Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 21, 1910, Zweiter Theil, Image 11

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    Wetter Hehwihkbtiek non
Tizzik IMUYEL
No. 537. Ich hen Jhne in e ver
bliimte Weise in mein letzte Brief an
gedeutet, das-; ich kein Riesen gehabt
l)en, »Holt-n schwiet Hohin« zu singe,
wie ich mit die Buwe aus die Werkch
schen reduhe sin komme. Jch hen schon
for e ganze Woch den Philipp. was
mein Los-band is« jeden Dag e Boh
stelkart geschickt, wo ich ihn geschriwwe
ben, das; er mich einige Minnit erl
sperlte könnt. bitahs ich wär sick un
teiert von die Kontrir. Mister Edi
thor, Sie denke mehbie, die Lizzie is
e dummes Diebs wenn doch der
Milchinanns irso se bei stehn duht, alle
Dag in die Nehbethutt komme dicht,
hätt der doch ing den Philipp es sage
könne. Das will ich Jhne ecksplehne
Jn die ers-hie Lein, hen ich for den
Philipp die Milch abbestellt. Der
lann sein Kasfee ins Wedesiveiler’scl.
drinke. Der Milchnsnnn kommt nnnvee
nit zu Wederweilersch, bitahs der hat
Aksagt, wenn er Wasser an die Milch
ben wollt, dann tönnt er es selbst dran
thun un sor den Riesen war der
Milchniann sohr nn ihn un wär nit
zu ihn gegange un wenn ich jedesmal
zehn Dahlet daior bezahlt hätt. Den
Weg is also e Pohslelkart der einzige
Rettungsantek for mich qewese. Well,
wie ich on mei Haus komme sin, da
hen ich puttienier gesel)ntet. Mei
Frontjahrd, die hat gegnclt, als- wenn
e Drehen-Feier drin gewiehtet hätt.
Ich sen schuht, in die ganie Zeit wo
ich fort war, hat der Philipp noch nit
einmal geipkinlelt gehabt. An die
Pchrtsch hen wenigstens siivwe un
dreißig Nuhgpehpetsch geleae un wie
ich an die Lettervaao im komme,
hen mei sammtliche Pohstellards drin
aeieae Och, ich kann Jhne sage, ich
sm so wiethiq gewese, dcsi ich das
ganze Vildinq in Brand hätt sehe
tiinnr. Ich kann Jhne seine, wenn mer
e.- Inst so en misserabiiqe Felier von
en LIOSinnd zu dbun hat« dann sieht e
arme Frau machtlos da.
Os Fiolirs hen ich auch kein Sei-lüs
set nit gehabt un da sin mer dann all
zu ·!2iede5meilersch. Der Wedestveiier
iH auch nit oa gewese. tin fremde
Mann hat hinisig die Bahr aestanne
un hat gefragt, tvaH er for mich duhn
li.innt Ich hen nach den Bah- ge
fragt un da hen ich ausgesunnr. daß
der Mister czitedesweiler un die Mis
sus Were-sie er an en Tripp wäre un
das; en Ichentelmanm wo se Philipp
geruie bitte, mit sie wär. Der Bah:
hätt ihn netieiert in die Zwischezeit,
cis-H Bißness sor ihn zu ronne un er
koiir sor den Riesen mit seine Fatnilch
Iiier eingemnhst. Den Kieh von nächst
Vohr hat er auch nit qehabt. Well,
da km ich in e schöne Ficke gewese!
Ich hen aefmgt, ob mir denn nit sor
en Dna odder so in den Hans stehn
könne« bis mein Hoslsand widder re
r-uhr komme deht un da hat er gesagt,
in die erschte Lein deht er mich nit
kenne un er tönnt nit jede Frau aus
nemme, bis ihrn Hof-band widdet
komme deht; bikahs mer hätt schon
est genug erlebt, dass so en Hosband
nie nit mehr widder komme war-, dann
wär hier atnwer noch e anneres Ding.
Wie er mich schon qesagt hätt, wär et
mit seine Familch hier einaemuhst un
die Familch deht aus seine Frau u
sechs seid-'s tohnsiste; unner die Zir
kumstenzez könnt et nit sehn, wie er
noch so- e Netschiment ausnemme
tiinnt.
Weil. Mister Edithor. wenn ich in
selten Auqebliek den Philipp händig
gehabt hätt, dann hätte Se jetzt en
izntteinord nusschreiwe könne. Der
Mozart hat in eine von seine Poems
get-satt »Da werde Weitver zu Hei-—
iehne«, un das isshei mich der Kehs
gewese. Jch glanwe ich hen Blut i
meine Auge gehabt. Wo is Jhne Jhre
Frau? hen ich gesagt. Die is dann
tnnn schxsppe gange, hat er gesagt. Wo
sin Jhne Jhre Kidsi hen ich dann ge
fragt. Die sin all ind ie Schul, hat er
gesagt. »Weil, hen ich gesagt, dann
newwe Se mich e Kimmelche«. Jch
lien ebbes duhn müsse sor mei Nöess
e wenig zu kweiten un da is e Min
i eiche das beste Mittei. »Jetzt iahke
e Bißneß«, hat der Zeller gesagt.
,,nemme die Herrn Buwe auch einsi«
Ei schutt sez nati, hen ich sagt. Ich
hen dann ein Himmel ggabt Jch
hen inkweiert, ob mer mehbie unsere
Miete hier nemme«lönnte, awwer er
hat gesagt, sie wäre nit sor iizohrderiia
eingerichtet un wenn seine Frau siir
die Famikch koche deht, dann hätt sc
grad enug edahn.
We , Mister Edithor. was denke
Je davoni Ich hen auch nit mal
aussinne könne, wo die Wedesweilersch
mit den Philipp hin sm. Der Feller
hat egsagt, er wüßt es nit. mehbie se
wäre nach Jurropp, sor all was er
wißt. Jn die erschte Lein hen ich emnl
e Stielelche gegteint. Wie ich da mit
dorch war, hen ich noch e Kimmclche
gehabt. Jch hen ’a vlentie Freunde,
wo ich hätt hingehn könne, awwek ich
hen mich un de Philipp doch nit so
blamire wolle. Zunächst hen ich mit
hie Bunde en Kriegsrath gehalte. Der
Johnnie, wo en nrig ausgeLIärter Bub
is, hat gesagt, sor warum ich mich nit
e Diewohts von den Pa kriegt deht;
er deht ihn ennihnu nit mehr als Pa
rielanneise. Der Bennie, wo immer
noch zu sein Pa stecke duht. der sagt
das wär alles Vahsch; der Pa hätt
auch seine gute Seite un er deht ihn
lang nit so viel blehme, wie den Mi
ster Wedestoeiler7 der deht ihn zu all
die dumme Streich verleite. Jch kann
epprieschiehte, daß du nit zu unsere
F.einde gehn willscht; ich tann auch
sehn, daß mer hier nit stehn lönne. un
for den Riesen mach ich die Mohschem
das-. mer widder ans die Farm gehn
un dort stehn, bis der Pa rednhr kom
me dnht.« Bei Galle, so weit hen ich
noch gar nit gedenkt gehabt. Das war
e breite lfidie un es hat noch leine
Minnit aenomme, da war unser Meino
ausgemacht un mer fm widder in die
Ziontrie Jcht nnn Jhne sage. Mister
Edithor, s-: en Mann wie meiner, der
is nennst Um einem sick un teiert zu
mache im das ganz männliche Ge
schlecht zu verachte. Mit beste Riegardtz
Yoan
Lizzie Hansstengei.
Abg-lehnt.
Dienstmädchen: »Den Professor
ein armer Mann mit Holzbeinen fleht
draußen und — - -—— — —
Professor lsie ärgerlich unterbre
chen): »Ich brauche leine.«'
schönerm-nat
Kuranslakidirekton . ». .. Ich sank
Ihnen, alt und gebrechlich ist mein er
ster Paiient hier angekommen, Und
schon nach vier Wochen ist er mit mei
ner Frau durchgebranan
»--« .-—·--» «
Klot- uud Keil.
Herr (grob): »Ich glaube. Sie wür
den einen Jdinien heirathen, wenn er
um Sie anhielle!«
Aeliereg Fräulein: »Sol! das eit
Llnirag sein?«
Sie kennt ihn.
»Ihr Seliger würde sich auch im
Grabe umdrehen, Frau Nachbarin.
wenn er wüßte. daß Sie jetzt schon
wieder verheirathet sind!'«
»Geber! S', dnfiir war der viel zu
bequem!«
—- »Abet, Herr Meicr, was-Z haben
Sie denn angestellt, daß Sie beide Hände
usd den linken Arm verbunden baben'««
—- »Ich habe versucht, für meine stin
der eine Kotgssuuß aufzuknachenk
w
Fräulein: »Ich werde zu dick das klei
det mich nicht!«
Herk: »O, im Gegenteil, Fräulein
Mizzd mir gefallen Sie von Pfund »
Pfund bessetl«
—- «Wo ist denn der Gasthof »zum
Adlek«?«
h — lDer ist gerade gegenüber dem Leib
au us «
—- ,,Das weiß ich; aber
— »Nun, warum fraaen Sie denn nicht
gleich nach dem Etwas-IN
,
. Einwan Ermordung.
Die fängst aus Deutschland einge
trossene Nachricht von der in Bälde
bevorstehenden Auslösung des in einer
deutschen Jrrenanstalt internirten Ma
sors enrh Reed Rathbone, der im
Ford- heater in Washington einer der
Gäste Präsident Lincolns in dessenLoge
in der Nacht war, in der dieser ermor
det wurde, hat an jenes sluchwiirdige
Verbrechen in eigenthiimlicherWeise er
innerl. Mit Major Rathbone wird
nämlich der Letzte dahingehen, der mit
sener That vom 14. April 1865 in ir
gend einer, wenn auch vollkommen un
schuldigen Weise in Verbindung stand,
nnd er wird mit seinem Tode die Rei
he derer schließen, iiber deren Häup
4ern der Fluch lastete, den Lineolns
Mord herausbeschworen·
· Wie der Laus einer antiken Schick
salstragödie muthet uns das Geschick
aller derer an, die mit jener Schand
lhat, gleichviel ob schuldig oder un
schuldig, verknüpft waren.
Es siirchten die Götter
Das Menschengeschlecht
7 Sie halten die Herrschaft
! Zu ewigen Händeri,
i Und können sie brauchen
» Wiss-ihnen gefällt.
l Der fürchte sie doppelt,
) Teil je sic crhetteul
» Und über den Göttern thronie nach
; der antiken Anschauung das blind
T waltende Fatum.
s « Sie hatten ihn erhoben, die Götter
»das Ruhms und Erfolges. Abraham
iszineoln hatte den Bestand der Union
’ erettet, im Namen der Menschlich
eit einen glänzenden Sieg. davonge
ftragen; die Herzen seiner· Volks
sgenossen schlugen ihm voll Liebe und
; Dankbarkeit entgegen. Jst es nicht wie
Its Schicksal der zeugen von
i
I
eine deslalrgung oer unteren Uuuur
» hot dem Neide der Götter, wenn das
".Schicksal es zuließ, daß sich gegen
sein Haupt ein sinstrrer Mordanschlag
derwirilichle?
H, Und als das Ungeheuerliche ge
schehen war, da heftele sich der Fluch
der bösen That nicht allein an die
Fersen des Märders, nein, alle, alle,
ie, wenn auch schuldlos, mit jener
That in irgend welchem Zusammen
hang standen, hatten unter ihm zu
iridem
Und Maon Rathbone ist der letzte
von ihnen.
· Präsident Lincoln war an jenem
Abend des 14. April 1865 im Thea
ter von den Schauspielern und vom
Publikum erwartet worden. Laura
Kerne, eine hervorragende Schauspie
lerin jener Tage, feierte ihr Benefi«3,
Und Lincoln hatte sein Erscheinen zu
-gesagt. Und er war gekommen, ob
Jtvohl er sich nicht wohl fühlte. Seine
wilden, gütigen Vorschläge zur Ver
söhnung des niedergeworsenen, aber
noch trotzigen Südens hatten in-einer
Kabinettgsitzung leine Zustimmung
gesunden. So war er denn niederge
schlagen und zu nichts weniger als
sum Theaterbesuch ausgelegt. Trotz
dem ging er — er wollte niemand
enttäuschen. Jn seiner Loge snszen
tuszer ihm noch seine Gattin, Fräu
icin Clara Honig, die Tochter des
liew Yorier Senatorg, und deren
Verlobten der junge Major Hean
bieed Ralhbone.
Da schlich sich aus leisen Sohlen der
Mörder in den Vorraum der Loge,
Willes Booth, ein Schauspieler von
eminenter, aber bizarrer Begabung
Von hinten richtete er die Mordwasse
FusLdaSAHauPt des Präsidenten Und
1chokz. Ue zeugei traf ihr Hier uno
Lincoln mußte am anderen Tage seine
edle Seele aushauchem
Major Rathbone stürzte sich auf
den Mörder, erhielt aber von ihm
eine tiefe Stichwunde in den Arm,
und dem dadurch kraftlos Geworde
nen entriß sich Booth, sprang über die
Brüstung der Prvszeniumöloge auf
die Bühne herunter und mit dem
Rufe: »Der Süden ist gerächt!« ver
schwand er in den Kulissen
Der zum Tode getroffene Präsi
dent war in seinem Sessel schen ge
blieben, nur sein Haupt war mit ge
schlossenen Augen vorniiber gesunken,
und das Blut begann vorn Halse her
unter über die Brust-zu rieseln. Fräu
lein Harris rief nach Wasser, Frau
Keene, die Benefiziantin, die ans ihr
Stichwort wartend, in der Kulisse
gestanden hatte. besorgte schnell wel
ches und flog die Treppe von der
Bühne zur nge hinauf, während sich
die Leute vergeblich bemühten, vom
Korridvr aus in die Loge zu kommen,
da der Mörder, um sich den Rücken zu
decken, die Tür mit einem hölzernen
Keil verrainmelt hatte. , Frau Kerne
tniete nieder und nahm des Präsiden
ten Haupt in ihren Schoß, und ihr
Kostiim wurde von dem Blut des
Märtyrers für eine große und edle
Sache überfluthet. Dann war es dem
Major trva seiner Verwundung ge
lungen, den Keil zu entfernen, nnd
Hilfe lam aus dem Haufe herbei.
Und iiber ihnen allen, die in der
Lage gewesen waren, schwebte von
nun an das unerbittliche, grause
Fatum.
Frau Lincoln hat sich nie wieder
von dem schweren Schlage erholt. Sie
zog sich in ihre Heimat Illinois zu
rück, doch sie hatte nie wieder in ihrem
Leben eine frohe Stunde. Eine tiefe
Melancholie bemächtigte sich ihrer,
und schließlich verwirrte sich zeitweise
ihr armer Geist. Sie lebte dann un
ter dem Eint-rucke, daß sie in ihrer
Stellung als Gattin des Präsidenten
ihn repräsentieren miisse und bestellte
Ttuiletten um sich ihrem Range
entsprechend zu schmücken, aber wenn
dann die Bestellungen ausgeführt wa
ren, dann hatte sie schon längst wieder
vergessen, weshalb sie den Staat sich
hatte kommen lassen, und war aus
ihrer siebethasten Ausgeregtheit wie
der in tiefe, theilnahmslose tllielancho-T
lie zurück versunken.
Auch Frau Keene, die Benesiziantin i
ter Unglücksvorstellung, hat den
Schrecken jener Nacht nie überwun
den. Stets stand das Bild des ster
benden Opfers einer verruchten Mord
that vor ihrem geistigen Auge und
lähmte ihre Energie, ihre Schaffens
trast. Sie siechte dahin Jni Alter von
nur 44 Jahren starb sie die siir die;
amerikanische Bühne noch vieles und:
großes hätte leisten können i
Major Rathbone führte seine Braut
Ciora Harris heim Jhnen schien das
Glück wieder zu lächeln. Sie tvareni
jung, sie liebten sieh sie brauchten leine
Lebens-sorgen zu haben. Der Major
trat in den diplomatischen Dienst, wo s
ihm eine glänzende Zukunft-r rinlte Er i
wurde als Konsul nach Hannooer ge
schickt, wo das junge Paar in Glanzi
und Glück lebte. Aler der Dämon der i
Eifersucht erwachte in der Brust des
jungen Eheinanneg, ohne daß seine i
Gattin ihm dazu auch nur die geringste
Veranlassung gegeben hätte. Und ei-·
nes Tages kam die erschütternde Nach
richt iiber den Ozean herüber: ,,Major »
Rathbone hat sein Weib erniordet und ’
kann Selbstmord begangen!« s— Und
später wurde die Meldung dahin be
richtigt, daß das Leben des Unalii·t-j
lichen gerettet sei, daß er »der its-heil
lar wahnsinnig und in eine »Herun
stalt erbracht worden sei. lind dort
hat er seither vegetiert, bis-«- jetzt der
Tod alt-« Erlöser an sein Lager treten
zu wollen scheint.
Sie alle waren unschuldig, nnd
scbeinen doch dem Fluch jener unsiihn
baren That Verfalleu gewesen zu sein.
Und der Mörder? Er, der diesen
Fluch über die Häupter der Unschuldi
gen heraufbesckuoor?
Sein Schicksal ist bekannt. Es ge
lang ihm, zu flüchten, obwohl er sich
beim Sprung aus der Loge auf die
Viihne ein Bein gebrochen hatte. Jn
der Scheune eines Farmers namens
Garrett, hatte er ein Versteck gefunden.
Aber die zu seiner Verfolgung unter
dem Befehl des Oberstleutenants Con
ger ausgesandten Soldaten spürten
ihn mit Hilfe eines ihnen von einem
Neger gegebenen Fingerzeig-H auf und,
als er die Arfforderung, sich zu erge
ben, mit einer prahlerischen Heraus
forderung seiner Verfolger zum Ein
zeltnmpf beanttoortete, beschloß man,
ihn auszuröucherm Die Scheune wur
de in Brand gesteckt, und als Booth,
umtoft von Feuerfunken, im Rahmen
der Heubodenöffnung erschien, strectte
ihn ein Schuß aug dem Gewehr pdes
Soldaten Burton Corbett tödlich ver
nusndet nieder. Wenige Stunden spä
ter starb er auf der Veranda der
Faun, und seine letzten Worte charak
terisirten feine That: »Nui»zlos, nutzisp
losl« Die Leiche wurde nach Washing- s
ton gebracht und irgend wo verscharrt i
--— wo, ist nie bekannt geworden. (
Aber auch dag Werkzeug der tragi
scheu Gerechtigkeit, der Sergeant Bur:
tou Corbett, ist jenem Fluche nicht ent
gangen. Er hatte in der Erregung deg«
Augenblicks geschossen, obschon eiJ ver
boten Ivar,da Conger den Präsidenten
Mörder lebend fangen wollte. Eine
eigenartige Natur, nahm Vurton sich
seine That. die ja, da ihr die Autorität
deg- Gefetzes fehlte, ihm auch nicht viel
besser erschien als ein Mord, zu Her
zeu. Er bekam seinen Abschied und
zog nach Kansas-, wo er in einer Je
renanstalt starb.
Rußiand und Türkei im ;
Schwarzen Meer. «
Der Anlauf zweier deutscher Paris »
zerschiffe durch die tiirtische Regie-.
iung hat den guten Freun gen Vertei- s
ben mehr llnbehagen verursacht als s
die Sache wohl werth ist. Daß dies
Türtei. da sie einmal in der tttegene .
ration begriffen ist, sich auch niit den I
Attributen einer Machtstellung aus-"
ttistet und, wie sie schon seit langem s
eine schlagfertige Armee ausgebildet
hat, nun auch zu Wasser die lächerliche
Unzulänglichkeit einer nur zum Schein
existierenden Flott. durch wirksame
Wehrtraft ersetzen will, ist doch eine
ganz natilrliche Folgerung, über die
sich niemand aufzuregen brauchte, da
nicht vorauszusetzen ist, daß in abseh· »
barer Zeit das osmanische Reich unter
die Seernächte gezählt zu werden er
wartet. lind doch erregt dieser erste
Schritt einer Flottenreorganisation in .
Ruleand Bedenken. Der Panslcivis-;
mus sieht darin wirklich den Versuch
der verjiingten Partei, eine See-macht
zu werden. Der von einer tiirtischew
Zeitung gemachte Vorschlag, das«
Schwarze Meer fiir neutral zu ertliii «
ren, ist von der panslavistischen Presse 2
mit Spott undHohn überschüttet wor
den Nach ilirer Ansicht hat die Tür
kei überhaupt kein Recht, über die Zu
kunft des Schwarzen Meeres- mitzu
sprechen. Der panslavistische Agita
tor Graf Bobrinski hat noch itn Juli
in Belgrad erklärt, das Schwarze
Meer sei ein russisches Meer. Diese I
Behauptung wird jetzt-von derPeterss «
burger Presse ausgenommen und be
stiäftigt Es zeuge von Größenwahn, (
wenn die Türken die Entwicklung ei
ner türkischen Seemacht irn Schwar
zen Meere fordert. Durch den Ver ·
lauf zweier Panzerschiffe fördere
Deutschland solche aussichtslose Hoff
nungen. Auf dem Schwarzen Meeres
dürfe nur die russifche, allenfalls noch«
die bulgarische Flagge wehen Von
dem nüchternenTheile der osmanifchen
Politiler habe man gehofft, daß er
nicht für die Flottenpläne jungtürki-I
scher Chauvinisten zu haben sein wer-I
de —- vergeblich. Unter diesen Um
ständen dürfe Rußland nicht zögern,
durch Thaten die jungtiirlischen Flot
tentränme zu zerstören. So rasch
wie möglich müsse Rußland mehrere
Divisionen Torpedoboote ans dem
Baltischen nach dem Schwarzen Meere
übersühren. Das im Bau begriffene
Panzerschiff erster Klasse »llschalow«s
müsse möglichst rasch fertiggestellt wer-s
den. Gleichzeitig müsse der Bau vonf
drei weiteren erstklasfigen Panzer-I
schiffen in Angriff genommen werden. l
Auf die Unterhaltung einer türkischen
Flotte im Schwarzen Meere würde dic
okmanische Regierung dann wohl von
selbst verzichten, und das ,’,Rnssische
Meer« würde dann in Wirklichkeit
neutralsein —-— fiir die tiirtischeFlotte. »
Die Petergburger Börsen Zeitung er
klärt, die türkische Flottenthiitigkeit sei
auf das Blegäische Meer zu beschrän «
len. Das Schwarze Meer sei ebenso-«
wenig wie dasslliittelländische Aktions
lsoden für sie. I
Die russische Regierung zögert auch
nicht, die papierenen Drohungen in
I.haten umzusetzen Die russilche Ma
rineverwaltnng ist mit der Ausarbei-:
tung eines- großangelegtenPrograrnnis
für das Schwarze Meer beschäftigt.
Sebastopol soll zu einem Kriegshafen
ersten RangeH ausgebaut werden. Es
soll liinftig zwei Häfen haben: einen
kleinen fürdHandelsschiffe und einens
groyen rumriegsschme, wornmrieggs
schisse völlig armiert werden können.
GroßeReparaturdockg will man gleich
falls erbauen. Der Hasen soll der
Sitz des Obertommandierenden der
krussischen Schwarzmeer-Flotte wer
;den. Die Docts von Nitolajew will
Jinan dermaßen umbauen, daß darin
’der Bau der größten Panzerschisfe
sausgefiihrt werden könne. Unter der
Ueberschrist »Die Bedürfnisse der
Schwarzen Meer Flotte« schreibt die
»Rossija«, der Marineniinister sei
verpflichtet, noch vor Eröffnung des
5iarlaments dein Ministerrat eineVor
lage zu unterbreiten über die Umbe
wasfnung und Neupanzerung der Li
nienschifse des Schwarzen Meeres-,
über den Umbau der Marine-Anlagen
in Sebastopol lind in Nikolajew und
über die Durchführung des ausgear-j
beiteten Planes zur Verstärkung der
Schwarzen Meer Flotte durch eine
inoderne Panzerbrigadr. Wenn die
junge tiirtische Regierung sich genü
igend erstartt siihlt, wird sie wohl ein
Wort initzuredssn haben zu Diesen
Plänen, die die Rechte der Tiirtei
vollständig ignorieren. -
———-.--—-—
Befestigung des pauaniakanals
Präsident Tast wird, wie er ange
tiindigt hat, in seiner Botschaft, die er
dem tiongresz bei der Eröffnung der
letzten Session zugehen läßt, eine Be
willigung von zwei Millionen als erste
Zahlung fiir die beabsichtigte Befesti
gung des PanamatanalI fordern. Da:
mit ist der Entschlus, diese durchzuv
sühreu, festgelegt und an der Zustim
mung deLs htongresseg nicht zu zwei
seln. Jn England wird man freilich
davon nicht sehr erbaut sein, denn ge
trisserinaßen ist es gegen die Abrede,
aber geändert wird dadurch nichts
werden. Für den Bau des Kanalg hat
der Hai):Paliiicesr-teVertrag gegol
ten, der am 1tsk. November 1901 vom
Senat ratifiziert wurde und anStclle
deg alten ClaytonsBulwepVertrages
trat, in dein beide Mächte sich verpflich
teten, daß teine von ihnen ohne Zu
stimmung und Mitwirkung der ande
ren einen Fianal durch den Jsthinug
bauen und verwalten dürfe. Diese
Adinachung stanimte ans einer Zeit,
wo England im Besitz seiner westindi:
schen Jnseln und der Mogtitoliiste
noch in der Vorhand war und denVer.
Staaten der Bau eines Ranals nur
als- entsernte Möglichkeit vorschwebte
Ale- die Frage des Baues eine5.i"eanal«5
von seiten der Ver. Staaten aktuell
wurde, mußte das alte Ablommen ge
ändert weeden, und. so entstand der
zweite Vertrag, auf denEngland wohl
oder iibel eingehen mußte. Nach den
Opfern des Burenlrieges hatte es lei
ne Lust, war auch zu erschöpft, um an
ernstlichen Protest mit Hinweis auf
etwaige Waffengewalt zu denken. Es
überließ den Ver. Staaten den Bau
und die Verwaltung des Kanals und
stellte nur die Bedingung der gleich- -
mäßigen Behandlung der Schiffe
säinmtlisber Nationen in Kriegs- nnd
Friedenszeiten, fo daß also die Ber.
Staaten den Kanal weder als mitth
fchaftliche, noch als militärische Waffe
sollten gebrauchen dürfen. Jn einem
der Paragraphen des Hay-Paunee
few-Vertrages heißt es: Der Kanal
soll niemals bloekiert, noch foll in ihm
irgend ein litrieggrecht ausgeübt, noch
irgend ein seindfeliger Att begangen
werden«
Jm Staatsdeparternent mag man
damals nicht so weit vorausgesehen
haben, wie die Lage sich jetzt gestaltet
hat, auch der Senat, der eine erfte
Form deg Vertrages verworfen hatte,
nahm keinen Anstoß daran, auch war
vorausgesetzt, daß eineVefestigung des
stanalg nur lzur Ausübung der Poli
zeimacht der Ver. Staaten in ihrem
eigenen Gebiete, das- durch die eigen
artig inszenierte Revolution der Pro
vinz Panama erworben worden war,
dienen sollte, doch ist, seitdem der Bau
in Angrisf genommen wurde, wohl
niemand im Zweifel darüber gewesen,
daß die Ver. Staaten den Kanal gege
benenfallg auch als Kriegswaffe be
nutzen wiirden, denn als der Kongreß
dag Wert genehmigte, war der am
meisten inri Gewicht fallende Punkt
die Rücksicht auf die.ftrategifchen Vor
ttsieile, und solche gibt eg« nicht, so lange
der Kanal nichts weiter als eine Fahr
strafze fiir den Seeverkehr aller Welt
sein sollte. Die Londoner Times hat,
alg Col. Roosevelt kürzlich für die
Befestigung gesprochen, auf die Ver-:
raggbedingungen hingeweisen und ge
Illcllll, Ulc AuOlcgllllg Des ZOTIIIUch
solle dein Haager Schiedsgericht über
wiesen werden, worin sie vom engli
schen Standpunkte ja wohl recht haben
mag. Indessen Schiedsgericht hin.
Schiedsgericht her, keine Macht der
Welt wird uns daran hindern, den
Lanal so zu befestigen, wie es unsere
Interessen erfordern. Er soll zwar
allen Seernächten zur Verfügung ste
hen, die sieh gegen Entrichtung der
Hölle feiner bedienen wollen, wenn
alser irgend einmal eine triegerifch
Berwicklung entstehen sollte, müssen
wir ihn so zur Verfügung haben, daß
er, wie Präsident Taft seht richtig
sagt, als werthvollc Beihilfe zur Ver
mehrung der Wehrtraft unseres Lan
des«- dienen kann. Ek- ist zwar zur Zeit
keine Aussicht irgend welcher kriegeri
fchen Verwictlungen vorhanden, aber
trotzdem muß auf alle möglichen Fälle
Rücksicht genommen werden· Ein Un
ternehmen, in das wir eine halbe Bil
lien Dollars gesteckt haben, kann nicht
nsehrloo irgend welchen Zufälligkeiten
iiberlaffen werden.
—
Auf dem Reiinplatg.
Herr: ,,Gestatten Sie, mein Fräu
lein, daß ich mich vorstelle!«
Fräulein: »Was Ihnen einfällt — -
w lann ich doch nichts-, sehen!«
stindlixheck
titheh siinf Jahre alt, hatte ihren
Vettern, zwei lebhaften, ausgelassenen
Linden. einen längeren Besuch abge
stattet kmd saß nun wieder heimge
tekirt auf ihre-J Vaters Schoon ihre
Erlebnisse erzähle-nd ,,Vatti denke dir,
jeden Abend beten Hans und Fritz und
bitten Gott« er möge sie gut und folg
fam werden lassen.«
»Das ift sehr schön«, meinte Vater-,
tseifällig nickend
tfthel schweigt einiae Augenblicke,
Dann tagt sie, fchwer seufzend: »Bi"s
jetzt hat erk- aber noch nicht gethan.«
Aue einer Hochzeitszeitung.
anch Sanftrnuth herrscht das Weib,
Durch Strenge herrscht der Mann;
Tiie eine, wenn sie will — «
Der andere, wenn er kann!
lsg liegt ein schlechter Trost fiir uns
darin, daß auch in manchen anderen
Ländern der Fleischpreis iiber alle
Gebiihr in die Höhe gegangen ist.
—- »Dic dicke Mctxgcrmcistcrin will« durchaus den Vorsitzl«
-- »Na, die glaubt woh(, es geht lnc r auch nach dem Gewichtl«