Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 09, 1910, Zweiter Theil, Image 11

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    LMM Schreibebrief-ou
kizztt kaufmqu l
No. 581. Mistek Chitin-t- ich duhn
wifche, Sie hätte mein lehte Schreiwei
hrief gar nit gepoblifcht nn Se hätte
ihn, wie mer auf deitfch sage duht, den
Wehttbiislet in den Rache geschmisse.
Seitdem der Brief gepohslifcht war
hen ich en Peit Mehl gehabt. das dnht
einiges biete. Ich hen mit den was
ich gefchriwwe hen ins ettnäppche ge
trete. Der erfchte Brie wo ich triegi
hen, der hat mich gefnht. Er t ge
sagt: «Msit den was Sie da ge chriw
we hen, da shen Se widder emal den
Nagel auf den Kopp getroffe. Jn sen
mehrfache Mutter un Mo von vier
Mehdercher un ei tell inh, ich hen mei
ne hönds voll. Se fin hardlie ans
den achte Grehd in die Schul gewese,
da hat fchon jedes ihren Loh gehabt
Zuerfcht hen ich gedenkt, o well. es sin
Kinner un fe wer'n fchon in e kurze
Zeit ihren Verftehftemich triege. Awwer
rnftett, daß fe mehr Verstand hen
kriegt, hen se immer weniger kriegt
Bald is etiie Partie nach die annere
komme. Da hen fe schöne Dresses un
Pretepuh-Wehlts shen misse. Fehnzie
Staath wo fo dinn gewese fin, dafi
mer ihre Lohns hat horch-sehn könne.
Ihre Haar hen fe fich aefictft, da irar
e Schehm: Pofts un Ritt- nn Swit
lcheö sin mit zehn Dansend Pinne an
den Kot-P gepinnt worhe nn feinetie
hen se geauett als ob fe e Buscheltsxiös
tet auf ihren tiva hätte. Unseren
Parter hen ich un der alte Mann gar
nit mehr juhfe könne. Jede Nacht hat
wenigstens eins Kompenie gehabt nn
da hat es geheiße: »Weil, Ma. wenn
du Kompenie haft, dann sitzt du mit
fe in den Parlor. nan dies hier is
meine Kompenie." Den Hint hen
ich oif Kohrs genomnie un hen mich
mit den alte Mann in die Kitjchen ae
hodt. Ich duhn winiche, Be dehte
noch mehr in die Lein schrein es(
macht e arme getairtte Frau un Mut
ter e wenig gut fiihle, wenn se siehtJ
datz auch annere Lehdieg den nämlicheI
Wen getriet werde.«
Wie gesagt, leller Brief der is nach
meinem Tehft armesr. Awwer wie die
annere Mehl is tonime, da sin ich io
disaoftet gewese. daß ich mein Meind
aiifjenmcht hen, fo bald nit widder
das Sobschectt zu totfche. Befrhr ich
crvwer weiter gehn, muß ich lage, daß
ich furpreift gewefe sin, wie ich ausge
fnnne hen, wieviele Vietels Jhne Ihr
Vesper lese müsse. Wei e ganze Latt
von die Briefe wo ich lriegt hemdie
trare von zwifche zwanzig und dreiß;
Metsdercher gefeint. Das is was ig
Zertulehichen rufe- «
Ein von die Briefe wo ich trieat
hen, der hat gesagt: »Nach den was
Sie in den Pehper gefchriwwe hen,
müsse Sie fo ebaut achtzig Jahr alt
sein nn ich dente bei Jhne is das fo
en Rehs von innere Grehps. Mir wol
le unser Lewe inscheue un wenn er
emal so alt sin wie Sie, dann liete
mer auch iwirir die Jugend, iro lein
Schuß Pauder wertsh is, awwer nit
befahr« En annerer Brief hat ge
sagt: «Wisse Si, was Sie uns vuipn
lönnet Leid tönne sSe uns duhn.
Sie tenne doch mehbie den schöne
Versch wo Fahne - Freund Schiller
geschriwwe t: , as die Blutwurschi
ohne Griebe, is das Lewe ohne Liebe-«
Danach richte Se sich gefälligst, un
dann wer’n Se so tein Nonsenz mehr
schreiwe." Noch en annere Beles hat
gesagt un ich will gleich hier sage, das-.
mich der am allellrmehrschte gesuchst
hat: »Mir mache uns grad so viel.
Fonn wie mer wollell un wie mer tön-«
ne. Mer sin nur einmal sung un wenn
die paar Jährcher iwwer sin, dann
wer’n mer grad so diesent wie Sie
seht sin. Wenn Sie mehbie in Ihne·
Ihre sunge Jahre e bessere Scheins
gehabt hätte un nit mit so dumm un«
so schrecklich guttieguttie gewese wäre,
dann hätte Se mehbie auch so lein;
Kameel zu heirathesbrauche wie den
Philipp. was s hne Jhrn Hosbanv is..«
Jetzt is das os Kohrs zu spät widders
gut zu mache, bilahs niemand will so;
e alte Grautsch wie Sie eine sin.« s
Mist-: Euchs-, denke S- ait, nsßl
so ehbes toss ist Art-wen wie gesagt»
das hat es sor mich gesettelt; die Görlg
tenn duhn was se wolle, sor all was
ich drum gen-we. Jch hen die Brief«
wo ich lriegt hen, zu die Wedesweilern.
genomme, oilahs ich hen doch schubr
genug gedenkt, daß die mich e nenia
suppohrte deht; awtwer da sin ich schies
gewietelt gewese. Se hat gesagt:
»Lizzie, mit Respect zu vermelde, ich
duhn die Mehdercher gar nit hlehme.
Dsu hast tein Bißneß, so ebdes zu
schreiwe. hitahs dn weißt von die
Kobndischens in die Juneitet Stehtss
gar nicks. Es is arig suhlisch immer
dies hier Land mit die alte Kontrie
zu tompehrr. Die Juneitet Stehts sin
annerschter nn die Mensche fin auck
different un efpeschellie die Beus un
Görls un wenn mer in Rom is, dann
muß mer mit die Wöls haule. Wenn
du awwee so wenig sattisseit mit die
fes hier Land bist, dann kannst du
arig iesig e Tsckxehnich mache. Wenn
ich mei hat-s nit mehr gleiche, dann
such ich mich e anneres un wenn du dies
Juneitet Stehts nit mehr gleiche duhst
dann geh doch widder nach die alte
Avntriex es hat hier enniau viele viele
Ritter un vie zu viel Leut wo alles«
besser wisse wolle un alles impruhse,
möchte, wo awwer noch nit e Katz
:";i«iner den Ose heraus jage könne. Es
wäre e ganze Latt besser hor dich-!
wenn du zu die Sitte un Gebriiuches
in dieses Land so schnell wie möglich;
elostemt dehtst werde; dann wärschti
du viel mehr sättisseit un dehst auch
dein alte Mann nit so pestere un taki-«-l
Fctierr. So un seht weiht du was ich
in die Saeh dente un seht nemme mer»
e stimmelche.« ·«
Ich hen oif Kohrs das Kirnmelcke
1enomnse, awwer dieselwe Zeit hat«
mich die Wedesweilern ihre aunlih.
lina tei bische gefalle. Mit allerhand
Achtung
Yours
sLizzie hanssiengel
In her Stunettkifchr.
Partei: »Ich bitt' Sie, Hausfrau,
kenn ich bei Jkinen etwas an Lebens
mitteln tausen?"
i Bäuerin: »F wisset net wag! A
sMilli brauch’n nia fölbsax d’Wm-fcht
;g’hökt für d, Knecht und v’ Erräpfel
ktkiag’n d’ Säu!«
Poesie Ins Prof-.
»Hast Du auch heute manchmal an I
mich gedacht, liebe Entrna?«
» »Den ganzen Tag, ine:n Schatz-"
»So? Dann wundett’s mich
nier, daß Du mir um zehn Uhr tein
Frühstück geschickt hast«
Oktova
INAOC
Kauzleicheh »Aber Herr Wege-cl, ich Um ja mer Fu Haus«-! Werden Esc day
Mdlich vernsmftigk
Herr Nkegerlx »Noch Ihnen. bitt-, »Ger- Ehei. nach Ihm-M«
» Jack the Ripper entdeckt?
Wenn man vor Jahren und Tagen
den Namen Jact the Nipper in den
Zeitungen der ganzen Welt las —
und man las ihn eine Zeitlang an
dauernd —, dann schien dan Leser ein
Eistropfen über das Rückgrat zu lau
fen und eine Gänsehaut über og
den Körper. Hatte der grauftge
Unbekannte wieder einmal ein armes
Opfer in der siir ihn typischen Art
zu Tode gethan? Oder hatte Scot
land Yard, Englands Zentrale der
fGeheimpolizei. den Mörder endlich ge
aßt?
Das erstere war immer der Fall.
Dem Unhold war nicht beizukommen.
Und dann. plöhlich hörten die
gräßlichenThaten auf. Seotland Yard
wagte wieder zu athmenx ja. ganz
England schien von einem Alp befreit.
Wenige Wochen später aber ging
der Schreckensruf durch New York
,.Jack the Ripper ist zu uns gekom
men; aus der Eastside hat er einem
jungen Mädchen den Bauch ausge
schlitzt!« Und dieMädchen derBowery,
des Broadway, der ganzen Eastside
und Fünften Avenue wagten sich nur
noch zu zweien auf die Straße.
Damals war Jnspektor Behan das
Haupt der New Yorler Polizei; na
mentlich aber der Geheimpolizei Er
galt in seinem Lande als der bedeu
tendste Detiltiv seiner Zeit — Conan
Doyle hatte seinen Sherlocl holmes
noch nicht ersunden —; und Bryan
brüslete sich stets damit, daß ihm ein
großer Mord noch nie durch die Lap
pen gegangen sei.
Als Jact the Nipper seine erste
Mordthat in New York ausfii"hrte,
schwor Bryan, den Mann zu fassen.
Und siehe da, er faßte ihn. Ein nicht
ganz normaler irischer Student der
Medizin wurde als Jact the Ripper
verhastet, wurde auch verurtheilt und
Darauf hörten in New York dis
fürchterlichen Mordthaten auf. Oder.
richtiger gesagt, der ersten That folgte
teine zweite.
Trotz dieses anscheinenden Erfol
ges Bryans gab es damals eine ganze
Anzahl Menschen in Amerika, die an
einen Justizmord glaubten, die der
Ansicht waren, daß die Polizei sich
verrannt hatte. Daß die Morde auf
hörten, war lein Beweis-, denn der
eine Mord konnte auch von einem an
dern ausgeführt worden sein. Vor al
len Dingen wurde aber bezweifelt, daß
der hingerichtete Jre und Jack the
Nipper identisch seien. Bryan aber
blieb bei seiner Behauptung. Und die
Zeit schien ihm recht geben zu wollen.
Denn von dem Ripper ward nichts
mehr gehört. .
Jetzt geht aber durch die englische
Presse eine Mär, die geeignet ist, die
gesamten Theorien Brnans iiber den
Haufen zu werfen. Jacts Spur soll
nach Australien und Südafrila ver
folgt worden sein. Man dürfte skep
tisch den Kon schütteln, wenn ein Ges
ringerer als Dr. Forbes Winslow fiir
die Nachricht einträte. Dieser bedeu
tende Gelehrte aber hat ein Recht dar
auf, ernst genommen zu werden.
Dr. Fort-es Winslow, der Be
gelinder des Londoner British Hospii
tal for Mental Disorders tJrrenan:
stalt, London), der als Sachverständi
ger an allen berühmten englischen
Mordföllen mitgearbeitet hat, war
seinerzeit auch zur Bearbeitung der
WkkitechadlerMordtlytten hinzugezogen
worden. 'Eg war Dr. Winsloto der
die Theorie aufstellte, der Mörder
nriisse Mediziner sein. Bis auf den
heutigen Tag hat der Sachverständige
seine Necherchen nicht aufgegeben noch
ist er von der Behauptung abgetom
men, dasz Jack the Ripper keineswegs
identisch war mit dem in New York
liingerichteten Jren.
Jetzt hat Dr. Winslow als ein Ne
sultat seiner Nachforschungen einen
Brief von einer oerheiratheten Time
aus Melbourne erhalten, den er, die
Namen zurückhaltend im Aus-Fuge der
Pall Mall Gazette übergeben hat. Ter
Brief lautet: »Sie haben recht. Vor
Ihnen hatte er tatsächlich Angst, denn
er verließ London in einem Schiff,
das den Namen Murrumbidgee trug
und erarbeitete seine Passage nach
Melbourne, tvo er Ende 1889 lan.
dete.«
Das war also nach der letzten der
RippenBluttthem Jnteressant sind
dann die Einzelheiten aus dem Leben
Jacls.
»Er ist in Melbourne, Bictoria, ge
boren, und hat auch dort in der Scotch
College (Universität) studiert. Der
verstorbene-Dr — war ein großer
Freund seiner Familie; von ihm hatte
er auch seine chirurgischen Kenntnisse,
denn der Doktor ließ sich häufig zu
den Sektionen von ihm begleiten. Jn
Melbourne angekommen, heirathete er
Mis; —, die aber bald starb.«
Der Brief seht dann fort, daß die
Frau Jacki eines natürlichen Todes
starb. Um die e Zeit lernte die Kor
respondentin r.Winölows denMann
lennen. Er erzählte ihr, welch schlim
me Zeiten er in London durchgemacht
und kaufte alle Londoner Zeitungen,
die er nur bekommen konnte. Nament
lich solche, die den vollständigsten Be
richt der Whitechapeler Morde enthiel
ten. Sie fragte ihn, warum ek alle
diese Zeitungen taufe, und er antwor
trie:
»Ich will sehen, was in London los
is .« Jch sagte: »Welch ein fürchter
licher Mensch, dieser Jaa the Rip
speie« Ek antwortete ,Eigmthiimnch,
! daß diese Verbrechen aufhörten, sobald
Jich England oerlassen.«
f Diese Bemerkung machte « die Frau
sstutzig Sie waren später häufiger zu
stimmen und immer wieder tauchte«
das Jack- the-Ripper - Thema auf.
«Dann, in einer vertraulichen Stunde,
gestand der Mann seine Identität.
Zuerst sagte er, er habe aus Rache,
i später, er habe aus Gründen des Stu
sdiurns gehandelt. Der Brief lautet
dann weiter:
J »Ich schrieb nach Scotland Yard.
»Sie Robert Anderson antwortete mir,
aber da ich ihm schon alles mitgetheilt
hatte, was ich wußte, antwortete ich
meinerseits nicht wieder. Jm letzten
HJahr schrieb ich dann noch einmal, er
Hhielt aber keine Antwort.
; Zuvor hatte ich »Jhn" in Mel
bourne im Jahre 1894 der Polizei
überliefert, die ihn ins Verhör nahm.
’Er sagte aus, er sei 1890 in Mel
sbourne gewesen, und als sich die
’Wahrheit dieser Behauptung heraus
stellte, ließ die Polizei ihn laufen, ohne
izu fragen, wo er denn im Jahre 1889
lgewesen. Er lachte und sagte zu mir:
; »Sehen Sie, welche Esel diese Kerle
sind Erst suchen sie den Erdball nach
mir ab und nun sie mich haben, lassen
ssie mich zu einer Thiir hinein und zur
anderen wieder hinaus.« Einem De
tettiv gab ich sogar einen Brief von
ihm, aber der lachte nur. Jch bat ihn,
er möge doch die Schriftziige mit de
lnen jener Zettel vergleichen, die auf
den Leichen gefunden wurden, Jact
the Ripper gezeichnet waren und in
London noch aufbewahrt werdenAber
der Mann that nichts. Jetzt habe ich
die Brief längst verbrannt."
Die Korrespondentin gibt dann den
oollenNamen desMsannes, der zur Zeit
in Südasrila ist und von seinen Ver
wandten und Freunden heute noch
Jact genannt wird. Sie schlägt vor,
mit ihm in Korrespondenz zu treten,
um wieder in Besitz seiner Schriftziige
zu gelangen.
Die ganze Geschichte hat vielleicht
etwas Phantastischeg an sich. Man
darf aber nicht vergessen, daß »Truth
is stranger than Fiction«. —- Wahr
heit oft befremdender ist, als Erfin
dung. Und da Dr. Forbes Winslow
fiir seine Korrespondentin bürgt, darf
man gespannt sein, was Scotland
Ward jetzt unternehmen wird, wie die
heutige New Yorter Poliiei sich zur
Sache stellen dürfte, und ob der geris
senste aller Mörder, der jetzt fast
schon sagenhaste Jack the Ripper
schließlich doch noch seine gräßlichen
Thaten wird biißen miissen.
-.—-—
Vultanische Eiskeller.
Der Dedanle, Eis-steiler im acnnern
von Vultanen anzulegen, dürfte für
den ersten Augenblick paradox erschei
nen. Verständiich wird er schon, wenn
wir erklären, daß es sich natürlich nicht
um noch tliätige, feuersoeiende Bergs-i
hundert, sondern um längst erloschene
Krater, deren ungeheure Laoainassen
seit Aeonen erlaltet und zu hartem Ge
stein erstarrt sind. Jinmerhin stellen
solche natürliche Eisteller nicht gerade
etwas Alltägliches dar, sie sind viel
mehr in naturwissenschaftlicher und
technischer Beziehung von so vielseiti
gem Interesse, daß es sich wohl lohnt,
eine solche Naturseltenheit näher ten
nen zu lernen.
Unsere Reise führt uns an den
Rhein. Bei Andernach verlassen swir
den Dampfer und erreichen mit der
Eisenbahn nach kurzer Fahrt das Ei
feidörschen Nieder-Mendig. Unser
Weg hat uns bergan gesiihrt auf den
Gipfel einer Kuppe, von der aus wir
eine herrliche Rundsicht genießen. Nach
Norden zu öffnet sich ein Ring bucheni
bewachsener Berge, und wir blicken
hinein in einen tieseuThaltessel, aus
dem der Spiegel eine-«- wunderbaren
Sees herausglänzt, der Laacher See.
Aug dein duntlen Grün des umgeben
den Waldes erhebt sich plastisch eine
im reinsten rouianischeu Stil erbaute
Kirche heraus, deren helles Glockchen
zum Gottegdienst ruft· UJtariaLaach
heißt das Kloster, und wenn je ein
Fleckchen auf Gotte-—- weiter Erde ge
eignet ist, zur Andacht zu stimmen, so
ist es dass Landschaftgbild, das sich
vor unserem Auge aufrollt. Hier
herrscht der Frieden.
Aber vor Aeonen war diese stille
Eisellandschaft die Stätte wilder, ent
fesselnder Naturgewalten. Aug den
Bergen, die setzt ihre grünen Häupter
un llaren See spiegeln, lohten ehedem
mächtige Rauch und Feuersäulen gen
Himmel, und an der Stelle, wo heute
der stille See sein abscheulich schmet
tende5, aber silbertlares Wasser in
leichten Weilen ans Ufer plätschert,
erglühte ein Meer iochender Ladu.
Ein solcher Laoasltpm ist denn auch
hinasbgelaufen in jenes Thal, in dem
heute das freundliche Nieder - Mendig
liegt, dessen Einivohnern seit langen
Jahren das brauchbare Gestein zur
Quelle hohen Wohlstandes geworden
ist, «
Wenden wir unseren Blick süd
wärts, so wird unsere Phantasie so
fort aus längst vergangenen geologi
schen Zeiten in die Gegenwart zurück
verseht. Die hohen Schornsteine las
sen ohne weiteres darauf schließen,
daß unser Eiseldörschen neben seinen
Steinbriichen auch noch andere Indu
strien beherbergt.
Wir betreten den Hof einer großen
Brauerei und fragen beim Pförtner
um Erlaubnis zur Besichtigung der
Kellereien an.Der freundliche Mann
öffnet uns eine tleine Tür, die den
Zugang zu einer schmalen Treppe bil
det. Ein eiskalter Lufthauch kommt
uns entgegen, aber schnell schließt sich
hinter uns die Pforte, und nun er
strahlt die ganze Treppe, die 150 Fuß
tief in die Erde hineinfährt, in einem
prachtvollen Lichterglanz, der von
hundert bunten, elektrischen Mühle-m
pen ausgeht. Hundertfiinfzig Stufen
müssen wir hinuntersteigeu, bis wir
das Ende erreicht haben, dann öffnet
sich vor unseren Blicken eine wunder
bare Säulenhalle. Wir befinden uns
in einem verlassenen Steinbruch, mit
ten in der schwarzen Basaltlava. Aber
wo die Arbeit des Steinhauers zu
Ende war, hat der Bierbrauer Besitz
ergriffen und diese unterirdischen
Hallen zu Eis- und Biertellern umge
wandelt. Allenthalben sehen wir un
geheure Lagerfässer, aus denen durch
die aufgestellten Abfüllmaschinen das
fertig abgelagerte Bier in die Ver
fandsäsfer abgezogen wird. Die
Schächte der ehemaligen Steinbriiche
sind jedt zu Fahrstiihlen ausgebaut,
auf denen die fertigen Gebinde den
Weg zur Oberwelt antreten.
Der Kellermeister empfängt uns an
der untersten Treppenftufe und gelei
tet uns durch großartige, eleltrisch be
leuchtete Anlagen. Schwarze Vasall
fäulen, an denen man deutlich die ei
genthiimlichen sechsfeitigen Prismen
ertennt, in denen der Basalt zumeist
erstarrt ist. tragen das 50 bis 60Fuß
hohe Gewölbe. Lange Stalattiten aus
Eis, die aus dem herablaufenden
Sickerwnssjr bei der hier herrschenden
Temperatur entstehen mußten, hängen
von der Decle herab und bilden in
ihrem reinen, weißen Aussehen einen
wunderbaren Kontrast zu dem schwar
zen Gestein.
Die Temperatur in diesen unterir
dischen Biertellern ist im Sommer wie
im Winter stets die gleiche, was be
kanntlich fiir die Qualität des Bieres
von großem Vortheil ist. Jm Winter
werden ganze Abtheilungen dieser ver
lassenen Grubenbaue mit Eis aus
den nahen Teichen gefällt und bilden
so Eisteller, wie sie besser tein Bau
meifter errichten könnte. Das poröse
Gestein ist nämlich ein vorzügliches
Jsoliermaterial. Die feinen, mit Luft
gefüllten Kanälchen, welche die schwar
ze Lavamasse durchziehen, sind sehr
schlechte Wärmeleiter, fiihren also
dem dort lagernden Eis nur sehr
schwer Wärme zu, oder —- was das
selbe ift — die Kälte des Eises wird
nur äusserst langsam an die höher
temperirte Umgebung abgeleitet, so
daß der Schmelzprozesz allmählich
vorwärts schreiten kann.
Unsere Wanderung ist beendet, und
wir genießen noch einmal einen Blick
in diese Katatomben, in denen jenes
braune Getränl feiner Auferweckung
entgegenreift, in dem sich die Feuer
glut der Lavasträme von damals mit
dem tiishauch von heute zu einem
würdigen Ganzen verschmilzt, zu hö
heren Ehren des sagenumwobenen
Gambrinus seine-·- Schutzpatrons.
Pein-T- Beweis-.
Den interessantesten Theil seiner er
solgreichenPolarfahrt, nämlich die Er
reichung des Poles, erzählt Peary in
der Zeitschrift Hamptons Magazine.
Dieses Kapitel seiner Polaraufzeich:
nungen enthält auch Beobachtungen
nnd Berechnungen, durch die er seinen
Standort feststellte, und die hier zum
ersten Male derOesfentlichteit bekannt
gegeben werden. Um jeden Jrrthum
bei seinen Berechnungen zu vermeiden,
hat Pearh, wie er aussijhrt, am Pol
an lzwei verschiedenen Stellen, nach
drei verschiedenen Richtungen und zu
vier verschiedenen Zeiten Beobachtun
gen gemacht. Alle diese Beobachtungen
ergaben das Resultat, daß er sich aus
dein nördlichsten Punkte befinde. Aus
Grund dieser Beobachtungen hält es
Bearh siir wahrscheinlich, daß sein
Fus-, während seines dreißigstiindigen
Aufenthalts am Pol den wirtlich ma
thematischen Pol zu irgendeiner Zeit
einmal berührt habe. Er veröffentlicht
auch das Fatsimile einer thpischenReihe
von Beobachtungen
Pearh hat sich seinerzeit geweigert,
die Beweise seiner Behauptung, den
Nordwl entdeckt zu haben, einem Aus
schusk des amerikanischen Kongresses
zur Prüfung zu nnterbreiten. Die
Wcigerung begründete Peary damit,
das; ihn ein Vertrag binde, aus Grund
dessen Hamptons Magazine das allei
nige Recht der Veröffentlichung der
Berechnungen zugesichert worden sei.
Peary wiederholt nicht alle Berech
nungen, die er nach der Umkehr
seines Gefährten Barlett in der Nähe
des Pols machte, sondern gibt die Be
rechnungen bekannt, die er am 7. No
vrnsber, am Morgen, nachdem er den
Pol erreicht hatte, in Camp Morris K.
Jesup anstellte. Danach war die
Länge seines damaligen Standortes
89 Grad 58 Minuten, das heißt, er
war keine zwei Meilen vom Pol ent
fernt. Kurz ehe Kapitän Barlett um
tel,rte, machten beide unabhängig von
einander Berechnungen ihres Stand
ortes und fanden, daß sie sich 188
Meilen vom Pol entfernt befanden.
Mit ausgesucht kräftigen Leuten und
Hunden schickte sich Commander Pearh
daraus an, den Pol zu erreichen. Und
zwar in fünf Tagemärschen von je 25
Meilen. Er fand die Bodenverhält
nisse des ewigen Eises und die Tem
peratur besser, als er erwartet hatte.
Am fünften Tage war er dem
Punkte nahe, um dessen Erreichung
Männer der Wissenschaft seit drei
Jahrhunderten in heißem Bemühen sich
geplagt hatten. Unter diesem Eindruck
schrieb er in sein Tagebuch:
»Etwa um 10 Uhr am Bormittage
ließ ich Halt machen. Meine fünf Ta
gesmärsche hatte ich gemacht und
schätzte, daß wir unmittelbar vor dem
Ziele standen. Zur Mittagszeit machte
ich in unserem Lager, das wir Motris
K. Jesup Camp benannt hatten, die
erste Berechnung aus Grund des Meri
dians von Columbia, wonach sich un
sere Stellung als 89 Grad 57 Sekun
den ergab. Obgleich ich am Ende des
Marsches und dicht vor dem Pol stand,
war mir infolge vollkommener Abge
spanntheit und Ermüdung, nach den
letzten fchlaflosen Nächten, gar nicht
recht klar, daß ich meine Lebensans
gabe nunmehr erfüllt habe. Wir aszen
rasch und gaben den Hunden die dop
pelte Nation. Während dann Henfon
und der Eskimo die Schlitten entluden,
um sie für nothwendig gewordene Re
paraturen fertig zu machen, verfiel ich
aus einige Sinn-den in einen tiefen,
todtähnlichen Schlaf.
Als ich mich erhoben hatte, schrieb
ich in mein Notizbuch: Schließlich doch
am Pol! Der Preis dreier Jahrhun
derte! Mein Traum und mein Stre
ben seit zwanzig Jahren! Und jetzt
endlich mein! Es scheint alles so ein
fach und alltäglich.
Um 6 Uhr abends wollte ich eine
genaue Berechnung machen, falls der
Himmel klar sein würde. Leider war
er bewälti. Da aber Anzeichen vor
handen waren, daß es sich bald auf
lären würde, brach ich mit meinen bei
den Eskimos E-ging-wah und Si
gloo und einem leichten Schlitten, der
nur meine Instrumente und eine
Büchse mit Fleischkuchen trug und den
ein Doppelgespann von Polarhunden
zog, nach dem Pol aus, eine Strecke
oon schätzungsweise zehnMeilen. Wäh
rend wir marschirten, klärte es sich auf
nnd am Ende des Marsches war ich in
des Lage, eine Berechnung unseres
Standortes anzustellen, welche ergab,
das-: wir über den Pol hinaus waren.«
Pearh sagt selbst, im Augenblick sei
es ihm garnicht recht tlar geworden,
das; er mit wenigen Schritten von der
westlichen auf die östliche Halblugel
hiniibergegangen sei. Bei seiner Mit
taggberechnung in Camp Jesup hatte
die Sonne im Süden gestanden. Am
Scklusse seines Marsch-es, bei der Mit
ternachtsberechnung stand die Sonne
von ihm aus südlich, siir die im Camp
nördlich. Am Mittag des nächsten
Tcaes machte er dann im Camp die
letzte genaue Berechnung
Bekanntlich ist die Genauigkeit der
Instrumente angezweifelt worden, die
Peary benutzt hat. Darüber läßt er
sich in dein Kapitel »Wie ich meine
Stellung am Pol feststellte« aus. Er
lkctte einen Sertanten und einen künst
lichen Horizont wie ein kleines Theodo
lit mit sich. Das letztere konnte er in
folge des Tiefstandes der Sonne gar
nicht gebrauchen. Um mit dem Sex
tariten und dem künstlichen Horizont
genaue Berechnungen anstellen zu kön
nen, baute er eine Mauer aus Schnee
darum, damit der Wind nicht störte.
Jn die Mitte wurde der Instrumenten
tasten gebettet und der Schnee umher
mit Fellen bedeckt, damit nicht etwa
der Stand des Instruments durch
Schmelzen des Schnees verändert
würde.
——--I.
Berulpigend.
»Sie, CI-auffeur, Sie trinken ja ei
nen Kognrt nach dein andernl«
»Na sa — — die Steuerung ist
nämlich nicht in Ordnung, da trinke
ich mir Muth an.«
Der Vergessene.
Regierunasbeamter ibei der Revi
sion·): »Wann ist Ihre Strafe zu
En«de?«
Sträslina litertraulichy »Die war
schon vor zwei Monaten abgelaufen . . .
aber verrathen Sieg nicht« ich bin ver
gessen toorden!«
Beweis.
,,.... Sie glauben also nsicht, daf;
es Deutsche giebt, die weder einem
Verein angehören noch ein Buch her
ausgegeben haben?«
»Nein! Denn gäb’ es auch Deut
sche, die bei keinem Verein sind, so
würden sie darüber ein Buch schrei
ben; nnd gäb’ es solche, die noch kein
Buch geschrieben haben, so würden sie
einen Verein griinden!«
Strohwitwer: Wie ist denn jetzt ei
gentlich die Mode? Trägt man den
Trauring in der rechten oder linken
Wistentasekek - —-«s ,. -- -
s seis« . --- ,...
Es soll ein Plan im Werke sein,
die Eroberung der Luft zu monopoli
steten. Wenn die Herren nur nicht
den Schwindel kriegen!
sitz
—Richter Harris in San Franeisco
legte einem Manne, der um seine Bür
gervapiere sich bewarb, die Frage vor:
»Wer erwählt den Gouverneur von
Calisornia?« Die prompte Antwort
lautete: »Die Southern Pacisics
Bahn!« Der weise Daniel aus dem
Richterstuhle wurde darüber so wit
tend, daß er das Gesuch des Mannes
kurzer Hand abwies. Ein sonderba
rer Kauz, dieser Richter Hat-ris, daß
er die Wahrheit nicht vertragen tanih