Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 28, 1910, Zweiter Theil, Image 18

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    Roman von
Hin-«- hartem Hilspz
(6. Fortsetzung)
Immer glückseliger sah er sie an,
und dann sagte er es tecl heraus
«Sie müsste ganz so beschafer sein
wie Du, Else."
Sie stand still. Sie sah ihn an
Dann lachte sie und ging weiter.
«Kurmacher«, sagte sie scherzend.
Man war nun im Parl, wo ihners
nicht so viele Passanten begegneten.
Eine Minute lang gingen sie schwei
gend nebeneinander her.
Dann begann hans wieder: »Di!
nimmst mich nicht ernst, nicht wabrs
»Na-en wir doch von was anderm«
rief sie heiter.
.Rein. Else, bitte, steh mir Rede«,
bat er siebentlich -— »ich muss Dir
sagen, daß ich Dich lieb habe! Schar
damals, als ich Dich drüben in Berg
heim traf, da war mir's klar, dasz meir
Herz Dir gehört aber damals dabe
ich darüber noch geschwiegen, bin mitJ
mir zuRathe gegangen. hab’ alls ges «
wissenhast erwogen, hab’ eine Zeitl
darüber hingeben lassen aber mein
Jnneres sagte mir, dasz ich mich nich
getäuscht habe ssss nnd nun, Eise, nur
ich Dich wiedersehe, nun «ubelt Dir
nrein Herz entgegen. nun haide ich nich
eher Ruhe nnd Frieden, als bis ick
Dir alles klipp und llar gestanden
habe — Else, Geliebte. Du, Du bis
es, die ich liebe: Du nur kannst mir
das höchste Glück des Lebens geben!«·
»Als-) eine Liebeserllärung in
«aptima sorma«, ries sie. blieb ste
hen nnd sah ihn »Es-er an. »Und
das gleich am ersten Tages Netto
Insang das darf man wohl sagen«.
scherzte sie weiter.
« lse«, bat er innigst, ,,glaube mei
nen Worten!«
Da sah sie ihn plöylich mit blitzen
den Augen an und fragte schnell
«Und wer sagt Dir denn, das-, ie
Dich wirklich so von Herzen liebe
wie Du es verlangst, so um deiner
selbst4 -tvillen?«
Einen Augenblick saa er sie ttarr
und sprachlos an, dann sagte er leicht
erzitternd· »Ich habe geglaubt Elle
es annehmen zu dürsen.«
»Und warum, mein Lieber-P«
..Weil die Art. wie Du mich behan
delt hast — o. Else, ich bitte Dich
ich kann mich doch nicht so sehr ge
täuscht habest«
»Ich will Dir mal was sagen,
hanj«, entgegnete sie jetzt ruhig und
ernst, »ich leugne es keinen Augenblick
daß ich Dich recht gern, sehr aern hole
. .. aber nun tbu mir den Gefallen
und sprich vorerst nicht wieder davon:
eine Frau, die das durchgemacht hat
wie ich, die muß erst mit sich zu Nati
gehen, bevor sie eine neue Ehe schließt
So Und nun genug davon. Wenn icb
hier erst wieder ein wenig heimisch ge
worden bin, dann können wir weiter
darüber reden und dann fange ich at
lein davon an. Bis dabin aber
«srlence«! Das bitt’ ich mir aus.«
»Wie Du willst«, sagte er nur.
«Aber jetzt nicht etwa den Brummi
gen herauskehren!« ries sie, »dann has
Du ganz verspielt!«
»Ach, Else, mach mit mir, was Du
willst! Jch bin dein Sllave!« erklärte
er hingebend.
»Na ja, jetzt noch ’n KniesalL und
der Skandal ist fertig! . . .. Da lom
men Menschen; also nur mal ’n biß
chen zusammengenommen!«
Er rasste sich aus.
»Gut«, sagte er fest, aber doch hei
ler, »Du sollst sehen, das-, iels mich be:
herrschen kann! Du wirst zufrieden
sein mit mitl«
»Desio besser wird die Behandlung
sein«, scherzte sie.
Ei gesellte sich ein Bekannter zu ib
nen, und nun ging man zu dreien
heimwärts.
Und als sie daheim waren, saieltens
sie beide so unbefangen die Komödi J
lustig weiter, daß die sorgliche MarnaJ
keine Spur merkte von dem das man
draußen im Park abgemacht hatte
»—.—.--—.-.-.-4«.
Mit jedem neuen Tage empsand
hauz es klarer und deutlicher. daß er
die schöne junge Frau ties und innig
liebte daß er ohne sie nicht mehr leben
konnte Aber getreu seinem Versore
chemsagte er zu der Angebeteten kein
Wptt mehr von seiner Zuneigung, son
dern harrt-e geduldig aus den Moment
wo sie allein davon anfangen würde.
Bellen ungeachtet aber blieb er des
liebenswürdige elegante Kavalier, der
sein-er Dame jeden Wunsch von den
Augen ablas und sie rnit allen erdenk
lichen Auswertsarnkeiten und Galan
fetten umgab.
. atFrau Elle lächelte zu alledem unt
« sich aTe die grossen und kleinen
« Waise gefallen: sie war stets
tin Dani scherzte mit
« oft r war sie direkt ausge
»Wi- Mnte aber der-rieth sie mit
M sl
wwawnmn
ae ommen e
IRS-see s- lelsuead harrte.
klug du ein paar Tage lang
’direkte hoffnung zu machen, da fing
er an. sieh Sorge zu machen. und dachte
ernsthaft dariiber nach. wie er sich ihr
Betragen deuten sollte.
Und da mit einem Male fiel ihm
ein« was einft die Mutter ihm gesagt
hatte. daß Bruno sich einst für Else
interessirt habe.
Das gab ihm einen Ruck. All seine
Energie war plötzlich aufgewacht Er
mußte Gewißheit haben. -
Gleich in derselben Stunde ging er
tu der jungen Frau, begann eine Un
Pterhaltnng mit ihr. nnd im Laufe des
HGesvrächs fragte er, scheinbar ganz
znebenbeit »Sag, Elfe, möchten wir
nicht auch mal hinausfahren zu Bru
no? Es wird Dich doch interessiren
sein Gut kennen zu lernen, nicht
wahrs«
Einen Augenblick sah sie ihn fra
gend an. dann antwortete sie. heiter
wie gewöhnlich: »Gewiß interessirt mich
das, fahren lvir hinau3.'·
Leicht zögernd sagte er nun: »Dort
bittr, sei ganz ehrlich, wir lönnen es
auch unterlassen, wenn es Dir vieli
leicht irgendwie peinlich wöre."
Sie biß die Zähne zusammen und
fragte dann erstaunt: »Wieso sollte e
mir denn peinlich seini«
.Nun, man erzählt sich hier doch
»Was erzählt man sich!?"
«Daß Brnno sich früher fiir Dich
interesfsrt haben soll«, -— fest fah ei
sie an.
Und ebenso fest sah sie ihn an: »Und
trag weiter? Nun. so sprich do !"
Ein wenig- verlegen schwieg er.
»Nun. fo sprich doch! Was erzählt
man sich fonft noch?«
Endlich bat er flehentlicht »Else.
bitte, sag es mir, liebst Du ihn oder
hast Du ihn geliebt!?'
»Bist Du vielleicht eiferfiichtig. mein
Lieber?«
«J-.1!" fuhr er da anf mit Leiden
schnit. »ja, ich bin eifersiichtigl Jch
liebe Dich so heisz und innig, das-, ich
einen Nebenhuhler nicht ertragen sonn
te nnd ihn am allerwenigsten-«
Sein Ton, seine zitternde Stimme
crschreclte sie. Ein wenig eingeschiichs
tert sagte sier »Jen, es ist mal-L Bruno
hat sich einst sin mich interessirt, da
mals vor Jahren —- — — «
Lebend vor Erwartung sah er sie
e
an.
Und leite, zaghaft fuhr sie fort
.Und ich habe ihm damals lehr weh
gethan: aber damals war ich jung und
unerfahren: erst jetzt vermag ich zu
ermessen. wie weh ich ihm damals ge
than habe."
Sie schwieg. Eine Jhräne perlte
in ihrem Auge. Und wehniiithiq sah
sie hinaus in den herbitlicben Tag.
Auch er schwieg. Ihre Worte er
criiien ihn tief.
Endlich begann sie wieder: »Aber
darüber sind jetzt ja Jahre hingegan:
aen. und ich hoffe, daß er heute eis
Anderer ist, und daß er mir heute
niebt mehr zürnen wird«
Noch immer schwieg Haus« fragend
iah er sie an.
»Ja, ich will ihn wiedersehen«. sag
te sie dann entschlossen »Und met
er mir auch ietzt noch zürnt, dann will
icb ibn um Verzeihung bitten.«
»Else««. iraate er nun, leile und bit
und, »Na mir liebst Du ihn?«
Sie sah ihn ernst und rubig an und
erwiderte: »Nein, geliebt habe ich ihr
nie!«
Hans athmete aus. Voll inniger
Dankbarkeit küßte er ihr stumm die
Hand.
Jn diesem Augenblick gerade trat
die Marna ein; aber sie blieb in der
Thür.
,,Oh!« ries sie lächelnd.
Aber Hans entgegnete schnell
..Kemm nur näher, Mutterchen.«
Und dann, mit einem glüetleliqen
Blick aus die junge Frau, ging er hin
aus«-.
Nun war er beruhigt.
Langsam trat die alte Dame näher.
»Ein lieber Junge nicht wahr?«
fragte sie, mit freudiaem mütterli
chem Stolz ihin nachsehele
Eise nickte ihr stumm freundlich zu.
»Und so ein gut-r Junge! Ein
;herz, treu wie Gelt-? lebte Mantu
irben ihren Liebling weiter. »Und da
bei auch so ein tüchtiger Mensch! Un
ser alter Busch hat mir erst heute wie
der gesagt, daß er sehr zufrieden ist
mit ihm s« ach, ich wünschte ihm.
daß er jetzt eine liebe, junge Frau be
iisime —- dann wäre mein Gliick voll
ständig
Wiederum nieste Eise nur.
Da legte Mamachen den Arm in
den der jungen Frau, und dann fragte
sie mit- all ihrer Liebenzwiirdigkeitk
,»Yu, Eise, gefällt er Dir auch ein we
nig. der hausi«
eOie junge Frau blieb etwas zurück
haltend, indem sie leichthin erwiderte
»Aber ja. Wintereis-h ich habe es Dir
doch neulich scheckgesugst, daß er sich
gr« zu seinem Berti-til verändert
Esaus-ke- Wu vi- entsetzliche
Mutter nun nicht«-zu werden. Aber
kr: tät-rä- aää giar niehztuvthwendig
— u - . e " e Gen
Erstanden de Mitglieiknsiir its-;
« nie MMZYZHIM wiss III-'
III Wille-Flieh — ti- iamste sich
sin. as :
siees. dies-se si
Fersuch aus sie ohne jeden Einfluß
Zieh «
Am Sonnabend der zweiten Woche
seit Eises Antunst gab rau Konsul
ein arößeres Fest zu dren ihres
Geistes.
Auch Bruno war geladen. und
zwar aus Eises Wunsch. Einen Art-«
Fenbliel batte das die besorgte Mut- ;
ter erschreckt aber Hans tröstete sie
sofort dafz nichts zu befürchten sei s
und so hatte man ihn getaden ja,s
Frau Eise hatte sogar mit eigener
Hand die Wortes »Besten Gruß von
der wilden Lilie« aus seine Einla
dungstarte aesasrieben -- aber auch
darüber beruhigte Simonie Mutter.
Als Brnno am nächsten Morgen
diese Karte betarn wurde er bleich.
und seine Hände begannen zu zittern.
Immer und immer wieder las er mit
starren Augen: Besten Gruß von
der wilden Else«.
i Bei-end legte er endlich dir start
ort.
Seine Rude, die sonst ihn nie ver
ließ, war dahin, alles in idrn tobte in
wildem Aufruhr durcheinander
Alte Wunden, die längst verheilt
waren, brachen nun von neuem aut·
und wilde Schmerzen srasien und
ksobrten in ihm.
Länast hatte er geglaubt daß dies
Stück Vergangenheit sitr ibn todt und
bemessen sei -—— ja ost hatte er über
all das Web das er damals durchge
macht. schon lächeln tönnen und
nun mit einem Male war alles wie
der da — alle Wunden und alle
Schmerzen —- und alles nur durch
die paar Worte Besten Grusg von
der wilden Else.«
Mit brennend heißem Kopf, mit
fietnrnden Pulsen so lies er durchi
Feld.
Ruhe! Urn Gottes willen nur
Ruhe!
Aber alles war u.:tsonst.
s Von Minute zu Minute wuchs seine
scrregung stieg seine sieberische Angst
» Endlich ging er wieder nach Hause,
schlos-. sich in seinem Zimmer ein —
sund nun sant er binJoie gebrochen
uno ne, oie iom oa -
mils so weh gethan hatte fo unendlich
»wen, sie waate es, jetzt wiederzutom
i"en und ihm dieien Gruß Zu fch1
clen’? Tag eben war es, was er nicht
begriff.
Ach, wie hatte er dies Weib aelieth
Alles alles hatte ei für sie gethan!
ivlllesl Alle-It
« Er, der lfinfame der Schwerfälli
ae der nie bei den Mädchen Gliiet ae
habt hatte. er hatte sich einaebildet,
Idaß fie, nie schöne luftiae Elte, ihn
allen anderen vorzöae er hatte ih
ren Schiterworten ihren Tändeleien
gealaubt hatte fiir bitter-en Ernst
aennrrimen sing doch nichts als ein
Flirt fiir den Augenblick nichts als
die tol«e Madchenlaune eines wilden
Kindes sie hatte sich nur amiisi
ren wollen, sie hatte mit ihm gespielt
- nicht- als aeldielt — und er, der
Unbebolfene derGiiifame er hatte fein
Beftes fein Cidelite 5 ihr opfern wol
len. er nahm es fiir bitteren Ernfin
Ach und dann eines Tages das Er
wachen aus dem Gliickstraumt
Sie beitte einen anderen ach-ira
: ibkn
Wabnsinnia, wild aiifqefchrieen bat
te er! Alles-, was er im Bereich feiner
Glieder hsitte, wurde zerdrückt, zerbro
chen, zertreten getobt. aeflncht und
aedroht hatte er --- wie ein rafendes
Thier hatte er qewiithet s- sich fetbft
acmartert und gepeinigt, Tag und
Vachtt Und doch war ja· alles um
sanft gewefen, denn sie war ia fort fiir
immer ihm verloren —-—- sie hatte ja
einen anderen aeheirathetl - -——
Und dies alles, was er damals
durchlebt und durchlitten hatte das
war todt und bearaben aewefen das
hatte er im Laufe der Jahre mit be
bender band in den Schopr der Ver
gessenheii gebettet. Und nun mit
einem Ruck brutal und gewaltig,
war alles wieder daf aufgeweckt auf
geftandem und riittelte mit harter
Kraft an feiner Seele und fchlua ihr
in Bann und Fesseln. genau wie da
malz.
Machtlos und traftlos laa er da,
der arofie nnd ftarte Mann, der blon
de Hüne der bisher fo unbeugfam
dem Leben ftandgebalten hatte.
Aber vliitzlicb raffte er sich auf.
Zein altes troßiaei Bauernblut rie
felte. llnd nun befann er fich. Nun
wiås er das Gefühl der Schwäche zu
ri
Hart fein! Das war jetit die
Hsiuorfachex jede weichliche Regung
ersticken.
Er wollte sie. die einft ihm das ge
than, nicht rnebr wiedersehen todt
und veraeffen follte sie fiir ibn fein
und bleiben! Ja, fo follte es fein.
· Kurz entfchloffen fette er lieb bin
nnd fchrieb der Mutter einen Absage
brief knapp, aber freundlich
Bereits in der nat-stets Stunde
aina der Brief ab Der alte Buch
halter Walten der in der Stadt et
nen aefchäftltchen Auftrag feines Deren
zu erledigen hatte. nahm ihn mit.
I Brand insiruirte den Alten, des
das Felsnglche VIII ssch nie betrei
ten hatte, TM genan, denn es lag
tin- davun. s der Brief direkt tii Ue
M der Mutter gelangte; und Wat
ter versprach, altes prompt zu erledi
gen.
Als der Wagen rnit deni Buchw
ter abfuhr. sab Bruno ihrn einen Au
genblick mhmiitbig nach —- er iiibltr.
daß er rnit dieseni Briese alle Brücken
zwischen sich und Eise abbrach » einen
Augenblick bedauerte er sein Tbum
aber nur einen Augenblick, dann war
er start.
Nun ging er ins Feld. um allein zu
sein.
Aber draus-en tras er einen Nach
darn, der aerabe aus der Stadt zu
riictlarn· Man wechselte einige Worte.
Plötzlich saate der Nachbars »Uebri
gen-Z, Jhre alte Flamme, die tolle
lslse, ist ja wieder da; ist verdammt
hübsch geworden!« .
Mit Gewalt hielt Brut-to an sich.
Sie irren, lieber Freund«, entgegnete
er rnit rubiqern Lächeln, »zwischen der
jungen Frau und rnir ist nie etwas
vorgekommen wir sind aut befreun
det, mehr aber auch nicht.'
.Na, dann um so besser«, ries der
andere burschitos, «es ist in der Stadt
nämlich schon «ein ossenes Geben-miß
daß Jbr Bruder hanc nun die Frau
tieiiniiibren wird.«
Brutto fühlte, wie er erbleichtr. Wie
ein Schlag tras ibn diese Nachricht
Aber rnit letzter Krast zwang er sich
zu Ruhe und entaeqnete scheinbar
leichibin· «Ach wissen Sie. in der
Stadt wird so viel zusammenge
tlatscht, daß man immer btos die
Hälfte davon glauben tann.«
»Nun, ich wollt’s anen blos er
zählen, denn Sie hören und sehen hier
ja nichts von der Welts«
Lock-end verabschiedete man sub.
Als Bruno allein war. ichwand
seine Beherrschung dahin. Alles in
itnn bebte von neuem, alles war wie
Der in Aufruhr
Wenn es wahr wäret Wenn sie jetzt
den Hans heirathete!
Ach. er wagte es noch nicht« das zu
erlauben.
Dennoch aber naate eine heimlich
Anast an ihm, die Anast. dass es doch
viellxicht wahr sein könnte.
Wenn hons sie heirathete!
Ach! Der Gedante trieb idn zun:
Wahns-nn.
Immer dieser Bruder. der ihm das
Glück wegnahm! ckrit hatte er ihm
das her- und die Liebe der Mutter
aenommen dann hatte er ihm alle
Freuden und Wonnen der Jugend
veeiiillt dann ihn in Schatten ge
stellt, wohin man auch getommen war.
dann hatte er mit leichter Hand
sein schwer erworbene-H Geld verfu
lelt - und nun lam er wieder und
nahm ihm die letzte onisnnnn aus das
Gliicl s — ach, zum ersten Mal
tnar esJ ihm llar. das-, er seinen Bru
der haßtel
Jn. es war ein heis;er. ehrlicher
Hosi. der ihn eriiillte. ein baß, so bit«
ter ernst. to ties, daß selbit der Tot
diese Kluft nicht zu überbriicken ver
mochte.
Aber halt! Jetzt aab·S lein Zu
rückweichen nein jetzt biesz ex, sieh
muthdoll itellen.
Und nun stieß er mit einem Male
all seine Pläne und Vorsäize um.
Jetzt emvsand er es als eine Pflicht
sich selbst aeaeniiber, daß er dem Fest
seiner Mutter bewohnte
Ja, das wollte er nun!
Ang in itluae wollte er sehen, ot
sie es wagen würde, ihm das anzu
thun.
f i I
Als der alte Buchhalter den ge
schäsilichen Austrag seines Herrn aus
aeiiibrt hatte, machte er sich daran
ietzt den Vrivatbries zu besorgen und
ging zu Felsings.
Der Diener siihrte ihn sogleich zu
der Herrin des Hauses, der Walter
mit einer Embsehlung Brunos das
Briesshen abgab.
Frau Konsul nickte gnädig- erbrach
und las den Brief. Und als sie gele
sen hatte, ging ein leichtes Lächeln der
Beruhigung über ihr Gesicht, diesmal
war es ihr doch lieb. das-, Bruno nicht
lam!
Ja diesem Augenblick trat auch
saurem
Die beiden Männer begrüßten sich.
und einen Augenblick lang sahen sie
sich sest an; sie tannten einander nicht.
haben sich nie im Leben gesehen, und
dennoch sab der eine im Gesicht des
anderen etwas, das ihn einen Augen
blick lana sesselte und ihn an irgend
etwas erinnerte.
»Damit schreibt ab«, sagte die Kon
sulin, »e: lann nicht lommen.«
«So so«, meinte ni nur —- auch
ihm tvar es so ganz ieb —— dann wen
dete er sich dirett an den Alten: .Srnd
Sie bei meinem Bruder angestellt?«
Malta-, der noch immer nicht wuß
te, wo er diesen jungen Mann schon
«mal gesehen hatte, anttoorteter Aa
wohl, Herr Felsing. ich bin Ouchhalter
bei Ihrem herrn Bruder —— Walter
ist mein Name.«
. Und nun, beim hör-en dieses Na
mens, huschke es wie etn leises Er
schrocken iiber dank Gesicht
, Und im gleichen Augenblick auch
mesann sich nun der Alte, too er dies
Gesicht schon einmal ,ehen hatte —
Lein Schrec. ein en eiltchee W
vakat-it nic
uädae alles dauerte leinen Augen
r .
Dann skmte Hans ruhig und herab
lassendz »Bitte, grüßen Sie meinen
Bruder. und sagen Sie, wir bedauer
tm sehr. daß er nicht kommen tönne.«
Jm nöchiten Augenblick war der
Alte draußen. «
Ader wie er binausgelonimen war,
wußte er nicht.
Er zitterte, denn er war maßlas
erregt.
Er hatte eine Entdeckung gemacht,
die ihn vor Schreck erstarren ließ »
eine fürchterliche Entdeckung
Sian wußte er. Iver seme arme
Tochter in den Tod getrieben hatte —
dirler junge, elegante Herr war es
gewesen.
Ach, er bebte vor Wirth jeder
Nerv in ilikn bebte.
Jn, in, dieser Kavalier war der
Mörder.
Jeder Zweifel war ausgeschlossen.
denn die Arbalichleit mit jener Pho
tographie. die bei der Todten gesun
den murde. war nnvertennbnrx unter
Hunderten hätte er diesen Menlchen
iviederertnnntl Und dann sein Er
fchreeten, als er den Namen Walter
hörte - nie-Z- iprach dasiir, daß er ee
war.
Aber halt, da war ja noch ein Er
iennunkiizeeiebem
Der Photapraphirte trin einen
llnifornirad, er war Einiiihriger Leim
GordesLllexnnder:Reainieiit.
Nun also eine Bestiitiquna finden,
das-i Herr Felsing dort sein Jahr ab
gedient hatte.
Mit lesterKrastanstrenqnnq schimp
te sich der alte Mann in die Restauras
tian, die neben dem Felsing’schen
Haufe war.
- iFortsetzung folgt) »
Ob—
Ueber den Takt.
ifg ist ein eiaenes Ding um den
Juki. Es aidt iiatiirlicheJ Tattqesiihl
und einen iinerzoaeiien Tritt, der zwar
jene-: nicht ersetzen kann, aber doch ge
ni:at« um im Verlehr mit den Meri
scheii einigermaßen aus-zukommen Der
angeborene Takt ist durchaus- nicht
niix ein Vorrecht der Gebildeten
Auch ganz schlichte Arbeiter kein
nen ein erstaunlicheg natürliche-I
Taltgesiihl entwickeln. Eine newisse
Feiiisiihligkeit siir das-, was der
Situation angemessen ist« die sich
nicht anerzieben laßt. Jm allgemei
nen trird eine gute Erziehung die Ent
iiticklung dieses Taktgesiihls fördern«
so daß inan im allqeineinen Tattlofia
teit ali- ein Zeichen schlechterErziehuna
ansehen tann. Taktaesiihl ist eine so
unaeheuer ioichtiae Eigenschaft siir das
tägliche Leben, daß ihr Mangel sich
boetät unangenehm bemerkbar macht.
Viele Menschen wären ganz liebe
Frei:nde«und Kameraden« wenn sie
nicht taktlog waren. Man lebt in ei:
ner ewigen Anast, dasz fie irqeiid etwas
sagen oder thun« was verletzen must.
und dieses Gesiihl der Unsicherheit
macht uns den Verkehr zur Qual. Ge
wöhnlich leidet ein an sich ganz unbe
theiliater, seinsiihligerMensch unter der
Tcltlosigkeit, die ihn gar nicht trisst«
viel mehr als der, dem sie gilt· Es
kann uns siedend heiß werden« ioenn
wir im Gespräch eine große Taktlosig
teit herannahen sehen. Sie kommt
wie ein Gewitter, unaufhaltsam, und
zerstört uns jede Freude am Gespräch
und an der Gesellschast. Es gibt Men
schen« die« um die Iattlosigkeit eines
anderen zu verhindern oder wenigstens
zii vertuschen« selbst irgendeine Unge
schicllichkeit begehen« nur damit es
nicht zu der unvermeidlichen Krän
kung kommt. Jch habe bei einer sol
chen Gelegenheit einmal einen herrn
eine kostbare Blumenvase sollen lassen
sehen. Er lud sich zwar den Nus gro
ßer Ungeschieklichkeit aus« aber die
Wirthin des hausej war vor einer gro
bei-. Taktlvsigkeit von dritter Seite be
wahrt.
Wenn nun schon im gewöhnlichen
Leben der Takt eine so graste Rolle
spielt« wieviel mehr da, wo es sich um
Menschen handelt« die besonders zarte
Rücksicht verdienen« ich meine Kranken
aegeniiber. Es .ist erstaunlich« wie
sonst ganz tattvolle Menschen« offen
bar durch das Ungewohnte der Situ
ation veranlaßt, völlig versagen. Ge
hört der Takt im gewöhnlichen Leben
zur guten Erziehung« so wird er dem
Kranken gegenüber zur absoluten
Pflicht, zu einer Nothwendigkeit. Der
kranke Mensch besindet sich stets in ei
nein Stadium erhöhter Empfindlich
let-. Das Leben um ihn regt ihn aus«
jede Kleinigkeit wird bei ihm zum Er
eigniß« eine sonst kaum beachtete Be
wegung, ein unbedachtej Wort löst bei
ihin Gedankengange aus« die ihn un
gemein quälen und depriinieren kiins
nen und die nicht selten sogar eine
Uerschlirnmeruna des Allgemeinheit-i
dens herbeifithren.
sei jedem Kranken sind die Nerven«
wenn ei sich nicht um apathische oder
lethargische schwere Zustände handelt,
in eine-i Stadium erbö ter Rei bar
keit. Dazu braucht die rank tak
splche noch gar nicht so schwer u sein«
es kommt vielmehr dabei in rachs,
tote der Kräftezustand auch der Nerven
vor, der Erkrankung war. Diese ek
A
höhte Reizbarleit läßt uns Dinge un:
angenehm empfinden, die in normalen
Tagen uns kaum zum Bewußtsein
kommen. Einige Beispiele werden das
Gesagte leicht verständlich machen
Wenn ein Manier im Bette liegt und
vor seinerThiir zweiMenschen sich stil
sternd unterhalten hört, so regt ihn
das aus. Er denkt unwilltiirlich, die
unterhalten sich über dich, du bist wohlF
doch tränter als du glaubst. Er wird
seiner Besorgnisz teinen Ausdruck der
leihen, weil. er iich vielleicht vor der
Wahrheit fürchtet oder gewiss ist, doch
nichts zu ersahren, aber der Gedanke
läßt ihn nicht los: Was haben die bei
den gesagt, was sollte ich nicht wissen?
Ein solcher Gedante tann immer quä
lender und guälender werden und
schließlich dem Kranken den Schlas
rauben. Dabei muß man nicht der
gessen. daß eit ja nicht bei dem einen
Gedanken bleibt, das überreizte Ge
hirn spinnt in unglaublicher Geschiiss
tigteit den Gedanken zu einer ganzen
Kette von unliebsanten Ueberlegungen
cui-. Kein Mensch der Umgebung weiß
sich zu ertliiren, warum der Kranke
die Nacht so schlecht verbracht hat. Nur
die unbedeutende Tattlosigteit war
Schuld daran.
Ein anderer Fall: Ein beschäftigter
Kaufmann liegt an einer Jnslnenza
danieder. Die Umgebung weiß, das-«
jede Aufregung vermieten werden soll
Da bringt das Mädchen die Post; die
sorgende Gattin sieht einen Briesz von
dem sie weise er wird nur Unangenehs
meit enthalten. Mit schnellem Griss
entsernt sie ihn und steckt ihn ein. Der
Strantte hat die schnelle Bewegung ge
sehen, er weiß, man will ihm etwas
verbergen; tein Wunder, wenn er sich
ungeheuer ausregt und diese Erregnng
seinem Zustande schadet. Hier lag die
Tattlosigteit oder vielleicht besser ge-«
tagt,1lniiberlegtheit in dem hastigen
Ergreisen des Briefes. Hätte die Frau
den Bries ganz ruhig genommen, ge
iissnet und gethan, als ob es ein siir sie
bestimmter wäre. dann hätte sder
graute teine Schädigung ersadren.
Man mus; eben an alles denken, man
tziukz vermehren um m nie Lage oeo
Patienten zu versehen. Co ist tattloe,
in Gegenwart eines Krantem der zu
seiner Qual dao Zimmer hüten muß.
dor. einer Landbartie oder einem Spa:
zieraang zu sprechen. den man beab
sichtigt. Eine derartige Bemerkung
muss, doch in dem Patienten das trau
eiae Bewußtsein seiner Lage hervor
rufen. er wird mit Neid und lfnttäus .
ichung daran denten, dasi die anderen
in die schone Natur hinausgehen kön
nen und er im Zimmer bleiben muß.
Fragloo ist an solchen Taktlosiateiten
eine aewisse Gedankenlosigteit schuld;
man soll aber nicht aedantenloz sein.
Auch die Aerzte begeben darin man
chen Fehler, und bei ihnen ist das noch
viel unentschuldbarer. Wenn man in
Betracht zieht, das; das Wort des Arz
tea dem Kranken und seiner Umge
hing wie ein Evanaeliurn oortornmt.
io wird man verstehen, daß der Arzt
doppelt vorsichtig sein soll. Nehmen
wir folgenden Fall: Ein Arzt wird zu
einem Kranken gerufen. untersucht
diesen, sagt einige beruhigende Worte
und begeht dann die Tattlosigteit, in
Gegenwart deo Kranken zu de en
Frau zu sagen: »Ach, gnädige F u,
ich möchte Sie noch einmal allein spre
chen.'« Ja, das ist doch das Schlimm
ste, was er demPatienten anthun kann,
denn dieser zieht natürlich den Schluß,
es stehe um ihn so schlecht, dasz man es
in seiner Gegenwart nicht sagen tönne.
Lin sich laa bei dem Arzt eine wohlge
meinte Absicht zu Grunde, sie oertehrte
sich aber durch die Tattlosiakeit ins
Gegentheii. Das darf einem Arzt nicht
passieren. Jn früheren Zeiten sprachen
tie Aerzte am Krankenbett nur Latei
nilch, das roar sehr gut, denn die Pa
tienten verstanden zumeist diese Spra
che nicht: ganz falsch ist es aber, wenn
heute Aetzte bei einem Konsiliunr
plöhlich lateinisch zu sprechen anfan
gen. Sosort merkt der Kranke: »Aha,
jetzt lornmt etwas, was du nicht hören
darfst, also steht es schlecht um dich.
Man darf nicht in Gegenwart eines
Erblindeten von schdnen Bildern,
herrlichen Blumen u. dgl· sprechen
Man soll einem Kranken nicht etwas
zum Essen schicken, was er zwar gern
ißt, aber nicht essen dars. Das sind
alles Kleinigteitem die fiir den über
reizten, empfindlichen Patienten rie
sengroß und auälend werden.
Wer mit Kranken zu thun hat, muß
eben seine Gedanien beisammen haben
und in jeder Minute sich vergegentviirg
tigen: Wie wirkt es, wie wird das und
das aufgefaßt werden's Ei gibt Men
schen« die gebotene Kranienpsle er
sind, die jeder Patieni gern um ch
hat« bei denen er sich geborgen und
wohl siihltz sieht man genau zu, so
sind das Menschen von großem Takt
gesiibl. Ruhig sich bewegen, ieine un
ndthige, vermeidbare Unruhe herausbe
schwören, nicht zu viel beschäftigt er
scheinen, eine heitere Miene ze n. Si
cherPt in allen handlungen, as ge
hör zum Takt Kranken gegenüber.
Vi. P. Meißnen
Ma Leute scheinen u l
das s d im dazu de Pfui-WITH
deren Leuten in die Augen zu M
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