Kloster Wendhusen s »Dir-K- s: Roman von W. Heimburg W WW 1. K a p i i e l «Run Adieu, Wasdalenel sagte mein Vormund und tilgte mich etwas Mt auf die Stirn. während es in den tsleinen, gutmütlyigen Augen feucht Wein «Adieu, Mast-gleichem und wegen des Geists sei außer Sor gen, ich wache über inn: Sonntags soll er mich regelmäßig besuchen, uns dann Iewe ich vaer halten« daß er alle mal ein paar Worte an Dich schreibt; nun —- nnd das Grab Deiner Mutter das halten wir, die Christiane und ich. in Ordnung, mein Kind; der Gevrg geht oft einmal din, gelt, mein Jung« So, pas wäre wohl Alle-. meine Klei ne —- doch nein, Du nimmst es mir nicht für ungut, daß ich nicht mit auf den Mal-of gehe, ich hssde einen Ter min um neun Ushtz die Christiane wird Dir Alles besorgen, Billet und Sei-sich and in Mdots mußt Du umsteigenz frags lieb-er einmal zu Ziel als wenig. ks lsl plsstts utw m Sen-Ursein tust-. schon Jemand sein. der Dich abholt, vielleicht Iante oder Cousine Jeman de; und gen-ohne Dich bald an dir fremden Verhältnisse aus Wendhusen, und schreibe bald, recht bald!« Noch einmal reichte er mir die Hand nnd strich mir über die Wangen. Wicht weinen, Kleine, nicht weis nen!·' sagte er hinzu und ging rasch iu- dem Zimmer. »Adieu, Onlel!« hatte ich leise ge sprochen. und trotz seiner Ermahnung nicht zu weinen, drängten sich mir doch wieder vie heißen Thränen in meine Augen. Drüben amFenftser lehnte ein schlan Ier, achtjiihriger Tamgex er shatte die Irme übereinander geschlagen und das hübsche Gesicht schaute sinster und troiig unter einer Fülle dunkler Locken vor. »Nicht wahr, Georg«, bat ich, »Du toirst auch ganz gewiß ost an mich schreiben?« Er nickte und wandte sich um. »Und asin Geburtstage unserer Ma ma schicke ich Dir einen Kranz, den wirst Du aus das Grab tragen, Georg, ich — kann’s ja nun nicht mehr -—« die Tbräinen erstickten sast das Letzte. »Ja!« tam es kurz, aber gepreßt aus dem Munde des Knaben. s »Und Du schickst mir manchmal ein( paar Blümchen von ihrem Grabe; dass ist dann, als ob see mich grüßen läßt, Gmg —« . .Ach. Lena, Lein-l" rief er außer sich und schlang ausschluchzenb in stür Iischer Zärtlichkeit seine Arme um seinen lt. »Geh doch nicht sortt sannst u denn nicht hier bleiben? Das willst Du bei der Dante, die Man-a so gar nicht leiden konnte?« »Ich muß doch, mein herzchen, ich Mß!« sliisierte ich und preßte meinen Mund aus seinen Lockentops. »Was soll ich denn hier? Der Onkel sagt, ich müsse sehr dank-bar sein. idaß Tante mich ausnehmen will, sonst hätte ich unter fremde Leute ——« .Dsie Tante ist aber so stolz, sagt Christiane«, unterbrach er mich. »Wenn He nun häßlich zu Dir wäre, Lena?« Er bog sich zurück und die großen, dunklen Augen sthen mich mit leiden-s schastlicher Angst an. »Ach. Georg, warum sollte sie wohlf· erwiderte ich scheinbar mu tbig, obgleich es in meinem herzen ganz und gar nicht so aussah »Ja, Lem, weil sie von Martia gar nichts wissen wollte«, erklärte er. ·Und als der Brief von der Tante tam an lden Onkel Vormund, worin sie schrieb, baß Du zu ihr kommen solltest, da sagte Thristiane so vor sich hin: Ra, ich wußte ei ja, und toenn sie aus das arme Ding nicht aus Lie Ie ausnimmt, so thut sie es doch, da siit es nicht beißt, ein Fräulein vor Deut-hoff hat eine Stellung anneh-s men mässen!« siehst Du Lena, — ich, wenn sie Dich nur deshalb kom men lieh-l« Jch schwieg und drückte den kleinen Burschen fester an mich. Du lieber Gott, die Worte, die er sprach. dran gen mir schneidend in die Seele. Die Schwiigerin meiner Mutter — sie führte denselben Namen wie ich, und sie hatte sich so gut wie gar nicht rnit Manm gestanden; sie war stets fo unfreundlich zu uns gewesen, hatte uni, die armen Verwandten. nie be achtet ——— ach ja, es war möglich, sogar wahrscheinlich, daß sie aus diesem Grunde die arme Nichte aufnahm Und dahin sollte ich, noch heute! - Stoßt Gott, es war lchon Dreivieri tel auf neun Uhr« und um halb Zehn ging der Zug. Trost-los blickte ich zu seveg herab, ver mich noch immer fest tpklammert hielt; den ·lleinen, lieben Massen lollte ich nun auch entbehren Des Einzigem ider mir auf der Welt sich gehörte, seitdem vor vier Wochen unsere Mutter gestorben war nat jahrelanger-( Iräntlichfeim und der sich lieb hatte, wirklich lieb! Jch san t Erde herunter und lehnte meinen spf gegen den feinen. M Man-w Muse-, warum bitt Du Ist unt Hang-F « kam es in set-er statt m n Lippen: sch, Mit eine-) lebtkzI dantäia Atti-Zeil · I m eis, nn Yes M unter Frei-drei W ! « . we Mist-: trennanin-Jesus W, W, und et M Rie L- - g rnanid m M. ihm heiße Mich zu reichen, Niemand« der ihn streichelte und pflegte? Eine namenlose Angst erfaßte mich, ich meinte bestimmt, ich könnte nicht fert, ich müßte bei ihm bleiben iind wenn ich im ärmsten Mansardenstiibs chen wohnen und für Geld nähen sollt-e. — «Christinne, ich kann nicht fort, ich reife nichtm rief ich der alten Frau entgegen, die fest ins Zimmer trat nnd mir eine Tasse Bonillon zur Reisezehrung brachte. »Ich bitte Dich, i laß mich hier bleiben dec Dir wenn S nicht anders geht, mir laß mich ni. t; Geer-g zusamment« i »Ich dachte inir s schon«, nieste die ie ruhig. isnd die weiße Bande nickte rnit auf dem Kopfe, Just wie die frl lige Frau Mutter die ist deswegen auch nie aus dem Hause gekommen; i iaber diesmal kann s nichts helfen He Ilsllllkll Illle Plck olcloclls Cagsllgkll Sie sich nicht unt den Jungen, er i bei guten Leuten in Pension, die Frau Doktor hegt und pflegt ihn, das sollen Sie sehen und ich guck auch nach ihm, das wissen Sie, da müßte es ja nicht meiner selisen Frau ihr Jungchen sein. Aber das ärgert mich doch voi khm«, fuhr sie sort, einen ganz ande ren Ton annehmend, «daß er jesz durch seine Heulerei. die sich ganz urt. gar nicht siir einen Junker paßt, Itx: nen den Abschied schwer macht. P ui, Gesta, schämen Sie sich«. fügte sIs binzu, sehte die Tasse aus den Tis und sah scheinbar böse, den einen Arm in »die Seite gestemmt, den Knaben an, »der mich bei den lesten Worten rasch losgela en hatte und, den Kopf zu rii . end, kpstig die Thränen aus den Augen wischte. »Ich toeine ja gar nicht«, versicherte er. »Na, ich sollte auch meinen! Cou rage müssen Jungen haben, geht auch vorbei so 'ne Abschiedsstunde«, erklärte die Alte. »Mein Mann, der Bursche war bei Ihrem seligen Va ter, der sagte immer: so einen schnei digen, sorschen Herrn hätt’s aus der Welt nicht mehr gegeben; es sollte mich doch wundern, wenn sein Sohn anders wäre? »Nun kommen Sie aber, Lenachen«, ermahnte sie sreundlich, »und trinken Sie. denn mir müssen sort, es ist die höchste Zeit, und Sie. Georg. gehen Sie in die Klasse; die Stunde, die Sie sich steigebeten haben, ist gleid bit-üben sagen Sie rasch Adieu, aber ra .« «Udieu, Schwester Lena«, sliisterte er an meinem Ohre, und wieder schlan gen sich seine Arme so sest und stür misch zärtlich um smeinen Nacken; »ich schreibe bald und schicke Dir Blumen. und nicht wahr, Lem, wenn Dein Ge burtstag ist« dann wirst Du fiel-zehn Jahr-t« »Ja, Georg· leb’ wohl, leb’ wol-L mein lieber, guter Georg!« sliisterte ich; mein Widerstand brach in dem Web des Tit-schieds. «tverde nicht trank, sei hübsch vorsichtia beim Beiden u D Tut-nen, Du weißt, Martia hat ich immer so geängstigt, und gehe ost zum Onkel Vormund und sei fleißig in der Schule; die Eensur schickst Dus mir immer. gelt? Und wenn es Tantes erlaubt, dann kannst Du vielleicht in! den herbstserien Kommen —- —'· ; «Adieu, Letta, liebe Letta, ich wills Alles thin, nur weine nicht so viel» ich weine auch nicht, ganz gew. . nicht.« « Er stürmte hastig aus dem Zimmer mit obgewandtern Gesichte; —- ich lie ans Fenster und sah dem set-lauten Jungen nach: er steckte eben sein Ta schentuch wieder ein, als er aus den hause trot. dann ging er, den Kopf stolz zerriickgeworsem ohne sich umzu sehen, davon. Was hätte ich doch ge geben, hätte er mir noch ein einziges Mal sein hiibsches Gesicht zuigewandt’ Sange schloß ich das Fenster.——— »Nun vorwärts! Reises-F ermahnte Ehristiane, indem sie einen Blick anl die Uhr wars, die über dem Schrei-b tische meines Vorm-indes hing, in dessen Wohnung wir uns befanden, da unsere kleine höuzlichkeit sich tota: ausgelöst hatte. »Es ist ein weiter Weg bis naclz dem Bohnhofe. die Droschke muß gleich kommen. — Und. Fräule: Lenachen, nun will ich Ihnen noch etwas sagen: Ihre Frau Taute, di( kenne ich schon von früher, von da zumal, als ich noch bei Ihren Elter-. diente; sie hatten erst eben getei rot-het, da war ich einmal mit nai Wendhusenz ej ist vornehm d Fräulein Lenochenz lieber Gott, Sie werden sich wundern — das Schloß die Zins-mer und Säle, und der Parl so etwas haben Sie noch nicht se hen. In was i sagen wollte, e Frau Sante, die rau von Der-w ist eine merkwürdige Dame. kalt wie Eis; deuten Sie also nicht, daß si Ihnen so entgegentommen soll, kri Mr selige Frau Man-a »e- toah wenn von einem Spa rergonge non hause kamen; daß sie «ch sreuen, Sie M und tiissen wird! Erstens ist sie Iee Mutter nicht, und zweitens-Tot hist its- eiw M reis- ek IM ht. Dosten-at waren du« stehe aerchen der Arlteste tue sireilich schon elf Jahre, na, und die jMiidchkn so sieben nnd fünf Jahre, ich half aber nicht gesehen. baß die Mutter sie jemals geliebloft hätte; ach, du meine Güte, wie anders nor doch Ihre Mutter, Fräulein Luni Die ging nor Angst lcnnn ans der Kinderstube Lieber Gott« sie fah zu niedlich ans wenn sie so an , er Wiege laß, selbst noch wie ein nsd grod’ so fein und tlein nnd schmäch tig wie Sie« nnd just so duntle Lo cken nnd Augen« »Aber trinlen Sie, Lenachen, trin len Sie. ich wollt’ Jshnen das nur sa gen, damit Sie sich nicht wundern, wenn das tein Frei-en nnd Fabeln wird bei Ihrer Ankunft, und sich Kei ner sonsderlich —- na, was sclnoehe ich va. es wird sich ja finden. Kindes-en der Kopf wird nicht gleich til-gekiffen und man gewöhnt sich halt an Alles. Es ist so immer noch besser. als miss ten Sie fest unter fremde Leute und Goeretnante spielen.« » -L,.- .-, »All. UlllI ckllthklh GI( any-»Ist niir es wohl nicht übel. wenn ich Ihnen so ein paar gute Lehren mit gebe aus den Weg«. begann sie nach einer Weile abermals. und das sreundliche, kluge Gesicht wurde nun dunlelroth unter »dem schneeweißen Miihchem »Sehen Sie. sfriiulein Lena, ich hab’ gute und schlechte Tage mit Ihrer Mutter durchgemacht und. Gott feig geklagt. es waren mehr böse als gute! Nun, der here hat sie geschist, er weiß wong es ain besten war. Ick hab’ aus ihren: use sortgeheiratfxt und ·bin, als der r Vater starb und die gnädige Frau sich tein Mädchen mehr halten tonnte, Aufwärter-in bei Ihnen gewesen, bis jetzt, nnd hats es immer gut gemeint, und -h:b’ gethan. was ich gelonnt —- die selige Frau weiß das auch; es waren manchmal wunderliche Zeiten« die wir zusammen durchgemacht haben.« »Ach, Du mein Heiland!' unter brach sie sich. »Rasch. Fräulein Lena, den hut u. den Umschlagl DieDroschte ist ba, wir wollen doch nicht zu spät kommen; nur immer sir —- hier ist die Tasche mit Butterbrot und Wein und Wasser —- leieu sagen brauchen Sie wohl Keinem mehrs Nein —- dem herrn Ontel seine Haushalterin ist aus den Marlt gegangen —- na, ich schließe die Stube sherurn —- haben Sie auch Jhr Portrnronnaie? Gott« was das bei einein Wittmann unors Tentlich aussieht! Fallen Sie auch nicht aus der Treppe, Fräuleins-ern es is: so dunkel dort; so, nun steigen Sie nur ein — Kutscher, nach dem Cen tralbahrrhose, so, fahren Sie nur zu, aber rasch!« Jch saß wie im schweren Traume in dem Wagen, die wohlbekannten Straßen solgen an mir vorüber und aus ben Trottoirö drängten sich die Menschen wie sonst: dort war das große Mißwurengeschiist, skir wel ches meine arme, fleißige Marna so manchen Stich gethan. dort die Kir che, in der ich die Ostern konsirmirt worden, und seit tam die Straße. in der wir gewohnt — ich bog den Kopf aus dem Magst und erhaschte im Fluge noch einen Blick; die brei Fenster im dritten Stocke sahen so unheimlich leer zu mir herunter; ach, wie ost hatte da ein liebes, sreundli ches Gesicht herausgeschaut und mir zugenickt, wenn i aus der Schule kam! Nun barg chen seit Wochen der schwarze unheimliche Sarg die lieben Züge und die Erbe lag so er brüclerrd schwer aus ihm. — Und ;weiter ging ej, die Droschle rasselte .sinnoerwirrenb aus dem Pslasier, Fund Christiane hielt meine und sprach zu mir, was? ich wei es nicht : NUM- i J Und dann dsiö Jogen auf den· zBohrchcie, Gepäct besorgen, Billet taufen, und da läutet es schen zumt Einstrigern ’ »Sei-offnen Schafiner, Damen-: coupe!« rief Christianr. «Sehen Sie. es ist Pnz leer, Kind —- nun verlie-: ren Sie nicht dai Billet, und Fräu .lein Lenachem den Georg, den deg’ ’un-d pfleg« ich, ais wör’s mein Auer apfeh nur den Kopf immer oben, Le nnchen, und nicht gleich sdurch alle Wände wollen, immer hübsch ruhig — Sie hoben ja ein tlupes Köpfchen, grad’ wiie die Frau Meint-· Und Gott ichith Sie, Lenachen, tommen Sie bald einmal wieder und vergessen Sie mich nicht und meinen Alten —- itt denke schon immerfort an Sie —- und mag ej Ihnen gut gehen. Jesus Chri stus! Weinen Sie doch nicht«, feste fi hinzu und hielt meines nd wie i! einem Schrank-stocke, un sdabei rot1 ten ibr vie großen Tropfen über das Gesicht, und die Lippen zitterten und bebten in verhaltener Rührung. Und noch ein "ndedruck, ein tei tei Meu, ein le r Gruß an Georg dann lchrillte ein reller Pfiff von der hohen Balmhof lle euritc und schmal-end feste sich der ug in Be wesweg. Jch bog mich au dem Fen iter und starrte hinüber zu .der großen Gestalt, die regungslos an dein Per ron stund und, die dan über di susrn holt-nd, dem M schmiss med dann konnte t ni t mehr fes- und feste mich in das Polster print-sit ein-n zenlit bange W Ei es »k, aiwsge ich »i- eiu tust-IT Måsssvvvmfvvvv-— -s-f Feder-den iin wirbelnden Binde urn der ohne Schuh ohne Aal-alt allein. gllein — chne heimatl- sblse Vater aus Es war die erste Reise, die ich un ternahm bis sdaliin hatte ich non nie die große Stadt verla en, in der ich geboren und einigen-a Ich heil-te neine Ali-seenn aufs die Gegend-. die wir ichwindelnd chneli tsurchflogenz die Thiirine der Stadt verschwinden in eine-in Dunfiineere, da s sich dsrliber breitete. und dann Miste der Zug donnernd iiber die große Eisendcrhnbrüäe er durch schnitt grüne Wiesen und hier und da machte ein weißes Segel auf in weiter Ferne, nnd endlich verlor die Gegend -das lehle Belannie für mich. Da tam wieder das bange. bange Gefühl, die aufschreiend-Sehnsucht nach Georg; ich driictte meinen Kon in die Kissen des Wagens und wein te. Dann wurde ich ruhiger, etwas wie Mattiateit übertam mich, und resignirt seßte ich mich zurecht und dachte. Die Kindheit stieg vor mir auf; ich hatte sie wohl taum eigent lich überschritten und doch kam ich mir so alt vor seit den «leßten Wo chen; ich erinnerte mich- an die schöan Zeit, als Papa noch lebte, wenn ich ihm entgegenlief bis oor die Thür, um mich jubelnd oon ihm emporneh men zu lassen. Damals hatten wir noch nicht in der engen Mansardenwobrmn ge lebt —- elegante, trauliche iiume tauchten vor mir auf, und »die kleine, zierliche Gestalt meiner Mutter war oft in tostbare Stoffe gehiillt gewe sen; meine Mutter! Aus jener Zeit schwebt sie mir wie ein Schatten« ein reisender bunter Schatten vor. ich tonnte mir später nie wieder dieses e!fenzarte. gautelnde Geschöpfchen mit der leidenden. gebrochenen Frau als identisch vorstellen, deren große, dunk le Augen so vergangen in »das Leben schauten, so voll sunsagbaren Leides und Web. Später lieat ein Schleier iiber meinen Erinnerungen; es ist mir. als ob ein Etwas in unserm Pause war. das lähmend und oersinternd wirkte. Jch erinnere mich, daß Ma ma oft weinte und daß mein Vater laut und heftig zu ihr sprach und dann oft Tage lang nicht nach hause inm. Nur Christiane blieb mir deutlich erinnerlich, ich meinte, sie miisse noch deute ebenso aussehen als damals, wo sie mir Bonhons in den kleinen Mund steckte und mich mitunter fast heftig am Arme packte und mit in die Küche nahm« wenn in dem Zim mer meiner Mutter gar so laut ge sprochen wurde. Und dann tam ein Morgen, dessen ich mich, so lange ich lebe. mit Selig teit erinnern werde. Christiane nah-n mich fchlastrunten aus meinem Bett chen und trug mich in das Schlafzims mer meiner Mutter, und meine ver wundeten Augen fielen auf eine Wiege neben ibrein Bette, und da lag er da rin und schlief. mein herziges, liebes Brüderchen — Wie die folgende Zeit verstrich, das weiß ich taum noch; ich sa beständig an der Wie e, das Ge si chen auf den tleinen åchsliifer ge richtet, und vergaß Essen und Trinken iiber seinem Anblick. Einst trat mein Vater in das stille Kinderzinnnerx er tam an die Wiege und als zu dem Kleinen hinunter, und als ich mich an ihn schmiegen wollte, stieß er mich fast heftig zurück. Er war ein großer, stolzer Mann mit blondem haar und Bart.·ich erinneeemich seiner deutlichi in vielem klugem-nah als er sich tang- - fam zu meiner Mutter umwand-te. bie eben eingetreten war und ebenfalls zur Wiege schritt. Dann entfpann fich ein Gespräch zwilchen ihnen. zu erft in ruhigem Tone. aber plsylich zitterte ich vor Entfe en. denn mein Beter riß vie zierli Gestalt mei ner Mutter jäh in feine Arme und mit leidenfchaftlicher Stimme rief er die Worte: »Elfe, meine arme Glie, hättest Du mich doch nie gelehrnl Jch bin fchuld an Deinem Unglücke, an dem der Kin der ——!« Sie legte wie befchrvtchtigend die Hand auf feinen Mund und deutete auf mich, und Ln demselben Augen blicke tnin auch Chriftiane und führ te mich binausz ich hörte nur nach idas leise Schluchzen meiner Mutter. « Dann tam ein Tauffeft. bei dem unfere Wohnung m ledten Male i allem Luxus ftsa te; ee waren viele Gäste da. und ich ging als nrtiges Kind im Kreife umlIr und ab ds hönbchen. Meine Mutter f ich an jenem Tone zum lesten Male in einem farbigen Gewande; et war ein tief rothj Seidenkleibx fie gefiel mir t drin und per dunkle bereuton ah lo minder-lieblich aus unter bern ro then Fuchfisilranze. Bald nachher zogen wir aus jeneri Wohnung in eine kleinere: mich des triibte es data-i fes-. Ei war ein » stille Straße, in der wir nun wohn-« ten, und viele Treppen mußten er werben. — Dann verrel e mein Vater; meine Mutter hielt i J weinend umfangen in der M des Mchlevh und er Kiste immer» wieder with und den kleinen sendesz "C-hrisiikme mahnte endlich zum Auf-T bruch. und als er das Zimmer ver-? lies, sagte er noch einmal die Worte, die er oft nn jenem Tage gesprochen: »Mfentlich komme ich bald· Euch nacksndolenP Und Abends fasltete die Mutter meine hände und ließ mich beten für den lieben Vater, der weit, weit übers Meer reiste, ach, so sehr weit. Wie viel hundert mal habe ich das Geht gesprochen und mir das schau telnde Schiff vor die Seele gezaubert; ich schloß dann die Augen« um mir ein Bild zu machen von einer Wasser flöche, die am Horizonte sich mit dem Himmel eint, wo man nichts sieht als himmel und Wgsser, wie Christiane las-te —- aber es schob sich immer wies der ein Stückchen Land davor. Wir lebten sehr still; Christianr war auch nicht mehr immer bei uns, sie hatte Papac Diener geheirnthet und tam nur noch stundenweite des Tages; Geprge lernte laufen, und im Schirm-wem .erzä·hlte unsere Mut ter, Riß Papa geschrieben habe, im nächsten Frühjahre holte er uns, dann sollten wir auch aus einem Schiffe fahren iiter das weite Meer. Ei tam anders. — Vater starb au einer der furchtbaren Krankheiten, denen Oder Eingewanderte in jenen hiiiiinelsstrichen so ost er liegt. —- Jch ahnte noch nicht, was es bedeute, ihn zu verlieren, als ich mei ne Mutter halb sinnlos nor Schmerz durch die engen Riinme eilen sah und ihr berzweiselndes Klagen hörte; aber dann lernte ich es begreifen, denn die Noth hielt Einlehr bei uns. die bit terste Noth. Meine Mutter hatte sich einem sin stern Grnine hingegeben Sie arbei tete seht iiir Geld und auch mir süati sie die Kinderhiinde zur Arbeit; bleich und still saß sie an ihrem Fenster, und das Einzige, was sich an ihr regte. waren die nussallend zierlichen. klei iien hände die unablässig den Faden durch die seine Stickerei zogen. Nur zuweilen, wenn Georg sich an sie schmiegte und sie mit den tiesen Kinderarigen ansah, dann tonrite sie, in Thriinen ausbrechend. die Ar beit zur Seite werfen und ihn an sich pressen. .Meiii Kind. meine armen Kinderl« ries sie, und stundenlang währte es. ehe sie sich beruhigte. Mit der Zeit wurde sie gefaßten is dein zarten Körper wohnte eine fabel baste Willenitrastz wenn ich Nachts erwachte, sxih ich sie am Tisckz sisen und nähen, iinb sobald der Mor en graute. saß sie schon wieder bei r Arbeit. Dann wurde ich zur Schule ge schickt. und bei dieser Gelegenheit er fuhr ich, dah ich eine Tante habe; mein Vormund hatte daraus gedrungen das: Mutter sich wegen einer Unterstützung on die Frau meines verstorbenen On tels wenden mußte. Es tam auch eine Antwort —- ich sehe es noch, wie meine Mutter leichenblaß zurücksant, als sie den Brief las. »Ich soll schuld sein?« sagte sie halblaut, »Wald sein an seinem Un glücks« Und dieses »Schuld sein« wieder holte sie so ost, bie- endlich Christiane erschien. «Christinne, ich soll schuld sein an unserem Unglück«, saqte sie tonlps. .Christiane, ich bin schuld. daß mein Mann todt ist!« Christiane nahm den Ortes und las ihn, dann steckte sie ihn in den Osen; sie liebte vor Zorn und sagte nur: «Weinen.Sle nicht, gnädige Frau, es ist zu erbärmlich!« An jenem Tage wurde meine Mut ter sehr traut, und als sie genesen war sie dle stille, gebrochene rau« die sie bis zu ihre-n Ende blieb; sprach mit und, sie lächelte auch. aber es war ganz anders wie sonst. so bellngstl send. So wuchs ich aus unter steter Ar beit, unter Entbehrungen aller Art, und doch srllhlich wie nur je ein Kö nig in den beglüuendsten Verhältnis len. Es war zu schön in unserer Mas sardenwohemng, in den epheuumspon nenen Mudenx es war zu reizend. wenn die Christiane Sonntags mit uns spazieren ging und uns nein-litt Brezeln von ihrem Gelde tautte. l ö. diese Nachmittaglstsinden wenn ich sleißig an meinem Mhtische gewe sen. und dann vorn Johanniithurme drüben die vierte Stunde schiugx wie bog ich mich da aus dem Fenster, unt eine liebe. tieine Gestalt w erblicken, und da kam er in vollem Laufe um die Ecke und stiirmte die Treppe hin eius unser Liebling« unser Herzens junge. Das Schuttänszel flog aus den nächsten Studi, die Kasseetanne dampste aus dem Tische und unser stilles Müttetchen sah mit ausleuch tenden Augen zu, wie er mit den festen Zähnen so miser in das Bes perbrot biß, das Schwester Lena so unvernnttvorttich mager gestrichen hatte. Sie waren schön, die langen Win terabende in unserm Stäbchen, sie Ivaren schön, die Sommer-Nachmit tage, wenn wir spazieren gingen oder mit der Arbeit im schettigen Stadt pnrk saßen. —- . »D. wie doppelt süß erschien mir dieses Glüct fett, wo ich es verloren. und nun in die Fremde gingt. Nach nmr ich ja wie im Traume, der schwarze Sarg, die fremden Leute, die ihn wegtrugen, die weinende Ehrisiiane, und dannf die unbew· lia- Oiiuslichteit unsers lieben On tels Vormund. — Jch wußte nicht, wie Alles so rasch gekommen, wie die Zeit vergangen ich erwachte erst da wieder zur Wirt lichteit, als man mir tagte, ich müsse mich von Geer trennen, die Tant cvvlle die Güte haben, mich in ihr Haus zu nehmen. Das war ein Schmerz. viel packender als der um den Tod der Mutter! Sie fah so friedlich aus im Tode. hatte ein so feliges Lächeln um den blossen Mund. — »Ihr ist wohl«, hatte Christine ’gei sagt, «i!)r ist wohl!« Wir hatten ja nicht einmal Abschied aenommen vvn ihr: sie war eines Nachts ruhig entschiummert, aus dem irdischen Schlaf unvermerkt ins Jen seits hinüberaeaanaem ie. -— Ihr iii wohl, aber wir -—— mein tleiner Bru der! » Wieder schüttelte mich der heiße Schmerz, aber ich preßte die Lippen aufeinander und schaute hinaus irr die lachende Geaentn gelt- fchnmnt ten die erniekder im Winde. hier und da lag ein Dort im Schatten alter Eichen, und darüber lachte ein wolkenloier, blauer Himmel, als ob es teine Anast, teinen Kummer in der Welt gäbe CIartsehuna iolgt.) Die Briesiaubem die von einem Lustschisser aus einer Strecke don siinszig Meilen weit überholt wurden, mögen sich trösten. Erstens tönnen sie sagen, sie hätten nicht gewußt, daß es sich überhaupt utn eine Schnellig teitsprobe handle. und zweitens tön nen sie ihre größere Ausdauer und Zuverlässigkeit beweistriistig geltend machen. i I I Merkwürdig ist es jedenfalls, daß Rockeseller wegen zu schnellen Fah rens mit seinem Automobil gerade dann bestrast werden mußte, als er die ersten Whistehbiider genommen hatte. Sollte der alte herr am Ende doch genippt haben? Lehrer: »Wenn ein Stier oder eine Kuh aus einer setten Weide stehen und nicht fressen, was sind sie dann?«« —- .Ochsen«. O f I Die Gefahr einer Jnoasion wird immer drohender: Jetzt stiegen sie schon zwei Mann hoch über den Ita nal nach England. I i I Dem New Yorker Polizeirichter Corrigan wurde ein Mann oorgesiihrt, der sich als Zeitungsschreiber ausgab und tausend Dcllare in der Tasche trug. Unmöglich! Entweder war der Ytungsschreiber oder das Geld un e . . f I Die Otlahomaee Rothäute werden also auch zu den lhäuten gerechnet, von denen man sagt. dasz aus ihnen gut Riemen schneiden sei. ' ·"-I« X :8:ieda Reich komm mal vor —- du sprichst ichs so leise and heiser, lau-m In ni ander-»n Its-da sein fieht lecie nnd ioichtiq). »Hei vers doch nich laut inw, Vater schläft an Tag-. er is M beide Lach- und -·lkließgeiellfchaftl«