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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 9, 1910)
Nebraska Staats— Anzeiger und J set-old Jahrgang 31.Grand Island Repr. 9. September I9l0. Zweiter (Theil.) Kummer Schicksal Von Cornelia Rapp. Jrgendwo —- irgendwo Spinnt wer an meinem Glück! Drei-i einen Faden golden und zier Aus lichter Wonne und Selig!eit. Aber es geschieht so weit — Weit weg von mir. Manchmal im Traume glänzt Heil rnir das Goldgeivinst; « Wiegen sich blißende Funken viel Tran auf und nieder in tapfer-nein Spiel, Aber ich kann sie nicht fassen, CI sie Vers-lassen Irgendtoo — irgendwo Spinnt wer an meinem Leid. Dreht einen Faden dunkel und dicht, Dreht ihn aus Sehnsucht und herbemi Verzicht. Und das aeichieht gani nah — Der dunkle Faden ist immer da. Ebbe und Fluch. Alt nnd doch ewig neu find: die Wunder des Meeres! Darin; liegt ja gerade ihr geheimniszvolsi ler Zauber, daß sie, so oft sie sich auch wiederholen mögen, immer wie der neuen Wechsel darbieten, einen Wechsel, der in gleichem Maße das Auge des miiszigen Zuschauers wie den grübelnden Geist des Naturforschers aus sich lenkt. Unerschöpslich wie das Meer selbst sind die Probleme, die es" der Forschung darbietet. ! Gerade 300 Jahre sind jetzt ver-« flossen, seit Galileo Galilei zum ersten Male eine Erklärung fiir das Zustan detommen eines der interessantesten Schauspiele gab. die das Meer uns darbietet. eine Erklärung. die sich von allen früheren vortheilhaft dadurch un terschied, daß sie aus wissenschaftlichen Grundlagen ausgebaut war. Diese Erklärung bezog sich aus das Zustan dekommen von Ebbe und Flut, jenes herrlichen Schauspielä. das Jahrhun derte hindurch ein oolltomrnenesiltäth fel war. Aber troh der langen Spanne Zeit, die seit Galileis erster Erklärung verflossen ist, und trotzdem sich inzwi schen noch viele Forscher mit diesen eigenartigen Wechselnsaeinungen be schäftigt haben. gibt es immer noch Fragen in Hiille und Fälle, die wir uns auch heute noch nicht vollkommen beantworten können. So bietet das Meer immer neue RäthseL und gerade in diesenRäthieln mag der eigenartige Reiz lieaen, den es auf unserGemiith ausiibt. Wo gäbe es in der Welt noch eine Erscheinung aus die man stundenlang ruhig hinzu blieten vermöchte. ohne das; man ihrer überdrüssig wird? Wo findet sich ein zweites Naturspiel, wie das Spiel der Wellen, dessen Zauber sich niemand zu entziehen vermag. sei er nun Seemann oder Maler, Vergnügunaoreisender oder Forscher, oder wao sonst auch im iner! Gerade die regelmäßige Wiederlehr von Ebbe und Flut ist eg, die den Menschen von allen Erscheinungen, die das Meer darbieten wohl an: röth selhastesten vorkommen muß. Jn ganz genau abgemessenen Zwischen räumen steigt das Wasser« um dann viinltlich aus die Minute wieder zu fallen: dann erfolgt nach Verlauf ei ner bestimmten Zeit ein erneutes Steigen, hieraus wieder ein Fallen, und so geht es fort von Tag zu Tag. von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr, von Jahrtausend zu Jahrtau send und scheinbar von Ewigkeit zu Ewigkeit. Was sind die Ursachen dieser röth selhaften Erscheinung« die auch in ih ren Einzelheiten immer wieder oon neuem Interesse erregt? Wie merk würdig sieht es aus, wenn nach dein Eintritt der Ebbe Schiffe und Boote auf dem Troelenen sitzen. wenn das eigenartige Thierleben des Meeres grundes ausgebreitet vor unseren Augen liegt; wenn da, wo vorher die Woaen brauften. weit hinaus Land erscheint! Und wie mertwiirdig mitthet ee erst an, wenn sich auf scheinbar un erllärliche Weise der Boden unter un seren Füßen mit Wasser fällt, wenn von allen Seiten plähliche Bäche da herrinnen, und wenn immer stärter und stärker die, Wogen emporsteigen, um zuleht bei hochflut donnernd gegen Bollwerte und Dämme anzu pralleni Wer immer vermag, der eilt zur Zeit der tiefen Ebbe und zur Doch flut hinaus zum Meeresstrand um immer wieder von neuem das altbe kannte und doch fiele wieder Entzllb ten hervorrufende Schauspiel zu ge niestent Ob wohl dieBälter des Altenbqu roher und weniger gemiithvoll ale wir, sich gleichfalls der geheimnisvollen Wirkung dieses Schauspielö auf ihr Jnnenleben nicht zu entziehen ver mochten? Darüber wissen wir so gut wie gar nichts. Denn von den Völ tern, die an den Küsten jener Meere wohnten, an denen die Erscheinung am lrästigsten auftritt, bekommen wir erst ziemlich spät Kunde. Die alten Kul turvölker aber, über die wir genauere Nachrichten haben, wohnten theils im Binnenland teils an den Küsten dess Mittelmeeres. das die Erscheinung von Ebbe und Fluth nur in geringem Maße zeigt. Allerdings hebt und senkt sich auch» hier der MeeresspiegeL und in Vene dig z. B. ragen die Stufen, die zu den Kanälen hinabsühren, bald mehr, bald weniger ties aus dem Wasser heraus. Aber so gewaltig und so deutlich in die Augen springend wie an den Küsten des Atlantischen Ozeans oder der Nordsee tritt der Wechsel vonEbbe und Fluth, treten dies sogenannten Gezeiten, wie man ihn’ auch nennt, nicht aus. So erklärt est sich denn, daß der alte Schriftstellers Herodot, als er zum ersten Male dass rothepteer erblickte, außerordentlich er-. staunt ist über die gewaltige Fluth, diet ihm hier entgegentritt. Als die Rö mer aus ihren Kriegszügen zum ersten : Male an die Küste des Ozeans kom men und sich anschicken, aus dem Ka nal nach Britannien übereuseszem er greift sie gewaltig das mächtige Schauspiel Hervorragende Geister unter- ihnen suchen die Ursachen der Erscheinung zu ergründen; und da ist es merkwür- s dia, dass der bedeutendste Römer, ders jemals lebte, daß Julius Cäsar übers diese Ursachen eine Beobachtuer macht, die in jeder Hinsicht richtig ist.’ Er schreibt, das-, er bemerkt habe, das; die Fluth während des Vollmondes am stärksten sei. Der römische Natur sorscher Plinius hat sich dann ganz besonders mit den Erscheinungen von Ebbe und Fluth beschäftigt; befindet sich doch in der Nähe seines Geburts ortes, bei Camo, eine Quelle, die eine mertwiirdige Uebereinstimmung mit s den Meeresbewegungert zeigt, und de ren Versiegen und Wieder-erscheinen, sowie der Zusammenhang ihres Wech j sels schon stüli seine Aufmerksamkeit erregte. Er findet für den Eintritt von Ebhe und Fluth eine Erklärung, die der Wahrheit schon ziemlich nahe kommt, sucht er doch die Ursache fiir s das Steinen und Fallen des Meeres j spiegels in der Aniiehung, die Sonne j nnd Mond aus die Wassermassen aus s iiben. Vor ungefähr lässt Jahren, im Jah re 1610, gibt ziiin ersten Male Galileo Gakilei eine wissenschaftlich begründete Erklärung iiir die Erscheinung ver Ge zeiten. Etwas später stellt dann der berühmte englische Phnsiler Jsaac Newton jene weitere Erklärung iiir das Zustandekommen voii lsbbe und iFliith anf, die nich heute noch in ieder Hinsicht alg giiltizi angesehen werden ums-» Er weist daraus hin, daf; alle Fior per eine gewisse Anziehung auseinan der ausüben, und daß somit auch auf die an der Erdobersläche befindlichen Wassertheilchen durch vie Sonne und den iond eine Llnziehung ausgeübt wird. Jnsolae ihrer verschiedenen Größe. ihrer verschiedenen Entfernung von der Erde und ihrer verschiedenen Stellung zu ihr ist die Anziehung, die Sonne und der Mond aus das Wasser ausüben, eine verschiedene. Die Regel mäßigleit der Erddrehung bringt aber in diese verschiedene Anziehung eine Regelmäszigleit. Alle Punkte der Er de, die der Sonne zugewendet, und ebenso diejenigen, die aus der der Son ne abgewandten Erdseite liegen, haben gleichzeitig Fluth Die dazwischen lie genden hingegen haben zur selben Zeit Ebbe. Ebenso toie die Sonne wirkt der Mond, nnd er wirkt noch stärker als sie, denn obschon er kleiner ist, ist er der Erde doch viel näher. Deshalb ist sei ne Wirkung auch viel trästiger zu spü ren, und die von ihin erzeugte-Fluch ist ungefähr zweieinhalbnial so groß als die durch die Sonne entstehende Fluth init der durch den Mond veroirkten zu sammensöllt, was, toie leicht einzuse hen ist, zur Zeit des Nen- und Voll mondeö der Fall ist, so vereinigen sich die beidenFluthen zu einer großen ge-» waltigen Fluth und es entstehen dann jene gesähriichenSpringsluthem die un ter Umständen die Dämme zerreißen und bis weil hinein ins Land lin glliel und Verderben tragen. Nicht überall ist- die Fluth gleich hoch. Jn manchen Meeren, wie z.B. ini Mittelmeer und ebenso in der Ostsee, merkt man sie kaum. hingegen steigt sie an der Nordsee an der Mündung der Elbe vst aus 25 Fuss an; und an ein zelneniStellen der Küste hat nian schon Iluthen bis zu 70 Fuß u. darüber be obachtet. Bis weit hinein ins Land - liisit sich verschiedentlich die Ebbe ver folgen, und so ist z.B. die Ebbe der Nordsee noch in Hamburg und in den südlich davon liegenden Gebietstheilen des Sachsenwaldes wahrnehmbar. Seit Millionen vonJahren nagt der Wechsel der Gezeiten, nagen Ebbe und Fluth an unseren Küsten. Unendliche Strecken Landes wurden durch sie in das Meer gespiilt, Felsen wurden zer stört, zerbrörkelt und stürzten zulest ein, fruchtbare Landstriche sind infolge ihrer Thätigleit vollkommen ver-« schwunden. Man hat dani: begonnen, s sich durch Dämme, durch Bepslanzung s der Dünen durchHerstellung von Buh- i nen und sonstigen Wasserbauten gegen ( diese verheerenden Wirkungen der « Meeresthiitigkeit zu schildern Jn neuerer Zeit aber ist man nach weiter gegangen. Man hat sich mit Recht die Frage vorgelegt, ob sich denn diese ewig wiederkehrende Bewegung nicht vielleicht in den Dienst des Men schen stellen läßt« ob es nicht möglich ist sie zu zwingen, nützliche Arbeit zu s verrichten Jn unserem Zeitalter der i Technik pflegt aus den Gedanken stets f bald die Ausführung zu folgen, und so hat man denn schon an verschiedenen i Stellen der Erde sogenannte FluthrnoJ tore errichtet, alsoMaschinen, die durch « die Fluth in Betrieb gesetzt, Arbeits verrichten. i Ihre Konstruktion ist sehr mannig- s sacher Art, den meisten von ihnen aber i liegt folgende Einrichtung zu Grunde: i Jedes hochgelegene Wasserreservoir stellt einen Vorrath an Kraft dar; wir brauchen das in ihm befindliche Wasser nur bergab laufen zu lassen, dann s treibt seine Kraft Wasserräder oder Turbinen an, deren Bewegung zur Be negung andererMaschinen benutzt mer. den kann. Man hat deghilb d:e Fluth verschiedentlich durch derartige hochge legene Wasserreserdoire ausgenutzt, in dem man in Felsen, gegen die sie hoch auffchiiumend anpralltr. Kanäle bohr te, die schief nach oben führen. Steigt «dieFluth, so drückt sie durch ihreKrast das Wasser in diese Kanäle empor, aus denen es in einem hochnelegenen Was serreservoir zusammenläust Aus die sem entnimmt man es dann nach Be ’dars, indem man es in einein Kanal wieder ins Mer zurückleitet: an diesem Kanal befinden sich dann die Wasser riider oder Tisrbinen, die durch die so billig erlangte Kraft angetrieben wer-« den. Jn immer siärterem Maße wird man init der Zeit die zerstörende Thi: tigteit derFluth in niitzlicksellrbeit um zuwandeln verstehen; und so lann e-; einst di hin kommen, dafz diese Natur erscheiniing, deren Wesen und Zustan detoiiimen der Menschheit solange ein Ratsel blieb die Grundlage segeiibrin aender Thati ileit wird Dr Franz Ritter. —-—·-.—— Unter dein 21eqttat0r. Brenta-ins : tileschntnc von Edward Jürgensem »Dja, wie gesagt, meine Herren-II begann Rrischan Grotsnut eines scho .nen Abends mal wieder, nachdem er siinen Kaltstummel in Brand gesetzt ihatte, ,,geredt wird dja viel vun den berühmten Aequator, aber die wenig ssten siind persönlich mit ihn in Berüh Jrung gekommen und haben ihn vun Angesicht zu Angesicht gesehen!« : Wir waren thatsächlich überrascht EDie Jdee war uns neu« und wir moch Hten Krischan wohl mit etwas sehr ver dutzten Gesichtern angeblictt haben, als set auch schon sortsuhr: ,,Dja, tiecken Sir mir man nich so unglaubwiirdig an, meine Herrens, was ich hier sagen tu, is die reine, unversälschte Wahr bastigleit, hab ich mit die Barte »Eu: lalia« mal volle 24 Stunden rirelt unter den Aequator vor Anker gelegen, und zwarst genau an meinem Geburts tag, den 21. Djanuar, was in diene Gegend ümmer der heißeste Sommer tag is.« hieraus trank Herr Grotsnut vor unseren sichtlicken Augen seinen GroJ aus und legte folgendermaßen losz: »Sehn Sie, meine Herrens, die Sache schlägt etwas in den höheren Wissenschaften hinein, nemlich in der geographischen Erdlunde, und da müssen Sie mich das nich weiter jilsel nehmen, wenn ich en bliichen weit aus hole, indem ich Sie das erst ordentlich plauiibel machen must« was das mit den berühmten Aequator und liber haurL mit unsere menschliche Erde ei gentlich vor ne Bewandtnis hat, denn cllens. was Sie-in die gedruckten Bli cher zu lesen triegen, is dja man dum men Snack. Selbst is der Mann! Und wer den Aequator nich gesehen hat. der tann schreiben, was er will, ich sag: Er liigtl« -.-. Wir nickten natürlicherweise zum Feichen unseres vollständigen Einver tändnisses, und mit gehobener Stim me seyte Krischan Grotsnut seinen be lehrenden Vortrag fort i ,,Nemlich, meine Herrens, wie Sie alle wissen und wo sich dja auch ein djeder auf’n Klobus dun überzeugen lcnn, is unsere Erde sozusagen kugel rund; zwarst oben und unten en büschen platt, aders das schadt ihr nich, eigentlich is sie doch rund. Sehn Sie woll, meine Herrens, nu liegt abers hier en Stück Land und da en Stück Land, und dazwischen is denn iimmer en ganzTheilWasser, da mit wirSeeleute doch auch was zu tdun haben, indem wir da sonst ganz aus’n trockenen sitzen müßten! Nicht wahr, das sehen Sie ein, meine Herrens?« Wir sahen das ein, Und Krischan sprach weiter: »Na, also. Nu is Sie das abers doch gleichfalls del-inni, daß das Was ser leine Bindelrast hat, indem es gar zu sliissia is und iimmer gleich weg läuft. Die Frage is nu also die: Wo durch werden die verschiedenen Stücken Land zusammengetaltem damit die Erde nicht ihre Rundigteit verliert? Ntch wahr, meine Herrens, das wissen Sie nich, weil Sie es nich gesehen ha ben? Na, ich will Sie das erklären: Wie eine Rumtonne vun lauter eiserne Reisen, so wird die Erde vun lauter Breitegraden zusammengehaltenl Und der dreitste und dictste, stärkste Breite grad, das is der Aeauator, der in die Mitte rumqedtZ Herr Liittgens. weil wir doch ’mal vun Rumtonne sprecken, machen Sie mich doch noch einen Krock zurecht.« Krischan schwieg und rührte sin nend in dem frismangetomrnenen Groa mit dem Tdeelöffel umher. Wir sckwiesen ebenfalls-. Die Loait in sei ner Auseinandersetzungen hatte uns überwältigi. — Nach einer ganz bedeutenden Pause, trührend welcher still aetrunken wurde, hub er von neuem an: »Dja, sehn Sie, meine Herrens, so is das! Und nun will ich Sie auch ;erziihlen, auf welche Weise ich dunan tmalen den berühmten Aequator ver sönlich zu Gesicht kriegte, denn das assiert auch lanae nich jeden See nn. und meistentheils führt man truhig über ihn weg, indem er vor ge wöhnlich tief untere Wasser liegt. Abers in’n Dianuar lRZEL wo in die fiidlichen Gewiisser die große Hitze war, das; der Stille Ozean man tim mer so dampfte, da fuhr ich ’mal init unsern Kaptein Swensen auf die Barte »Eulalia" nach Australien, um Austern zu holen, denn die besten hol fteinschen Austern kommen bekanntlich aus Astralien, meine Herrens, wo das iLand denn dia auch seinen Namen ’vun hat! —- Na, schön! Wir fahren f denn nu und fahren ümmer ganz lang sam bei vollständige Windstille über dem indianischen Archipelakus hin, und über uns- lacht der ewig blaue Himmel und in uns knurrte ganz ban nig der Magen, denn wir hatten schon seit Vier Wochen nix mehr zu essen ge habt Da plötzlich, es war grad eben nach Mitternacht, und ich hatte juftament meine Nachtwache anaetreten. da ruft der Schisssjunge oben au5’n Mast korb: »Hol« jug alle Mann fast! De ttlequator tümint!« Und in denselben Augenblick gibt es auch schon einen fürchterlichen Stoß, die obersten Spit zen vun unsere beiden Masten mit samt den Mastkorb und den armen Schiffs-jungen stürien aufs Deck run ter, und das Schiff steht bums still. Sag ich zu unsern Kaptein Swensen, nachdem ich mir oun den ersten Schrecken erholt hatte. »Wat is dat denn nu wedder sor’n Stvinkram, Kaptein?« »Gar nir, min Jung« erwidert er mich qani ruhi-.i, ,,tni fünd in de Dun lelheit gegen den Aeauator anfohrt. Süh mal, bi de Hitt is dat Water so wid abdamht, un nu is te Aeauator blotleaat. Datt hett wider nix to be düden!« Und so trar es denn auch. Als wir aegen Moraen den Schaden besahen, da lagen wir genau unter den Regun tor, der sich wie so’n dicker Tonnenrei sen über uns hinzog. Eine ängstlich athemlose Stille Stille folgte dieser Erzählung. Kri schan selbst blickte, wie in Erinnerung an das ausreaende Ereignis verloren, stumm vor sich hin. Niemand wagte augenscheinlich einen Ton zu sagen. bis doch schliestlich ein Hasensuß in der Gesellschaft sich fand, der die Frage stellte: »Und wie sah denn nu der Aeauator aus. Herr Grotsnut?« Krischan blickte aus und dem vor lauten Frager ins Gesicht, dann ani wortete er langsam und gedehnt: »Wie er aussehen tat? Na, wie soll ich Sie das beschreiben-? Haben Sie vielleicht schon mal en Regenbogen ganz nebenbei gesehen?« »Ganz in der Nähe allerdings noch nicht« herr Grotsnut!« »Na sehn Sie woll, so sah er aus! Blots bedeutend breiter un dicker, un aus Smiedeeisen is!« Mit dieser Erklärung mußte sich der neugierige Frager natürlicherweise zufrieden geben, und Krischan konnte denn nun seine tropiscke Schilderung in dieser Weise sortführen und zu Ende bringen: »Dja, sehn Sie, meine Herrens, so lagen wir denn nu also direkt unter den berühmten Aequator. Und als nu an««n anderen Morgen der blaue Him mel denn wieder an zu lachen sing, da kriegten wir eine Hitze, vun so was machen Sie sich gar keinen Begriff. lWeil wir abers so lange Zeit gehun Jgert hatten, ließ Kaptein Swensen zu Jallererst den ganzen Ballastsand vun lunten aus das Schiff an Deck bringen und da ausbreiten. Denn mußten zwei Mann an die Pumpe, und der Sand wurde naß gemacht. Aus diesen nassen Sand streute der Kaptein nu ein paar blinde voll türkischen Weis zen aus, und eh wir uns versahen, ha ten wir aus unsere »Eulalia« ein rei iez Kornfeld, das konnte sich sehen las sen. ; »So, nu bringt mal die beiden le bendigen Kälber heraus, die wir aan Hamburg mitgebracht haben,« ries der Kaptein, »die sollen sich hier erst mal ,recht satt fressen, und denn wollen wir Hihnen slachten!« » Na, das wurde denn dja nu auch Jbesorgt, und kaum daß die beiden Vie lster eine halbe Stunde gefressen hat stem da waren sie so groß und fett wie die größten Dithmarscher Ochsen! Und nu sollten sie geslachtet werden. »Wo is der Schifssjunge2« rief der Kapteim »Daß er die Messern wetzen lann!« Kein Mensch meldete sich. —- Jch dent schon, der arme Junge hat sich ge wiß heute Nacht, als wir gegen dem Aequator anliefen, das Genick gebro chen und befindet sich nu so flecht, daß er nich mal antworten kanns-da kommt auf einmal jemand die Kasu tcntreppe herausgekrochen und ruft: »Hier hangt he, wat sall he denn?« Wir tucten uns alle nach den Men schen um, der da ruft, und was sehen wir? Einen ganz fremden Kerl, der bisher noch nie auf das Schiff gewe sen war! Zuerst wußten wir nun gar nich, was wir sagen sollten, da fängt der Bengel auf einmal an zu lachen, streicht sich seinen langen, swarzen Bart und sagt: ,,Kennt ji mi denn nich mehr? Jct bün djo Heinrich Claassen, te Schibbsjung!« Sehen Sie, meine Herrens, da war der Bengel in tnappe sechs Stunden ein ausaewachsener Vollmatrose ge werden!« — Krischan Grotsnut war mit seiner Erzählung zu Ende. So etwas, wie ibm unter dem Aeauator passiert war, hatten wir allerdings bisher noch nicht gehört. Deshalb faßte sich endlich jemand aus der Gesellschaft das Herz und fragte: »Musjten Sie denn nun unter dieser entsetzlichen Hitze lange Zeit liegen bleiben. Herr Grotsnut?« »Nein, das nicht!« gab Krischan zur Antwort. »An demselben Abend überzog sich schon der Himmel, und es fing fruchtbar an zu gießen, so daß das Wasser bald wieder stieg, und wir den anderenMorgen sriih mit Leichtig teit oben iiber den Aequator weg wei tersegeln tonnten!« »So, so!« nahm der Fragesteller wieder das Wort. »Sie sagten aber isocb vorhin, Herr Grotsnut, dass, über jener Gegend ewig ein blauer Himmel lache.« ,,So?«« meinte Krischan unverfro ren. »Hab i-.:i das gesagt? Na, dann wird woll djemand an Bord gewesen sein, der dir-Z- Blaue an diesen Tag oun’n Himmel heruntergelogen hat!« O W xtehhovereten gekrömer Frauen Haben auch die Gemahlinnen ge trönter Häupter neben den Gatten pflichten als Wohltäterinnen der Ar men und Bedrückten von Natur aus einer sehr umfangreichensThiitiateit ob zuliegen, so sind getrönte Frauen den noch Menschen genug, um einer Lieb haberei nachzugehen, die die kurz be messenen Mußestunden auszufüllen bat. Das rein menschliche dieser Nei gungen geht schon aus der Art der Nebenbeschäftigung hochgestellter Frauen hervor, denn die aufs Schild gehobene Liebhaberei ist oft eine ganz ,,unlönigliche« Bethätigung Eine Aug nahme hiervon macht aber die deutsche Kaiserin, denn sie hat sich ganz in den Dienst der Nächstenliebe gestellt. Sie ist eine große Verfechterin der moder nen Krankenpflegr. Kaum eine Neue rung, die zur Linderung der Schmer zen Kranter aufkommt, gibt es, über die ihr nicht Vortrag gehalten worden ist. Durch Rundgänge in den Kran tcnhäusern überzeugt sie sich dann von Zeit zu Zeit, ob auch das Moderne bei den Heilmethoden Anwendung findet, und manche Einführung verdankt man der Initiative der hohen Frau. Blei ben der Kaiserin dann einmal einige Stunden Ruhe, so gelten sie der Mu sii, speziell dem Klavierspiel, zumal vierhändig lockt sie gern das Instru ment. Derselben Passion ist auch die Kö nigin Wilhelmine ergeben, nur daß sie die Violine dein Klavier vorsieht. Die Konzertabende am Hofe der niederlän dischen Königin stehen denn auch bei den Größen auf dem Gebiete der Töne in hohem Ansehen, weil die Königin nicht nur eine liebenswürdigeWirthin, stundern auch ein Talent in ihrer Art it. Ueber die Erfolge und die Rührig keit der betagten rurniinischen Königin Carmen Sylva, die sich fett nach schwerer Erkrankung auf dem Wege »der Genesung befindet, als Schrift- . stelletin ist wohl kaum etwas zu er wähnen. Die Kaiserin von Ruszland dagegen schwärint für den Kodat und »in den Gärten des kaiserlichen Palast smüssen bei gutem Wetter nicht nur lAnverwandte und Mitglieder des Hofstsaates, sondern sog-at die Thier welt ,,vae stehen«. Die Kaiserin soll jedoch durchaus keine große Dilettan tin sein, denn im Besitze ihrer Ver wandtschaft finden sich ftimmungsvolle Landschaften und Porträts, die durch aus den Eindruck machen, daß man die Photographie nicht nur ausSport, sondern auch der Befriedigung wegen treiben kann. X Die Mutter König Georgs von England, Königin Alexandra, ist eine passionierte Pusmacherim ohne sich in ihrer Liebhaberei durch Vorurtheile stören zu lassen. Sie kann stundenlang damit zubringen, für sich oder eine ihrer Hosdamen einen Hut zu garnie ren, und freut sich alsdann wie ein Kind, wenn er ihr gelungen ist und besonders schict aussieht. Kaum dürfte ihr jedoch eine gegentheilige Ansicht ausgedrückt werden, und es soll vorge kommen sein, daß eine Hosdame aus Rücksicht auf die Königin einen Hut trug, der zwar nicht ganz modern, da fiir aber sofort in Mode kam. Eine ernstere Liebhaberei hat sich die Köni ginmutter Portugals ausgesucht, sie gibt sich nämlich dem ärztlichen Be rufe mit einem Ernste hin, der einem erfahrenen Arzte alle Ehre machen dürfte. Jhr ganzes Bestreben geht da hin, in ihrem Berufe nicht zu dilettie ren, sondern etwas Tüchtiges zu ler nen und zu leisten. Zu diesem Zwecke hat sie sich im westlichen Theile des Schlosses ein Laboratorium und eine Apotheke einrichten lassen, wo sie un ter iundiger Leitung der ersten Kapa zitäten ihrem ernsten Studium ob liegt. Oft ist es vorgekommen, daß man sie erst verschiedene Male an die Mahlzeiten erinnern mußte, bis sie sich von der ihr lieb gewordenen Be schäftigung trennte. Königin Maud von Nortvegen hält es mit der Literatur. Nicht nur die Klassiter und modernen Autoren sind ihr geläufig, auch Zeitungen der ver schiedensten Richtungen liest die Köni gin, um ihr Wissen zu bereichern. Wissensdrang treibt auch die Königin Elena von Italien zu der Liebhaberei der Sprachforschung, während die rein seminine Beschäftigung der Kunst sticterei fiir die Königin Ena von Spanien der allerliebste Zeitvertreib ist. Wenn Frau Falliisres auch nicht zu den gelrönten Häuptern gehört, so kann man sie dennoch in dieserReihen folge erwähnen, weil auch sie ein klei nes Stectenpserd hat, das in dem ge nauen Nachrechnen und Priisen aller Rechnungen und Liefersebeine ihres großen Haushaltes besteht. W ArtistcnschickfaL »Ihr arbeitet jetzt am Trade-z? Jttr hattet doch vorige Eaison einen Floh cir«tus?« ,,Yes, unsere Mis; Wande. mit das süße Blut hat geheirathet einen Ba ron —- da iit unsere ganze Flohgeiell schast rnitaegangen in die Ehe« Auch etwas. Fremder: ,,....Da jetzt der Herr Graf ständigen Aufenthalt in seinem hiesigen Schlosse genommen, wird doch auch die Bevölkerung etwas davon spüren?« Wirth: »Gewiß. Seit er da ist, darf niemand mehr seinen Wald be treten.« Weibliche Berechnung Er: »Als wir verlosbt w.iren, zeig test Du eigentlich immer recht wenig Appetit. Wie tam das — war das ein·3eichen von Liebe?« »Sie: »Gewiß, Männchen, Du soll test nicht denken, daß ich als Frau ein mal schmer zu ernähren wäre.«