schlaf auch Du, treuer
«Freund!«
Einen letzten Blick wars ich noch aus
das dunkle Lockenhaupt in den weissen
Kissen nnd ging dann leise ins Ne
benzitnmein Die Lampe schraubte ich
ties und setzte mich an das ossene Ka
min. Schlasen konnte ich nicht. ebenso
wenig wie er, ich hörte immer sein
Stöhnen und Seufzen.
Einmal schritt ich aeriinschkos ar
die Thüre. Der Mond schien voll ins
Zimmer. Kurt hatte vergessen, die
Vorhänge vorzuziehen. Da saß er aus
recht im Bette, geisterhaft blase. und
stiijte sein Haupt in die hand.
»Schwester. warum muss ich siir
Dich bilßen?" sprach er halblaut.
»Wenn Mutter!« Dann sank er zurück.
Um 5 Uhr weilte ich ihn, nachdem
ich heißen Thee und Grog gekocht hat
te. Noch war es völlif finster. eh
leuchtete mit der Kerze n sein Ant is
and sah ein leises Eicheln um den
Rindenan
«Mntting, wie schön ist doch das
Leben!« —- Er schien einen glücklichen
Traum zu then
Leise We ich ihn.
»Mein-ed Die meine SchwestekiP
schrie er und öffnete die Augen. Dann
besann er sch.
»M« II- RschstU Jskk schvtl
TM »ich bin so miide nnd der Raps
i schmei« —
a »i« III-« Mkik ä«
m an L s u t
ie et tut hielt sie W M.
»M, dassthnt sitt —- P VI
Isi- GU« ——ct W Ums-— M
W M sah es nnd rieth ihr-, lie
III-W
I »Damit der Schatte meint. ich fei
feig- nnd fürchte ihni —- Rie. Richard!
Laß -- ich ftetie auf. — Nur einen
Tropfen Selt! Jch teils nicht trank
sfein!·
Um 6 Uhr tam er herüber. trant
tgefaht feinen Titee und fchien fafi hei
Etm mir die Augen waren glanzlvs
lund lagen tief in den Höhlen Oefters
k fuhr er iirtp rnit der nd leife siiihnend
kiiber die Stirn. -- ls mir in den be
Iftesten Wagen stiegen, lam ein Mäd
chen angelaufen und reichte mir einen
Zettel.
«Geben Sie ihn dem Herrn Leut
nants«
Ich las ihn- »in-muten Sie fchnell
Jltre Frau Mutter ist todttrant!«
I-« Darunter der Name des Arztes.
i »Was haft Du betommeni«
) «Nichtö, Kurt, eine Nachricht fiir
»mich —·-e
I Wie ich roth bei der Lüge wurde!
l
«
l
iUnd dennoch konnte icks ihm den Zettel«
Inicht geben.
l Und wir fuhren durch die leeren
Straßen. Lasttlos rollte der Wagen
«an dem nassen Asphalt An den
Straßenecken brannten trübe die La
ternen· fchieierbafi vermifcht mit dem
dunitigen Nebel des Winter-namens.
Neugierig preßte im Vordeilauien ein
Bäckerjunge fein Gesicht gegen di
Wagenfenfter und pfiff dann fchrill
und laut: »So leben wir, so leben wir
alle Tage.«
Erfchreckt fuhr Lenderg aus feiner
Träumen auf, lachte bitter. leise mir
dem Kopfe nictend.
Jn ein paar Minuten hatten wir
den weißen Forft erreicht Als ich
Oenderg aus dein Wagen half, fing e
on, dicht zu fchneien. Die kleine
thue Wolke verschwand. Ein trofilo
fer, dleigrauer Februartag begann
Die herren waren schon alle versam
melt, der antoefende Arzt ariifite
stumm und ernst. Die beiden Gegner
griiizten sich kalt. Beim Gruß be
rührte Mauer-Z- taum die Pelqmiitze.
Und dann maßeii wir die Entfer
nung aus.
Beide nahmen die Piitolen Kurt
preßte die Lippen fest aufeinander, als
Marter-s die Hand hob.
»Eins -- - zwei drei!'«
Lantiriichzend flog die Krähe von
dem diirren Banme auf, und schüttelte
eine dichte Schnee-nasse herunter. Der
blsnliche Rats-b durchschnitt einen An
genblick die Luft. Dann Mr ich Lurt
weinten - taumeln. Ich eilte dinz
und hier« ilin.
Seine linie Hand preßte er auf die
Brust.
Langfam - duntelroth fiirbte sich
l
i
i
das Hemd.
»Las; «ib. In biit oerivundet«, bat
ich flehend.
»Bi- Zur Itampiunsabiqleit iet: bin
nicht ieiae!«
Schiner ttiesz er c; hervor. und ein
Blutstrahl aJoll aus- dern Munde
Doch er richtete sich hoch auf, ohne
Beben nnd ieuerte ad.
Und drüben, eixt itellendes Lachen
Hein aurqelnder Schrei dann Tod
tenstille.
i ,··!luS.«
Flaum ver-kenntlich si.1rnir!elten es
von Kurte- blasseti Lippen, und schlaff
sant er ans den weißen Boden
Der «.-lr;t beimte sich iiber ihn unt
legte disk Ehr aus sein her-. Irauria
blickte er aus das bleiche Kindergeticht
- -- trmsria sck:uttelte er dak Haupt
Langsarn schlug mein armer Freund
die LIlnaen nochmals aus
»·«3lriiss’ mir mein Mutting s er
zähP alles Richard! Adieu outer
Freundl« Dann ein Seufzen
Eine Setunde daraus driiate ich
unserm Vlileriiinasten die einst so
glänzenden Auan zu.
»Herr von Manns itt todt«, meldete
der Arzt, ,!«ie Kuael gina snitten ini
den« »
Jeh neate mechanisch, unverwandt
aus den Kleinen schauend, und unbe
wußt rollten mir heiße Thränen über
die Wangen.
Da läuteten von seen die Kirchen
Flocken, zur Frühandaciit Langiam er
hob ich misb nnd schritt fast gebrochen
nach hause. Dort fand ich die Todes
nachricht der Frau von Oenberg vor
Zwei Iaae darauf beerdiaten toir
Aurt von Oenbera. Das ganze Beat
rnent ging mit, alle mit traurig-ernsten
Gesichtern, alle nur an ihn denkend
und von dern einen Gedanten beseelt:
»Die letzte Ehre unserm Alleriung
sten!«
-.I-s——
-« sie älteste Zeit-ers der sele
Jn Peling erscheint die älteste Zei
tung der Welt, die den Namen Ring
coo« führt· Sie lann bald ihr 1000
jähriges Jubiliium feiern, denn sie be
steht seit dem Jahre 911. Alle Rum
rnern des Blattei werden von dem
chinesischen Staat aufbewahrt Jm
Laufe der 1000 Jahre ist das Blatt
in Veeug aus Toren, Ausstattung
oder Güte des Papiers keinerlei Ber
äsderung unterworsen Irr-elen. Die
verschiedenen Redakteure waren mit
ihrem Kopf Mr den Inhalt des Blat
tes verantwortlich und das Resultat
davon ist, dass lrn Laute der Zeit 15
Leiter das Leben lassen mußten.
Wisse nnd Its-up
Sshnsliem »Vater, haben denn alle
l elf«
tetznsdietn deine Mutter hat
il .«
rHuettkez »Mit-indem willst du nicht
heute Abend in den Mus- gehent Du
M den ehlsssel —
tknnne aber n qaae in stTt siedet
s
L—·’ - «.:".-F:·.«s «t Z:'«...s - » Eh «
»J« L Ah ! .«, « c ( H1s «k.i Al( lsltt UUV «J! Ic! UCIJILX ATIIU
. x ! ! d l. - III.
.I· .. - . « . . . 8.. . .. H » . N . «
r ,1« . » . . » F
- . l , kl-. J I—«1 . . s - s . ( ( n! J . L It
c I H , « (’ s. . XLJUI s
- - . -.- -. -.-—----—
seien im stiller-ts
Eine heitere Geschichte erzählt das
Plöner Wochendlatt von einem psissii
gen mecklenburgisesen Artilleristen Jn
Mön war Artillerie einquartiert.
Prinz Joachim, der jüngste Kaiser
sohn« trat aus der Reitbahn ohne Be
gleitung an den bei den aufgestellten
Geschiißen Posten stehenden Artilleri
sten heran und bat ihn, ihm einige
Erklärungen zu geben. Der brave
Mecklenburger, der nicht ahnte. daß es
der Sohn des Kaisers war, erklärte
nun bereitwilligst alles das an den
Geschiisen und an dem neuen Beobach
tungswagen der Batterie, was er er
klären darste. Als der Prinz sich
dann dankend abwenden und dem»
Posten als Belohnung siir die sachij
kundiae csrkläruna seiner Wasse einl
Goldstück in die band drücken wollte.l
bemerkte der seiner Pslicht bewußte
Artillerist, daß er im Dienst nichts«
annehmen diirse. Wenn der Herr ihm
aber wirklich was aeben wolle, so
möge er das Geld aus die Lasette des
nächsten Geschützes learn. dort länne
er es sich nach dem Dienste abholen.
Prinz Joachim handelte nach seinem
Rath und wandte sich an einen Un
terossirien den er hat« dafür sorgen
zu wollen« dasi der Posten das ihm
nuaedachte Goldstück auch erhalte. Das
ist denn auch geschkben
sai eine Sau-feste det- quten at
ten seit können seufzte.
Die Kenntnisse, iider welche eine
Hausfrau der auten alten Zeit, die
fich die auf ein Drittel des lit. Jahr
hundert-s erstreckt, veriiiaen mußte.
ivaren feht manniaialtiae, und die
moderne Frau von heute hat alle Ur
fache, diefe Hausfrau als-· allertninve
.ften5 sich edendiirtia anzuertennen
Sie ertheilt sich fett-er ein ganz vor
treffliches Zeugnifz mit dieier »An»
tennuna«. Jene Zeit der Hausfrauen
alter Schule lieat nach tein Jahrhun
dert hinter uns und doch ift fie von
der unferen durch Vldariinde geschie
den, die nicht zu iiberbriicten find. Die
Eifenbahnen und Dampfer haben die
Erde und idre Verhältnisse einer to
talen Veränderung unterworfen. den
haughalt haben fie aug- allen feinen
Angeln gehoben. Damals wurde al
les zu Haufe gemacht: Brod, Bier·
eingemachtes Qbft, Wein, Kuchen,
Zwiebaet, Waffeln, Branntwein,
Rauchfleifch Gewafchen gepliittei.
ausgebeffet wurde zu Haufe. Wir
Modernen, die nichts oder doch fehr
wenig zu Haufe machen, haben auch
die Besiyfreude nicht, deren sich unsere
Altoorderen rühmten. Wir taufen
uns alles für fir und fertig und tren
nen uns demnach auch leicht davon.
Zur Zeit, da man sich alles felder
machte, oder mit fchwerem Gelde von
dem aufte, der es felbft gemacht hatte,
betrachteten wir die Sachen mit Liebe
als Gegenstände, an deren Giite und
Dauer sich noch ferne Nachkommen
freuen follten. Und zu jener Zeit ivar
die Hausfrau in ihrer Art eine fehr
refpettable Künfilerim die iider eine
Unzahl von Fertigteiten gebot. Alle
Künste, welche heutzutage der Pelika
teffenhiindler übt, gehörten damals
zum Reffort der hausfrau. Sie
mußte Brot und Kuchen, Paiteten und
Totten backen können, sie mußte mit
Pöteln Räuchern, Einmachen und
Deftilliren Befcheid wissen. Sie be
reitete Dufttoiiffer, Teiiitverfchiine
rungimitteh haarvomaden und auch
Schnavö. Sie verftand sich auf die
Bereitung von Weinen und braute
Bier. Die Geheimnier der Wasch
fiiche, der Speifetammer, der Milch
toirthfchaft, des Küchen- und Duft
aarteni foevie des Gewachshaufeo wa
ren ihr erfchloffen. Sie fchneiderie
und flickte die Frauen- und Kinder
tleider zurecht. Dabei fehlte es ihr an
musikalifcher Bildung nicht, auch
tanzte fie, finste- WIW sich aut
Kindererziehunz häusliche Gefunds
hemp lese und wußte mit Armen unt
Kein - umzugehen. Und»ivetin sie
»hei- Lnde die fleißiaen hande« ge
kühei, und »zum Guten den Glanz
Und den Schimmer« in nie ruhender
Arbeit gefügt hatte, musie fie aus«
noch ein lebhaftes Interesse an dei
seichsftigung des Mannes an der
M rege-u Solch« einer Frau toers
pe- vik, eine neue Zeit vorbereitendei
T von betete den
» KERFE-im- rasm via- m
enthalten
stse Ist-reiste als stenotwtsttm
Von der englischen Prinzessin Marh
wird berichtet, daß sie sich singst Un
die Geheimnisse der Schreibmaschine
hat einweihen lassen. Zwei Stenoths
pistinnen leisten im Marlborough
house Setretarsdienste, und die Prin
zessin bestürmte sie so lange mit Bit
ten, bis die eine von ihnen sich bereit
erklärte, Jhre tgl. Hoheit in die Kunst
des Schreibmaschinenwesens einzu
siihren. Die Prinzeisin erwies sich
alg eine sehr geichictte Schiilerin und
widmete sich so angestrengt ihrer Ar
beit, daß sie nach wenigen Wochen Un
terricht und Uebung so trtit war, um
es mit einer durchschnittlichen Steno
thpistin in der Schnelligkeit usd Nil
tigteit des Schreibens ausnehmen zu
können. Jhre lgl. Hoheit wird wäh
rend ihrer Ferien in Balmoral König
Georg hilfreich zur Hand gehen, indem
sie ihm manche seiner Privatbriese»1nit
der Maschine schreibt. Die Prinzessin
beabsichtigt auch Stenographie zu ler
nen und trägt sich mit dem tiihnen
Gedanlen. der Königin Marh regel
mäßig bei ihrer Korrespondenz zu hel
ien, wenn die tönigliche Familie im
Buckingham - Pniace weilt. Prinzeß
Marn ist das ersie Mitglied der eng
lischen Rönigsiamilie, das Schreib
maschine gelernt hat: sie ist auch die
lerste tgl. Hoheit gewesen. der ein
Konto an der Posi Office Savings
sBant eröffnet wurde: die Prinzessin
Herbielt an ihrem 10. Geburtstag ein
sont-.
. « »Hu-·
—
l
sue dein Zahlt-sie see steten
Die Erde legt aus einer einmaligen
Reise urn die Sonne einen Weg von
Ist-ist Millionen Kilometer zurück. Ein
Mensch, der das patriarchalische Alter
von list Jahren erreicht bat, ist also
während seines Lebens rnit der Erde
eine Strecke von sast einer Billion Ki:
lometer durch den Weltraum gesahren.
Das menschliche Herz macht in einem
Jahre iiber Ists Millionen Schläge Jn
jeder Minute unseres Lebens sterben
und erneuern sich in unserem Blute
1755 Millionen Bluttörverchen Die
Zahl der hautathmungsdriisen unse
res Körpers belaust sich aus mehr als
zwei Millionen. und serner besth un
ser Körper über 2000 Knochen von
verschiedener Grösse und Form, dazu
iiber 5410 Musleln, deren jeder durchs
Blutgesäße ernährt und durch Nerven
regiert wird.
Der Untersucht-Ich als Polizei
wese.
Eine neue Waise wird jetzt auch die
Polizeisnannschost in Braunschweig,
wie es bereits in verschiedenen anderen
Großstädten der Fall ist, erhalten,
nämlich den Gummischlauch Bei
Schlögereien, in die die Polizeibeam
en einzugreisen haben, oder bei Wider
setzlichleiten von Arrestanten ist der
Gummischlauch eine beachtenswerthe
Wasse. die bei ihre Anwendung ebenso
energisch wirtt, wie der Säbel, aber
keine blutende Verletzungen hervor
rust. Durch den Gebrauch des Gam
rnischlauchs soll die Anwendung des
Säbele möglichst vermieden werden«
Mittel zum sites
A.: »Jhre Tochter hat seht auch
Klavierunterricht hat sie denn auch
·Talent?«
B.·. »Das weiss ich nicht, aber ich
lebe streng daraus, daß sie täglich silns
Stunden übt!«
A.: »Das ist zu viel. Jch fürchte,
sie wird die Musik hassen lernen und
dann teine Taste mehr anrühren wol
len!«
B.: «Sehr richtig -— so dachte ich
mir auch!«
Sonst-seen
»denn mai-. ich zu Hause bei inei
ner Mutter bleiben.«
,,9llso sozusagen Muttervslichten.'
Wes Asche- Ioeeden Itll . . .
Lehrers »Sna’ mal, Fritz, wenn Du
einein Deren Futellliaerweise aus den
; Fuss trittst. nsas wiirdesi Du saaen7«
Fris: »Ich würde sagen: Entschul
digen Sie, mein herri«
Lehrer: »Seht aut. Wenn Dir der
Herr nun lilr Deine hsslichteit zehn
I Pfennige schenken würde. was wlledest
Du dann thunP
eth: »Dann totiede ich ihm aus den
andern Fuss treten und ebenfalls ta
gen: Entschuldigen Sie- sein herrl«
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