Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 21, 1910, Zweiter Theil, Image 16

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    ak
Uas kmth f
Novellerte von Caererdeck.
Peter Söller ronr Arbeiter-. Da er
ein besonderes Handwerk nicht erlernt
hatte. so darf es Niemanden wunder
nehmen daß sein Tagelslm sich nur
aus drei nnd eine halbe Mart betief. -
Was Häuschen nicht lernt. hole
Hans nimmer ein. Da Peter Mbller
die Wahrheit dieses Sprichworts aber
nicht anerkannte, so haderte er mit der
ganzen Welt.
Zu jedem, der es hören wollte,
pflegte er grollend zu sagen: »Ich
habe von meinem »lutnpigen« Einkom
men eine Frau und zwei Kinder zu
ernähren, na, und man will selbst doch
auch leben.'·
Einmal in’s Fahrwasser gerathen,
berührte er selbstverständlich auch das
Kapitel der »versluchtenMußauogaben«
nnd zählte an den Fingern ber: Kran
tenlasse, lslterkp und Jndaliditätsver:
sichetung und Einkommensteuer Hin
s:chtlrch der letzteren fügte er recht os
senlierzig hinzu, daß er sie griindsäy
lich nicht eher entrichte, als bis das
Gerichtcvollzieheramt ihm aus den
Hals riiiklr.
Daan sprach er gelassen das Wort
»atrßerdem« aus und fuhr hieraus mit
einer großartigen Armbewegung sort:«
»Na. und was sonst ist, must sein, das-i
erfordert schon die Chre." ’
Die Ehre erfordert strilte Voraus-J
besahlunq des Beitrages siir den Ge-«
selligen Verein, dem er als Mitglied
angehörte sie verlangte, daß er pünkt:
lich seines Lotterielluds, der nimmer-»
gesattigten Kasse seiner politischeni
Partei gedachte usw.
Wenn seine Frau, trotzdem sie zar:!
ter Gesundheit war, nicht täglich zumå
Liszt-schen und Reineniachen gegangens
ware: so hätte es wahrlich übel um dicj
tFamilie ausgesehen Sein Sohn, der;
Peter, besuchte schon seit drei Jahren-(
die Bolthchule, während sein Töchter
chen, die Anni. kaum erst Laufen ge
lernt hatte. Das Laufen war der klei
nen Anna von den rößeren Kindern
einer freundlichen achbarssrau bei-.
gebracht worden, die das drollige Ding
den Tag über, wo Vater und Mutter
ihrem Berufe nachgingen, in ihrer
Wohnung behütete. Wo vier Kindexz
satt werden, da macht ein fünftes nichts
viel aus, zumal, wenn es so klein unt ’
niedlich ist, wie Anni.
Peter, der Schuljunge, dagegen fühl
te sich bereits ziemlich selbstständig
trug er doch seinen Hausschliiisel ii
der Tasche, den er jeden Mittag m
selbstbewußter Miene hervorzog, un
die einsame Hoswohnung aufzuschlie
ken, wo er sein Brot und seinen Kas
see an gewohnter Stelle stets vorfand.
Man sann dagegen einwenden. wag
Nat-wiss et kannte es nicht besser, und
' sag liegt ein gewisser Trost.
war aber so schön ruhig in de:
Wohnung das-, er ein Vergnügen für
ihn bedeutete, die Schularbeit siir den
folgenden Tag anzufertigen
War das große Wert vollbracht, so
griff Peter schleunigst wieder nach sei
ner Mütze, schloß die Wohnung sorg-!
faltig ab und tollte mit anderen Lin-i
dern auf der Straße umher, bis er an?
dem Zeiaer der Thurrnuhr bemerkte."
daß es gleich sechs schlagen würde. Er
sprang dann nach dem Eingange zurn
fe, um die Mutter zu irwarten die
elten viel später eintraf. Während er
hinlief, Anni nach Hause zu holen« be
reitete die Mutter in der Regel eir
warmes Abendessen welches oft aus
dem bestand, was die Herrschaften ibr
just mitgegeben hatten.
Der Vater machte ebenfalls um sechs
Uhr Feierabend Er hätte demzufolg
eine halbe Stunde darauf daheim sein
können. was indessen sehr selten der
Fall war. Oft kam er uni neun Uhr
wenn Peter und Anni bereits schliefen,
dann hörten sie ihn nicht; hin und
wieder lehrte er aber erst nach Mitter
nacht heim, und dann wachten die
Kinder von dem Lärm, den er in sei
ner Trunkenheit machte, allemal auf.
Anni fing dann wohl zu weinen an·
doch der tliigere Bruder tröstete sie mit
den Worten: »Sei nur ruhig, Du, uns
shant der Pater nicht« —
Peter, der Junge, rannte es even
nicht anders. Woher hätte er ein Bes
serwissen auch nehmen sollen?
llnd doch ist eg wahr, dass manch
mal nieht die Eltern ihre Kinder-, son
dern diese jene in vielen Punkten er
ziehen.
Peter Möller. der Vater, erfuhr es«
an seinem Sohne, dem Schuljungen.
Wenn er heute in behäbigen Ver
hkiltnissen, in Ruhe nnd Frieden mit
Frau und Kindern lebt, so kommt es
einmal dahef, weil sein Sohn der l-este
Rechner in einer Klasse war und weil
er selbst andererseits bei Zeiten durch
Nachdenken zur Einsicht qelangtr.
Lufig mit den Augen zwinkeend,
pflegte er seht wohl zu sagen: »Wä»
seien Möller nicht bei Peter Möller in
Ue Schule gegangen, dann wäre ich
nicht derjmige, der ich heute bin.«
Um solche Worte verstehen zu kön
nen, muss man das Folgende gelesen
haben. —
II eisen- schsnen Sommer-Abend
spielte Mr mit mehreren Allerhe
Iosen und Genosfmnen im Hofe
.MMO
Pan halte just ihn zum Lehrer er
Isslt nnd seen darf getrost behaup
Uy er nett kindl in Eifer daran
Wa- « sehr ernsthaft
. ev
seit-r der Schau der Im
txt-, drei mai drei sei
zehn. gehörig ankesebolteeh als der
Boten seen in rm rnit einein Ae
bettstollegeen etwas schwach aus den
Mißsti- daheim-.
Er kehrte heute sriiber beim als
sonst, wahrscheinlich weil der Wirth
tknn nichts hatte ans Kredit derabsol
gen wollen.
»de, Jhr spielt Schule Kinder,
wie?'«
« »Im Vater, und ich bin der Herr
Lehrer biet«, antwortete Peter.
»Du bist der Herr Lehrer hier. na
ja, dann nur zu«, sagte sein Vater
daran und fuhr zu seinen Kollegen
gewandt fort: »Was meinst Du,
«Sebrnidt. den Spaß müssen wir uan
mal mit ansehen, wie s«
»Ist ein sirer Bengel, Dein Junne"
gab Schmin zur Antwort
»Das will ich meinen Ich sage
Dir er bat schon allerlei im Kopfe.
wovon wir rein gar nichts wissen; pas-,
nml aus. Junge, Junqr. wenn ich
Haß das- nötbine Geld hätte. Donner
wetterz na, nicht äraern, bloß nicht
örgezn mnn bleibt doch get-nun bis-«
— is ——'«
»Bis« man begraben tvird«. vol-en
dete Schmidt achlelznckenn
»Seht richtia« das wollt« ich gesagt
baben«, bestätigte Möller und lief-: fiel
ein wenig schwerfällig auf eine naht
Treppenitufe nieder.
»So, sinnge. nun innae nn: :eig’
dem Onkel biet, was Du gelernt hall.
vielleicht ichentt er Dir dann iiins
Pfennige da-. heißt, wenn er sie übrig
bat. hanc-hat«
»Fiini Pfennige spielen teine Rolle«.
gab Schmidt zurück.
Die Kinder waren zuerst »qu be
fangen. doti- als die beiden Männer
nun schwiegen und aufmerksam zu
hörten, da gewann das Jnteteile am
Spiele bei der Schnur wieder dieOber
band.
Der jugendliche Lehrer nalnn sich vor,
»das ilnn in Aussicht gestellte Geldstück
möglichst ehrenvoll zu verdienen nnd
entwickelte deshalb einen ganz beson
deren Eifer; es stachelte ibn auch wohl
der Ehre-reiz.
»Nun toenrnst Du«, sagte er zu ei
nem tleineren Burschen unter der
»Seht-or und fuhr fort: ,,Saae knir,
wenn Du jenen Tag bloß 4 Glas Bier
trinka wie viel maebt dar ir! einer
Woche?«
u
»Na, das macht doch 28 Glas,7
nicht«
,,Richtig, nnd wenn jedes Glas 17
Pfennig tostet, wie viel Geld ?"
»Dann ist dag. -- na, mal 10 und
die Hälfte dazu: 4 Mart 20 Pfennig
nicht?«
»Richtig; und in einem Jahre?«
»Jn eine-n Jahre? Nee, so weit sind
wir noch nicht in der Schule.«
»Gut; dann Du 'mal«, sagte Peter
indem er sich an ein größeres Miit-eher
wandte.
Dieses hatte sich die Sache offenbar
schon zurecht gelegt, denn es antworte
te, ohne zu zögern: ,,218 Mart und 4l
Psennig.«
Peter blickte dein Mädchen aus einen
Augenblick schars in’s Gesicht und sag
te dann: ,.Richtia. nun aber in zehn
Jahren, wieviel?«
.2184 Mari«, antwortete dasselbe
Mädchen und erröthete ein bischen.
»He-da Herr Lehrer«, riet Schmidt
ietzt lachend dazwischen, »die Rechnung
stimmt so noch ni t, es seblt ja das
Trinkgeld sür den ellner; der Mann
will doch auch leben.«
»Richtig, der Mann will auch le
ben«, wiederholte Peter, ohne aus der
Rolle zu sollen, und indem er mit dem
Finger aus den nächsten Jungen zeigte.
sagte er-. »Da 5 der dritte Theil von
15 ist« so theilen wir hurtig 2184 durch
B, also?«
»Wenn es weiter nichts, als das-",
antwortete der Gesragte etwas aufge
blasen, »dann brauchen wir nicht lange
darüber zu ,.schnacken«, sondern sagen
einfach 728 Mart, was ganz gewis
stimmt, denn irn Kopsrechnen kann rnir
teiner etwas wollen shal«
»Richtig, 728 Mart; nun diese zu
den 2184. macht wievielk
«Wieviel? 2912 Mart, was ganz
selbgverstiindlich ist«
» ut.«
Der Vater des jugendlichen Lehrers
hatte zuerst mit löchelndem. dann mik
gespanntem, am Ende mit entsetztem
Gesichtsausdruck ugehört. Stimmte
die Rechnung? «-ie war wohl nicht
gut anders zu machen. Gewiß, sie
stimmte aufs Haar. Dann aber
nciiszte er ja schon ein richtiger Kapi
talist sein, wenn --—- wenn. Ja, wenn«
«hoho, here Lehrer, nichts siir un
gnt«, liesz Schmidt sich hier wieder
vernehmen, »aber ’ne solche Art von
Rechnerei maa unsereins nikht leiden,"
damit kommen wir nicht weiter, laß
das Kapital sich mal geschwind wieder
»verlu·mmein"', sonst ist es mit den
süns Pfennigen Essig.«
»Wir gehen nunmehr zur Subtrai
tion über«, Isagte Peter daraufhin «nit
Wiirde zu einen Gespielen und fuhr
nach einigem Nachdenken sent: »Wir
haben also ein Kapita! von 2912
Mart. Gut, jetzt gehen wir meinetwe
gen hin und —- miethen uns einen La
sten Tsijt 300 Mart wieviel bleibt der
est
»Das ist leicht«, antwortete der
Knabe, welcheeietzt an der Reihe war,
M Mart-« «
Richtig-. nnd wenn wir uns als
MS nach ftir M Mart cigarren
Msenk «
»Das ist auch leicht; bleibt 2012
»Das geht nicht schnell
W, ww- Schmise WH
Dei stellte Peter es dem nösisßen
Knaben anheim. sich zu kaufen. weit er
wolle.
»Ich kauf mir ’n-en Drachen«, schrie
dieser.
.Wenti er nicht aus Panier iß«,
brummte Schmirt vor ficki din, »dann
wir-II schon alle werden, ini Handuni
drehen«
Peter indessensnckiien von dem Dra
cis-en nicht sehr erbaut zu sein« er
tchniieg einen Augenblick, dann aber
Mit-te er heraus-:
»Du Denkst bloß nn’s Spielen; nein;
den Rest von 2012 Mark tragen wi:
einfach auf die Sport-nnd dann ifk es
mit einein Male weg und itnd
bringt noch Zinsen«
»Was? Wie?«' iuiir Schmidt auf.
»auf die Sparkasse? Bist Du denn ein
SchmeiretzerF Hof-Z der Teufel. dann
kommen die Cigurren wohl auch in
den Laden, uiii dort vertiiuit zu wer
den. wie?«
»Das iit ein guter Gedanke in, iu«,
eilichtete Peter, der Lekiret, bei.
»Na. io’n Unsinn. Die iiini Pfen
nige kriegst Du nicht. mein Junne und
wenn ich sie auch hätte Ewig der
Ieufei. ’nen Abend, Möller.«
bfpockiroth im Gesicht schrit- Schniidt
a .
Peterä Vater iiiß noch igniiier itilk
sinnend auf der Treppenituie. ietzt «
doch erhob er sich und sagte, Ei
rrckendt »Komm, Peter, wir weilten
hinaufgehen ich alaube, Mutter innr
tet schon. Ja. in, mein Junge. fie
ir-;irtet. hsit schon io lanae gewartet.
Weißt Du wog, itell Die!i auf den
Eckitein dort, ich nehme Dick auf den
Buckel und trage Dich hinaui das hast
Du verdient, und um den dulden Gro
schen anirne Dich nur nicht. wirst ihn
von mir bekommen. nie-mein iikieriksor
gen, jeden Tag. weiß Gott« -
Frau Miiller weit aufs höchste Liber
reicht. cis ihr Mann, nachdem die
Kinder zu Bett gegangen, einen gro
ßen Poeten Schreidpnpier und einen
recht langen Bleiitiit von ikir verlang
te, uni, ioie er sich aus-dräutef Vergan
genheit und Ziituntt zu berechnen Sie
bitte ibn bereits mehrere Male deute
Abend schier verwundert von der Seite
angesehen, zuerst, ais er mit dem Jan
gen auf dem Riieken die Treppe herauf
gekommen war, dann beim Abend-ei
sen, nie er Peter piötziich den Kopf
iteeiihelte und beinahe aeriitirt sagte:
..Das beift Du gut nemacht, mein
Junge.« , · f ·
Möller iats und schrien uno rechne- -
te. die ihm die hellen Schweifktropsen
von der Stirn aus das Papier sieten
Er zoa alle Ausgaben in Betracht
nnd berechnete sie auf ein Jahr. schied
dann, was nothwendig war, von dem«
was er plötzlich alk- nnnötbia und über
sliissig erkannte, und stellte schließlich
allerlei Speiulationen an Init einem
zahlenmösziaen Etwas, da- noch im
Schoosz der Zukunft ruhte.
Seine Frau ertva tete vergebens eine
Aufklärung von ihm: wortlarg und
ariibelnd saß er da, saß er immer nact
da, nachdem sie längst, übern-Side,
shlaten aeaanaen war.
Schließlich stand er aus nnd leatr
den Bleisiist beiseite. Da er wußte.
daß er nicht sogleich würde schlummern
lönnen mit all den Plänen die sich in
seinem Kopie herumwälzten so ging
er noch eine geraume Zeit im Zimmer
aus und ab, wobei er einmal vor dem
Spieqel steben blieb und vor sich Hin
snurmeltc »Nun bab’ doch auch ich
’2nal ’nen« zweit-einigen Esel aeselyen.«
Nachher that er, was er se lange
nicht gethan: Er liißte Frau nnd Kin
der, ehe er sich niederlrgte.
Das Wundertier-.
Aus einem Balle wird ein älteren
Fräulein obnmiichtig. Alle Bemühun
gen, sie ins Leben zittiickzurnsen, sind
vergebens. Da tein Arzt anwesend
ist, geriin die ganze Gesellschaft außer
sich. Da tritt ein Herr aus der Ge
sellschaft an das ohnmiichtige Fräu
lein heran und sliistert ier ins Ohr
..Mein Fräulein, ich liebe Sie!" Das
Mittel iibte prompt seine belebende
Wirkung.
ins-i see Ein-.
»Das ist ja unerhört, der Braten ist
ia ungenießbar So was müßte man
im Beschwerdebuch sestnageln!«
Kellner sdet getündth hat): »Im
Vertrauen. mein Herr. über den steiien
schon drei Beschwerden drin, Sie
brauchen nur den Namen drunter zu
schreiben!«
-
begmnmg
Nym- » sPihL Po krimft fünf Bim- 1
n sur decnejsparbuchftz wenn du deinen
Lossel Lebens-n seht manns« z
Mriyh »Und· ich gehe »du- zehn Pseu
nige, wenn du mich vmmt m Ruhe läßm
—.k-.. .—
f sie-MS ivxigikäe
Eine hin-inq- Snzze von E l sc
K r a s s t.
Nun war sie schon vier Wochen in
der Kochschnlr. jeden Vormittag von
neun bis ein Uhr-. Und sie tarn täg
.«'ich mit undurchsichtigerem Gesichte
und qelseimniszvolleren Augen heim
Iei Tisch wenn sie irn Kreise non
Vater. Mutter und den Brüdern dcis
srngale Mittagsmahl einnahrn kämpf
te sie meist die Nase, guckte mit den
Achseln nnd hatte keinen Appetit.
»Ach Gott, Mann-, ich bin schon
vom Kosten satt! Und dann so
..... sannst Du ja doch nicht lo
chen!« «
»Wie? ..... So?« fragte die
Mutter in ihrem Hausfrauenstolze
nettiinli. Lieschen lächelte sehr er
haben.
»Na, so wie lvit in der Koch
schille!«
»Nee«, meinte der Vater. im Echo
von sei-sen beiden Söhnen unterstützt
nee. das ist auch wohl nicht gut
möglich, Alte! So die feinere, passi
nirte Tllrt des Kochens dast du noch
nicht rang-. Und darum war es auch
setzt ern-, das; das Kind mal wohl
ander-:- reinriecht und die Kochtunst
trnnsren wk in einer besseren Koch
ichule erlernt."
Manchmal schwieg Mutter, wenn
sie sah. wie »das Kind« dazu beaeistert
niclte, und wie überzeugungsvoll totls
nnd aliibend die Mädchenwnnaen
mir-sahen Meist aber konnte sie nicht
schweigen. Sie litt sichtlich unter die
sen itoctistrmden der laum schulents
lasse-ten Tochter.
»Bis) jetzt Hut sie noch so gut wi
gar nichts aelernt nicht mal der
lumpigen Salbe-braten am Sonntao
bat sie zustinrse gebracht Als ich vie-«
Wochen bei nseiner Tante im Haus
halt mar, habe ich schon alles selbst
ständig lachen liinnen sein ..
snck ieb euch.«
»Na na«, Wie der Vater nnd ver
sehrte doch mit großem Appetit die
schmackhafte Nskkentoulade, die seine
Frau heute gemacht hatte.
Und Lieschen fuhr beleidigt hoch.
Zwihnk . . . . Veraleiche doch d-:ner"
Iante unmoderne. oberilächliche Koch
methode nicht mit unserer qrofuiiqiaen
und gründlichen Mantel Vier Wochen
sind nocks aar nichts-. Man muß doch
in der feinen Küche zuerst alle Zu
tlpaten kennen lernen und vorbereiten.«
.Nati5elich... Feste Rii«sen putzeth
Kartoffeln fchälen und Ballen verklei
nern«. letzte der Tertianer Kurt
hinzu.
Lieschen würdiate den arinienden
Bruder keine-·- Blickes.
»So was- machen wir nicht Dazu
sind die Rüchenmödchen va. Aber
Champianons und Morcheln sortiren.
Krebs-hattet and Trüsselsaurenextrakt
zubereiten und die Gemme- nnd Ven
ten - Garnirungen schneiden. Geitern
baden wir einen gebackenen, mit inter
nationalern Vätziritasse umrandeten
Fusan gemacht! Ich iaae euch.
der . . . .«
»« w ..... wie beißt das
Wams-" erkundigte lich der Vater er
schrocken, indem er sich vor dem im
Munde zrrlammen gelassenen Wasser
heftig verschluckte.
Die Siebeeliniöhriae antwortete
nicht; Das blonde Köpfchen gekränkt
zutiistaeworiem lchwiea sie ein Weil
chen, während frch die Briidet lachend
die Zunge mit der Nennung die
les fremdartigen Faians zerbrachen
Dann nahm sie die kleinste von Mut
iers vuitenden Speckrouladen und kos
itete mit geipitzten Lippen.
«Die Sauee schmeckt nach aar
nichts-, Muttchent Da hätte Madeika
ranmiissenl Und wer nimmt denr
heute ncch Zwirnsfaoen zum Um
wickeln der Rouladei Stäbchen herber
wir in der Kochichule dazu, weiße
spitze holzstiibchen, die man .« Sie
schwieg mitten im Satz« tveil Haus«
der Zmölijiihrige, fre in die Seite ge-;
putst mite.
»Ob« Streichhölzer. Liesel! Arn
Ende lönnt’s ooch zerlleinerteg Brenn
bolz fein! data ich freu« nick
ichon dumpf, wenn Liese lacht! Dann
brauchen nsie teene Zabnitocher nsehe
die kocht ie jleich mit! Wie lange
dauert’c- denn noch-s«
»Wer Wochen«, antwortete di
Siinveiter gereizt, fpranq auf und iie’
ver gane gedrückt dasitzenden..Mnttei
itiirrniich um den Hals.
»Auf-« mal auf, Manchem dann
dran-bit du gar nichts mebr zu thun!
Dann hast vn eine veriette Kschim
und alte Iaae giebt-; was Neues«
Und svarme Piiddings, die dir nie ge
lingen, die lann ich ieinl Ueberhaupt
Kartoiiewndding iit furchtbar ein
fach!«
»Wie denn?« fraate die Mutter.
kleinlaut vor io viel Können.
Lieschen überlegte ein Weilchen
zählte etwas an den Fingern ab und
ichnurrte dann wie einaelernt heran
ter: .250 Gram-n Butter ichliigt man
Zu Sshtth miiclit zehn aeriebene Kar
toffeln und das Gelde von 14 Eiern
darunter und ..."
Als alle lachten, lmn iie aus den«
Konzept Selbst der Feinschmecker
von haust-etc machte ein bedenkliches
Gesicht.
»Win- nsolpl en biiichen reichlicl
sein« das mit der Butter und des
»Ein-n, min USE-eingva meinst
nies . . .Mntter?«
sr Die machte ein ganz unverstänt
ichcs Gesicht
I »Ich weiß nicht! Deine Tochter ver
-
« «k"·. " -—
,J-·ts lam- micls ietzt mmt Inst-men, nskr bgsfc Wurzel heißt Gen-I nach)«..
Sassuvmillai«
Abt-t, Mosis- wIc kam-II du nat so stimmt, wenn dir der Name nis« I gleich
ciIIfiIliI1" b
- , » ,-»«.»- ,»--»-» » — » ,. i.«.- - I
steht das ja dem-! und Jhk hab- kal
alle gen-tut daß Lieschen vie thentc
Kochschme besucht, anstatt gleich nach
der Einsegung, wie es sich gehört, zn
Mutteen in die Küche zu tominen.’
Aber no mit foll’s recht feinU
wenn du nachher das dreifache Wirth
schjftsgeld geben mußt, wenn erst dass
Feäiuiem selber kocht. Uebrigens. Eies-·
chein Jnt holst doch auch Mittagsessen(
in Eurem Institut Was speisen denn1
da iüt Damens-« l
Domen?« i
Lieschen lachte und wurde ein biß-;
chen roth. :
»Das-ten essen in unserer vornen
mett Hochschule überhaupt nicht Nin;
Herren, ganz feine Heeren von dek»
Börse, oder Vent, over ...." s
Lauter («)eaien«. ekaiiniic sinkt
geiniitlilich .Da aiebt«s doch so viele
bei deiner deriilymten Kochschute»..«
Die Schspester auittirle des Bru
teto Zwischenrede mit einem nieder
lttnnettetnden Blick, erhob sich und
verließ mit den großen Worten: »Na,
Ihr werdet ja seh·n«, das Zimmer.
Sie durste stet. jetzt nicht weiter aus
sragen lassen. Wenn Vater dahinter
lam. das; die meisten der netten Her:
ren mehr der Kochschiilerinnen als
ihrer Künste wegen lamen, mußte sn
un Ende doch umsatteln und in ir
gend solch lim-..les, strenges Kochinstis
tut hinein, wie Grete und Paula be
iuchten, die während der Stunden
außer dem Küchenpersonal nie ein an:
dereg Gesicht zu ieben belarnenL Um
Himmels willen nicht« Das war jc
day interessanteite an der ganzen Ge
schichte. daß Madame Meter auch
Mittagstisch hatte. Jn deni schmalen
langen Gange neben der großen Küche
tauchten alle Augenblicke lachende
dortige Gesichter aus. die den jungen
lieiszhiietiaen Mädeln ihre Scherzroorte
zur-seien
»Mir heute ertra was Gutes, Fräu
lein Lieschen!« oder: »Das Komdott
bitte genau so-siiß, wie Sie selber,
holde Muse der edlen Kochlunst!'«
Nein. sie würde entschieden in vier
Wochen noch nicht ausgelernt haben,
dachte Lieschen plötzlich sehr ent
schlossen.
llnd toirklichs Lieschen blieb noch
volle zwei Monate in der Kochschule.
Seit acht Tagen hat sie Mutter
abgeliist nnd locht daheim selbststän
dig. Nur schade, der Appetit, der sonl
in der stinitiipsigen Familie so groß
tade, hat merklich nachgelassen. dieweil
die Summe fiär Küchenausaaben sich
’iu dieser Woche verdreiiacht hat! Lies
chen erklärt zu steilen, weil Mutter
Hnicht mal Triisseln, Krebsschwiinze
;und Madeira« irn hause hat und
Tal-ne diese drei Sachen man tein »an
Madqu anm« qui m Tisch vag
lgen könnte.
s Mutter wird himmelhoch rieb-ten
inzieder feldft zu kochen, weils teine fo
aut versteht wie tie, und Vater be
schließt, drei Monate tein Bier med
zu trinlen. um dadurch das viele Geld
fiir die Hochschule wiederzulriegev.
Lieschen folt nun Buchführung ler
nen tnatiirlich da, wo auch nette Her
ren im Kontor sind), und es herrscht
wieder Friede und Freude in der gan
zen Familie.
Humor Friedrichs des Großen.
Aus den «hohenzollern-Anetdoten«.
Unter dem Titel »Dum» Friedrichs
des Großen« ift im Verlag von Ro
bert Lutz in Stuttgart der zweite
Band der «hphenzollern Anetdoten«
in fünfter Auflage erschienen, dem wir
die folgenden Stücke entnehmen:
Bei der Jnfpizirung eines Reiter
Negirnentö erlundigte fich riedrtch
beim Obersten nach feinen O fizieren.
Der Oberst äußerte fich über alle fehr
lebend, nur den Rittmeifter I. ta
delte er und meinte, ei wäre ibni lie
deri wfenn derfelde der-fett würde, weil
au .
Nichts war dein Waise very-Heer
als dies Lasten —- «
Während der Revue beobachtete der
Mit-is den defchuldiiten Iiittnieifter
und seine Schwadron genau und fand
zu seiner Ueberraschung, daß die
Schwadron unter Führung des Ritt
meisters in jeder Beziehung ausge
zeichnet ererzirte, während die Lei
stungen des Obersten mittelmäßig wa
ken.
Nach Beendigung der Revue nahm
der König den Oberst beiseite und
sagte zu ihm:
«Weiß Er was, san Er auch!«
I
Friedrich wurde von Major v. d. H.
um die Erlaubniß zu seiner vierten
Vermählung gebeten. Der König
Weh-rieb an den Rand der Eingehe:
i »Von jene an kann sich der Major
;v. d. H. so oft verheirathen als er
’will.«
l Auch schon zu Friedrichs Zeiten
war es den stisieren strenge verbo
ten, Ziviltleider zu tragen.
i Ein slotter Leutnant übertrat ein
)mal das Verbot. Er ging mit seiner
»)Zer·zensdarne in Sanssouci spazieren.
Itrug dabei einen bürgerlichen Roel
und hatte, wohl aus Mutbwillen, den
Degen untergeschnallt, im Gesiible der
Sicherheit« daß der König in Potsdam
sei. Beim Einbiegen in eine Allee
stand plötzlich der König vor ihm.
Verwundert schaut dieser den merk
würdigen Degentriiger an und fragt:
»Wer ist Er?'« Der Ossizier war
erschroaen stehen geblieben, hatte aber
doch die Geisteggegenwart zu antwor
ten:
»Ich bin Ossizier, allein ich bin in
tognito hier.'·
Diese tvisige Entschuldigung gesiel
dem Könige, und schlagsertig gab er
zur Antwort: »So mach« Er, dass ihn
der König nicht siebt« und ging wei
ter. .
Ein Oberst batte sich einen Postwa
gen zugelegt und seinem Kutscher bei
Ausfahrten ein Posilsorn gegeben,
welcher von demselben ost Gebrauch
machte. Das Postulat beschtverte sich
bei dem Könige darüber, dieser schrieb
wie solgt an den Oberst:
»Mein lieber Oberst!
Es ist Euch vergönnt, so viele Hör
ner zu tragen, als Euch gesällig sind.
Nur lein Postborn, das ist wider die
Verordnung.«
Die Fürsten und Prinzen von Neuß
beißen belanntlich sämmtlich Heinrich
und unterscheiden sich nur durch die
Zahl, die sie diesem schönen Namen
beifügen. Friedrich der Große, dem
dieser Brauch spaßlsast vorkom, fragte
einen Prinzen von Neus:
«Jst'c wahr, mein lieber Prinz,
daß Sie Nummern haben —- wie die
Statut«
0
Vor Beginn des ersten Schleiischen
Krieges erregten die preußischen
Truppenbewegungen, deren Zweck
Friedrich li. selbst seinen Generälen
gegenüber vorerst geheim hielt, unter
diesen großes Aussehen. Der frühere
Erzieher des König-, General von
Kaltreuth vermochte sein Verlangen,
zu erfahren, wohin die Absichten des
Königs zielten, nicht zu ziigeln und
erlaubte sich die Frage:
»Maiestät, die Deichsel steht wohl
nach Schlesien?«
»Kann Er schweigen?« fragte der
König zurück.
»Unbedingt, « erwiderte Kaltreuth.
»Ich auch.« war die lakonische Ant
wort des Königs mit dye sich Kall
reuth beschämt zurückziehen mußte.
Diskretion
«Eine rau kann lein Geheimnis;
bei sich be lten« , erklärte er entgegen
ihrer Behauptung.
« ch denle doch«, widersprach sie.
«Set meinem vierundzwanzigsten
Jahre habe i das Geheimnis meines
Alters treuli bewa rt.«
«Etnrnal werden ie es schon ver
rathen«, war die E.ntgegnung
»Na, ich dense, wenn Äms-Me- ce
hetmni zwanzig Jahr
werde es auch weitertä