fäwivoster Wendhusen —-----------4----4-----------4 (5. Fortsetzung) « 5 Einen Augenblick herrschte tiefes Schweigen in dem großen Zimmer, dann streckte Charlotte die-Hände nach site aus. ,Lena, tomm’,« sagte sie flüsternd, Feige mir Deinen Platz im Kloster garten, ich könnte jetzt der Tante nicht entgegentreten, ich käme mir e zu schlecht vor, als hätte ich eine finde begangen, daß ich so etwas anhörte5 lomm’, tomm’!« hastig zog sie mich hinaus durch den dämmerigen Korridor, die ver staubte Treppe hinunters; ihr Arm hielt mich fest umschlungen. und so traten wir unter den eisernen Rund ipgen des Kreuzganges hervor in den abendfrischen Garten hinaus. Purpur rotbe Lichter fielen durch die hohen Bäume auf unsern Weg und huschten itber Charlotte? schönes Gesicht· das plshlich einen so veränderten Aus druck bekommen hatte. Auf den Ra fenpliiyen war das Gras gemäht und erfüllte den Garten mit löstlichem Duft, nnd als wir endlich unter den Linden neben dem alten Grabsteinsa sen. fragte Charlotte: «Lena, glaubst Du das, was meine Schwester eben erzählte? Jch glaube es nicht« oder es hängt anders zusam mein' Dann schwieg sie und sah nachden kend in den Garten hinaus. »Ich habe sie so lieb, so lieb wie eine Mutter,« fuhr sie halblaut fort, nnd eine zarte Röthe stieg bei diesen Worten in ihr Gesicht. »Sieh, Lena. Du kannst es Dir gar nicht denken, was mir die Tante ist, und da soll es nicht weh thun, wenn Ferra —« Sie mußte es total vergessen ha ben, daß sie fich erft vor wenigen Ta gen über den Mangel eines kleinen Familienstandals beklagt hatte. »Nein, sage mir nichts," hat sie, sali ich den Mund öffnete, um ihr zu er ··hlen, daß Gottlieb Tanie Edith a rdings eines Abends heimlich da vongefahren; das Wie und Warum war mir freilich auch verborgen. »Du kennst sie noch viel zu wenig: laß nur, ich werde schon allein fertia." Und so saßen wir und hingenBeide unseren Gedanken nach. Charlotte pflückte von einem ne ben· ·hr stehenden Malvenstock eine pur rrothe Blüthe nach der andern und begann einen Kranz zu ilechten und ich saß münschenstill nnd flickte in Gedanken Georng- Sammetkit: telchen und setzte ihm die schönsten Inst-schen daran. Und als ich ihn dann qlücklicl lächeln sah, gingen meine Gedanken u Vetter Gerhardt und trugen ihm Bitte dor, meinem Bruder für die Herbfiferien im alten Kloster Gastsreibeit zu gewähren. lind dann sah ich uns Beide hier nmhertollen, ah ihn auf Gottlieb’3 alten Pferden sitzen und tausenderlei ungekannte und unverhofite Freuden kosten; und als ich dies Bild fertig ausgemalt nnd mir, obgleich unter Herzllopfen, ge lobt hatte, diese Bitte wirklich zu wa gen, kniete ich mich auf den alten( Gradstein und schaute träumend-wiss schen den Bäumen hindurch in deni Garten. j Jch merkte kaum, wie mir Charlotte. an den Haaren herumzupfte und dann wieder den Malvenstock zu plündern begann; Allerlei romantisches Zeug schoß rnir durch den Sinn: ich dacht« mir Tanie Edith als Nonne, die ein Ritter lieb aehabt, wie in Christicne’s. Kindermärchen und die hier im Klo Ietgarten traurig umheraegangen sei, bis er sie in dunkler Nacht geholt, um , rnit ihr davonzureiten auf sein Schloß. Es sind wohl hoch die Berge. Es ifi wohl grün das Thal; Mein Sbaiz, der ist ein Jäaen Den fiel-X iriz tausend mal« sung Charlotte mit ihrer leisen und sehr lieblkchen Stimme. Da flog ein wiider Falte Hoch über mir dahin; Fall, schaust Du meinen Liebsten, Sei-I ihm, treu wär’ mein Sinn. Wo Eichen steh’n und Buchen, Da blüht Wildröslein roth, Und soll ich Dich nicht lieben. So tränk ich mich zu Tod. Wenn Du mich dann begraben, Schreib' auf den Stein dabei: · r ruht mein feines Liebchen, tm brach das Herz entzwei! Ich wandie mich zu ihr hiniiber, iie sic) einen dunleirothen Mal — tu auf das haupt gesetzt und »- U f fah mit einem fast , »Meine M unter dem feurigen W have-; die hände hielt sie F die Knie « Aue-such N iåiegte " W es t site W an mir vorüber, den Weg hinunter, langsam. mit gesenktem Haupte. als suche sie eetwas. Jch folgte ihr mit den Augen-. wogt« aber nicht nachzugehen; zulest ver schwand ske gänzlich in dem dichten Bostetä des Gartens; nur hin nnd wieder tauchte ihr blonder Kon einen Moment über dem gtiinen Wirrniß der Zweige ans. Da saß ich nun allein aus meinem Lieblingsplatzcdem Bot mir lag der warten in der rothgliihenden Apenn beleuchtnngz selbst die grauen Mauern des Hauses und die Säulen des Kreuz gangec schimmerten rosig; tein Laut tein hauch unterbrach die tiefe Ruhe grabesstill und verlassen ringsum. Jch feste mich recht bequem auf dem alten Grabstein zurecht und schlang die Arme um den Stamm einer Cypressez Charlotte mußte ja bald wieder kom men; und nun beschäftigten sich meine Gedanken wieder mit dem Moment, tro ich Vetter Gerhardt bitten wollte, Geokg zu den Ferien herkommen zt lassen —- . Jch wandelte im Geist die Stufen der Van hinan und trat schüchtern in sein Zimmer. «Lieber Vetter«, würde ich sagen. »ich habe eine so große Bitte an Sie; —- bitte« bitte, erlauben Sie doch, daß Georg in den Freien mich besuchen bald ich habe Sehnsucht nach ihm und ich muß ihm doch auch seine Sa chen anzslicken.« Jn diesem Augenblick fiel ein dient ler Schatten iiber meine tleine Persön— lichteit nnd im nächsten Augenblicke streckte ich wie abwehrend die Hände aus, denn vor mir, gerade dort unter dem Lindenztveig, so hoch daß die Blätter fein blondes hour berührten standBetter Gerbardt und sah lächelnd zu mir herunter. »Nun, hinsichtlich des letzten Grun des diirfte die Bitte doch schon jeden falls genehmigt werden müssen«, sag te er mit seiner wohlllingenden. tiefen Stimme. »Als-) in den Herdstseriem Cousine; aber wie bekommen wir ei gentlich den tieinen Mann ber?« Ich sah ibn noch immer betroffen un; daß ich die Anrede an den Vetter halblaut gehalten, iam mir nicht if den Sinn, dann aber jubelte die Freude, meinen allerliebsten Bruder bald hier zu wisset-, laut auf »O, Vetter, liebster Vetter, Sie wollen erlauben, daß Georg kommt-Z« Jch faßte seine Hand und hing mich wie ein Kind an seinen Arm. «O. das wird herrlich, das wird eine Luft! Was sagt als-er Tante Eoitl dazu? Wird sie ihn auch haben wol len, und —- —« .Gewiß. gewiß!« beruhigte er mich. Aber nun erweisen-Sie mir einen Gegendienst, Consinex ich suche Char lotte, sie soll bei Tante lfditlz sein; dort fand ich indessen alle Thüren ge- - schlossen, das Mädchen aber sagte mir, die Fräulein wären im stlosterqarien und nun finde ich hier zwar im me lancholichsten Winkel des Gortens die Eine —- aber wo maq die Andere sein?« »Hier, Bruder. bierl« rief Char lotte und hing im nächsten Atlaenblia an seinem Halse »Sage rasch, wie geht es Dir, was bringst Du, siehst Du wohl aus?« »Nun, Lottchen, eines-theils gut, aber anderntheils s-—, doch lassen mir das. Jch habe fiir Dich tausend Grüße don Robert, und Du möchtest Tante Editb die Nachricht bringen, daß er woblbestallter Oberförfter ir· IFölterode geworden ist« Jch sollte es - ihr nicht sagen, er wollte es auch nicht schreiben, sie soll es aus Deinem Mun de erfabren, so wünscht er.« ; Charlotte’5 schone-:- wenwt ergtnyics plötzlich so rosig wie die Strahlen der untergehenden Sonne, und die blauer Augen glänzten vor Freude: sie hol Fcks auf die Fußfpitzen empor. drückte einen Kuß in den blonden Bart ihres Bruders, dann lief fie geschwind wi. Iein Reh Tiber die Reisenplätze und ;We,1e, und bald verschwand ihre Ge Tftnlt unter den Bogen deH Kreuzan gei. Gern-gebt snlk ihr lächelnd nach, dann wandte er sich zu mir und ietzt-. sich nnf die steinerne Bank, offer-ba in der Absicht, der Schwester eine un gestörte Minute mit der-Same zi gönnen. »Ist dies Jlsr Liebling-plötz chen?« fragte er. Jch bejnhtr. »Möqen Sie den Pakt nicht lieber Eg- ist doch eiqentlich gar zu melancho lisch hier für ein so junges Mäd chen —-« »Nein. Jch bin lieber hier, weil ich hier Niemanden begegne; es ist gerade, als gehöre dieser Garten mir ganz allein.« . «Also Hang zifr Einsamkeitk sagte er scherzend »Wer hält denn dies Mädchen hier so schön in Ordnung? Auch Sie, Coufine?« Jch nieste nnd sah scheu zu itm hin tiber. weil ich zu bemerken glaubte, er lächele über mich. Aber er blickte so nachdenklich auf die graue Sandstetni Mr unter dem Esther-. daß ich siihlte ee denke ein etwas ganz Anderes als gerade an das, W er sprach. Nichtsan vmeinen Plas ans das alten te wieder ein, und saer- lpir stot; nur einmal - ich M . als ob er mich erstlich m als ich den Lsps traust-. k- v v- v sah ich seine Augen auf mich gerichtet dann strich er sich hastig mit der Hand über das Gesicht und begann mit ei nem Stöckchen Figuren in den Sand zu zeichnen. »Nun wollen wir gehen, Cousine«, sagte er, sieh plötzlich erhebend. »Kom men Sie, es wird ohnehin spät wer den, ehe ich heute zur Ruhe gelange drüben in der Billa, und meine Mut ter erwartet mich-« Jch erhob mich und schritt neben ihm durch die dunklen Gänge. Er sprach nicht mehr, und stumm betraten wir den Kreuzgang des alten Klosters. »Nein-ten Sie sich in Acht an der finstern Treppe, die Stufen sind hoch s-« warnte er, als ich hastig vorwärts eilte. E E Ein Grauen hatte mich plötzlich er faßt in dem verlassenen Haufe. in der spukhaften Beleuchtung; es war mir. als lautete hinter jedem Treppenpfeiler ein entsetzliches Etwas. das mich packen wollte; ich hätte ihn bitten mögen: I »Sei-en Sie mir die harrt-P Aber das wäre doch lächerlich gewe sen. Und da, als ich eben zwei Stufen hinausspringen wollte, um ihm nach zukommen. da et vor mir hinausschritt, empfand ich einen heftigen Schmerz im Fußaelent und sank in die Kniee. «Dacht' ich es doch!« sagte er, sich umwendend, auf meinen Wehruf, nnd die Stufen eilig wieder hinunter ei-· lend. ,..Thut ej sehr weh? Können Sie gehen? Nein? Nun, da muß icl Sie eben tragen.« Und wie eine Feder hob er mich em por und schritt leichten Fuß-es die Treppe mit mir hinaus. »O, Vetter, und Sie sollen lrant sein?« lachte ich plötzlich-, halb ans Verlegenbeit iiber die eigentbiimliche Situation, in der ich mich befand halb belustigt iiber die Unwahrschein lichteit jener Behauptung. »Wer sagt denn basi« forschte er, als wir eben den Korridor betraten. .Nun. Ferra. Aber es ist nicht wahr, gelt?« .Nein!« erwiderte er einfach. »Ich tente. ich bin es nicht mehr, aber ich war ess. Wer bat Sie denn so ge ichrniiat heute Nachmittag. Cousine?« fragte er nach eine tleinen Pause, just als toir vor Tante Edith«s Zimmer tbiir anaelangt waren; nnd in dein schwachen Lichte der altniodiichet Hängelasnve unter der gewölbten Decle sab ich seinen blonden Kopf zu mir niedergebeugt, und seine Augen schau ten mich aus allernächster Nähe an. »Mich geichrniirlt?« wiederholte ich fragend und strebte zugleich, von sei nem Arme berabzutornrnen, was in dessen nicht gelang. »Neizend gefchmücktk« wiederholte er und öffnete geschickt die Tbür zi Tantes Wobnziminer. und im gleichen Augenblick schallte mir schon Charlot tex- sröbliches Lachen entgegen. «F.)Cit Du ein Rälbchen zu verlau fen. Gerhardt?« rirs sie vorn Sophis aiistvrinxenb, too sie neben Tant Editb gesessen, und niich an den haa ren zur-send. »Ich will hinunter!« rief ich fait weinend. denn auch Tante lachte iibei das ganze liebe Antlip Aber Gerhardt hielt mich seft unt trug mich dirett vor den qroßen Pfei »lerspiea,el, und ein Blick in das try stallhelle Glas zeigte rnir ein wohlbe tanntes braunes, tleines Gesicht, bar licht so fremdartig unter einein feurig rotben Blumenlranz hervorsah. Cr schrectt riß ich ihn aus meinem haai und warf ihn zur Erde. » »O, pfui, Charlotte!« rief ich arger ticb und hintte zur Tante hinuber, or mich lachend in die Arme nahm. »Hast Du denn gar nicht Zernerlt wie ich Dir den Kranz ansetzte? ticherte Cbathr. »O, Du vertraurni tes, kleine-«-U e«Itsclzenti-n·c-!««m « i H »Ja-J Fraulein uvuiine in Hauen tin'«, berichtete Gerhardt jetzt. .,fie ba« sich, wie man so sagt, den Fuß ver lnaslft -—- toll ich Jdnen den altes Schäfer febickem Confinchen?« fragte er lächelnd. »Geb’ mir mit Deinem Schäfer«, er liarte Tante Edith, «das können wi allein, gelt meine Kleine? Aber nur bab’ Dant, Gerhardt. für die Nach richt, die Du mitgebracht; es ist heut« der erste frobe Tag seit langen, langen Jahren.« — Sie hatte bei diesen Worten Ger bardt’s Hand ergriffen nnd sah ihn freudig bewegt an. »Du glaubft nichkxfiiqte sie leise hinzu, wie glücklich mich es macht, ihn in Idllerode zu wissen, in Fäl lerode! - , Aber nun ge t, Eure Mut-« ter wird ebenfalls nach atfchaft vonf Joachim verlangen. Es ist doch nichts-it Schlimmes passirt, Gerhardt?« fragte sie dann besorgt. Seine Züge verfinsterten sich augen blicklich. »Sei-Hinweg gering, Sante, nrn gro ße Sor e zu machen«, erwiderte er und f ttelte lange die Hand der al ten Dame, dann nahm er Eharlottcks Inn in den feinen nnd indem er mir nach einmal freundlich ernst zunickte, verließ er mit ihr das « immer. Nach einer kleinen lben Stunde lag ich mit sorglich ver undeuen Fuße aus dein Saphir und verfolgte ist-Uter licie Gestalt der Dante mit nen Blicken. spie sie heute so rieth auf nnd ab wanderte. Das feine Gesicht M-WW nur von einer zarten Röthe wunder bar verjüngt und die Augen leuchte-ten wie sie es gewiß vor langen Jahren gethan hatten. Sie ging vom Schlnszimmer zum Wohnztmmer, sie rissnete Kommt-den schiibe und Schrönle und stand dann sinnend davor. und wie im halben Traume sah ich diei geschäftige und anscheinend doch so zwecklose Treiben mit an. Mir war selbst so sonderbar zu Muthe. als sei ich nicht mehr die selbe, die ich noch heui’ Moraen gewe sen. als sei ich gewachsen und ein iro szee. vernünftiges Mädchen geworden, obgleich ich mich doch gerade recht tin disch benommen hatte heute Abend. Woher es lam, konnte ich mir nicht ertlärenx ich drückte Minia, die ne ben mir lan. an mein Herz und er zählte ihr sliisternd: Vetter Gerhardt habe mir verstirocherh daß Georg kom men solle, nnd was siir ein lieber tlei ner Junge er sei. Tante Edith hatte heute keine Au gen siir ihre Lieblingr. sie nahm eben Nobel-R Bild von der Wand und setzte sich damit neben mich in einen Lehnstuhl; sie hielt es in den aesalteten Blinden nnd schaute es zärtlich an. »Sieb’, Lena«». begann sie, »bier ist er noch ein halbes Kind. und nun sollst Du sehen, was siir ein stattlicher Bursche er geworden, der neue Herr Qbersiirsier. Jn, ja, Lena, er hat die selbe Stelle bekommen, die einst sein Vater aehabt. er soll wieder in dein Hause wohnen, wo er qeboren wurde nnd wo seine Mutter die einzigen vaat schönen Jahre ihres Lebens verbrachte « sieh« Kind. das macht mich ia so glücklich, ich tann es dir nicht sagen Der liebe Gott ist gerecht. Kind. und das-, was er rnir heute Abend gegeben, das wiegt Alles aus, was ich je er duldet." Und als sie nun das Bild to zart- ’ lich an ihre Wangen driiclte in stolzer Mutterireude, da erfaßte mich wieder die bittere Sehnsucht nach jener ibenren, treuen Liebe. die mein Georg Hund ich nun verloren hatten. Indessen trug Tante das Bild Hin iwe·a, und als sie es eben an seinen Platz gehangen, tlopfte es draußen Und der alte Gottlieb trat herein. » .Gnien Abend, gnädiae Franc sag ;te er, an der Thiir stehen bleiben sund beaann mit seiner eigentbiiinlieL ;gedänwften Stimme von einer-ganzen JReihe Aufträgen zu berichten. die ihm lTante wohl ertheilt haben mochte I Es betras fast nur Kranle und sSvarlasfen - Angelegenheiten; einen sStoß tleiner Bücher hielt er unter idem Arme und in der hand drei oder hier Medizinflaschen. - «Die alte Neumann soll alle Jaqe sein halbes Gläschen Wein haben, faat tder herr Dottor«, schlon er endlich seinen Bericht, »und do habe ich ge dacht —" »Oui, gut, Gottlieb«, unterbrach ihn Tante, »das tann sie ia betont men; wie macht sich denn das Wies chen in der Stadt?« Der alte Mann lraßte sich jetzt hir ter den Ohren. «Na, gnädige Frau, das ist nun einmal so. huiL immer oben hinaus seine Kleider und ’nen Strobhut wie 'ne grofie Dame; na, ich hab’ ihr aber heimgelenchtetl" setzte er ausdrucksvoll binzrn und seine weißen Augenbrauen zogen lob in die Zithe. «Das lann ich mir wohl denken« lachte Tante Edith, »sehr höflich wer det Jhr das arme Ding nicht behan delt haben. Laßt sie nur, sie ift noch jung und sie hat ein gutes Theil alter halsstaariger Redlichleit von ihren großeltern geerbt; Art läßt nicht von rt —.« »Hm, sol« murmelte der alte Mann; »ich sieck nicht darin —- wer tann’s wissen —- tvollen·i hoffen.« E »Tec- toas, Gottlieb?« fragte Tanie dit . i i Heft-ein« Sieknhagelelement!« »Nichts weiter gerade anadxss Fenn«, entgennete t· »Aber Sie nehmen es mit wohle nicht übel da bat mir eben das Lottchen « Fräu lein Charlotte —-« verbesserte er sich eilig —--- »gefagk, daß der Herr Ro bet Oksetfbritee in Fölketobe aewoes den sind! Gnkidige Frau, ieb bin richt einer von Denen, die sich was beraus neknnen, weil sie lange bei einer bett schait dienen, aber heute » ich kann wohl lagen, so bat mich lange nichts »Nu, gebt nur Ente band het, Goktlieb, wir sind doch alte Freunde«, sagte Tante Epith, und ibte feinen. weißen Finger legten sich in die fchwielize band des Alten. »Meine Freund chast hat Euch genug gekostet, Gottlie , nicht wahk?« »J, gar keine Rede davon, gar keine Rebe«. wehrte er ab, und iibee sein etnsied, klnges Gesicht flog ein freund licher Schimmer. »Wenn'z heute noch einmal so käme und ich wüßte Alles,! wiss werden that, ich machte-es bochi noch einmal, weil Sie mich banettenzi was eben lo sein sollt gnädige Fern-J fag' ich inxmet!« . ; »Ist-, alter Gottlieb, ich habe recht! daran denken rniissen heute«, niekte Tante nnd epr ein Glas Wein am Rebentische e n. »Da, trinkt einmal auf metnen Jungen —- bie Its t va ntali vergesse ich inein btag « nicht —t« Ich auch nicht« gnsbige Inn-, ich auch nichts Das tvar ein Wetter, him meletementt Keine Hand tonnte man nor Augen sehen und der Sturm seate iiber die wendintser Chauisee, daß ich dachte. Pferd und Wagen sollten den« Abhang hinunteri -—-- und nun di« Angst, daß ich pünktlich wieder heim tam, eb« einer von der Herrschastans den Beinen war; und wie ich mir denke, es iii Alles am schönsten und weiß Sie bei der alten Großmutter gut ausgehoben, und wil! mein Ge spann so recht heimlich und sachte ir den Hof hineindringen. da führte der Teufel --- ich weiß heute noch nicht roie s-- in aller Frühe die Gnödiaste daher: geradewegs quer iiber den has tavn sie in einer großmiichtigen Schürze, als wollte sie nach den-. Milchieller gehen. Na, das musz man sagen. sieiskia nnd thätia tvar die ansi diae Frau immer. Jch sperre Mund und Nase aus. als sie mich anruitJ »Woher denn so früh, Gottliebs Wie ieden die Pferde aus?«' s— ..-. Herr· Jesus, wenn ich daran deutet« »Ja, ja. Gottlietk ich weiß es. laßt nur aut lein«. wehrte Tante Edittk« nnd schritt erreat aui und ab. wad rend der alte Mann einige Schritte weiter ins Zimmer getreten toar »Nichts siir unant, anädiae Frau«, entschuldigte er sich »eS tam mir eben so in den Sinn; denn schlimmer is mir in meinem ganzen Leben nicht zu Mutbe gewesen. selbst nicht, wie meine Alte start-. ais darum-L wo ich in dem Herrn seit-D Stube kommen mußte und Angst-mit neben über meine nächtliche Fuhre. Q, dn meine Güte!« Noch lange setzte Iante ihre ruhe tose Wanderunq sort. sethit dani noch als die lcktnarrende Risikerultr längst Mitternckcht nelchlnqen lnttr. und ich schon ein tmnr Stunden in meinem großen Himmettiette tue Schlaien konnte ich nicht, mein Fuß schmerzte empfindlich, nnd aufgerdem wogte es in meinem Kovie von tm scnderlei Dingen durcheinander; its-« thit mir tausend Fragen. nnd konntet doch leine einzige beantworten Alles, wig ich bit- jeyt erlebt. zog t lcunter Reihe an mir vorüber. und dies Alles gruppirte sich um Tontej Edith. Sie war jeßt in ihrer Echlasltnbe die Thiir zu dee meinen stand, tin-, gewöhnlich, essen und ein breiter Lichtstretsen siel nns den netoiiriettens Fußboden meines Zimmer-J- Jn re pelntafzigx Zwischenriiumen glitt ein Schatten iiriider hin nnd der leiir Tritt det alten Dame tönte linadliiiins zu mir herüber. · Es hat etwas Aufreqendes, to ens kuheloses Wandern eine-z andern. Zu » letzt siel ich in einen Zustand zwiiime ; Schlaf und Wachen, und da war ins mir, als wandle dort nicht mehr di-, öltliche, tleine Gestalt der Tante lo dern ein junger-, dliihendes Mädtisenl M so neseikiiitig nnd heimlich sich rjä i stete, das Vaterhaus zu verlnitexii Aber warum nur«-darum P- Und dank-I erschien iie mir wieder, wie iie ie; o war. blast und die Haare sitt-ern vol-s vielem. vielem stummen 1fnnd Its-gen « innte!« siiisterte ich leiir. »He-Jen tante!« Da bog sich jetzt da- alte, liebe »l sicht iiber mein Bett «Schliisit Du noch nicht. Lensi".’« Ich schüttelte den Kopf nnd lehltinß meinen Arm tun ihren Nattern ««,Tante fragte ich, »liebe T ntel warum hat Dich Gottlieb damals lol heimlich fortgefahren, und warum distj Du denn wieder gelomnien und dsel Katzentante geworden?« . »Ei, Kind, Du dkst noch viel H jung, um solch' traurige Geschichte-is zn hören, am allerwenigsten heutrt Abend. Schlafe nur« schlni«. ri mahnte sie nnd drückte einen Kuß out meine Stirn. I Dann qlng sie und in ihrem .iq: mer verlöschte bald das Licht Um mein Bett drängten sich bunt Träume und schlichen unter die ver blichenen seidenen Vorhänge: dunkl rotde Blumen blühten darin; Ges. —7---’-—----ssf hart-tit- Augen sahen so seltsam her nieder in die meinen, und dazwischen listie ich Charlotte? Singen: Mein Schoß, der ist ein Jäger, Jch lied’ ihn tausend malt und irn selben Moment tvnr ich wie der ganz nnd gsr wach geworden; Tantes Robert war in auch ein Jäger! Wie ein Blitzstrahl erlench tete diese Thatsnche das Chaos mei ner Gedanken. - »O, liebe Charlotte. nun weiß ich ettvas!« sagte ich beinahe laut. Und dann schlief ich köstlich bis zum Mor gen. . s. Kapitel. Wochen waren seit jenem Jldend vergangen und sür mich hatten sie· nur Freude gebracht. Geora war hier und ich sah mit wahrer Seligkeit. wie sein bleiches Gesicht in der seiten LandSutt von einem Löstiichen Noth der Gesundheit iiberzocten wurde Der schöne Junge hatte Alter Herzen bei nalpe im Sturm erobert selbst Zerre dritckte mitunter sein bränettes Ge sichtchen an ihre rosige Watte-e unt nannte ihn ihren tleinen Pagen. Charloite aber in ihrer allerliebit bot-haften Weise beschnldipte Ferra der Kotetterie, sie wisse sehr gut, die della Ferra. dasz nelzen dein duntrls farbigen Teint des Knaben ihre zart-. blonde Schönheit erst recht zur Get— ttmg gelange. » Fett-a ertrug solche tteine Aus-säh mit bewundernn Zwiirdiaer Sanft math, das heißt, er lseaniiate sich da mit, Charlotte entant terrible zu nen nen nnd dann still zu schweiqem wob! wissend, dass sie bei einem Wortaesechz mit der jungen Schwester nur nistet tieaen Niede. Eli-anderes nute Laune war usk vollsten Maße wiedergelelirt. Ihrer älllichen Freier linlle Gerhcrbt eine artige. nber entschieden verneinende Antwort zu Theil werden lassen: »sie sei noch gar so Lunis-; und dieser war mit dein empfangenen Korbe siir ei nige Zeit ans Reisen arg-engem aller dinas mit der Versicherung. er werde die hoffnnnez aus den Wes-it der inn gen Dem-e noch nicht aus«-reinem Indessen er war doch vorläniiii ab gesanden und Charlottezdsachte nich rnehr an vieles Schreetgeipenit. wie ts ibn nannte. Ferra aber schien feine hofsnnnnen zu theilen, denn He sprach stets mit einer gewissen Versen-lichten von ihm. als nehiire er bereits Jnr Ins n:ilie. Bei solchen lileleaenlkiten - war es; geradezu loslbnr, Charlolte zu be bsaxttem Zie hatte eine sehr gelten-Jene Manier. von dem Gespräch scheinbar nichts zn hören· die leis-»Mein lotpiscks ir-irtle: neiviilsnlich inne-« ise sie-un leise var sieh hin nnd fiel drei-Je in been Moment wo Ferrn ais-i ex .; zsiksgssepnnlx ihres Gespräch-z nnqelntscsx wer Ini irgend einer sc weit beweist-n Frage oder Bemerkten-i hager-selten daß lp satt dri: anme- lignstreiilz anixebkule Eespriåebztbeinn ibrer Estixciesier wie ein Knetenlzans arti-J Stläigkichiie zn snrnineniieL « In jener Zeit war Zell öfter in die Villa gebeten worden« fast immer zu litmrlnlte Nur einmal sal; ich dik Tante Dempboif, nlei ieb mit Geer-; btngi a. um ibr den tseinen Kutscher-: voran-Kissen Ich lysite Isliiihe ihn ists: Fabeln-reinem deikn er san-«- in feiner tiinberlogil ek- durckzaug nicht iiir ni thin, der bösen Tantn die Marna nie-se leiden lonnle Hinten Ter. zu sagen. »Sie bat hier ja nnr reichte- iu ds: fehlen, Lena«spbesiiirsete er mirs-. eit exebiirl Alles Vetter Gernardt iet will nicht zn ibr.« »Du nie-set. ssnft Osiirbsesr Du den Vetter betriiben«',- fasse ich; und bi er mit einer wahre-ni Leidenschastlichss teil erwidan hing nnd dieser den Knaben beinahe nicht von sich lief-. so baß ich seist eiferiiiebtin rot-ede, gelang es inte, ihn binznsiihren Fortsetzung solgt.) Mistexiix »Wir, schon wieder gehst du nach Bier-? Du weissl. daß ich Pa: nicht sehen aus« « » Lehrjunge »Ich, liebe Frau Mceftek n, wollen Sie mcht die Augen ein bischen statische-IF — s