Ja, die Sonne! Slizze von Leise Schulde Brüch Banne Röttig feste sich schwerfällig in ihrem Großvaterstuhl zurecht. Nee, es war doch nichts Rechtes mehr mit ihr. Sie spürte das Alter alle Tage mehr. Alter ist ein schweres Matten und wenn man so Zeit seines Lebens vom Spnnenquf sag bis in die Nacht hinein geschaf t hat, dann wexdlen die Knochen doch allmählich mai e. Der ostor in der Kirche hatte ost genug- ·ber den Psalmistenspruch ge predigt: »Das Leben des Menschen wahret siebzig hre, und wenn es hoch kommt, a tzig, und wenn es töstlich ist, ist es Mühe und Arbeit gewesen« Nun, sie war vierundsieb zig, und ihr Leben war wahrhaft löst lich gewesen, wenn Miihe und Arbeit tostlich ist. Aber jetzt, wo sie zurück sah dar-aus« schien es ihr, als ob es eine einzige lange Arbeitsstunrse ge wesen sei und eine einzige lange Sor genstunde von da an, wo sie denken konnte. Denn ihr Vater war friih ges storben, und als sie sieben Jahre alt war, hatte sie schon ihrer Mutter tiichtig helsen müssen. hatte erst die Ziegen der Tagelöhner aus die Weide getrieben, und dann die Kühe der rei chen Bauern, hatte Kinder gehütet und war mit zur Feldarbeit gegangen, sobald sie start genug dau war. Dann hatte sie geheirathet, tte hel fen müssen, das tägliche Brot g ver Yigzensiir die vieLen Mäuler-, ie gar bald zü stopfen waren, und hatte dann, als auch ihr Mann starb, ihre Kinder ausgezogen in Zucht und Ehren und mit vielen Nothen und Sorgen. Und waren sie grvsz und be gannen etwas zu verdienen, kann heiratheten «sie, die Töchter und die Söhne. Und nun hatten auch sie schon alle wieder Kinder und sorgten und quäl ten sich dafür, wie Hanne Röttig es gethan hatte. Und Hanne Nöttig sorgte und quälte sich mit, so daß sie es eigentlich jetzt viel schlimmer hatte als früher. Sie zählte an den Fingern nach. Sie benundzwanzig Enkel warens-, ohne die« die draußen aus dem Friedhof in ihren kleinen Gräbern schliefen und auch schon viel Noth und Kummer ge macht hatten, bis sie da draußen ge bettet waren. Und nun lamen schon die Urenkel, drei waren bereits da. unv eins lag schon da draußen. Wie Hanne Röttig jeht so dasaß und in ten Regen hinaussah der sachte niedersiel und die Wiese vor ihrem Häuschen .mit dem großen Nuß baum daraus in trübseliges Grau gleichsam einhüllte, da schien es ihr, als oh es am allerbesten sei, sie läge auch da draußen bei ihren Kindern und Enteln und hätte Ruhe. brauche nichts mehr zu sorgen, nichts siir die anderen und nichts siir sich selber. Was hatte sie» denn noch groß vom Lebens Alt und morsch war sie. und alles um sie herum war mit ihr alt und morsch geworden. Jlsr Blick ging von der wackligen Bettsielle zu der al tersschwachen Kammode und dem großen Aleiderschrant. lind die kleine Stube war so unfreundlich und trüb, der Putz von den Wänden war hier und da abgefallen. der Regen kam durch das iindichte Fenster, daß von der Fensterbank ein kleines Bächlein in die Stube rann. Ach Gott, nee, wenn-« nu doch ichon· nml vorbei ware. Sie iehnte sich or dentlich danach. Litee, due mußte wirt lich schön fein, wenn man nun alles hinter sich hatte, ordentlich gewaschen und schön zurechtgernacht im Same les-g, nehen dein zwei Kerzen brann ten, wenn die Leute tarnen und gingen und vor lauter Ehrfurcht nur zu fliis stern wagten. Wenn’s doch nur schon io weit wäret Die Welt wurde auch ohnehin alle Tage schlechter. Was das nun jetzt iiir ein Regen war. Hanne Röttig horchte aus das Platschen da draußen. Tae dauerte nun schon heute den ann: zen Tag. Jn allen Dachtraufen klu elerte das Wasser, in allen Rinnen itrudelte es, aus allen Röhren rauschte ee heraus-. Hanne Röttig wußte. sie würde aar teinen irohen Taa mle erleben auf dieser schlechten Erde, und darum märe es auch schon besser, wenn Der Herraott ein Ende machte und sie gnädig nufnähme in sein Reich. Ja, das würde —- ichon das — beste sein —- iiir sie ————————— Ihre Gedanten wurden lanqiamer und undeutlicher. Vor ihren Augen« die leise iusielen verschwamm der hol mit seinen Pfützen und in ihren Ohren rauschte der Regen leiser und leiser. hanne Röttig smachte ein Rickerchem Das passirte ihr jetzt öf ters. und sie war es ganz zufrieden Was konnte ein alter Mensch Besseres thun, als ein bißchen lchlasen, und da bei alles reraeiserh was trauria war. Als sie sich nach einer Weile die Augen rieb. hörte der Regen eben aus« Die Walten schaben lich auseinander. Ein Stückchen blauer Himmel wurde sichtbar, verschwand erschien wieder nnd wurde ausgedehnter. Eine blat se ersierionne zeigte sich auf ei nen Augenblick. wie zwischen Schlei ern, die ihr Antliy gleich wieder ver hüllten. dann aber doch dünner und dünner wurden. Und nun tam wie der ein Sonnenstrahl. Er that Wun der. Er trocknete schleunigst die nas len großen Steine des cholhrigen Untier-, er streute auf die Blätter des doluriderbulchei Millionen Dia i manten, er vergoldete flink den alten Wetterhahn drüben auf dem Kirch thurm und ließ das hohe Schieferdach der Kirche blank und blau schimmern. Und nun kam er herein durch nne Röttias Fenfter. Diteit in anne Röttigs Augen larn er, fo daß sie blinzeln und niesen und sich die Au gen kräftig reiben mußte. Herr-je, das war doch sonderbar auf einmal! Banne Rötti rieb sich noch mals die uaen und sah sich um, fah sich ihre alten Sachen genauer an. Wenn’s fo hell in der Stube war, dann kriegte man doch eigentlich erft den rechten Begriff davon, wie sie aus sahen. Nee, fo schlimm wars doch eigentlich gar nicht. Das Bett lonnte sich wahrhaftig noch sehen lassen das hatte Pitter Kla aien selig vor nun — hanne Röttig mußte erft an den Fin gern abzählen — vor zweiundiiinfzig Jahren hatte Pilter Klaasen dis ge tiichlert. Zweiundfiinfzig adre ist ja auch eigentlich keine Zeit ür fo ein Stück wenn es wirklich gut und däfs tig gemacht ift. Gerade hatte der Sonnensirahl die Kommode erreicht, aus der schön auf gereiht all die Photographien standen, die Töchter und Söhne der Großmut ter nach und nach gestiftet hatten· Die Gläser blisten in der Sonne Heinne«!siöttig mußte blinzein, wenn sie dahin schaute. Asber sie wußte ja doch, was jedes Bild vorstellte. All thrc Kinder und Enkel im Sonntags staat. Sehr feierlich und eigentlich garstig, aber sehr schön siir Hanne Rottigs Augen und köstlich für ihr Herz. « Und die Sonne tanzte auf der blanten Platte der Kommodez sie huschte weiter und übergoldete die schadhafte Tiinche an der Wand. Sie machte alles bliß und blant. Die gute, warme, glänzende Sonnet Wenn sie so ein paar Stunden schien, so recht träftig uno hell, dann trocknete das Korn draußen schnell. Dann tonnte man es morgen einfahren. Dann gab es Brotfrucht genug fiir den Winter. Hanne Nöttig athmete tief auf. Und jetzt rief etwas draußen vor dem Fen ster nach ihr. »Großmutter. Groß mutter, kucte doch emal eraus!« Das Kläschen spektakelte draußen Es hatte in der Pfiiße arriihrt und sich« sein dickeb, rundes Gesichtchen ganz und gar beschmiert. Eine Glasscherbe hatte es gefunden, die hielt es trium phirend in die Höhe, daß die Sonne sich darin blitzend spiegelte. »Auch doch, Großmutter, das schent’ ich dir.« Und er waciekte eifrig auf seinen noch nicht ganz sicheren dreijährigen Beinchen herein und stand in der Stubentbiir, ganz von dier Sonne be schienen und vergoldet, nnd legte Hanne Nöttig vorsichtig, wie einen kostbaren Schoß, das Glasstiick aus den Schooß Und die Großmutter wischte ihm sorglich sein Gesichtchen ab und gab ihm dann einen kräftigen Schmaß. H »Magst du Großmutter gern haben· »Kläschen?« sSeine dicken Aermeken schlangen sich um sie und driiekten ihren alten Kotef . fest an ficht »Huch, wo aern!« ) Ner. Hanne Nottig mochte noch nicht sterben und von zwei Kerlen be ichienen im Same lieIen. Das- batte doch noch ein bißchen Zeit. Ihre Leute Idrauchten sie doch noch. Und sie wollte Eboch auch nott- sehen, wie ihre Enlel iiruchsen und gediehen. Es saß sich gut s in der geniüthlichen Stube in der war jmen Sonne, und das Leben war doch snoch nicht so schlimm. Ner. gar nicht ; schlimm war es. iss war schön, in der sSonne zu sitzen und sich von ihr be sicheinen zu lassen und den dicken lJungen auf dem Schoon zu haben kund ihn zu bätscheln. I Das Alöpchen hob die Scheibe in »die Höhe. Die Sonne spiegelte sich sdarin, daß es blitzte und funkelte, während er fie mit seinen ungeschickten ;.f)öndchen drehte. Wie lauter Edelge stein funtelte es, wie ein Stiiet eines i köstlich-n Mörchenschaßes. ; Und hanne Nöttig niktte lanasam smit dem Kopfe. Ja, die Sonne! - -·---— Its einer .leinen Residenz. Jn eine kleinen Residenzstadt hatte jüngst Die wohithätiae Gräsin B. ei I nen Vatar zum Besten eines Kranken Hhauses veranstaltet und dabei auch Jselbst einen Verkauf-stand übernom »wen. An diesen trat mit mehreren sgerren auch der Bantier L» der als eizhass ersten Nanges allgemein be stannt war, heran. (5r schien aber nicht die geringste Absicht zu haben, »etwas zu tausen. Die Gräsin glaub Ite daher, ihn ausmuntern zu sollen, s unsd fragte in siebenåwiirdiastem Tone: s»J«st nicht vielleicht ein hübsches No tizbuch gefällig?« »Dante, brauche teins.« »Vielleslicht ein Bleististhalter?« »Dann, schreibe nicht· »Ob« hier eine appetitliche Bonboni s niere2« »Dante, nasche nicht« Die Gräsin stuhte, löchette dann ;aber den Bankier, an dem ihre bitten ; den Augen nanz wirtungssos abpratli sten, etwas book-oft an nnd bemerkte sschliesisiche »Ich würde Ihnen, mein then-, gern nech dieses Stück Seife sanbietem aber ich siirchte, die Ant wort zu erhalten: Dante, wasche mich nicht« — sitt Müller: »Du könntest mich doch aber Deinem Freunde vorstellen.« Leb-nann- «Nicht tu machen, lieber pump ich Dir süns Markt« , - Pf I f Its-« f « Wie Sie mir, so ich Ihnen . . . humoreste ron E. Nolfs. »So, mit ibr bist »du einig? Das ist ja ganz schön, aber deshalb kriegst du die Käte Bärner doch noch lange nicht!" »Wiesc? Das tannst du ja gar nicht wissen! Es ist doch schließlich nichts gegen mich einzuwenden. Jchbin -——« »Du bist Assessor, Reserveoffizier, aus guter Familie — alles ganz schön. aber irgendwo haperts schließlich doch. Mir ist's, als ob du den Referendar erst aus zweiten Anhieb —« »Na ja, freilich. Aber erstens weiß sdas hier sonst keiner, nnd es ist doch auch gerade nichts Eizrenriibriges.« « »Du iennst den alten Dickion ebenj nicht« den du zu deinem Schwiegerva-; ter ertoren basi. Jch weiß aus sicher-« ster Quelle, daß er schon drei Anträge abgewiesen hat. Der Schlauberger zieht jedes Mal erst Ertundigungen bei einem Austunstsbureau ein; und wenn dann nicht alles stimmt, lehnt er den »ehrenden Antrag« glatt ab.« »Donnerwetter! Also deshalb ist meine tleine Käte so zaghaft und forscht so angelegentlich nach meiner Vergangenheit! Aber trotzdem — ich wilxzs on txjigeig ifann ich auch ’inal mi iramen gerasselt bin und ein paar Tausend Mark Schulden habe, die zu bezahlen dem alten Börner doch eine Kleinigkeit ist. Den möcht' ich se hen, der in meiner Lage teine Schul den hättet Mein Vater hat außer mir noch vier Spröszlinae und tein Vermö gen. Vom »boben Titel« und der »be oorznaten gesellschaftlichen Stellung« lebt man eben nicht. Also, mein lieber Freund und Genosse meiner Kinder spiele, ich werde alles aufbieten. sämmtliche Widerstände des vorsichti gen Herrn Börner zu besiegen.« »Ein gespannt, wie du das anfan gen wirst. Sehr gespannt!« »Ich auch. Vorläufig ist mir·s noch gänzlich schleierbast. Aber guter Natb tommt bekanntlich über Nacht. Und damit Servus, alter Junge! Es bat schon vor zehn Minuten neun geschla gen und mein Chef hält sehr auf Pünttlichteit.« . · ,,Wiederseben, Alfred! Jch bdr’ auch! leben die Schulglocke läuten —- die Pause ist zu Ende.'« Damit eilte ders Oberlehrer dem Realschulgebäude zu.s und der Assessor begab sich eilendens Schrittes zum Amtsaericht. f— z— s Vierzehn Tage nach dieser Unter redttng« an einein Sonntag Womit-s tgg zur üblichen Visitenstunde, steuerte? Assesscr Türtheim im Galaanzug aus» die Billa des Großkausmanns Börners zu, schellte und reichte dem Mädchen seine Karte« mit sder Bitte« ihn dem( herrn des Hauses zu melden. s Das Mädchen kam sosort zurück und ließ den Assessor in den Solon ein-» treten mit der Bemerkung, Herr Bör ner wiirde gleich erscheinen, er müss nur erst einen dringenden Brief been den. Kaum war die dienende Fee ver schwanden« als sich die Tbür nusthat, und ein allerliebstes junges Mädchen eintrat. «,Ki1te" —- ,«Fred« —- nur ge dtimpst ertlnngen die Namen, und dann lasen sich die zwei in den Ar men und sliisterten eilig mit einander. »Er tdut’s nicht« Fred — O, er ist so bedenklich — Jn« wenn Muttckfen zu entscheiden hätte —« »Dumm» Zeug, Mite. Er must einfach. Jch werd’ ihn schon dazu bringen!« »Ach du weißt nicht« Fred, wie Papa ist. Wenn du irgend etwas aus dem Kerbliolz hast« dann ist’g ang. Papa ersälirt alles. Jch tann gar nicht begreifen, wie er’5 anfängt. Bis jetzt war rnir’5 ja einerlei« denn siir die drei« die mich wollten« half ich mich wohl ein bischen interessirt, aber du bist doch meine erste wirtliche Liebes illnd wenn Papa wieder »nein« sagt, dann weis-. ich nicht« was ich thue!" . »Er sagt nicht nein, Aäte —- ich sverstchere es dir —- ich ——« l »O Gott« da kommt er« das war lseine Thür, die eben aus- und zuging. I— Ach Fred« ich sterbe vor Angst!« »Mit diesen letzten hastig herauf-gespru ldelten Worten verschwand Fräulein sKäte so schnell, wie sie gekommen und Herr Friedrich Leberecht Biirnef trat ein« mit der ganzen Würde, die ihm eigen war. »Er-ten Tag, mein lieber here As sessor. Nun, so seierlich2 Doch tein Abschiedsbesuch2 Die Herren wechseln ja immer so schnell.« »Nein. Herr Börner« es ist tein Alb schiedsbesuch Jch hosse im Getreu theil, noch recht lange hier zu bleiben. Es gefällt mir ausgezeichnet, und wenn sich unser Aussickstesiilsrender demnächst pensioniren läßt —- eg ist lenen sicher bekannt« daß er’s dort-it —- denke ich als Amtsrichter einzu riicken. Jch bin nämlich gerade an ver Neid« f J « · « « »So. so, also kein Abschiedsbeiuch Dann does ich mit wohl die Frage er lauben. was sonst idie Veranlassung-— « »Gewiß, Heer Mienen Sie sind der Nächste dazu. Ich gestatte mit hier mit« um die and Jst-es Fräulein Tochter zu bitten. Daß Käte mir qui ist, weiß ich. Jch liebe sie von ganzem Herzen und —« » »Da muß der Alte wohl oder iibel »ja« sagen. So ist wohl Ihre Mei nung, mein Heer Assessoe. Aber da kennen Sie mich schlecht. Jch werde meine Einwilligung unt zu einer Vetbinduna neben, die mir volle Ga rantien für Rätes Glück bietet. Des halb musz ich mir zunächst eine län gere Bedenkzeit —- vielleicht 14 Tage Z-— ausbitten.« »Um inzwischen Erlundigungen über mich einzuziehen. Das hab’ ich mir beinabe gedacht, Herr Börner, und ich tann Ebnen die Sache erleichtern und die edentzeit überflüssig ma chen. Ich habe durch einen Freund Be richt iiber mich selbst bei einem renam mitten Anskunftsbureau einfordern lassen. Kosiet mich zehn Mark. Wenn Sie Einsicht nehmen wollen —« Der Llssessor zog ein Schriftsiiickx aus seiner Brustkasche und reichte es dem gänzlich oerbliissten Kaufmann. Langfam entfaltete PMB Und las balblautz »Jn der Untersetunda sitzen geblieben — durch den Referendar ge fallen —- ein paar Tausend- Mart Schulden ——« Als er feine Letiiire beendigt hatte, fuhr er auf: »Und Sie glauben, Herr, daß ich Ihnen, nachdem ich das alles erfahren, meine Tochter —« »Ich glaube noch gar nichts, Herr Bot-net Jch bitte Sie, auch dieses zweite Schriftstiick hier zu lesen. Na türlich wollte ich doch auch die nöthige Sicherheit über meinen Schwiegerva ter haben. Ich gestattete mit, auch über s Sie Erlundigungen einzuziehen, eben-— HCUH bei einein gutrenoinmirten Aus IkunftssDureatn tKosiet mich nochmals Lzehn Mart, die Sie mir vielleicht er setzen. Es sind da auch einige Punkte, sdie mich stutzig machen könnten, wenn sich eben Käthe nicht so lieb hätte. Vor Lfiinfzehn Jahren standen Sie infolge unglücklicher Speiulationen nahe am ’·Banterott. Eine unverhofite Erbschaft Ists Ihnen aus der Klemme. Aver das war doch nicht Ihr Verdienst, nicht wahr? Sie leben jetzt — wie heißt der Passus? —- ach hier! — Sie leben jetzt in ausgezeichneten Ver Mpgens-Verl,ältnissen. Also brauchen Sie sich an meinen paar Tausend Mart Schulden keineswegs zu stoßen· Weiter: Jhr ältester Sohn ist als Unterfelundaner wegen Theilnahme an einer verbotenen Verbindung vom Ghinnasium entfernt worden. Er hat dann auf einer Presse »die Berechtigung lem Einjährigen erreicht, hat ge dient. ohne befördert zu werden. Für mich als Reserve-Offizier immerhin nicht gerade angenehm» Aber, da ich Ihre Tochter innig liebe, fo werde ich dnH eben überwinden. Jch dente, wir haben uns gegenseitig nichts vorzu werfen, mein verehrter Herr Börner. Jch wiederhole meine Bitte um die Hand Ihrer Tochter und Wise ——« ·,,.ftäthe — Käthe!« Herr Börner riefg mit Stentorstimme, und Fräu lein stäthe mußte sich trohl sehr in der Nähe der Thiir aufgehalten ha— ben, denn diese flog im Nu auf und die junge Dame stand mit glühenden Wangen oor den beiden Herren. »Du wünschest, Papa?« »Hier dieser Schwerenöther will dich haben, und da er noch vorsichtiger ist« als dein Vater, soll er dich trie gen. Wenn du ihn nämlich magst." »Pnpa!« — »Herr Börner!« »Also, dann gebt euch ’n Kuß, ihr »zwei, und ich will insdessen Mutter : rufen.« »Mutter, Mutter!« Wieder flog eine Thiir auf, diesmal die entgegengesetz« .te, die ins Wohnzimmer führte, und Frau Börner erschien, ebenfalls mit sehr rothem Kopf. nnd sie that unge heuer erstaunt. alr- sie hörte, um wag es sich handelte. — »Nun sag’ mir nur, wie hast du das angefangen, du Gliictsrilz?« So forschte der Ober-lehren als er dem Freund gratulirtr. »Das- ist mein Geheimnifi, Alter. Guter Rath tommt eben iiber Nachtl« Noch nicht. «Jhre Frau Gemahlin ist trank? Gefährlich?« ,,Nee, mein Lieber, gefährlich ist die nur, wenn sie gesund ist.« Unerwartete Antwort. Sie: ,,:lliiinnchen, wie findest Du mein neue-s- Balltlede« Er: »Offen gestanden — nur mit Miihe.« (Illeichnisi. »Mit der Frau iit es wie mit einer strawatte —- erst wenn man ne am Heils hat« weiß man, ob sie einein paßt.« Irolliqk Meschichtcheik Es passiren doch noch sehr drrlline Geschichten in unserer so ernst gewor denen, buckligen Welt. Dieser Tage wird ein junger Wiener Arzt zu ei nem Patienten nach Salzburg geru sen. Aus resn Westbahnhos sont er zum Kondulteur, ihm ein nnsedniickseg Trinkgeld in die Hand Brüdern »Bi: te, lieber Freund, wetten Sie mich be stimmt in Salzbiirg. Aber ich schlose ungemein fest. Sie müssen mich ganz gehörig beuteln — im schlimmsten Fall sogar zum Csoupe hinauswersen2« Der Konduiteur verspricht alles, und der junge Arzt steigt ruhig in den Nachtschnellzua —— um am andern Morgen in Wörgl bei Jnnsbruck zu erwachen. Nun macht der Arzt dem Schassner einen Höllenspettatel, schimpft wie ein Nohrspntz und sd,leudert mit den Ver bälmjurien nur so umher, bis der Stationeoorstand lomrnt und tadean meint: . »Aber· Konduiteur, tosie können Sie sich das nur gefallen lassen, tlagen Sie doch auf Ek,renbeleidiqunsn.« Woraus der Konduiteur mit resignirtem Lächeln sagt: »Das ist ja noch gar nichts, Herr Vorstand-Sie hätten den andern Herrn hören sollen — den ich in Salzburg hinnusgeworsen hab!« Ostse- Jesus Weltabaeschieden im Nordmeere er hebt sich ein Eiland, gegen dessen Ba saltllipven unablässig die Brandung tast. Schwer-mittij über die harten Felsschultern den braunen Mantel der Heide gebreitet, kauert es in der un ermeßlichen Oedr. Vor dem rauhen Athem der See gedeiht tein Baum, kein Vöglein singt sein Lied, einzig Miiwem und Sturmvoaelgeschrei schrillt aus treibenden Waltenmassen tlaaend durch das trostlose Schweigen. Ein paar Fischer nur hausten dort, died es Lebens Notbdurft der Wage iniiheselig abrangen; robe und finstere Leute« von denen teiner je den bei-s matblichen Herst länger als aus«-Stun den verlassen hatte. — Eines Tages trieb die Strömung eine große Erdscholle gegen den Strand —- iraendwo von einem g. ita licheren Gestade losaerissen und von derbem Wurzelaeslechte zusammenge halten, und es wuchs auf ibr zauber: hast schön, voll rosiger Knospen ein Apfelbiiumchen. Die Jnselleute liefen zusammen und betrachteten staunend das Wun der: nie hatte einer von ibnen derarti aes geschaut nie batte der unwirtb liche Schovß des Eilands solch’ lieb lich Gebilde aeboren und getragen. Andachtia schier hoben die groben Männer Schalle und Bäumchen ans Land; und sorasam pflanzten siek dort, wo die Strahlen der Sonne wenn sie die breitenden Nebel einmal durchbrach am wärmsten auftraten und am länasten verweilen. Und der Bjum erschloß seine Blü then und stand trie ein Märchen, dris tend und schimmernd. Und die Männer gedachten der al ten Saaen, der laum aeglaubtem ae beimnißvoll von Geschlecht zu Ge chlecht überlommenen, der alten --Sa aen von blauen Inseln wo ewia Sonnenalanz iiber Schlösser-i und Gärten liegt Und sie nannten das Bäumchen dessen Art sie nicht lannten, »Gliickes Iraum«. T Ein paar Tasse rollten dahin: da war die lichte Schönheit zerstorbem das letzte dustende Blatt verloren zwischen den dunklen Büschen der Heide. Doch in den ersten Auaen der Män ner war ein Leuchten zuriielqeblielsem unstillbare Sehnsucht, aber ein Hoser aztch und die unerschiitterliche Gewins lieit: »Wir werden sie finden. trir werden sie finden, wir werden sie schauen, die blauen Inseln. wo ewia Sonnenglanz über Schslössern und Gärten liegt, wir werden sie schauen, ja, und erobern —- dereinst, dereinst!« Reinbard Wolken Dreischntövslqe Jan-tue Unter den Zwischendectpasfaqieren des kürzlich im New Yorler Hasen gelandeten Passagierdamvfers »Not terdnm" besann sich auch eine aus Appeldoorn, Provinz Gelderlnnd stammende, ans 13 Personen bestehen de Einwanderersamiliet Mynlieer Kendrit tun Knoten, seine Frau nnd els Kinder, deren ältestes im 18· Le bensjahre steht. Was Papa Dem Koo ten dazu beivoaen het, mit seinen Sprößlinaen dem Lande Wilhelmint jes den Rücken zu kehren, ist nicht be tannt geworden, wohl aber, daß er bereits Grundbesitzer im Lande der Sterne und Streifen ist. Er hat siel; bei Alton, Iowa, eine Farm tax-sen lassen und- roird, srbalD er Ellig IS land Passirt bat, sich dorthin noch der neuen Heimatb auf den Weg mark-en Taß er dreizehn Tage unterweag sein» wird, macht ihm teine Sorge —- er ii i nicht aberalönbiscbU und selbst das da T mit dreimalige Auftreten der Un . aliictszai,l läßt ihn so tiitsl, wie nurH irrend etioag in der Welt einen fisch-» blütigen Holländer lassen kann. Die Farbe-der Hafer-mein Gelegentlich der Hoftr.iuer für den verstorbenen König von England, wurde von dein «Gauloi5-« daran erinnert, daf; die Trauer —- Farbe fin getriinte Häupter keineswegs- im mer daZ heutige übliche Schwarz :var; speziell in Frankreich, dem jahrhnn dertelang touangebenden Linde, herrschten in dieser Hinsicht wechselnde Sitten So ordnete noch Ludirna Kl. bei seinem Regierungsantritt an, daf; die Farbe der Trauer um seinen Va ter Karl X"ll. scharlnchroth fein sollt-. Ludwia XV» der im Jahre 1726 zu« erft ein offizielles Tranerregleinent nufstellte, bestimmte Violett ali Trauerfarle Für die Verivittiveten Königinnen non Franlreieh irmchhr hunderte hindurch weiße Kleidung die Trauerrsortchrift: fie hatten überdies früher die Verpflichtung nach dein Tode ihre-Z königlichen Gemablg erft sechs Wochen auf dem Paradebett des Verstorbenen, dann fechg Wochen ver dein Bett zu sitzen und ein volles Jahr lang ihre Gemächer nicht zu verlas sen, ein barbarifcher Brauch, den erst die Beurbonen abfchafften. Nach Napoleon l., der übrigens die Hof trauer für den Fall feines Todes auf drei Monate einaeselzriintt wissen woll te, erneuerte die Bestinimnna, das: als Trauerfnrbe Violett zu tragen fei. Erst dac- 19. Jahrhundert hat dann allmählich auch an den Höfen allge mein das Schwarz eingeführt. Patient: ,,Glnuben Sie, Herr Dot toe, daß mitunter Leute lebendig be graben werden?« Doktor: »Bei meinen Patienten lann das nicht vorkommen!« »Du bist doch ciII schrecklicher Don Inan, Mucki. wieviel »1ammcn hast Im denn eigeIItlIch?' Weiß nicht —- muß nächstens wieder ,,Sd1rccklir11, daß der Mensch durchaus einmal JIIchItIIr worden« Förster tznm Treiben der am Kopfe einen Etrciisitmß beiommcn): »Und citat-' nns so a fandumme Stell« muß er dich treff’nl« Erziehung zur Kunst. Hang-from »Wenn ich mit shnen zufrieden bin, dann schente ich hnen alle vierzehn Tage ein Theaterbillet!« Aug-IM: »Ach ja —- Madiam — dns tnär’ fein-, auf meine vorichte Stelle war ich auch mal in’s Theater —- dci juben se Reaumur und Julius« Aussatz- Stilblüthc. »Vor der Schlucht bei Austerlitz war Napleon eigenhändig umhergeritten, um das Schlachtfeld zu erkunden.« Faialer Trost. »Denlen Sie sich-, der Herr Föester hat mich einea lie Schachtel geheißen!«". »Macht nichats — dem darf man ja nur die Hälfte glauben.« Glas-titsch Arzh »Bereitet Ihnen das Schlu cken Schmerzens« Manier Trinler: »Nein —- das Schlucken hat mir immer nur Freude, niemals Schmerzen verursacht.« Geteilt-ich Das siiße Fränzchen —- 4 Jahre alt —- geht mit seiner Mutter spazie ren. — Plötzlich rnit er laut: »Ma mn, ist dirs ein Offizier?« »Aber Franz, dng sciqt man doch nicht so, daß cis nlle liören!« Sie kom men un den Bahnhoi - Fränzchen lsLilt die Hand vor den Mund und flü stert Hans leise: ,«.Uta1nn, ist das eint Lolonmtine?« Mal-rennt Erster Einbrecher: »Die Polizei ist doch selbst dem Teniel iiber.« Zweiter Einbrechen ,,Wieso?« Erster Eint-retten »Na, —- cs beißt doch, wenn mnn dem Teufel einen Finger reicht, so nimmt er gleich die ganze Hand. —- Die Polizei aber, wenn sie nur einen Finaerabdruet be kommt, so faßt sie gleich den ganzen Kerl.« Bittre-. Dame sznm Verderber-N »Sie ver gleichen mich in Ihrem Gedicht mit einer Taube, das ist zutressend, denn für Jlire Liebegbethenerungen muß ich leider stets eine »Taul:e« bleiben.« Im Eisenbnlinwaqem »Der Tarni-s ist doch etwa-J groß artiaes.« " »Gewiß —— ihm verdanke ich mein ganzes Vermögen« »Sie lsind wohl Jiigenieiir?« »Nein —- nber Tabats.ibritmit.« Der tleine Verräther. »Meincm Mann ist gestern im Wirthshaus der Hut Vertauscht wor den, und trug selten vorkommt, er hat einen besseren aetriegt.« Kerlchen: »Ja, nnd noch einen sei denen Schirm dazu; nicht wahr, Pa pai« Die Sprechstnndr. »Warum echt denn der Herr Dot tor immer selten ism Mitternacht? Du wird ’s doch erst gemiithlich.« »Er muß. Es ist die Sprechstunde.« «Mitten in der Nacht wird er doch leine Sprechstunde lialten?« »Er nicht. Aber seine Frau!« p: nicht Dame: »Haben Sie noch denselben Thee wie vorige Woche?« »Ja, Gniidigste, ganz denselben« »Gut! Dann werde ich also tem men, wenn Sie einen anderen halten«