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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 7, 1910)
W- .-..—————...—..--——..«. Die alte Exzellenz. Rot-Leide von Marie Holzer. Er stand in dem großen Prunlsaal der schönen, weiten Wohnung seines Vaters An den Wänden hingen in breiten, goldenen Rahmen die Bilder seiner Ahnen. Alte ehrwürdige Her ren, alle in der weißen Galaunisorm österreichischer Generäle, mit der schweren, goldenen Feldbinde und blinkenden Kreuzen an bunten Bän dern an der Brust. Der Vater, beide Großvater, ein Urgroßvater, die On lels. Alle waren sie denselben Weg gegangen, reich an Freuden und La sten, reich an Ehren. Und er sollte den gleichen Weg gehen, den sie alle für ihn ausgetreten. Er, der einzige, der Stolz des Vaters, der die höchste Stufe ertlommen aus der hohen Lei-» ter der Gesellschaftsordnung und derT schützend seine Hände unter seinen Pfad gebreitet, ihn geführt mit liebe voller Hand, und der nur ein Ziel im Leben kannte, das ihm erstrebenssk werth dünkte, dem man unentwegt entgegen gehen solltet der Exzellenzs titel. Generationen hatten ihn im mer von neuem erworben und auch er sollte ihn erringen, als letztes höchstes ErdenzieL Sein Leben war uralter Tradition geweiht. Das- tvußte er schon als Kind, als er fern vom Va terhaus ausionchs, in einer von jener hohen Schulen. an deren Eintritt sonderbare Bedingungen gelnüdst find, die nur den Söhnen Auser njfcihlter zugänglich sind. Seit drei Jahren war er uni nant, trug die prächtige Unisorm der Zsterreichischen Hast-um« die sich wun dersam an seine Glieder schmiegte und doch in so geellern Kontrast zu seinem bleichen, schmalen Träumer gesicht stand. Die eintönigen Freu den hatte er hinter sich, auch der Stolz der Stellung war verblaßt, der« Dienst ließ ihn unbefriedigt unds selbst der ferne Exzellenztitel lockte nicht mehr, trotz Erziehung, trotz ur-i alter Tradition. s Seit einer Woche stand nach lau gem Ringen. nach endlosenm Kampfe der Entschluß felienfestt er wollte; quittiren. er wollte ein freies Leben! der Kunst, zu seiner Leier wollte er Lieder singen. weiche, warme Liedes-J wie sie ihm immer durch die Seele. sogen. wenn er Abends durch denj dunklen Port ging, mit den tauschen den Bäumen, durch die der MondJ silberhelle Schatten warf. die aus und nieder huschten in tollem Spiel. Oder» wenn er des Morgens. wenn die Na tur noch in tiefem Schlafe lag, aus seinem raschen Rappen hinaus-ritt Tiber Felder und Auen. Und ein fei ner, wundersamer Nebelichleier schü Dend iiber Dörfer und Felder lag und dann erst langsam, vorn ersten Son nenstrahl wachgeliißt, reckte sich ein Kirchthurm in die Höhe und dort wurde ein rothes Ziegeldach sichtbar und dort wieder eines, und Bäume und Blüthen lächelten verschlasen dem jungen Tag entgegen. Und bei all den lauten Freuden sei ner Kameraden ionnte er nicht mit thn, er fühlte sich so fremd unter ihnen, wie aus einer andern, fernen Welt und es zog ihn von ihren Ge lagen fort in seine traute Stube zu W großen Schreibtisch mit dein schmalen Bücherregal, wo er all das Sei-achte und Gefühlte festhielt in «4lingendenWorten, und wie da Namen in seiner Seele aufgetaucht, denen er nachsireben wollte, Namen, gegen die der Erzellenztitel bleich und farblos-, schien... Und jetzt wollte er es dem Vater sagen, daß er nicht mehr weiter so leben könne, daß er einen anderen Weg einschlagen wolle, einen Weg, den er sich erst bahnen müsse mit den eigenen Händen, einen Weg reich in Leid —- aber auch unendlich reich an Glück. Er sah auf die Bronzeulw ein klei nes Kunstwerk der Stulvtur, Die auf der niedrigen goldenen Konsnle stand. Gleich iest-BE Ju, ja, der Vater war ein Frühaufftehen. Gleich mußte er kommen, um feinen Morgenritt zu machen. Trotz seiner sechzig war et schmiegfam und geleniig, durch jahr: zehntelange Uebungen, durch fein strenges, geregeltes, fast agletifcheg Leben. Ein Leben das nur Selbe beherr"chunn und Zucht kannte. Wer weiß, ob et ihn Verfleben kann, wer weiß, ob er nachqieth Der junge Leutnant aihmeie tief und schwer. hete, du meine Güte! Wie viel Muth gehört dazu, feinem Vater, den man lieb hat, dem man fo viel inz. Leben verdankt. wohl alles. vielleicht auch das Talent, um feine Träume, um feine Hoffnungen zu bringen ....... Merkwürdig, je weniaer das Leben hält, desto mehr Hoffnungen seyen sit uni, wir Pflanzen sie nicht nur Im Grabe auf sondern verpflanzen sie such in det Kinder Herzen» Da hörte er schon den leichtenTtitt des Vater-. Die Thüt wird geöffnet. »Mit Junge, wie komme du deun hie-check Urlaub — fo unerwar J ists Iß das eine Ueberraschung, nein H II schon gestühftücktii Komm, - sites wir sich Vaumgartexist dort Mo gut, wenn man e eine ists-We Morgenlusi geathmet Umi uzioie du willst. Bist viel Mm »m- m im gewahrt-im w Wi wo- mit-Junge du siehst »Ja, Beter. mein sesuch heute hat einen anderen Grund, ich-ich wvllke dich allein sprechen, ehe Mutter mich sieht. Ei fällt mir schme, Vater, glaube mir, ich ihu dir so ungern weh, aber ich —- ich kann nicht mehr Soldat sein« »Wind, Walten was ist geschehen, dast du gespielt, hast du —- was hast z du begangen?« i »Nichts-Bann nein, wirklich nichts, Jderuhige dich. Jch weiß, wag ich al zlen schuldig bin.« I Er strich begütigend iider den »Scheitel des alten Herrn. »Nichts. als dasz ich nicht mehr die - nen mag.« Der alte Herr sad ihn groß an, wars sich dann in einen Sessel und sah eine ganze Weile var sich hin. Dann sagte er: »Komm, reiten wie aus, ein Motgenritt ist mir Bedürf niß. Draußen sollst du mir alles sagen« Die beiden herren ritten schwei gend durch die hohen, weiten Alleen des alten Paris, weit außerhalb der Stadt, die alten Bäume standen in Reih und Glied, dicht beieinander und säumten den Reiiweg ein wie eine Mauer. Tausend junger Knos pen lugten neugierig in den Früh lingsnwtgen und ein wundervoll ver heißungsvoller Dust durchzog die Lust. Walter sah heute nichts von all der Herrlichkeit Er suchte und suchte nach einem Anfang, konnte aber das rechte Wort nicht finden. Er, dein die Worte, die Gedanken nur so zu flogen, dem jeder Stein am Wege und jeder Baum am Gartenzaun wundersame Geschichten erzählten, er fürchtete, den Vater zu verletzen; den Vater, der nur ein Ziel im Leben kannte, nur eine Seite vorn Leben sah, nur fiir einen Stand Achtung empfand und gerade den Beruf, den er erwählt, so gering achtete. Der im mer ein Mann der That gewesen und nicht der Worte, der der Kraft des Gedankens mißiraute den Worte nicht begeistern, Jdeen nicht verführen tonnten, dem die Wunder der Tech nit mehr galten als die Wunder der Geige.... Endlich Rast. Der wartende Die: ner nahm die Zügel der Pferde und führte fie fort. Der Kellner brachte das bestellte Frühstück und zog sich zurück. Das Restaurant war ganz leer um diese frühe Morgenstunde. Die Sonne malte bunte Lichter auf den hellen Kies. Ab und zu ging ein einsamer Spaziergänger vorüber, dessen Tritte lange nachhallten. Schweine ini silbernen Teich gegen über glitten über das Wasser. Ein Springbrunnen plätscherte. Eine Amsel sang hoch oben in den Zwei gen. Endlich sah der Vater den Sohn fragend an. Und da vergaß dieser alle seine Skrupeln und erzählte von seiner Sehnsucht, die er rnit sich her uns-getragen von seinen Knabenjahren her und die er doch todtschweigen wollte — und die doch stärker war als jeglicher Wille. Von seinem Leid feinen hoffnungen, seinen Träumen. Daß seine Wünsche andere Wege ge ihen als die vorgezeichneten daß er arbeiten wolle und denten und grü beln und lernen und daß er dazu frei sein müsse, wie der Vogel in der Luft. iUngeheinnit wolle er seinen Weg ge lhen fessellos.. I Der Vater hörte ihrn schweigend zu. lEr hatte die Theetasse weggeschoben ider talie Braten lag unberührt aus dein Teller und er fuhr sich manch imal verstohlen liber die Augen und Ilächelte milde, als er das dunkle leuchtende Feuer im Auge seines Sohnes sah, das bei ihm längst erlo schen oder nie aebrannt. Der Sohn hatte längst in sprechen aufgehiirt und noch immer schwieg der alte Herr. Er konnte nicht nein »sagen, denn er hatte längst geahnt, !gefiihlt, daß seines Sohnes Streben Iandere Wege aehe, daß seine Gedan ken und Gefühle irgendwo anders "wurzeln—und doch fiel ihm das Ja faaen so schwer, so schwer. Man lebt sich in einen Gedanken ein, spinnt sich förmlich hinein, so daß es teinen Ausgang giebt und einen zu schaffen, dazu gehört viel Kraft, fast mehr als Her hat. Er vergaß Zeit und Ort Und die Gegenwart des Sohnes und dachte und schwieg und sann. Sein ganzes Leben zog an ihm vorbei und überall stand hoch aufgerichtet der Gott der Pflicht mit seiner brennenden, ver sengenden Fackel und befahl und ge bot und er hatte sich ihm gebeugt immer, immer ohne Augenzwinkern —- später, nur in der ersten Jugend batte sich manchmal etwas wie Trotz geregt, dann nicht mehr, nie mehr. — sEr hatte keine eigenen Geseye in der Brust, denen man folgen muß, die stärker sind als Pflicht und Recht . .. »Vater, denk doch nicht so viel, trink deinen Thee und ein andermal wirst du mir die Antwort geben, morgen, übermorgen, in einer Woche,« sagte endlich der junge Mann. Da lächelte der Vater warm und gütig, gab then die band und sagte warm: »Dein Milch mein Junge, ist alle-, was ich vom Leben erbitte nnd wenn du es ander-wo findest als ich gehofst und gedacht, so geh ihm sach, wenn du den alten Heeren im Pranksaal dro ben nur keine Schande machst« , Va- Ideal. Tagebnchdliitter oon J u l i u s G ii s. Patras, I. Februar 1910. Griechenland sagenbeiriinztes. meerumrauschtes Hellas s« schauen-ie borene Aphrodite lden und Göt ter. all’ das habe ich nn Geiste ausge srischt und nun diese Enttänschnngi Ach, es ist wirklich das Dümniste, Jdeeilen nachzujagen! Was ich bis nun aus griechischem Boden gesehen. war ein wüstes Triims merseld, schmutzige Weiber und Kerle mit Galgengesichtern. Und dazu diese schreckliche Kost! Jch glaube, Tomaten werden hier nur roh gegessen. Jn meinem Magen muß es schon wie in einein Oelsasse aus sehen. in das man lauter unreiies Ge miise qetvorsen Wir sind zwar in der feinsten Frernrenlierberge, dem Hotel d’iltl)tneå, einqunrtirt, aber trotzdem bade ich ichnsache Augenblicke, in wel: chen iai mich als reuiger Flüchtling aus dein gelobien Lande nach den yFleiscvtbpien Wien H zuriiclsednr. Meine schönere Milite iurn Jrrthii imern oorzilseugem ertliite ich das-, Eucie nach mitteleiiropäischen Schön deitsbegriffen wirtlich eine hübsche junge Frau oon einunozroanzia Jud ren iiiki findet natürlich Alle- ent zückend· himmlisch usw. Schuld ist seit-strebend unsere verfehlte Mädchen Erziehuna. Das junge Voll lernt da im Saite Coenr oder sonstwo in Lin-sonnt usw. allerhand oon diesem leidigen Göttergesindel und stöbert dann. wenn es einmal diese «tlassiscde Erde« betritt, nach allen möglichen Steins und Marmorsiaurem Vasen und Tempeln, daß man rein verrück« werden könnte. ( 1 Meine Fiiize sind schon qanz wund] ich bin sonnenverbrannt wie ein Mobri und müde wie der ewige Jude, doan Lucie kennt kein Erbarmen. Mit je dem neuen Morgen, der mich noch halb lebend vorfindet. muß ich wieder hin ! aus zu den heiligen Stätten einer be wunderungswiirdigen Vorzeit« . . . . Der einziae Lichtblick in dieser surchtbariten Zeit meines Lebens ist der Abend. Da sitze ich mit dem freundlichen. alten Husarenoberst· der, Gott sei Dani, verwittwet ist und nur Sinn fikr Whist, Pater und Skat be sitzt, im traulichen Rauchsalon und halte mich iiir all« die Plage des Tages am Coeurkäniq, Treiiaß usw. schad les-. Lucie gebt aewisz inzwischen aleich ei ner zweiten unverstandenen fzelena ais-. Balkon und blickt, von Mondlicht und Heldenttaumen umsluthet, aus deni Olymp hinüber. Mein Gott, ich hat-es wenig Iaient zur Eisersucht. iindi dann überhaupt aus todte Helden! Auch des-Parnaß läßt mich kalt, ich fchwiirme nicht für Hochtouriitit. We »der im Leben, noch in der Dichtung. lDas ist mit zu gefährlich I P. S. Jch habe tbatiächlich un ster einer Woche tiins stilo abermva Jinen. Bald surrte ich nur mehr derj iSchatten meines einstigen woblgeniidvi ten Jchss sein. Dasiir hat aber Lucie; Egestern ein steinernes Bein gefunden, sdas alle Fachleute (si(!) unserer Reise laesellichast als zu einer beriihmten Hermesstatue gehörend, bezeichnen! -- -- K o ri n t b, 5. Februar 191». Der Teufel hat einen gewissen Pro fessor Torelli aus Genua in unsere Gesellschaft binrfngetrieben Ein ekel basier, eingebildeter Italiener, der al len Weibern die Köpfe verdreht nnd dessen Prosesioren-Titel mir einiges Bedenken einsieht Der Mensch trägt .einen Zwicker und spricht sehr e wählt, sogar interessant über a es I mögliche Jena« aber trotz alledem! Natürlich halte ich mit meiner Mei-« ming hinter dem Berge, denn ich bin in nicht lebensiiberdriiisia. Die wer then Damen würden mich nämlich ne wiß ermorden, wenn ich to etwas laut werden lassen würde. Für sie ist die ser Torelli ein «Jdeal«. Angel-lich iennt er jeden Stein in Griechenland Auch Liscie beginnt siit den Prosetsor zu schwärmen. nachdem er erklärt hat, daß die Originalität ihres seines ides steinernen Dermesbeinesy «iiber even Qnmäth erhaben tei!« i Mit einem Warte, die Sache singt an ungeiniithlich zu werden. Nur der alte Oberst halt zu mir. Er betrachtet Torelli tnachmal nnt äußerst lritishen Blicken, und gestern verbot er seinem einzigem Töchterl, einem netten, nur zu etwa-Z leicht enthusiagmirderen Dämchen. die Abendpromenade mit dern Jtaliener Hingegen ist unser Reisernarsckiall iEber den neuen Zuwachs sehr entzückt nnd nennt ihn den »spiritui reade« unserer Gesellschaft Glaub’ es ibm gernet Dieser Professor ist ja die reine Retlarnenumnser stir das lanaweitige. schmutzige Griechenland Wenn er nicht immer die holde Frauenwelt für die ..1randiosen Antiqua« einnehmen möchte — ich glaube, Lucie und ich säßen längstens schon wieder daheim in Wien. P. S. Gestern habe ich mit Lucie zum ersten Mal gezantt. Man dente s— nach achtwöchentlicher Ehe! Grund: dieser niederträchtige Toeelli der meiner Frau nach allen Regeln der Kunst die Cour schneidet. Argus, 13. Februar 1910. Der alte Oberst ist heute sehr gries grämig zum Pater gekommen End lich bei der zweiten Flasche Mosel thaute ee aus. Toresi hat ein «Töchtermöchterl« arranääet und um die band des hu saren des angehalten I i Rats-tie- ist m nicht mich ves- ges schmacke des herrn Papa. Erstens schwärmt der überhaupt nicht sehr sür die Italiener, und dann wünscht er sich lieber einen ossenen geraden Sol daten zum Schwie ersehn, nicht solch’z einen Kausenmaåer und Wortdresl scher. - r Herr Professor hat daher ein etwas oerbliimtes Körbchen bekom men nnd das Töchterchen heult schon den ganzen Tagennunterbrochen s P. S. - r Professor ist dochs echt! Der Oberst hat Erkundigungen eingezogen und thatsiichlich exigirt in Genua ein Prosessor Lnigi orelli. der derzeit oerreist isi. Mir ist ein Stein vom herzen ge fallen. Denn da werde ich meine 200 Franks, die ich dem Professor, der »wegen des Aushleibens seines Mo inatsgehaltes in einer momentanen Vertegenheit ist«, geliehen. doch Its-ihr scheinlids zurückbesornmm Athe n. 18. Februar 1910. Der Jtaliener hat sich schon ge trostet Er poussirt jetzt Misz Lang worth, eine schrecklich mager-e und alte, aber auch schrecklich reiche und dumme schottische Jungfrau. Ueberall kriecht er mit ihr hin. Heute besuchten die Beiden im Autousohil die Atropolig. Die Miß sah aus wie die lebendige Auslaqe eines Pariser Modesalons rnd Torelli rnit Kalahreser und Sam metroct wie Rinaldo Rinaldini in sei nen besten Taan Die anderen Damen vergingen na-" tiirlich vor Neid, und Lucie spielt sich weil ich über diese drollige englisch italieuische Alliance einen biisen Wiy machte aus die bedauernowertbe Frau eines ungeschlachten Barbaren hinaus. L a r i s sa, 24. Februar 191(). Der Gehalt Torelli·s bleibt unheim lich lange aus - und ich habe leider noch immer nicht mein Geld. Außer diesem ärgere ich mich iiber Lucie. Sie scheint Aussicht zu haben, tie Ribalin der Miß Langworth zu werden, denn seit gestern schleicht der Professor wieder beängstigend viel um meine Frau herum. P. S. - Heute, Nachte, hatten wir in unserem Zimmer ein gang- Hiedliches inelodratnatisches Familienbild. Lucie gestand mir, daß das Scheusal (ties: Professor Luigi Torelli aus Genuas sie beute.beiin Vibendsraziergange ver sucht habe zu iiissen . . . . Natürlich habe Lucie den Unver fcharnten in die gebührenden Schran ten zurückgewiesem denn sie sie tonnte ihn ja nur wegen des Hermes leineH so gut leiden. Und dann: Auch sie hatte der Professor um zweihundert Francs angepumpt. Nun. morgen werde ich kurzen Prozeß mit diesem Ideal machen! L a r r s sa, zä. Februar 1910. Der Herr Prosessoe ist gestern Nachts plötzlich atxgereist Kein Mensch treiß wohin. Darob große Bestiirzung am sriis ben Morgen beim Breatsast Nach und nach beginnt ein Jedes zu beich ten. Also: Misz Langworth verliert blos tausend Pfund Sterling tTorelli woll te sitt sie eine echte Apollostatue tau sen!). Der Reisernarschall achtbundert Mart und die Verpslegungs- und Reisesnesen von zehn Tagen. llnd zwar ganz gute Verpslegung rnit Pri mazinimer, Champagner, Austern, Antomobilsahrten u. dgl. Das Zinsa rentind sein Stecknadelgeld von fünf hundert Kronen und meine Wenigteit sammt Frau Gemahlin vierhundert Iman Arn Nachmittag warten wir Alle mit iieberbaiter Spannung aus die Antwort aus eine nach Genua gesand te Devesche. Endlich langt sie ein und besagt, daß der richtige Prosessor Torelli seit einer Woche bereits wieder in Genua wäre und überhaupt doch eine wissen schaftliche Ercursion nach Spitzbergen unternommen habe und gar nicht in Griechenland gewesen sei. Wir muß ren ei daher mit einein veritablen Mapler zu thun gehabt haben. Und da sagt man immer, daß ideale Naturen tein Glück in dieser profiti schen Welt hätten! — Crotejtesachahmuus net-peitsche stets-dem Mit dein Eifer und der Wißbegier, womit die Japaner die europäischen Errungenschaften und Lebenssormen aufnehmen« haben sie sich auch die Wie-l tlarnc zu eiaen gemacht. Jn deml Lande der Kirschblüthe erobert sie dies Wände der Häuser, über«chwemmt dies Zeitungen, verfolgt harmlose Spa ziergänger und dringt auch in die Privathäuser ein. Aber man muß sden Japanern zugestehen, daß sie von der alten Welt nur die Formen über nommen haben, nicht den Inhalt. Da tummeln sich poetische Einfälle uno allerlei Launen der Phantasie in ori entaliseher Buntheit, und selbst die großen Nellarnetaseln gewinnen per sönliches Gepräge. »Um ihre Kunden zu gewinnen«. so berichtet die Zeit schrift »Ja-san et Belgique«, »nehmen die Japaner zu den tühnsten Verglei chen und Metaphern ihre Zuflucht. Dabei entstehen Zusammenhänge, die den Europäer komisch anmuthen. So tiindigt ein japanischer händlec aus seinen Prospetten und Preislisten an: »Unsere Waaren werden mit der Ge schwindigkeit einer Kugel zugestellt.« Ein Papierhändler rust die Naturge schichte zutnBundesgenossen aus, wenn er rhetorisch versichert: «Unser trun s Ein deutscher optischer Telegtaph von 1616. Ter Jtaliener Porta hatte 1589 in seinem weit verbreiteten Buche über natürliche Magie Anregungen zur op tischen Telegraphie gegeben. Ter aus Weslar stammende Maler Franz Keßler unternahm daraufhin Veriusj che und legte deren Ergebnis 1616 in einer heute außerordentlich selte rm Schrift ,,Eetreta, Oder Verborge ne aeheime Künste« nieder, die 1616 in Oppenheim erschien Wir sehen nui dein Bilde, daß eine telearnvhiiehcJ Verbindung zwischen Nopfort und Eckhausen geplnnt ist, um »durch die ,freie Luft hindurch, über Wasser und Land von sichtbaren zu sichtbaren Or ten, alle Heiinlichkeiten zu offenbaren und in kurzer Zeit zu kennen. Auf beiden Seiten befinden sich brennende Feuertonnen Sobald der Beamte Hans auf der Station Napfokt an ei nem Strick zieht, wird sein Feuer dem Beamten Peter in Eckhauien sichtbar-. Aus der Anzahl der auf dieie Weise zu Stande qekommenen Biidfianale läßt sich dass Wort ans einer neben der Feuertonne liegenden Skala ab lefeii.« .’ W WJWWW derbaregPabier ist dauerhaft wie eine Elefantenhaut." Ein Krämer ausv Jo-v tio entnimmt der Beobachtung der Le bens Psvchoiogische und ein wenig bis sige Winte, wenn er ankündigt: »Un ser (Sl«sig,61traqualität« ist saurer ate die Galle der allerteuflischstenschisssk. gercnutter«. Und ein Modehändler ruft seinen stunden lockend und be thörend iu: ,,Betreten Sie meinen sko den! Jn der iiberraschendsten Weiic werdens-te empfangen werden. Meint Angestellten find so liebenswürdig tssie ein Vater« der seine Töchter ohneMit gift verweirathen möchte. Man wird Sie stets empfangen, wie einen Lon: nensteahl, der als erster nach eines-IT furchtbaren Regentaae Vom Himmel lomtnt.«« So bat die Vildtrnft der blumenreichen Sprache des Ostens im Dienst inoderner Itethme Pergamen heit und Gegenwart Alter« nnd Neue-J seltsam vermengt und einen javari schen Retlamestil geschaffen, der an Stiihnheit und Originnkitiit der ame: ritanischen Retlnrne nicht nachsteltl. ohne ihr doch zu gleichen· — Lone heiligen Zinnenrund-uns Der »F. Z.« wird folgenIe trag-. tomische Pfenniggeschichte mitgetheilt: »Hatte ich da vor einigen Jahren in« einer rheinheTischen Großitadt einen· gewissen Betrag zu empfangen« der,« auf Heller und Pfennig ausgerechnet, mir nach erfolgter Quittung augte » zahlt wurde. Soweit toar aller- rich-« tig — meinte ich; aber wie erstaunte ich. daß mir nach einiger Zeit« als ich wieder einmal Geld zu erhalten hatte-« ein großer, zum Theil bedruater, zuwi toeitaues arößeren Theile aber beschrieJ bener Bogen überreicht wurde mit dem! ernsten Benierten, ich möchte ihr-. mais durchlesen. Und da stand nun haar-» klein ausgeführt, was ich friiher zu empfangen gehabt hätte, meinetwegen - ich weiß die genauen Zahlen wirtlich nicht genau mehr die und die Ve träge fiir das und dag, in Summa 119,Jt7 Mart. Jn Wirllichteit hatt-. ich aber 119538 Mart quittirt und auch ausbezahlt erhalten« mithin » ,01 Mart, das ist einen Pfennig zul viel, den ich also zurückerftatten mus-l se. Nun folgte ein langer geschenkte-s ner Absatz, den ich zu unterschreiben; hatte, und in welchem ausgeführt ways daß ich mich mit der Richtigkeit vor-! stehender Rechnung einverstanden er-l tlärte us s. w., u. s. w., was ich denn; auch ganz getniett in dem Bewußtseins that, einige Wochen hindurch unrecht miißiger Weise im Besthe einer so er« heblichen Geldsumtne gewesen zu sein,! daß ein solcher Apparat in Bewegung geseßt werden mußte, unt die Recht-! mäßigkeit wieder herzustellen. Wie ich an den verschiedenen Unterscheifteni feststellen konnte, war das bewußtJl Schriftstiiet zur Beglaubigunq oders Richtigstellung in verschiedenen Hän-l den aetvefen. .Gott sei Dankt" sagtes der städtische Kassenrendanh nachdem z ich then den Boaen ordnungsmäßigz ausgefüllt nebst dem bewußten deut-; schen Neichspiennig überreichte, »Got« sei Dant, daß wir den Pfennig doch endlich wieder hol-ein« sit-um - Photographie. ; «Sehen Sie diese interessante Auf nahme: ein fliegendet Lentballon, von einer dneiibetfliegenden Beieftaubr photographiet.« Gestalt Jungee Dramatiker: »Welche To desatt rathen Sie mit für den Heiden meines neuen Den-stack v »L.1ssen Sie ihn todt geboten wet en.« . Tkistigee Gunst A.: »Ist es möglich, Du hast Deine frühere gjxttsbdlterin geheirathet?« B.: » as wollte ich machen? Die Person hätte mit sonst gekündigt!« I Er kennt fie. A.: »Was siegelst Du denn da ei aenzlich so sorgsam in das Couvert em.« B.: »Einige wichtige Jnftruttionen. die ich lieut’ sriih beim Weggehen don Hause Zu binterlassen vergaß. Ich nsill sie jetzt an meine Frau schicken. Ell-: »Bist Du denn nver auch sicher, daß sie den Brief sofort öfsnet?« B.: »So ziemlich. Dasiir werde ich schon Sorge tragen.« «.Il.: »Wie denn?« B.: »Meine Kontoristin adrelirt ibn an mich und schreibt ein gro es ,,Pri:.mt« auf die Convertecke.« stimmt-uns. Neulich erschien bei uns der Herr Genernlnrst zur Beiichtinung der Kranleiiträger. Als Belyandlunqsobi fette lag eine Anzahl braver Muste tiere aus dem GefechtZseld derstreut. Eine um den Hals gehängte Tafel be liindete. in welcher Weise der böse Feind die wackeren Krieger beschädigt hatte: Schuh durch die linte Schulter, Säbelhieb iiber den Bauch usw. Der hohe Herr sah mit Befriedigung, wie tunstgerecht die armen »Kranlen" aus gesucht verbunden und ant Bnliren verfrachtet wurden. »Nun möchte ich noch die Behandlung einer Schußwun: de am Oberschenlel sehen-« Alles sieht sich rotblos inn. Die Kerle liegen weit zerstreut. Wie fsoll man so schnell den gewünschten in den... Da formt Sirnitätgsergeant Polluschinsti seine mächtigen Hände zum Sprachrohr und briillt mit Sten torstimxne« »Der Kerl mit die zer ichinetterte Lberschentel, hierher rnarsch, menschl« Bei-lockend Der tleine Fritz lzum hanc-U: »Du, Hansl. sollst z’ Hang tommen, Dei’ Mutter sucht Dich schon überall sie will Dich durchhau’n!« M Misme sp W PWL « M«-.. Wenn «T«akf ich Zic begleiten, Fräutci21?« »Nein dankc.'« »Wir-flieh month-" »Neinl« »Ich mache Sie aber aufmerksam, daß wir uns hier in einem verrufene-m entle genen Entde befindet-, wo ein Allein qehen gefährlichI ist« »Nun. wenn Sie sich gar so sehr fürch ten, dann gehen Sie nat mit mic« kqu Var enat »Wik kaufen absolut ni is ohne inierte Recht-aus« tun Ca e«nne: »Nicht wahr, es ist ig mi ch. daß te Kaufleute gar nicht mer qa chkeibeu wolle-Il«