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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 9, 1910)
Beine Zahnarzt Eine Wiener Slizze von S u si Wallnen »Es war ein entseylielker Ent schluk,2« sagte unser alter Freund, Professor Lichtenderg. »Bitte, stellt Euch vor. seit meinen Knabenjatfrem also beiläufig ein halt-es Jahrhun dert, habe ich tein Zahnmeh mehr ge habt, höchstens, daß der eine oder an sdere mich hie und da mahnt: Pstl Mein Herr, kaltes Bier oder heiße Suppe vertrag’ ich nicht, oder gegen harte Brodrinden muß ich proteftiren. Selbstverständlich bin ich diesen Wün schen rücksichtsvoll nachgetommen und wir vertragen uns wieder. Jch gel« zu, meine gPerlenreilJU wurde etwas schadhaft, die gewissen »einen und an dern« meiner Zähne bekamen die Al terthumspatina und verfielen wie ehe malige feste Burgen, wenn auch nicht ganz so zur romantischen Zierde ihrer Umgebung; aber main Gott, was ils-at das! Als Pensionist hat man nicht gar so furchtbar viel zu beißen, daß man durchaus alle Zähne gebrauchs föl-ig kalten muß, um mit dem Gebo tenen ertig zu werden. Eines Tages nun fing es plöylich in einer sder Ruinen —- der stattlich sten, die ich aus-reisen konnte — ganz grauenhast zu spuken an. Eimganzes Heer von bösen Geistern rumorte Tag und Nacht zwischen den ehrwürdigen Trümmern herum. hämmerte, pochte, zirnrnerte. sagte, untergrub den Baden und baute die obersten Zinnen minde stens dreimal so lan in den Muntd hinein. Ich konnte nichts mehr essen, nicht schlafen, kaum meiner Pensioni stenlefchiiftigung, dem Spazierenge Zen, ordentlich nsachlommem Greulich, sag' ich Euch! Ich sah die Welt nur mehr vom Standpuntt des Zadmrehs an, also ganz und gar jen seits vom Guten. Ich habe eine ganze Hausarcthele ausgeleert unsd die weite Wissenschaft weiser, alter Frauen er schöpft —- es irurde nur immer ärger. Ich triimmte mich wie ein Wurm, um im nächsten Augenblicke an die Wand zu fahren. Jch glaube, es fehlte nicht medr viel, dann hätte ich das Kunst stüet der Fliegen. an glasglatten Flä. chen hinaufzulaufen, fertig gebracht· Dis-a reiste der entsetzliche Entschluß: Ich- ging zum Zahnarztl Der Zahn mußte heraus, die Ruine niufzte ver schwinden, ungeachtet meiner Stim patlsien fiir den Verein zur Erbaltung alter Deut-nähn Als ich den schweren Gang zur Eifenzanae antrat, begea nete mir auf der Stiege meine Haus frau. Sie ist eine sehr nette, liebe. ach tensrvertlfe Dame, zu der ich Ver trauen hat-e, weil sie mich trotz der er böltten Landesumlaae noch nicht ge steigert bot. Jch gestand ihr tief er griffen mein Vor-baten. »Aber« Herr Professor!·« sagte die würkiae Dame. »Bei dem heutigen Fartichreiten der Wissenschaft ist das ja nur« als ob einem a Geisen ftechert Ich l-.1b’ mir tiirzlich drei Wurzen auf ein Sitz reißen lassen.« Sie lijckeite ntir erniuttkiaend zu und wie-Z mir Bibei irre Ilkerlenreike tie allerdings bedeutende Liiden ieia te Eine 7«»«’-e später Sake ich sie in einen Gelienichtrarm verfluckt -—-! Jetzt dantte Ich ihr noch und wankte ichrnerrketregt aus die Straße lijnniig. Ich faßte meinen Qualer und txt-rate doch uns-Jahr vor dem Auaenblick des Sdeidene. Jn diesem illiikerisreit meiner tiieiiidle wurde mir igr Trost meiner haukiriu zu einer Art Net tungs.rnter, den ich immer ins-der auk«rars: Fertsckritt der Wssen schast —- —- G:lsenstick,e! An der Strassenecte treuite ntein langjähriger Freund, Oberlandesae richtsratd Maier, meinen Kurs. Ein höchst achtbarer Mann, der in Ehren und allen möglichen Nechtssragen grau geworden. »Pst!'« machte er und blies den Athem durch die Zähne, als müßte er Tontradamps geben, um sich zum Sieben zu bringen. »hm, Mensch« was trägst Tn siir einen Atlas von Schmerzen aus dem Rücken, daß Du so jämmerlich einherschleichst?« »Aus dem Rücken nicht', antwortete ich, »Mit-ern im Kiefer«, und legte ein offenes Geständnis- meines Vorha kens vor ihm abs« zum Schluß erlsat ich mir fein richterliches Gutacksten über den mehreeivöhntem durch den wissensckmstlieben Fortschritt beding ten Geisenstich. »Recht« sagte mein ehrenwerther Freund, der in Ehren und allen mög lichen Nechtssrnaen grau geworden. «-Oelsenstich? Nicht einmal das. Es ist blos, als werde Dir eine Erbse, die Du satatlerweise in einen hohlen Zahn eingebissen, herausgenommen Ver stehst Du? Einsach herausgenom men.« Er zündete sich eine Tiaarrette an, wünschte mir »gute Verrichtung« (esine Stunde später wünschte ich ihm einen Erbsenhaget aus den nackten Leib), blies ein paar mächtige Rauchwolten aus und dampste davon. Ich steuerte« mit meiner Last von Angst und Schmerzen und mit meinen drei Opftnungeanterm die ich sorgfäl tig in Sicht hielt —- Fortschritt ——· Gelienstich —- Erbse — durch einen wahren Wirbelsturm von widerwörth gen Gesiihlen dem zahniirztlichen Ziele zu und landete endlich vor der Thür pesscr gesagt, ich strandete, wie ein sckirendes Wr-ack. Dr. Emrnerich Reissee stand aus einer Tafel ilter der Min el geschrieben. Ich sage Euch. II piirte diesen Namen durch den ganzen Körper, als ich aus den elek trischen Knopf drückte und die Thitr geöffnet wurde. »Der Herr wünschen herrn Dol tort — Herr DoltC wird ivssort er scheinen«, sprach eine junge, muntere Dame in einem Tone, als tiinde sie den Beginn eines frohen Festes an. »Bitte einstweilen in’s Wartezimmer einzutreten-« Damit öffnete sie die Thiir in ein immer mit flammen den Tapeten, lammensden Sammt möbeln und stammenden Portieren — »wie die Hölle«, dachte -tch. »Bitte, Platz zu nek,men.« — Sie schlon die Höllenpsorte und ließ mich allein mit meinen Qualen. Jn einer Weile, iiber deren Sängen maß ich keinerlei Schätzung abgeten konnte, sperrte vie muntere Dame draußen einen Leidensgefiibrten zu mir herein. Einen Dragonerrittmeister in sporrentlirrenden Reiterstieseln, ei nen Hiinen an Gestalt mit breiter Hel denbrust, langem Schlachtschtrert und einem liiimgewichstenSchnurrbart, der allein schon eine Tapferkeitsmedaille verdient hätte. Der neuangelommene hölleninsasse ließ sich nmjestätisch aus einem Sessel nieder, stieß sein« Schslachtschwert wie einen Pfahl aus den Boden und stii te die Arme dar auf. So saß er —- urchtbar schön wie der Kriegsnott selber —- ohne von meiner verängstigten Weninteit in der Civilecke des Sophaö die geringste Notiz zu nehmen. Jch schielte neidisch zu ihm Heriiben —- — »Ach, der Mann tannte teine Furcktl Der würde sich ein ganzes Kiefer ziehen lassen, ohne zu zucken. —- —— — Aber es ist fa nur wie ein Geisenstich » weniger als Mist nur als ob eine ein gebissene Erbse einfach herausgenom men —« Heiliger Gott! Eine beimtiickiichc Tapetentiiir til-it sich ans und der Mann, dessen Name mir wieder durch Iden ganzen Körper fuhr, stand aus ider Sckrrellr. Er kannte mich. »L. Herr Professor, bitte einiutreten.« — Er lächelte, wie nur ein Zannarzt lii icheln t-.1nn. Ich warf einen letzten iBlick nach der breiten Heldenbrust Tsse Lebte nicht. Dann aab mir der ’Dottor mit dem schrecklichen Namen ’die Hand, schiittelte die meine, gab sie mir wieder viuriict und sckob mich in ein grünes Zimmer — wenigstens er schien es mir in dieser Farbe, denn mir wurde arnsgriin vor den Augen, als ich den Marter-sticht sali. — »Wo fehlte-, Herr Professor?" » Ich stammelte zum dritten- und lebtermirl meinen entsetzlichen Ent schlich »Gut, sckiin!« — sEine schreckliche edensart fiir einen Zahnarth »Bitte sich zu seyen· Spi« Er schraubte mich und meine Angst um einige Zoll höher. — Mein Herz pochte mir wie ein Schmiedehammer in der Brust. in der Kehle, im Kopf, in den Ohren, wüster-d ich wehrlos alle die Vorle reitunnen zur Hinrichtuna meines inundeigenen Missethiiters iiker mich ergeben lief-» »Bitte, Mund öffnen! 91l7.1, dieser Zier ist«-z, nicht krier Tag Hinduf . drüclen ist sehr empfindlich? J.i, ja, der muß heraus! Wir werden das seit schnierkkos muri-en Herr Pro sesscr: nur leine Angst.« » - ZchnurrlsarL Tiwferleitsrredaille Schlaa:tschwert. beidenbrus -—- »Ern eine Kolnineinirsritzuna.« —- —— —- Frrtschrit der Weisen ickJst —— einneksissene Gebie. —— »F Eo! sdstkk nett oeth.in?« »tije!iensti-ti!« lisreite ich ,.Nur einen Auuenbkiet Geduld, wi« wollen die csinipritznnsi wirten icisieni Sonst sind Herr Professor inmien trobl?« Er kramte in feinen Henker-kreist zeugen. Aussieben ist prächtig Was saoen Sie Zu diesen berrticken Früh« linqgtnnenZ Er versteckte etrris in der Faust. »Sie bnren es aut, können jederzeit rinnusåh unsereins ist ande: Löngt von Morgen bis Abend« — Er trat heran —- »Mund auf, recht weit. bitte. Nun wollen wir mal sehen — —- —«' Was er sxih, treiß ich nicht. Jes sah plöylich einen Feuersuntenreaen und dann spürte ich, wie mir ein sests angewachsenes Gummiband das sich immer verlängerte, aus dem Kiefer — aus den Backen —- dern Aue-e —- nein « aus dem Gehirn gerissen wurde. Da stieß ich einen marterschiitteraden Schrei aus. »Aber. Herr Professor, ich has ihn ja schont« Ich hörte nicht. Wie ein verwun detes Thier sprana ich aus —- war mit ein paar wilden Sätzen rei der ’Tiipetenthiir. riß sie aus und flüchtete idurch die hölle.... ; Aber vor mir erreichte noch der sporenttirkende Rittmeister mit der Heidenkunst die Thür. Er lief. als ;bötte er nie irn Voriinimer aus den Esashnartt gewartet, sondern nur aus Jseine eben nngelangten längsten Beine, iutn damit vor dem Fortschritt dert sWissenschetft Reißaus zu nehmen. ( Usilese ists-G »Du iehit well bei die often Korn inerzienraths jeden Tag sechten?« »Ja-woll, da trieg' icr regelmäßigi meine zwee Fenniche.« i »So. Ra, denn tannfte man oot ini rein Bund sor Besoldete intreten!« Inn Seien-m i »Den-Dotter, erbitte - hren Besuch.’ Meine Frau hat plötztich die Spruches verloren.'« ! »Komm sofort t« « »Na, gar so eilig tst’ö nicht!« . Mastenball l.th.ir«noreiäle von Heznanu Buch. Franz Nsvkter, Handlunggreisewder i in Lan und Farben en gros, wars die tEntreethür ärgerlich in’s Sch!oß und Hing lrästigeu Schrittes in sein Zim smer. Wieder leine Streichhö!zer! IBeinahe hatte er in der Dunkelheit ; den- kleinen Tisch mit der Wasserslasche mitgerissen L ) »Frau Monte!« ries er laut in den jssorrjdor hinaus-. Alles still. Er ta sstete sich vorsichtig bis zur Küche shier brannte aus der Maschine ein-. zileine Petroleumlanipe. Daneben lag ! ein Zettel: »Herr Tollen wir sind alle Haus die Rek,tute. «- sie Butter steht in Pole Speisetammer.« ,.Wichtigteit«, brummte Rollen jnabm Butter und Streich-bisher und zamg in sein Zimmer zurück, machte Licht, zog die vom Schnee nasser Stiefel aus und setzte sich ermüdet aus ; das Sofer, um sein bescheidenes Abend brot zu verzehren. Der Jünaer Merturs batte wirtliek Grund, schlechter Laune zu sein. Kei nen einzigen »lumpigen« Austrag hat te er heute erhalten. Kein Mensch hat te Geld für-J Geschäft, nur siir’s Ver gnügen! Franz trat an’s Fenster. Ein paar bunte Gestalten sah er drüben an »den häusern entlang huscken Richtig aus seinem Schreibtisch lag ja auch ei ne Einladung zum Mastenball in der ,,Nessonrce". Ach was! Jn der Stirn-. mung auch noch zum Masilenksallk Erich, sein alter Schulsreunb und Ver einsbruder wird ztrar schön böse sein, ihn nicht dort zu sinden... Helf’ er sich!! Zum Ball aebörtBallaunr. Da mit grifs er zur Rumslasche und traute sich aus dem Spiriiuzstocher ein Glas Grog, das an Steisc nZchts zu wünschen übrig ließ. Bald stellte sich insolge Tes- Feitertrunks eine seligc Stimmung ein, die in eine nicht zu überwindenre Müdigkeit überging. und —- obgleich es vom Thurm erit neun lltr schlug -— schlürfte Herr Franz Noller kurz entschlossen iu’s mollige Bett. Kaum eingeschkummert, wurde er durch trästige Schläge an die Korri dorthiire emporgeschredt, die sich bald zu wahren-. Donnergepolter steigertenl Entsetzt springt er aus dem Vett. macht Licht und tust in’s Entree hin aus-: »Wer ist da?'« »Im Namen des Gesetzes! Lsessnen Sie!« antwortet eine dröhnende Baß stimme. Franz wirst einen Blick durch das Guetloch und taumelt entsetzt zurück: Aus der Treppe steht in voller Uni form ein Gerichts-vollziehen ’ »Ich kann nicht öffnen«, jammer? Franz« nichts Gutes .rl)nend, »ich schlase ja bereits!« T »Im Namen des Geseyes!« schallt es noch kräftiger als vorher von drau ßen zurück. Franz treicht der Gewalt und ösf net. Aber trag ist tagt Der gestrenge Herr draußen bat die orninöse Denn miitze abaenomrnen und unter ein«-r Glatzperråicle grinst itjm sein Freun: Erich höckst belustigt entgegen. »Mensch, Franz, bist du denn ging von Gott verkassen?« briillt er ils-: entgegen. ,,Ressourceball —- und du liegst in der Klappe? Eine duntle Ahnung trieb mich heraus Tu isten der hättest mich also wahrhaftia stzenJ lclssclll 1 »n, lieler Freund, entickul«"ac nur« aber mir fehlte das wicktåafte vIum Ball —- die Laune, und da h.:b' ich es vorgezogen, in’S Bett »in ar ben. »Und du sckåiinst dich »Ur nkckstk Marsch sie-V Essen an und tomn1«!« »a, aber woher jetzt ein Kostlim nehmen?« »Kcstiim?« Ter erfinderifche Gricli solt sich suckend itn Zimmer uni. Plötzlich stiefi er einen Schrei ans-. schwang eine Farbentulse in der band und rief: »Hier, hier ist dein Kostijm! Mit Hilfe dieses Schotoladenlsrann wirft dn sofort in einen was-fechten Niaaer verwandelt« Erich driielte den esqernden Franz auf einen Stuf-l und ehe dieser ein Wort erwidern konnte. wurden ihn Gesicht, Hals und Hände sck«·otol1den braun ungetiincht Sein trat-sek, bunt-les Hsnr und die etwas aufne rvorfenen Lippen kamen »der oelunae nen Masse zu Hilfe. Ein Paar alte, einaelaufene Drillichhosen, eine bunte Weite. helles Sommeriaelett lsfrslinder und eine Ziehbaumonila. auf der Nol: ler Meister wur. vervollständiqten den Eindruck, und bald svrana er sinnend und spielend wie ein losael.ifsener Affe im Rimmer umher. und der slste richtsvollzieler, den alle Amtziriirde verlassen hatte, setundirte ihm. Diese Auggelassenheit hielt auch an, als die beiden Freunde die Straße entlanaeilten, in den til-erfüllten Res sourcesaal bineinpolterten und sich unter ter tostümirten Mena- dem fröhlichen Trnbel überließen. Hier trennten sich bald ihre Wege. Der Gerichtövollzieber hatte andere Ziele als der freie Sohn des freisften Lan-des. Erich verfolate eine brillan tengeschmückte, tief verschleierte Orien talin, der Nigqer hingegen fand ein wichtiges weibliches Gegenstiict, Mik; Jovis, mit sder er den Catetvalt zu allgemeiner Belustigunq bis zur Be wnßtloftgleit hampelte und stempel te, und in deren Gesellschaft er sich cre gen Morgen erschöpft beim perlenden Naß in einer verfckwieaenen Ecke ei nes Nebensaales niederließ. Gerade bemühte Noller AS N Ir J gründen, mit welche-in Zarbenfabritw te seine holde Partnertn angestrichen sei, da sie ihm fast noch echter erschien wie er selbst, als sein Freund Erich aufgeregt an den T« ch trat. »Habt Jhr meine iisze Suleita nicht gesehen?" »Keine Spur.« «.Verdamnitesv Pech«, fluchte der Gerichtsvollzieher. »Sollte sie mir entwischt sein? Und sie hatte mir fest versprochen, nach der großen Pause den Schleier zu lüsten.« Resignirt unsd weiter suchend rann te er davon. »Aber nicht wahr, Miß Topsi«, flü sterte Franz seiner Angebeteten in’s Dunkle Ohr, »wir sehen uns doch wie der?« »O yes«, erwidert melodisch im mer noch im Charakter ihrer Rolle. bie farbige Schöne. «Sonntag, five o’clock in die Konditorei von Master Müller am «Schloßp"lat5.« »Und woran werde ich Dich erken nen, hol-des Kind?« »O. Du wirst mich schon erkennen«, lachte sie ver-schtnitzt, »außerdem, ich grobe haben eine tot-be Feder auf das u .« Beglückt eilten sie noch einmal zum TanzsaaL wo eben «der Kehraus ge t.1nztwurde. Kaum aber hatte das letzte Bein ausgeschwsungem als sich »Miß Tor-fu« dem Arm ihres Nigger Kavaliers entwand und durch ten Haupteingang entschwunden war. Frone sah auf die Uhr. Es war Bunlt sieben. Und um s) Ubr wollte er bei Mipvelmann Fc Eo. seine erste Ofierte machen. Herr Mippelmann war nicht der einzige, der in den nächsten Tagen aus den avisirten Reisenden wartete, alle anderen Kunden warteten, sogar sein eigener Chef bekam den tbeuren »Spe: fenmacher« nicht zu Gesicht. Franz Roller konnte sich nirgends ieben lassen. Jnsluenza war der vor aeicbobene Grund feines Zubausebleii lenk« die Intensität seiner patentirten traunen Lacifarbe aber war die wirt lkcte Urhebe, baß er sich vor leinem «.l.ltenicben blirlen lassen konnte. Am Sonntag endlich sab er wieder eini aermafzen »menscblich« aus, der letzte Rest von Tunlelheit war von Gesicht, Hals und Händen gewichen und er tonnie sich zunächst getrost auf den Weg nach Müllers Konditorei ma chen, wo er seine reizende Ballbelannt sckaft wiedersehen sollte. Mit einem Veilckenstrauß in der Glaceband betrat er printt fiinf Uhr den Schauplatz des Rendezsvous. Ein Blick, ein unterdrückter Schrei dann taumelte er zur Seite und ver birgt sich hinter einem Mauerpseiler. »Was befehlen der Herr?« tritt der weißgetleidete Piltolo an den nach Luft Sci·ötisensden heran. »O, icb danie, ein plötzliches Un woblsein, ich muß sofort wieder an die Luft.« »Dur- schim« »Aber bitte, noch eine Frage: Da hinten, um die Ecke, sitzt eine Dame eine Dame — —« »Ach, Sie meinen die Schwarze?« unterbricht ihn lachend der Piltolo »Ja. Sagen Eie: Jst die Dame immer schwer »« a, die ist immer schwarz und im mer so komisch mit der aroszen rothen Feder aus dem Hut« »Entietzlick,!« stöbnte Franz. »Die ist Fiammersran bei einer Grä fin, Torsi beißt sie, und alle Leute amiisiren sich über sie, wenn sie ber toinntt." »Gewin, eenng —- donle.« Mit drei lnnqen Schritten trat Franz aus der Straßen Beinah-: träte er seinem Freunde Erich in die Arme gefallen. ,,«.Uiensels., Fr-.rn3, Yankee .- Toodle. seit dem RessonrreiBall haben wir uns« ja nicht nebr qesehen.« » .,·Eprieh nicht von dem Brill, alter: Freund.« I »Aber on hattest doch eine so rei-! zende Eroberung gemacht?« s »Sprich nicht davon, ich beschtoöres dich, — mir ist noch schwarz vor den Augenl« »A«lso enttäuscht? ..... Aufrichti-» ges Beileid! Da bin ich ja noch besser denn. Ich hoffe nämlich immer noch auf den qliicllielien Zufall. der mir meine holde ,,Sulcita" wieder in den Weg führt« ,,.5:osse lieber nicht, mein Freund Weißt du, wer deine holde Suleitn trinkt« ,,Nun??« «- rau Mor!e, meine Wirthin, — sie knt es mir selbst erzählt ....... Aufrichtisies Beileid!« ! Dann beschlossen rie beiden Freun-; de mit einem Temrerschoppen ihrenl beiderseitigen Reinsall zu begießen Rathe Auffassung. A. sSchanspieler): »Als gestern nach meinem großen Monolog der Vorhang fiel, rührte sich teine Hand. B.: »Jo, will man Sie denn sonst immer gleich hinauswersen2« Vorstellun. Erster Lebemannt »Baron v. Born heim —- sünfhunderttausend Mart Schulden.« Zweiter Lebemann: »Gmf Bam melshnusen — unter Kuratel!« sei-streut Käuser lDickiops): »Ja, uns meinen Kopf paßt teiner Jhrer Hüte hier; mein Kot-s ist zu groß.« Vertäufer: »Hm, na daan nehmen Sie doch zwei, mein Herr« Mast wie Epcisckartc studiert-Mk ,,Fiönncn Sie Nchbtatcn empfehlen, Pic colo«.-« Piccoloz »Den soll im sonnt sehr dringend empfehlen.« Gattintreue. Nach der Niederwerfunq des jalobi iischen Ausstand-es- in England in! Jahre 1716 wurden die Anhänger des Prätendenten Jalob Siuart, dem selber die Flucht nach Frankreich ge lang, aufs grausaniste verfolgt, geäch tei, hingerichtet uno ihre Güter len siszirL Die Lords Dermsentttvnten Kenmuir, Wintoun und vier ihrer Genossen wurden zu London ent haupret, 22 andere Edelleute zu Pre« ston unsd Manchester gebängk. Einige wenigen enttamen glücklich nachFrnni reich, unter ihnen Lord Nithisdale, der im Tonoer eingeterlert war und bereits sein Todeburtheil erhalten hat te. Der Muth und die Entschlossen l.eii seiner jungen Gemahlin retteien ihm das Lsebeanm März 1716 wur de es ihr nämlich gestattet, ihren Gut ten, der am folgenden Tage hingerich tet wer-den sollte. noch ein-mal zu se hen. Sie begab sich also in den Tom-er, auf zwei ihrer Kammersrauen gestützt. ein Tuch vor die Augen haltend, trsfe eine unglückliche Frau, die vor Ver zweislung ganz außer sich ist. So bald sie bei ihrem Gemahl im Kerker war, wo man die beiden riielsichtsvoll allein ließ, sagte sie hastig: »Ich kom me nicht, um von Dir Abschied siirs Leben zu nehmen, mein Gemahl, son dern um Dich zu retten. Wir sind von derselben Größe. Die Wachen ha ben mein Gesicht nicht gesehen, Du mußt auch Dein Antlitz verhüllen, wenn Du mit meinen Kammersrauen hinausgehst; hurtig! Wir trollen un siere Kleider wechseln. Dann nimmst sTu ten schwankenden Gang und dfe IHJltung einer verzweislungåvollen Frau an. Meine Kutsche wird Dich geschwind nach einem stillen Lan dungsplatz an der Themse bringen: dort harrt ein Nachen aus Dich mit zwei treuen Bootsleuten, welche Tich auf ein Schiff bringen werden, das nu-. Deine Ankunft erwartet-, um so fort heimlich nach Frankreich unter Segel zu gehen. Der Schiffer ist ein kühner, geschickter Sckmuggler und hat sich fiir die Sicherheit Deiner Flucht verkürgt. Der Wind ist giinstig, die Ebbe tritt bald ein, nach wenigen Stunden bist Du außer Gesahr!« —" »Und Du, meine Liebc?« fragte der Lord, erschüttert Von soviel OpfermrithT und Treue. »Wie soll es mit Dir werden?« —- »Jch bleibe hier und täusche Deine Kerkermeister und Wa chen, bis Du in Sicherheit bist«, ver setzte die Ladh. ,,»Glaube nicht« daß die Gefahr siir mich so groß ist. Man wird sicherlich einer Frau kein Leid zufügen, die pflichtgetreu ihren Ge mahl zu retten sucht.« —- Lord Ni-; thisdale machte noch Einwendungen,s weil er doch gerecht Besorgnisse hegtes ihr könne übles widerfahren; aber sie wußte durch ihre inständigen Bit ten unsd heißen Thränen ihn doch schließlich zu bewegen, daß er ihren verwegenen Plan guthieß und befolg te. Die beiden mechselten rasch ihre Anziige. Der Lord als Dame geklei det, sein Antlitz mit einem Tuch ver hüllend und anscheinend schluchzensd und weinend, schwankte zwischen den beiden Kammerfrauen durch die Schaut der Kerkermeister und Wachen, nnd gelingte unbehelligt zur draußens harrenden Kutsche, die ihn« was diei Pferde laufen konnten, nach dem Ver-.l abredeten Ort an der Themse brachte Dort stieg er in den bereit liegenden Nachen und wurde rasch nach dem Schiffe geru«dert, das sogleich unter Segel ging und mit der Ebbe strom abirärts eilte. Nach einigen Stunden befand er sich in völliger Sicherheit. —- Unterdessen saß die Lady, ange than mit den Kleidern ihres Gemahls, im halb-dunklen Retter des Towers auf einem Holzschemel, den Kopf auf die Hände und die Arme auf den Tisch gestützt. Sie betete zu Gott« daß er das gewagte Unternehmen möge wohl gelingen lassen. Der Rettermeister tam einmal herein und brachte Speise und Trank. Er sah die Leidensgestalt in der beschriebenen Stellung und störte sie nicht, denn er glaubte, dass der zum Tode verurtheilte Gesangene seine letzten Stunden im Gebete zu bringen ioolle. So verging die Nacht. »Am andern Morgen tamen die Ge ( richtspersonen und Schergen der Ge walt, um den Lord zur Richtstätte zu »siihren. Ganz in der Nähe, auf Totverhill, war das Schafsot errichtet und Tausende von schaulustigen Men schen harrten erwartungsvoll aus das blutige Schauspiel Auch ein Geist licher stellte sich ein« der den Vorur theilten ans seinem letzten Gange bes gleiten sollte. Statt des Lords wur den die höchlich überraschten Ankömm linae der Lady ansichtig, die mittler weile den Anzug ihres Gemahls mit einem weiblichen Gewande, welch-es die Kammersrauen vorsorglich im Ge fängniß zurückgelassen, wieder Ver tauscht hatte. »Mein Gemahl ist ge rettet«, sagte sie mit fester Stimme. »Gott im Himmel sei ewiglich geprie sen, daß ich das kewertstelligen konn te! Jlsr werdet ihm also nicht das Haupt abschlagen Vielleicht landet er in diesem Augenblick schon an Frank reichs Küste Nun geht und erkundigt Euch bei den grausamen Msinistern, was mit :nir, seinem Weibe, geschehen soll! Sagt itnen, daß ich ihren Zorn nicht fürchte. Jsch bin gern bereit, siir meinen Gemahl zu sterben!« . ·. Diese Begebenheit erregte in London und ganz England sehr Viel Aufsehen. Selbst die erbitteristen Gegner der ja lobitischen Partei priesen den opfer frendigen Muth der jungen Lady unsd sollten ihr warme Theilnahme Der Kommandant des Towers erhielt Be fehl, sie unverzüglich in Freiheit zu setzen· Sie reiste nach Calais, mso sie mit liebevollem Entzücken von ihrem Gemahl empfangen wurde. Lange Jahre noch lebten sie in Frankreich glücklich miteinander. Eine beinahe wahre Geschichte-. Zwei Männer verlassen um die elste ’ Nachtstunbe ein Vorort-GsastI-s.1ns, nsm ihrem Heim zuzustrekem Plötzlich werden sie dnrch Hilfernfe, die aus ei ner Seitengasse aellend ertönen, aus ihrem Zwiegespräch ausgeschreckt »Marand Joseß hat hat wahrschein lich rvieder a Platten an in der Ar beit!' »Das kommt divon, wia i haft al lerxreil saa’, weil rrir zn wenig Poli zei lab’n!« ,«WJS, zu wenig Polizei? I glaub’ eher trir haben zu viel Polizei! Wie ick neu-lich ——- es trat grad a große Leich’ — den Ring hab' Eilserguercn wollen« san so viel Wachinänner dort g’stank-en, daß sie beinah die ganze Ikassage versperrt hab«!i!« ,,Reden S« net so halbertk J bin ge stern in: Prater-, in der Näke vom Müihlsclsiittel angevactt word’n... da war weit nnd breit iein Wachnriann z’ seh-fu« »Wär’n S halt ans U Schweiz zu der Parad’ aanaen, da hätten S’ g’nug Wcchmänner g’sundenl« Die teiden Männer gerathen in ei nen lebhaften Disput Da eilt ein Wachmann herbei Und erklärt beide wegen nächtlicher Ruhestörung siir ar retirtt »Na, seh’n S’, daß i Recht hab’«, meinte der eine, »wir haten doch zu Viel Polizeik« · .. Ganz nackt Der Herr Neicbsbaron Guido von Mabertring machte einen Ssvazieraang dnrch den naten zum Schloß gehöri gen Wald. Plötzlich sprangen einpaar Strolche ans dem Gebüsch Einer hielt dem Baron eine Pistole an sbie Stirn, die andern vliinderten ihn und zogen ihm schließlich Kleider und Wäsche ans, Aiis sie zn dem golsdeinaesaßten Msonole! kamen, sagte der HerrReichs baron: »Aber meine Herren, Sie wet den mich doch nicht ganz nackt nach Hause gehen lassen ?« Der Redakteur in der Sommersriiche. »Liebe Frau, es ist ohne Arbeit so langweilig, daß ich mich entschlossen habe, siir meine Zeitung Reisebriese aus Jtalsien zu schreiben. Schickt mir losort meinen Bädetek!« Latonisch. ,,Jst’s wahr?...Dn hast nistet-lich Fünftausend in der Lotterie gewon nen? Saa’, irae machst Tu denn nun init dem Heideriaelo?« ,,.Habe jemacht!«