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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 9, 1910)
Roman aus dein Volk-leben Rosen und Myrthen Von O. Elfter (11. Fortsetzung und Schluß.) Er verband die Wunde und ordnete ciiurnschläge an. Dann verschried er sowohl für Frau Mantel wie für ihren Sohn nersvenberuhigende Mittel. Die Wohnung war indessen polizei lich awesperrt worden. e»Der Polizei totnmissär ließ eine genaue Durchstr chung des ganzen uses vornehmen, es fand sich nichts erdachtiges. Rie mand hatte etwas oon den Eint-re chern gehört oder gesehen. »Die Verdrecher müssen mit Ihrer Wohnung und Ihren Lebensgewohn heiten durchaus vertraut gewesen sein,Z Frau Manyel«, sagte der Kommissar su der Frau Baumeister. »Auch müs, sen die Burschen sehe gut passende Schlüssel zutn hause und zu der Woh nung gehabt haben, sonst würde ntan Spuren des gewaltsamen Einbeuches an den Schlössern bemerken. Jch ver muthe, daß die Einbrecher mit irgend jemandeni irn Hause in Verbindung gestanden haben. haben Sie Ver dacht gegen irgend einen Ihrer Dienst botenk Den Verdacht, daß die Dienstboten betlseiligt gewesen sein konnten, mußte der Polizeitonenrissör nach weiterer demean bald aufgeben, und somit llied irrt Aufklärung des Eindruchö in leßter Instanz nur die Aussage Max Mangels übrig, welcher sich balsd unter der Pflege ided Arztes erholte, sodaß er sich aller Borfälle genau ent sann. Ei war tlsn zur Gewißheit ge worden, daß der Mensch. der ihm bei seiner heimstunft in der Thürnische entgesgengetreten war, der Eint-rechte g en sein mußte. Dabei fiel then plsßlich ein, daß er diesen öfters in der Gesellschaft Friedrich Gerlyards, semcks Vaters, gesehen habe. Der Entschluß, sich durch diesen Umstand an Anna zu rächen, ließ nicht lange auf sich warten. »Aust- ditte", nahm der Polizeima missar das Wort, »wollen Sie mir von Anfang ans erzählen?« »Gewiß —- ich kehrte etwa um 1 Uhr von einer Festlichteit heim, die einer meiner Freunde gab, als mir in der dunklen hausflurnische ein Mann entgegentrat und sich rasch entfernte. »Ich glaubte, einem gen-ähnlichen Mmler begegnet zu sein, der viel leicht in der Thürnische nächtigen wollte. Jch legt-e mich daher zur Ruhe, obne weitere Sicherheitsmaßregeln zu treffen. Nach kurzer Zeit erwachte ich aus unruhigem Schlummer. Es war mir, als hätte ich das Knarren der hausthiir gehört Da ich durch die hinterthiir meine Zimmer. die abge schlossen oon der Wohnung meiner Mutter liegen, betreten mußte, so wollte ich mich versicheru, ob die vor dere Korridorthiir auch durch die Si cherheitstette ordentlich versperrt war. Ich ging in die vordere Wohnung, die ruhig und duntel dalag. Jch be merkte nichts Verdachtiges und häng te die Sicherheitskette ein. »Als ich zurückkehren wollte, glaub te ich ein leises Geräusch in dem Zim: mer meines verstorbenen Vaters zu hören «Vorsichtig öffnete ich die Thiir — da sab ich einen Kerl aus dem Schlaf zimmer meiner Mutter treten —- ich wollte um Hilfe rufen und forteilen. als ich mich am Halse erfaßt und ge würgt fühlte —- das Licht entfiel mir, im dunklen Korridor erhielt ich dann den Schlag auf den Kopf unb sant bewußtlos nieder. « .Wsas weiter geschehen, wissen wir aus den Aussagen der Dienstboten«, sagte der Kommissar, als Max er schöpft innebielt »Wollen Sie mir nur sagen, ob Sie die Einbrecher tannten und welche Vermutbung Sie haben, wie die Leute in die Wohnung· gekommen sind. Sie müssen obnetz ätveisel gute Nachschlüssel besessen had n.« i »Das glaube ich schon«, entgegnete Ndax mit Lächeln, »denn sie waren Bekannte unseres früheren Portiers Friedrich Gerbard —- wenn dieser selbst nicht mit bei der Einbrecherban de wesen ist —« r Potizeitommissär notirtt sich darauf die Adresse Gerhard’s und empfahl sich. Am nächsten Morgen darauf erschienen Schutzleute in der bescheidenen Wohnung des Portiers in der Meinung-Straße und verhistes ten sowohl den alten Gerhard wie des se- Frau, die Kinder wurden inzwi schen im Waisenbause untergebracht. Anna hatte sich bereits in gewohn ter Weise zur Probe in »das Theater webt-. Ober«gleich bei ihrem Ein tt stürzten hier ihre «lieben Kolle gin-etc wie ein Rudel wiider Thiere entgegen und ein gel non giftigen « ergoß sich il r sie. Max Man i Saat wär in üopggstetrwkise gen. nna wu an ang , wi- iåt ges und woeau Mtem Bald Irrtte ste, das may aus ein un W ltnts mit Doktor MI te. IU Inne- m Ebung folgt-d, ftiirzte fee hinaus aus Edeln Pro saal und ins Freie. ! Ins einer versteckten Bank im Thiergarten ließ sie sich nach langem »Vin- und her-Irren nieder und über « legte was sie beginnen sollte. Den El tern, den hungern-den Geschwistern hat te sie das Opfer bringen tönnen, ihre Schönheit in dem bunten littertram der Bühne zur Schau zu teilen, doch jetzt mußte alles anders werden. Tief ausathmend preßte sie die Hand aus das her und da siihlte sie den kleinen Mhr zweig unter der leich ten Hülle. ihres Kleides und ein weh müthiges und doch glückliches Lä cheln verklärte ihr blasses Gesicht. »Du bist ein Talisman«, sliisterte sie und preßte die band fest, fest auf den. tleinen, unscheinbaren Myrthen-. zweig. » « nd fest weiß ich auch den Wng den ich zu gehen habe«, sprach sie weij ter, dankbar zu dem strahlenden. wol-— kenlosen Winterhimmel aufblickend »Du mein Gott. hast mich nicht ver lassen, Du zeigst mir durch die kleine Mrthe aus den Wäldern meiner Veinrath den Weg zurück in diese Wälder, zurück in die Heimath mei ner Berge. Ich danle Dir, mein Gott, Du hast mich nicht verlassen.« Gefaßt und getröstet durch das in nige Gebet, erhob sie sich und suchte den JUnswe aus dem weiten, wald iihnltchen art. Lange mußte sie wandern. bis das Brandenburger Thor. die Pruntstraße «Unter den Linden« sich ihr zeigte. Jth wußte sie den Weg und rasch schritt sie durch die schon in abendliche Dämmerung sich hiillenden Straßen der elterlichen Wohnung zu. Es war fast schon dunkel, als sie das haus in der Weddi itrasse er reichte. Unbemertt schlii te sie vie nur matt erleuchteten Treppen hinaus. Sie fühlte innige Sehnsucht nach den Vater. nach den tleinen Geschwistern, die mit solcher Liebe an ihr hingen. Wels- Enttiiufchvth welch’ ein Schlag. wie sie von der Nachbarin Frau Schznidt »die traurage Lage ihrer Sllckll ckfllyki Jn ihrer Verzweiflung ohnmiichtig ihnen zu helfen, flüchtete sie sich zu rück nach Friedrichshütte, zu ihrer Großmutter, die sie auch mit offenen Armen aufnahm und sie mit Liebe und Hingebung, wie ihr eigenes Kind pflegte. Wie wohl sühlte sich Anna in dem kleinen Häuschen« inmitten der ver schneiten Berge und der im Winter schIlas trüuinenden Wälder. Die ein Vögelchen sich in das warme weiche Nest schmiegt, wenn es na langer Reise wieder in die Heimath uriickge: kehrt ist, so schmiegte sich Inna in die Arme der Großmutter, so fühlte sie sich sicher und geborgen in dem tlei nen, von Schnee fast begrabenen Häuschen. »Ich werde Dich nie wieder verlas sen, Großmutter«, sliisterie sie der als ten Frau zu, »ich werde mit Dir ar beiten, mit Dir Noth und Sorge thei len — die Welt soll mich nicht zum zweiten Male verlocken." »Ich bin alt und dem Tode nahe, Anna«, entgegnete die Großmutter-. »Wir müssen für Dich und die Kinder sorgen und ich hoffe, es wird sich noch ein braver Mann finden, der Dich liebt, den Du wieder liebst und dem Du oertrauensvoll Deine Hand giebst.'« Alk- ain folgenden Tage die Glo cken der kleinen Kirche zum Gotter oienst riefen, schlug Anna das dunkle Tuch ihrer verstorbenen Mutter um die Schultern, nahm das alte, abge griffene Gebetbuch der Verstorbenen und sagte zur Großmutter: »Komm, Großmutter, laß uns zur Kirche ge hen. Seit ich fort war, bin ich nichts mehr zur Kirche gegangen, ich ioilll Gott um Verzeihung bitten, daß ich seiner so wenig gedacht, und ihm dan ten. daß er meiner nicht vergessen han« Die alte Frau nickte lächelnd mitl dem greifen Haupte, nahm Annns Arm; und wandelte mit ihr den schmalen Pst zu dem kleinen Kirchlein hin s au . . i Mit erstaunten Blicken sahen die Leute aus Anna und ein Flüstern ging durch die Reihen der Kirchgäw ger, als Anna an der Seite der alten Frau in dem kleinen, alten, braunen Kirchstuhl nahe dem Altar Plaß nahm, tvo sie als Kind schon mit ih rem Vater und ihrer verstorbenen Mutter in kindlicher Frömmigkeit ge leiten « , »Sie kommen alle wieder, sagte leise ein alter, silbergrauer Berg-natur »und wohl dein, der noch eine heimath hat,- wo er sich arise-then kann von dein Sturm des Lebens. Sie kehren ase wieder urliek in die Den-rat und »wenn sie eine heimath aus eben siehe»lnbetz, dann kehren fiemiiik sue himmlischen heimath, wo sie end ich!-— end ich Ruhe und Frieden sin Ies « · Die Orgel feste mit mächtigen sk korden ei- nrid feierlich erschallte der W biirch die Obllning der Kirche. Im sei seit tiefgesunkesem da So Wams-s m sei-IM i F s ? E E ; ihre Roth, atie ihr Sorge, allen the-n lKummer gab sie dein Allgiitigen an kheirn und der Allerbarnier neigte sich F zu ihr und legte seine sanfte Hand aus ,ihr herz und liißte mit leisem hauch ihre Stirn und gcrh ihr Frieden. H Langsam leerte sich nach Schluß des Gottekdienstes die Kirch-e. Aus dem tleinen Friedhof mit den versehneiten Kreuzen und Steinen blieb rnian in Gruppen hier und da stehen und plan derte von diesem und jenem. Anna, auf deren Arm s die Groß mutter stii te, war eine r letzten, welche die irche verließ. Mit gesenltern Auge war sie von der Kirche zum Gottesdienst durch die Menge geschritten, sie getraute sich nicht« den alten Bekannten, Freunden und Freundinnen in die Augen zu se ben; seht schritt sie mit erhobene-n Haupte dahin; ein Lächeln ruhte aus ihrem Antlitz, ihre Augen degegnrten frei und osssen den neugierigen, mitlei digen und sreundlichen Blicken der Leute und hier und da begrüßte sie eine Freundin« ihr die band - entge genstreetend. Jeht erst siihlte sie sich wieder in der heimath! Doch plöhlich guckte sie erschreckend zusammen und eine heiße Biutwelle übersluthete ihr Antlitz Dort an dexn steinernen Monu ment. das ntan mehreren verunglück ten Bergleuten errichtet, lehnte die schlanke Gestalt eines jun en Mannes in der grünen Försteruni onn. Sein Auge hing rnit situvermiitdigem Auc druck an dem Antlih Anna’6. Ihr war ei, als sollte sie zu ihen eilen. ihin die ände entgegenstrecken und ihm zuru en: »Ich bin heira gelehrt, Hans Allmerg —- treu und ehrlich - ich habe Deine Brockenroi sen und Myrthen treu bewahrt und Dein Myrthenreis war der Aulis niann. der mich in den Stürmen des Lebens beschüßt hat —-—« Und doch — hatte sie nicht selbst geiaat: »Das isi alles aus und vor bei?« Schmerzhast zuckte es ihr durchs Herz und sie sentte den Blick. Als sie wieder ausschaute und die Gestalt des Geliebten suchte, war dieser ver. schwunden. J 21. K a pi t e l. Friedrich Gerhard befand sich schon einige Wochen in Untersuchungs-hast und noch tonnte sich der Untersuch ungsrichter von seiner Unschuld nicht überzeugen. Es stand seit, daß er mit den eigentlichen Einbrechern Bar tels und Hinrichs in freundschaftliche-n Bette-he gestanden und wenn man ihm auch eine thätiae Amt-Teilnahme an dem Einbruch nicht nachzuweisen ver mochte, so stand er doch im Verdacht. den beiden Einbrechern die Schlüsse des Hauses und der Mancelsschen Wohnung geliesert und die gestohlenen Sachen bei Seite geschafft zu tykben Er vermochte nicht nachzuweksen wo er zur Zeit des Einbruchg gewesen « war. Er selbst wußte es nicht. denn er hatte sich, nachdem er der Ausfah rung im Germaniatheater heiseren-any in verschiedensten Nachtlneipen Ber lins umher-getrieben und wer erst ge gen Morgen heimgelelzri. Aus Freu— de über den Ersolg Annae im Theater hatte er sich einen Rausch anaetrun len und mußte nun selbst nicht zu sagen, wo er iiberall gewesen war Er sowohl wie seine Frau oerstrickten sich in Widersprüche. so daß die Be hörde glaubte, sie seien in das Ver brechen aus irgend eine Weise ver wickelt. Bei der ietzten Vernehmung theilte man ihm mit, daß man Bartels und Hinrichs in England oerhastet babe unsd daß sie bereits in das Berliner Gefängniß eingeliesert seien. Er soll doch nunmehr aesteden, sein Leugnen niisse ihm nicht-, die beiden Verbre cher toiirden ihn ja doch verrathen. Aber Gerhard schüttelte traurig mit dein Konse. »Ich habe nichts zu ge stehen«, murmelte er. »Gott helfe mir«, —- und ließ sich geduldig wierer in seine Zelle bringen. Mit ihre-. war eine Wandlung vor gegangen. Aus dem Dunkel der Nacht stieg vor seiner Seele das traute Bild der lieben heimatl) empor. Er sah das stille, kleine Dörfchen itn Abend sonnenschein daliegen, wie er es zum lehren Mal gesehen, als er vor:ges Frühjahr Abschied nahm. Er sah die grünen Wälder. die ragenden Berge, er hörte das Rauschen der Bäume. das Stanepsen der Eisenlzämrner und das dumpfe Pochen in den Bergwerten nnd hätten; er sah die kleine Hütte anr set what-K wo er seine Jugend, seine besten annesiahee in stillem clilQ tn fleißiger Arbeit verledt, und Heiße cdränen stiegen ils-n in die Au gen, dle sich vergeblich nach dein Trost des Schleiern-vers seh-rieth P ich horchte er aus. Durch die Iille Sagt dran en llende kuse aus rein ngni s. Oerhard lief an das G tersenßer used es sk lang ils-, mit einiger Anstrenginz die Situation zu it chauen. s ehst aus der l en n III-er stand ein zart-. hell de after von dein durch die scheue-en lten Wdeu M. cs war ein Its poeqer. Der Posten unten hatte ihn sei-erst, hatte die Wache alarrnirt und rief nun hinauf: »Zurü- oder ich schieße! .Schiefs,e, fo viel Du willst«, rief der Flüchtling herausfordetnd zurüa.3 Gerhord erschauerte. Diese Stirne-ei war des langen Mittels Stimme» Doch ehe er noch alles recht begrifH trachte ein Schuß —- der Verbrechee« wankte —- feine band fuhr mitl tranrpfhaftem Griff nach der Schul ter. die ins Geschon durchbohrt hatte. Einen Moment schien er von der Mauer herabftiirzen zu wollen, aber mit eiferner Willenstraft hielt er fich aufrecht und eilte sdie Mauer ent lang. Der Schuß des Postens hatte nun das ganze Gefängniß alarrnirt Auf den Korridoren ward es lebendig, die Gefänigtoärter liefen herbei. eine Patrouille der Wache eilte auf den Posten zu. der gefchoffen hatte. »Ein Gefangener ift entsprungen dort auf dem Dach.ift er -—-—« »Schiefzt ihn herunter, wenn er nicht freiwillig herunterkommt!« Wiederum trachte ein Schuß. Bar tels lachte höhnifch auf. Das Ge fchoß fchlug ttatfchend neben ihm ein. Er troch weiter. Aber die Wunde in der Schulter fchmerzte ihn immer heftiger und hinderte ihn an der ra fckien Bewegung. Da gewahrte Ger tard plöslich von Barteli wenige Schritte entfernt in taueendersSteli lung noch einen zweiten Mann. Kein Zweifel, das war hinricht. Ger hards Pulfe flogen wie im Fieber. Wenniekt die beiden Verbrecher ent wischten, fo wußte er keine Möglich teit mehr, wie er feine Unfchutd noch weisen follte. Jest fah er, wie hin räche in gebückter Stellung dem Blitz obleiter sich näherte und bald darauf en ihm in die Tiefe hinahgiitt Von den Verfolgern achtete niemand auf den zweiten Flüchtling. aller Auf mertfamseit wendete sich Bartels zu Ein Lachen erscholl aus der Tiefe. Bartels ftieß einen Fluch aus. ,Der Hund hat sich gerettet.« »Willst Du gutwillig iuriicktehi ren?« rief der Patrouillenfiihren »Ein Efel müßte ich fein. toenn’s ichs thiite —", murmeite Bartels undJ UVO Milch · Jth hatte er den Bliyableiter er reicht und richtete sich empor, um ihn »in umklammern —- da fielen-mehrere Schäfse —- ein Schrei —- etn kampf haftes Schlagen der Arme —- ein Tat-mein —— und lenfiiber stürzte der getroffene Verbrecher in die furchtbare Tiefe. Mit entsetzlichem Krach fiel die Masse des schweren Körpers auf dacs Pslaster nieder und als eine blutige. zerrissene. zersdnnetterte, lebtose Mass: blieb der Abgestiirzte liegen. Die Wärter tanien nut Laternen herbei. »D-achte ich wiss doch«, saate der Jnspeltor. »daß es der Bartels war —— Tragt ihn fort -— er ist todt. — Aher wo ist Hinrichs — der zweite Ausbrecher?' Man suchte überall. Patrouillen durcheklten die Straßen, der Tele graph alarrnirte alle Polizeistationen, man durchstreifte die ganze Statt, der isceibgesehnittene Riese« blieb verschwnn n. Als man in die Zelle Gerhords trat, lag dieser-besinnunaslok am Boden. Die Ungewißheit seines Schicksals hatte ihn surchtlvr gewar tert und die eben erlebte ausregende Szene nahen den letzten Nest seiner Kraft. Er fiel wie lebloe nieder »Es ist noch Leben in ihm, tragt ihn in das Laz;1reth«. sagte der Gefäng niß-Jnssettor nach kurzer Unter lud-sung Die Wörter hoben den Unnliialis chen auf und trugen ihn vorsichtig fort. Sie hatten in dem stillen Mann mit den trauriaen, schwermitthigen Augen, »dem der Gram, vie Reue ani dem verhärrnten Antlitz stand. nie mals einen Berbrechee gesehen. Sie glaubten nicht an feine Schuld, das tragische Geschick seiner Familie, sei nes Lebens war ihnen betannt getrot den nnd sent fühlten selbst die ver härteten Herzen dieser Männer, die tiialieh so viel Noth und Elend, Sünde und Laster sehen mußten, innigek Mitleid rnit ihm. Man hatte dein schwerlranten Ger hard im hespital ein kleines Jnimer angewiesen, in dern er allen lag. Anna war aus die Nachricht von dein trauriaen Schicksal ihres Vaters zu seiner Pflege herbeiaeeilt, denn Frau Gerhard vermochte vie Pflege nicht zu übernehmen, sie war selbst trank und schwach und war nach ihrer Entlassung aus der hast nach Zeiedrichshiitte rnit ihren Kindern gereist. Allein wollte aber Anna ihren Vater nicht lassen; wenn er auch die anfmertsarnste se handluna in dem Dospital sand. so fehlte doch die sanfte Pflege einer weib lichen hast-, die Theilnahme eines lie benden herze-et s riedrich Gerhard zeigte sieh anchs h ent, als seine Joch-irr an -seins Arantenlaser trat. Von diesem Ta » an besserte sich sein Zustand stetig. fä bas hie setzte hofften, ihn in eint en’ kochen als eheilt entlaIen zu ign nen. Die Un shall-Gerer hatte sieh nnpmifelhaft herauiaesiellt M lan Irn suchen war es gelungen. den entflohenen inrickzs wieder einznfnnz gen nnd die er halte ein offenes Ge fländniß abgelegt. Nach der Freisprechung GerharW von aller Schuld an dem Embran lehrte er als ein ganz anderer in dies Deimalh zurück. An Leib und Seele genefem gelang es ihm bald« dort wie der lohnende Beschäftigung zu finden und der Familie erblühle wieder Glück und Zufriedenheit Auch für Anna waren des Lebens fchwerfle Stunden überstanden. In der Heimats, in den Wäldern des Vorges. fanden sieh-dort wieder die herze-L hnns mußte sich ·und Anna gest-km das er ein Thor gewesen, als er glaubte. sie vergessen zu können. Ein Kniefslliger, ward er um ihre Liebe und ihre hand« und Anna — uun sie ließ sich eine Myrihentroue in ihr goldiges hear winden. »Nein-I dem Röschea qui felsigem Grund Da stehet die Mnrihe immer grün. Und die Treue, die Treue zu ewiger Stand Wird neben der Liebe im herzes biiilfn — Röfelein roth und Myrthe grün, Ewig sollt ihr im Herzen bläh’n.« Ende Der Ietchtheees Irgenmetenh Die außerordentlich günstige Boden beschassenheit, sowie die geologischen und tlimatischen Verhältnisse haben Argentinien in wenigen Jahren zu ei nem Haupturodultiontlland siir die tfigliche Ernährung der Menschheit ge macht. Argentinien, das vor 25 Jah ren noch Mehl importieren mußte, pro duziert heute etwa eine Tonne Getreide aus jeden Raps der Bevölkerung Da der Mensch siir seine Ernährung zitt 700 Psund Getreide braucht. so bleiben somit etwa zwei Drittel der Produk ticn siir die Aussuhr übrig. Neben derLandwirthschast bildet die Viehzucht die hauptsächlichste Einnah mequelle Ataentiniens, und ebenso wie die Landwirthschast ganz auf der höhe modeer Einrichtungen steht, ist auch die Viehzucht dem Urzustand, wo das Vieh ohne Schutz und Schirm sich vorn Grase nährte, das eben gerade wuchs. längst entwachsen. Die heutigen cstaneien (Farrnen) mit theilweise bei nahe lururiösen Einrichtungen haben mit den sriiheren Farmhäusern nur noch den« Namen gemein. und an Stelle der derwilderten Felder sind gepslegtr oielsach mit Luzerne bepslanzte Weiden von encrmem Umfang getreten.« Este-n rien, teoiiltert von 100,000 Stück hurnvieh und ebenso vielen Schasen, bilden den Stolz ihrer Besitzer. Außer Getretdehau und Viehzucht spielt die Kultur von industriellen Rohprodulten eine mehr nebensächliche Rolle. so dae Zuaerrohr, sernerBauw molle und Kautschut, doch ist wohl an zunehmen, daß auch diese Erzeugnisse tes Landes im Lause der Jahre zu größerer Bedeutung gelangen werden. Bemerlenewerthe Fortschritte hat in den letzten Jahren die Weinpslanzung gemacht, während der Zahatbau zwar seit langem betrieben wird. aber bis ietzt teine günstigen Resultate aufweist. indem dessen Produtte im Ausland noch wenig Anklang finden. Zu gros her Bedeutung scheint in der Zulunst auch der Dbstbau berufen, denn dant der Verschiedenartigkeit des Klimag gedeihen in dem Lande Orangen, Zi tronen und Oliven ebenso wie stir schen, Aepsel und Birnen. « Von größter Bedeutung sur vie Zu tunst Argentiniens ist die Vermeh rung seiner Einwohner. Heute er reicht die Zahl nur etwa 5 Millionen bei einem Flächeninhalt von 1,095.013 Q-M. Eine unrichtige Vertheilung des Landes durch den Staat und große Schmierigleiten siir den Gan-anderen Eigenthiirner von Land zu wert-en sollen zum Theil schuld an der sich zu langsam dollziehenden Einwanderung sein. Die Vermehrung der Bevölk rung wird wahrscheinlich noch aus Jahre hinaus eine hauptsorge der ar gentinischen Regierung bleiben, denn man nimmt an, dasz das Land leicht 100 Millionen Einwohner beherbergen und ernähren tann. Wenn diese Frage eine besriedigende Lösung gesunden hat, wird es möglich sein, das große. von der Natur ret. gesegnete Land siir Ackerbau, Vieh zucht und Industrie ganz zu erschlie ell. W Zeu- Oetchtchte der Besseres-sein Der zum Drucken erforderliche schwarze Farbstoss war schon längst vor der Erfindung Gutenbergo vor handen. Man brauchte ihn bereite zu den sogenannten Blockhiichern und Einzelschnitten. Durch Gutenberg wurde er aber wesentlich verbessert und den Zwecken der Presse angepaßt, und noch heute bewundern wir das später verloren gegangene prachtvolle Fies schwarz der ersten Druckr. Gute Druck sarbe zu erhalten, war eine hauptsorge jeder gutgeleiteten Druckerei. und noch vor 70 Jahren wurde (nach der Zeit schrist der Zwiebelsiich) inDeutschland der Bedarf an Farbe von der Druckes rei selbst hergestellt. ZunLFarbetochen wurde etwa zweimal im Jahre die Farbenblase vors Stadttor gebracht und mit dieser Arbeit ein Gesellensest verbunden. , Jn der Farbenblase wurde das in Firnio zu oerwandelnde Oel gekocht, das von einem Oel-Mühl« bezogen wurde. Den noch warmen Firnio süllte man in das jdogenannte Farbe saß und vermischte i n mit gutem, rei nein Kienrusz. Als an die Stelle der» handvresse die Schnellpresse trat, ge nügte dao Einriihren deo Ruszeo mit der Hand nicht« mehr. Die aus diese Art zubereitete Farbe gab stets Anlaß zu Klagen. Sie war törnig, Rus lliimvchen gelangten aus die Walzen nnd machten sich alk- graue Flecken aus den gedruckten Bogen unliebsam be merkbar. Geschäfte, die sich ausschließlich mit der Herstellung von Vuchdrucksarben besaßtem entstanden zuerst in Eng land am Ende des 18. Jahrhunderts, mit der Ersindung der Schnellpresse aber erschien ein besonderer Industrie zweig siir die Beschaffung der Farbe. Die alteFarbenblase verschwand gänz lich zu Ansang der vierziger Jahre deo ne rigen Jahrhunderts. Das erste grö ßere, mit Fabritiarbe gedruckte Werk war eine englische Bibel vom Jahre 1795. Jn Deutschland entstanden die ersten DrucksarbensFabriten um 1830. Heutzutage ist ein derartiges Unter nehmen ein sehr umsangreicher und lornplizierter Betrieb, der eine eigene Gaobereitungoanstalt, eine Oelruszo brennerei mit italzinierhiiuserm Lam penruszbrennereiem Rühr- und Reih werten und chemische Laboratorien er fordert. Obo Mancher mertt erst, daß er ins Dunteln tappt, wenn man ihm ein Licht aussteckt. O O I Vom Lustschisserbataillon. —- Un terossizier: »Ja wieviel Teile zerfällt dao Lustschisstu —- «Das lomrnt ganz daraus an, wo es landet." Der kleine Reif-, der Taufe zum Geburtstag gratuliekend: »Liebe Taute. U freue mich, das du schon wieder ein Jahr älter geworden bist.«