Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 21, 1910, Zweiter Theil, Image 14

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Roman von (
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Aus hartem Holz
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Es. Ists-tuned
Immer erstaunen fragte Brunn
«Ra. und zu welchem Resultat sind
Sie denn da gekommen, Eies-rufend
fasse-F
»Bei-den Sie mit auch nicht böse
sein, here Paulsen?«
»Gewiß nicht« Altekchen, ich ver
spreche es!«
»Nun denn, ich meinte, es müßte
alles mit einem Schlage anders wer
den, wenn —- —— —«
»Nun. wen-?
»Wenn der here Panllen sich eine
Frau nehmen wütden.« Nun war es
heraus, nun alhmete et auf.
Laut schallend lachte Bruno auf.
»So ’n Ehestiftek!« tief er. »Sollt’
man das wohl für möglich halten?
Mensch, wie kommen Sie denn auf
diese tolle Jdee2«
»Wirilich, Herr Paulsen, es war
nur gut gemeint von mir; es hat mich
gejainmert, wenn ich sah, wie Sie sich
taaaus, tagein so abquiilen» und wie
Sie doch eigentlich fosyar nichts für
alle Ihre Plan haben, so gar tein
Vergnügen und leine freudenreiche
Stunde.«
Plötzlich war Bruno ernst gewor
den. denn er fühlte sich an seiner wun
denStelle getroffen; er hatte aeqlaubi.
daß niemand ihm ansehen konnte, was
ihn ab nnd zu mit fo analoollerAngsi
bedrückte er hatte gemeint feine Um
gebung täuschen zu können iiber feine
heimliche Sorge, und nun sah er, daß
dieser alte Mann ihm bis ins Hes
Jst-eingesehen hatte, nnd das machte
i einen Augenblick vvlegen, denn er
schämte sich dieser Schwäche —- aber
einen Augenblick nur, denn im näch
sten war er schon wieder Herr der Si
tuaiion, nnd nun fiihlte er, daß ers
dieses gefährliche Thema unauffällig
abbrechen mußte.
Mit heiterern Gesicht drohte er denn
Alten: »Soan Sie mal, Sie alter
heinetiicier. Sie haben wohl schon gar»
eine Frau fiir mich in petto, wie?«
»Aber, Herr Paulsen, was glauben
Sie denn Von mirs-· betheuerte der
ite.
»Ob« vielleicht haben Sie qar selbf .
noch eine Tochter oder Nichte«, icherzts !
Briino lachend weiter
Plötzlich wurde der Alte treidebleid
und entgegnete zitternd: .herr Paul (
ten. Sie wissen doch, daß ich auf out
Welt nienmnd mehr habe
Eine Miche kleine Pause entft End
Dann sprang Bruno zum anderei
Thema über.
«Ja, sp, jetzt fällt mir ein, wo
Sie mir damals angedeutet haben,
Sie haben ja wohl Jhre Tochter ver
loren, nicht nsahe?'
Der Alte nickte nur nnd sah vor sicl
nieder.
Brutto wollte weiter franen den
plöslich interessirte ihn der Fall: d-«
er aber sah, daß es dem Alten ich «
wurde, davon zu sprechen, nnterlL
er es.
Nach einem Weilchen aber beqa
der alte Mann von selber:
»Ich werd’s Jhnen sagen, Herr
Paulsen, denn wenn ichs Ihnen er
zähle, dann wird es mich weniger drü
cken. dann bin ich etwas befreit da
don.«
Er machte eine Pause, holte tiei
Athein nnd sprach dann weiter:
·Eigentlieh ist ja gar nicht viel da
von zu erznbien, denn es ist eine Ge
schichte, wie man sie jeden Taq in de
Zeitung zu lesen bekommt - unt
wenn man das dann so liest, dan:
sieht man schon ganz aleichaiiltiq dar
über hin, eben weil es einem ja gar
nichts Neues mehr ist - aber wenr
einem so was in der eigenen Famili(
passirt, dann geht es einem doch ei
bißchen nahe mir wenigstens. mit
but es die Lebensfreude geraubt, mic
hat es zu dem Wrack der Menschb
gemacht, das ich heute bin « un
wenn Sie damals nicht gewesen wöi
ten, herr Paulsen s— na jc
ich will lieber von jener Ungliickznacht
schweigen —-—- --— ——-« er bis-, die Zäh. -
zusammen, um nicht in ein Schluch
zen auszubrechen. Dann sprach i
ruhiger weiter
«Meine Tochter war 19 Jahre
o, sie war schön, sehr schön »-— aber i
sie keine Mutter mehr hatte und ich
shon Moraens bis Abends im Kontor
war, ssso blieb sie sich zu viel allein
iibetla en Aber ich vertraute ihr
vertraute ihr blindlingö, denn ich lieb
te sie iiber allez« — -— Eines Abend
iam ich heim und fand ein leeres
Haus. Mein Kind war sort Ein
Brief me da. Voller Entsetzen las
ich, welch eine Traqzdie sich hinter
meinem Rasen abgespielt hatte MSie
hatte rz einem jungen ann
Quillt-d- er hstte ihr die Ehe ver
Mgatie fie im Stich aelas
seit —- Waus rarn und Verzweiflung
keck-he is se dann ins Wasser ge
M——desistfallest« b ch
chwieg zu arnmnae rot en
f stät-ad preßte beide Händ(
n sah Brut-o ihn an:
Mir-i RAE-we »Was
no:4Nun, unt
: III- Ists-M vie kaum-n ME
«- est-bez- Wiss-DU—
wußte leiner etwas zu sagen und
Briefe von ihm fand ich auch nicht.
Das einzige, was da war s-— eine
Pkpkogtaphir. die mein Kind auf
dem Herzen trug als man tiesz aus
dein Wasser zog — und die hab’ ich
ihr mit in das Grab gegeben.'«
»Aber nach der Photographie hät
ten Sie doch den Lumpen-irrt ans
findig machen tönnen mit Hiilfe des
Photographen.«
»Damit habe ich auch gedacht ——
aber ich ital-? unterlassen —- ich war
zrs miitbe damals -s der Schmerz
hatte mich nntergetrieatx deute thntg
mir ja leid, daß ich ihn damals nicht
todtgeschlngen dabe; aber ich tröste
mich damit, daß ich ibn vielleicht noch
einmal wieder treffe » die Welt ist
ja klein — und sein Gesicht habe ich
mir so genau eingeprägt. das-, ich es
unter Hunderten wiederertennen
Liviitde.«
Dann ging Bruno zu ihm, klopfte
ihm auf die Schulter und sagte: »Na.
Kon hob, Alter-then, sich nur nicht
unter-kriegen lassen vom Schicksal, das
ist die Haiiptiache. Der Lebende ho«
tas Recht. Und solange wir ··onnen,
müssen mir muthig weiter kämpfen-z
Pas ist immer mein Prinzip getoe:z
en.«
Der Alte nickte. stand auf und woll
zte etwas erwidern. aber im aleieher
Jsttuaenblick traten Frau Schrarmn und
iFriiulein Emrna mit ihren Handarbei
ten ein und da brach man dies Ge
spräch ab
,.,Na lieber Herr Walten leisten
» Sie nur heute den Damen Gesell
.ichait, vielleicht kommt übrigens der
Jnspettor auch noch heriiber ---ich
muß noch ein bißchen an die Luft«
sagte Bruno und ging hinaus, denn
er hatte jetzt das Bedürfnis, allein
zu sein.
Mit derboltenern Aerger sah Fr
Schrasnsn ihm nach Dann fragte f e
zu Walter gewendet: »So-ideer
toas der here jetzt bloß immer hat?
Immer, wenn wir hereintornrnen
iieht er fort. Wenn toir stören,
können wir ja lieber drüben bleiben.·
»Sie itiiren sicher nicht. Frin
Schramm«, tröstete sie der Aite rni
stillem Lächeln, »den Paulien ist viel
leicht nur ein bißchen nerviis.«
Frau Zchrarnm aber verneint-«
energisch: «.Jn", Ienne ihn schon lanae.
aber so toar er noch nie! — Und wes-—
halb denn einentlichi That mai
tsenn nicht alles Mögliche utn ihr-·
Jdas Leben io angenehm wie nur deut
bar zu machen? - — An uns lieat e
doch, weiß Gott« nichts Meine Ein-no
und ich, wir leien ihm doch ieden
Wunsch von den Auan ab! Weshalb
iit er denn jent bloß so ionderbar?«
Sie ialt ihre Nichte an
Friulein Emma zuate aber nur
»Er Schultern und hötelte stumm wei
ter.
Dann richtete Frau Schranun die
ieZbe Friiae direkt an Walten und de
-:iuai er mit einem Achielzucken ant
wortete. io riet sie nun resolut: »Na
dann will ich es Euch saaent —- Eins
Frau fehlt ihm! Das ist der gian
Grundl«
Fräulein Gmma wurde roth und
J schwieg
Waiter aber tagte lächelnd: »Das
könnte beinahe siimmenk
Eneraitckk entgegnete die Alte: »E
stimmt sogar genau! — Jst denn daf
ne Art: er iit ein heirathsfeihiger
Mann, gesund und kräftig, und er
nahten kann er ’ne Familie auch: na s
weshalb macht er dann leine Anstalt-T
Das ist doch einfach schleierhast! Möds 1
chen aibt’5 doch wohl genug, sollt’ ich
meinen!«
»Motiven Sie doch mal herrr
Paulsen den Borschlag«, sagte Walter
halb im Scherz.
Aber mit bitterem Ernst antwor
tete sie: »Ach Sie meinen wohl, da
ristiere ich nicht? Ohn, mein Lieber
da kennen Sie die Schramm aber nor
nichts Gewis-. werde ich ihm den Vor
schha nacken. und zwar bald sogar
denn dies Leben, wie es jetzt hier zu
geht. das kann ich nicht mehr lan(
mit ansehen. Mehr als arob werde
tann er ja nicht. Und das iann er
auch nicht mal, denn ich will doch nur
sein Bektes.«
Fräulein Emma sagte garnichts,
sondern bdlelte mit wahrem Feuer
eiser weiter.
Im xileisben Augenblick trat Bru
no ein. Er hatte seinen Rock ver
gessen.
Eine reinliche Stille herrschte, Ver
legenheii laa aus all den Gesichtern
»Nun, hab’ ich gestört?« fragte er
mit versteckten stiller Heiterkeit. denr
ee hatte im Vortaum die lente Hälfte
der laut artiihrten Unterhaltung mi
anhdren nilisien
»O, durchaus nicht, here Paul
sen!« versicherte fett Frau Schranken
»wir sprachen gerade von Jhuen!«
»So so! Run. dann wünsche ick
weiter eine aute Unterhaltung ---«
nnd lachend eilte er hinaus. .—
Verbliissst sah die Alte von Walter
zu Ernenn: die Nichte aber hätelte er
« esthend weiter, nnd der Buchhatter
lacheite still in sich hinein.
ag’s ihm doch nacht«
; tröiteie sich dieas gute Alte allein. ,
- then des-siege anllberbaten sich
: Taste nnd Mark, denn sauberen
»dng
das-Leben so angenehm wie möglich
Izu machen. Während die Alte do
fiir Sorge trug, daß in der Wirth-«
scheft alles wie am Schnürchen ging,
waltete Fräulein Emmn mit geschick
ten Händen in der Küche, so daß oft
die erlesenften Leckerbissen auf den
Tisch des Hausherrn lamen.
Bruno lebte so angenehm dahin.
wie es- ilim nie zuvor geboten war
Mit stillem Lächeln nahen et all die
fe Anfmertiasnteiten und kleinen Lie
besdienite hin —s- er dachte sich. es
dauert so lange, wie es eben dauert.
denn hieß Frau Schrank-n damit et
was beabsichtigte. das war ihm längst
klar, dazu kannte er feine Alte dem
doch zu nut.
Einmal, als er auch wieder so löst
lich bedient worden war, sagte er zi
Frau Schranken: »Wissen Sie, Alt
eben, seit ich Sie und Ihre Nichte hie
zusarnrnen dabe. lebe ich doch eigent
llfsb Inst Im more-hist «
,. - sk- -------
f Geschmeikbelt antwortete die Alte
»Nun, ro freut mich, Herr Paulsen
ldaß wir es Ihnen zu Dank machen.«
»O mehr als- da3!« ries er belu-j
stigt. »Sie haben mich verwöhnt, daskx
ich es gar nicht sagen tann! Aus solche
Weise, wenn ich von so tüchtigen Ker
ten umgehen bin, da spiire ich ja das
llnangnetmie des Jungaesellenthums
nicht! Wozu sollte ich mir denn da
eine Frau nehmen-? Besser als jetzt
tann ich es doch nie haben!
Frau Schramms Gesicht wurde lana
und länger.
»Nun, das ist"denn doch wohl noa
was andereo", sagte sie tleinlaut.
»O nein«, entgegnete er eifrig. Jetzt
weis-« its-. was- und wen ich habe; bei
einer Heirath aber ist das man solch(
Sache die jungen Frauen verste
hen oft niclkt allzu viel.« ,
Jent wurde sie aber ernst.
,Ja uun, mit mir und meiner Nich
te ist das nun auch nicht für ewig hier.
Herr Paulsen.«
«Na nun, roas heißt denn hast«
»Ich bin alt und wert-« mich bald
sur Ruhe setzen, na und meine Em
ma - -«
»Na, was ist mit der?«'
»Nun, die wird hier auch nicht ver
sauern wollen! Ein Mädchen kommt
aus die Welt, um zu heirathen!«
Mit einem Knir empsabl sie sich.
lsr hielt an sich. um nicht laut los
zu lachen. Daraus war er denn doch
nicht gesasst s-— daß die sAlte ihn mit
ihrer Nichte zusammenhringen woll
te. Das fand er mindestens origlx
nellt — Ah, und nun wurde ihm auch
tlar, weshalb man ihn so verwöhnt
hatte!—-’Ilrme Frau Schramml dachte
er. Da haft Du Dich aber mal gründ
lich verretmetl .
Indessen hütete« er sich, vorerst ei
wsas davon merten zu lassen, denn ess:
lag ihm ja daran. sich diese beiden
tüintiaen und zuverlässigen Arbeits
triiste zu-- erhalten -— und io ging
er denn, als ob er von gar nichts ge
mertt oder verstanden hätte von der
Andeutunoen der Alten« immer still
rergniigt seinen Weg weiter und ließ
sich ruhig weiter so behaglich sein Da
sein bereiten «- es dauerte nun eben
solange es dauerte.
An einem mächtigen sonnenhels
len Ilodembertag tarn Frau Doktor
Else Brenner an.
Mit Juhel und Trara, Gesang und
Lachen zog sie ein, und alle herzen
eroberte sie im Sturm —- tvohtn sie
lam, folgte ihr der Frohsinn nnd
III III-Ist
Frau Konsul Felsina toar dEreit»
entzückt-. sie hatte ihren Schiitzling
seit einier Jahren nicht gesehen. und
in dieser Zeit ronr aus der lustigen,
»kleinen Else eine vollendete Weltw
Ime geworden, die sich so leicht durch
nichts verblüssen oder irnvoniren
wies-« der das Leben wie ein lachender
Tag erlchien, den man nicht unge
nliyt vorübergehen lassen durfte.
»Und ich snlle Euch auch wirklich
nicht beschwerlich mit meinem Be
such?« ries sce heiter
»Gewiß nichts« betheuerte Frau
KonsnL
Ehr-Mk Muttercheni . . . . Jch darf
doch noch so zu Dir sagen? .....
Wirklich nicht?«
«Wirk!ich nicht, mein Kind. Du bist
uns ein sehr lieber Gast, und ich hasse,
daß Du unser hanc noch immer als
deine Heimatb ansehen mdaest.«
Statt eines Wortes umsafite die
iunne Frau die ältere und küßte sie
herzt-att
tlnd dann kam Dank
Mit eine-n prachtvollen Rosenstraulk
lnm er nnd begrüßte den neuen Gast
»Æichwender Dul« rtes Eise «mn
diese Zeit so schöne Blumen-« Lächean
drohte sie ihm.
»Für Dich ist nichts zu schön!« ent
necånete er mit höndedruck und Hand
kll .
«Jmmer noch derselbe Kur-na
cher?«
»Wer Dich sieht und Dir nicht die
Kur macht, der muß blind sein.«
»Unverbesserlichet Schmeichleri«
»Bitte, meine ehrltchste Ueberzeus
guts-«
it glnthvollem letdenschnstli n
Blicken sah er sie an, Fo dast sie l
erröthete, nnd um die leichte Verlegen
beit zu verlier-sen, wandte sie sich Is-.
chend an die Monta. « «
s »Ur-d ee hat noch immer seine
Inmi« GE
«-eiree nein«, seufzte diese.
»Aber weshalb denn nichts« Lachend
iah sie von der Mutter zum Soh
»Hier g. «bl s doch so viele hol-sehe Mk .
chem
.Nur nicht die die ich haben milch
te«. replizirte et schlagfertig.
,.Ei. ei, io wähleris ?"
»Aber ja, es ift doch für-? Leben-«
»Ein altes Wort iaqt, wer allzu
lange sucht, fällt oft am meisten hin
em.«
»Macht nichts-l« lachte et ich war
le doch vi: icls die Rechte finde. «
»Man dsinn viel Glückl« Und in
uisgelassener Heitekleit gab sie ihm
einen leichten Schqu auf die Schul
ter. Dann ging sie mit ver Mutter,
Isich ihr Zimmer anweisen zu lassen.
I Mit qliietfteablendem Meist sah
« Hans ihr nach. Sie muß meine Frau
werden sagte er sich, sie oder leinel
Als die beiden Frauen nach oben
gingen sagte die Konfulin ,Jch
habe Die die beiden Zimmer her
richten lassen, die Da als iunaessj
Mädchen benuht haft iit Dir dasl
recht?« 1
»Gewiß, Mutterchen, sebr loaar!«
jubelte sie und lief voran.
Da lagen sie nun, die beiden klei
nen, tranlich anheirnelnden Räume,
alles noch nenau so schlicht und aes
mäithlich, wie es damals aewesen
war.
ileberaliicklich ließ sich das junai
Frau-den in einem von den mit bel
lem Kattun bezogenen Sesseln faller
und sagte: »Mein !iebes, altes
Stäbchen!«
.L-1sr es Dir auch fernerhin eine
Heimath sein, mein Kind«. bat die
Mirttäh
«A «fa. das thut so wohl, Mutt?
solche lieben Worte wieder mal ·
l,"rJren!« « und dabei seufzte sie leise.
»Es ist Dir wohl in dem Trauer
jabr recht einsam gewesen? Du bät
test längst schon zu uns kommen sol
len. Kind-«
.Freilich«, sagte sie webrniisbia
.einsam war dies- letzte Jabr s- - abe
weißt D ---- jetzt tann ich Dir'j-. je
saaen ·- auch die Jahre vorher Da
ren einsam -— ost sogar recht ein
sam.«
»Ja. Ländchen, ich dente. ihr hat
so glücklich zusammen gelebt?' staat
die Mutter erstaunt.
Eise nickte mit toehmiitbiaen La«
chean »Was man so ,gliie«!ich lebe
nennt. Aeuszerlich o ja; geteblt hat es
mir an nichts, denn mein Mann batts
mich gern und erfüllte mir jeden
Wunsch aber innerlich bat es mir
geseblt O ja! ja! Jnnerlich bin fei
einsam geblieben - -- und manchmal
war ich sogar recht sehe unaliiellich.
Diebes Kind, man darf vorn Leber
nicht zu viel verlangen-«
»Ich babe ja auch nie gellaat. tt
chen, und liabe es meinen Mann a
niemals fühlen lassen aber nun
alles vorbei ist, nun lann ich es i
sagen wenigstens zu Dir ·-- eir
anderer erfährt es ja auch nicht«
Die tionsulin tüszte ihre Pflege
i
tochter, und um dem Gespräch eins
andere Wendung zu geben, fragte
sie: aUebrigens-, was sagst Du denn
zu haust hat er sich nicht sehr zu
seinem Bortbeil verändert?«
«Sebr". bestätigte sie interesstrt.
»außerst ftatttich und feschl Warten
bat er denn noch nicht aebeiratbet?«
»Ja, warum? Ich hat-« aenua ae
redet, aber s war alles umsonst. Du
weißt ja. er ist.«
»Es iit auch ganz gut to, Mun:
chen! Laß ihn nur allein suchen; nu
teine Vernuniiehet von hundert ge
rathen vielleicht zehn; drnt m
Ian mich-«
s Und ebe noch die Koniulin ein-as
lerwidern kannte, irae-te Glie: »Na,
und dein ältester Sohn, der Brune,
wie geh« dem?«
Die Mutter Juckte die Schultern
und antwortete seufzend: »Er lieai
draußen aus seinem Gut und ver
gräbt sich in der Einsamkeit-« -
Einen Augenblick schwiea Eise und
sab wie träumend zum Fenster bin
aus in das diirre braune Laub, dann
fragte sie: «Er bat auch nicht ge
heiratbei?« '
»Den-obre« Fast menschenscheu ist
er aewarden!«
Eine lange Pause entstand.
Elle blickte noch immer iraumvers
loren hinaus in den Garten. wo der
Wind die dürren Blätter im Reigen
ausblieä. "
Die Mutter aber betrachtete priik
send ibren Gast von der Seite, um
zi- erforschen was die junge Frau
jetzt wohl dachte. v
Endlich rasite sich Eise aus und
sagte: »Ja, so ist es eben im Le
ben —- iiberall das Gleiche, wo mein
auch hinborchen mag —-— nirqends ein
ganz bolliomtnenes Glück« — und
dann wieder fröhlich lachend, rief sie:
»Aber das tbut nicht« Nur mutbig
weiter, wie's kommt, so wird’s er
traqu -—— immer Raps hoch, das ist
mein Wablsprueb gewardenl«
»die-ist so mein Kind! Mit einem
lusti en Sinn kommt man immer
dur die Welt.«
Dann ging die alte Dame hinun
iJ
tee, und die junge Frau machte fiel
an S Aue-packen
Gleich um Nachmittag erbat sich
Hans die Gunst seinen schönen Gast
spazieren führen zu dürfen, um ihni
iie Neuerungen des Poe-M die Deut
" unstet nnd die Anlagen zu zeigen
»Wolkt ihr nicht lieber fahren,
Kinder-« iragte die Mutter-.
Aber Eise bat: »Ach nein, laß uns
geben -- der Tag isi herrlich, und sa:
lange die Sonne scheint. isi es warm«
Also gingen sie spazieren.
Stolz und schneidig ainq Hans
einher. heute wollte et erst recht alle
Augen auf sich ienten.
Am senster stand die Mutter und
sah ihnen nach gliiasimbtend nick
ie sie zu ssp was für ein bereiiches
Paar! wie iiir einander geichaffen!«
dachte sie
; Natiikiich erregten die Spazier
’gänge!, wohin sie kamen, Auf-nett
Jsamkeit altenthaiben trat man ans
jensiee oder auch in die Thür, unt
die Beariißungen wollten gar tein
Ende nehmen.
»Das sind nun die Freuden einer
tleinen Stadt«, wiitbete Hang.
Sie aber wehrte lächelnd ab: »Mir
ist es etwas Neues, vorerst wenig
siens."
»Weißt Du auch. was sich morgen
die ganze Stadt erzählen wird P«
Beinahe tann ich niir s denken!«
»Das-. toir uns verloben noiirden!«
Lachelnd niette fre: »Las3 ihnen das
tleine Vergnügen« s
»Aus diese Weise bin ich schon ein
Dunend Mal verlobt worden.«
Aber ebenso schnell immer wieder
entlobt, nicht wahr?«
»Leider sak«
IDU willst wohl als Junggeselle
sterben?"
O nein! Durchaus nicht!«
’ :Oder bist Du so entsehlich an
spruchsooll?«
»Auch das nicht. «
»Nun was verlangst Du denn al
les wn deiner Zutiinstigeni'
Vor allein, dasz sre nrich wirklich
von Herzen lieb hat, urn meiner sel bst
tvillen.·
»Und so eine hast Du bisher noch
nicht gesunden?«
Gliiastrahlend sah er sie an und’
antwortete-: ...Nein bisher noch nichts«
Nun nnd wars soll sie siir Eisen
Matten haben? Wie soll sie auose
n ?"
(Fortsehung solgt.)
—--..-—--—
Das sonnverbrannte Gesicht
Das verbrannte Gesicht wird irn all
gemeinen alg ein Zeichen von Gesund- »
heit betrachtet, obgleich es eigentlich?
kanns zu erklären ist, wie man daraus H
rerlallen ist. Ein verbranntes Gesicht l
tann man sich leicht holen, ohne das-s
darum das Allgenreinbesinden irgends
wie verändert oder verbessert zu sein
braucht. Es läßt sich also höchstens
denten. daß die dunlle Gesichtssarbes
als Gegensatz zur krankhaften Bliisses
als qesund erscheint. Wer seinerseits;
derselben Ansicht ist nnd das braunei
Gesicht siir eine cchönheit hält, hat es
nicht einmal nöthig. ins-Freie zu gehen, «
um sich in dieser hinstcht zu verscho- ;
nern, sondern er kann seinen Zweck
auch im Zimmer erreichen, trenn er ei- J
nige physitalilche Geschicklichkeit und
die dazu nötigen Apparate hesiht Es «
; ist eine bekannte Thatsache, daß die so
genannten ultravioletten Strahlen des i
connenlichti sowie des elektrischen s
Lichtes diese Wirkung herborbringen,»
die demnach wohl aus chemischen Bari
gängen beruht, wie sie gerade durchs
diese Strahlen erzeugt werden. Noch?
schneller wird man mit einer der neuen
Quecksilberquarzlampen zum Ziele
tornmen. und zwar in wenigen Minu
ten mit gleicher Volllommenheit, wie
sie sonst vielleicht nur durch einen
Landaufenthalt von mehreren Wochen
erreicht werden lönnte: selbstverständ
lich können aber die ultravioletlen
Strahlen den Ausdruck von Gesund
heit nnd Frische nicht zuwege bringen,
den ein braungebrauntes Gesicht her
vorruft, wenn es ehrlich durch den lan
gen Aufenthalt in freier Natur nnd in
frischer Luft erworben ist. Es niire
aber auch denkbar-. daß die Bis-Inse
sarbe der Haut ein gewisses Zeuanis
Fiir einen günstigen gesundheitlichen
Zustand abzulegen vermag falls näm
lich die duntle Färbung der Haut von
einem reichlichen Gehalt des Blut-s cn
roten Farbsioffen herstammt, eine An«
nahme, de freilich noch eines bündigen
Beweises bedarf.
An sich ist das Braunbrennen der
Haut eianrtheil siir den Träger, weil
es zu einem Schuh der tiefer liegenden
Gewebe führt. Das lann jeder Groß
stiidter leicht erfahren, der sich, wie es
jetzt so ost geschieht, möglichst ohne
Aufenthalt von seinem Wohnort
d einen Schnellzug ins hochge
birae begibt Namentlich wenn er
diefe Wohlthat nur selten genießen
lann, und infolge dessen wahrscheinlich
eine gewisse Geoszstadtblii aus die
Reise mitnimmt, werden i m die un
gewohnten Sonnenstrahlen in der kla
ren Lust des Gebirges heftikhsusesew
Die Folge wird aber in der egel tei
ne Braunslirbuna des Gesichtes sein,
sondern eine Röthung, die nicht den
gkleichen Werth-RAE weil sie ein siche
res Vorzeichen davon ist, daß die be
treffendg Stellen des’Kiirpers sich zu
häuten Sinnen. Man kann in den-«
Gebirgen wohl-i in jedem Sommer
zahlreiche Tonkisten herumlaufen se
hen, denen die Haut in Fetzen von der
Nase und von den Backen hängt, und
sie tönnen sich noch dazu Glück mitn
schen. wenn es bei einer häutung bleibt
nnd auch weiter lein Ausschla und
keine Blasenbildung erfolgt. Froh
tsem die dadurch bewirkten ltnannehm
lichkeiten meist gering sind. und gefen
die isteniisse beim Wandern wenig ns
Gewicht fallen, so kann man doch wie
derum nicht sagen, daß ein solches son
nenverbranntes Gesicht schlechthin zur
Gesundheit beiträgt oder das Anzei
chen einer solchen ist. Das braunge
brannte Gesicht freilich verdient seinen
guten Rus eher, und aus dieses sollte
daher auch die Zuneigung beschränkt
werden. Das beste Mittel. dazu zu
gelangen, liegt darin, sich dem Son
nendrand nicht zu stark auszusetzen
und den Uebekgang vorn Siadtleben
in das Naturleben nicht zu jäh sich
vollziehen zu lassen. Nur aus diese
Weise kommt die »Patina" des Ge
sicht-s in ganzer Schönheit zustande.
ohne daß man irgend wie darunter zu
leiden hat.
«
—
« « www-—
ww
I , ,
i Vom Gehör der Insekten.
i Man hört ost die Ansicht ausspre
s chen, daß die Insekten taub seien, und
»man folgert das daraus, daß manche
s Jnsekten aus Töne nnd Geräusche in
i keiner Weise reagieren. Selbst der lau
teste Lärm und die verschiedensten Tö
ne bringen aus die Ameisen I. B. gar
teine Wirkung hervor, sie lasset-»sich da
durch nicht im geringsten in ihrer Ars
beit stören und äußern in keiner Weise
;Antheil oder Furcht, so dasz wir in der
III-at annehmen können, das-, sie nichts
» von diesen Tönen wahrnehmen. Aber
; daraus aus völlige Taubheit zu schlie
ßen, geht doch nicht an, denn es ist sehr
gut möglich, daß sie Töne vernehmen,
. die jenseits der höhe liegen. in welcher
unser Ohr dieselben noch wahrnimmt.
Trotzdem wir selbst mit Hilse des Mi
krovhans teinerlei Töne bei den Amei
- sen ver-nehmen« ist die Möntichkeit nicht
ausgeschlossen, daß die Thierchen sieh
sdoch untereinander durch schr seine
? Töne verständigen können. denn einige
’Ameisenarten haben an den Bauchrin
gen Rauhigleitem die aneinanderaeries
ben einen sehr seinen Ton hervorbrin
gen, und das wäre ja völlia zwecklos.
wenn die Genossen denselben nich:
wahrnehmen tönnten. Das-, das Ge
hör der Jnsetten in gani anderer Wei
se reagiert als· unser Ohr, zeigen uns
die Bienen, die geradeso wie die Amei
sen durch teine lauten Töne sich irgend
wie beeinflussen lassen. Sie nehmen
nicht die geringste Notiz von irgend
welchen Geräusch-en in ihrer unmittel
baren Nähe. so das; sie volltommen
taub erscheinen. und doch sind sie es
nicht« wie uns ein charakteristische
Vorkommnisx in ihrem Leben aus das
schlagendste beweist. Wenn nämlich in
einem Bienenvolte eine junge Königin
aeboren wird. dann läßt sie sasort nach
dem»21uslriechen aus der Zelle einen
eigenthiimlgchem ziemlich starteiilv Ton
hören, der wie »Füh, tiih' klingt und
der jedem Jmker wohlbelannt ist. Die
ser Ton wird sosort von der alten Kö
nigin vernommen, die in die höchste
Erregung geräth u. gleich mit gleichen
Tönen antwortet. Aber nicht nur die
;Königin, auch die andern Bienen ver
Hnehmen diese Töne. was sich deutlich in
ider sosort nach dem Ettlingen der
I Töne eintretenden und immer mehr
N
»Es .,
,
N
ivachsenden Aufregung des ganzen
; Volkes tundgidt. Die Bienen hören
; also die Töne, die sie selbst hervorbrin
i gen, ganz gut, wenn sie auch für alle
! andern taub sind. Aus jeden Fall hören
sie das im Flug hervoraebrachte Sum
inen ihrer Genossen ganz nennii, denn
es dient dazu. dasz sie sich sinden und
herbeiaeloclt werden. Durch das Sinn
inen sinden sich auch Fliegen und
Mücken zusammen, sie niiissen also
ebenfalls diese Töne sehr gut verneh
men. Viele Jnselien müssen sogar ein
sehr sein entwickeltes Gehörorqnn ha
ben, und zwar diejenigen, die sich durch
verschiedene Töne rasen und die sich
sogar durch Musik erfreuen. Die Feld
grillen und heuschreclen seinen bei
schönem Wetter stiindenlana ununter
brochen, sie belustieien sich vielleicht
selbst damit, nber die Hauptursache
ihres Kon ertes ist doch, die Weibchen
herbeizurusem nud zu locken. Den
Weibchen zu Ehren liiszt der Klopss
titser seine Töne vernehmen und die
Hausgrille ihre ziehenden Weisen ertö
nen, zu Lust und Liebe der Weibchen
singt,in den siidlichen Ländern die Zi
tade ihr schriilendes Lied unermüdlich.
Alle diese Jnselten müssen also ein sehe
ausgebildeies Gehör halten« da sie sonst
nicht imstande wären, die tausend
fachem aus einer blumigen Wie e et
gchallenden Töne der vers ie nsim
nsetten richtig zu beut-en un vonein
ander zu unterscheiden. Bei vielen Ju
seiten hat rnan ja auch ganz bestimmt
Gehörorgane gesunden, die meistens in
, den Jllhlern ihren Sii haben.
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